2017 reformation: www.reformation-magazin.de Vorabdruck • Leseprobe Das Magazin Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, ein Frühsommerabend, kurz nach halb zehn. Die Sonne ist gerade untergegangen, die Wiese am Fluss liegt schon im Schatten. Es riecht nach Wasser wie früher beim Schwimmen im See – das Gras ist ein bisschen zertreten von den vielen Menschen. Es wird langsam kühl, aber wen kümmert das? Erwartungsvoll recken sich die Hälse, das Stimmengewirr wird leiser. Dann flammen die ersten Ker zen auf – und noch mehr – und noch mehr. Schneller und immer schneller verbreitet sich das Licht von einer Hand zur nächsten, bis dann, schließlich, die ganze große Elbaue vor Wittenberg in einem einzigen leuchtenden Lichter meer schwimmt. Da will ich stehen! Am Abend des 27. Mai 2017, beim Lich terfest auf den Elbauen, am Vorabend des Festgottesdiens tes zum Reformationsjubiläum, inmitten der Menge, mit lieben Menschen um mich herum, mit meiner Kerze in der Hand und will diesen einmaligen Augenblick genießen. Geschichte miterleben. Diese Vorfreude teile ich mit vielen. Darunter ein kleines Team, das sich im vergangenen Jahr aufgemacht hat, um ein ganz besonderes Magazin zum Reformationsjubiläum zu entwickeln – gewissermaßen einen Reiseführer zum Reformationssommer und durch das ganze Jubiläumsjahr. Was feiern wir denn eigentlich? Wer waren die Reforma toren? Wie haben sie gelebt? Welche Spuren ihrer Erkennt nisse finden wir heute in unserem Leben? Und wie geht es weiter mit ihren und neuen Ideen? Was Sie hier in den Händen halten, ist der Appetitanreger. 16 Seiten, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, was Sie ab Herbst 2016 auf 200 Seiten entdecken können. Reforma tion: 2017 – das Magazin: 200 Seiten Reformationssommer und Christusfest zum Mitnehmen, zum Hineinschmö kern, zum Immer-wieder-in-die-Hand-nehmen, zum Vertiefen, zum Verschenken. Für die Handtasche, für den Wohnzimmertisch, für den Gemeindekreis. Von einem, der auszog, Äpfel zu ernten Luthers „Apfelbäumchen“ Der Apfelpfarrer Korbinian Aigner Mit „Luthi“ auf dem Kirchentag Gehen Sie mit uns auf eine Entdeckungsreise, die Sie vielleicht am 27. Mai 2017 auf die Elbauen vor Wittenberg führt. Wo wir dann gemeinsam sagen können: Hier stehen wir – wir können ja gar nicht anders. Ihre Silke Römhild 10 glauben entdecken 4 Inhalt 13 reformation:2017 Editorial 2017:entdecken 2017:erleben 2017:glauben Unser Magazin „reformation:2017“ zeigt Ihnen, wie Sie Reformation mit allen Sinnen erleben können: beim Hören, Sehen, Riechen und Schmecken – in aller Stille oder gemeinsam mit vielen Menschen. Mit unserem Magazin „reformation:2017“ können Sie sich ganz persönlich auf den Weg machen, die Glaubensschätze der Reformatoren zu heben, mit sachkundigen Reiseleitern an Ihrer Seite. 1 „Wenn morgen die Welt unterginge ...“ Von einem, der auszog, Äpfel zu ernten 4 In unserem Magazin „reformation:2017“ finden Sie alles, was Sie im Jahr des Reformationsjubiläums über wichtige Personen und zentrale Themen wissen müssen. „Wenn ich wüsste ...“ Das Apfelbäumchen am Ende der Zeiten 10 Martin Luther Vom Unternehmersohn zum Reformator Eine feste Burg ist unser Gott Luthers Zufluchtsorte Zur Freiheit hat uns Christus befreit Eine Idee überwindet Grenzen Der Apfelpfarrer 13 Huldrych Zwingli Reformation in der Schweiz und anderswo Ich singe dir mit Herz und Mund Vom Choral über Gospel bis zum Luther-Oratorium Von der Freyheith eines Christenmenschen Wie man eigenen „Gebundenheiten“ auf die Schliche kommt Mutige Hoffnung 13 13 Lucas Cranach Medienunternehmer der Reformation Sehnsuchtsort Kloster Stille und Einkehr in modernen Zeiten Expedition zur Freiheit: Gott neu entdecken Auf sechs Etappen durch die Reformationstheologie Mit „Luthi“ auf dem Kirchentag Ein Sonderbotschafter, der Türen öffnet 14 Allein durch die Gnade Rechtfertigung in Zeiten sozialer Medien Die Wittenberger-Kommune Einblicke in Käthes Küche Ausblick 16 Befreit zur tätigen Nächstenliebe Warum Reformation ohne Diakonie nicht denkbar ist Reformationssommer 2017 Kirchentag, Festgottesdienst und Weltausstellung Und natürlich begleiten Sie in unserem Magazin auf 200 Seiten viele weitere Themen, Gedanken, Anregungen und Momente – immer unterhaltsam und informativ. Gnade ist der Gegenentwurf reformation:2017 erleben 4 5 Freuen Sie sich auf den 19. September 2016! „Wenn morgen die Welt unterginge...