- Veritas Verlag

Kompetenzorientierte Schularbeiten konkret
3. Kompetenzorientierte Schularbeiten konkret
3.1Texte verfassen ... um zu erzählen, um zu unterhalten: ­
Fantasiegeschichten / Reizwortgeschichten
Kriterienkatalog 3.1: Schreiben, um zu unterhalten und zu erzählen
(Fantasiegeschichten, Reizwortgeschichten) Didaktische Analyse und praktische Anregungen 22
23
24
Thema: Märchenhaftes und Utopisches – Märchen, Weltraum, Science-Fiction, Fantasy 1. Textsorten-Schularbeiten 28
28
Fantasiegeschichten 28
Reizwortgeschichten 29
2. Baustein-Schularbeiten 30
1. Verfassen von Texten 30
2. Rechtschreiben 32
3. Sprachbetrachtung 34
4. Lesen 36
Im Anschluss finden Sie fertig ausgearbeitete Themen
bzw. Bausteine, die Sie beliebig einsetzen können. Auf
der beiliegenden CD-ROM finden Sie das gesamte Material ebenfalls und dazu einige zusätzliche Bausteine,
sodass Sie die Vorschläge auch nach Bedarf abändern
können. Dies erleichtert den individuellen Einsatz je
nach erforderlichem Niveau.
Jedes der vier Kapitel zu den Schreibfunktionen wird
eingeleitet mit dem passenden / adäquaten Kriterienkatalog. Danach werden jene Gütekriterien daraus erklärt und didaktisch analysiert, die für die Schreibfunk-
tionen ausschlaggebend sind (1. Inhalt / Aufbau und 2.
Stil / Ausdruck). Mit welchen unterrichtlichen Methoden man den Kindern diese Qualitätsmerkmale näher
bringt, sollen die jeweils angeführten praktischen Anregungen zeigen.
Denn: „Die Schreibentwicklung ist kein quasi natürlicher Reifungsprozess. Stärker noch als der kindliche
Spracherwerb ist die Schreibentwicklung auf die Unterstützung und Anregung von außen angewiesen.“
(Böttcher / Becker-Mrotzek 2009, S. 46)
3.1Texte verfassen ... um zu erzählen, um zu unterhalten:
­Fantasiegeschichten / Reizwortgeschichten
Kinder begegnen konzeptioneller Schriftlichkeit
(schriftsprachlichen Mustern) vorwiegend in Büchern,
Hörspielen oder Filmen. Dort sind sie meist mit einer
Sprachverwendung konfrontiert, die – im Gegensatz
zur mündlichen Kommunikation – der in Textprodukten geforderten Schriftlichkeit entspricht.
Fantastische Inhalte sind medial in diesem Alter allgegenwärtig und werden bevorzugt. Beim Verfassen eigener erfundener Geschichten können sich die Kinder
an diesem – aus der Schriftlichkeit bekannten –
Sprachstil orientieren und entsprechende sprachliche
Mittel einsetzen.
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Auch aufgrund des motivationalen Gehalts von fantastischen Inhalten eignen sich die Fantasiegeschichte
und die Reizwortgeschichte dazu, den Schularbeitszyklus einzuleiten. Reizwörter fungieren diesbezüglich
als Schreibimpulse. Eine zu starke inhaltliche Lenkung
durch die Vorgabe gezielter Reizwörter (Kind-Bananenschale-Krankenhaus) lässt wenig Spielraum für Individualität und hat nur dort einen berechtigten Platz,
wo Kinder ohne solche Ankerelemente nicht auskommen.
© VERITAS-Verlag, Linz – Das neue Schularbeiten-Heft
3.1 Texte verfassen ... um zu erzählen, um zu unterhalten: ­Fantasiegeschichten/Reizwortgeschichten
Kriterienkatalog 3.1: Schreiben, um zu unterhalten und zu erzählen:
Fantasiegeschichten, Reizwortgeschichten
Name:
Datum:
über die
Maßen
erfüllt
A
INHALT und AUFBAU
1
Der Text erfüllt die Schreibfunktion des Unterhaltens / Erzählens und
berücksichtigt die Aufgabenstellung bzw. Auftragsbeschreibung.
2
Es liegt ein stimmiger Inhalt vor, der frei von Widersprüchen ist und von
einer Grundidee geleitet wird. Die Erzählperspektive ist einheitlich.
3
Die nötigen Erzählschritte sind vorhanden und klar beschrieben. Nichts
muss hinterfragt werden.
4
Ein Spannungsbogen mit einem Höhepunkt wird erzeugt.
5
Die Überschrift und die Einleitung machen neugierig, der Schluss rundet
den Text ab.
6
Der Inhalt zeichnet sich durch einen gewissen Grad an Originalität, Kreati­
vität und Fantasie aus.
B
STIL und AUSDRUCK – Sprachliche Angemessenheit
7
In der Wortwahl wird auf Abwechslung und Angemessenheit geachtet
(guter Wortschatz / guter Ausdruck).
8
Der Text besteht aus variablen Satzanfängen, einem guten Satzbau und
ansatzweise komplexeren Satzgefügen (Hauptsätze und Gliedsätze).
