Untersuchungen an Reiter und Pferd zur Ermittlung der Vertikalbeschleunigung als ein zusätzlicher Informationsgewinn über die harmonische Bewegungsform zwischen beiden. Untersuchungsinstrumentarien: Messdruckmatte medilogic und MTX-Beschleunigungssensoren (MOVEN-Anzug) In der vorliegenden Arbeit, aus dem Bereich der Sportwissenschaft wird versucht Bewegungsharmonie zu quantifizieren, um einen zusätzlichen Informationsgewinn zwischen Reiter und Pferd bzw. Trainer und Reiter zu liefern. Im Bereich Therapie und Prävention können Therapiefortschritte über einen längeren Zeitraum analysiert werden, bei denen die Rumpfstabilität und die Sitzposition auf dem Pferd im Mittelpunkt stehen. Autor: Miriam Ködderitzsch-Frank, Coautoren:Andreas Münz und Nicole Bandow 01.11.2011 Inhalt Untersuchung mit Pferden, wissenschaftliche Fragestellung und Untersuchungsdesign: ..................... 3 Ergänzungsformen der Messung:............................................................................................................ 3 Zentrale Fragen: ...................................................................................................................................... 4 Darstellung der Ergebnisse, vorexperimentelle Studien ......................................................................... 5 Präsentaton der Messinstrumentarien, mit Diskussion der Vor- und Nachteile .................................. 18 Möglichkeit einer Trainingsintervention und Hinweise auf einen harmonischen Reitstil ................ 19 Zusammenfassung und Ausblick ....................................................................................................... 20 Einsatzmöglichkeiten in der Trainingspraxis für langfristige, mittelfristige und kurzzeitige Trainingsziele: .................................................................................................................................... 21 Untersuchung mit Pferden, wissenschaftliche Fragestellung und Untersuchungsdesign: Vom 4-8.10.2010 wurden auf der Reitanlage Adelshofen bei Mammendorf 2 fünfjährige Pferde untersucht und während einer Reitstunde wurde noch ein drittes Pferd aufgezeichnet (Alter: 12 Jahre). Der Ausbildungsstand der Pferde lag zwischen E und L-Niveau. Alle drei Pferde waren zu diesem Zeitpunkt medizinisch überprüft und gesund. Das Niveau der Reiter inhomogen: 2 Reiter im Anfängerbereich, eine Reiterin in der LK 0 mit 3 Jahren Erfahrung, eine Reiterin LK 4 mit 25 Jahren Erfahrung auch im Turniersport (A/L) tätig. Die beiden fünfjährigen Pferde wurden von den Anfängern und von der Besitzerin (LK5) geritten, die auch den Unterricht der dritten Probandin auf dem zwölfjährigen Pferd erteilte. Die Pferde wurden vor den Untersuchungen aufgewärmt, an Beschleunigungssensoren am linken Vorderbein gewöhnt und auf dem Sattel wurde die Druckmessmatte angebracht. Die Aufgabe bestand darin zwei Hallenrunden (20x40) in allen drei Gangarten auf der linken Hand zu reiten. In einem weiteren Experiment wurden die Anfänger auf beiden Händen in allen drei Gangarten longiert. Dabei aber ohne Sattel, nur mit Voltigiergurt und Messdruckmatte direkt auf dem Pferderücken angebracht. Die Fragestellung hinter dem Untersuchungsdesign, war der Informationsgewinn aus der Vertikalbeschleunigung von Reiter und Pferd, um zu sehen, bei welchen Einwirkungen des Reiters Bewegungsstörungen und Disharmonien auftreten könnten. In Ergänzung daran sollen die objektiven Daten Möglichkeiten bieten, die Mittelpositur des Reiters mit Sensoren die direkt die Einwirkung des Sitzes, als auch die Beckenposition ermitteln, so genau wie möglich zu