Jäger - Ausrüstung „Warte ... Warte ... Jetzt!“ Die zwei Klappen der Gänseliege fliegen zur Seite, der Oberkörper schnellt nach vorne. Hochkommen und In- Anschlag-Gehen sind eins. Die Tontaube kommt näher. Das richtige Vorhaltemaß ist gefunden. Schuss. Wo eben noch die kleine, rote Scheibe flog, steht jetzt eine Staubwolke, die sich im Wind auflöst. Kleine Scherben prasseln auf den Boden. „Gut gemacht“, lobt Begemann seinen Schüler. Ein sonderbares Bild ist es schon: Mitten auf dem Parcours-Schießstand der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) in Liebenau stehen Graugänse. Aufgrund der fehlenden Bewegung wird schnell klar: ein Lockbild. Knapp dahinter ist eine kleine Wölbung, die sich erst auf den zweiten Blick als Gänseliege ausmachen lässt. Begemann kniet neben der Liege, zählt langsam: „Eins, zwei, drei.“ Ein metallischer Klang ist zu hören, und eine weitere Tontaube segelt auf die Liege zu. Wieder fliegen die Klappen der Tarnliege auseinander. Schuss. Treffer. „Bis das so gut klappt, braucht man schon etwas Übung“, kommentiert der Niedersachse den Erfolg. Mitten im PARCOURS SCHIESSEN AUS DER GÄNSELIEGE WILD UND HUND-Flintenexperte Berthold Begemann zeigt, wie Sie sich auf den Schuss aus der Tarnliege richtig vorbereiten. Foto: Bernd Helbach 54 WILD UND HUND | 13/2015 www.wi ldu n dhu nd .de In seinem Seminar „Schießen aus der Gänseliege“ bietet Berthold Begemann die Möglichkeit, unter realistischen Bedingungen zu trainieren. Doch bevor der erste Schuss fällt, zeigt der 65-Jährige seinen Seminarteilnehmern Grundlagen für die erfolgreiche Gänsejagd. Angefangen vom Aufbau eines Lockbildes, der richtigen Tarnung und der Ausrichtung der Liege. „Zum einen muss die Liege mit der Umgebung verschmelzen“, gibt der ehemalige Schießstandbetreiber zu bedenken. „Aber auch Gesicht, Körper und Hände sollten mit Tarnkleidung verborgen werden.“ Er rät im S ommer zu leichter Netzkleidung, da sich die Hitze unter der Gänseliege schnell staut. Für das Gesicht präferiert er eine Netzhaube mit Sichtfenster. „Kappen oder Netzhauben ohne Sichtfenster können bei seitlichem Lichteinfall störend wirken und das exakte Zielen beeinträchtigen“, so Begemann. Auch die Ausrichtung der Gänseliege ist für den Erfolg entscheidend. „Sie darf nicht zu weit vom Lockbild entfernt sein und muss ideal zum Wind Fotos: Bernd Helbach Schräg einfallende Sonne und Falten vor den Augen können das Zielen mit Netzhauben ohne Sichtfenster beeinträchtigen (l.). Ein Sehschlitz ist besser. ww w.w ild un d hund .de WILD UND HUND | 13/2015 55 Jäger - Ausrüstung Um die Entfernung und den Schussbereich auf der Jagd richtig einzuschätzen, sollen die Lockgänse in der Mitte des Parcours helfen. Der Flintenlauf sollte nicht direkt auf die Füße zeigen. Die Laufmündung liegt auf dem Fußteil. stehen“, erläutert der Niedersachse. „Gänse fliegen das Lockbild meist gegen den Wind an. Sie nutzen den Gegen wind zum Abbremsen. Diese Tatsache ist ausschlaggebend für die Standortwahl, also am besten immer den Wind im Rücken haben.