Du und ich Von Niccolò Ammaniti Materialmappe Besetzung Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Lorenzo Olivia Alexander Redwitz Franziska Schmitz Regie Bühne und Kostüm Video/Collagen/ Mitarbeit Ausstattung Dramaturgie Fassung Alexander Wang Stef Heidhues, Emanuel Geisser Kleon Medugorac Christian Schönfelder Ensemble nach einer Roman-Bearbeitung von Lukas Rohde Giulia Gendolla Christian Burkhardt Regie-Assistenz Licht Technische Leitung Technik Probenfotos Steven Gorecki Jan Keller, Christian Burkhardt, Wolfram Stöckl, Katharina Fischer Maria Muscinelli (Leitung), Michaela Brosch, Anna Slovakova, Dina Despotovic Tobias Metz Theaterpädagogik Frederic Lilje Dekoration, Requisite Aufführungsrechte bei der Società Italiana degli Autori ed Editori (S.I.A.E.) Übersetzungsrechte beim Piper Verlag, München Fotografieren und Videoaufnahmen sind während der Aufführung nicht gestattet. Für Zuschauer ab 14 Jahren Empfohlen ab Klassenstufe 8 Spielort: Oberes Foyer Dauer der Aufführung: ca. 80 min Minuten ohne Pause Diese Materialmappe soll als Anregung dienen mit Schülern und Schülerinnen über das Stück in Austausch zu treten. Texte und Übungen können sowohl zur Vorbereitung des Theaterbesuchs, zur Einstimmung ins Thema, als auch zur Nachbereitung des Gesehenen verwendet werden. Je nach Alter und Gruppe bieten sich einige Texte und Aufgaben besser oder weniger gut an. Alle Inhalte können gerne variiert und verändert werden. Inhaltsangabe: Vorwort Inhalt Material Vorbereitung Nachbereitung Bei Fragen: 3 4 6 18 20 Frederic Lilje Theaterpädagogik Tel: 0711 218480-21 Mail: [email protected] 2 Vorwort Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Ein Meisterwerk“ Corriere della Sera über „Du und Ich“ („Io e te“) In Italien ist Niccolò Ammaniti preisgekrönt, ausgezeichnet unter anderem mit dem begehrten Premio Strega, in Deutschland fristen seine Romane und Erzählungen noch immer eher ein Schattendasein. Zu Unrecht, finden wir. Und fand übrigens wohl auch das Kultusministerium, denn „Du und Ich“ hat es in Baden-Württemberg zum Sternchenthema im Italienisch-Unterricht geschafft. Zu Recht, finden wir. Wobei die Geschichte der Inszenierung am JES fast spiegelbildlich ist zur Wahrnehmung des Autors in Deutschland. Entdeckt von einem Schauspieler, der darin eine wunderbare Studie all der Irrwege und Gefahren des Erwachsenwerdens erkannte, wurde daraus zunächst lediglich ein FreiSpiel, also ein dreiwöchiges Projekt, auf der Hinterbühne. Hier richtete sich der Eigenbrötler Lorenzo (gespielt von Alexander Redwitz) seinen Keller ein. Den perfekten Ort für den Jugendlichen, um sich, wenigstens für eine Woche, abzuschotten von der Welt, von den Mitschülern, den Erwartungen vor allem der Erwachsenen. Bis plötzlich seine Halbschwester Olivia auftaucht, sieben Jahre älter, schön, drogensüchtig, auf der Suche nach einem Platz zum Schlafen. Und auf Entzug. Zum ersten Mal in seinem Leben kann sich Lorenzo nicht mehr aus allem heraushalten. Er muss sich entscheiden, ob er Olivia helfen will. In dem engen Kellerraum entwickelt sich kammerspielartig eine intensive Auseinandersetzung zwischen Lorenzo und seiner Halbschwester, anrührend, komisch und traurig zugleich. Das FreiSpiel auf der Hinterbühne war so gelungen, dass wir beschlossen haben, daraus eine reguläre Produktion fürs Repertoire zu machen. Weil dafür die Hinterbühne nicht zur Verfügung stand, wanderte „Du und Ich“ ins Obere Foyer. Dort hat das Künstlerduo Stef Heidhues und Emanuel Geisser eigens einen Keller geschaffen, einen neuen Rückzugsort für Lorenzo, zugleich aber auch einen Kunstraum. Und auch eine neue Halbschwester hat Lorenzo jetzt: das neue Ensemblemitglied Franziska Schmitz. Geblieben ist der Regisseur: Alex Wang. Wir wünschen Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schüler spannende 80 Minuten im JES bei unserer Fassung des Romans, „der poetisch und weise daran erinnert, dass das Erwachsenwerden noch schwerer ist als das Erwachsensein“. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) Christian Schönfelder / Dramaturgie 3 Inhalt Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Skiurlaub im Keller Eine kurze Geschichte vom Erwachsenwerden erzählt Niccolò Ammaniti in seinem Roman "Du und ich". Ein 15-Jähriger gauckelt seinen Eltern vor, in den Urlaub zu fahren - und zieht stattdessen in den Keller. Dann taucht seine drogensüchtige Halbschwester auf. Eine Novelle von 150 groß gedruckten Seiten legt der italienische Erfolgsautor Niccolò Ammaniti als Roman vor - wahrscheinlich unschuldig, denn vor allem in Deutschland verleiht man am liebsten das Etikett Roman für alles, was Buchstaben hat. Im Falle des hierzulande noch viel zu unbekannten Niccolò Ammaniti ist das schade, denn "Du und ich" ist eine meisterhafte Novelle, mit kleinen Schwächen, aber geradezu mustergültig novellesk. Der 15-jährige Lorenzo hat keine Freunde. Er lügt seinen Eltern vor, dass er welche habe, mit denen er in die Skiferien fahren würde, zieht aber stattdessen ohne Wissen seiner Eltern in den Keller des Familienhauses ein. Im Wesentlichen spielt das ganze Buch in diesem Keller. Lorenzo richtet es sich gemütlich ein in seinem Keller und ist eines Tages zutiefst erschrocken, als seine drogensüchtige Halbschwester, wohnungslos und auf Entzug, bei ihm einziehen will - ohne Wissen der Eltern. Anfangs spröde und wenig hilfsbereit, taut Lorenzo allmählich auf und es entspinnt sich eine zarte, halb-inzestuöse Liebesgeschichte. "Du und ich" liest sich wie ein Kammerspiel mit unglaublicher Spannung, die einen schon wieder aus dem "Roman" herauskatapultiert, wenn man sich gerade erst warm gelesen hat. 4 Inhalt Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Ammaniti ist ein Meister der soziologischen Beobachtung, der Milieustudie, fast mit Genuss lässt er die brüchigen bürgerlichen Kokons zerfallen. In "Du und ich" trifft die wohlhabende bürgerliche Welt auf ihr Verdrängtes. Der letzte Roman "Wie es Gott gefällt" schilderte gleich in Form von prolligen Neonazis den zur Kenntlichkeit entstellten Normalbürger. Aber seine Schreibstrategie ist nicht die der Provokation oder der Gesellschaftskritik. Es scheint vielmehr, als ginge es ihm um eine Art Aufhebung der Ränder der Gesellschaft. Was die Bürger zu wenig an Existenz haben, haben die Heroen des sozialen Versagertums zuviel - und dieses Zuviel ist der Stoff für Ammanitis anrührende Geschichten. Allenfalls einen Hauch von Kitsch und wohlfeiler Auflösung kann man dem neuen Buch zum Vorwurf machen. Aber bei dem, worauf es dem Autor ankommt, der Entwicklung der Freundlichkeit aus dem Sumpf der Gleichgültigkeit - da ist Ammaniti gänzlich unsentimental. Das Buch erschüttert und liest sich viel zu schnell. Es macht gespannt auf den nächsten Ammaniti mit vielleicht etwas mehr erzählerischem Raum, der auch in Deutschland hoffentlich einmal die verdiente Leserschaft finden wird. Quelle: http://www.deutschlandradiokultur.de/skiurlaub-im keller.950.de.html?dram:article_id=141146 5 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Ein normaler Junge“ Lorenzo: Eines Abends hörte ich meine Eltern leise reden: „Was hat er denn?“, fragte mein Vater. „Eine narzisstische Störung*, hat der Professor gesagt. Lorenzo sei unfähig, Empathie für andere zu empfinden. Für ihn existiere nichts außerhalb seines emotionalen Kreises, nichts löse bei ihm etwas aus. Er glaube, außergewöhnlich zu sein und dass nur außergewöhnliche Menschen wie er ihn verstehen können.“ „Weißt du was ich denke. Dass dieser Masburger ein Trottel ist. Lorenzo ist ein normaler Junge!“ Ein normaler Junge, wiederholte ich. Als ich in die 3. Klasse kam, hatte ich verstanden wie ich mich benehmen musste. Mich abseits halten, aber nicht zu sehr, sonst fiel ich auf. Ich war wie eine Sardine zwischen anderen Sardinen, tarnte mich wie ein dürres Insekt zwischen trockenen Zweigen. Und ich lernte, meine Wut zu kontrollieren. Ich entdeckte, dass ich einen Tank im Magen hatte, und wenn er voll war, ließ ich ihn durch die Beine abfließen, und die Wut endete in der Erde, drang ins Innere der Welt ein und verzehrte sich im ewigen Feuer. Nun nervte mich niemand mehr. Fragen zum Text: Was ist Lorenzo für ein Junge? Was sagt der Textabschnitt über Lorenzos Eltern aus? Welches Verhalten beschreibt Lorenzo von sich selbst? Stimmt eurer Meinung nach die Einschätzung des Professors, dass Lorenzo eine narzistische Störung hat? Oder ist er, wie der Vater sagt, ein ganz normaler Junge? *Typische Symptome einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind übertriebene Selbstliebe, die Vorstellung, grandios und einzigartig zu sein, Mangel an Einfühlungsvermögen, eine übermäßige Empfindlichkeit gegenüber Kritik, die Übertreibung der eigenen Fähigkeiten und Leistungen, die Suche nach extremer Bewunderung, häufig gepaart mit einem schlechten Selbstwertgefühl. 