“ reformation:2017 Von einem, der auszog, Äpfel zu ernten 1. Der Apfel Es war einmal ein Mann. Der hatte einen Garten und in dem Garten stand ein Apfel baum. Er trug eine solche Fülle an Äpfeln, dass kein Mensch sie je hätte verspeisen können. Jedenfalls nicht, ohne fürchterliche Bauchschmerzen zu bekommen. Jan Schierhorn – so heißt der Mann – fragt sich eines sonnigen Nachmittags, ob man nicht etwas anderes damit tun könnte. „Wie viele Äpfel“, überlegt er, „verfaulen wohl ge rade in der Stadt, weil niemand sie pflückt?“ Damit ist die Idee geboren: Vergessene Apfelbäume ernten und Saft daraus ma chen. Tatsächlich werden es 9000 Flaschen 6 7 im ersten Jahr. Und im nächsten 50 000. Manchmal braucht man nämlich gar keinen Apfelbaum zu pflanzen. Manch mal reicht es, einfach einen zu ernten. Aber der Reihe nach. Jan Schierhorn lebt in Hamburg. Weil er nicht einfach allein drauflospuzzeln will, stellt er die Idee in der Bürgerversammlung seines Stadtteils vor: Behinderte oder sozial benachteiligte Menschen ernten unge nutzte Apfelbäume, die Früchte werden zu Saft verarbeitet und mit dem Gewinn finanzieren sich die Arbeitsplätze. Als Gesellschafter einer Marketingagentur hat er das alles bereits genau vor Augen. Und so tritt er auch auf: als Macher. „Ich wollte den anderen zeigen, wie es geht.“ Das kommt nicht gut an. Schierhorn erntet zunächst kei ne Äpfel, sondern Buhrufe. Ihm wird unterstellt, zu Lasten Arbeitsloser Geld machen zu wollen. „Kurz: Ich bin so richtig auf die Fresse gefallen“, sagt er und lacht. Viel auszumachen scheint es ihm nicht. „Ich musste eben erst lernen, karitativ zu arbeiten. Das braucht Demut.“ Er stockt bei dem Wort. Es ist ja auch ungewöhnlich. Es passt nicht zu einem, der ein Unternehmen hochziehen will. „Demut“, fährt er dann fort, „heißt für mich, anzuerkennen, dass ich ein Teil des Ganzen bin. Es gibt etwas Größeres, Übergeordnetes. Auch in gesell schaftlichen Zusammenhängen ist das so. Zwar mag ich der Impulsgeber sein, aber den Saft hinterher auszufahren ist genauso wichtig.“ 3. Der Saft Er erzählt von seinem Apfelbaum und von den vielen anderen Äpfeln, die da draußen in der Stadt im Dornröschenschlaf schlummern und nur darauf warten, gepflückt zu werden. Er lernt, dass soziale Einrichtungen anders ticken als Wirt schaftsunternehmen. Entscheidungen brauchen Zeit. 2. Die Idee Aber er bleibt dran, und der Zufall ist ein verlässlicher Helfer. Schierhorn traut ihm viel zu. Sehr viel. Andere würden ihn vielleicht Fügung nennen. „Zum Beispiel wollte ich in meinem Garten Rollrasen auslegen lassen. Ich erzählte dem Gartenbauer von meiner Apfelidee. Zufällig kam er aus Wilhelmsburg, wo es viele Streuobstwiesen gibt. Er sagte, ich solle doch einfach mal vorbeikommen zum Probepflücken.“ Und so rückt er zum ersten Mal mit Mitarbeitenden der Elbe werkstätten aus. Schierhorn beginnt, Überzeugungsarbeit zu leisten. Er nimmt Kontakt mit den Elbewerkstätten auf, einer großen Einrich tung für Menschen mit Behinderungen. Mit offenen Armen wird er auch dort nicht empfangen. „Wenn ein Typ in unge bügelter Hose und löchrigen Schuhen in eine soziale Ein richtung kommt und sagt, er möchte etwas mit Behinderten machen, ohne Geld daran zu verdienen, dann sind erstmal alle misstrauisch.“ Der Versuch gelingt. Jetzt fehlt nur noch eine Mosterei. Die erste ist nicht die beste, so dass die Zusammenarbeit schon wieder beendet ist, bevor es überhaupt richtig los geht. Wieder kommt der Zufall ins Spiel. Über einen Freund stößt Schierhorn auf einen Slow-Food-Betrieb, in dem er all das wiederfindet, was ihm selbst wichtig ist. Dort wird der erste Apfelsaft abgefüllt. „Er war okay“, stellt Schierhorn nüchtern fest. „Aber kein Vergleich zum jetzigen!“ Apfelernte auf der Streuobstwiese ist reine Handarbeit. Der Saft heißt „Nachbars Garten“, weil er aus Nachbars Garten kommt: Aus Schrebergär ten, Hinterhöfen und Pfarrgärten, in denen mitunter so viele Apfelbäume stehen, dass es in den ersten beiden Jahren sogar einen Saft gibt, der nur aus diesen Kirchgärten stammt: „Gott sei Dank“ heißt er. „Der Name war ernst gemeint“, sagt Schierhorn. Er habe ihn nicht aus Marketinggründen gewählt. „Wir wollten dem Saft – ein bisschen spiele risch – den Namen geben, wo er herkommt.