Interview Katja Schwarz

GREEN PICTURES GROUP: INTERVIEW KATJA SCHWARZ
Katja Schwarz arbeitet für die „Tolle Idee Agentur München“. Sie war eine der Ersten,
die sich mit dem Thema Klimaschutz in der Film- und Fernsehbranche befasste und
Ansätze bei verschiedenen Produktionen praktisch testete.
Jan Christian Polanía Giese, Green Pictures Group/THEMA1(JCPG): Herzlich Willkommen
Katja Schwarz von der Tolle Idee Agentur aus München. Dort bist du seit 2013 zuständig für den
Bereich nachhaltige Film- und Fernsehproduktion. Allerdings kannst du schon auf längere
Erfahrungen in diesem Themenfeld zurückblicken. Du hast vorher bei ODEON Film in diesem
Bereich gearbeitet und beispielsweise bei Der Landarzt dafür gesorgt - und damit wart ihr
Vorreiter - ,dass dieser umweltfreundlicher und klimafreundlicher wird. Ihr habt nicht einfach
nur wild Maßnahmen ergriffen sondern euch auf einen Leitfaden bezogen, der auf einem
amerikanischen Vorbild basiert, den ihr übersetzt und konkretisiert habt. Jetzt ist er Grundlage
geworden für den Leitfaden der Green Pictures Group. Bevor wir zu den konkreten Maßnahmen
kommen, die ihr angewendet habt, will ich dich fragen was für dich die Motivation war Umwelt
und Klimaschutz mit Film und Fernsehen zusammen zu bringen.
Katja Schwarz, Tolle Idee Agentur (KS): Das was mir persönlich wichtig ist, möchte ich auch
beruflich leben. Persönlich wichtig ist mir Frieden auf der Welt und Umweltschutz. Beruflich
arbeite ich seit vielen Jahren in Film und Fernsehproduktionsgesellschaften. Folglich wollte ich
auch dort Fortschritte sehen im Umgang mit den Ressourcen und unseren Mitmenschen. Deshalb
war ich sehr glücklich als mich der Vorstand der ODEON Film im Jahre 2010 zur
Nachhaltigkeitsbeauftragten gemacht hat. Die Firma hat 60 festangestellte Mitarbeiter, abhängig
von den Produktionen kommen noch einige freie Mitarbeiter hinzu. Es war mir ein großes
Vergnügen eine Firmenkultur/Unternehmenskultur entwickeln zu können, die sich außer den
kreativen und finanziellen Aspekten bemüht auch die Sozial- und Umweltaspekte gleichwertig zu
berücksichtigen.
JCPG: Und wie ging es dann weiter? Kannst du Beispiele nennen für Maßnahmen, die ihr im
Unternehmen oder bei der Fernsehserie Der Landarzt ergriffen habt?
KS: Green Film Making beginnt nicht erst bei den Dreharbeiten, sondern natürlich schon im Büro.
Es treffen zahlreiche Dinge in jedem Fall für fast jede Person zu: Darunter fällt alles was das Essen,
Getränke, und Verpflegung betrifft. Diese sollten möglichst bio und regional sein bzw. fair.
Darunter fällt auch alles, was mit Computern zu tun hat, idealerweise werden diese fair hergestellt
und die Entsorgung ist garantiert und führt nicht zur Freisetzung von Schadstoffen. Dann ist es in
der Filmproduktion auch immer interessant wie die Technologie fortschreitet. Da hat sich eine
schöne Entwicklung ergeben; Der Landarzt wurde nicht mehr auf Filmmaterial sondern digital
auf HardDisk produziert, wodurch weniger Materialverbrauch anfällt. Desweiteren sind LED
Lampen inzwischen so gut entwickelt, dass sie den Beleuchtern als Scheinwerfer dienen können.
Damit kann ich automatisch direkt Energie sparen oder - wenn ich am Set keine Energie aus der
Steckdose habe, sparsame Aggregate verwenden. Bei der Mobilität ist es auch wichtig auf den
öffentlichen Personennahverkehr und statt dem Flugzeug auf die Bahn umzusteigen.
