Heiliges Jahr und Heilige Pforte – Fragen und Antworten

Heiliges Jahr und Heilige Pforte – Fragen und Antworten
Stand: 10.02.2016
1. Warum ein Heiliges Jahr?
Ein zentrales Anliegen unseres Papstes ist es, die Freude des Evangeliums zu leben und
nach neuen Wegen zu suchen, den Menschen unserer Zeit die Frohe Botschaft nahezubringen. Dazu möchte er unseren Blick auf den Kern unseres christlichen Glaubens richten.
Denn er ist überzeugt: Je mehr die Kirche aus der Frohen Botschaft lebt, desto überzeugende und anziehender ist sie. Je konsequenter die Kirche den Kern des Evangeliums ins Zentrum ihrer Verkündigung stellt, desto stärker ist ihre missionarische Strahlkraft. Und was ist
dieser Kern? Dies ist die barmherzige Liebe Gottes, die in Jesus Christus offenbar wird. So
schreibt der Papst zur Ankündigung des Heiligen Jahres: „Jesus Christus ist das Antlitz der
Barmherzigkeit des Vaters“. Das Geheimnis des christlichen Glaubens scheint in diesem
Satz auf den Punkt gebracht zu sein (Verkündigungsbulle Misericordiae vultus, Mv 1) 1
1b) Was ist die besondere Aufgabe des Heiligen Jahres?
Barmherzigkeit hat nicht nur etwas mit unserer persönlichen Beziehung zu Gott zu tun. Mit
der gleichen Barmherzigkeit, mit der Gott sich uns zuwendet, sollen wir auch unseren Mitmenschen begegnen. Der Papst regt an, die sogenannten Werke der Barmherzigkeit, die auf
die Verkündung Jesu zurückgehen, in den Blick zu nehmen und als Orientierung für unser
Leben zu verstehen. Konkret nennt er als die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige
speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen,
Gefangene besuchen und die Toten begraben (MV 15). Hinzu kommen die geistigen Werke
der Barmherzigkeit: den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigern gern verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten. 1
2. Dauer des Heiligen Jahres
Das Heilige Jahr beginnt mit einem ganz bestimmten Eröffnungsritus. Am 8. Dezember
2015 wurde die Heilige Pforte des Petersdoms in Rom geöffnet. Diese Tür wird nur in einem
Heiligen Jahr geöffnet und bleibt ansonsten zugemauert. Der Öffnungsritus symbolisiert,
dass den Gläubigen in diesem Heiligen Jahr ein besonderer Weg zum Heil offen steht. Mit
der Schließung der Heiligen Pforte am Petersdom endet am 20. November 2016 das Heilige
Jahr ganz offiziell.3
Im Trierer Dom wird die Heilige Pforte am 13. November 2016 geschlossen.
3. Logo und Motto des Heiligen Jahres
Das Logo ist ein Werk des Jesuiten Marko I. Rupnik und präsentiert sich als eine kleine
Summa Theologiae zum Thema der Barmherzigkeit: Es zeigt Christus, den Sohn Gottes, der
sich den verlorenen Menschen auf die Schultern lädt. Dieses Bild hat schon die frühe Kirche
sehr geschätzt, weil es die Liebe Christi zeigt, der das Geheimnis seiner Menschwerdung im
Werk der Erlösung zur Vollendung führt. Das Bild veranschaulicht deutlich, wie der gute Hirte
in direkten Kontakt mit dem Menschen kommt. Er tut dies mit einer Liebe, die in der Lage ist,
Leben zu verändern. Der gute Hirte trägt die Menschheit mit außerordentlicher Barmherzigkeit auf den Schulten und seine Augen verbinden sich mit denen des Menschen. Christus
sieht mit dem Auge Adams, und dieser mit dem Auge Christi. Jeder Mensch entdeckt also in
1
Christus, dem neuen Adam, die eigene Menschlichkeit und, indem er in Christi Blick die Liebe des Vaters wahrnimmt, die Zukunft, die ihn erwartet.2
Die Szene ist von einer sogenannten Mandorla, einer mandelförmigen Umrandung eingefasst. Diese in der antiken und mittelalterlichen Ikonographie beliebte Form deutet die gleichzeitige Präsenz der göttlichen und der menschlichen Natur in Christus an. Die drei konzentrischen Ovale mit ihrem nach außen immer heller werdenden Farbverlauf symbolisieren die
Bewegung Christi, der den Menschen aus der Nacht der Sünde und des Todes zum Licht
bringt. Auf der anderen Seite steht die tiefdunkle Farbe im Zentrum für die Undurchdringlichkeit der Liebe des Vaters, der alles verzeiht. 2
