Wir übernehmen!

Wir übernehmen!
Junge Winzer bringen in der Region neue Ideen in den Weinbau, verbinden Tradition mit Moderne und führen
schon in jungem Alter komplette Betriebe. Doch was treibt die Jungen an? Wir haben „junge Wilde“ von zwei
Weingütern und einer Genossenschaft in der Region besucht. (Von Anika Galisch)
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WEIN SPEZIAL
Der Herr über
eine Million Liter
Jan Laidig ist morgens Kellermeister der WG Heuholz und abends am eigenen
Weinberg zu Hause
Jan Laidig hat trotz seines jungen Alters er den kompletten Kreislauf des Weinmaschon einiges erlebt. Nach der Ausbildung chens bei einer Genossenschaft – auch die
beim Weingut Zipf in Löwenstein und Hen- Schritte, von denen Weinbauern, die ihre
gerer in Heilbronn machte er an der Wein- Trauben abliefern, normalerweise nichts
bauschule in Weinsberg seinen Techniker. mitbekommen. Er verarbeitet sie, kümmert
Als Geselle arbeitete er bei der Weingärt- sich um das Filtrieren, Abschmecken und
nergenossenschaft Heuholz. Als dort ein die Lagerung. Auch das Abfüllen bis hin
Kellermeister in Rente ging, wurde er mit zum Etikettieren gehört dazu.
gerade einmal 23 Jahren stellvertretender Von den Dimensionen in der GenossenKellermeister der WG in Pfedelbach.
schaft ist Laidig immer wieder fasziniert.
Mit seinem Chef, dem ersten Kellermeister „Hier wird nicht in 100, sondern in 1000 LiGustav Grün, kümmert er sich im Herbst um tern gerechnet.“ Im Vergleich zählt die WG
knapp eine Million Liter Wein. 70 Sorten Heuholz sogar noch zu den kleinen GenosWeine und Sekte werden produziert.
senschaften. Dies bringe aber viele VorteiBei einer Genossenschaft
le. Hier gibt es nur zwei
„Es macht Spaß, etwas
gehört dazu die AbspraKellermeister, die sich
che mit dem Weingärtner, zu erzeugen, wo jeder
die Aufgaben teilen. Der
wie bewirtschaftet wer- etwas davon hat“, sagt
Alltag sei abwechslungsden soll. Der 26-Jährige
reich. „Ich bin von der
Jan Laidig.
begutachtet die WeinberTraube bis zum Verkauf
ge, gibt Tipps, wann gelesen werden soll, mit dabei. Man sieht, was man geleistet
nimmt die Trauben an, bestimmt Oechsle hat.“ Er habe direkten Bezug zum Produkt,
und Gewicht – Grundlage für die Berech- sagt Laidig. Auch wenn der Verkauf natürnung der Bezahlung für den Traubenpro- lich schon öfter mal sage, welche Weine
duzenten. Bei einer Winzergenossenschaft und Sekte gut ankommen, gebe es viele
ist es wichtig, dass das Lesegut passt. „Wei- Freiheiten, neue Ideen auszuprobieren.
ne sollten von der Qualität her ähnlich sein Unter anderem hat Jan Laidig den Seccus
und nicht jedes Jahr anders schmecken“, trocken mit konzipiert. Auch einen Weißsagt Laidig.
burgunder aus dem Barrique gibt es schon.
Wie eine Genossenschaft funktioniert, Die Zusammenarbeit mit dem ersten Kelkennt Jan Laidig schon von Kindesbeinen lermeister, der deutlich mehr Erfahrung
an. Er lebt in Wüstenrot und ist dort selbst hat, klappt gut, betont Laidig. „Alles wird
Winzer – zumindest am Abend und an den zu zweit entschieden. Er hat die Erfahrung
Wochenenden. Seine Trauben gibt er an und ich bringe neue Ideen ein.“ Diese ergedie dort ansässige Genossenschaft. Schon ben sich oft spontan oder wenn die Nachsein Opa lieferte Trauben dorthin. So war frage da ist.
die Berufswahl klar. „Draußen zu schaffen Jan Laidig ist zufrieden, kann sich entfalund etwas zu erzeugen, das hat mich über- ten. „Es macht einfach Spaß, etwas zu erzeugt.“ Der Betrieb zu Hause sei aber zu zeugen, wo jeder etwas davon hat“, sagt
klein, um selbst Weine zu produzieren.
er. Und eines, ergänzt er, treibe ihn immer
Diesen Teil des Weinmachens darf er seit an: „Das Lob der Kunden.“ (ani)
2012 in seinem Job übernehmen. So kennt www.heuholz.de
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