Die Idee Der Name

Die Idee
… zusammen etwas Besonderes auf die Beine stellen
… an einem Ort, an dem Keiner etwas Außergewöhnliches erwartet
… in einer Jahreszeit, die stets verlässlich für Nebel und Trübsinn sorgt.
So entstand die Idee für hinterland – drei Novembertage
Kunst und Kultur für Erwachsene und Kinder mitten
in der mecklenburgischen Provinz, einem Hinterland par excellence.
30 Künstler, Designer und Handwerker ließen sich von dieser Idee
anstecken. Mit ihren außer­gewöhnlichen Werken verwandeln sie
Mestlin in einen Ort des Schönen und Staunens und bringen so
das Kulturhaus für ein Wochenende zum Strahlen.
Der Name
Kontakt:
Ute Dreist
Telefon 038736 - 42566
[email protected]
Birgit Hasse
Telefon 038481 - 50952,
0175 - 4545044
Hinterland – für den einen der Inbegriff von Öde, Langeweile, Strukturschwäche, Landflucht und Arbeitslosigkeit, für andere die poetische
Umschreibung für Ruhe, Idylle und Inspiration. Ein doppeldeutiges Wort
für Landstriche fernab der Metropole, in denen das Triste und
das Schöne nicht selten eng beieinander liegen und sich der zweite Blick
in jedem Falle lohnt. Wer sich vom ersten Eindruck nicht abschrecken
lässt, den erwarten hier zuweilen ungeahnte Überraschungen.
Das Hinterland ist alles andere als grau – und so ist hinterland nicht
nur Name, sondern auch Programm.
Die
Initiatorinnen
Foto: Wolf Spillner
Hinter jeder guten Idee steckt ein kluger Kopf – in diesem Falle sind
es sogar zwei – Ute Dreist und Birgit Hasse. Beide leben und arbeiten
in Mecklenburg, beide sind Keramikkünstlerinnen und beide haben
im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun – denn ihre Keramik ist reine Handarbeit. Doch damit nicht genug. Beide haben auch
noch weitere Anliegen: etwas zu bewegen, etwas zu verändern,
Menschen in diesem Landstrich zusammen bringen und gemeinsam
Schönes zu schaffen. „Wenn wir hier in der Pampa nichts tun, wer dann“
– so ihr Motto. Die Idee, etwas Großes zu wagen, entstand 2010.
Die Vorbereitungen dauerten zwei Jahre. Im November 2012 war es
endlich soweit – hinterland ging an den Start – und wurde gleich
beim ersten Mal ein unerwarteter Erfolg, viel mehr als nur ein Lichtblick
im November, sondern ein echtes Glanzlicht fernab der Metropole
im sprichwörtlichen Hinterland.
Ute Dreist, 1963 in Dresden geboren, lebt seit 1988 in Techentin.
„Abgelegen“ lautet ihre Webadresse, und Techentin liegt in der Tat
ziemlich abgelegen. Doch hier steht ihr Haus, ihre Scheibe und der
Phönix – ihr selbstgebauter mit Holz befeuerter Ofen. Wenn bei
1300 Grad alles geklappt hat, holt sie nach fünf Tagen Abkühlung
salzglasierte Töpfe, Schalen, Vasen aus der Asche – und in jedem
dieser Gefäße steckt nicht nur ausgefeiltes handwerkliches Können,
sondern eine gute Portion von ihrer Tatkraft, ihrer Energie und ihrem
uner­schütterlichen Optimismus. Ihre Arbeiten sind mittlerweile
im In- und Ausland gefragt und waren in den letzten Jahren unter
anderem in Südkorea, Dänemark, Belgien und der Schweiz ausgestellt.
Wieder zurück in Techentin veranstaltet sie in ihrem Atelier
regelmäßig Ausstellungen und Projekte, bringt Künstler zusammen,
empfängt Gäste und öffnet Haus und Hof für Veranstaltungen
aller Art – mehrfach im Jahr also hinterland im Kleinen.
Birgit Hasse, 1970 in Parchim geboren, fand vor einigen Jahren
ihr Domizil in Lenzen. Sie lernte zuerst was „Richtiges“, bevor sie
1989 zur Töpferei fand. Seit 2002 widmet sie sich der Herstellung
von Porzellan, experimentiert mit Formen, Farben, Strukturen
und Ober­flächen und schafft Geschirr – fast zu schön für den täglichen
Gebrauch – und Vasen, die jedem Zweig einen echten Auftritt
garantieren und jeden Feldblumenstrauß zum „Hingucker“
werden lassen. Regelmäßige Ausstellungen in Museen und Galerien,
Einladungen zu Workshops im In- und Ausland sowie mehrfache Preise
haben ihre Arbeiten über Mecklenburg hinaus Anerkennung verschafft.
