ALBUM 2016 Press Release (de)

ISOLATION BERLIN – UND AUS
DEN WOLKEN TROPFT DIE ZEIT
VÖ: 19.02.2016
(Staatsakt/RTD)
LC15105
Pressetage in Berlin im Januar
CD/LP/Digital
Vorabtrack: XXXXXXXXXXXXXXXXX
Mit „Guitar bands are on their way out“ begründete
Decca Records-A&R-Mann Dick Rowe 1962,
warum er die ihm angebotenen Beatles nicht unter
Vertrag nahm – und damit die größte Dusselei der
Popgeschichte beging. Diese Schote wird gerne
ausgegraben, um aufzuzeigen, wie tüchtig sich
Bizniz-Experten irren können, wenn es um das
Erkennen von Zeitgeist oder großer Kunst geht.
Und natürlich wird sie gerne erzählt, um
aufzuzeigen, dass Guitar Bands ständig als
abgemeldet gelten: Dick Rowe kam es offenbar
bereits vor über fünf Jahrzehnten so vor, als sei
nichts mehr zu holen mit ein paar Typen und ihren
Gitarren, als habe sich die Form überlebt; ein
Leitthema, das noch immer mit zuverlässiger
Regelmäßigkeit durchdekliniert wird.
In der Tat. Ein großer Teil des weiten Feldes
Gitarren-Poprock / Indie tritt sowohl inhaltlich wie
ästhetisch auf der Stelle, doch wie wenig dies mit
der bloßen Form zu tun hat und wie viel mit den
KünstlerInnen, die diese befüllen, beweist Maurice
Summens freundlich-radikales Staatsakt-Label in
den vergangenen Jahren ein ums andere Mal, wenn
es Bands aufspürt und deren Platten veröffentlicht,
die der auf den ersten Blick veralteten Form etwas
Neues, Geiles abgewinnen. Und nun begrüßen Sie
bitte: ISOLATION BERLIN. Der Infotext über ihr Album
UND AUS DEN WOLKEN TROPFT DIE ZEIT beginnt: jetzt.
Eindruck bei meiner ersten Begegnung mit der
Band: Sehr selten treffe ich jemanden, der sich den
eigenen Bandnamen mit Tipp-Ex auf die schwarze
Lederjacke schreibt, so wie Tobias Bamborschke,
Sänger, Gitarrist und Songwriter. Das fand ich
prompt gut, eine Geste, die nicht nur an Punk-
Ikonographie andockt, an das Sich-Trauen (sowohl,
sich die Jacke zu besudeln als auch, die eigene
Band ohne jegliches Understatement abzufeiern),
sondern auch eine Geste, die das Naive und
Abgeklärte enthält, was Rock&Roll in all seinen
gelungenen Inkarnationen so aufregend macht,
diese besondere Mischung aus verspielter
Unschuld (im Sinne von: rein, nicht korrumpiert,
nicht zynisch) und Bescheid-Wissen (im Sinne von:
cool, es kapiert haben).
In der bisherigen Berichterstattung über ISOLATION
BERLIN wurde in einhellig begeistertem Ton
geschrieben – völlig zurecht, weil man kein
Raketenwissenschaftler oder Industrie-Insider sein
muss (und was wissen die schon, siehe oben) um
zu ahnen, welche Wellen diese tolle Band mit ihrem
tollen Album schlagen wird. Beim Versuch ihren
Sound zu beschreiben, werden allerdings häufig
ähnliche und naheliegende Vergleiche bemüht, die
meistens zu kurz greifen und auch übersehen,
welche Bandbreite die Band beherrscht. Ohne
Widerspruch und ohne wie eine Pastiche cooler
Pop-Styles zu wirken, gleiten sie musikalisch von
60s-Beat-Chansons (denke: die junge Francoise
Hardy) über psychotischen Noiserock (denke: Sonic
Youth, Jesus Lizard) zurück in fast volksliedhafte
Balladen (dass das in echt sehr viel berührender
kommt, als es aufgeschrieben klingt, prüfen Sie
bitte anhand des Song "Herz aus Stein"). Im Text
streifen sie die für Pop zwar gängigen Themen
(Liebe, Exzess, Verlust, Wahn, Stadt usw), schaffen
dabei aber ebenfalls spielerisch den Dreh, so
aufrichtig zu sein dass sie nie ins Klischee oder
Altbekannte abgleiten, und so humorvoll, dass sie
nie naiv wirken.
Im Album-Opener "Produkt" darf die personifizierte
Platte bzw. Band aus der Ich-Perspektive sprechen:
"Ich bin ein Produkt, ich will, dass man mich
schluckt... ich will, dass ihr mich liebt und auch die
ganze Welt. Ich lebe für Applaus bis der Vorhang
fällt." Eigentlich sollte dieser Song ab jetzt jedes
Album, das je erscheint, eröffnen, weil darin so klar
die Dialektik jeglicher Kunstproduktion, aller Musik
erkannt wird. Und natürlich wird auch das QuasiPathologische des Künstlertums thematisiert, dieser
diffuse, tragische Wunsch, über die Kunst
Anerkennung zu finden und Liebe zu erfahren. Uff.
Eine knappere, pointiertere, schönere (und dabei
mitsingbare!) Analyse dessen, was wir alle treiben,
die wir Musik machen, veröffentlichen, beschreiben,
promoten, kaufen, hören, gibt es derzeit nicht –
zumal es sich um keine Anklage des Kapitalismus
handelt und wie er Künstlerseelen entstellt, sondern
um eine wertungsfreie Beschreibung. Grandios!
