Konsequenzen für die Gewässerentwicklung_Gunkel | PDF 8

Modellprojekt Fischotterschutz
Juni 2015
Stephan Gunkel
[email protected]
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Modellprojekt Fischotterschutz
1 Zum Vorhaben
2 Brückenauswahl
3 Maßnahmenplanung
4 Brückenumbau
5 Erfahrungen
Modellvorhaben
Fischotterschutz
Träger:
DUH e.V.
In Kooperation mit TLUG, TLVerwA,
Landkreisen, Straßenbauverwaltung
Förderung:
ELER
(Europäischer Landwirtschaftsfond für die
Entwicklung des ländlichen Raumes)
Hier:
FiLET
(Förderinitiative ländliche Entwicklung in Thüringen)
bzw.
ENL
(Förderung von Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft)
Auftragnehmer: Dipl.-Biol. M. Schmalz
Flussbüro Erfurt
3
Flussbüro Erfurt
Das Flussbüro Erfurt ist ein Ingenieurbüro mit Tätigkeitsschwerpunkt
in den Bereichen
Gewässerschutz, Naturnahe Gewässerunterhaltung, Erstellung von
Luftbildern, Gutachten und Umweltbildung.
Derzeit werden Projekte an Thüringer Gewässern, wie der Gera und
der Werra, in Sachsen-Anhalt an der Elbe sowie zur Unterhaltung von
Bundeswasserstraßen bearbeitet.
www.flussbueroerfurt.de
4
www.flussbuero-erfurt.de
www.flussbuero-erfurt.de
Who is who?
Mink, Nerz, Bisam, Biber, Nutria, Otter
Biber, Castor fiber
Länge
0,8 - 1 m
Gewicht ca. 18 kg
Nutria (Biberratte, Sumpfbiber)
Myocastor coypus
Länge
0,8 - 1 m
Gewicht ca. 3-9 kg
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Who is who?
Mink, Nerz, Bisam, Biber, Nutria, Otter
Mink, neovision vision
Rumpf 30-43 cm
Schwanz 13-23 cm
Gewicht 0,7-2,3 kg
Nerz, Mustela lutreola
Rumpf 28-43 cm
Schwanz 12 - 19 cm
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Gewicht 0,4 - 0,74 kg
Who is who?
Mink, Nerz, Bisam, Biber, Nutria, Otter
Fischotter, Lutra lutra
Rumpf 90 cm
Bisam, Ondatra zibethicus
Rumpf 35 cm
Schwanz 40 cm
Gewicht ca. 10 kg
Schwanz 22 cm
Gewicht 0,8 - 1,6 kg
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Verbreitung
2001
Datenquellen
Schmalz (2001‐2010) im Auftrag TLUG
Unveröff. Daten (2011‐2014) Schmalz, Reuter, Bühring, Dietrich, Ayboga
Karte: multibaseCS
Verbreitung
2006
Verbreitung
2013/14
2 Brückenauswahl
Kartierungsbogen – Ausschnitt
Priorisierung
•
Vorkommen?
•
Gefährdung?
•
Durchwanderbar?
•
Umbaubar?
Ergebnisse Kartierung
Gesamt kartiert: 642 Brücken
Brückenauswahl
•
von 86 Brücken mit hoher Gefährdung sind
26 Bundesstraßen
14 Kreisstraßen
•
von 185 Brücken mittlerer Gefährdung sind
20 Bundesstraßen
51 Kreisstraßen
•
40 Landesstraßen
6 Nebenstraßen
68 Landesstraßen
46 Nebenstraßen
von 371 Brücken geringer Gefährdung sind
54 Bundesstraßen
110 Landesstraßen
102 Kreisstraßen
99 Nebenstraßen
1 Schienenverkehr
5 Autobahnen
Gefährdung des Fischotters
geringe Gefährdung
mittlere Gefährdung
hohe Gefährdung
Ergebnisse Kartierung
Ergebnisse Kartierung
Ergebnisse Kartierung
Ergebnisse Kartierung
Art der Bermen unter der Brücke
Ergebnisse Kartierung
Maximale Breite der Bermen unter der Brücke
Fischotternachweise
Ergebnisse Kartierung
Art der Bermen unter der Brücke
Alle Brücken
Brücken mit Nachweisen
Ergebnisse Kartierung
Maximale Breite der Bermen unter der Brücke
N=371
185
86
131
Weiß - Kartierte Brücken
Ergebnisse
2014
Grün
- Für den Umbau
ausgewählte Brücken
Kartengrundlage: physisch-geogr. Karte des
Landes Thüringen (TLVermGeo)
3
Maßnahmenplanung
•
Optimale Variante
•
Restriktionen?