“ Mittlerweile stehen nicht mehr genügend Perfekt brauchen die Äpfel nicht auszusehen, um perfekten Most zu ergeben. Gold in den Bäumen und keiner pflückt es? Doch. Die Mitarbeiter von „Das Geld hängt in den Bäumen“ ernten vergessene Äpfel. reformation:2017 Der jetzige Saft ist süß und schmeckt wie flüssiger Apfel. Jedes Jahr ein bisschen anders, denn die verarbeiteten Sorten variieren. Je nachdem, was gerade gespen det wird. Viele sind fast vergessen: Der Finkenwerder Herbstprinz oder der Altlän der Pfannkuchenapfel. Jede dieser Sorten hat einen eigenen, charakteristischen Geschmack, ganz anders, als die Einheits-Jo na-Gold aus dem Supermarkt. Weil die Äpfel nicht mehr zum Ernten bestimmt sind, sondern einfach vor sich hinwachsen, sind sie auch nicht gespritzt. So kommen sie in die Flasche, ohne Zusatzmittel, und ganz wichtig: auch ohne tierische Gelatine, die normalerweise bei Apfelsäften zum Klären verwendet wird. 8 9 ... und wenn morgen die Welt unterginge, würd‘ ich heute noch mein Apfelbäumchen ernten. STREUOBSTWIESEN Die Streuobstwiese, in manchen Gegenden auch Bitz, Bongert oder Bungert genannt, ist die ursprüngliche Form des Obstbaus. Auf ihnen stehen hochstämmige Obstbäume unterschiedlicher Arten und Sorten. Auf Streuobstwiesen gibt es eine große Vielfalt an begleitender Fauna und Flora. Streuobstwiesen bieten einen Mehrfachnutzen: Oben wächst das Obst, unten stehen Flächen als Grünland zur Verfügung. Entweder zur Heugewinnung oder direkt als schattige Viehweide. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch die fortschreitende Bebauung von ortsnahen Flächen wurden Streuobstwiesen in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert. Heute weist sie das Bundesamt für Naturschutz als eines der am stärksten gefährdeten Biotope Mitteleuropas aus. Kirchgärten zur Verfügung, um einen eigenen Saft zu produzieren. Manche Wiesen wurden abgeholzt, andere Bäume sind überaltert. 4. Der Mehrwert Immer wieder kommen neue Kooperationen hinzu. Zum Beispiel mit Fördern & Wohnen, einem sozialen Dienstleistungsunternehmen. Mit schwer suchtbeein trächtigten Menschen, die als „nicht therapierbar“ gelten, beginnen Schierhorn und seine Kollegen, im Sachsenwald Holunder und Rhabarber anzupflanzen. Ihre Erfahrung ist, dass die Apfelernte einen „kommunikativen Mehrwert“ hat. So nennt Schierhorn das, wenn Menschen, die als schwer zugänglich gelten, auf einmal wieder zu reden beginnen. Erst über die Pflanzen. Dann über sich selbst. „Warum sollte das nicht auch mit anderem Obst funktionieren?“ 2010 wird aus dem Projekt eine GmbH. Gemeinnützig natürlich: „Das Geld hängt an den Bäumen.“ Der Name klingt ein bisschen provokant. Geld und gemeinnützig, das schürt bei manchen Unverständnis. Aber es ist genau das, was Schierhorn und seine Kollegen wollen: Nicht einfach irgendwas Wohltätiges tun, sondern Arbeitsplätze schaffen für Menschen, die sonst nur schwer Arbeit finden. Dafür ist Jan Schierhorn aus dem täglichen Geschäft seiner Agentur aus gestiegen. Er arbeitet ehrenamtlich für das Projekt. Seine Agentur ist erfolgreich genug. Man könnte jetzt sagen: So einer, der kann es sich leisten, etwas Soziales zu tun. Sicher. Aber so einer könnte auch auf den Malediven überwintern oder Golf spielen, anstatt seinen Tag in einer mittelchaotischen Lagerhalle zu ver bringen. Schierhorn nennt das Projekt „meine kleine Werteinsel. Ich wollte etwas finden, dass nicht die Geldbörse, sondern Herz und Seele bespielt. Meine Kinder sagen: Papa macht Apfelsaft. Das ist greifbar. Wenn ich ein Konzept mit nach Hause brachte, konnten sie damit nichts anfangen. Aber den Saft, den kann man schmecken. Das ist sehr nah am puren Glück.“ Die Verantwortung ist kleinteilig: Jeder übernimmt eine Pflanze. Die pflegt er und erntet er. „Plötzlich erleben die Leute, dass ihre Beschäftigung eine Relevanz hat: Ich habe etwas geerntet. Das ist etwas ganz anderes, als in einer Werkstatt Schrau ben für irgendein Unternehmen zusammenzudrehen.“ 5. Die Freiheit Ein Apfelbäumchen pflanzen? Klar, dass es hier nicht um Höchstleistung geht und auch nicht um ständige Gewinnmaximierung. Alles geht es bisschen langsamer. Schierhorn genießt das. „Wenn ich aus der Agentur hierher komme, wo die Mitarbeiter ihren eigenen Takt haben, dann brauche ich einen schmerzhaften Moment, um verlangsamen zu können. Aber genau diese Verlangsamung ist in unserer schnelllebigen Gesell schaft ein echtes Geschenk. Das ist ganz große Freiheit.