WURMKOMPOST: FUNKTIONSWEISE UND MÖGLICHE SCHWIERIGKEITEN Funktionsweise 1. Kompostwürmer und Mikroorganismen arbeiten gemeinsam am Biomüll Mikroorganismen (Bakterien & Pilze) arbeiten gemeinsam mit den Kompostwürmern am Biomüll. Zuerst werden die MOs (=Mikroorganismen) tätig und schließen die Oberfläche des Abfalls auf, um sich mit den gewonnen Stoffen zu vermehren. Die Kompostwürmer haben keine Zähne und “lutschen” (=saugen) an den Pilzen und Bakterien. Somit machen eigentlich die MOs das Aufschließen des Biomülls. Die Würmer haben dann jedoch die Aufgabe Wurmkompost zu generieren. 2. Was soll hinein? Klein strukturiert und feucht Obstreste, Teepäckchen, Obstschalen, Blätter (keine Nussblätter), Zeitungspapier (kein Hochglanz), Karton, Eierschalen, Kaffeesatz, Gemüsereste und Bioplastik. Am Liebsten mögen sie es klein geschnitten (Fingerkuppengroß) da sich dadurch die Oberfläche erhöht und sie besser zubeißen können. Des Weiteren macht es Sinn manches zu befeuchten wie Zeitungspapier oder trockene Blätter. Trockenes Material wird nicht gefressen. Das optimalste Futter wäre Tee oder Kaffee – warum? weil es klein strukturiert und feucht ist. 3. Was soll nicht hinein? Giftiges, Schwerverdauliches und Trockenes Knochen, Chemikalien, Milchprodukte, Käse, Zitrusfrüchte, Fleisch, Hochglanzpapier, Gekochtes, Mariniertes und Gesalzenes sollten nicht in die Wurmkiste. Die Kompostwürmer und Mikroorganismen würden entweder ewig brauchen um diese aufzuschließen oder daran zugrunde gehen. Auch keine Fäkalien von Tieren oder Katzenstreu. 4. Die optimalen Bedingungen und die Faustprobe Keine Sorge die Kompostwürmer sind robust und halten auch Extremwerten für eine gewisse Zeit stand. Optimal sind Temperaturen zwischen 15°C und 25°C (Extremwerte sind 3°C bis 38°C), eine Feuchtigkeitsgehalt zwischen 60% und 85%, eine Mischung von 80% Biomüll und 20% feuchtem Papier und einem pH-Wert von 6-7. Der Feuchtigkeitsgehalt kann mittels der Faustprobe ermittelt werden. Nimmt man eine Hand voll Material heraus und macht damit eine Faust, sollen ein paar Tropfen Wasser herauskommen. Falls es richtig rinnt, ist es zu nass -> trockene Papierschnipsel untermischen. Falls gar nichts heraustropft ist es zu trocken -> mit einem Zerstäuber regelmäßig befeuchten oder mit den nassen Fingern hineinschnipsen. Die Würmer mögen es dunkel. 5. Das Starten der Wurmkiste Nötig sind 10 Seiten nasses Zeitungspapier, einen Haufen Karton und die Startpopulation Kompostwürmer (ca. 500 Stk.) mit Erde. Nun zum Schichtaufbau -> als Grundlage 4-5 Seiten nasses Zeitungspapier bzw. gerissener Karton über den gesamten Boden verteilen. Anschließend eine Mischung aus 70% eingeweichten Papierschnippseln und 30% Wurmkompost bis zu einer Höhe von 4-5 cm. Darauf gibt man nun 100% Wurmkompost für weitere 8 cm und mischt den verblieben Rest des Wurmkomposts mit den übriggebliebenen eingeweichten Papierschnippseln. Als Abschluss legt man 4-5 Seiten nasses Zeitungspapier darauf bzw. falls vorhanden, die Hanfmatte (in der Lieferung enthalten). Wichtig: da das Holz zu Beginn die Feuchtigkeit aus der Erde zieht, jeden Tag direkt Wasser auf den Wurmkompost stäuben. Im Idealfall mit einem Zerstäuber (falls Spülmittel darin war, unbedingt sauber auswaschen). 