•
Vorschlag zum fischottergerechten Umbau
•
Diskussion mit den Beteiligten
•
Ergebnis: Umbau möglich?
Umbauvariante
Planung
Berechnung
Bautechnische Faktoren:
Brückenform
Quelle: Antje Weber
19 Bauwerke, Drömling, Effizienzkontrollen 48 x (1 Jahr), Datenerhebung NPV
Einfluss der Bauw erksform auf die Nutzung durch ausgew ählte Tierarten
80,00
70,00
Nachweisfrequenz in %
60,00
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
Typ 1
Fischotter
Typ 1 = Flacher Quader
n=5
Typ 2
Fuchs
Rehwild
Typ 2 = Tiefer Quader
n = 11
Typ 3
Mäuse
Mittelwert
Typ 3 = doppelter flacher Quader mit
Lichtschacht (Draufsicht) n = 3
Bsp. Bermenbreite
Einfluss der Bermenbreite auf Nachweisfrequenzen
80,00
Nachweisfrequenz in %
70,00
60,00
Grund:
50,00
Signifikant
unterschiedliche
Lichtfaktoren
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
<2m
Fischotter
2-10 m
Hermelin / Mauswiesel
< 2m n = 7,
Quelle: Antje Weber
2-10m n= 5,
> 10 m
"Mäuse"
Reh
> 10m n = 3
„Mosaik-ZyklusDynamik“ =
Verbesserung von
Mikroklima,
Vegetation,
Nahrungsangebot,
Minderung
optischer Barriere
Bautechnische Einflussfaktoren an Brückenbauwerken
Grundsätze zum ottergerechten Ausbau:
¾ jeweils Vor-Ort-Entscheidung
¾ trockene Passagen notwendig
¾ Bemessungsgrundlage = 5j. mHW
oder 10j. mHW (HW, die vom
Gewässerquerschnitt aufgenommen werden)
¾ notfalls bauliche Ergänzungen
¾ Gesamtwegeplanung berücksichtigen
(fahrbahnparallele Wege)
Richtlinien für die Planung:
¾ effizienteste Bauwerke sind weitlumige Brücken
¾ weniger effiziente Lösungen sind künstliche Bermen
¾ Hilfslösungen sind Kleintierdurchlässe oder Trockenrohre
¾ letztere immer in Verbindung mit Leitzäunung oder Leitpflanzungen
Quelle: Antje Weber, 2013
Planungsgrundlagen
Herausgeber:
Forschungsgesellschaft für
Straßenbau und Verkehr (FGSV),
2008
Inhaltsverzeichnis (Auszug)
Planungsgrundlagen
Querungshilfen für Fischotter (MAQ 2008)
−
mindestens eine Berme über HW10,
−
Bermenbreite mind. 1,00 m
(> 2,00 m bei Unterführungslänge > 15 m)
−
Lichte Bermenhöhe mind. 1,00 m ü. HW10,
(> 1,50 m bei Unterführungslänge > 15 m)
−
Rahmendurchlässe mindestens 0,7 m hoch und
1,00 m breit
−
Leiteinrichtung: Zaun, mind. 1,60 m hoch,
Maschenweite 4 cm, 50 cm eingegraben
Fischottererlaß Land Brandenburg
Hinweise zur Eingriffsregelung (LUNG MV 1999):
- Naturschutzfachliche Bilanzierung
Umbau von Brücken
Grundsätzliche Überlegungen
Motivation der Straßenbaubehörden bei
Umbau „nur“ für Otter grundsätzlich eher
gering
Evtl. als A+E-Maßnahme vorschlagen
Wenn bereits mehrere Totfunde, hohe
naturschutzfachliche Priorität
Eignung umgebauter Brücken auch für weite
Tierarten
Empfehlungen für den Umbau
Ausreichende Breite der Bermen (Minimum 30 cm)
Bei Gewässerbreite < 3 m einseitige Berme
ausreichend
Ebener Bereich
Überschwemmungssicherheit mindestens bis
Mittelwasser
Möglichst natürliche Materialien
Anschluss ans Ufer wichtig
Flache Bereiche zum Ein- bzw. Ausstieg für kleinere
Tierarten (Kleinsäuger, Amphibien,Reptilien)
Möglichst wenig zugänglich f. Menschen u. Hunde
(Pflanzungen)
Empfehlungen
Betonberme / gemauerte Berme
Berme aus
Wasserbausteinen/Steinschüttung
Laufsteg
Trockentunnel
Sonstige Maßnahmen
Betonberme/gemauerte Berme
Betonberme/gemauerte Berme
Berme aus Steinen
Vorteil
Relativ günstig
Einbau relativ einfach und schnell möglich (evtl.
ohne Wasserhaltung)
Nachteil
Standsicherheit abhängig von Steingröße
nicht immer gegeben
Je nach Ausführung Nutzung durch kleinere
Tierarten schwierig
Berme aus Steinen
Ausführung
Steine nicht zu klein, fest verkeilt
(„wackelnde“ Steine werden vom Otter
gemieden)
Kantenlänge mindestens 20 cm.