“ Wenn man ihn fragt, was er am allerliebsten hier tut, dann guckt er, als sei ihm seine Antwort ein bisschen peinlich: „Es klingt pathetisch, aber erstmal: Sein. Ich bin gern hier. Ich mag die Ruhe. Im Gegensatz zum Rest meines Lebens verläuft hier alles in Zeitlupe. Ich genieße unsere wöchentlichen Mitarbeiterrunden, in denen jeder erzählt, was ihn gerade bewegt. Das erinnert mich an den bäuerlichen „Gesindetisch“, weil es nichts mit Bilanz oder Produktsicherung zu tun hat.“ BÖSER APFEL? Neun feste Stellen gibt es mittlerweile. Der gesamte Erlös fließt zurück in das Projekt, um sie zu finanzieren. Ein Apfelbäumchen ernten! Heute müsste ein Snickers am Paradiesbaum hängen. Oder auch eine Packung Eistee, Geschmacksrichtung Apfel. Aber ein ordinärer Apfel? Niemals. Damit ließe sich keiner mehr verführen. Muss auch nicht. Denn dass es ein Apfel war, der Adam zu Fall brachte, steht nirgends geschrieben. Die Bibel spricht lediglich von einer Frucht, und dass der Baum, an dem sie hing „eine Lust für die Augen wäre“. Kein Apfel weit und breit, vielleicht dachten die Autoren auch an eine Feige, man weiß es nicht. Es scheint keine besondere Rolle gespielt zu haben. An anderen Stellen in der Bibel spielt der Apfel aber durchaus eine Rolle. Und was für eine! Sechs Mal wird er erwähnt, vier Mal davon im Hohelied, der Erotikfibel der Bibel. Und dort leistet der Apfel ganze Dienste – er verführt und er darf das. Kostprobe gefällig? „Deine Brüste sollen mir wie Trauben des Weinstocks sein und der Duft deines Atems wie Apfelduft.“ Lecker! Kein Wunder also, dass der Apfel später auch in der Paradiesgeschichte auftauchte. Als Symbol für Sinnlichkeit und Versuchung. Wer will schon von einer unansehnlichen Kartoffel verführt werden? Jedenfalls wird als schuldige Frucht erst im vierten Jahrhundert nach Christus in der lateinischen Übersetzung der Bibel der Apfel genannt. Vielleicht wollten die Übersetzer ein Wortspiel nutzen: Das lateinische „Malum“ bedeutet nämlich Apfel und zugleich schlecht, böse. Menschen, die sonst als "schwer integrierbar" gelten, finden hier sinnvolle Arbeit. reformation:2017 10 11 Der Apfel mit seinen prallen Backen ist Sinnbild der Versuchung geblieben. In der Kunst wird das Jesuskind oft mit einem Apfel dargestellt – ein Zeichen, dass mit seiner Geburt die sogenannten „Ursünde“ überwunden ist. Deshalb übrigens hängen auch an vielen Weihnachtsbäumen rote Äpfel: als Erinnerung an den Paradiesbaum. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Das Apfelbäumchen am Ende der Zeiten Mehr noch als Luthers Theologie sind Sinnsprüche und Aphorismen von ihm überliefert und bis heute im kollek tiven Gedächtnis vieler Menschen bewahrt. Dazu zählt ohne Zweifel auch der berühmte Satz: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Aber hat Luther diesen Satz überhaupt formuliert? Da stehen die Zeichen bei rechten Luther-Verehrern zumeist auf Sturm. Entscheidend ist freilich weniger die histori sche Glaubwürdigkeit des kurzen Satzes. Bis in die Gegen wart hinein erfreut sich das Wort vom Apfelbaum größter Beliebtheit als Zukunftswort, als Optimismusformel und als Lebenssymbol. Als solches ist es sicherlich zu verste hen. Allerdings: Zunehmend wird es als Beleg genommen für die Selbstverantwortung des Menschen für seine Zukunft, das Vertrauen auf die in ihm schlummernden Kräfte und Potentiale. Der auch in Krisenzeiten als sinn voll, barmherzig und behütend erlebte Gott tritt darüber in den Hintergrund. Luther hätte sein Apfelbäumchen gepflanzt, weil er sich in Gott geborgen und sicher fühlte. Er war frei geworden von der Sorge um das Morgen und das ihm drohend entgegenstehende Schicksal. Sein Ap felbäumchen ist das Symbol von Glaubensgewissheit in trostloser Zeit. Das Apfelbäumchen-Zitat eignet sich hervorragend, um inne zu halten und zu überlegen: Was feiern wir eigentlich 2017? Luther hatte die kleine Welt in Wittenberg mit der Entdeckung der frei geschenkten Gnade Gottes, für die man so gar nichts tun kann oder muss, bewegt. Die sich darin findende Erfahrung von Freiheit und Geborgenheit in der Gewissheit des bedingungslos möglichen Vertrau ens in den guten Gott hatte bereits nach wenigen Mona ten zu einer gewaltigen Erschütterung geführt, welche die Fundamente der Kirche – zumindest der lateinischen Kirche des Westens – bedrohte. Was ist daraus gewor den? Angesichts der gewaltigen Festvorbereitungen und Aktivitäten im Reformationsjahr möchte man wieder ein Apfelbäumchen pflanzen. Historisch belegt seit 1944 Der