6 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Die Gefährlichsten imitieren“ Lorenzo: Doch die Grundschule war bald vorbei. Mein Vater rief mich in sein Arbeitszimmer. „Es reicht mit diesen Privatschulen für Müttersöhnchen. Es wird Zeit, dass du auf ein richtiges, staatliches Gymnasium gehst. Magst du lieber Mathematik oder Geschichte?“ Ich warf einen Blick auf die dicken Bände über die Ägypter in seinem Bücherregal. „Geschichte!“ „Ausgezeichnet alter Freund. Wir haben den selben Geschmack.“ Als ich am ersten Schultag vor dem staatlichen Gymnasium ankam wurde ich fast ohnmächtig. Das war die Hölle auf Erden. Da waren hunderte von Schülern. Wie bei einem Konzert. Mädchen mit Busen, Jungs mit Bart, Mopeds, Skateboards, manche rannten. Manche lachten, manche schrien. Manche gingen in die Bar, andere kamen heraus. Die Angst raubte mir den Atem. Ich lehnte mich gegen eine Mauer voller Kritzeleien und Zeichnungen. Warum musste ich zu Schule gehen? Warum war die Welt so? Du wirst geboren, gehst zur Schule, arbeitest und stirbst! Wer hatte beschlossen, dass es so richtig war? Warum ließen sie mich nicht in Ruhe? Warum musste ich so wie alle anderen sein? Warum konnte ich nicht allein in den kanadischen Wäldern leben? An einem Tag täuschte ich Kopfschmerzen vor. Ich blieb zu Hause und sah im Fernsehen einen Dokumentarfilm über Mimikry bei Insekten. Irgendwo in den Tropen lebt eine Fliege, die Wespen imitiert. Sie ist gelb-schwarz, und hat sogar einen falschen Stachel. Sie tut nichts, sie ist harmlos. Doch als Wespe verkleidet wird sie von den Vögeln, den Eidechsen, sogar den Menschen gefürchtet. Sie kann ganz ruhig in Wespennester eindringen, die zu den gefährlichsten und bestbewachten Orten der Welt gehören. Niemand erkennt sie! Ich hatte alles falsch gemacht! Das war es, was ich tun musste. Die Gefährlichsten imitieren. Ich zog die gleichen Sachen an, Adidas Schuhe, Jeans 7 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart mit Löchern, schwarzes Kapuzenshirt, ich ließ mir die Haare wachsen, wollte einen Ohrring, Mama verbot es mir, dafür bekam ich ein Moped. Ich ging wie sie. Breitbeinig. Ich kickte meine Schultasche durch den Flur. Alles lief mehr oder weniger gut. Bis ich mir eines Vormittags einen kurzen Augenblick wünschte, ich wäre eine echte Wespe. Wespe oder Schwebfliege? Die wirksame Tarnung (Mimikry) von Schwebfliegen . Die völlig harmlosen Schwebfliegen werden wegen ihrer Ähnlichkeit mit Wespen, Hornissen oder Bienen oft mit diesen verwechselt. Die harmlosen Schwebfliegen, die völlig schutzlos ihren zahlreichen Freßfeinden ausgeliefert sind, tarnen sich mit den Warnfarben Gelb und Schwarz und zum Teil auch mit den auffälligen Zeichnungen der Wespen und Bienen, von denen sich einige mit ihren giftigen Stacheln sehr wirksam verteidigen können. Die Tarnung, die in der Natur bei Tieren aber auch bei Pflanzen weit verbreitet ist, nennt man Mimikry. Wie kann man Schwebfliegen nun von den oft gefürchteten Wespen unterscheiden? Das ist zumindest bei allen Sozialen Faltenwespen (Vepidae) relativ einfach. Diese leben in einjährigen Staaten und füttern ihre Brut mit anderen Insekten. Im Spätsommer und Herbst, wenn alle Nachkommen geschlüpft sind, erquicken sich die nun arbeitslosen Arbeiterinnen gern an reifem Obst, aber auch an Marmelade, 8 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Kuchen und anderen Süßigkeiten, weshalb sie vom Menschen als lästig empfunden werden. Man erkennt alle Sozialen Faltenwespen schon an ihrem unruhigen, ja aufgeregten Flugverhalten, das möglicherweise mit ihrem angeblich nicht sehr guten Sehvermögen zusammenhängt. Wenn sie sich bedroht fühlen, stechen sie. Am angriffslustigsten sind die Gemeine und die Deutsche Wespe Vespula vulgaris und V. germanica. Honigbienen erkennt man an ihren "Höschen". Das sind die wie Körbchen gestalteten Schienen an den Hinterbeinen, in denen der Pollen transportiert wird.. Quelle: http://www.hydro-kosmos.de/klforsch/schwespe.htm Fragen zum Text: Was erfährt man im Anfangsmonolog über die Figur Lorenzo? Wie beschreibt er selbst die Schule und seine Mitschüler? Welche Auswirkungen hat die Idee mit der Mimikry der Insekten? Kann das (in der Schule) funktionieren, als Schwebfliege zwischen Insekten zu leben? Welche Konsequenzen hat Lorenzos Verhalten für ihn und sein Umfeld? 