& Informationsmagazin 15. Dezember 2015 | 16. Ausgabe Berg Tal 4448 Läufelfingen · Telefon 062 285 11 00 · Fax 062 285 12 00 · www.dietisberg.ch · [email protected] Wie viel darf ein Mensch kosten? Neid ist ehemals als Todsünde bekannt, mittlerweile jedoch gesellschaftlich en vogue. Niemand mag jemand anderem Geld gönnen. Das alles hilft jedoch nicht weiter bei Menschen mit einer unsichtbaren Behinderung. Ob man will oder nicht – sie kosten etwas. Es gilt Lösungen zu suchen, die sowohl diesen Menschen als auch den Kosten für die Allgemeinheit gerecht werden. Man will das Beste für aus dem Raster gefallene Leute – schliesslich ist man ja kein Unmensch. Es darf aber nicht viel kosten. Daher werden überall Sparmassnahmenpakete eingeführt. Der Grund ist nachvollziehbar, weil an diversen Orten überbordet wurde. Das nützt aber diesen Leuten nichts. Man kann sie nicht sich alleine überlassen. Bei einer erneuten Krise landen sie wiederum in einer Klinik. Später kommen sie wieder nach Hause. Das Spiel beginnt wieder von vorne. Sie befinden sich in einer ewigen Spirale. Vereinsamung, Verzweiflung und Resignation machen sich breit. Bei diesem Drehtüreneffekt steigen die Kosten über das Ganze gesehen an. Werden die Betroffenen jedoch einer Institution wie dem Dietisberg zugeführt, kostet das zwar auch. Die Kosten verlaufen jedoch linear und liegen erst noch tiefer als beim Jojospiel «Gemeinde – Klinik – Gemeinde – Klinik». Da die IV dafür nicht mehr aufkommt, muss entweder die Gemeinde für den Aufenthalt auf dem Dietisberg bezahlten oder die Krankenkassen bei einer Klinikeinweisung. Institution Editorial Liebe Leserinnen und Leser Besser hinschauen In den vergangenen Wochen erlebte ich ein kleines Gefühlschaos. Ein seit 11 Jahren verschollener Dietisberg-Mann tauchte wieder auf. Freude und Erleichterung machten sich breit. Für die Medien war diese Geschichte von hohem Interesse – und zwar weltweit. So schön es für den Verschollenen und für uns war: Irgendwann war es zu viel mit den Medienanfragen. Klar schätzen die Leser eine solch ungewöhnliche Geschichte. Sie ist unglaublich und weit weg von der Norm. Schade, dass nicht das gleiche Interesse für die alltägliche Arbeit in unserer Institution anfällt. Denn auch die ist unglaublich und weit weg von gesellschaftlichen Normen. Wer einmal bei uns hinter die Kulissen schaut, vertieft seine Erfahrungen. Und manch einer müsste sein Stammtischgeplauder anpassen. Doch nicht nur die Arbeit mit Menschen, die an einer unsichtbaren Behinderung leiden, ist anspruchsvoll. Auch die Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden und den Gemeinden braucht Fingerspitzengefühl und viel Überzeugung. Menschengerechtes Leben – gerade auch für unsere Klientel – kostet eben auch Geld. Aber was kostet uns das Verwahrlosen von solchen Menschen? Können wir – die wir uns nach den Pariser Anschlägen so gerne auf christliche Werte besinnen – damit leben und am Morgen uns im Spiegel guten Gewissens ansehen? Daher wünsche ich mir ein besseres Hinschauen. Fortsetzung: Wer Abstürze minimiert, hilft Kosten sparen Das Gesetz sagt, man dürfe den Menschen nicht zu Hause verwahrlosen lassen. Er braucht eine Tagesstruktur. Die Gemeinden haben die Freiheit zu machen, was sie für richtig halten (Waldarbeiten, Tagesstrukturstätte etc.). Einige lassen es von Dritten machen, einige haben eigene Angebote. Das Problem dabei: Die Arbeitszeit nimmt nur ein Drittel des Tages ein und die Betreuung endet mit dem «Ausstempeln» abends. Was passiert in den restlichen zwei Dritteln des Tages mit den labilen Personen? Und an den einsamen Wochenenden? Alleine Wohnen ohne Unterstützung und Begleitung respektive Struktur birgt die Gefahr für weitere Abstürze. Auf die lange Sicht fallen diese Leute zwischen Stuhl und Bank. Und der nächste Klinikaufenthalt rückt wieder nahe. Wie lange dauert es, bis die Krankenkassen auf die Idee kommen, diese Kosten einzusparen und die Aufenthalte nicht mehr zu bezahlen? Dann müssen die Gemeinden das übernehmen. Moralische Aspekte bleiben Was ist der Mensch wert? Kurzfristig hat Gemeinde mehr Kosten, langfristig einen Fall für die Pflegestufe. Der Dietisberg bietet eine Gesamtlösung an. Umfassend denken und handeln tut für diese Menschen not. Betreffend der Kosten müsste eine Ausgleichskasse innerhalb des Kantons geschaffen werden, damit einzelne Gemeinden nicht überbelastet werden. Dadurch