Predigtskript

„Fliegen wie ein Adler... !“
Predigt zum Schulanfängergottesdienst am 21.06.15
Ich möchte euch heute eine Adler-Geschichte erzählen. Sie handelt davon, wie ein
junger Adler das Fliegen lernt. Die Geschichte handelt aber auch davon, wie du und
ich und wir alle hier fliegen lernen können.
„Fliegen wie ein Adler...!“ Darum soll es heute in unserem Gottesdienst gehen.
Also:
Es war einmal ein kleines Adlerküken, das war gerade erst aus seinem Ei
geschlüpft. Viele Stunden hat es dazu gebraucht, die Eischale zu durchpicken, und
nun liegt es völlig erschöpft zwischen Zweigen, Moos und weichen Daunenfedern
in seinem Nest.
Die Adler-Eltern haben das Nest ganz hoch oben auf den Berggipfel gebaut, und
dort ist der kleine Adler sicher und geborgen.
Jeden Tag wird er liebevoll umsorgt von Mama und Papa Adler: Wenn er seinen
kleinen Schnabel aufreißt, bringen sie ihm Futter, wenn er das Nest schmutzig
gemacht hat, machen sie es wieder sauber. Sie halten ihn warm, und sie
beschützen ihn. So wächst der kleine Adler heran, und jeden Tag wird er ein
bisschen größer.
Es dauert gar nicht lange, da ist aus dem kleinen flauschigen Federball ein kräftiger
Jungvogel mit starken Flugfedern geworden. Zeit für den Flugunterricht, denn
unser junger Adler soll ja eines Tages genau so kraftvoll und majestätisch am
Himmel fliegen wie seine Eltern.
 Und soll ich euch mal ein Geheimnis verraten? Ich würde auch soooo gerne
fliegen können wie ein Adler! Meint ihr, dass ich das lernen kann?
In meiner Bibel steht, dass wir Menschen fliegen können wie ein Adler, wenn wir
uns ganz fest auf Gott verlassen. Natürlich haben wir keine Flügel, aber in unserem
Herzen - da können wir fliegen!!
Unser Herz kann mit Gott zusammen stark und mutig und frei sein. Und das ist in
uns drin ein ganz tolles Gefühl – fast so, als würden wir die Flügel ausbreiten und
fliegen...
„Die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft;
sie heben die Schwingen empor wie die Adler,
sie laufen und ermatten nicht,
sie gehen und ermüden nicht.“
(Jesaja 40, 28-31)
Allerdings glaube ich, dass das mit dem Fliegen gar nicht so einfach ist. Wer fliegen
will wie ein Adler, der muss auch üben wie ein Adler!
Das will unser junger Adler allerdings überhaupt nicht! Er will lieber in seinem
gemütlichen Nest sitzen bleiben! Da hat er aber die Rechnung ohne seine Eltern
gemacht! Die wissen nämlich, was er braucht, damit er einmal ein großer, starker
Adler wird:
„Du musst deine Flügel ausbreiten und fliegen! Du lernst das Fliegen nicht, wenn
du weiter im warmen Nest hocken bleibst und dich von uns verwöhnen lässt! Du
lernst das Fliegen nur, wenn du es endlich mal selbst ausprobierst!“
Und dann haben die Adler-Eltern noch einige Tricks auf Lager, um ihren Nesthocker
in die Luft zu bekommen:
Zuerst hören sie von einem Tag auf den anderen auf, ihr Junges zu füttern. Sie
bringen ihm einfach nichts mehr zu fressen! Ist das nicht gemein?
Nein, das ist nicht gemein, denn unser junger Adler ist inzwischen so dick
geworden, dass er gar nicht fliegen könnte, selbst wenn er es wollte. Er muss also
erst mal ein bisschen abspecken. Das wissen seine Eltern, und dabei helfen sie
ihm...
Wenn wir so leicht und frei fliegen wollen wie ein Adler, dann müssen auch wir
richtig gut auf unser Gewicht aufpassen. Unserem jungen Adler helfen seine Eltern
dabei, und mir hilft mein bester Freund. Wisst ihr, wer das ist? Richtig: Der Herr
Jesus!!
 Manchmal habe ich etwas richtig Schlimmes gemacht – und das weiß ich
auch ganz genau. Das liegt dann wie eine schwere Last auf meinem Herzen.
Dann hilft mir der Herr Jesus dabei, um Vergebung zu bitten und es anders
zu machen.
 Oder aber ich bin total sauer auf jemanden, und mein ganzes Herz ist schwer
wie ein Stein, so wütend und zornig und ärgerlich bin ich. Dann hilft mir der
Herr Jesus dabei, zu vergeben, und mein Herz wird wieder leicht.
 Oder aber jemand hat mir sehr wehgetan. Und nun bin ich ängstlich und
traurig, und die Angst und die Traurigkeit halten mich ganz tief unten am
Boden fest. Dann nimmt mich der Herr Jesus in den Arm, tröstet mich und
hilft mir wieder aufzustehen.
 Zusammen mit Ihm wird mein Herz immer wieder ganz leicht.
Unser junger Adler ist jedenfalls inzwischen durch die unfreiwillige Diät sehr
schlank und sehr leicht geworden. Und wenn seine Eltern jetzt mit ihren großen
Flügeln über das Nest hinwegfliegen, dann wird er von dem Wind, den sie dabei
machen, immer wieder ein kleines Stückchen in die Luft gehoben.