9 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Hasstagebuch“ Olivia: Ciao Papa, ich schreibe dir, um dir für das Geld zu danken. Jedes Mal, wenn du mir mit deinem Geld aus der Patsche hilfst, frage ich mich: Und wenn es auf der Welt kein Geld gäbe, wie würde dir dein Vater dann helfen? Und dann frage ich mich, ob es die Schuldgefühle sind oder die Liebe, die du für mich empfindest, was dich dazu treibt. Und weißt du was? Ich will es nicht wissen! Ich habe Glück einen Vater wie dich zu haben, der mich meine Erfahrungen machen lässt und mir hilft, wenn ich etwas falsch mache, also praktisch immer. Aber jetzt ist es genug, ich will nicht mehr, dass du mir hilfst. Du hast mich nie gemocht, du kannst mich einfach nicht leiden. Wenn du mit mir zusammen bist, dann bist du immer sehr ernst. Vielleicht weil ich der lebende Beweis eines totalen Irrtums bin und dir jedes Mal, wenn du an mich denkst, wieder einfällt, was für eine Dummheit es war meine Mutter zu heiraten. Aber daran habe ich keine Schuld. Da bin ich mir vollkommen sicher. Was den ganzen Rest angeht, nicht. Wer weiß, wenn ich mich mehr um dich bemüht hätte, versucht hätte, die trennende Mauer zwischen uns einzureißen, vielleicht wäre es dann anders geworden. Mir kam der Gedanke, dass ich, wenn ich ein Buch über mein Leben schreiben sollte, das Kapitel über dich Hasstagebuch nennen würde. Irgendwie muss ich lernen, dich nicht zu hassen. Dich nicht zu hassen, wenn dein Geld kommt und wenn du mich anrufst, um zu fragen wie´s mir geht. Ich habe dich zu sehr gehasst. Ohne mich zu schonen. Es reicht! Also danke ich dir noch einmal, doch wenn du in Zukunft den Impuls verspürst, mir helfen zu wollen, verdräng ihn. Du bist ja der Meister Verdrängung und des Schweigens. Fragen zum Text: Welche Hilfe hätte sich Olivia von ihrem Vater gewünscht? Was könnte Olivia damit meinen, sie habe ihren Vater gehasst, ohne sich zu schonen? 10 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Diesmal höre ich auf“ Lorenzo: Sie warf sich erschöpft auf´s Sofa. Ihre Beine zitterten und sie trat um sich, als wollte sie das Zittern abschütteln. Was für eine Krankheit hatte sie denn? Hoffentlich war es nicht ansteckend. Ich weiß was es sein musste. Malaria! Sie zitterte als hätte sie Fieber. Sie war eine Mole an der sich die Wellen des Schmerzes brachen! Olivia kotzt in die Hände. Lorenzo: Olivia, Alles ok? Olivia: Kümmere dich doch mal um deinen eigenen Kram. Lorenzo: Perfekt. Alles klar. Kein Problem. Darin war ich Meister. Sie formt ihre Kotze zu einem Keks. Olivia: Willst du einen Keks! Ich hab extra einen Keks für dich gebacken. Olivia ist auf dem Höhepunkt ihrer Entzugserscheinungen. Manisches Durchdrehen. Ab einer gewissen Lautstärke muss Lorenzo eingreifen. Lorenzo: Hör auf. Olivia wird immer energischer. Bis zu dem Moment, in dem Lorenzo sie attackiert. Es reicht! Lorenzo: HAU ENDLICH AB DU VERDAMMTER ZOMBIE! Lorenzo holt Geld. Wirft es auf Olivia. Lorenzo: Hier. Mach damit, was du willst! Hauptsache, du gehst. Olivia rappelt sich langsam wieder auf. Olivia: Du bist vielleicht ein Scheißkerl. Ich wusste doch, dass du Geld hast. Nein. Ich hab’s mir geschworen. Diesmal höre ich auf. 11 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Ich bin eine Schlampe. Ich hab´s mit dem getrieben. Ich habe für diesen Schuss mit so einem Dreckskerl gevögelt. Dieses Schwein hat mich zwischen den Autos gevögelt. Widerlich. Sag mir, dass ich widerlich bin! Lorenzo: Jemand muss ihr helfen. Jemand muss herkommen. Sonst stirbt sie! Drogensucht - Suchtkarriere und Drogenentzug Von Martina Feichter Suchtkarriere Die ersten Suchtmittel, mit denen Menschen in aller Regel in Kontakt kommen, sind Alkohol und Nikotin als legale Drogen und Haschisch im Bereich der illegalen Drogen. Solche "Einstiegsdrogen" animieren zum weiteren Konsum von Suchtmitteln - nicht etwa durch ihre Wirkung im Körper, sondern aufgrund psychosozialer Faktoren: Wer andere Haschischkonsumenten kennenlernt, kommt auch eher in Kontakt mit weiteren und härteren Drogen. Außerdem signalisiert der frühe Griff zu psychoaktiven Substanzen in vielen Fällen, dass der Betroffene keinen stabilen Rückhalt in der Familie hat, generell schlecht "Nein" sagen kann und sich früh an Altersgenossen und deren Konsumverhalten orientiert. Allerdings endet nicht jeder, der einen Joint raucht, später als Cracksüchtiger auf der