Zwischen die Steine Kies oder anderes
geeignetes Füllmaterial einbringen. Zu
große Hohlräume zwischen den Steinen
mit Barrierewirkung vor allem für kleinere
Tierarten.
Steine nicht zu steil schütten, ein ebener
Bereich sollte vorhanden sein
Berme aus Steinen
Berme aus Steinen
Laufbretter
Vorteile
Auch bei hydraulisch ungünstigen
Verhältnissen Durchgängigkeit herstellbar
Relativ kostengünstig
Nachteile
Geringe Standsicherheit
Hoher Wartungsaufwand
Ggfs. muss in die Brückenwiderlager
gebohrt werden Æ geringe Akzeptanz bei
Straßenbaubehörde
Laufbretter
Empfehlungen
Mindestbreite 30 cm
Gute Anbindung ans Ufer ist sehr wichtig
Feste Anbringung (dürfen nicht schwanken
und wackeln)
Haltbares Holz (Mindestdicke 5 cm)
Keine Beschädigung der Bausubstanz der
Brücke beim Anbringen! (Bohrlöcher mit
Kunststoff)
Möglichst nur als Notlösung oder
Überbrückung bis zum Neubau der Brücke
Laufbretter
Aus Heuer (2010)
Foto J. Weber
Trockentunnel
Vorteile
Auch wenn Brücke nicht umgebaut werden
kann, Durchgängigkeit möglich
Für besonders gefährliche Stellen
Nachteile
Hoher Kosten- und baulicher Aufwand
Muss mit Leitzäunung kombiniert werden
Trockentunnel
Empfehlungen
Mindestgröße DN 1000
In den Tunnel eine ca. 10 cm dicke
Substratschicht (Kies, Sand) einbringen
So nah wie möglich an die Brücke
anschließen
Kombination mit Leitzäunung
Trockentunnel
Foto: Schmalz
Aus MAQ (2008)
Skizze eines fischottergerechten Bauwerks (Länge 12 m)
nach dem Fischotterlass aus Brandenburg.
www.flussbuero-erfurt.de
Planungsvarianten:
Brücke über die Salza in Nordhausen
Planungsvarianten:
Brücke über die Salza in Nordhausen
Durchflussquerschnitt vorher: 7,81 m2
Durchflussquerschnitt geplant: 7,38 m2
Planungsvarianten:
Brücke im Zuge der K7 über die
Schwarzburgische Helbe in Grüningen
Brücke im Zuge der K7 über die Schwarzburgische
Helbe in Grüningen
Durchflussquerschnitt vorher: 2,98 m2
Durchflussquerschnitt geplant: 2,96 m2
4 Brückenumbau:
Berga, Pöltschbach
4 Brückenumbau:
Berga, Pöltschbach
4
Erfahrungen
•
Aufwendige Abstimmungsprozesse
=> Zeitbedarf
•
Hochwasserschutz beachten
=> Teils aufwendigere Ausführung nötig
•
Baulastträger überzeugen
•
Bauausführung aktiv begleiten
Weitere Schritte
•
Abstimmung mit zuständigen Behörden
(Straßenbau / Baulastträger, UWB, UNB)
•
Handlungsempfehlung für Behörden
•
Bessere Kommunikation mit Beteiligten
•
Ausschreibung & Umbau weiterer Brücken
•
Erfolgskontrolle
Handlungsempfehlung
− Handlungsempfehlung/Handbuch derzeit in Bearbeitung
− Für Straßenbau‐, Wasser‐, Naturschutzbehörden, Planungs‐, Ingenieur‐, Landschaftsplanungsbüros
− Konkrete Hinweise für den Umbau von Brücken
− Planungsvorgaben
− Bauliche Umsetzung
− Rechtliche Zusammenhänge
− Erscheinung geplant für 2015
Modellvorhaben Fischotterschutz
Kontakt
Deutsche Umwelthilfe
Projektbüro Erfurt
Fischersand 43
99084 Erfurt
0361-7640208
[email protected]
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
www.flussbuero-erfurt.de