Differenzialdiagnose der Abdominalschmerzen Peter Reismann Zweite Medizinische Klinik, Semmelweis Universität Abdominalschmerzen Akute Bauchschmerz ist eine der größten Herausforderungen für jeden Arzt „chirugisches Abdomen“ ist nicht akzeptabel, häufig irreführend und uneindeutig ist, nicht Synonym mit „akutes Abdomen“ Neu auftretende abdominellen Schmerzen bedarf einer frühzeitigen, gründlichen Untersuchung und einer exakter Diagnose. Wichtige Ursachen abdomineller Schmerzen Abdominale Ursachen Extraabdominale Ursachen Metabolische Ursachen Neurogene Ursachen Abdominale Ursachen Parietale Peritonitis Bakterielle Kontamination (perforierte Appendix) Chemische Irritationen (perforiertes Ulkus, Pankreatitis) Mechanische Obstruktion von Hohlorganen Obstruktion von Dünn- oder Dickdarm Obstruktion der Gallenwege Obstruktion des Ureters Gefäßveränderungen Embolie oder Thrombose Gefäßruptur Okklusion durch Druck oder Torsion Sichelzellanämie Bauchwand Distorsion oder Traktion des Mesenteriums Trauma oder Infektion der Muskulatur Distension viszeraler Oberflächen Extraabdominale Ursachen Thorax (Pneumonie, Herzinfarkt) Wirbelsäule (Radikulitis) Genitalien (Hodentorsion) Metabolische Ursachen Exogen Bleivergiftung Endogen Urämie Diabetische Ketoazidose Porphyrie C1-Esterase-Inhibitor-Mangel Neurogene Ursachen Organisch Tabes dorsalis Herpes zoster Kausalgie Funktionell Entzündung des parietalen Peritoneums Permanente und heftigen Charakter Lokalisation ist direkt über der entzündeten Region Intensität des Schmerzes hängt von der Art und der Menge von Fremdsubstanz ab (Geschwindlichkeit, irritierende Material) Steril sauren Magensaft Kontaminierte Stuhl Pankreassaft Galle (Blut) – blande Wirkung (Urin) – blande Wirkung Entzündung des parietalen Peritoneums Verschlimmert wird durch Druck oder Spannungsänderungen Palpitation, Bewegung, Husten Patient mit einer Peritonitis stil im Bett liegt, jede Bewegung vermeidet (Kolik: Patient unaufhörlich krümmt) Tonische, reflektorische Spasmus der Bauchmuskulatur, welcher im betroffenen Körpersegment zu finden ist. - Abwehrspannung Obstruktion von Hohlorganen Schmerz intermittierend oder kolikartig Schmerz ist nicht annähernd so gut lokalisiert Obstruktion des Dünndarmes: Schmerz ist meist paraumbilikal oder supraumbilikal, schlecht lokalisierbar Intestinale Dilatation mit zunehmendem Verlust des Muskeltonus rückläuft den Schmerz Bei Strangulationsobstruktion kann der Schmerz in die untere Lumbalregion ausstrahlen (Zug an der Mesenterialwurzel) Obstruktion bei Dickdarmverschluss hat eine geringere Intensivität, infraumbilikalen Region mit lumbale Ausstrahlung Obstruktion von Hohlorganen Plötzliche Dilatation des Gallengangsystem: beständige kolikartigen Schmerz: Gallenkolik Akute Dehnung der Gallenblase: Schmerz im rechten, oberen Quadranten mit Ausstrahlung in die rechte hintere Region des Thorax oder in die Spitze der rechten Scapula Dehnung des Ductus choledochus: Schmerz in Epigastrium mit Ausstrahlung in die obere Lumbalgegend Allmähliche Dilatation des Gallengangsystems (Pankreaskopskarzinom) verursacht häufig gar keine Schmerz Dehnungsschmerz des Pankreasganges auslöst ähnlichen Schmerz, wie Ductus choledochus, nur oft durch liegende Position verstärkt Obstruktion von Hohlorganen Obstruktionen der Harnblase: dumpfe suprapubischen