wird der Irrweg Klinik gestoppt, der sehr viel Geld kostet. In der Institution Dietisberg müssen die Männer behindertengerechte Arbeiten erledigen Sie leben weiss Gott nicht im Luxus. Stammtischparolen sind fehl am Platz. Die Gesellschaft muss lernen mit Behinderten – sichtbaren und unsichtbaren – zusammenzuleben und mit ihnen menschengerecht umzugehen. Der Dietisberg ist ideal, weil das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt – sowohl kurz- als auch langfristig. Auch wenn hier ebenfalls Kosten entstehen, ist das weitaus besser, als Menschen verwahrlosen zu lassen. Res Thomet Verwalter 2 Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Aus dem Leben gegriffen Verschollener Rolf Bantle aufgetaucht: Herzliches Wiedersehen auf dem Dietisberg 11 Jahre ist es her, seit der Dietisberg-Bewohner Rolf Bantle von einem Ausflug nach Mailand nicht mehr zurückkehrte. Für verschollen erklärt, verbrachte er die Jahre auf der Gasse. Nun ist Rolf zurück in der Heimat – und stattete seiner DietisbergFamilie bereits einen Besuch ab. gebracht werden. Nachdem herauskam, dass er nicht versichert war, organisierte das Schweizer Konsulat den Transport ins Unispital Basel. «So schwach er auch wirkt, lachen kann er richtig laut. Am lautesten, als er von der Reaktion des Oberarztes im Felix-PlatterSpital erzählt, als der von Bantles Geschichte erfuhr: ‹Das war aber ein langer Fussballmatch, den Sie da in Mailand besucht haben.›» (Schweiz am Sonntag, 31. Oktober 2015) Wer kennt sie nicht: die Geschichte vom verlorenen Sohn. Diese Geschichte kommt uns Dietisbergern in den Sinn, wenn wir an Rolf Bantle denken. Vor kurzem erst besuchte Rolf seine «alte Dietisberg-Familie» – es war ein freudiges Wiedersehen! Auch wenn er sich im Alterszentrum Lamm in Basel, wo er zur Zeit lebt, wohl fühlt, so war doch zu spüren, dass Rolf seine Freunde und Bekannten vom Dietisberg vermisst. Wer weiss, vielleicht nimmt die Geschichte ja noch ein endgültiges Happy-End und Rolf Bantle kehrt in den Schoss der DietisbergFamilie zurück, wo er von 1979 bis zu seinem Verschwinden sein Zuhause hatte. Doch zuerst einmal der Reihe nach: Am 24. August 2004 durfte Rolf Bantle zu seinem sechzigsten Geburtstag mit einer Reisegruppe einen Ausflug nach Mailand unternehmen, um das Champions-League-Qualifikationsspiel des FC Basel gegen Inter Mailand zu sehen. Es lief die 85. Spielminute im San-Siro-Stadion, Inter Mailand führte gegen Basel mit 4:1, als Rolf die Blase drückte und er auf die Toilette ging mit den Worten «bin gleich wieder da». Leider war dem nicht so: Als das Spiel zu Ende war, verlief sich Rolf in den Menschenmassen, fand den Weg zur Gruppe nicht mehr, und Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe auch die Reisecars vor dem Stadion glichen sich alle zu sehr. Wie er der Presse nach seinem Auftauchen verriet, dachte er damals «oh läck mir doch», und verschwand in den Strassen Mailands. Dass der FCB verlor, war völlig unwichtig geworden – Rolf ging verloren, und das belastete die Dietisberg-Familie jahrelang sehr. 11 Jahre auf Mailands Strassen Trotz sofortiger Suche war Rolf spurlos verschwunden. Wie sich nun herausstellte, lebte er als Obdachloser im Bezirk Baggio im Westen Mailands, einem Studentenviertel. Die Studenten wurden seine Freunde, versorgten ihn mit dem Nötigsten. Seinen Schlafplatz hatte er im Unterstand eines Gemeindehauses, das Abendessen nahm er im Frauenheim der «Suore di Madre Teresa» ein. Die ersten zwei Jahre auf der Gasse seien hart gewesen, meint Rolf. Nach zwei Jahren schenkte ihm ein Student einen Schlafsack, und Rolf musste nachts nicht mehr frieren. Kriminell wurde er nie, daher wurden die italienischen Behörden auch nicht auf ihn aufmerksam. Doch wie kam es, dass er plötzlich entdeckt wurde? An einem regnerischen Abend im April 2015 rutschte Rolf auf dem Trottoir aus, musste ins Spital Rolf lebte während 26 Jahren bei uns auf dem Dietisberg und wurde von allen gemocht, auch wenn es nicht immer einfach war mit ihm. Er war stark alkoholkrank, doch dank der klaren Alltagsstruktur und dem Alkoholverbot gab es während der Arbeitswochen keine Probleme. Am Wochenende jedoch, wenn der aussichtslose Kampf gegen die Sucht offensichtlich wurde, war es oft schwierig. Wir vom Dietisberg sind auf jeden Fall froh, dass Rolf wieder in guten Händen ist und wünschen ihm von Herzen nur das Beste. 