Straße. Von denjenigen, die einmal Haschisch konsumieren, entwickeln etwa fünf bis zehn Prozent einen dauerhaften und problematischen Drogenkonsum. Schlechter ist die Prognose, wenn schon die Erstdroge eine harte Substanz wie ein Opiat (zum Beispiel Heroin) oder Kokain ist. Ob und wie sich eine Suchtkarriere entwickelt, hängt von verschiedenen biologischen, sozialen und psychischen Faktoren ab. Wer zum Beispiel schon früh im Leben mit Drogen anfängt, verschiedene Suchtmittel (Alkohol, Kokain, Haschisch oder ähnliches) kombiniert und als sozial und emotional "verarmt" gilt, hat ein höheres Risiko, in die Drogensucht abzurutschen. Drogentherapie Ziel der Drogentherapie ist es, den Organismus vom Suchtmittel zu entwöhnen, indem man ihm dieses entzieht (Drogenentzug). Die psychische Entwöhnung ist langwierig und kann Monate bis Jahre dauern. Zu den psychischen Entzugssymptomen zählen Unruhe, Angst, depressive Verstimmung, Suizidgedanken und das "craving" - die starke Gier nach einer weiteren Dosis des Suchtmittels. 12 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Im Rahmen des körperlichen Drogenentzugs wird der Organismus entgiftet. Schon wenige Stunden nach der letzten Drogendosis kommt es dadurch beispielsweise zu Schweißausbrüchen, Zittern, Brechreiz, Magenkrämpfen, Herzrasen und/oder Kreislaufproblemen. Manchmal wird die Situation auch lebensbedrohlich mit schweren Krampfanfällen und akuten Geistesstörungen. Diese körperlichen Entzugssymptome erreichen 24 bis 48 Stunden nach der letzten Drogendosis ihren Höhepunkt. Das Ausmaß und die Art der körperlichen und psychischen Entzugssymptome hängen von der konsumierten Droge sowie dem Schweregrad der Abhängigkeit ab. Sie sind außerdem von Mensch zu Mensch verschieden. Qualifizierte Entgiftung Der körperliche Drogenentzug ist immer eine gesundheitlich riskante Situation und wird daher meist stationär (etwa im Krankenhaus oder in speziellen Entzugskliniken) durchgeführt. Dort kann der Drogenabhängige von erfahrenem Fachpersonal betreut und unterstützt werden - Experten sprechen von "qualifizierter Entgiftung". Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Entzugs. Bei allen ist der Wille des Betroffenen, sich aus seiner Abhängigkeit zu befreien, die wichtigste Voraussetzung für Teilnahme und Erfolg. » Entgiftung ohne Medikamente ("kalter" Entzug): Hier wird das Suchtmittel abrupt abgesetzt. Die auftretenden und teils heftigen Entzugserscheinungen muss der Süchtige ohne medikamentöse Hilfe "aussitzen". Unterstützt wird der Drogenentzug stattdessen oft durch begleitende Maßnahmen wie physikalische Therapie, Akupunktur oder Entspannungsverfahren. Der "kalte" Entzug dauert in der Regel ein bis zwei Wochen. » Medikamentengestützte Entgiftung ("warmer" Entzug): Mit Medikamenten werden bei dieser Form des Drogenentzugs die Entzugssymptome gelindert. Zum Einsatz kommen zum Beispiel sedierende Antidepressiva (wie Doxepin), Clonidin (entspannt die Gefäße und senkt den Blutdruck) und Neuroleptika (beruhigend wirkende Substanzen, die auch zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden). Werden mehrere Arzneimittel eingenommen, kann es allerdings zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen. Der "warme" Drogenentzug erstreckt sich etwa über zwanzig Tage. » Opioid-gestützte Entgiftung (Substitutionstherapie): Dabei wird Heroinabhängigen als Ersatz für die Droge ein anderes Opioid verordnet, dessen Dosierung dann in der Regel schrittweise verringert wird. Für diese Substitution wird meist Methadon verwendet. Es lindert die Entzugssymptome, erzeugt aber keine Rauschwirkung. Auf Dauer kann aber auch Methadon abhängig machen, was der langsame Dosisabbau verhindern soll. Das Konzept "Droge auf Rezept" soll auch die negativen Folgen der Sucht mindern (zum Beispiel Drogenkriminalität) und die Rückkehr in die "normale" Lebens- und Arbeitswelt erleichtern. Das Methadon-Programm steht allerdings nur Heroinsüchtigen offen, deren Suchtkarriere seit mehr als zwei Jahren besteht und bei denen frühere Therapieversuche gescheitert sind. Und auch hier wird noch von Fall zu Fall entschieden. Das Programm ist meist auf sechs bis zwölf Monate (manchmal auch länger) befristet; nur bei schweren körperlichen Erkrankungen wie HIV oder Krebs erhalten manche Betroffene das Methadon dauerhaft. » Forcierte Entgiftung ("Turbo-Entzug"): Sie kommt nur bei Opioidabhängigkeit 