“ Vorrangig sind es daher auch Übungs tauben, die von vorne in das Lockbild einfallen. Nur wenn der Wind dreht, können Gänse aus einer anderen Richtung kommen. Beim Die linke Schulter geht nach vorne, hebt die linke Klappe an. 56 WILD UND HUND | 13/2015 Üben geht es auch darum abzuschätzen, wann die Scheibe und später der Vogel in Flintenreichweite über dem Lockbild steht. Wer bei der Jagd zu früh aus der Liege kommt, wird vorzeitig entdeckt oder erzielt keine Wirkung, weil er zu schnell und voreilig schießt. Deshalb kommt auch für den Schießlehrer nur eine Selbst ladeflinte infrage: „Wer schon mal versucht hat, in der Liege eine Kipplaufflinte zu öffnen, weiß warum. Die Gänseliegen Der Lauf schwingt nach oben, die rechte Schulter rückt nach. Die linke Schulter öffnet die linke Klappe, der rechte Arm die rechte. www.wi ldu n dhu nd .de Damit es auf der Jagd klappt: den Wind im Rücken, die Liege exakt ausrichten – um den eingeschränkten Schussbereich (rot) bestmöglich zu nutzen – und das Lockbild etwa 25 Meter entfernt platzieren. Linksschütze Rechtsschütze Schießen aus der Gänseliege mit Berthold Begemann sind sehr eng und die Waffe lässt sich draußen nur richtig knicken. Dabei wird der Schütze von anstreichenden Vögeln erkannt. Eine Selbst ladeflinte wird nur über einen kleinen Munitionsschacht geladen. Das geht auch im Schlafsack“, fügt der Schieß experte mit einem Zwinkern hinzu. Grafik: Sarah Puderbach; Fotos: Bernd Helbach Die Gänseliege ist geöffnet, der Jäger ist zum Schuss bereit. Das Lockbild steht, die Liege ist usgerichtet und die Tarnkleidung a angezogen. Wie wird jetzt die Gänse liege richtig geschlossen, damit sie sich schnell wieder öffnet? „Bei die sem Modell haben die Klappen einen Metall rahmen. Dadurch öffnen sie sich beim Aufrichten durch den Druck der oberen Gliedmaßen“, erklärt der Experte. Für einen Rechtsschützen sollte die linke Klappe oben auflie gen, denn die linke Schulter wird im Anschlag nach vorne geschoben. Beim Aufrichten drückt sie somit die Klappe zuerst auf, und der Weg für die rechte ist frei. Es kann nichts haken. Und wie wird die Waffe richtig ge halten? „Die Laufmündung zeigt unter beiden Klappen links am linken Fuß vorbei“, erläutert Begemann. Sollte sich versehentlich ein Schuss lösen, ist der Fuß in Sicherheit. Schießausbilder und Flinten- experte Berthold Begemann zeigt, wie Sie sich in der Liege richtig verhalten und welche Ausrüstung nötig ist. Auf dem Parcoursstand üben Sie dann den Schuss aus dem Layoutblind. Termin und Ort: Fr., 7.8.2015, 31618 Liebenau, LJN-Schießstand Dauer: 9 bis 17 Uhr Seminargebühr: 200 Euro, Abonnenten 180 Euro (ohne Verpflegung) Weitere Termine und Informationen finden Sie unter www.wildundhund.de/seminare. Ansprechpartnerin: Kornelia Fuchs, Tel. 02604 978-718 Die Bewegungen im Sitzen unter scheiden sich stark von denen im Stand. „Sie sind wesentlich statischer, da nur die Hüfte begrenzt gedreht werden kann. Der Schussbereich deckt daher nur etwa 120 Grad ab“, erläutert ww w.w ild un d hund .de der Seminarleiter. „Letztendlich resul tiert daraus, wie die Gänseliege auf der Jagd platziert wird. Die Liege sollte im Winkel von etwa 15 Grad schräg vor dem Lockbild stehen.“ e WILD UND HUND | 13/2015 57
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