9
Gedachtes, Gesagtes und Gefühltes werden wiedergegeben. Direkte Reden
sowie Ausrufe und Fragen sind eingebaut.
C
GRAMMATIK und RECHTSCHREIBUNG – Sprachliche Richtigkeit
10
Wort und Satz sind grammatikalisch richtig gebildet (Mehrzahl, Fall und
Wortstellung im Satz).
11
Der Text ist in einzelne Sätze gegliedert. Die Interpunktion am Satzende,
bei Aufzählungen sowie bei der direkten Rede ist korrekt.
12
Satzverknüpfungen wie Bindewörter (aber, weil), Umstandswörter (daher,
dort) oder Fürwörter sind passend und richtig verwendet (Kohäsionsmittel).
13
Die geforderte Zeitstufe wird eingehalten. Die Verben sind richtig gebildet.
14
Die Orthografie entspricht den Regeln der Rechtschreibung.
unzu­
reichend
erfüllt
Gesamtanzahl der Markierungen pro Spalte
x1 x2 x3 x4 x5
+
+
+
+
=
Berechneter Notenwert 14 =
© VERITAS-Verlag, Linz – Das neue Schularbeiten-Heft
© VERITAS-Verlag, Linz – Das neue Schularbeiten-Heft
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Kompetenzorientierte Schularbeiten konkret
Didaktische Analyse und praktische Anregungen
A
INHALT und AUFBAU
1 Der Text erfüllt die Schreibfunktion des Unterhaltens / Erzählens und
­berücksichtigt die Aufgabenstellung bzw. Auftragsbeschreibung.
Erklärung:
Anregungen für die Praxis:
Die Wirkung von Texten lässt sich nur überprüfen,
wenn Kinder bewusst die Rolle der Leser einnehmen.
Folgende Fragen geben Aufschluss:
• War das Lesen für dich vom Anfang bis zum Ende
unterhaltsam?
• Wolltest du die Geschichte auch bis zum Ende lesen?
• Würdest du die Geschichte jemand anderem erzählen?
1. Fantasiegeschichten-Challenge
• Kinder suchen nach diversen erfundenen
Geschichten in Kinderzeitschriften und Lese­
­
büchern.
• Diese Texte werden nach dem Unterhaltungswert geordnet (spannend – spannender / lustig
– lustiger ...).
• Dann werden die Gewinner-Texte analysiert:
Was macht die Geschichte lustig / spannend /
berührend? Warum ist die Geschichte gelungen?
• Daraus ergeben sich Kriterien, die mit jenen der
Checkliste (siehe CD-ROM) verglichen werden.
Auf Schreibaufträge gezielt reagieren, beherrscht jener, der auch auf simple Fragen inhaltlich präzise und
exakt antworten kann.
2. Antwort-Geschichten (mündlich)
• Ein Kind erhält statt eines Themas nur drei Fragen, die es eingebettet in eine Geschichte beantworten muss, ohne die Fragen vorzulesen
oder zu nennen, z. B. Wer war vor dem Fenster
der Prinzessin? Warum war er oder sie so aufgeregt? Wie konnte die Prinzessin helfen?
• Antwort-Geschichten können auch schriftlich
durchgeführt werden.
2
Es liegt ein stimmiger Inhalt vor, der frei von Widersprüchen ist und von
­einer Grundidee geleitet wird. Die Erzählperspektive ist einheitlich.
3
Die nötigen Erzählschritte sind vorhanden und klar beschrieben. Nichts
muss hinterfragt werden.
Erklärung:
Anregungen für die Praxis:
Das Schwierige beim Verfassen einer Fantasieerzählung liegt darin, aus dem breiten Spektrum von Ideen,
die Kindern in den Sinn kommen, einen fassbaren, logisch konstruierten Grundinhalt zu erzeugen, anstatt
sich in kaum nachvollziehbaren Teilepisoden bzw. fiktiven Verstrickungen zu verlieren. Der grobe Inhalt einer Geschichte muss sich „als roter Faden“ in wenigen
Sätzen wiedergeben lassen. Diese Basissätze formieren den Gedankengang, der vollständig und widerspruchsfrei sein muss.
1. Fünf-Satz-Geschichten
• Kinder schreiben Geschichten in nur fünf einfachen Sätzen auf.
• Die Fünf-Satz-Geschichten können zu ausführlichen Texten (in Gruppenarbeit) erweitert werden.
Zudem werden Texte von logisch angeordneten
­semantischen Einheiten strukturiert. Damit Kommunikation glückt, müssen diese schlüssig, lückenlos und
eindeutig verschriftlicht werden. Sobald sich beim Lesen Fragen wie „Wer ist das? / Warum? / Wo? / Wie? ...“
aufdrängen, sind genauere Informationen ausständig.
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2. Geschichten-Wirr-Warr mit Kindertexten
• Kinder schreiben kurze Fantasiegeschichten zu
einem Thema, z. B. Hilfe! Seit heute Morgen hat
unser Baby einen Bart! Jeder einzelne Satz wird
auf einen eigenen Papierstreifen geschrieben.