So kann er lernen, seine neuen starken Flugfedern zu gebrauchen. Das sind seine
allerersten Flugversuche, immer nur ein paar Zentimeter über dem Nest.
Und dann wird es erst richtig unbequem für unseren jungen Adler! Seine Eltern
werfen nämlich alles aus dem Nest, was nur irgendwie weich und gemütlich ist:
Zuerst die feinen Daunenfedern, dann das Moos, das Gras und die kleineren
Zweige – so lange, bis er nur noch auf ein paar harten Stöcken sitzt.
Du meine Güte – warum machen die Adler-Eltern das nur? Haben sie ihr Junges
nicht mehr lieb?
Doch, die Adler-Eltern haben ihr Junges noch ganz genau so lieb wie vorher schon,
aber sie wissen auch, dass es jetzt mehr braucht als ein warmes weiches Nest,
damit es ein großer starker Adler wird.
Und so fordern sie ihr Junges heraus - wie Eltern das eben manchmal tun...
Nicht, um ihn zu ärgern, sondern um ihm zu helfen, der zu werden, der er nun mal
ist: Er ist ein Adler, und nicht ein ängstlicher kleiner Spatz, der sich in seinem Nest
versteckt!
Denn genau das weiß unser junger Adler noch nicht so richtig. Er ist zwar
inzwischen schlank, gut trainiert und sehr hungrig – aber das Nest verlassen will er
immer noch nicht. Das traut er sich einfach nicht. Er ist ja noch nie geflogen!
Er weiß nicht, dass ihm das Fliegen angeboren ist. Er weiß nicht, dass er der „König
der Lüfte“ ist. Er hat einfach nur Angst vor seinem ersten Flug und kann sich nicht
überwinden, das Nest zu verlassen, auch wenn es noch so unbequem geworden ist.
 Auch wir stehen oft vor Situationen, die neu für uns sind, die uns
herausfordern und manchmal vielleicht sogar Angst machen.
 Gott meint es auch in den „wackeligen“ Zeiten unseres Lebens immer gut
mit uns. Darauf können wir uns ganz fest verlassen.
 Und gerade dann, wenn es sehr unbequem und mühsam wird für uns und
unser Herz, stehen wir vielleicht vor dem größten Flugabenteuer unseres
Lebens!
Bei unserem jungen Adler ist das jedenfalls so! Für ihn beginnt jetzt das größte
Abenteuer seines Lebens...
Die Adler-Eltern schauen sich das ängstliche Zögern ihres Sprösslings eine ganze
Weile an, dann aber greifen sie ein. Allerdings nicht so, wie der junge Adler sich das
gedacht hat...
Ganz plötzlich kommt der Adler-Papa herangeflogen, packt sein Junges, fliegt mit
ihm über den Abgrund - und lässt es in die Tiefe fallen. Der junge Adler zappelt,
flattert mit den Flügeln und versucht zu fliegen. Aber er schafft es noch nicht.
Immer schneller stürzt er in den Abgrund.
Plötzlich aber schießt der alte Adler, der bis dahin ruhig am Himmel seine Kreise
gezogen hat, steil nach unten, fängt das Junge im Fallen auf und trägt es wieder
nach oben. Dann beginnt das Spiel von vorn.
Immer dann, wenn der junge Adler müde wird oder keine Kraft mehr hat, ist der
alte Adler da um ihn aufzufangen, zu stützen und auf seinen gewaltigen Flügeln
wieder aufwärts zu tragen. Solange, bis er das Fliegen gelernt hat.
Erst nach ungefähr einem Monat kann unser junger Adler so mühelos hoch oben
am Himmel schweben wie seine Eltern, und erst nach vier bis fünf Jahren ist er
ganz erwachsen.
„Fliegen wie ein Adler...!“
Für mich heißt das:
 Unterwegs mit Gott, im Gehen und Fallen und Aufgefangen und Getragen
werden, wird unser Herz stark, gelassen und frei!
 Unterwegs und zusammen mit Gott lernen wir, uns über alle inneren und
äußeren Umstände zu erheben und trotzdem zu fliegen - wie ein Adler.
 Geborgen in Gott und frei!
So wer von euch kommt denn nun in die Schule?
Es dauert gar nicht mehr lange, da werdet ihr das warme kuschelige Nest der „Villa
Wundervoll“ verlassen.
In der Bibel steht, dass Gott wie ein Adler-Papa ist, der seine Flügel über uns
ausbreitet und unter uns ausbreitet:
 Wenn Er Seine Flügel über uns ausbreitet, sind wir behütet und beschützt,
wie der kleine Adler im Nest.
 Wenn Er Seine Flügel unter uns ausbreitet und uns trägt, können wir uns
ausruhen und bekommen neue Kraft.
Wie hieß noch mal euer Kita-Lied, was wir eben zusammen gesungen haben?
„Ja, Gott hat alle Kinder lieb!“
Und das ist das allerwichtigste, wenn ihr einmal so mutig und stark und frei werden
wollt wie ein Adler, das dürft ihr nie vergessen: Gott hat euch lieb, und Er passt auf
euch auf! An jedem einzelnen Tag wird Er bei euch sein! Darauf könnt ihr euch
ganz fest verlassen! Amen!