bestimmen. Da manche „Fehlhaltungen“ (Beckeneinknicken, mit den Knien zu stark pressen und sich herausheben, gegen die Bewegungsrichtung sitzen…), mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, vor allem im Profibereich, können einseitige Gewichtshilfen, die nicht hufschlagfigurenspezifisch (Seitengänge, Volten, Galopparbeit, enge Wendungen…) sind, auf Dauer zu Muskelatrophie des Pferdes führen, oder dass das Geraderichten des Pferdes zusätzlich verzögern. Das bedeutet, dass bei gleichseitig einwirkenden Hilfen (Geradegestelltsein und Geradegerichtetsein des Pferdes) trotz allem keine gleiche Belastung des Pferderückens stattfindet, sondern eine überwiegend einseitige Belastung, was ein Hinweis auf die “hohle“ Seite des Pferdes sein könnte (natürliche Schiefe). Hier stellt sich in der Ausbildungsskala die Frage, ob extrem schiefe Pferde vom Reiter während eines längeren Gerittenseins sich so auf diesen einstellen, dass auch der Reiter unwillkürlich die Folgen der Schiefheit in sein Bewegungsmuster mit aufnimmt. Dies könnte bei einem Pferdewechsel für den Reiter und Trainer noch offensichtlicher sein, da jedes Pferd anders geritten ist und das Pferd auf die Hilfen unterschiedlich feinfühlig reagiert. Es sollte also erprobt werden ob das Untersuchungssystem solche Fehler erkennen könnte, um dem Reiter schon frühzeitig eigene Dysbalancen aufzuzeigen. Ergänzungsformen der Messung: Da der Trainer bzw. der Reiter oft nach Gefühl urteilen, also subjektiv, wären Daten wie Zügelhilfenstärke, Knieanpressdruck, Wadendruck zwischen Reiter und Pferd, und Gewichtshilfeneinsatz mit Messdruckmatte, bzw. Kraftsensoren in den Steigbügeln, um Hinweise auf die Art der Entlastung zu erhalten, sinnvoll. Ebenso könnten ergänzende Goniometerdaten das Dämpfungsverhalten der Wirbelsäule von Reitern genauer untersuchen. In einer weiterführenden Studie sollen dann diese Elemente mit integriert werden, um ein Gesamtbild des Reiters möglichst schlüssig und objektiv zu erhalten. Zentrale Fragen: 1.) Druckverteilungsmuster auf dem Pferderücken: Bereiche die repräsentativ für das Druckmusterverhältnis sind: Gibt es ein einheitliches Profil der Gewichthilfen von Profireitern, die sich eindeutig von den Gewichtshilfen der Anfänger unterscheiden – Mittelpositur entspannt, gespannt, mitschwingend, fließend? 2.) Hinweise auf Stuhl-, Spreiz-, Spaltsitz mit Zentrierung auf dem Gesäß oder auf den Oberschenkelunterseiten. Wärmebildkamera-Untersuchungen als Vergleich von Sitzkomfort für Reiter und Druckverteilung auf dem Pferderücken mit unterschiedlichen Sätteln. 3.) Koordination und Harmonie zwischen Reiter und Pferde: nur Beschleunigungssensoren Videoanalyse wird mit registriert: Was sind Kriterien einer harmonischen Bewegungsgestaltung zwischen Reiter und Pferd? 4.) Haltung des Reiters auf dem Pferde: Druckmessung und Videoanalyse, um Bewegungsharmonien auch bildlich zu kennzeichnen und Druckverteilungen mit diesen synchronen Videodaten zu vergleichen. Kann der Trainer minimale Druckveränderungen des Reiters rein mit dem Auge erkennen? 5.) Definition von Einwirkungskriterien: Welche Arten der Einwirkung stehen dem Reiter zur Verfügung? a) Stabile Mittelpositur: Was bedeutet dies? Wie stabil bzw. entspannt und zu welchem Zeitpunkt wechseln Anspannung mit Entspannung. b) Gewichtshilfe, Schenkelhilfe, Zügelhilfe wie gut sind diese überprüfbar und gibt es einen Faktor der anzeigt, ob das Pferd leicht auf diese Hilfen reagiert und quasi „unsichtbare“ Hilfen eingesetzt werden? Haben diese auf jeden Fall mit dem Ausbildungsstand des Pferdes zu tun? c) Zeitlicher Versatz Vertikalbeschleunigung: Ist dieser ein Hinweis, dass die Koordination durchschnittlich schlechter ist und somit auch die Harmonie darunter leidet? Theorie: Kurven vom Beschleunigungssensor Pferd und Reiter sollen so ähnlich wie möglich sein, dadurch Bestimmung der Güte der Harmonie und der Koordination. 