3 Res’ Alpsegen Behindertengerechtes Leben unterstützen Das Pech der einen Gemeinde ist das Budgetglück der anderen. Dieser Zustand ist unhaltbar, weil er am Schluss auf Kosten der unsichtbar Behinderten geht. Ein (Sozial-)Topf, der von allen Gemeinden des Kantons und vielleicht auch von den Krankenkassen gespiesen wird, könnte Abhilfe schaffen. Beim Umgang mit Behinderten, die man von blossem Auge erkennt, sind wir in der Schweiz Weltmeister, selbst wenn es dort auch immer noch etwas zu verbessern gäbe. Einem Blinden erleichtern Hilfsmittel wie Summtöne bei Lichtsignalanlagen das Leben. Rollstuhlfahrer können bei öffentlichen Gebäuden Rampen und Niederflurbusse nutzen. Das alles bezahlt die Allgemeinheit ohne zu murren. Menschen in der Isolation Eine nicht sichtbare Behinderung ist jedoch sehr schlecht akzeptiert. Einfache Arbeiten wurden in der Gesellschaft abgeschafft respektive werden vom Stellenwert her nicht geschätzt. Von der Gemeinde werden diese Leute dennoch unter Druck gesetzt, einen Job zu suchen. Das ist jedoch schwierig, vor allem ohne die dazu notwendige Betreuung. Der Mensch bleibt in der Isolation. 4 Eine Institution wie der Dietisberg kostet ebenfalls. Er beinhaltet jedoch ein gesamtheitliches Konzept von der Arbeit bis hin zur umfassenden Betreuung. Daher sind diese Kosten besser zu berechnen und für die Gemeinden einfacher zu budgetieren, da sie linear anfallen. Gemeinden nicht alleine lassen Ich verstehe jedoch auch das Problem der Gemeinden. Es ist natürlich unsozial, wenn in einer Gemeinde mehr solche bedürftige Menschen leben, als in einer anderen, und ihr dadurch viel mehr Kosten anfallen. Daher wäre es sinnvoll, der Kanton eröffnet ein Gefäss für Leute, die krank sind (Alkohol, Drogen, psychisch Kranke). Sämtliche Gemeinden zahlen in diesen Topf ein. Der Kanton verteilt es dann an die Bedürftigen. Früher mit dem Bund (IV) hat diese System einwandfrei funktioniert. Die Gemeinden alleine sind jedoch überfordert mit dieser Situation. Krankenkassen mit einbinden Vielleicht lassen sich auch die Krankenkassen an Bord holen für eine Mischrechnung. Das wäre die kostengünstigste und beste Lösung. Früher hat man die Leute soweit runterfallen gelassen, bis sie die IV übernommen hat. Das hat die Kosten massiv erhöht. Jetzt landen alle in der Sozialhilfe. Es müsste eine Trennung zwischen den Gesunden und den unsichtbar Behinderten geben. Aus langjähriger Erfahrung weiss ich um die verheerende Situation, wenn die Leute in ihre Familien zurückgeschickt werden. Diese Familienmitglieder leiden auch und werden unter Umständen ebenfalls krank (physisch und psychisch), was wiederum Folgenkosten auslöst. Es wird alles zerstört, bis alles am Boden ist. Dieses System generiert enorme Kosten – für die Betroffenen wie für die Gemeinde. Meines Erachtens sollte die Sozialversicherung wieder ihrem Namen gerecht werden. Gemeinsam statt einsam Statt dass jeder für sich das vermeintlich Beste herausholt, müsste gemeinsam etwas aufgegleist werden. Es ist für uns auf dem Dietisberg aufwändiger, da mit jeder Gemeinde verhandelt werden muss. Die Gemeinden selber verlieren ebenfalls viel Zeit für die Suche nach der besten oder kostengünstigsten Institution. Es sollten alle involvierten Stellen zusammensitzen, um die Problematik zu erörtern und entsprechende Lösungen zu suchen. Daher müssen wir alle ein behindertengerechtes Leben unterstützen – nicht für «Koste es, was es wolle», sondern in einem vernünftigen Rahmen. Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Erfolgreiches Doppel Stephan und Stefan – das kompetente Duo für Körper und Seele Dr. med. Stephan Gerosa erzählt, als «Hausarzt» des Dietisbergs viel erlebt und einige Entwicklungen durchgemacht zu haben. Er berichtet über die mittlerweile notwendig gewordene Zusammenarbeit mit dem Psychiater Dr. med. Stefan Otth. Seit nunmehr 17 Jahren wohne und arbeite ich als Landarzt in Läufelfingen. Ebenso lange bin ich auch Hausarzt der Bewohner des Wohn- und Werkheims Dietisberg. In dieser Zeit habe ich viel erlebt, einerseits mit den Männern und andererseits mit den sehr motivierten Angestellten; ich könnte sicherlich ein Buch darüber schreiben! Da mich das Konzept vom Dietisberg überzeugt, bin ich seit einigen Jahren auch im Vorstand tätig. Anfänglich lebten im Heim vor allem alkoholkranke Menschen mit wenig zusätzlichen körperlichen Gebrechen. Psychisch hatte der Alkohol