1.04 Schweigende Untertanin? Wenig bekannte Einzelheiten aus

Aus der Bibel gelernt
Nr. 1.04: Schweigende Untertanin?
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Schweigende Untertanin?
Wenig beachtete Einzelheiten an Bibeltexten über die Christin
Untertan?
Eph. 5,22; Kol. 3,18; Tit. 2,5; 1. Petr. 3,1 ist bekanntlich festgehalten, die Frau solle dem
Mann untertan sein. Etwas netter gesagt: Sie solle sich unterordnen. Ich halte diese
Anweisung für bedeutungsvoll. Dabei wundere ich mich, dass mancher, dem diese
Bibelstellen ebenfalls wichtig sind, oft fast geflissentlich die folgenden Beobachtungen ausser
Acht lässt.
Erstens: 1. Petr. 3 beginnt mit „gleicherweise“. Da fragt der Bibelleser: Gleich wie wer?
„Wie die Sklaven“, würde Petrus antworten (siehe 2,18). In dieser Weise und nicht anders
haben sich die Frauen unterzuordnen.
Nun sind die Frauen natürlich nicht automatisch Sklavinnen, auch für Petrus nicht.
Aber punkto Unterordnung kann man sie mit Sklaven vergleichen. Da können wir bei der
Sklaverei abgucken.
Was bekommt man da zu sehen? Es ist davon auszugehen, dass das System der
Sklaverei sicher nicht in Gottes Willen liegt. Sklaverei ist abzuschaffen! Aber weil das nicht
auf einen Schlag geschehen kann, stehen im Alten Testament Gesetze, welche diesen
Übelstand so ordnen, dass das Los der Sklaven nach Möglichkeit gelindert wird, provisorisch
bis zur Abschaffung der Sklaverei. Und im Neuen Testament wird den Sklaven die Kraft
zugesprochen, ihr Los zur Ehre Gottes zu tragen, solange es leider nicht zu ändern ist. Für
Christus könne dieses angeblich verpfuschte Leben sinnvoll und fruchtbar sein.
So und nicht anders sollten sich also die Frauen seiner Zeit ihren Männern unterordnen, rät Petrus. Daraus sehen wir: Die generelle einseitige Unterordnung der Frau ist
gleicherweise wie die Sklaverei nicht nach dem Herzen Gottes; sie ist ein Übelstand, der
abgeschafft werden muss!
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Leider war das zur Zeit des Petrus noch nicht durchführbar, sonst wären die meisten
Ehen zerbrechen. Darum tröstet Petrus die Frauen: Bleibt fröhlich untergeordnet, Gott segnet
euer Leben reich!
Dieselbe Ermutigung dürfen wir noch heute aussprechen, wenn es in einem Einzelfall
nicht anders geht als durch Unterordnung. Aber daraus einen Befehl für alle Länder und
Zeiten abzuleiten: „Männer sollen herrschen, Frauen parieren“, das läge nicht auf der biblischen Linie.
Zweite Beobachtung: Auch Eph. 5,22; Kol. 3,18 sind offenbar so zu verstehen. Auch dort
steht das Untertansein der Frau parallel zum Untertansein der Sklaven, auch wenn dies nicht
mit dem Wort „gleicherweise“ unterstrichen ist. Dann muss man wohl auch Tit. 2,5 so
verstehen.
Die dritte Beobachtung betrifft den letzten Satz vor Eph. 5,22. Da wird zur gegenseitigen
Unterordnung aller unter alle aufgerufen. Das heisst, dass sich nicht nur die Frau dem Mann
unterordnen soll, sondern auch der Mann der Frau. Keine einseitige Unterordnung!
Wie die Unterordnung des Mannes unter die Frau aussehen soll, ist V. 25–33 zu lesen.
Vom Mann wird da enorm viel erwartet, nämlich dass er so zu seiner Frau steht wie Christus
zu seiner Gemeinde. Das Herrsein Christi bedeutet, dass er sich für seine Gemeinde
„dahingibt“. Das ist die äusserste Form der Unterordnung eigener Interessen unter die der
andern. Genau da liegt die Aufgabe des Mannes!
