Übungsszenario: Amoksituation an der BBS Landau

Übungsszenario: Amoksituation an der BBS Landau
Pfälzer Tageblatt 21. Oktober 2015 – Stadt Landau
Attentäter kommt durch die Küche
Zwei Schüsse fallen. Aus dem Obergeschoss der Berufsbildenden Schule in Landau sind verzweifelte Schreie zu hören. Spitz und schrill. Sie dringen durch Mark und Bein. Schon klar, dies hier ist
eine Übung. Aber für den Ernstfall. Und trotz des Wissens, dass hier Polizeibeamte sowohl Schüler als auch Täter mimen, beschleicht den Beobachter ein mulmiges Gefühl. 100 Kräfte sind vor
Ort, im Anschlag haben sie Übungswaffen, keine scharfen.
Beteiligt sind Beamte der Dienststellen aus Landau, Annweiler, Edenkoben, Wörth. Bereitschaftspolizei, Kripo und Experten von der Zentralstelle für Polizeitechnik. „Germersheim stellt die Statisten“, erläutert Peter Berens, Leiter der Polizeiinspektion (PI) Landau. Sei doch dort ein ähnlicher Einsatz bereits geprobt worden. „Mit dieser Übung wollen wir Handlungssicherheit vor Ort
gewinnen“, so Berens bei der Vorbesprechung, „wir prüfen auch polizeiinterne Abläufe und
Kommunikationsstrukturen.“
Aus dem Funkgerät des Einsatzleiters tönt eine Männerstimme: „In Landau ist ein Amoklauf gemeldet worden. Es sind zwei Schüsse gefallen an der Berufsbildenden Schule in der AugustCroissant-Straße in Landau, wir haben Hinweise auf einen Täter. Er ist über die Küche in das Objekt gelangt.“ Wieder sind gellende Hilferufe zu hören. Jetzt stürmen vier Polizisten den Flur entlang, schützend hält der Vordermann eine zirka ein mal zwei Meter große kugelsichere dunkle
Decke vor sich, die anderen sind ihm mit gezückten Pistolen auf den Fersen. Völlig aufgelöst und
schreiend laufen ihnen zwei Schüler entgegen.
Die Polizisten jagen die Treppe hoch zu den Klassenzimmern, durchkämmen alle Räume auf der
Suche nach dem Täter. „Im Ernstfall haben wir es hier mit einem der lebensgefährlichsten Einsätze für die Polizei zu tun“, betont Florian Herder, stellvertretender Dienstgruppenleiter bei der PI
Landau.
Oberstes Ziel sei es, den Täter ausfindig und handlungsunfähig zu machen, so Berens. Um die Verletzten müsse sich der Rettungsdienst kümmern, sobald das Gebäude gesichert sei. Für die Polizisten sei dies eine sehr belastende Situation, – „man muss weiter, kann sich nicht um die Verletzten kümmern, solange niemand weiß, wer der Täter ist und wo er sich aufhält“.
Ein neuer Funkspruch: „Der Täter wurde angeschossen und wird vom Rettungsdienst versorgt.“
Wenig später wird der Mann auf einer Trage in den Krankenwagen verfrachtet. Insgesamt drei
Übungsdurchläufe stehen am Montagvormittag auf dem Plan. Eine dieser Sequenzen dreht sich
um das Ausschalten des Täters, der sich in einem Klassenzimmer verschanzt hat.
„Marisa und Felix“ steht an der Tafel vorne, drumherum ein Kreideherz. Wieder gellen entsetzliche vielstimmige Schreie über den Flur. Der „Täter“ trägt einen grünen Overall und steht plötzlich
mitten im Saal. Dann geht alles blitzschnell, Polizisten stürmen herein, ein Schuss fällt, der Mann
liegt auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten, die Hände in Handschellen auf dem Rücken.
Drei Rettungskräfte eilen herbei. Eine junge Sanitäterin beugt sich kurz über den Regungslosen,
blickt auf und sagt: „Er ist tot.“ „Lasst ihn liegen“, ruft ein Polizist, „kümmert euch um die Verletzten.“ (ovi)