6.) Verhaltensweisen des Pferdes: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung Schwung, Geraderichten Versammlung: Trägt der Ausbildungsstand des Pferde dazu bei, die Hilfen nach und nach zu reduzieren und die Konzentration des Reiters auf seine eigene Körperhaltung zu verlagern, bei gleicher Gang- und Präsentationsqualität (Kadenziertes Verhalten) des Pferdes? 7.) Knieanpressdruck: Dressurreiten und Springreiten, wo ist er gefordert, wo sollte er vermieden werden? 8.) Messungen mit und ohne Sattel: Durckveränderung mit Sattel: Welche Verzerrungen treten bei Sattelmessungen auf, Thema „Sitzprothese“ für Reiter? 9.) Unterschiedliche Sitzarten: Dressursitz, Entlastungssitz, Springsitz, Rennsitz: Wie verändert sich die Druckverteilung bei unterschiedlichen Sitzarten, Sätteln bei gleichem Reiter-PferdPaar? 10.) Leistungsstand des Reiters: Über LK 0, 6 bis 1, Pferd: Klasse: Kann darüber hinaus auch ein Hinweis auf talentierte Reiter erfolgen, gute Grundsitzarten und richtige Einwirkung auf das Tier? Können leistungsrelevante Daten erhoben werden, die ein Talent Pferd und ein Talent Reiter auszeichnen? Darstellung der Ergebnisse, vorexperimentelle Studien Es wurden mehrere Reiter untersucht. Bei den nun aufgezeichneten Bildern handelt es sich um die maximale Druckverteilung am Gesäß des Reiters. Bildlich erfasst durch die Messdruckmatte werden auf den Bildern immer die Druckverteilungen oben am Bild in Richtung Pferdekopf und unterhalb des jeweiligen Bildes zur Kruppe dargestellt. Bei den ersten Bildern wurde mit Longiergurt aufgezeichnet, so dass dieser als eigenständiges Kriterium nicht ausgewertet wird, da er sich oberhalb der Messdruckmatte befand um ein Verrutschen zu vermeiden. Messung Nicole Schritt – Uhrzeigersinn – ohne Sattel - Maximalkräfte Abbildung 1 Anfänger im Schritt mit hochgezogenen Knien und Druckzentrierung am Gesäßmittelpunkt, rot bedeutet hierbei starker Druck, grün bedeutet geringer Druck. Messung Nicole Trab – gegen Uhrzeigersinn – ohne Sattel - Maximalkräfte Abbildung 2 Rote Balken seitlich des Gesäß verraten, dass das Knie nicht locker anliegt sondern an den Pferderumpf gepresst wird, Unsicherheit und gestörtes Bewegungsempfinden könnten Gründe dafür sein. Oft bei Anfängern erkennbar. Messung Nicole Schritt – gegen Uhrzeigersinn – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 3 Obwohl die Bewegungsrichtung gegen den Uhrzeigersinn ist, sitzt die Probandin nicht nach innen sondern lässt sich vom Pferd nach außen tragen, Fehlbelastung führt zu Bewegungsstörungen und Taktfehlern beim Pferd. Hier könnte ein leichtes Einknicken in der Hüfte für dieses Ergebnis verantwortlich sein. Messung Andreas Schritt – gegen Uhrzeigersinn – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 4 Druckpunkt links, zeigt an dass die Hüfte leicht eingeknickt ist. Messung Andreas Trab – Uhrzeigersinn – ohne Sattel - Maximalkräfte Abbildung 5 Zusammenpressen der Beine und Hochziehen der Schenkel führt zu Disharmonie, da die Bewegungsfreiheit in der Hüfte durch muskuläre Blockaden eingeschränkt wird. Daher ist kein Lockeres Mitschwingen in der Mittelpositur möglich. Fatal wirkt sich dies auf den Pferderücken aus, obwohl dies vom Anfänger nicht willentlich provoziert wird. Messung Andreas Galopp – gegen Uhrzeigersinn – ohne Sattel - Maximalkräfte Abbildung 6 Fällt