JCPG: Ich frage mich wie schwierig es ist das Team mitzunehmen. Filmemacher machen natürlich
in erster Linie Filme und sind keine Umweltschützer. Wie habt ihr das geschafft und war es
schwierig das umzusetzen?
Kontakt: Jan Christian Polania Giese, [email protected]
GREEN PICTURES GROUP: INTERVIEW KATJA SCHWARZ
KS: Die Kulturschaffenden wollen in jedem Fall ein gutes Programm kreieren ohne dabei ihren
Mitmenschen oder der Umwelt zu schaden. Das ist dann eher Zeit und Geldmangel geschuldet,
dass Sachen so hergestellt werden, wie sie hergestellt werden mit zum Teil schädlichen Folgen.
Insofern war das Team äußerst aufgeschlossen. Das Engagement der Leute war groß. Es kamen
auch eigene Vorschläge, wie man Sachen verbessern könnte. Wichtig ist, dass man ganz frühzeitig
alle einbezieht. Dass man praktisch vorher schon mit dem Drehbuchautor spricht, der sich auch
Gedanken machen kann: Wie geht man beispielsweise mit Tieren in der Produktion um, was
schreib ich hinein, was wird gewünscht? Man kann darüber auch mit dem Regisseur, dem
Hauptdarsteller und dem Kameramann in einer ganz frühen Phase sprechen. Die
Herstellungsleiter, die gemeinsam mit dem Produktionsleiter letztendlich am nächsten an der
Produktion dran sind, sind immer offen für alle kostensparenden Vorschläge. Das ist ein ganz
wichtiger Punkt. Energie sparen ist ein typisches Beispiel für Kostensparen – da leuchtet jedem
der Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Finanzen ein. Ansonsten muss auch der
Produktionsleiter, mit dem Head of Department sprechen, also mit den Gewerken, den
Kostümbildnerinnen und anderen Personen. Außerdem ist es schön beim Warm Up, also bevor
die Dreharbeiten beginnen, erwärmende und ermutigende Worte an die Leute zu richten und
Informationen über die Infomappe zu verteilen. Dann läuft es auch und jeder schaut was er dazu
beitragen kann.
JCPG: Meine Letzte Frage: Wie siehst du das Thema Grüne Film- und TV Produktion in der
Zukunft?
KS: Ich bin mir sicher, dass umweltfreundliche und möglichst faire Produktionsweisen in Zukunft
selbstverständlich werden. Es kommen mehrere Faktoren zusammen nämlich einmal, dass das
Wissen da und die Ausreden nicht da sind. Die vorher genannte Intention der Menschen ist ja ihre
Sache gut zu machen ohne jemand anderem zu schaden. Es sind äußere Faktoren, die da
hineinspielen werden wie z.B. die europäischen Filmförderungen, die Nachhaltigkeit als
Querschnitttsziele im Hintergrund voraussetzen. Es sind Sender wie der BBC, die mit most
sustainable broadcast den Anfang machen. Normalerweise ziehen deutsche Sender ziemlich
schnell nach. Es gibt erste Sender in der Richtung, was es für die Produzenten wiederum
interessant macht.
Die junge Generation verbindet ihr Handeln gerne mit Sinnhaftigkeit. Und ob man nun als
Fernsehzuschauer, Kinobesucher oder Internetnutzer einen Film anschaut – man nimmt immer
etwas mit: Eine Anregung, ein Gefühl oder eine Information – es lässt niemanden kalt. Mal hat ein
Programm eine kathartische Wirkung, mal ruft sie befreiendes Lachen hervor. Deshalb behalten
die Medien weiterhin ihre Vorbildfunktion und tragen damit auch Verantwortung, was ein
enormes Potenzial birgt die Welt wirklich zu verbessern.
JCPG: Vielen Dank Katja für diesen wirklich guten Einblick in die grüne Filmproduktion. Wir
werden als Green Pictures Group auf diesem Wege weitermachen!
Kontakt: Jan Christian Polania Giese, [email protected]