früheste, sicher nachweisbare Beleg für das vermeint liche Luther-Zitat findet sich in einem maschinenschriftli chen Brief des Pfarrers Karl Lotz (1890-1946) aus Hersfeld, den dieser am 5. Oktober 1944 an die Vertrauensleute der reformation:2017 6. Der Verkauf Bekennenden Kirche von Kurhessen-Waldeck schickte. Lotz war in das Leitungsgremium des landeskirchlichen Bruderrates aufgenommen worden und bemühte sich nun – in dieser Phase des nicht enden wollenden Welt krieges und zunehmender Aggressionen von Seiten des faschistischen Regimes – um den Ausgleich unterschied licher Interessen zwischen der gleichgeschalteten Lan deskirche und den an der Zukunft ihrer Gemeinden nach dem Ende Hitlers und seiner Schergen arbeitenden Ge meindepfarrern. Der Satz versucht, die geringe Zukunfts hoffnung zu beflügeln und zugleich, sehr realistisch die Gegenwart und ihre Bedrängnisse im Licht des Glaubens zu formulieren. Woher der hessische Pfarrer sein Wissen bezog, ist bis heu te nicht geklärt. Vereinzelt meinen Zeitzeugen sich daran erinnern zu können, es schon in den letzten Jahren vor dem Krieg hier und da gehört zu haben. Verlässlich sind diese Aussagen jedoch nicht. Offensichtlich macht das Zitat allerdings rasch die Runde. Noch vor dem Winter des Jahres 1944 erscheinen Briefpostkarten in Leipzig mit dem eingedruckten Luther-Wort. Er scheint insbesondere im Nachkriegsdeutschland das Bedürfnis der Menschen nach einer unbelasteten Traditionsvergewisserung in erheb lichem Maße bedient zu haben. In den fünfziger Jahren wurden dann echte von falschen Lutherzitaten geschieden und auch dieses Wort als nachträglich nachempfunden zu den Apokryphen gezählt. (mw) Der Name ist Programm: Apfelsaft aus Äpfeln, die aus Nachbars Garten kommen. Trotzdem soll der Saft natürlich verkauft werden. Kleine Ham burger Läden bieten ihn an, manche Cafés, Firmen bestellen ihn für Sitzungen. Google ist dabei und sogar das Hamburger Rathaus. Darauf ist Schierhorn stolz: „Ich finde es toll, dass im Hamburger Rathaus Könige und Kaiser keine Cola, sondern unseren Saft angeboten bekommen.“ Mittlerweile gibt es ihn auch in kleinen Flaschen. Das ist prakti kabler für Unternehmen. Weitere Sorten sind dazugekommen: Apfel-Birne zum Beispiel oder Apfel-Holunder. Das Obst wird zum Teil ebenfalls gespendet oder von Demeter-Betrieben zu gekauft. Im Internet kann man den Saft auch bestellen, ab drei Kisten wird geliefert. Aber: nur im Hamburger Stadtgebiet. Das ist überraschend, wenn man bedenkt, dass mittlerweile sogar Biohöfe ihre Milch munter durch ganz Deutschland schicken. Für Schierhorn aber ist es konsequent. Das Projekt wirbt damit, lokal, sozial und nachhaltig zu sein. Restaurants in Süddeutschland zu beliefern würde unnötig Energie verschwenden. Apfelbäume wachsen schließlich auch in Bayern. Eine bunte Vielfalt, so wie die Natur es in den Gärten wachsen lässt. Kleine Besucher beobachten und staunen, wie das geht: vom Baum in die Flasche. 12 13 Jan Schierhorn, Initiator des Projektes Prächtige Höfe im „Alten Land“ bei Hamburg zeugen von der Bedeutung der Obstwirtschaft. Doch Umstrukturierung im Landbau lassen viele alte Apfelbäume ungeerntet – und nicht nur hier. 7. Der Traum Der Apfelpfarrer Auf die Frage, ob er eigentlich Ahnung von der Materie hatte, antwortet Jan Schierhorn lachend: „Kein bisschen!“ Und wenn es nicht geklappt hätte? „Das Leben besteht aus Risiken, das hier ist ein schönes Risiko.“ Mehr Zuversicht kann einer allein kaum aus strahlen. Und dann erzählt er trotzdem von einem Tag, an dem er „total down“ war. Irgendwann in den ersten drei Monaten. „Ich hatte das Gefühl, ich mache alles allein und fragte mich, warum ich das eigentlich tue.“ Sein Leben lang zeichnete Korbinian Aigner Äpfel: kleine, große, gestreifte, gefleckte, runde, rote, grüne, glatte oder schrumpelige Früchte. 649 Apfelsorten, dazu 289 Birnensorten. Dabei war er eigentlich Priester. 