Dasselbe anhand von Joh. 13,14 gesagt: Als Herr der Jünger handelt Jesus wie ihr
Sklave, und dasselbe sollen die Jünger untereinander auch tun. Das ist das Muster für das
Verhalten des Mannes auch seiner Frau gegenüber.
Wir fassen die drei Beobachtungen zusammen: Wenn eine Christin gezwungen ist, ihrem
Mann untertan zu sein, ohne dass er sich auch ihr unterordnet, bedeutet dies zwar ein Leiden
für sie, aber ein Leiden, das sie in fröhlichem Glauben tragen kann und soll. Das Ziel ist
freilich nicht diese einseitige, sondern die gegenseitige Unterordnung. Für Mann und Frau
gleiche Unterordnung, gleiche Freiheit.
„Dass jeder Mann Herr in seinem Hause sei“ ist kein Wort Gottes, sondern das
widerliche Wort des weinseligen, wutentbrannten Perserkönigs Xerxes, Esther 1,22.
„Frauen, seid untertan, Punkt!“ ist eine Irrlehre.
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Das Schweigen in der Gemeinde
Laut 1. Kor. 14,33-36 sollten die Korintherinnen in der Gemeindeversammlung schweigen.
Nicht einmal Fragen stellen durften sie. Anders die Frauen in Ephesus. Laut 1. Tim. 2,11f
durften sie Fragen stellen („lernen“ hiess damals Fragen stellen), aber nicht Lehre erteilen.
Man sieht: Beide Anweisungen sind kein ewiges Gesetz, sondern zwei Vorkehrungen, die
voneinander abweichen, weil es um verschiedene Orte, Zeiten und Verhältnisse geht.
An beiden Orten hatten die Frauen bisher nur hinter einer Schranke dem Gottesdienst
der Männer beigewohnt, besser gesagt: still zugeschaut. Nun durften sie auf einen Schlag
„schrankenlos“ dabei sein! Für viele Frauen war es nicht leicht, mit dieser plötzlichen
Beförderung angemessen umzugehen. Da konnte es schon etwa passieren, dass eine frustrierte
Gattin die Gelegenheit missbrauchte, um ihren Mann vor den andern blosszustellen oder zu
manipulieren. Darum musste Paulus in dieser turbulenten Phase der Neuerungen den ehelichen Anstand schützen. In Korinth schritt er mit einem Redeverbot ein, in Ephesus nur mit
einem Lehrverbot.
Offenbar hatten die Epheserinnen in ihrer Situation nicht denselben seelsorgerlichen
Zuspruch nötig wie die Korintherinnen in dem dort herrschenden Durcheinander der
Gemeinde. An einem dritten Ort hätte Paulus vielleicht noch einmal etwas anderes verlangt.
Sein Hauptanliegen war in solchen Fällen immer dasselbe: Schutz der Ehegemeinschaft. Das
war auch das Anliegen des Petrus, und es muss auch unser Anliegen sein. So verschieden die
Situationen von Fall zu Fall sind, so verschieden werden auch die Lösungen sein.
Wir leben nicht in der damaligen Zeit, nicht in Korinth und nicht in Ephesus. Uns würde
Paulus andere Anweisungen geben.
Dass in unseren Verhältnissen sicher kein generelles Rede- oder Lehrverbot für Frauen
am Platz ist, geht übrigens auch aus der Begründung hervor, die Paulus gibt: In seinen
Verhältnissen vertrage sich das öffentliche Reden der Frau nicht mit dem allgemeinen
Brauch, sagt er; es wäre „nicht schicklich“ (V. 35). Heute findet es aber bei uns niemand
mehr „unschicklich“, wenn Frauen öffentlich reden oder gar höchste Ämter bekleiden. Also
gibt es bei uns keinen Grund, ihnen das Reden in der Gemeindeversammlung zu verbieten,
solange es ihre Ehe nicht stört.
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Die Grundordnung von Anbeginn der Welt
Mark. 10,6 sagt Jesus von der Ehe: „Die Grundordnung von Anbeginn der Welt lautet, Gott
habe den Menschen als Mann und Frau geschaffen.“ Das ist wohl der Sinn des Satzes, der in
der streng wörtlichen Übersetzung „im Anfang (= in der Schöpfung)“ zu kurz käme.
