8. BIS 10. MÄRZ 2016 BLUMEN-BRUEGHEL – KOMPOSITION & REALITÄT Die HBLFA (Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt) für Gartenbau Schönbrunn gratuliert dem Kunsthistorischen Museum zum 125-Jahr-Jubiläum mit einem BrueghelBlumenstrauß. Im Rahmen der Ausstellung „Feste Feiern“, der Jubiläumsausstellung zu 125 Jahre Kunsthistorisches Museum, stellen Schülerinnen und Schüler der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn einen Blumenstrauß nach einem Bild von Jan Brueghel d. Ä. möglichst originialgetreu nach. Es handelt sich dabei um den Blumenstrauß in Tonvase, um 1607, auch als Kleiner Blumenstrauß oder Wiener Irisstrauß bekannt. Das berühmte Blumenarrangement, das es bisher nur als Kunstwerk gegeben hat, wird nun erstmals in natura von KHMGeneraldirektorin Sabine Haag und Bundesminister Andrä Rupprechter anlässlich eines gemeinsamen Foto- und Pressetermins am 10. März 2016 präsentiert. ZITATE „Die kostbaren Brueghel-Bilder sind ein Sammelwerk der Blumenkunde, auf das wir besonders stolz sind. Ich freue mich über die Kooperation mit der Gartenbauschule Schönbrunn und deren Initiative, eines der berühmtesten Blumenbilder des Kunsthistorischen Museums in den Fokus zu rücken und originalgetreu nachzustellen. Jan Breughel der Ältere hat den Wiener Irisstrauß sorgfältig komponiert und eine Blütenpracht verewigt, die es in der Realität nicht gibt, da die Blumen über das ganze Jahr verteilt blühen. Erstmals ist es nun möglich, diesen einzigartigen Blumenstrauß beinahe originalgetreu in natura zu sehen. Das Bouquet wird von uns in einen Dialog zum Gemälde und zur Komposition von Jan Brueghel d. Ä. in der Gemäldegalerie gestellt und soll neugierig machen und zur näheren Betrachtung aller Blumendarstellungen im Kunsthistorischen Museum einladen.“ KHM-Generaldirektorin Sabine Haag Das historische Gartenerbe Österreichs in den Bundesgärten gehört zu den nationalen Schätzen unserer Heimat. Um dieses zu erhalten und weiterzuentwickeln, wird österreichweit an den Gartenbauschulen der gärtnerische Nachwuchs ausgebildet. Die 1895 gegründete Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) für Gartenbau Schönbrunn hat dabei eine Sonderstellung: Sie ist das österreichische Kompetenzzentrum für Gartenbau und die einzige Bildungseinrichtung dieser Art in Österreich. Schönbrunn ist die einzige Gartenbauschule Österreichs mit Maturaabschluss, ist direkt dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft unterstellt und bietet die Fachrichtungen „Garten- und Landschaftsgestaltung“ und „Gartenbau“ an. Dabei erhalten die Schülerinnen und Schüler umfassendes nachhaltiges Wissen über biologische Kreisläufe sowie das Zusammenwirken von Ökologie, Ökonomie und Sozialem. „Mit der Nachbildung eines Brueghel-Blumenstraußes als Geschenk zum 125-Jahr Jubiläum des Kunsthistorischen Museum zeigen die Schülerinnen und Schüler der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn, dass sie bestens ausgebildet sind, um den österreichischen Gartenbau in eine blühende Zukunft zu führen. Der nachgebildete Strauß zeigt gärtnerisches Können, historisches Wissen, Praxisbezug und wissenschaftliche Auseinandersetzung, “ betonte Bundesminister Andrä Rupprechter. An der Schule in Schönbrunn sind Lehre und Forschung zu einem Kompetenzzentrum zusammengefasst, dadurch werden die Aktualität der Ausbildungsinhalte und die hohe Qualität der Bildung gewährleistet. Die Schülerinnen und Schüler profitieren bereits während ihrer Schullaufbahn von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und können diese auch in der Praxis anwenden. DAS GEMÄLDE Unter den Blumenmalern nimmt Jan Brueghel d. Ä. den ersten Rang ein, denn keiner hat so viele Blumen so naturgetreu und so vollkommen gemalt wie der „Blumenbrueghel“. Der Kleine Blumenstrauß gehört ohne Zweifel zu den qualitätvollsten Blumensträußen der Kunstgeschichte überhaupt. In ihm dominiert der Farbton Blau. Die scheinbare Einfachheit erweist sich bei genauerer Betrachtung als trügerisch. Jans Blumenkompositionen sind im Gegenteil von ausgeklügeltem Raffinement, was das Ausponderieren und Setzen kleiner Kontrapunkte im Gesamtgefüge anlangt. Der Überhang an Blüten rechts beispielsweise wird durch eine leichte Verschiebung der Vase