LANGENTHAL Ohren akupunktieren, Gewicht verlieren Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin geht mit einer klinischen Studie das Tabuthema Adipositas an Die Praxis Ping An will untersuchen, wie sich das Krankheitsbild bei Fettleibigkeit verändert. Eine Studie soll helfen, Betroffene besser zu behandeln. JULIAN PERRENOUD Wer auf Traditionelle Chinesische Medizin setzt, muss nicht zwingend an körperlichen Gebrechen leiden. So behandelt die Praxis Ping An, seit über einem Jahr in Langenthal angesiedelt, monatlich auch einen Patienten mit Adipositas (Fettleibigkeit). «Bedenken wir, wie viele Menschen wirklich darunter leiden, ist das wenig», sagt Geschäftsführer Guolin Chau. Vielleicht liegt es ja am Vorurteil, wie Nadeln können keine Pfunde purzeln lassen? Oder die Übergewichtigen akzeptieren einfach ihre Situation, weichen auf Diäten aus und schlucken Appetithemmer. Die Folgen sind oft dieselben: Der Jojo-Effekt setzt ein. Chau sagt: Wer effektiv an Adipositas leidet, muss professionell behandelt werden (siehe Kasten). Dazu gehört eine Therapie, bestehend aus Medizin, Diät und Bewegung. Mit einer Studie wollen Chau und Therapeut Alain Näf ihre bestehenden Behandlungen nun verbessern. «Uns geht es um Ergebnisse» Ein Dutzend Betroffene haben sich bisher für diese Studie angemeldet. Am 26. Oktober steht für sie ein öffentlicher Vortrag an. Die Teilnehmer lassen sich in zehn Sitzungen über fünf Wochen behandeln. Dazu gehört eine Ohrakupunktur und eine Phytotherapie. Diese setzt sich aus Heilkräutern zusammen, die Patienten nehmen sie als Granulat ein. Ess- und Bewegungsgewohnheiten sollen sie in diesem Monat beibehalten, denn: Laut Chau lässt sich so besser feststel- KRANKHEITSBILD WAS IST ADIPOSITAS? Fettleibigkeit verbreitet sich heute epidemisch – obwohl erkannt und unbestritten. Ab einem Body Mass Index (BMI) von 30 raten Mediziner zu einer Gewichtsreduktion. Adipositas tritt in industrialisierten Ländern wie der Schweiz häufig auf. Die Menschen leben im Nahrungsüberfluss und bewegen sich wenig. Kombiniert entsteht eine negative Energiebilanz. Weiter spielen genetische Faktoren (Erbanlage), Essstörungen oder Sucht eine Rolle. Adipositas erhöht das Risiko auf Bluthochdruck, Demenz oder Alzheimer. Auch Gelenke, Muskeln und Knochen können ernsthafte Schäden erleiden. Gesundheitspolitisch habe Fettleibigkeit nicht den Stellenwert, der ihr zustehe, schreibt die Schweizerische Adipositas-Stiftung (SAPS). Geld zur Prävention im Bereich Fitness und Ernährung sei wenig vorhanden. Hinzu komme, dass an Adipositas ein schlechter Ruf hafte. Im Sinne von: Dicke sind selber Schuld. ( J P W ) HÄNDE WEG Fettleibige werden – obschon die Krankheit erkannt ist – mit ihren Problemen oft alleinegelassen. AZ len, wie sie auf die Behandlung reagieren. Das Ergebnis will er mit anderen Praxen teilen. Eine ähnliche Studie existiere in der Schweiz bisher nämlich nicht. Dabei geht es Chau nicht um Profit, wie er mehrfach betont. Auch will er sich nicht in den Vordergrund drängen: «Uns geht es allein um die Ergebnisse.» Die Teilnahme ist gratis. Die Apotheke Lian aus Wollerau/SZ übernimmt die Kosten der Phytotherapie. Die Praxis Ping An kommt für die restlichen Ausgaben wie Nadeln und Personal auf. Insgesamt belaufen sich die Studienkosten auf 250 Franken pro Person. Die Resultate werten verschiedene Ärzte aus, darunter auch Näf und die Apotheke Lian. Bei einer späteren Studie soll diese Aufgabe die Wädenswiler Hochschule übernehmen. Das Kompetenzzentrum für