1885 wird er als ältester Sohn eines oberbayrischen Obstbauern geboren, und schlägt sein Erbe aus, um Theologie zu studieren. Er ist viele Jahre im Schuldienst tätig und tritt mit 46 Jahren seine erste Pfarrstelle an. Viele Nebeninteressen werden ihm nachgesagt: vor allem die Äpfel, aber auch die Tagespolitik. Als er eine Rede von Adolf Hitler hört, ist er entsetzt über den Hass und die Ausgrenzung. Er beginnt, sich gegen den Nationalsozialismus zu wehren. Er hisst keine Hakenkreuzflagge, zum „Friedensappell“ des Führers läutet er die Glocken nicht, in seinen Predigten kritisiert er die Nationalsozialisten. Er will kein „stummer Hund“ sein. Über das Attentat auf Hitler soll er gesagt haben: „Ich weiß nicht, ob das Sünde ist, was der Attentäter im Sinn hatte. Dann wäre halt vielleicht eine Million Menschen gerettet worden“. An jenem Tag erhält er eine Mail von einem Pastor aus Süd deutschland. Der fragt, ob er schon mal von Korbinian Aigner gehört habe. Aigner war ein süddeutscher Pfarrer, der im Dritten Reich in Dachau inhaftiert war. Er war Hobbypomologe und begann, im KZ Apfelsorten zu züchten. Aigner überlebte, und eine seiner Apfelsorten überlebte auch. Der Korbiniansapfel, wie er heute heißt, gilt als besonders strapazierfähig. „Mich hat das total bewegt. Seitdem träume ich davon, eine Streuobstwiese mit Korbinianbäumen anzulegen, um diese Geschichte weiter zuerzählen: Es geht darum, aufzustehen statt wegzusehen. Den Mund aufzumachen. Wenn jemand einen großen Kirchgarten zu vergeben hat – wir würden sofort anfangen.“ Dafür wurde er verurteilt und später ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Dort beginnt er, zwischen zwei Baracken aus winzigen Kernen Apfelbäume zu züchten. Die neuen Sorten nennt er KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4. Auf dem Todesmarsch nach Südtirol kann er fliehen und versteckt sich in einem Kloster am Starnberger See. Seine Apfelpflänzchen soll er dabei gehabt haben. 1985 wurde die Sorte KZ-3 zum 100. Geburtstag Aigners offiziell Korbiniansapfel getauft. Seine Apfelzeichnungen wurden 2012 auf der documenta13 ausgestellt. Der Korbiniansapfel KZ-3 Mutige Hoffnung Der Satz ist zum geflügelten Wort geworden: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Ob Martin Luther nun tatsächlich eine Vorliebe für Äpfel hatte, und etwas Ähnliches hätte sagen können, ist nicht überliefert. Einprägsam ist das Bild aber dennoch, sonst hätte der Satz nicht so eine rasante Verbreitung gefunden. Protestantisches Denken beschreibt er sowieso: Bangemachen gilt nicht. Unsere Aufgabe ist es, die Erde zu bebauen und zu bewahren. So gut es geht und so gut wir können, egal unter welchen Umständen. Das Leben findet diesseits statt, bis zum letzten Atemzug. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb 1943 kurz vor seiner Verhaftung einen ganz ähnlichen Satz. Ohne Apfel, aber mit genauso viel mutiger Hoffnung: „Mag sein, dass der jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Welt aus der Hand legen, vorher aber nicht.“ Texte: Susanne Niemeyer, Fotos: Tobias Stäbler, Illustration: Archiv der TUM reformation:2017 14 15 GNADE IST DER GEGENENTWURF In Johannes 1, 17 heißt es: „Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus gewor den.“ Hier ist beides gegenübergestellt: Gesetz und Gnade, zwei grundlegend verschiedene Konzepte von Religion. Gesetz heißt: „Ich tue etwas, ich mühe mich ab, um Gott gerecht zu werden.“ Gnade hingegen ist das genaue Gegenteil. Hier müht sich sozusagen Gott ab, um uns gerecht zu werden. Das Gesetz sagt: „Ob Gott und du Gemeinschaft mitein ander haben, das liegt an dir.“ Die Gnade hingegen sagt: „Vergiss es! Du kannst durch deine Bemühungen Gott nicht gerecht werden. Weder durch zehn noch durch tausend Gebote. Es geht nicht. Egal, welches Gesetz du aufrichtest – du kannst Gott nicht gerecht werden.“ Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Du brauchst es auch nicht. Gott hat ein anderes Konzept. Nicht das Konzept des Gesetzes, sondern das Konzept der Gnade. An dieser Stelle müssen wir eine Entschei dung treffen. Was wollen wir von Gott: das, was wir verdienen – oder wollen wir Gnade? Entscheiden Sie weise: Gott wird Ihnen das geben, was Sie wollen. Ich ken ne Leute, die sagen: „Ich lasse mir nichts schenken! Ich will nur mein Recht!