Schmerz von geringer Intensität Akute Obstruktion des intravesikalen Ureteranteiles: Heftige, suprapubische und Flankenschmerzen mit Ausstrahlung in den Penis, das Skrotum oder die Innenseiten der Oberschenkel. Verschlüsse des oberen Ureteranteils: Flankenschmerzen mit Ausweitung zur ipsilaterale Seite des Abdomens Vaskuläre Störungen Abdominal Angina (Schmerz nach Mahlzeit): periumbilikal, kontinuierlich, diffuse Schmerz Verschluss der Mesenterialarterien: leichte, kontinuierlich Schmerz 2-3 Tage lang, dann kommt die peritonealen Entzündungszeichen. Perforierenden Aortenaneurysma: Abdominelle Schmerz mit Ausstrahlung zur Sakralregion, in die Flanke oder die Genitalien, schwer und diffus. Bauchwand Schmerz konstant und unangenehm Bewegung, längeres Stehen und Druch verstärken die Beschwerden und den Muskelspasmus. Fortgeleiteter Schmerz Von Thorax Von der Wirbelsäule (Irritation einer Nervenwurzel) Von den Genitalorganen Nicht vergessenes Diktum: Bei allen Patienten mit abdominalen Schmerzen die Möglichkeit einer intrathorakalen Erkrankung bedacht werden muss. ! Schmerz im oberen Teil des Abdomens lokalisiert! (Myokardinfarkt, Pulmonalinfarkt, Pneumonie, Perikarditis, diaphragmale Pleuritis) Metabolische abdominelle Krisen Jeden anderen Schmerzentyp im Abdomen simulieren Bei unklare abdominalle Schmerzen denkt man daran! C1-esterase Mangel + angioneurotische Ödem Mittelmeerfieber Porphyria Bleikolik Urämie Diabetische Ketoazidose Nach Korrektur der metabolischen Störung sollte der Schmerz verschwindet Neurogene Ursachen Senzorischen Nerventyp beteiligt Brennende Schmerz Ausdehnung beschränkt sich auf Gebiet des betreffenden peripheren Nerven In Ruhe auftritt Fehlt die Abwehrspannung und wird von der Atmung nicht beeinflusst Keine Beziehung zur Nahrungsaufnahme Spinalen Nerven(wurzeln): kommen-gehen plötzlich, stehenden Charackter Herpes zoster, Einklemmung durch Bandscheibenprolaps, Syphilis Psychogene Schmerz! (Aufmerkseimkeit) Zugang zum Patienten Notfallsituation: akute, massiven Blutung - sofort chirurgische Eingriff nötig Sonst… Ausführliche Anamnese Physikalische Untersuchung Laborchemische Untersuchungen Bildgebene Verfahren Endoskopie Nicht vergessen! Bei allem Patienten mit abdominallen Schmerzen eine sorgfältige rektale Untersuchung obligat ist Wichtige Fragen Seit wann? Plötzlich oder langsam fängt an? Charakteristik und Lokalisation des Schmerzes? Verbindung mit Ernährung, Wasserlassung oder Stuhlgang? Weitere Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähung, Fieber? Medikamenten? Bei Frauen: Menstruation, Schwangerschaft, Bei älteren Leute Wird bisser schwerer Anamneseaufnahme erschwert Schmerzempfindlichkeit lasst nach Physikalische Untersuchung oft nicht so charakteristisch Seltener fieber Lokalisation Labor Entzündungsmarken: Blutbild, Wg, CRP (PCT), Leberenzymen: GOT, GPT, ALP, gGT, LDH bilirubin (direkt-indirekt), Pankreasenzymen: lipase, amilase, Nierenfunktion: kreatinin, BUN, Na, K, Ca, Urin, Glukose, INR+ aPTI, Blutgruppe (falls OP möglich) Bildgebung Röntgen Ultraschall CT MR Öesophagoskopie Kolonoskopie ERCP Laparoskopie Gallenkolik 4F Fatty Female Forty Fair Pneumoperitoneum Ileus Pankreatitis Cholecystitis Appendicitis McBurney-punkt Blumberg-, Psoas-, Losslass-Zeichen
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