Ernährung, Gesundheit, Gesellschaft und Umwelt sei darin erfahrener, sagt Chau. Chinesen sind erfahrener Therapeut Näf wird ab dem 9. November die Teilnehmer behandeln und begleiten. Bis dahin läuft auch die Anmeldefrist. Dieselbe Studie plant er ab Mitte De- zember in einer Derendinger Praxis. Näf will die Patienten in drei bis vier Typen unterteilen (Art der Krankheit) und darauf die Rezepturen abstimmen. Er arbeitet mit bis zu 90 Kräutern; die Arzneimittellehre Materia Medica enthält über 6500. In China verwenden Therapeuten auch Schildkrötenpanzer und Hülsen von der Seidenraupe. In der Schweiz sind solche tierischen Produkte aus ethischen Gründen und wegen Qualitätsvorschriften verboten. Die Zeit der Studie reiche zwar nur, um Eckdaten der Patienten zu erfassen, sagt Näf. «Aber Unausgesprochen bleibt nichts Das Publikum trifft im Stadttheater auf einen bestens aufgelegten Marco Rima schon bei einer Stopp-RauchenTherapie erzielte ich damit gute Ergebnisse.» Er ist einer der wenigen Schweizer, die die Traditionelle Chinesische Medizin umfassend beherrschen. Das hat seinen Grund. Chau: «Chinesische Therapeuten haben ein breiteres Wissen, sie sind erfahrener.» Einer ihrer neuen Praxis-Therapeuten behandelte in Chinas staatlichen Spitälern bisher bis zu 40 Patienten täglich. Er kombiniert physische Therapie (Massage) und Akupunktur mit Heilkräutern. «Sowas finden Sie hier selten», sagt Chau. Damit die Spra- BETTINA NÄGELI Fast minimalistisch erscheint das Bühnenbild, das sich den vollen Rängen im Stadttheater anfänglich bietet: Ein schwarzer Flügel, ein gleichfarbiger Stuhl und ein einsamer Mikrofonständer – vermeintlich wie geschaffen für ein gemütliches «Time Out». Jene Annehmlichkeit und Gemütlichkeit ausstrahlende Atmosphäre erweist sich jedoch als blosser Schein: Mit der Ruhe ist es nämlich schlagartig vorbei, als Marco Rima und sein «bester Freund und Klavierspieler», Phil Dankner, in die besagte Bühnenszene eintreten. Beginnend beim Spermium und der Eizelle, spinnt Rima den Erzählfaden entlang seiner Vita. Vom Blick in das heimische Schlafzimmer und den damit verbundenen Missverständnissen zwischen Mann und Frau geht es weiter in den Kreissaal, wo des Mannes Qualen grösser erscheinen als die Schmerzen der gebärenden Ehefrau. Nach Ausführungen über die Freuden und Leiden eines frischgebackenen Vaters folgen Einblicke in die von Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Eltern und Kind geprägte Zeit: die Pubertät. Zwischen Lachsalven und tosendem Applaus lassen sich zustim- BEKANNTES GESICHT Marco Rimas gekonnte Mimik überzeugt auch im Stadttheater. Im Hintergrund Phil Dankner. FELIX GERBER mend nickende Köpfe ausmachen; So mancher erkennt zwischen Witz und Parodie die tatsächlichen Parallelen zu seiner eigenen Biografie. Atemberaubende Exkurse Die Möglichkeit eines «Time Out» gewährt Rima dem Publikum indes nicht. Wiederholt wird vom biografischen Erzählfaden abgewichen, etwa in Gestalt der blonden und unterbelichteten Vroni, die nur allzu schnell den Artisten mit dem Atheisten verwechselt oder die Reinkarnation kurzum zur Rekanalisation umbenennt. Von derben, einem fast den Atem stocken lassenden Anspielungen bleiben in der Folge aus- serdem weder Regisseur Roman Polanski noch die katholische Kirche verschont – unausgesprochen lässt Rima wahrlich nichts. Sich wieder dem eigenen Lebenslauf zuwendend, widmen sich die Wortspiele dann dessen Ende. Hier, wie bereits zuvor, offenbart der Kabarettist im Zusammenspiel mit Phil Dankner eine weitere Facette seines