13 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart (zum Beispiel Heroin, Morphium) zum Einsatz. Der Betroffene wird auf der Intensivstation innerhalb weniger Stunden und unter Narkose einem beschleunigten Drogenentzug unterzogen. Dazu wird ihm über eine Magensonde ein Opiatantagonist verabreicht - ein Stoff, der an den Nervenzellen die gleichen Andockstellen besetzt wie die konsumierte Droge, sodass diese nicht mehr binden und ihre Wirkung entfalten kann. Dadurch wird man aber nicht "clean", sondern es werden damit nur die akuten Entzugssymptome vermieden oder zumindest zeitlich stark abgekürzt. Der eigentliche Drogenentzug beginnt erst nach der Intensivstation und der bis zu drei Tage dauernden Nachbeobachtungsphase. Er umfasst eine begleitende Psychotherapie und die weitere medikamentöse Behandlung mit Opiatantagonisten (für sechs bis neun Monate). Der Turbo-Entzug ist nicht geeignet bei Mehrfachabhängigkeiten (vor allem bei zusätzlichem Kokainkonsum), ausgenommen ist die gleichzeitige Einnahme von so genannten Benzodiazepinen (einer Wirkstoffgruppe von Beruhigungs- und Schlafmitteln). Quelle: http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Sucht/Drogensucht-Suchtkarriere-und10699.html Fragen zum Text Lorenzo erzählt Olivia eine Geschichte, um sie zu beruhigen. Welche Möglichkeiten hat Lorenzo in dieser Situation? Wie bewertet ihr sein Verhalten in der Situation, als er erkennt, dass seine Schwester dringend Hilfe braucht? An wen sollte sich Lorenzo wenden, um Hilfe für seine Schwester zu holen? Trägt er möglicherweise eine Mitschuld, weil er keine Hilfe holt? 14 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart „Diese Geschichte handelt also von einem kleinen Roboter“ Olivia: Erzähl mir etwas. Lorenzo: Jetzt? Was denn?? Olivia: Egal was. Eine Geschichte. Lorenzo: Eine wahre oder eine erfundene? Olivia: Lieber eine erfundene. Lorenzo: Ich hatte tatsächlich eine. Eines Morgens in der Schule hatte ich sie mir ausgedacht. Doch meine Geschichten behielt ich für mich, denn wenn ich sie erzählte, vergingen sie wie Blumen, die man gepflückt hat, und gefielen mir nicht mehr. Aber diesmal war es anders. Also gut. Olivia, du erinnerst dich doch an diesen kleinen Roboter, den Oma im Swimmingpool in Orvieto hatte? Diesen gelb, violetten, der nur dazu dient, den Swimmingpool zu reinigen? Leises Murmeln, Singen und Lachen von ihr. Ich wusste nicht, ob sie schlief oder wach war. Diese Geschichte handelt also von so einem kleinen Roboter, der Swimmingpool-Putzer ist. Er heißt K19, wie die russischen U Boote. Also… Eines Tages versammeln sich in Amerika alle Generäle und der Präsident, um zu überlegen, wie man Saddam Hussein umbringt. Sie haben schon alles Mögliche versucht, aber seine Villa ist eine Festung in der Wüste, mit Boden-LuftAbwehr-Raketen. Der amerikanische Präsident ist verzweifelt, und wenn seine Generäle nicht innerhalb von zehn Minuten eine Möglichkeit finden, den Diktator auszuschalten, schickt er sie alle nach Alaska. Ist dir kalt. Er deckt sie zu. Irgendwann steht ein General auf, ein kleiner Mann, ein Computerexperte, der nie etwas sagt, weil er nichts zählt, und meint, dass er eine Idee hat. Alle 15 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart schütteln den Kopf. Der General erklärt, dass Saddam aus Angst vor versteckten Bomben nichts kauft. Er lässt alles, was er in der Villa hat, in den Kellern bauen. Fernseher, DVD Player, Computer, Kühlschränke. Alles. Doch eine Sache bekommen sie nicht hin. SwimmingpoolReinigungsroboter. Saddams Swimmingpool ist so groß, dass sein Roboter die Orientierung verliert, und der Wüstenwind weht ohne Ende Sand in den Pool. Deswegen war der Boden des Swimmingpools immer ganz schmutzig, wenn Saddam mit seinen zwölf Frauen badete. Saddam war deswegen sauer und hatte sich per Post einen Roboter aus Amerika bestellt. Hast du verstanden, Olivia? Per Post, aus Amerika? Olivia: (sehr leise) Erzähl weiter. Lorenzo: Der kleine General hat eine geniale Idee. Er will aus einem einfachen SwimmingpoolReinigungsroboter eine superintelligente Kampfmaschine machen mit Miniatomrakten, mit Batterien, die Strom mit zweitausend Volt erzeugen, und mit Abschussrampen für Giftpfeile. Und den will er Saddam schicken. Der amerikanische Präsident ist begeistert. Also geht der kleine General in die Roboterfabrik und macht sich an die Arbeit. Er arbeitet