der heisskalkmörtel - Fachhochschule Potsdam

FACHHOCHSCHULE POTSDAM, STUDIENRICHTUNG WANDMALEREI, „DER HEISSKALKMÖRTEL – DOKUMENTATION MATERIALTECHNISCHER EIGENSCHAFTEN MIT HILFE VERGLEICHENDER
UNTERSUCHUNGEN UNTERSCHIEDLICHER KALKMÖRTELVARIANTEN“, HENRIETTE HESSE, BACHELORARBEIT, 2014, PRÜFER: PROF. WERNER KOCH, ZWEITPRÜFER: ANDREAS SCHUDROWITZ
DER HEISSKALKMÖRTEL
DOKUMENTATION MATERIALTECHNISCHER EIGENSCHAFTEN MIT HILFE VERGLEICHENDER UNTERSUCHUNGEN UNTERSCHIEDLICHER KALKMÖRTELVARIANTEN
Um sich dem Thema „Heißkalk“ widmen zu können, muss zunächst ein Verständnis für Kalkmörtel im Allgemeinen geschaffen werden. Alle in dieser Arbeit beschriebenen Kalkmörtel (trockengelöschter
Kalkmörtel, Sumpfkalkmörtel und Heißkalkmörtel) bestehen aus den Ausgangsprodukten Kalk, Sand und Wasser und doch entstehen, durch unterschiedliche Methoden der Kalkaufbereitung,
Putze verschiedenster Eigenschaften und Charaktere. Um diese Unterschiede verstehen zu können, werden in dieser Arbeit die verschiedenen Methoden der Kalkaufbereitung erläutert und
beschrieben, wie aus den Ausgangsprodukten ein Mörtel hergestellt wird. Anschließend sollen die verschiedenen Kalkmörtel mittels empirischer Untersuchungen miteinander verglichen werden.
AUFBEREITUNG DES KALKS ALS BINDEMITTEL
1. Brennen:
- Kalkstein (CaCO3) wird gebrannt:
- Kohlenstoffdioxid (CO2) entweicht
- Calciumoxid (CaO) bleibt übrig
1
2
4
2. Löschen:
- Hinzufügen von Wasser (H2O):
- Umwandlung des Calciumoxids (CaO) in Calciumhydroxid (Ca(OH)2) unter extremer Hitzeentwicklung
3
3. Vermischen:
- Calciumhydroxid (Ca(OH)2) wird zur Mörtelherstellung
mit Zuschlag vermengt
4. Erhärten:
- der an die Wand gebrachte Mörtel karbonatisiert aus:
- Wasser entweicht, Kohlenstoffdioxid (CO2) wird
aus der Luft aufgenommen: aus Calciumhydroxid
(Ca(OH)2) wird Calciumcarbonat (CaCO3)
VERSUCHSREIHE ZUR CHARAKTERISIERUNG DER VERSCHIEDENEN
MÖRTEL - VERGLEICH DER DREI MÖRTEL
TROCKENGELÖSCHTER
KALK
SUMPFKALK
Abb. 10: Sumpfkalkmörtel, 1:3
HEISSKALK
Abb. 11: Heißkalkmörtel, 1:3
Abb. 9: Trockengelöschter
Kalkmörtel, 1:3
Abb. 1: Der Kalkkreislauf
HERSTELLUNG VON TROCKENGELÖSCHTEM KALKMÖRTEL
- Branntkalk und Sand ein- oder mehrlagig aufschichten
- mit einer definierten Menge Wasser
begießen (2,6-faches Volumen des
Branntkalks → der Kalk wird gelöscht
- Kalk dehnt sich beim Löschen aus
- der Haufen wird für die Mörtelaufbereitung vertikal mit einem Spaten
Abb. 2: Erste Schicht Sand und erste Schicht
Kalk
abgestochen und mit Wasser versetzt
Abb. 12: Trockengelöschter Kalkputz
nach dem Abbinden und
Abziehen
Abb. 3, 4: Letzte Schicht Sand, Wässerung
Abb. 13: Sumpfkalkputz
nach dem Abbinden und
Abziehen
Abb. 14: Heißkalkputz
nach dem Abbinden und
Abziehen
Abb. 5, 6: Durch Dehnung des Kalks: aufreißender Haufen, Querschnitt vom Kalk-Sand-Haufen
HERSTELLUNG VON SUMPFKALK
- Wasserdichtes Becken mit Wasser füllen
- gebrannten Kalk vorsichtig einlassen, sodass der Kalk mit
Abb. 15: Sehr offenporige, luftige
Oberfläche
Abb. 16: Homogene, feste Oberfläche
Abb. 17: Sehr dichte, nahezu geschlossene Oberfläche
Abb. 18: Nach 11-tägiger CO2-Begasung:
Karbonatisierung weit fortgeschritten
(Phenolphtalein-Test)
Abb. 19: Nach 11-tägiger CO2-Begasung:
Karbonatisierung weit fortgeschritten
(Phenolphtalein-Test)
Abb. 20: Nach 11-tägiger CO2-Begasung:
Karbonatisierung hat kaum stattgefunden
(Phenolphtalein-Test)
Abb. 21: Kalk weist einen sauber
anhaftenden Rand an den Sandkörnern
auf
Abb. 22: Lockeres Gefüge, kaum
Anhaftung an den Sandkörnern
Abb. 23: Sehr kompakter Eindruck,
Kalk liegt gut an Sandkörnern an, nahe
Lückenlos
Wasser bedeckt ist (1 kg Kalk auf 3,6 l Wasser)
- Kalk durch Rühren in Bewegung halten, sonst „verbrennt“
der Kalk (durch zu starke Hitzeentwicklung)
- je länger der Kalk im Wasser lagern kann, desto besser
wird seine Qualität
- zur Mörtelherstellung: Kalk mit Sand versetzen (im
Verhältnis von ca. 1:4)
Abb. 7: Stetiges Durchrühren des Kalkes beim Löschen
HERSTELLUNG VON HEISSKALKMÖRTEL MITTELS „KORBLÖSCHEN“
- gebrannten Kalk in Korb legen und kurz in Wasser tauchen
- beim Herausnehmen zerfällt der Kalk in einen pulverigen
Zustand, ist aber lediglich „vorgelöscht“
- Mörtelherstellung: Kalk mit Sand und Wasser vermengen
und zügig (in noch warmem Zustand) verarbeiten
- durch Anmachwasser und das im Mauerwerk vorhandene
Wasser wird der Kalk final an der Wand gelöscht
- bindet, im Vergleich zu den anderen beiden Mörteln, sehr
schnell ab
Abb. 8: Löschen des Kalks in einem Weidenkorb