6. Überfüttern oder Unterfüttern – das Berechnen der täglichen Fressleistung Ein erwachsener Wurm wiegt etwa 0,4g. Bei 500 Stück als Startpopulation wäre die Lebendmasse dann 200g (=0,4*500). Nachdem Kompostwürmer die Hälfte (1/2) ihres Eigengewichts täglich verdauen brauchen wir 100g Futter(=0,4*500/2). Da sich die Kompostwürmer in optimaler Umgebung (Temperatur, Feuchtigkeit, Vielfalt an Futter,…) alle 90 Tage verdoppeln, hätten wir nach 3 Monaten eine Fressleistung von 200g täglich. Nach einem halben Jahr 400g täglich (2000 Würmer) und nach einem Jahr 800g täglich (4000 Würmer). Zum Glück sind das nur theoretische Rechenmodelle, ansonsten müsste man ja extra Gemüse zukaufen. Aus verschiedenen Gründen stellt sich allerdings eine maximale Population von etwa 1500 Würmern ein, wodurch sich eine maximale Fressleistung von 300g ergibt. Wie viel sind nun 100g oder 300g? Am besten ihr wiegt das Futter für die ersten Wochen ab um ein Gefühl dafür zu bekommen. 7. Kompostwürmer bauen die Stoffe zu Wurmkompost zusammen Die Kompostwürmer verdauen die Mikroorganismen und mineralische Zusatzstoffen, die sie so finden, und erzeugen den Wurmkot, der eine stabile Masse ergibt und aussieht wie kleine Häufchen. Im Großen heißt es dann nicht mehr Wurmkot sondern Wurmkompost. 8. Von Zeit zu Zeit zu tun Um den pH-Wert im neutralen Bereich zu behalten, sollte nach 2-3 Jahren eine Messung (mit Messgerät oder pH-Papier) durchgeführt werden und eine darauf abgestimmte Dosis an Kalk dazugegeben werden. Generell etwas Gesteinsmehl (enthält alle wichtigen Mineralien) von Zeit zu Zeit (6 Monate) dazuzugeben, schadet auch nicht. 9. Die Ernte des Wurmkomposts Unsere Empfehlung ist, ab dem dritten Monat erst langsam zu beginnen den Wurmkompost zu ernten. Grund ist, dass nach 2-3 Monaten davon ausgegangen werden kann, dass die Wurmkiste erstmals optimal läuft (Handhabung, Wurmdichte und mikrobiologische Atmosphäre). Davor würde es dem ganzen System eher schaden, Volumen zu nehmen. Generell gilt, umso größer das Volumen, umso eher findet man die optimalen Bedingungen wieder. Das eigentliche Ernten des Wurmkomposts in der Wurmkiste geht dann ganz einfach. Man zieht den Metallschieber an der Rückseite ein paar Mal hin und her und der fertige Wurmkompost fällt in die herausnehmbare Alutasse. 60%-80% des Volumens des Bioabfalls werden durch die Mikroorganismen und Kompostwürmer reduziert. Bei 100 Liter Biomüll bekommt man damit etwa 20-40 Liter Wurmkompost. 10. Alle 3 Monate verdoppelt sich die Anzahl an Kompostwürmern Kompostwürmer sind Zwitter. Beim Geschlechtsverkehr wird Sperma ausgetauscht und beim Abstreifen des Rings der Außen sichtbar ist, kommt es zur Befruchtung. Der abgestreifte Ring zieht sich zusammen zu einem Kokon und dort schlüpft dann der Nachwuchs. Ein Kompostwurm kann unter optimalen Bedingungen bis zu 7 Jahre alt werden. Im optimalen Fall verdoppelt sich die Wurmpopulation alle 3 Monate. 11. Willkommene Mitbewohner in der Wurmkiste Neben den Mikroorganismen und Kompostwürmern finden sich noch drei andere Bewohner, die beim gemeinsamen Kompostieren mithelfen. • Enchyträen: weiße kleine Würmer die 5-30mm lang werden können. Ihr Auftreten ist sehr häufig. • Springschwänze: weiße kleine Sechsfüßer die 1-5mm lang werden können. Ihr Auftreten ist sehr häufig. • Asseln: schwarze kleine 14-Füßer. Sehen leider nicht so sympathisch aus und treten eher selten auf. Falls sie jemand nicht in der Wurmkiste haben möchte, können sie händisch entfernt werden. Alle drei Mitbewohner sind wichtige Zersetzer des organischen Abfalls. Mögliche Schwierigkeiten Bei einer sachgerechten Anwendung und einem kleinen grünen Daumen hat die Wurmkiste nach 2-3 Monaten einen stabilen Zustand erreicht, der nur noch schwer zu kippen ist. Dennoch können Schwierigkeiten auftreten! Hier die häufigsten Probleme mit Antworten: 12. Schwaden von Fliegen steigen aus der Kiste auf Irgendetwas läuft schief! Entweder handelt es sich um Trauermücken oder um Fruchtfliegen. Meistens jedoch Fruchtfliegen da ihre Eier auf praktisch jeder Obstschale zu finden sind und sich von gärenden Substanzen ernähren. 