dem Pferd stark in den Rücken, extremes vorne-überkippen und nach hinten fallen, keine zentrale Mittelpositur erkennbar. Hier müsste der Grundsicht auf jeden Fall verbessert werden. Messung Miriam Schritt – gegen Uhrzeigersinn – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 7 Druckpunkt auf rechter Seite, Fehlbelastung im Sattel, zusätzlich sollte die Druckverteilung unter dem Sattel auf dem Pferderücken angezeigt werden. Druckverteilung bei fortgeschrittener Reiterin. Messung Miriam Galopp – gegen Uhrzeigersinn – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 8 junges Pferd setzt den Reiter nach außen, Druckverteilung jedoch eher günstig. Obwohl im Galopp die größten Belastungen auf den Pferderücken wirken, ist hier erkennbar, das die Reiterin sehr gut mitschwingt und den Ankommenden Schwung des Pferdes relativ Absorbiert (Federfunktion der Wirbelsäule). Messung Doris Schritt bis Galopp – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 9 zu unruhiges Bein, zu viel Aktion mit Oberschenkel, da sich die Probandin oft aus dem Sattel drückt, schwer in den Rücken zurück fällt und kein ständiger Kontakt vorhanden ist. Messung Doris Galopp – mit Sattel - Maximalkräfte Abbildung 10 Oberkörper viel zu stark nach vorne geneigt, ebenfalls werden die Oberschenkel nach oben gezogen und die Last wird nicht durch den Absatz nach unten gefedert. Abbildung 11 sehr gute Druckverteilung, allerdings sitzt die Reiterin auch hier tendenziell mehr nach rechts. Da das Pferd auf der rechten Seite hohl ist, könnte dies ein Grund für dieses Verhalten sein. Das müsste jedoch nach Seitigkeit mehrerer Pferde untersucht werden. Miriam_Schritt – Druck Durchschnitt Abbildung 12 Sehr gute und symmetrische Druckverteilung. Miriam_Trab – Druck Durchschnitt Abbildung 13 Auch hier sehr gute Druckverteilung, das Pferd hat minimales Reitergewicht durch Bewegungsharmonie zu tragen. Rückenschonend für das Pferd. Miriam Galopp – Druck Durchschnitt Schritt Durck Maximum Trab - Druck – Maximum Abbildung 14 Hier Galopp Druckmaximum; gute Druckverteilung und gutes Mitschwingen. Schritt, Trab und Galopp ähnliche Gewichtsverteilung, bis auf Rechtslastigkeit wäre dies ideal, da normalerweise bei der Steigerung von Schritt zu Trab auch der Druck sich proportional erhöht. Abbildung 15 Beschleunigungssensor am Pferdebein gibt den Takt vor, Kontrolle über Schwingung des Pferderumpfes relativ zur Geschwindigkeit des Pferdes leistet ein Beschleunigungssensor am Bauchgurt. Ziel ist es Taktunreinheiten an allen vier Beinen aufzuzeichnen und diese mit den Reiterlichen Hilfen in Bezug zu setzen. Abbildung 16 Messdruckmatte und Beschleunigungssensoren an Matte und an Reiterin. Abbildung 17 Beschleunigungssensor ebenfalls am Bauchgurt und am Kopf des Probanden durch Schweißband. Abbildung 18 Verkabelung von Reiter und Pferd. Abbildung 19 Erweiterte Version mit MOVEN-komplett-Anzug. Vorteil: vollständiges biomechanisches Modell möglich. Session-004 (alle3Gangarten).avi hierzu wurde eine 3D-Videoanimation erstellt und ein Abbild vom Reiter für eine biomechanische Berechnung. Ebenfalls könnte dies auch für das Pferd durchgeführt werden so dass beide Modelle separat aber auch gemeinsam verglichen werden können. Dies dient dazu, die reiterlichen Hilfen empirisch zu bewerten, egal ob im Dressursport, beim Springen oder in der Vielseitigkeit. Ziel: Es soll ein biomechanisches Modell von Reiter und Pferd entwickelt werden. Damit wäre es möglich Körperwinkel zu bestimmen und Bewegungen von Reiter und Pferd gezielter zu analysieren. Zukünftig soll ein Algorithmus für den Körperbau des Pferdes auch