die ganze Nacht. Als er fertig ist, fühlt er sich todmüde, doch der Roboter ist perfekt, er sieht so aus wie alle anderen. Sein Codename ist K19. Olivia ist eingeschlafen. Am nächsten Morgen kommt der Hausmeister. Und begeht einen fatalen Fehler. Er glaubt K19 sei der reparierte Roboter für eine Familie aus Los Angeles, verpackt ihn und versendet ihn. Die Familie nimmt K19 und setzt ihn in den Pool. K19 beginnt den Boden zu reinigen, das kann er nämlich auch sehr gut. Doch als der Vater und die Kinder baden gehen, werden sie augenblicklich durch einen Stromstoß getötet, der sie alle röstet. Der Roboter wartet zwei Tage. Dann begreift er, dass sie ihn in den falschen 16 Material Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Pool gebracht haben. Mit seinen Saugketten klettert er heraus. Auf der Suche nach einem anderen Pool. Nur haben in Amerika ja alle einen Swimmingpool. Und auf der Suche nach Saddams Pool, bringt K19 alle um, die ein Bad nehmen, ein Gemetzel. Und anschließend putzt K19 den jeweiligen Pool. Die Armee kommt. Sie schießen mit Lasern, mit Raketen, doch nichts ist zu machen. K19 läuft auf den Highway, verfolgt von Panzern. Er kommt am Ende der Straße an und steht vor dem größten Pool, den er je gesehen hat. Das Wasser ist schmutzig und es gibt Wellen. Niemand hat ihm erklärt, dass dies das Meer ist. Und dass die Luftmatratzen dort keine Luftmatratzen sind, sondern Schiffe. Er fragt sich, wie er diesen endlosen Pool jemals reinigen soll. Zum ersten Mal hat er Angst. Blick zu Olivia Und K-19 springt. K-19 K-19 war ein sowjetisches Atom-U-Boot des Projekts 658, das von der NATO als „Hotel-Klasse“ bezeichnet wurde. Es war das U-Boot der Marine, das in seiner Bauund späteren Dienstzeit lange Zeit den traurigen Rekord hielt, mehr Seeleute das Leben gekostet zu haben als jedes andere der Flotte, und das in Anspielung auf einen Störfall am 4. Juli 1961 den inoffiziellen Spitznamen „Hiroshima“ erhielt. Es hatte als erstes nuklear angetriebenes U-Boot der sowjetischen Marine ballistische Atomwaffen an Bord. Die drei Raketen hatten eine Reichweite von 650 km und eine Sprengkraft von je 1,4 Megatonnen TNT-Äquivalent. Die Boote des Projekts 658 waren seinerzeit von strategischer Bedeutung für die UdSSR, da sie Atomwaffen bis an die amerikanische Küste tragen konnten. Interkontinentalraketen, die diese Ziele auch aus größerer Entfernung hätten erreichen können, waren zu dieser Zeit noch nicht ausgereift. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/K-19 Fragen zum Text: Warum erzählt Lorenzo diese Geschichte? Um was geht es? Was hat die Geschichte von K19 mit der Situation zu tun? Was erzählt diese Szene über Lorenzo? Am Schluss bringt Olivia ihren Bruder dazu, die Geschichte von K-19 zu Ende zu erzählen: „Jahre später auf einer tropischen Insel…“ Warum tut sie das? 17 Vorbereitung Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Lebenslauf in Bilder Lorenzo erzählt in der ersten Szene des Stücks aus seinem Leben. Er zeigt vermeintliche Bilder aus seinem Leben, Fotos und Collagen mit Erlebnissen aus seiner Kindheit. Jeder Spieler bringt 5-10 Bilder (keine Fotographien, am besten Bilder aus Zeitschriften oder Ausdrucke aus dem Internet), die symbolisch für Momente, Erinnerungen oder für Personen aus seinem Leben stehen. Der Spieler sollte sich für einen Aspekt aus seinem Leben entscheiden. Runde 1: Ein Spieler klebt ein Bild nach dem anderen an die Tafel und erzählt die vorbereitete Lebensgeschichte oder –anekdote. Runde 2: Die Bildersammlungen werden ausgetauscht und der Erzähler berichtet mit Hilfe von fremden Bildern von „seinem“ Leben. Natürlich kann jetzt auf andere Aspekte der Bilder eingegangen werden bzw. die Bilder können symbolisch für andere Erlebnisse stehen. Runde 3: Drei Spieler vermischen ihre Bilder und verteilen sie anschließend wieder. Nun sollen fiktive Biographien entstehen. Wichtig: In allen drei Runden kann der Spieler selbst entscheiden, wie viel seines Lebenslaufs real und wie viel Fiktion sein soll. Telefonat aus dem Skiurlaub Lorenzo behauptet gegenüber seinen Eltern, er sei für eine Woche im Skiurlaub mit einer Schulfreundin. Dabei hat er nie eine Einladung für diesen Urlaub erhalten. Er packt seine Sachen und zieht für eine Woche in den Keller des Hauses und verbringt dort die „Skiferien“. Improvisationsaufgabe: Stellt euch vor, Lorenzos Mutter ruft während des „Skiurlaubs“ auf Lorenzos Handy an. Wie könnte dieses Gespräch verlaufen? Wie kann Lorenzo den Schein wahren? Runde 1: Zwei Spieler stehen nebeneinander auf der Bühne. Ein Spieler ist Lorenzo, der andere seine Mutter. Lorenzos Handy klingelt! Spielt das Telefongespräch nach. (Die beiden Spieler sollten den Verlauf des Gespräches vorher nicht besprechen, sodass „Lorenzo“ spontan auf die Fragen seiner Mutter reagieren muss.) Runde 2: Nur ein Spieler steht auf der Bühne und spielt das Telefongespräch nach, ohne dass ein anderer Spieler am anderen Ende der Leitung ist. Auf was muss der Spieler achten? Wie lange müssen Zuhörpausen sein? Was macht ein solches Telefonat für ein Publikum besonders spannend, lustig oder tragisch? 18 Vorbereitung Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Zufluchtsort Keller Lorenzo findet Zuflucht im Keller des Hauses. Er richtet sich den Ort so ein, dass er es dort eine Woche aushalten kann. Er hat genug Proviant und Dinge, mit denen er sich beschäftigen kann. Aufgabe: Jeder Spieler überlegt sich einen real existierenden Ort, an dem er eine Woche ungestört und heimlich seine „Skiferien“ verbringen würde. Es kann der eigene Keller sein, im Wald, ein Speicher, ein Klassenzimmer oder ein Schuppen. Auch wenn der Ort nicht wirklich für den Spieler zugänglich ist, sollte es ein ihm bekannter Ort sein. Jeder Spieler fertigt eine Skizze dieses Zufluchtsortes an. Wie ist der Raum geschnitten? Was gibt es dort für Gegenstände? Wie würde ich den Raum für die Woche einrichten? Im zweiten Schritt werden die Räume vorgestellt. Das Klassenzimmer wird vom Spieler zu diesem Ort gemacht, indem er den Zuschauern den Raum mit den imaginierten Maßen und Einrichtung vorstellt. Der Spieler kann in der Vorstellung darauf eingehen, was für ihn den Raum so praktisch für die Woche der falschen Skiferien macht und warum er diesen Ort wählen würde. Diskussion Die Textauszüge „Ein ganz normaler Junge“, „Die Gefährlichsten imitieren“ und „Hasstagebuch“ und die dazugehörigen Fragen bieten sich für eine Einstimmung und Diskussion vor dem Theaterbesuch an. Weitere mögliche Fragestellungen: Welche Vorstellung habt ihr von Lorenzos/Olivias Eltern? Was sagen die Kinder in ihren Monologen? Welchen Einfluss hat das Verhalten der Eltern? 19 Nachbereitung Materialmappe – Du und Ich - Junges Ensemble Stuttgart Erinnerungsprotokoll Als Einstimmung bietet es sich an, dass jeder Schüler ein Erinnerungsprotokoll schreibt. Es bietet sich an, dieses Protokoll ca. zwei Tage nach dem Besuch zu verfassen. Fürs Schreiben sollte man sich ca. 20 Minuten Zeit nehmen. In einem Erinnerungsprotokoll geht es im Gegensatz zu einer Kritik nicht darum, möglichst alle Aspekte der Inszenierung zu beleuchten und eine Bewertung über das Gesehene abzugeben, sondern vielmehr um eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Theaterbesuch. Der Verfasser soll sich an einen Moment, ein Bild, einen Satz oder einen Aspekt der Inszenierung erinnern, der ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist. Dieser Moment soll in einem Erinnerungsprotokoll möglichst genau beschrieben werden. Außerdem soll der Verfasser beschreiben, warum er diesen Moment gewählt hat und in welcher Form er emotional an diesen Aspekt der Inszenierung anknüpft. Ein Erinnerungsprotokoll kann eine Grundlage für ein Gespräch über eine Inszenierung dienen, die nicht direkt von einer Wertung bestimmt ist. Diskussion Die Textauszüge „Diesmal höre ich auf“ und „Diese Geschichte handelt von einem kleinen Roboter“ mit den anschließenden Fragen können eine Diskussion über die Inszenierung und darüber hinaus über die angesprochenen Themen leiten. Mit Kenntnis des Romans: Was waren die Erwartungen an die Figuren aus dem Roman auf einer Bühne? Wie ist die Adaption für die Bühne gelungen? Ist noch ein neuer Aspekt aufgegangen? Haben Sachen gefehlt? 10 Jahre später… Am Ende des Stückes bleiben einige Dinge offen: Wie sieht das Wiedersehen mit Lorenzos Eltern aus? Lüftet Lorenzo sein Geheimnis? Fliegt er auf? Oder spielt er sein Versteckspiel weiter? Warum gab es kein Wiedersehen zwischen Olivia und Lorenzo bis zu Olivias Tod? Was ist in den zehn Jahren passiert? Wie hätte ein Wiedersehen ausgesehen? Aufgabe: Wählt eine der Zukunftsfragen und verfasst eine Szene, in der die Frage verhandelt wird. Spielt diese Szene! 20
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