Wie man ein ganzes Dorf in einen lebendig-kreativen Ausnahmezustand
versetzt, beweist sie alljährlich am 1. Mai in Lenzen.
Kontakt:
Ute Dreist
Telefon 038736 - 42566
[email protected]
Birgit Hasse
Telefon 038481 - 50952,
0175 - 4545044
Zusammen mit Jens-Peter Planke, der gleichfalls in Lenzen seine
Keramikwerkstatt betreibt, hat sie „Topf und Pflanze“ als Saison­auftakt
auf den Veranstaltungskalender gesetzt und aus den einst bescheidenen
Anfängen ein buntes Frühlingsfest entwickelt, das Besucher aus nah
und fern anzieht und mittlerweile in keinem Veranstaltungsprogramm
fehlen darf. Vor diesem Hintergrund war die Idee für hinterland
als herbstlich-winterliches Pendant eigentlich nur eine Frage der Zeit.
Der Ort
Schauplatz für hinterland ist auch in diesem Jahr das Kulturhaus
in Mestlin. Seit 2011 von der Bundesregierung in den Rang
eines Denkmals nationaler Bedeutung erhoben, blickt dieses Haus
mit dem umliegenden Gebäudeensemble auf eine einzigartige
Geschichte zurück. Sie beginnt in den 1950er Jahren.
180 Dörfer standen zur Auswahl, aber ausgerechnet das kleine Mestlin
wurde auserkoren, das modernste Dorf der DDR zu werden.
Von 1952 bis 1959 entstanden in Sichtweite der alten Kirche
und Katen großstädtisch anmutende Gebäude – 150 neue Wohnungen,
Kinderkrippe, Kindergarten, Schule, ein medizinisches Zentrum,
Geschäfte und mittendrin als Krönung – das Kulturhaus. 1954 wurde
Erich Bentrup als Architekt mit dessen Bau beauftragt. Als Vorbild
wählte er, eine Ironie der Geschichte, ausgerechnet den bedeutendsten
Theaterbau Preußens, die heutige Staatsoper Unter den Linden
in Berlin. So entstand mitten in der mecklenburgischen Provinz ein
imposanter neoklassizistischer Bau mit einem hochmodernen Theater
für über 400 Zuschauer mit riesiger Bühne – noch heute die drittgrößte
Mecklenburg-Vorpommerns – sowie einem Kino, Vortrags- und
Versammlungsräumen, einem Gymnastik- und Tanzraum, einer Bibliothek,
einem Fotolabor und einem Restaurant. Die ambitionierten Pläne für
weitere Dörfer hatte man aufgrund der Geldknappheit zwischenzeitlich
schon zu den Akten gelegt. Nur in Mestlin wurde das moderne Musterdorf Wirklichkeit.
In den 1960er Jahren entwickelte sich das Kulturhaus zu einem
beliebten Treffpunkt und Veranstaltungsort für die ganze Region.
Hier gastierten bekannte Popgruppen, blühte das Vereinsleben,
wurde musiziert, gefeiert und geheiratet. Doch mit der Wende begann
der Niedergang. Mit über­triebenen Erwartungen angetretene Betreiber
stahlen Inventar und Technik und ruinierten das Innere. Draußen
nagt seither am Putz der Zahn der Zeit. Eine dauerhafte Nutzung fand
sich nicht – und so steht es nun da: ein viel zu großes Haus, in einem
viel zu kleinen Dorf. Die Hälfte der Bevölkerung ist schon abgewandert
– Aufschwung und Optimismus sind an Mestlin vorbei gezogen.
Und dennoch: es tut sich was. Seit 2008 kümmert sich der Verein
»Denkmal Kultur Mestlin e.V.« mit großem Ideenreichtum und Enthusiasmus um die Rettung des Kulturhauses. Erste Erfolge werden schon
sichtbar. Die Sanierung schreitet voran, es finden wieder Ausstellungen
statt, das Jugendtheater probt und ganz langsam und allmählich
kehrt hier wieder Leben ein. hinterland möchte dies unterstützen –
und findet deshalb im Kulturhaus in Mestlin und nicht woanders statt.