Aufschluss über beide Systeme geben, diesen Algorithmus gilt es noch zu entwickeln und auch die gezielte Anbringung der dafür notwendigen Beschleunigungssensoren. Präsentaton der Messinstrumentarien, mit Diskussion der Vor- und Nachteile MOVEN-Strap-System: Es gibt keinen spezifischen Algorithmus für das Reiten, daher kann das biomechanische Abbild nur Näherungen ohne örtlichen Bezug darstellen. Hohe Störanfälligkeit bei Sensoren und Kabeln verhindern schnelle Messdurchläufe. Daher können nur wenige Probanden in einem Zeitfenster von einer Stunde gemessen werden (max. 2). Der Anzug ist nicht telemetrisch, was die Nachteile mit sich bringt, dass Kabel auch am Pferdeleib angebracht werden müssen und bei hektischen Pferden unter Umständen es zu Verletzungsgefahr kommen könnte. Messdruckmatte: Kein faltenfreies Anbringen der Matte möglich, teilweise unangenehm für den Reiter. Keine Befestigungsmöglichkeiten auf dem Sattel. Konzipiert wurde die Matte für die Messungen unter dem Sattel. Rasterung ist nicht einheitlich Die flexible medilogic® SattelMatte ermöglicht nummeriert und der Messbereich die Erfassung der Druckverteilung auf dem Pferderücken. ist zu gering bzw. durch zu große Abstände unstetig. Das komplexe Zusammenspiel der http://www.tipps-zumpferd.de/dieleistungsklassen-wasbedeuten-sie-und-wiebekommt-mansie_tipp_131.html Kraftwirkungen zwischen Pferd, Sattel und Reiter wird in der relevanten Bewegungssituation oder im Stand gemessen und später in der Analysesoftware ausgewertet. Es wird sichtbar, in welcher Bewegungsphase und an welchen Stellen der Sattel unerwünschte Druckspitzen am Rücken des Pferdes verursacht. Ebenso zeigt sich die Gewichtsverteilung des Reiters. Ergänzung: Die Datenübertragung der Messwerte der Messmatte auf dem Pferderücken zum Computer erfolgt per Funk. Es ist ein Bewegungsradius von bis zu 100m realisierbar. Somit kann das in der Praxis relevante Bewegungsverhalten untersucht werden. Durch die Sofortanzeige in der Software kann der Untersucher schon während des Reitens einen Überblick über die Druckverteilung bekommen. Bei Bedarf können die Messwerte auch im Sendegerät mit eingebautem Datalogger zwischengespeichert werden. Hierbei wird ein vorher konfigurierter Messablauf während des Ritts automatisch durchgeführt. In der Zeitlupen Wiedergabe am Computer erfolgen später detaillierte Auswertungen hinsichtlich der Druckverteilung und des Schwerpunktes bei unterschiedlichen Reitmanövern. 1.) 2.) 3.) 4.) 5.) Goniometer Rücken Reiter u. Pferd Kraftsensoren in den Steigbügel Kraftsensoren im Zügel Kraftsensorenhose Kategorisierung des Schwungs beim Pferd Wie unterscheidet sich die Vertikalbewegung zwischen Pferd und Reiter? Möglichkeit einer Trainingsintervention harmonischen Reitstil und Hinweise auf einen Anhand der Standardabweichung des Rückensensors den Reiters und dem Bauchgurtsensor des Pferdes wäre es möglich größtmögliche Übereinstimmungen zu kennzeichnen. Sollten beide Aufzeichnungen der Sensoren mit ungefähr 0,8 korrelieren, so könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Bewegungen von Pferd und Reiter sehr synchron miteinander ablaufen. Abbildung 20 Vergleiche zwischen einem Anfänger links und einem Fortgeschrittenen rechts. Es ist erkennbar, dass der Experte in der Ferse mehr den Schwung abfedert und im Rumpf mehr Stabilität aufweist. Hier werden unterschiedliche Beschleunigungssensoren an den Hauptgelenkpunkten des Reiters dargestellt und die Bewegungsrichtungen, teilweise verursacht durch die Schwingungen des Pferdes, miteinander verglichen. Die Reihenfolge von oben nach unten grau unterlegt ist Kopf, Schulter, Hüfte