seine Spuren hinterlassen, jedoch mussten sie nicht medizinisch angegangen werden. Die Hausapotheke war klein und überschaubar – sie hatte in zwei kleinen Schachteln Platz. Seit dem Bau des «Stöcklis» bleiben die Männer jedoch bis ins hohe Alter bei uns und benötigen deshalb altersbedingt häufiger medizinische Betreuung. Psychische Erkrankungen nehmen zu Mit den Jahren veränderte sich die Bewohnerstruktur erheblich. Immer häufiger kamen neue, zum Teil auch sehr junge Männer aus verschiedenen psychiatrischen Kliniken der ganzen Deutschschweiz zu uns. Sie litten an schwerwiegenden psychischen Erkrankungen, häufig in Kombination mit Alkohol- und Drogenproblemen. Da die Psychiatrien zur Einsicht gelangten, dass solche Patienten nicht heilbar sind und die Krankenkassen die teuren Klinikaufenthalte nicht mehr bezahlen wollten, wurde nach neuen Lösungen gesucht und eine solche auf dem Dietisberg gefunden. Teamwork mit Psychiater Um diesen Männern ausserhalb einer Klinik Leben und Arbeiten zu ermöglichen, benötigen sie verschiedene, zum Teil sehr starke Psychopharmaka. Mit Herrn Dr. med. Stefan Otth aus Sissach fanden wir glücklicherweise einen sehr kompetenten und unkomplizierten Psychiater. Er betreut auf der ei- Hausarzt Dr. med. Stephan Gerosa mit Bewohner Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe nen Seite die Heimpatienten und gibt mir anderseits hilfreiche Tipps. Wir bleiben in engem Kontakt und können so die anstehenden Probleme ad hoc besprechen. Auf diese unkomplizierte Weise können kleine Probleme gelöst oder sich anbahnende, unerfreuliche und sehr kostspielige Hospitalisationen vermieden werden. Herr Dr. Otth kommt regelmässig einmal pro Monat «auf den Berg» und führt – manchmal sogar zusammen mit der Betreuung – eine individuelle Sprechstunde durch. Auf diese Weise erhält er über die einzelnen Bewohner wertvolle Informationen, die er in seine Behandlung einfliessen lassen kann. Die Betreuenden und ich sind sehr froh, dass wir mit Herrn Dr. Otth einen solch kompetenten und praktisch veranlagten Psychiater «an Bord» haben und möchten ihm auf diesem Weg unseren allerherzlichsten Dank aussprechen. Psychiater Dr. med. Stefan Otth 5 Klient «Ich wusste: das ist es.» Vom tiefen Tal der Depressionen findet ein Mann Schritt für Schritt auf den Höhen des Dietisbergs langsam wieder Tritt in seinem Leben. Dank umfassender Betreuung, geordneten Strukturen und handwerklicher Arbeit geht es ihm wieder besser. Arthur – oder Thuri – lebt seit August 2015 bei uns auf dem Berg. Der gelernte Maler mittleren Alters aus dem Laufental war verheiratet und ist Vater zweier erwachsener Töchter. Zu seiner Familie pflegt er ein gutes Verhältnis, ebenso zu seinen Geschwistern. Bis vor einem Jahr arbeitete Thuri als Maler, bis ihn immer mehr seine Depressionen gesundheitlich belasteten. Als es gar nicht mehr ging, wurde er in die Klinik eingewiesen und verlor in der Folge auch die Arbeitsstelle. In der Klinik stabilisierte sich zum Glück sein Zustand und es wurde nach einer Anschlusslösung gesucht. So wurde er auf den Dietisberg aufmerksam. Herr Lutz von der Sozialberatung Laufen, dessen Unterstützung er sehr lobt, begleitete ihn zu einer ersten Besichtigung zu uns auf den Berg. Als Thuri bei uns die Schreinerei und Schlosserei besichtigte, wusste er gleich, dass es ihm hier gefallen könnte. «Ich wusste: das ist es», sagt er. Daher kam er wenig später zu uns. Seine erste Arbeit, die er verrichtete, war das Herstellen von Insektenhotels. Schnell merkte sein Vorgesetzter Thomy, dass der Mann etwas kann. Im Moment fertigt er neben Routinearbeiten einen Bauernhof an, der für Zwillinge bestimmt ist. Der Hof stellt beeindruckende Masse dar. Auf qualitativ gute Arbeit legt er sehr Wert. Es ist ihm wichtig, dass sorgfältig gearbeitet wird und dass er sagen kann, wann die Arbeit fertig ist. Das Leben auf dem Berg gefällt ihm sehr gut. Auch schätzt er, dass es Regeln hat. Er findet es in Ordnung, dass diese einzuhalten sind. Dazu gehört, dass kein Alkohol und keine Drogen auf dem Betrieb geduldet werden. Er selber sagt, dass er seit 21 Monaten keinen Alkohol mehr trinkt. Er kommt mit allen gut aus und in seinem Zimmer fühlt er sich wohl. Das Essen auf dem Berg lobt er. Es ist so gut, dass es bei ihm allerdings Hüftgold ansetzt. Die Wochenenden verbringt er auf dem Berg. Für sich selber sagt er, dass er noch nach einer Herausforderung sucht, die er am liebsten in handwerklicher Hinsicht ausführen möchte. Er hat genug Ideen dazu. Auf seine Zukunft angesprochen betont er, er wolle vorläufig unbedingt auf dem Berg bleiben. Er hat nicht nur das Gefühl, er weiss es, wenn er wieder zurück in eine eigene Wohnung gehen würde, dass er wieder in die Depression fallen würde. Und damit wäre am Schluss niemandem gedient. 