1. Erste Frage gleich vorweg – befindet sich zuviel Futter in der Wurmkiste, welches durch die Würmer nicht innerhalb von 2 Wochen von der Oberfläche verschwindet? Falls ja, die tägliche Futtermenge etwas reduzieren. 2. Ein Schälchen(oder ein Joghurtbecher) mit Essig und einem Schuss Spülmittel befüllen und in die Wurmkiste stellen -> Fruchtfliegen ertrinken darin. 3. Bei extremer Plage mit dem Staubsauger einen Großteil absaugen. 4. Eine feuchte Zeitung oder die mitgelieferte Hanfmatte großflächig über dem Wurmkompost verteilen, um die Fliegen vom Essen abzuhalten. 5. Frischen Bioabfall in der Wurmkiste vergraben und fertigen Wurmkompost oben als Deckschicht darauf geben. 6. Bioabfall vor dem Hineingeben entweder über Nacht in die Gefriertruhe oder einen kurzen Moment in die Mikrowelle geben, um die Eier zu zerstören. 13. Die Wurmkiste stinkt Stinken tun die anaeroben Prozesse, welche ablaufen, wenn kein Sauerstoff mehr vorhanden ist und dadurch die Fäulnisbildung angeregt wird. Dafür gibt es zwei mögliche Gründe: 1. Zuviel Material welches zu dicht aufeinanderliegt, oder 2. Zu nasses Material Am besten man nimmt den Großteil des Bioabfalls, der oben darauf liegt (25cm) heraus und entsorgt ihn anderweitig. Weiters schneidet man ein paar Seiten Zeitungspapier in Schnippsel und mischt es unter den Wurmkompst, um diesen aufzulockern (bis zu 5 cm hinein sollten reichen). Das Geruchsproblem sollte somit gelöst sein. 14. Die Würmer werden immer weniger Wenn die Würmer immer weniger werden, dann stimmt etwas nicht. Lies dir am besten nochmal die Punkte 1-12 aufmerksam durch und überlege ob du alles so gemacht hast, wie beschrieben. Generell ist die häufigste Ursache für das Absterben der Kompostwürmer > Trockenheit Wie du weißt, wird trockenes Material nicht gefressen. In seltenen Fällen kommt es zur Vergiftung durch einen zu hohen Stickstoffanteil in der Nahrung – erkennbar am Einschnüren der Würmer. Falls die Kompostwürmer schon zu wenig sein sollten wäre eine Empfehlung mit einer neue Startpopulation zu beginnen. Entweder bei anderen Wurmkisten-Besitzern nachfragen, ob sie ein paar Würmer zu verschenken haben, oder du bestellst sie bei uns im Online-Shop. 15. Was tun im Urlaub? Eine 4-wöchige Asienreise steht an, doch was tun mit der Wurmkiste? Zu den Nachbarn geben? Ignorieren und hoffen dass sie hungernd überleben? Oder soviel hineingeben, dass die Kiste übergeht? Unsere Empfehlung • unter einer Wochen -> nichts extra zu tun • unter drei Wochen -> Futter für eine Woche etwa hineingeben. gut befeuchten und mit Zeitungsschnipsel mischen • über vier Wochen -> nachfragen ob Freunde, Nachbarn oder die Familie nach zwei Wochen mal nachsehen können, um gegebenenfalls etwas Mehl (100g) und Bioabfall darüberzustreuen und mit dem Bestäuber zu befeuchten. Vor dem Abreisen jedoch noch Futter für eine Woche hineingeben und mit Zeitungsschnipsel mischen. 16. Was tun bei Schimmel? Kann vorkommen, sollte jedoch nicht häufig passieren – Schimmel im Wurmkompost. Man entfernt schimmliges Material und entsorgt es anderweitig. Weiters überlegt man sich, warum genau dieses Stück schimmlig geworden sein könnte und fragt sich, ob bestimmte Materialien nicht mehr in die Wurmkiste kommen sollten. 17. Bei weiteren Fragen -> unser Forum oder Literatur Falls bei dir noch Fragen zum Wurmkompost offen sind, lohnt sich • ein Besuch in unserem Forum (falls ein Thema noch nicht behandelt wurde kann es gerne eröffnet werden) • in einem Buch zu Wurmkompost nachzuschlagen (unser Geheimtipp: “Biodünger selber machen” von Andrea Heistinger und Alfred Grand) • in einer Suchmaschine die Frage eingeben und sehen was passiert Und nun, viel Spaß mit deiner Wurmkiste! Mehr Infos unter www.wurmkiste.at Copyright: 2015, Witzeneder David, 4770 Andorf
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