“ Sie werden es bekommen. Wenn Sie Gottes Gnade für ungerecht halten, haben Sie gute Argumente für sich. Aber vielleicht ist diese Ungerechtigkeit Gottes das Beste, was uns überhaupt passieren kann. Ja, Gott ist in gewisser Weise „ungerecht“. Aber nur mit dieser Ungerechtigkeit wird er uns Menschen gerecht. Und diese Gnade Gottes zielt darauf, dass wir selbst gnädiger werden im Umgang miteinander und auch mit uns selbst. Es ist gut, ein ambitioniertes Ziel vor Augen zu haben. Aber wir dürfen darüber unsere Grundlage nicht vergessen. Die Grundla ge unseres Christseins heißt Gnade. (kd) Mehr Gedanken von Klaus Douglass in Form einer inspirierenden Reise durch die Reformationstheologie finden Sie im September 2016 in unserem Magazin. MIT „LUTHI“ AUF DEM KIRCHENTAG Ein Sonderbotschafter, der Türen öffnet E s ist schon jetzt die meistverkaufte Playmobil-Fi gur aller Zeiten: der kleine Martin Luther mit Bibel, Schreibfeder, Mantel und Gelehrtenmütze. Die erste Auflage von 34.000 Stück war innerhalb von 72 Stunden nach Bekanntgabe (an einem Freitag!) im Frühjahr 2015 komplett ausverkauft. Ebenfalls im Frühjahr 2015: In der Geschäftsstelle der Ar beitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) laufen die Vorbereitungen für den Kirchentag in Stuttgart auf Hochtouren. Auf dem Markt der Möglichkeiten soll für die „Kurse zum Glauben“ geworben werden – auch für die Glaubenskurse zum Reformationsjubiläum und für das Magazin „reformation:2017“ mit integriertem Glaubens kurs. Klar ist: Es braucht eine besondere Attraktion, einen Hingucker, um im bunten Angebot des Kirchentages auf zufallen. Tagelang wird gegrübelt, recherchiert, hin und her überlegt. Gummibärchen? Naja. Eine der Lutherfigu ren von Otmar Hörl? Auch nicht wirklich neu. Es bräuch te ein Motiv, das die Leute stehen bleiben lässt und sie vielleicht verlockt, ein „Selfie“ zu machen. Aber was? Eins fünfzig ist er hoch und er schaut mit einem so freundlichen Lächeln in die Welt, dass er vom Team liebevoll „Luthi“ genannt wird. Ein bisschen sperrig ist er und nicht so einfach zu transportieren, aber dank findiger Köpfe und talentierter Hände bekommt Luthi noch am Aufbautag direkt am Stand eine Kiste unter die Füße geschraubt – jetzt kann er bequem auf einer mitgebrachten Sackkarre herumgefahren werden. „Luthi“, unser Sonderbotschafter für „reformation:2017 – Das Magazin“ Mehr von „Luthi“ im Internet unter: www.luthi.de Eine „lebensgroße“ Playmobilfigur geht auf Entdeckungsreise beim Evangelischen Kirchentag in Stuttgart Und so geht er auch gleich auf einen Ausflug: zum Abend der Begegnung in die Stuttgarter Innenstadt. Schon auf dem Weg erregt er Aufse hen. Wenn der Tross mit Luthi an einer Ampel stehen bleibt, scharen sich sofort begeisterte Kir chentagsbesucher mit Fotoapparaten um ihn. „Schau mal, das ist doch… Dürfen wir rasch ein Foto machen?“ Natürlich – und weiter geht’s. Das Ziel ist das Forum Reformation auf dem Schiller platz, wo Akteure rings um Reformationsjubilä um wie der Verein „Reformation 2017 e.V.“ oder die Evangelische Wittenbergstiftung Stände aufgebaut haben. Luthi wird herzlich willkom men geheißen: „Stellt ihn doch am besten auf die Bühne – die ist heute Abend noch frei.“ Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Luthis Lächeln wird im Lauf dieses Abends immer strahlender. Denn er bekommt Besuch. Viel Besuch. Erst wagen sich schüchtern die ersten Kinder zu ihm auf die Bühne. Aber nach und nach werden es immer mehr. Sie ste hen Schlange. Pfadfinder. Familien. Hauptamt liche. Ehrenamtliche. Große. Kleine. Junge. Alte. Verlegen oder keck stehen sie da und lassen Dann plötzlich ist die Idee da, aus heiterem Himmel. Gibt es nicht den Playmobil-Luther in groß? Wie manche Feuerwehr- oder Indianerfigur im Spielzeugladen? Das wär’s! Und tatsächlich! Wenige Tage später steht fest: Die AMD wird mit einem „großen“ Playmobil-Luther zum Kirchentag fahren. sich fotografieren. Und geben einen Vorge schmack davon, wie fröhlich der Reformati onssommer 2017 werden kann. Die Freude setzt sich in den folgenden Tagen auf dem Markt der Möglichkeiten fort. Die Kirchentagszeitung erklärt Luthi zum „Farbtupfer des Tages“ und beschreibt den Leserinnen und Lesern, wo er zu finden ist. Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Ist das nicht eine Banalisierung der Reformati on, wird schließlich sogar die Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum, Mar got Käßmann, bei ihrer Bibelarbeit gefragt. Aber ein bisschen Leichtigkeit dürfe doch auch sein, sagte die Theologin und zitierte das Matthäus-Evangelium: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Und fest steht: So viel Aufmerksamkeit hatten die „Kurse zum Glauben“ lange nicht. Die meisten Besucher, die sich von Luthi haben anziehen lassen, fragten nach, hörten interessiert zu und griffen zu beim Info material zu den Glaubenskursen und zum Reformationsmagazin. Luthi verkörpert mit einem Augenzwinkern die besten Seiten des Protestantismus: der Tradition verbunden und dabei offen für neue Formen. Oder, wie Klaus Douglass es sagt: „Protestantisch zu sein heißt, das zu tun, was die Reformatoren taten, – und nicht, wie sie es taten.