Franziskanische Heilige I

November 2011, Nr. 40
Franziskanische Heilige I
Der heilige Bonaventura (Fest am 15. Juli)
Bonaventura, bürgerlich Giovanni (di) Fidanza wurde wahrscheinlich 1221 in Bagnoregio
bei Viterbo geboren. Der Ordensname Bonaventura verdankt sich der Legende nach dem
hl. Franziskus. Das schwerkranke Kind sei durch Franz von Assisi gesegnet worden und
dann bald genesen. Als Franziskus 1226 im Sterben lag, habe ihn die Mutter mit dem
Knaben nochmals besucht und Franziskus habe ausgerufen. „O buona ventura“ (was etwa
„günstiger Wind“ bzw. „gute Zukunft“ bedeutet).
An der Sorbonne studierte Fidanza zunächst die sieben freien Künste. 1243 trat er in den
Orden der Franziskaner ein und studierte bis 1248 Theologie, dann hielt er selbst
Vorlesungen in Paris. 1254 wurde er auf den dortigen theologischen Lehrstuhl der
Franziskaner berufen. Er schrieb u.a. über das Lukas- und das Johannes-Evangelium, die
alttestamentlichen Bücher Jesus Sirach und Weisheit und hielt Seminare über Die
Erkenntnis Christi, Das Geheimnis der Dreifaltigkeit sowie über Die evangelische
Vollkommenheit. In Paris begegnete er auch Thomas von Aquin, zusammen mit diesem
war er der bedeutendste Theologe seiner Zeit.
1257 wurde Bonaventura zum Generalminister seines Ordens gewählt und gab seine
akademische Laufbahn auf. Er ermahnte die Brüder, den angeschlagenen Ruf des Ordens
wieder aufzubessern und schrieb Traktate zu ihrer geistlichen Erziehung. In dieser Zeit
entstand nach einem Besuch in Laverna, dem Ort der Stigmatisation des hl. Franziskus,
auch das mystische Hauptwerk des Bonaventura, Itinerarium mentis in Deum. Das
Generalkapitel von 1260 bestätigte seine Ordensverfassung der Konstitutionen und
beauftragte ihn, eine neue Lebensbeschreibung des Franz von Assisi zu verfassen. 1266
erklärte das Generalkapitel seine Legenda maior als die allein gültige
Franziskusbiographie und ordnete an, alle früheren Schriften zu vernichten. Er versöhnte
die Anhänger strengster Armut (spirituales) mit den Vertretern einer bequemeren
Lebensauffassung (conventuales), weswegen er „zweiter Gründer des Ordens“ genannt
wurde.
Papst Gregor X. ernannte Bonaventura 1273 zum Kardinalbischof von Albano und
übertrug ihm die Vorbereitung und Leitung der Geschäfte des zweiten Konzils von Lyon,
das die Unionsverhandlungen der römischen Kirche mit der orthodoxen zum Erfolg führen
sollte. Jedoch verstarb Bonaventura während dieses Konzils nach kurzer schwerer
Krankheit am 15. Juli 1274.
Bonaventura wurde 1482 durch Papst Sixtus IV. heilig gesprochen und 1588 durch Papst
Sixtus V. zum Kirchenlehrer (Doctor Seraphicus) erklärt.
Der heilige Konrad von Parzham (Fest bzw. Gedenktag am 21. April)
Johannes Evangelist Birndorfer, so der bürgerliche Name des Heiligen, wurde am 22. Dez.
1818 als elftes von zwölf Kindern auf dem Venushof in Parzham bei Weng im Rottal
geboren. Dort lebte er bis zu seinem Eintritt in den Kapuzinerorden und arbeitete in der
Landwirtschaft. Der junge Hans fiel durch seine Frömmigkeit auf, er schien ständig zu
beten und besuchte häufig die Messe. Sonst lebte er zurückgezogen. Er nahm an Wallfahrten teil und ließ sich in eine Reihe von Bruderschaften aufnehmen. Sein geistlicher
Begleiter war der Benefiziat Franz Xaver Dullinger aus Aigen am Inn.
1849 trat Johannes Birndorfer in den Kapuzinerorden in Altötting ein. Er erhielt den
Ordensnamen Konrad. 1852 legte er seine Profess als Laienbruder ab und wurde
schließlich Pförtner im Kloster St. Anna in Altötting. Diesen Dienst übte er 41 Jahre lang
bis drei Tage vor seinem Tod am 21. April 1894 aus.
Für viele Pilger im Wallfahrtsort Altötting war Bruder Konrad erster Ansprechpartner. Er
musste die Patres verständigen, wenn Menschen diese brauchten, die Bücher über
Messintentionen und Spenden führen und Gelder verwalten. Handwerksburschen, Bettler
und Kinder kamen an die Klosterpforte und baten um Essen oder Geld. Auch Mesnerdienste übernahm Bruder Konrad. Trotz der starken Beanspruchung war er im Umgang
mit den verschiedensten Menschen geduldig und freundlich. Ruhe fand er in seiner tiefen
Frömmigkeit, seinem Gebets- und Bußeifer und seinem asketischen Leben.
In der Bayerischen Kapuzinerprovinz wird am Festtag des hl. Konrad von Parzham Gott in
der Präfation gepriesen: „Denn du hast den heiligen Bruder Konrad aufgenommen in die
himmlische Herrlichkeit und belohnt mit den ewigen Gütern. Im Kreuz unseres Herrn
Jesus Christus hast du ihm die Geheimnisse deines Reiches geoffenbart und ihm die Fülle
der göttlichen Weisheit erschlossen. Er ist der gute und getreue Knecht, der Diener der
Brüder und Helfer der Armen, der wachend und betend seinen Herrn erwartet hat.
Bruder Konrad wurde 1930 durch Papst Pius XI. selig und 1934 heilig gesprochen. In der
Bruder Konrad-Kirche in Altötting, früher St. Anna-Kirche, befindet sich der
Reliquienschrein Bruder Konrads.
Fragen:
Sowohl Bonaventura als auch Bruder Konrad stellte seine Fähigkeiten und Talente ganz in
den Dienst seiner Brüder und Mitmenschen. Beide pflegten eine tiefe Beziehung zu Gott.
•
Wie und wo setze ich meine Fähigkeiten für die Nächsten ein?
•
Habe ich fixe Zeiten für meine Beziehung zu Gott?
•
Welche Rituale helfen mir, aus der Hektik des Alltags zur Ruhe zu kommen?
Verwendete Literatur:
Schott-Messbuch für die franziskanischen Ordensgemeinschaften, Verlag Herder, 1986
Lexikon der christlichen Ikonographie, Fünfter Band, Verlag Herder, 1973
http//www.erzbistum-muenchen.de/Page000293.aspx, 25.10.2011
http//de.wikipedia.org/wiki/Bonaventura, 25.10.2011
Liebe Schwestern, liebe Freundinnen und Freunde der Franziskanerinnen!
Ganz knapp vor dem Fest Allerheiligen (aller Heiligen?) wünsche ich Ihnen/euch eine gute
Zeit und grüße Sie/euch alle recht herzlich
Annemarie Hofer