Schweigen brechen: „Kein Raum für Missbrauch im Kreis Herford”

Schweigen brechen:
„Kein Raum für Missbrauch im Kreis Herford”
Veranstalterinnen des Fachtages: (V. li.) Lucia Lelie (Betratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder), Lioba Mülbert (Frauenberatungsstelle/Notruf),
Zdravka Buettner (Frauenhaus), Anja Gerke (Sportjugend Kreis Herford), Silke Vahrson-Hildebrand (Gleichstellungsbeauftragte Kreis Herford),
Bettina Reich (Kreispolizeibehörde Herford), Sylvia Neldner (femina vita), Claudia Fischer (Journalistin), Claudia Dröll (ev. Jugendhilfe
Schweicheln) und Claudia Melcher (Betratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder).
FOTO: KREIS HERFORD
Kreis Herford (EVZ).
Über 160 Interessierte haben den
Saal im Herforder Kreishaus bis
auf den letzten Platz besetzt. Eine
sehr gute Resonanz und ein sehr
gutes Zeichen für einen Fachtag,
der helfen soll, das Schweigen zu
brechen. Denn noch immer ist das
Thema sexueller Missbrauch von
Kindern und Jugendlichen tabuisiert. Der Fachtag im Kreishaus,
Teil der bundesweiten Kampagne
„Kein Raum für Missbrauch“, soll
aufklärend helfen. Dazu beigetragen haben im Kreis Herford viele
Beratungsstellen und Institutionen,
die den Fachtag mit organisiert
haben. Und der richtete sich vor
allem an Einrichtungen und Institutionen, die mit Kindern und Ju-
gendlichen zu tun haben, wie beispielsweise Kitas, Schulen und Vereine, aber auch Jugendämter oder
Sozialarbeiter. Denn besonders
dort besteht dringender Informations- und Handlungsbedarf. „Der
wichtigste Appell des Fachtages
ist rübergekommen,“ erklärt Silke
Vahrson-Hildebrandt, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herford, „nämlich, dass es im Kreis
Herford viele Beratungsstellen gibt,
die weiterhelfen. Niemand ist alleine, bei dem schwierigen Umgang
mit dem Verdacht von sexuellem
Missbrauch. Vereine und Einrichtungen müssen sich um Schutzkonzepte bemühen und es muss
bekannt sein, an wen sie und Opfer
sich wenden können. Der Weg zur
Polizei ist eine Möglichkeit. Oft
ist die Hemmschwelle hoch“. Etwa
30 bis 40 Anzeigen wegen Missbrauchs an Kindern und Jugendliche werden pro Jahr in der Kreispolizeibehörde des Kreises erstattet
– die Dunkelziffer wird jedoch viel
höher geschätzt – vermutlich zehn
Mal so hoch. In der Regel müssen
Kinder und Jugendliche sechs bis
sieben Personen ansprechen, bevor
ihnen jemand hilft. Das muss und
soll sich ändern, im Kreis Herford
soll es keinen Raum geben für sexuellen Missbrauch – das unterstützt auch Anja Gerke von der
Sportjugend im Kreissportbund
Herford e. V.: „Viele Sportvereine
sind im Umgang mit dem Thema
noch immer unsicher und scheuen
sich, das Thema sexueller Missbrauch im Sportverein offen an
zusprechen. Aber Schweigen
schützt die Falschen. Und auch
Sportvereine können und müssen
Kinder schützen und sich auch darüber bewusst sein, dass es den
Verein auszeichnet, wenn er sich
mit dem Thema beschäftigt. Immer
mehr Eltern werden darauf ein
Auge haben.“
In seinem Grußwort ermutigte der
stellvertretende Landrat Hartmut
Golücke die Vereine und Einrichtungen im Kreis Herford, sich auf
den nicht ganz einfachen Weg der
Auseinandersetzung mit dem Thema zu begeben. Dies diene dem
Schutz der Kinder und Jugendlichen.