und Ferse des Reiters, im Vergleich zum Schwingungsgrad verursacht vom Pferd darunter dargestellt. Wenn der Reiter in sich stabiler ist und keine Kontraproduktiven Bewegungen erzeugt, kann auch das Pferd viel besser und freier schwingen. Hier gleiches Pferd geritten von Novizen und Profi im Trab auf dem Zirkel. Abbildung 21 Autokorrelation von Anfänger und Fortgeschrittener 1 Zusammenfassung und Ausblick Mit den Messinstrumentarien gelingt es Hinweise auf Verbesserungen des individuellen Reitstils zu geben, das bedeutet einerseits Sitzkorrekturen durchzuführen durch die Gesäßberührpunkte, andererseits aber auch den Reiter und das Pferd als Einheit zu betrachten und Auswirkungen des Reitstils zu dokumentieren. Das biomechanische Darstellungsverfahren mit MOVEN ermöglicht es Körperhaltungen genau zu analysieren und Vorgaben der Reitlehre auf Winkelstellungen von Körpersegmenten zu überprüfen. Für Messexperimente sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: 1.) Messungen an der Sportschule in Warendorf sollten durchgeführt werden, um wirkliche Profis im Pferdesport aufzuzeichnen und anhand dieser Daten Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. 2.) Für die Messreihen werden 2 Wochen ausreichen um mindestens 15 Probanden kontinuierlich in Dressur, Springen und Vielseitigkeit aufzuzeichnen und dies in allen 3 Gangarten. 3.) Der Funkkreis sollte in Feldstudien erhöht werden und Störquellen müssen vorher beseitigt werden. Die Steigbügel sollten wenn möglich nicht aus Metall sein, da es hier zu Messverzerrungen kommen könnte. 4.) Die Telemetrische Version ist für Pferde am günstigsten, da viele auf die Kabel schreckhaft reagieren und in ihrer eigentümlichen Bewegung sich gestört fühlen. 5.) An allen 4 Beinen des Pferdes sollten Beschleunigungssensoren angebracht werden, um zu erkennen, ob das Pferd taktrein läuft (Kurz-lang-Treten ist damit sehr gut erkennbar), gut untertritt und bei Sprüngen, wie die Vor- und Hinterhand mitgenommen werden. Des Weiteren könnte ermittelt werden wie die Fußfolge bei Hindernissen, bei Trabstangen und 1 Journal of Motor Behavior, 2005, Vol. 37, No. 6, 418–424 6.) 7.) 8.) 9.) bei Springgymnastik (In-out) abläuft und was ein besseres, energischeres Anfußen bewirken könnte. Weiterhin sind Kraftsensoren an der Wade des Reiters nötig, an den Zügeln direkt an den Trensenringen und auf dem Steigbügeltritt, damit ein komplettes Einwirkungsmodel des Reiters dargestellt werden könnte. Anhand von slow motion sind spezifische Einwirkungen zu erkennen, daher sollte so eine Kamera bei weiteren Experimenten zur Verfügung stehen. Ein Untersuchungsteam von einem Pferd ein Reiter, zwei Assistenten für MOVEN-Anzug, ein Assistent für Druckmessmatte und ein Kamerabediener sind nötig um in kürzester Zeit viele Messreihen durchzuführen. Aufklärungsbögen für die Probanden sind zu erstellen, eine Teilnehmerliste, die Koordination vor Ort für Aufwärmen und die Gestaltung eines reibungslosen zeitlichen Ablaufs mit Besprechungsmöglichkeiten sollten von einer Person übernommen werden. Hier sollten neue Erkenntnisse gewonnen werden, was Profi und Novizen anhand eines biomechanischen Modells unterscheidet und ob daraus Ableitungen für die Trainingspraxis gezogen werden können. Einsatzmöglichkeiten in der Trainingspraxis für langfristige, mittelfristige und kurzzeitige Trainingsziele: Um langfristig gemäß einer Längsschnittstudie Veränderungen des reiterlichen Sitzes und dessen Einwirkungen aufzuzeichnen, sollte in regelmäßigen Abständen von 8-12 Wochen eine Untersuchung stattfinden. In dieser Zeit erfolgt eine Trainingsintervention