Könnens: Hinter dem unverblümten Wortakrobat steckt zudem ein einfühlsamer Sänger. Die letzten Töne verflüchtigen sich im nicht enden wollenden Applaus des Publikums. Das Letzte, was sich dieses von Marco Rima wohl wünschen würde, wäre ein «Time Out». Der öffentliche Vortrag über Adipositas findet am Montag, 26. Oktober, um 19 Uhr statt. Praxis Ping An, Jurastrasse 17. Anmelden unter 062 923 50 60 oder über www.pingan.ch Kommt jetzt alles gut für Brunner? Er sagt, der Kauf der Kaltenherberge stehe kurz bevor TO B I AS G R A N W E H R Mit seinem Comedy-Programm «Time Out» gastierte Marco Rima im Stadttheater. Zwischen Wortwitz und Gesang und inmitten von Ernst- und Lachhaftigkeiten, hielt der Kabarettist dem einen oder anderen selbst den Spiegel vor Augen. che keine Probleme schafft, dolmetscht die Praxisassistentin. Für den Therapeuten ist die Studie wichtig, leben Chinesen doch gänzlich anders als Schweizer. Chau: «Hier bewegen wir uns weniger, fahren mehr Auto und essen anders.» Deshalb sei eine Adipositas-Therapie aus China nicht automatisch kompatibel mit der hiesigen. Bei Rheuma oder Arthrose hingegen klappe das. Noch vor einem Monat schien der Langenthaler Unternehmer Michael Brunner am Ende. Der Kauf der Roggwiler Kaltenherberge verzögerte sich – und die Gewerkschaft Unia forderte ausstehende Löhne für mehrere entlassene Mitarbeiter. Die Unia hat mittlerweile beim Einzelrichter in Stans NW – die Brunner Totalunternehmungen AG hat dort ihren Hauptsitz – ein Konkursbegehren ohne vorgängige Betreibung eingereicht. Der zuständige Einzelrichter will das indes weder bestätigen noch dementieren. Und Brunner lässt sich davon ohnehin nicht beirren. Der Kauf der Kaltenherberge werde in den nächsten 10 bis 14 Tagen über die Bühne gehen, erklärte er gestern auf Anfrage. Beim Besitzerpaar Rita und René Brogli tönte es hingegen vorsichtiger: Sie könne keinen Zeitpunkt für den «Chauteli»-Handel nennen, erklärte Rita Brogli gegenüber dieser Zeitung. «Mein Mann ist zurzeit anderweitig stark beschäftigt.» Woher Brunner das Geld für die «Chauteli» nimmt, wollte dieser nicht verraten. «Es ist jedenfalls genug vorhanden», sagte er bloss. Die Probleme mit der Gemeinde Roggwil sind laut Brunner ebenfalls ausgeräumt. Er startete bereits mit Umbauarbeiten, ohne dass Bewilligungen vorlagen – worauf die Gemeinde einschreiten musste. Er habe noch keine Baugesuche eingereicht, «aber sobald der Kauf abgewickelt ist, werde ich das tun». Es sei alles vorbereitet, so Brunner. Er liess verlauten, bereits Ende November Nägel mit Köpfen zu machen. «Dann werden wir unsere Büros in Langenthal aufgeben; wir haben einen Nachmieter gefunden.» Besser, sich gütlich zu einigen Die Differenzen mit der Unia nimmt Brunner gelassen: Er werde seinen Forderungen nachkommen – «aber sicher nicht so, wie das die Unia verlangt». Er lasse sich nicht erpressen. Elise Gerber von der Unia Sektion Oberaargau-Emmental sagte, Brunner habe die ausstehenden Löhne noch immer nicht bezahlt. Von seinem Vorschlag, das Geld auf ein Sperrkonto einzuzahlen, bis die Forderungen gerichtlich geklärt sind, habe sie aus der Zeitung erfahren. «An Vorschlägen Brunners mangelt es nicht, doch an deren Umsetzung», sagte sie. Brunner entgegnete: Eine gerichtliche Auseinandersetzung wolle er verhindern. Er werde zahlen, was er den Entlassenen schuldig sei, «jedoch keinen Tag mehr». Es sei besser, sich gütlich zu einigen, als die Zeit für Gerichtstermine zu verschwenden. INSERAT
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