„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“, und „im Anfang“ setzte er keine
einseitige Unterordnung der Frau fest - im Gegenteil! Wenn eine solche Einseitigkeit zur
unabdingbaren, auf unbeschränkte Zeit verfügten Grundordnung gehören würde, so wäre das
an dieser Stelle gesagt. Es klingt viel mehr wie selbstverständliche Gleichstellung. Und Jesus
stützt sich dabei auf die Schöpfungsordnung von 1. Mose 1,27.
Die Männin
Dasselbe ist aus dem zweiten Schöpfungsbericht zu erkennen, 1. Mose 2,23. Da jubelt Adam:
„Sie ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch“ - sie ist1 exakt wie
ich, mir ebenbürtig und gleichgestellt. „Männin“soll sie heissen.
Also nicht „Männerdienerin“ oder so etwas. Von einseitiger Unterordnung der Frau
unter den Mann keine Spur.
Sie soll dem Mann „als sein Gegenüber eine Hilfe sein“ (so der Ausdruck in V. 18).
Wie bei der Verbindung zweier Schläuche: Jedes Ende hat ein Kupplungsstück der gleichen
Machart und der gleichen Wichtigkeit, aber es ist nicht gleich wie das andere; es ist eben das
Gegenstück, ein „Gegengleich“
Eva ist für Adam ein Gegenüber, und ein Gegenüber ist kein Gegenunter. Darum muss
auch die Hilfe gegenseitig sein.
Das hier verwendete hebräische Wort für Hilfe kommt grammatikalisch sowohl in weiblicher wie in männlicher
Form vor. Dass hier ausgerechnet die männliche Form gewählt ist, scheint mir eher unbewusst und ohne
besondere Absicht geschehen zu sein. Ein stichhaltiges Argument für die Über-, Unter- oder Gleichordnung der
Frau könnte ich nicht daraus ableiten.
Dasselbe Wort begegnet Ps. 70,6; 115,9 für Gott - sicher nicht abwertend!
Wer hat den höheren Rang, der Hilfsbedürftige oder der Helfer? Auf dem Unfallplatz kommandiert der
Helfer, aber für ihn liegt die erste Priorität beim Hilfsbedürftigen.
In 1. Mose 1 sind Mann und Frau zusammen die Krone der Schöpfung, im Kapitel 2 ist es die Frau. Die
Familie sollte auch mal ans Kapitel 2 denken …
Bei diesem Wort hat sich die Sekretärin vertippt. Der Satz heisst dann: „Sie ist Gebein von meinem Gebein
und Fleisch von meinem Fleisch - sie isst exakt wie ich.“ Gut, dass sie nicht isst wie ein Kaninchen! (Aber
isst sie exakt wie ihr Mann? Hoffentlich nicht! Kleine Verschiedenheiten sind das Salz in der Suppe. Sie machen das exakte Zusammenpassen erst interessant.)
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Das einseitige Untertansein der Frau gab und gibt es in vielen Völkern. Wo es nicht
landesweit gilt, gilt es doch in mancher einzelnen Familie. Aber es gehört keineswegs zum
schöpfungsmässigen Wesen der Frau, sondern zu den ungerechten Leiden, in die ein
Mensch geraten kann.
Leiden verschärfen?
Erst in der Sündenfallgeschichte wird vom Untertansein der Frau geredet, 1. Mose 3,16. Da
geht es nicht um die ursprünglichen Schöpfungsziele Gottes, sondern um ein später verhängtes Leiden, das einen Teil der Schöpfungsordnung gerade ins Gegenteil verkehrt: „Nach
deinem Manne wirst du verlangen; er aber wird dein Herr sein.“ Die Frau wird die Not des
Verlangens nach dem Mann und die Not des Beherrschtseins immer wieder durchmachen –
nicht weil es im Schöpfungsziel ihres Wesens läge, sondern weil es später über sie verhängt
worden, ist als Störung des Schöpfungsziels.