4. Heilige Pforte: Bedeutung?
Das Heilige Jahr bietet die Gelegenheit, sich als Pilger auf den Weg zu machen zu einer der
„Pforten der Barmherzigkeit“ – sei es im Petersdom in Rom oder an einem anderen Ort in
unseren Bistümern. 1
Tor und Pforte sind Symbole, die uns helfen, Gott selbst besser zu verstehen – wer und wie
er ist. Er öffnet und offenbart sich und lässt uns in sein Inneres schauen. Die Tür, durch die
Gott offenstehe, sei Christus. Gleichzeitig lade Gott in sein Haus ein, in seine Gemeinschaft,
betonte Bischof Ackermann – auch die, „die sich weggelebt haben von Gott“.8
5. Wie kann eine „Pforte“ „heilig“ sein?
Eine Pforte kann heilig sein wie jeder andere Ort, der uns mit Gott selbst in Berührung bringt.
Das Durchschreiten der Pforte ist – für den Gläubigen - Teil eines Vergebungsgeschehens
durch Gott. Bildlich kann man die geöffneten Arme des barmherzigen Vaters aus dem Lukasevangelium (Kapitel 15) als Vergleich heranziehen.7
6. Warum kann man die Heilige Pforte durchschreiten?
Die Heilige Pforte in den Bischofskirchen ist ein Angebot von Papst Franziskus an die Gläubigen im Heiligen Jahr. Das Durchschreiten der Heiligen Pforten in Rom war Teil der Romwallfahrten zu den Heiligen Jahren und Teil der Bedingungen zur Gewinnung eines Ablasses. Diese
Möglichkeit sollen die Menschen dieses Mal auch vor Ort haben. 7
Der Ablass ist ein besonderer Weg, Heil zu erlangen.
7. Worin besteht der „besondere Weg des Heils“?
Das Eintreten durch die Heilige Pforte bedeutet den Zugang zu Christus, der gesagt hat: „Ich
bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“ (Joh 10.9). Mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte soll der Übergang von der Schuld zur Gnade symbolisiert werden. Daher
soll die Heilige Pforte in einer ganz bestimmten Richtung durchschritten werden.4
8. Was ist ein Ablass?
Wenn wir von etwas ablassen, lassen wir los, es kann etwas Belastendes von uns abfallen.
Dieser Einladung kann man hier folgen und sich befreien lassen: Durch Gebet, Glaubensbekenntnis, durch den Empfang des Sakramentes der Versöhnung und der Eucharistie. Ich werde
von dem befreit, was mir für die Begegnung mit Gott, mit dem anderen, mit mir selbst im Wege
steht. Eine innere Pforte öffnet sich. Ich kann neues Leben wagen. Ich kann auch um den Ablass für andere bitten, damit sie nach dem Tod nicht länger darauf warten müssen, „Gott zu sehen, wie er ist“ und bei ihm Heimat zu finden.6
Mit dem Ablass arbeiten Menschen in Bußgesinnung und Demut vor Gott und den Menschen
an den zeitlichen Folgen von Schuld und Sünde. Die kirchliche Gemeinschaft, besonders die
Heiligen, unterstützen sie dabei in ihrem Gebet und ihrer Fürbitte.5
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Ein Ablass setzt immer Bußgesinnung und Bußgebet sowie Beichte und Eucharistie voraus.
Zum Ablass gehören dann die Bußwerke (entsprechende Gebete und gute Werke).5 Einen Ablass wird nur gewinnen, können, wer daran glaubt und die Bedingungen erfüllt. 7
Der Ablass ist also ein Akt kirchlicher Solidarität und Fürbitte. Er stellt etwas Konkretes, Sichtbares, Greifbares dar und kommt damit menschlichem Empfinden entgegen. Er zeigt, dass der
Glaube nicht nur eine innere Angelegenheit ist, sondern mit dem wirklichen Leben zu tun hat.5
8a) Kann man einen Ablass mehrfach erlangen?
Den Ablass kann der Einzelne für sich persönlich erlangen, er kann ihn aber auch besonders
anderen Menschen, nicht zuletzt den Verstorbenen, zuwenden. Um Missbräuche auszuschließen, kann er nur einmal am Tag erlangt werden.5
8b) Wie zeitgemäß ist ein Ablass?