“ Davon wollen wir in unserem Magazin erzählen. (sr) Die Überlegungen, die Martin Luther umtrieben, sind nach wie vor aktuell. Viele Menschen fragen heute danach, was ihrem Leben Halt gibt, woran sie sich orientieren können. Wer sagt mir: Dein Leben ist gerechtfertigt, es hat einen Sinn, dass du hier bist? Martin Luther und die anderen Reformatoren haben unsere Welt verändert. Luther hat uns gelehrt, was es heißt, Rückgrat zu haben angesichts schier unüberwindlicher und erschreckender Widerstände. Er ist seinem Gewissen gefolgt und wusste sich dabei von Gott gehalten. Seine Erkenntnisse haben Menschen befreit zu erneuertem Gottvertrauen. Und sie haben gezeigt: Christlicher Glaube bewährt sich mitten im Alltag der Welt. Information, Kommunikation und Bildung waren dabei Grundanliegen. Jeder und jede sollte sich selbst informieren, fragen, denken und eine eigene Meinung bilden können. Um mündiges Christsein ging es oder, wie wir heute sagen: erwachsen glauben. Ich freue mich, dass das Magazin ein Angebot zu einem solchen erwachsenen Glauben macht. Ansprechend aufbereitete Geschichten zeigen die Spuren der Reformation bis heute, ein Kurs zum Glauben ermöglicht das eigene Nachspüren und Neuentdecken und weiterführende Materialien laden Gemeinden ein, gemeinsam die ganz eigene Reformationsgeschichte zu erarbeiten. Damit wird das Magazin eine wichtige Bereicherung auf dem Weg zum Reformationsjubiläum. Prof. Dr. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017 reformation:2017 16 17 2017 Ausblick Die Reformation liegt als Aufgabe vor uns. Lassen Sie uns große Dinge für Gott anstreben und große Dinge von Gott erwarten. Alles andere ist nicht Bescheidenheit, sondern Unglaube. Dr. Klaus Douglass Man stelle sich eine Bühne vor: groß und strahlend hell ausgeleuchtet, noch leer, erwartungsvoll. Bereit, bespielt zu werden mit Geschichten, Themen und Fragen, Leidenschaft, Dramen und Humor. Das Reformationsjubiläum 2017 ist eine solche Bühne. Die Aufmerksamkeit wächst, die öffentliche Wahrnehmung erwacht. Hinter den Kulissen bereiten sich viele Akteure auf ihren Auftritt vor: Veranstaltungen, Projekte, Ausstellungen, Gottesdienste, Konzerte. „reformation 2017 – Das Magazin“ will sich einreihen in den Reigen des Christusfestes 2017. Wie ein gutes Programmheft eines Theaterstückes oder ei ner Oper Hintergrundinformationen zu Autor und Kompo nist, Darsteller und Entstehungsgeschichte bietet, so will das Magazin ein Begleiter durch das Jubiläumsjahr 2017 sein: in Kirchengemeinden, Werken und (diakonischen) Einrichtun gen, für Weihnachtsgottesdienstbesucher ebenso wie für Taufeltern, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende oder von weitem Interessierte. Die Kulisse bildet dabei die Frage der Reformatoren nach Gott – oder, in unserer Sprache: die Sehnsucht nach Spiri tualität. Und so laden wir mit dem Magazin auch dazu ein, reformation:2017 – Das Magazin erscheint am 19. September 2016 reformation: www.reformation-magazin.de Das Magazin IMPRESSUM Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste Silke Römhild, Chefredakteurin Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. Caroline-Michaelis-Str.1, 10115 Berlin Ihr persönlicher Ansprechpartner: Stefan Kunkel, Projektleiter [email protected] AUTOREN DIESER AUSGABE Dr. Klaus Douglass (kd), Susanne Niemeyer (sn), Silke Römhild (sr), Prof. Dr. Markus Wriedt (mw) ILLUSTRATIONEN Apfelbaum (Cover): pinksandra / 123RF (de.123rf.com), Nathusius Tauben Apfel: Gemeinfrei, Korbiniansapfel, Bild Nr. 600. © Foto: U. Benz / TUM COPYRIGHT © 2015 C & P Verlagsgesellschaft mbH · 61479 Glashütten sich mit den Gedanken und Glaubensfragen der Refor mation ganz persönlich auseinanderzusetzen. In einem eigenen Abschnitt nimmt Dr. Klaus Douglass Sie mit auf eine inspirierende Reise durch die Reformationstheolo gie. Denn: Wir erwarten große Dinge von Gott. Und wir wollen das Unsere dazu beitragen. Seien Sie mit dabei! Demnächst auch auf Ihrem Sofatisch ... Unterhaltsam und informativ. Lassen Sie sich einladen auf diese Entdeckungsreise und nutzen Sie unser Magazin als Reiseführer durch das Jahr des Reformationsjubiläums 2017. reformation:2017 18
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