Zu beachten: Dem Mann ist nirgends aufgetragen, der Unterdrücker seiner Frau zu sein. Er ist
nirgends zum Peiniger ernannt mit dem Befehl, ihr dieses Leiden anzutun.
Er ist ihr Herr, ohne es zu wollen, ja selbst gegen seinen Willen. Er braucht sich keine
Mühe zu geben, die Frau fühlen zu lassen, dass er es ist.
Er darf sich vielmehr Mühe geben, es nicht zu sein. Wenn Christus ihn erlöst hat „vom
eitlen Wandel nach väterlicher Weise“, darf er doch diese Not seiner Frau lindern, soviel an
ihm liegt. Weil Gott Gnade übt, darf der Mann womöglich vom Leiden, das Gott einmal
verfügt hat, zurück buchstabieren bis zu Gottes ursprünglichem Schöpfungsplan: Mann und
„Männin“, bei aller Ungleichheit gleich frei und gleich selbständig, also mit der gleichen
Berufung, einander zu dienen und sich einander (in beiden Richtungen!) unterzuordnen.
Gehorsam ist besser als Theorie
Mit diesen Darlegungen soll natürlich nicht etwa das Thema „Die Frau in Gemeinde und Ehe“
umfassend behandelt sein. Hier geht es nur um ein paar Punkte, die von merkwürdig vielen
Christen und ihren Lehrern gewöhnlich übersehen werden, sodass dann ein angeblich
„biblisches“ Bild von der Frau entsteht, das in Wirklichkeit sehr unbibilisch ist.
Für unser Verhalten geht es an dieser Stelle um die folgenden Korrekturen, die ernst zu
nehmen sind:
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Es gibt keinen biblischen Grundsatz, wonach die Männer über ihre Frauen zu herrschen
haben und die Frauen einfach schweigen und parieren sollen. Männer müssen das endlich
kapieren! Gott will keine einseitige Unterordnung, sondern dass „einer den andern höher
achte als sich selbst“.
2.
In Ausnahmefällen, wo Ehe und Familie nicht anders bewahrt werden können, darf die
Frau mit aller Überzeugung unter dem Gebot und Segen Gottes ihrem Mann einseitig
untergeordnet sein, wie eine Sklavin.
Gott kann mitten in schlimmen, unstatthaften Verhältnissen ein reich erfülltes Leben
schenken, mit Frucht zu seiner Ehre! Das ist eine im Leben oft belegte Tatsache.
3. „Ausnahmefälle“ sind die Regel. Es gibt sie nicht nur in der Ehe (z.B. dass die Frau den
Mann dominiert), sondern überall. Fast jeder Mensch muss irgendwo hilflos „unten
durch“, wo es ihm bitter weh tut. Hat er jetzt das Leben verpasst?
Nein! 1. Petr. 2,18-20 (Schlachter): Ihr Hausknechte, seid in aller Furcht euren Herren
untertan, nicht nur den guten und milden, sondern auch den verkehrten!
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Denn das ist
Gnade, wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegenüber Gott Kränkungen erträgt, indem
er zu Unrecht leidet.20Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr geduldig Schläge ertragt,
weil ihr gesündigt habt? Wenn ihr aber für Gutestun leidet und es geduldig ertragt, das ist
Gnade bei Gott.
Das ist Gnade bei Gott! Solche Menschen sind am engsten mit Jesus verbunden. Ihr Leben
trägt reiche Frucht.
Ein leuchtendes Beispiel lesen wir im Buch Esther: Ein jüdisches Mädchen wird zu einer langen Ausbildung für eine Art von
jungfräulichen „Schönheitsköniginnen“ gezwungen, um sich für eine Nacht dem König hinzugeben. Es gewinnt und muss
zum Lohn ein seltsames Leben am Hof „geniessen“, neben immer neuen Bettgenossinnen seines trinkfreudigen Gemahls.
Aber es macht aus allem das Beste, mit zäher, entsagungsvoller Geduld - und rettet so sein Volk!
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Nr.1.04 der Reihe „Aus der Bibel gelernt“ von Markus Jakob
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