Am liebsten würde ich alle elf folgenden Songs
durchlaufen und etwas über sie erzählen, darüber
wie nicht nur Tobi als Dichter in der Wahl seiner
Worte und der Power seiner Bilder dabei ist, eine
sehr eigene Stimme zu entwickeln, sondern mit ihm
Promotion Kontakt:
staatsakt, Markus Göres, Sonnenburger Straße 54, 10437 Berlin
[email protected] // Fon.: +49-(0)30-39930888
seine ganze Band. Oder über „Aufstehn, Losfahrn"“,
dem die Albumtitel-Zeile entstammt, und das mit
cooler Eleganz in der Gegenüberstellung von
scheinbaren Gegensätzen das Elend der grauen
Großstadt (und der hermetischen Riesenblase
Berlins im speziellen), zum Swingen bringt: den
Schlüsselbegriffen Melancholie und Depression
folgen leichtfüßig-schwermütige dam-badap-dadas
– während Orgel und Schlagzeug in der soenannten
British Invasion wühlen. Oder über das Kunststück,
dass die Band in ihrem Sound und besonders dem
Gesang zwar etwas Greifbares und Körperliches
hat, das aber glücklicherweise nie in dieses
unangenehm Maskuline kippt, in dieses blödversoffene kneipenmäßige Rumgeröhre eines
Westernhagens, das jüngst von manchen Bands so
penetrant wiederbelebt wird. ISOLATION BERLIN
finden mit großer Leichtigkeit einen
unangestrengten Sonderweg für eine machismofreie, nicht-maskuline Körperlichkeit und eine nichtverkopfte Smartness.
Die Band hat UND AUS DEN WOLKEN TROPFT DIE ZEIT
selbst produziert, umso eindrucksvoller, weil es
nicht nur das erste Album ist, sondern auch ein sehr
überlegtes Sounddesign, das nur minimal variiert
wird und von seiner Klarheit und Transparenz lebt.
Es gibt keine „fetten“ Gitarren, die alles zukleistern,
der Bass ist soundmäßig an John Cales 70er-Alben
(z.B. Fear) geschult, so konkret und präzise sitzt er
in der Mitte – nichts entspricht aktuellen
Konventionen davon, wie Pop und Rock klingen und
ist darin die denkbar beste Umsetzung des
Programmes der Band: der Gleichzeitigkeit von
Understatement und Großmäuligkeit, Ekstase und
Entspanntheit, Verzweiflung und Witz, Wahn und
lebensbejahenden Pop-Hits.
Kurz: Das einheitliche Gesamtbild von ISOLATION
BERLIN setzt sich zusammen aus einer Vielzahl von
dezidiert uneinheitlichen Einzelbildern, angefangen
beim abstrakt-expressiven Drip-Painting des
Albumcover von Yannick Riemer bis zu ihren
Portraits und Videos: die vier Musiker haben
schöne, zarte Gesichter, wie Engel, wie der junge
Marlon Brando in Motorradkluft und Mütze, mal
tollen sie herum wie die Beatles im HELP!-Film, mal
lösen sie sich in grau flimmernde Videokunst auf,
covern mal dandyhaft PULP, mal berückend
gespenstisch Joy Division, trauen sich, absolut
unvorteilhaft in bad-taste-Klamotte von einem
grellbunten Single-Cover herunterzugrinsen ohne
um ihre Coolness zu fürchten. Wieso auch. Es wird
eine Weile vergehen, bis jemand mit so einem tollen
Debut um die Ecke kommt.
23.01.16 Wien - FM4 Fest
28.01.16 Berlin - Autorenclub @ Schaubühne
19.02.16 Berlin - Releaseparty @ Feierhalle
30.03.16 Leipzig - Moritzbastei
31.03.16 Rostock - Peter-Weiss-Haus
01.04.16 Hamburg - Molotow
02.04.16 Münster - Gleis 22
03.04.16 Hannover - Faust
04.04.16 Haldern - Haldern Pop Bar
05.04.16 Wiesbaden - Schlachthof
06.04.16 Nürnberg - MUZclub
07.04.16 Coburg - Sonderbar
08.04.16 Karlsruhe - KOHI
09.04.16 Stuttgart - Goldmark's
10.04.16 München - Feierwerk
11.04.16 Gießen - MuK
12.04.16 Bremen - Lagerhaus
13.04.16 Oldenburg - umBAUbar
14.04.16 Bielefeld - Nr. z. P.
15.04.16 Düsseldorf - Zakk
16.04.16 Essen - Hotel Shanghai
23.04.16 Berlin - Bi Nuu
28.04.16 Dresden - Ostpol
29.04.16 Chemnitz - Nikola Tesla
26.05.16 Flensburg - Kühlhaus
28.05.16 Potsdam - Waschhaus
23.06.16 Aachen - Musikbunker
24.06.16 Saarbrücken - TBA
25.06.16 Reutlingen – Vitamin
wird fortgesetzt
Booking: http://koralleblau.de/
Tracklisting
01 – Produkt
02 – Fahr weg
03 – Aufstehn, losfahrn
04 – Schlachtensee
05 – Verschließe dein Herz
06 – Ich küss dich
07 – Ich wünschte, ich könnte
08 – Du hast mich nie geliebt
09 – Der Garten deiner Seele
10 – Wahn
11 – In manchen Nächten
12 – Herz aus Stein
Die Band
Tobias Bamborschke(Gesang, Gitarre)
Max Bauer (Gitarre, Orgel)
David Specht (Bass)
Simeon Köster (Drums)
Björn Sonnenberg, November 2015
Tourdaten
Promotion Kontakt:
staatsakt, Markus Göres, Sonnenburger Straße 54, 10437 Berlin
[email protected] // Fon.: +49-(0)30-39930888