6 Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Personal Stetige Weiterbildung zum Wohl der Klientel Um unsere Professionalität und unser Verständnis gegenüber den Bewohnern zu vertiefen, absolvieren alle unsere Mitarbeiter Weiterbildungskurse. Vor 32 Jahren gründeten 8 Institutionen mit ähnlichem Konzept, ähnlicher Klientel und Philosophie die «LEITERKONFERENZ». Grundkurs I Lernpartnerschaften Grundkurs II Lernwerkstatt Grundkurs I Menschliches Verhalten (sich und andere besser kennenlernen) Alkohol und Sucht Grundsätzliches über psychische Erkrankungen Einführung ins Erwachsenenschutzrecht Grundkurs II Subjektivität und Wahrnehmung Feedback- und Reflexionskultur Organisationsanalyse Professionalität und Networking Besuch von anderen Institutionen Lernpartnerschaften Vernetzung mit Mitarbeitenden anderer Heime Gezielter gegenseitiger Fachaustausch Kollegiales Coaching zu anstehenden Fragestellungen Umsetzen der Kenntnisse der Grundkurse I und II Lernwerkstatt Fallbesprechung und Erfahrungsaustausch Fachinput, Praxisberatung und Selbststudium Rollenspiele, Reflexionen und Diskussionen Projektarbeiten Mitglieder der Leiterkonferenz Dietisberg, Wohnen & Werken (BL) Stiftung Tannenhof (BE) Heimstätte Bärau (BE) Hospice Le Pré-aux-Boeufs (BE) In unserem Betriebskonzept ist der Satz «Gesundes fördern, Krankes akzeptieren» fest verankert. Aus diesem Grund setzen Mitarbeiter auf bowir in der Wahl unserer denständige, offene und tolerante Menschen, die ihre Ausbildung in einem Spe zialgebiet wie beispielsweise Holzbau, Wäscherei oder in der Landwirtschaft absolviert haben. Dieses «gesunde Fundament» sollen unsere Mitarbeiter den Männern weitergeben. Die Abmachung lautet heute noch, dass jede Institution alle Mitarbeiter (gleich welche Ausbildung diese schon absolviert haben) in die verschiedenen Kurse Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Murimoos, werken und wohnen (AG) Stiftung Werk- und Wohnhaus zur Weid (ZH) Kartause Ittingen (TG) Schloss Herdern (TG) der «LEITERKONFERENZ» − eine inter institutionelle Zusammenarbeit zum Thema Mitarbeiterweiterbildung – schickt. Durch den Mix der Mitarbeitenden der verschiedenen Institutionen, der diversen Abteilungen und mit unterschiedlicher Ausbildung entsteht eine Kursgruppe mit vielen verschiedenen Blickwinkeln und enormem Know-how. Als Kursleiter und Referent konnten wir Daniel Hinder gewinnen. Er ist eine bodenständige, natürliche und hochkompetente Person, die es sehr gut versteht, seine Ausbildung zum dipl. Psychologen und zum dipl. Betriebsökonomen zu verknüpfen und weiterzugeben. Fachmann/frau Behindertenbetreuung / spezifische Ausbildungen Zudem ermöglichen wir bei Interesse unseren Mitarbeitenden die Ausbildung zum Fachmann / zur Fachfrau Betreuung. Christoph Salzmann, unser Leiter der Betreuung, absolvierte als Erster im Jahr 2008 die Ausbildung. Seither bildeten wir noch 12 weitere Mitarbeiter aus. Einzelne andere Kurse und Weiterbildungen werden je nach Bedürfnis angeboten. Dies können Seminare im Bereich Schweissen, Hauswartung, Ernährungslehre etc. sein. Unter anderem sind wir auch offen für Berufsweiterbildungen (Vorarbeiter, Polier etc). 7 Ganz weit Sicht auf eine andere Seite der Welt Letztes Jahr durfte Florian Thomet seinen Zivildiensteinsatz im ostafrikanischen Land Äthiopien absolvieren. Seine Aufgabe war es, während 6 Monaten die Schreinerei des Kinderheims Selam wieder auf Vordermann zu bringen und die Mitarbeitenden in der Kunst des Schreinerhandwerks auszubilden. Hier schildert er seine Eindrücke. Das Kinderheim Selam ist grundsätzlich ein Ort für ca. 200 Waisenkinder. Zur komplexen Institution gehören aber auch noch Schulen (für ca. 2 000 Kinder) und eine Ausbildungs- und Produktionsstätte (600 Mitarbeiter / 200 Lehrlinge) mit diversen Abteilungen wie Metallbau, Landwirtschaft, Schreinerei, Gastronomie, Ziegelei etc. (für Interessierte gibt es weitere Informationen unter www.selam.ch). Ich durfte in dieser Zeit viele wertvolle Erfahrungen