um die Bewegungsharmonie zwischen Pferd und Reiter zu verbessern. Der höchste korrelative Faktor und eine Videoanalyse geben Hinweise auf den reiterlichen Sitz und die damit verbundene Bewegungsharmonie. Balance in der Bewegung könnte so zukünftig auch objektiv und nicht rein subjektiv dargestellt werden. Ebenso hätten Richter und Trainer die Möglichkeit, „verdeckte Hilfen“ zu kennzeichnen. Das sind die Hilfen, die beispielsweise durch starke Handeinwirkung, fehlerhafte Gewichtshilfe oder durch zu starke Schenkelhilfe bei gleichzeitiger Rückführung der Reiterhand (Zusammenstellen des Pferdes), durchgeführt werden. Daher spielen ästhetische bzw. rein optische Eindrücke eine große Rolle, aber auch die Sensibilisierung des Pferdes auf die Reiterhilfen, könnte mit Hilfe dieser Instrumentarien verbessert und genauerer analysiert werden. Zu dieser Analyse zählen erfolgreiche Trainingstipps und eben diese Leistungsveränderungen in der Bewegungsharmonier über einen längeren Zeitraum wie beispielsweise ein Jahr. Mittelfristig könnten entsprechende Übungen von Pferd und Reiter dazu dienen, einen besseren Sitz zu bekommen und dadurch die Pferdebewegungen optimal zu unterstützen. Disharmonie zeigt sich durch Kontraproduktive Einwirkungen des Reiters und schlägt sich in Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung nieder. Der Reiter müsste im Bewegungsverlauf quasi mit dem Pferd verschmelzen, was sehr gut durch die ViconBeschleunigungssensoren ermittelt werden könnte. Beispielsweise können klopfende Füße und nach oben gezogene Schenkel gemäß vorher-nachher Vergleich besser untersucht werden und es kann gezielter darauf eingewirkt werden. Ursache-Wirkungsprinzipien lassen sich somit viel leichter erfassen. Kurzfristige Ziele können beinhalten: 1.) Direkter Leistungsvergleich zwischen Sportlern gemessen am sensitiven Einsatz der Hilfen und deren optimalen Abstimmung Aufeinander. 2.) Gravierende Fehler bei Gewichtsverteilung auf dem Pferderücken und entsprechende Sattelung des Pferdes. 3.) Analyse des Anpressdruckes der Knie und damit die Bewegungen oder Versteifung der Reiterhüfte. 4.) Analyse des Untertretens der Hinterhand unter den Schwerpunkt bei verschiedenen Lektionen des Pferdes. Dadurch können Rückengänger von Schenkelgänger ebenfalls unterschieden werden. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten dieses System ergänzend für die Trainingsintervention zu nutzen. Entweder zur Leistungsdiagnostik oder aber auch in der direkten Trainingsgestaltung. Es sollte nicht zweckentfremdend für Ausschlusskriterien eingesetzt werden, sondern ergänzend zum täglichen Training angewendet werden. Leistungsunterschiede eines einzelnen Sportlers (Pferd und Reiter) aber auch im Vergleich zu mehreren Sportler können sehr gut ermittelt werden. Unterstützende Hinweise zu Hyperflexion, Gangveränderungen, Lahmheiten, Taktunreinheiten können wissenschaftlich mit dieser Methode aufgearbeitet werden. Ethische Verhaltensweisen und Schlussfolgerungen für die zukünftige Pferdeausbildung könnten besser begründet und kategorisiert werden. Ebenso wäre es möglich sportliche Potentiale von der Remonte bis ins beste Leistungsalter aufzuzeichnen, um beispielsweise Prognosen für zukünftige sportliche Einsatzgebiete zu geben. Eine weitere entscheidende Zielgruppe hierbei sind nicht nur der Profi- und Breitensport, sondern auch der Gesundheitssport, da beispielsweise präventive Maßnahmen für Rückenschmerzpatienten auf dem Pferd darauf abzielen könnten, die Rückenmuskulatur gezielt zu kräftigen und Dysbalancen zu verbessern.
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