Den Sinn des Ablasses erklärt Papst Franziskus mit der Grenzenlosigkeit von Gottes Barmherzigkeit: Trotz der Vergebung ist unser Leben geprägt von Widersprüchen, die die Folgen unserer Sünden sind. Im Sakrament der Versöhnung vergibt Gott die Sünden, die damit wirklich
ausgelöscht sind. Und trotzdem bleiben die negativen Spuren, die diese in unserem Verhalten
und in unserem Denken hinterlassen haben.5
9. Was ist erforderlich beim Durchschreiten?
Zum Durchschreiten an sich ist nichts weiter erforderlich. Wer den Ablass gewinnen will, für den
gelten die entsprechenden Bedingungen7: Die Teilnahme an Beichte und Eucharistie, sowie
Buße, Gebete und gute Werke.
10. Ist es ausreichend, einmal durchzuschreiten?
Das Durchschreiten der Pforte ist nicht begrenzt. „Ausreichend“ für den Gewinn eines Ablasses
ist es einmal; allerdings kann ein Ablass mehrmals gewonnen werden.7
11. Soll man eine bestimmte Richtung im Trierer Dom/Liebfrauen einhalten?
Ja, man soll die Richtung vom Paradies in Liebfrauen in den Dom einhalten, weil das Durchschreiten der Heiligen Pforte Teil eines Weges in und durch den Dom ist (vgl. Leporello zur Hl.
Pforte, das die Menschen sich beim Durchschreiten der Pforte mitnehmen können). Auf die
Einhaltung der Richtung kann man hinweisen und auch darum bitten.
12. Missionare der Barmherzigkeit
Papst Franziskus hat am Aschermittwoch mehr als 1000 „Missionare der Barmherzigkeit“ in die
Diözesen der Welt ausgesandt. Die beiden Schönstattpatres Antonio Bracht und Lothar Herter
werden im Auftrag der Trierer Diözese „Missionare der Barmherzigkeit“ sein.
Pater Bracht ist überwiegend am Ort Schönstatt tätig, Pater Herter ist auch zum Einsatz an anderen Orten bereit. Er bietet z. B. einen Abend der Versöhnung an mit den Elementen Eucharistiefeier mit Predigt, Anbetung, Rosenkranz, Beichtangebot, Einzelgespräche und Einzelsegen.
Er hält am 21. Februar um 18
Uhr im Trierer Dom die Fastenpredigt über „Jesus Christus - Antlitz der Barmherzigkeit Gottes.
Die „Missionare der Barmherzigkeit“ können von Sünden lossprechen, von denen normalerweise nur der Heilige Stuhl freisprechen kann; siehe auch http://www.debk.de/heiliges-jahr/dasheilige-jahr-in-den-bistuemern/missionare-der-barmherzigkeit/
Kontakt: Pater Antonio Bracht, Tel. 0157-71483614 oder 0261-29676857 (Sakristei des Urheiligtums), E-Mail: [email protected]; Pater Lothar Herter, Tel. 0177-8072071, E-Mail:
[email protected]
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13. Ich möchte keinen Ablass gewinnen, sondern nur durch die Hl. Pforte gehen als Tourist,
als Kunstinteressierter. Ist das in Ordnung?
Durch die Heilige Pforte gehen und die verschiedenen Stationen des Weges abgehen, dazu ist
jeder herzlich eingeladen.
Das bewusste Durchschreiten der Hl. Pforte in der empfohlenen Richtung kann allen Besuchern
zur Möglichkeit werden, das Leben zu überdenken und neu auszurichten. So führt der Rundgang, von Liebfrauen kommend, zu den Darstellungen der Werke der Barmherzigkeit an der
Kanzel, zur Hl.-Rock-Kapelle und zur Sakramentskapelle und lädt ein, inne zu halten. Vor der
Hl. Pforte liegen Broschüren aus, die die Besucher auf dem Rundweg begleiten.
Quellen:
Die mit einer Ziffer gekennzeichneten Textabschnitte wurden aus folgenden Quellen bezogen,
wobei die Ziffern jeweils die Quelle angeben:
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„Das Heilige Jahr“ Arbeitshilfe Nr. 278, Deutsche Bischofskonferenz
htttp://www.dbk.de/heiliges-jahr/logo-und-motto/
http://www.dbk.de/heiliges-jahr/das-heilige-jahr-in-rom/heilige-pforten/
aus „Pfarrbrief Liebfrauen“ Nr. 8 vom 14. Dezember 2015
Homepage Bistum Trier
Bistum Münster
Informationen von Domvikar Marco Weber
Paulinus Nr. 51/52 vom 20./27.12.2015
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