sammeln, sowohl positive wie aber auch sehr viele negativer Art. Stundenlang könnte ich über die Schönheit dieses Landes erzählen, über die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen, über ihre Bräuche wie beispielsweise die Kaffeezeremonie, das gegenseitige Füttern beim Essen (Gursha) oder dass für diese Menschen das Jahr 13 Monate hat und sie erst im Jahr 2008 leben. Fehlendes Vertrauen Die Zeit in Äthiopien öffnete mir aber auch in vieler Hinsicht die Augen. Die Armut, die widrigen Wohnbedingungen und die Perspektivlosigkeit der meisten Menschen in diesem Land machten mir sehr zu schaffen. Zudem hatte ich das Gefühl, dass die meisten Äthiopier, die ich kennenlernen durfte, trotz der Freundlichkeit und Offenheit kein grosses Vertrauen in andere Menschen hatten und auch nicht in sich selbst. Das liegt ihnen in jeder Hinsicht als ein riesengrosser Stein im Weg. Geld regiert das Schicksal der Menschen So schön, wie das Ganze von aussen erscheint, so erschreckend und traurig ist es, wenn man mit der Zeit ein wenig die Zusammenhänge anfängt zu verstehen. Nehmen wir jetzt mal die ganze Globalisierung, den immer grösser werdenden Graben 8 zwischen Arm und Reich, die verkümmerten Strassenkinder, die Ressourcen-Ausbeutung und die wirtschaftliche Übernahme der Märkte durch China usw. aus dem Spiel, machte mir ein anderer Punkt sehr zu schaffen. Egal, wie arm eine Familie war, in jedem «Haus» (meistens ein kleiner Raum, etwa 8 – 9 m2 für die ganze Familie, Plumpsklo ausserhalb) hatte es einen Fernseher. Dieser Fernseher lief, so glaube ich, den ganzen Tag, ob jemand schaute oder nicht. Das Schlimme daran war, dass im Fernseher nur europäische Sendungen gesendet wurden oder Sendungen aus den Emiraten oder den USA. Die Menschen, die selber im «Dreck» unter menschenunwürdigen Bedingungen leben (jedes Tier auf dem Dietisberg hat mehr Platz zum Leben), müssen oder dürfen jeden Tag schauen, in was für einem Luxus und Überfluss wir hier bei uns leben. Arbeit statt Flucht Flüchtlingskrise, Kriege, Wirtschaftsflüchtlinge, Religion: Diese Begriffe dominieren momentan in den Medien. Wenn man die andere Seite der Welt gesehen hat, kann man es vielleicht ein wenig besser verstehen. Ich würde auch flüchten, wenn ich könnte. Aber es flüchten nicht die Ärmsten, sondern diejenigen, die es sich leisten können. Wer jedoch wirklich die Hilfe nötig hätte, wird einfach seinem Schicksal überlassen. Aber ich persönlich denke, dass es nicht die Lösung ist, dass so viele Menschen auf einen anderen Kontinent flüchten. Um ein lebenswertes Leben zu führen, braucht der Mensch unter anderem eine Aufgabe, sprich eine Arbeit. Diese Arbeit können wir leider durch die Globalisierung und die Maschinenindustrialisierung für so viele Menschen nicht mehr bieten. Probleme sollten am Ursprung gelöst werden, ansonsten multipliziert sie sich das Problem zu noch viel grös seren Problemen und das ursprüngliche Problem wurde trotzdem noch nicht gelöst! Zum Glück bleiben einem die schönen Dinge im Leben präsent und das Positive will ich auch immer in den Vordergrund stellen. Deshalb reiste ich auch wieder im November zurück für einen Besuch in mein «zweites Zuhause» Äthiopien zu meinen geliebten «Habeschas». Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Ganz nah Zivildienstler leisten ihren Einsatz auf dem Dietisberg Seit 2007 ist der Dietisberg ein offizieller Betrieb für Zivildienstleistende. Diese Art von Dienstleistung ist kein Zuckerschlecken. Unter dem Strich profitieren die Allgemeinheit, die zu betreuenden Männer und auch die Zivildienstleistenden. Die jungen Männer, die aus verschiedenen Gründen ihren Dienst in Form von Zivildienst leisten, tun dies aus Überzeugung, denn der Zivildienst dauert in der Regel anderthalbmal länger als der Militärdienst. Im Zulassungsgesuch erklären sie, dass sie den Militärdienst nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Die jungen Männer kommen aus ganz unterschiedlichen Berufsgattungen: vom Seelsorger über den Schreiner oder den Informatiker bis hin zum Hochbauzeichner und zum Chemielaboranten finden alle Arbeit auf dem Dietisberg. Von allen wird erwartet, dass sie über gute Umgangsformen und Sozialkompetenz verfügen, Einfühlungs vermögen besitzen und keine eigene Suchtproblematik aufweisen, so schreibt es die Vollzugsstelle für den Zivildienst vor. Lebensschulung der besonderen Art Wir haben