• Die Geschichten müssen nun von anderen Kindern in eine logische Reihenfolge gebracht
werden / Sätze können auch entfernt werden.
3. Bilder-Geschichten mit Lücken
• Vorbereitung: Bildgeschichten werden in einzelne Bilder zerschnitten, ein Bild wird entfernt.
• Kinder ordnen die Bilder in der richtigen Reihenfolge und definieren jene Stelle, an der das
Bild (der Erzählschritt) fehlt.
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3.1 Texte verfassen ... um zu erzählen, um zu unterhalten: ­Fantasiegeschichten/Reizwortgeschichten
4. Satz-Paare versöhnen – Partnerarbeit
• Kinder werden mit Satz-Kombinationen konfrontiert, die Fragen aufwerfen, z. B. Jan kann
fliegen. Sie fliegen oft sehr hoch. (WER sind
„sie“?) / Sandro läuft davon. Dort versteckt er
sich. (WO?) / Leo war gefangen. Zum Glück
konnte er ausbrechen. (WIE?) / Ebru spielt sehr
gut Weltraum-Tennis. Doch sie gewinnt nie.
­( WARUM?)
4
• Die offenen Fragen werden in Klassenarbeit definiert und diskutiert.
• Die Satz-Paare sollen danach umformuliert werden, indem die fehlenden Detail-Aspekte ergänzt werden.
Ein Spannungsbogen mit einem Höhepunkt wird erzeugt.
Erklärung:
Anregungen für die Praxis:
Spannend und unterhaltsam sind Fantasiegeschichten, weil ein Problem, eine zweifelhafte Angelegenheit oder eine ungewisse Situation aufgeworfen wird,
deren Brisanz (und Aussichtslosigkeit) sich während
des Handlungsverlaufs dramatisch steigert. Dank (ungewöhnlicher) Fähigkeiten der Beteiligten, (un)erwarteter Ereignisse oder genialer Einfälle löst sich letztlich
alles in Wohlgefallen auf und kehrt in seinen (harmonischen) „Urzustand“ zurück oder wird in einen Neuzustand übergeführt.
1. Finde die Lösung! – Partnerarbeit / Gruppenarbeit
• Kind 1 / Gruppe 1 nennt eine Alltagssituation
(Ich esse eine Pizza.) und erfindet eine seltsame
Situation dazu (Käse bettelt: „Friss mich nicht!“).
• Kind 2 / Gruppe 2 muss sich eine Erklärung und
eine überraschende Wende ausdenken, einen
Höhepunkt-Satz formulieren und den Weg
dorthin spannend aufschreiben. (Einleitung
und Schluss der Geschichte entfallen hier.)
Sämtliche Momente des Handlungsverlaufs steuern
auf jenen erlösenden Höhepunkt zu, der jene Schlüsselszene einer Geschichte darstellt, in der die Wende
eintritt – etwas Unerwartetes, Ungewöhnliches passiert. Der Leser möchte kontinuierlich wissen, wie es
weitergeht.
Der abstrakte Begriff „Spannungsbogen“ muss konkretisiert, z. B. grafisch oder musisch mittels Klanggeschichte dargestellt werden. Zur Erzeugung des Spannungseffekts sind zwei Faktoren essenziell:
• ein tauglicher Handlungsverlauf und
• die geeigneten sprachlichen Mittel.
2. Rollenspiel: Ein Problem – viele Lösungen
– Gruppenarbeit
• Ein Thema mit einem Problemfaktor wird gestellt (z. B. Die modebewusste Sonne hatte beschlossen, in Zukunft lila zu leuchten).
• Jede Gruppe muss einem anderen Lösungsansatz folgend ein Drehbuch zu einem Rollenspiel
verfassen:
Magie: Die Sonne wird verzaubert.
Trick:
Die Sonne wird überlistet.
Vernunft: Die Sonne wird überzeugt.
Kraft:
Die Sonne wird besiegt.
Macht: Es wird der Sonne befohlen.
Fügung: Es ergibt sich ein glücklicher Zufall.
3. Verfassen einer Fantasiegeschichte unter Berücksichtigung folgender Textelemente:
Handlungsverlauf hinauszögern:
Er konnte den Gipfel bereits sehen. Stolz blickte er nach vorne und – plumps – stolperte er über ...
Da tauchte plötzlich ein ... auf und verschwand gleich wieder.
Fragen:
Was sollte er tun?
Ausrufe:
Endlich! Wurde auch schon Zeit! Was für ein Glück!
Vermutungen:
Ob dies eine gute Idee war?
Einfache Stilmittel:
Es gefiel ihm. Es gefiel ihm sogar sehr.
Kurze einfache Sätze:
Er holte sein Buch hervor. Er wusste es genau. Links oben stand der Zauberspruch.
Und er blätterte. Da! Genau hier stand es: ...
Details wie Gerüche:
Es roch nach ... faulen Fischen / frischem Heu.
Details wie Geräusche:
In dem Moment donnerte es leise / gewaltig.
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