durchwegs positive Erfahrungen mit den jungen Männern gemacht. Ebenso stellen sie eine willkommene Abwechslung im Alltag unserer Männer dar und bringen frischen Wind in die Bude. Im Gegenzug sind wir aber auch der Meinung, dass sie ebenfalls von uns profitieren und der DietisBerg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe berg für sie eine Art Lebensschulung darstellen kann. Nicht immer ist es so ganz einfach mit unseren Bewohnern umzugehen und zu spüren, wo diese der Schuh drückt. Denn geschont werden die Zivis nicht. Bei uns müssen alle anfallenden Arbeiten erledigt werden, sei dies als gelernter Schreiner oder Schlosser. Bewohner bei Arbeiten zu begleiten und zu unterstützen oder – sei es mit einem Bewohner, der an Zahn-, Bauch- oder sonstigen Schmerzen leidet und deshalb etwas grantig ist – zum Arzt zu fahren. Da ist in beiden Fällen Fingerspitzengefühl gefragt. Viele kehren wieder zurück Dass es den Zivis bei uns auf dem Berg gefällt, zeigt die hohe Wiederkehrrate. Immer wieder tauchen bekannte Gesichter auf und leisten ihren Zivildienst erneut bei uns. Was sie in der Zwischenzeit erlebt haben, sorgt für neuen Gesprächsstoff unter den Bewohnern und trägt zu einer guten Allgemeinstimmung bei. Betriebsführungen bringen die Betriebsphilosophie näher Die Lokalitäten im Begegnungszentrum vom Dietisberg laden viele Besucher ein. Immer wieder liegt es an Res Thomet, dass er den Besuchern auf Wunsch den Betrieb und die Philosophie des Dietisbergs näher bringt. Und er tut dies jeweils mit viel Herzblut, was die Gäste in den Bann seiner Ausführungen zieht. Er steht zu seiner Überzeugung «gib dem Menschen Arbeit statt Rente». Und auf dem Dietisberg bekommen die Bewohner zudem noch ein Zuhause und Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags. Stehen mehrere Betriebsführungen pro Tag an, pflegt er abends stets zu sagen «Ou, hüt hani wieder gschnuuret» und ein verschmitztes Lachen auf seinem Gesicht zeigt, dass er mit seiner Arbeit zufrieden ist. 9 Anlass Elefantöser Trip nach Zürich Am 21. und 22. September fand, jeweils in zwei Gruppen aufgeteilt, die alljährliche Reise statt. Als Baselbieter besuchten wir – ganz freundschaftlich – mal die Zürcher, und zwar die Spezies der Dickhäuter. Bewohner wie Mitarbeiter enterten pünktlich um sieben Uhr den Car, der die neugierige Schar via Autobahn nach Zürich fuhr. Dort brüllte zwar nicht der Löwe, doch wurde uns das neue Elefantenhaus im Zoo Zürich mit einer interessanten Führung vorgestellt. Das Haus beeindruckt schon von aussen. Seine eigenwillige Architektur erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 11 000 Quadratmeter. Das entspricht etwa dem Sechsfachen der bisherigen Anlage. Damit wird den Elefanten viel mehr Bewegungsfreiheit geboten. Die Folgen sind beachtlich: Maxi, der älteste der Dickhäuter, hat bereits 700 Kilogramm abgenommen und wiegt nun nur noch 5 Tonnen. 10 Nach diesen tierischen Eindrücken ging es bereits zum Mittagessen nach Gockhausen, wo vor allem die Crèmeschnitten einen bleibenden Eindruck hinterliessen. Der Geschmack und das Format übertrafen unsere Erwartungen. Gestärkt ging die Fahrt weiter, um kurz darauf den Car gegen ein Schiff zu tauschen. Auf dem Greifensee tuckerten wir eine Runde herum und schnupperten Seeluft. Die Zeit reichte gerade, dass einige einen Jass klopfen konnten. Da die Zeit relativ knapp bemessen war, war ein guter «Wyys» oder «Stich» erforderlich, damit die Männer von den Frauen unter den Tisch gejasst werden konnten. Aber dies hat prima geklappt. Wieder am Schiffssteg angekommen, ging die Fahrt mit dem Car weiter nach Bad Zurzach. Der obligate einstündige freie Aufenthalt für unsere Männer begann mit der Suche nach einem Restaurant. Dieses hatten offenbar alle gefunden. Anschlies send dislozierten wir mehr oder weniger schläfrig nach Gipf-Oberfrick, wo der obligate Wurst-Käse-Salat zum Nachtessen auf die Reisenden wartete. Mit vollen Bäu- chen wurde die Heimfahrt auf den Dietisberg via Wittnau unter die Räder genommen. Die Fahrt über die Hügel vollzog sich mehr oder weniger ruhig, denn alle waren müde von den Erlebnissen des Tages. Aber alle waren sich einig: Das war wiederum eine tolle Reise! Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Adressen Verein Dietisberg – wichtige Adressen Verein Präsident Bruno Imsand 061 961 94 19 Verwalter Res Thomet 062 285 12 11 Verein (Dietisberg) Institutionen Dietisberg AG Geschäftsführer Res Thomet 062 285 12 11 Leiter Betreuung Christoph Salzmann 062 285 12 40 Leiter Werkbetriebe Andy Erzer 062 285 12 35 Leiterin Wohnen Marianne Vogt 062 285 12 43 Geschäftsführer Res Thomet 062 285 12 11 Leiter Betreuung Christoph Salzmann 062 285 12 40 Betreuungszentrum AG Dietisberg AG (Dietisberg) Betreuungszentrum AG (Sissach) Verwaltungs-AG (Sissach) Impressum Berg & Tal Informationsmagazin Herausgeber Dietisberg Wohnen & Werken 4448 Läufelfingen 062 285 11 00 www.dietisberg.ch Auflage 1700 Exemplare Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe Redaktionsteam Irene Beugger, André Hächler, Doris Thomet, Res Thomet, Florian Thomet Textbearbeitung PR-Büro Wasserfluh, André Hächler, 5024 Küttigen, www.wasserfluh.ch Gestaltung Baldinger & Baldinger, Werbeagentur, 5000 Aarau, www.bald.ch 11 Doris’ Dorfgeflüster «Hesch scho ghört?» Ein weggelassener Buchstabe sorgt beinahe für eine giftige Atmosphäre. Das pfeifen jedenfalls die Spatzen aus der Küche des autonomen Zivilstaates. Der ist dort, wo eine Eisenbahn zwei Tage lang vor sich hin sürrelet und Autoschlüssel – Hokuspokus – mal verschwinden. An einem schönen Mittwoch erhielten die Zivildienstler Roman und Thomas G. den Auftrag, ein Kinderbänkli nach Basel zu liefern. Thomas sah sich das Bänkli an und fragte Roman: «Was sind das nur für Eltern, die ihr Kind «Sarin» nennen? Sarin ist doch ein chemisches Giftgas, das im 2. Weltkrieg verwendet wurde.» Sie machten sich jedoch keine weiteren Gedanken, da es noch früh am Morgen war. Als sie das Bänkli vor Ort ablieferten, bedankte sich die Kundin zuerst freudig. Als sie aber den Namen liest, fing sie an zu lachen und sagte: «Das Kind heisst aber ‹Sarina›!». Ein bisschen peinlich berührt, aber doch froh, dass das Kind Eltern mit Verstand hat, nahmen sie das Holzbänkli wieder mit, um den Fehler zu korrigieren. Ein kleiner Spatz fliegt durch den Fensterspalt in den Speisesaal und pickt Brotbrösmeli. Er hat es offensichtlich mit Barbara We. angelegt. Sie führt an diesem Montag das Küchenregime. Er wartet schlau auf dem Baum vis-à-vis, bis sie das Fenster wieder einen Spalt öffnet. Flugs fliegt er wieder hinein. Sie jagt ihn wieder hinaus und schliesst das Fenster. Barbara scheint während der Znünipause sichtlich geschafft. Was doch so ein kleiner frecher Spatz bewirken kann. Ein Spatz in der Hand ist besser als zehn auf dem Baum (arabisches Sprichwort). In der Wohnung von Fam. H. surrt es wunderlich. Zwei Tage lang wird gesucht, woher das Geräusch wohl stammt. Fam. H. wird endlich fündig – auf dem Estrich wurde «gisebähnlet» und der Lokführer hatte vergessen, die Bahn abzustellen. Beim Znüni sassen die drei Zivis (Zivildienstleistende) Marco, Roman und Raoul zusammen. Plötzlich fragt Pierre K. aus dem Nichts heraus: «Hey – sit dir drüü jetz diä vom Zivilstand?» Amüsiert darüber, ent- Agenda Adventsfenster Donnerstag, 10. Dezember 2015 Stubete mit der Grossformation Tschoppenhof ab 18.00 Uhr im Begegnungszentrum. Generalversammlung Verein Dietisberg Freitag, 24. Juni 2016 Beginn 16.30 Uhr. Bauernolympiade Sonntag, 26. Juni 2016 Bauernbrunch ab 9.00 Uhr und Festwirtschaft. Kirchgemeindetreffen auf dem Dietisberg Sonntag, 21. August 2016 Beginn des Gottesdienstes um 10.30 Uhr in der grossen Scheune. schieden sich die drei Zivis spontan dazu, das Wort noch ein bisschen anzupassen und einen Zivilstaat zu gründen. Anhand der Verlobung von Marco wurde er zum Präsidenten erkoren, da er den weitest fortgeschrittenen Zivilstand hat. Die drei sind nun ein unabhängiger Staat mit lauter glücklicher Zivildienstbevölkerung. Vielen Dank, Pierre, für deine kreative Inspiration! Im Augenblick Traditionen haben ihren festen Platz. Dort, wo es nötig ist, werden sie hin und wieder angepasst – wie bei den neuen Metzgete-Daten an einem Samstagnachmittag. Bislang wurden die Schweine am Freitagabend verputzt. Neu passiert dies jeweils auch an einem Samstagnachmittag im November und im Januar. Die erste Durchführung war ein voller Erfolg. Auffällig war, dass besonders junge Familien mit Kindern die Gelegenheit nutzten. Hatte die Jungmannschaft fertig gegessen, konnte sie 12 sich danach bei «tagheiteri» die Tiere auf dem Hof und auf den Weiden anschauen oder sich auf dem Spielplatz austoben. Berg & Tal | 15. Dezember 15 | 16. Ausgabe
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