nach links ausgeglichen. Solche Blumensträuße sind nicht Abbildungen wirklicher Bouquets. Auch blühten die dargestellten Blumen im 17. Jahrhundert nicht gleichzeitig. Sie wurden in Einzelstudien festgehalten und später zu größeren Kompositionen vereinigt. Der Kleine Blumenstrauß ist eine preziöse florale Enzyklopädie möglichst verschiedener und auch seltener Blumen. Nicht zuletzt deshalb sind Überschneidungen vermieden. Abgesehen von diesem sammlerisch-botanischen Interesse des 16. Jahrhunderts, das in der Anfang des 17. Jahrhunderts ausbrechenden „Tulpomanie“ auch einen kommerziellen Höhepunkt fand, sprechen Blumen von jeher mindestens zwei menschliche Sinne an: ihre Schönheit das „Gesicht“, ihr Duft den „Geruch“. Daneben aber bergen Blumen und Blüten auch den Hintersinn des Verblühens, der allzu raschen Vergänglichkeit alles Irdischen. Das entwurzelte Zyklamenpflänzchen sowie Münzen, Schmuck und Ringe unterstreichen diesen mitschwingenden Vanitas-Gedanken. BLUMENPRACHT & UNTERRICHT Schülerinnen und Schüler des Projektjahrganges der HBLFA für Gartenbau in Schönbrunn stellen das Bild Blumenstrauß in Tonvase von Jan Brueghel d.Ä. unter Verwendung realer Blumen so originaltreu wie möglich nach. Geleitet wird das Projekt von Gärtnermeisterin Michaela Oberaigner, die an der Gartenbauschule Floristik unterrichtet. Aus botanischen bzw. saisonal bedingten Gründen ist allerdings eine hundertprozentige Übereinstimmung nicht realisierbar. Das Projekt bietet die Gelegenheit, im Rahmen der floristischen Ausbildung an der HBLFA Gartenbau Schönbrunn bei den SchülerInnen das Interesse für bildnerische Kunst zu wecken und ist ein Ansporn, sich speziell mit Alter Kunst auseinanderzusetzen. Eines der Schwerpunktthemen im Floristikunterricht 2016 ist die Verbindung zwischen Malerei und Botanik. In erster Linie steht das Erlernen bzw. Erkennen der auf dem Bild dargestellten Blumen und Pflanzen und darauf aufbauend, Vermittlung von Basiswissen über die Symbolik und Bedeutung der im Projekt verarbeiteten Blumen und Pflanzen. Umgesetzt wird die Nachstellung des Bildes im Rahmen des praktischen Unterrichtes mit den dafür erforderlichen, floristischen Fertigkeiten und unter Verwendung von technischen Hilfsmitteln, wie z.B. Steckschwämmen, Stützdrähten, Gittern etc. Dabei wird versucht, das Bild so original wie möglich nachzustellen. Weiters wird das Thema im Rahmen des Literaturunterrichtes fächerübergreifend bearbeitet, wodurch die Schülerinnen und Schüler einen erweiterten Einblick in diese Epoche vermittelt bekommen. BLUMENPRACHT & KUNST Gleichzeitig gibt es während der Dauer der Ausstellung „Feste Feiern“ Führungen im Kunsthistorischen Museum zum Thema „Blumen in Kunst und Natur“. „Kunst steht eigentlich immer im Wettstreit mit der Natur. Doch bleibt der Mensch bei ihrer Betrachtung im Dialog mit der Natur – und zwar durch die Sprache der Kunst.“ Daniel Uchtmann, Kunstvermittlung Kunsthistorisches Museum Die Blumensprache ist eine sehr alte und allseits verständliche. So sind Rosen und Veilchen auch heute noch Boten von Liebe oder Freundschaft. Blumen sind Ausdruck von Stimmungen. Die Farben der Blüten können symbolisch für Liebe, Passion oder Reinheit stehen. Nicht wenige mythologische Gestalten fanden in Gestalt von Bäumen oder Sträuchern eine verwandelte Verewigung. Viele Heilige sind mit Pflanzen als Attribut ausgestattet, womit Tugend, Demut und Glaube ausgedrückt werden können. Blüten sind ebenso Zeichen von ungebrochener Lebenskraft wie von Vergänglichkeit. Als Vanitas-Symbole mahnen sie an die Flüchtigkeit von Schönheit, Jugend und das Verwelken des Lebens. Blumen wie die Tulpe waren selbst ungeheuer kostspielige Sammlerobjekte, deren vergängliche Natur durch die verewigende Kunst eine dauerhafte Veredelung erfuhr. Überaus kostbar und oftmals einmalig sind auch die Meisterwerke aus den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Die selbständige Blumenmalerei ist im Vergleich zu anderen Sujets erst im frühen 17. Jahrhundert und damit recht spät entstanden. Sie verdankt ihre Entstehung dem wissenschaftlichen Interesse an botanischen Studien, die in gedruckten Herbarien, Florilegien und Kräuterbüchern mit Abbildungen illustriert wurden. Dafür wurde eine künstlerische Hand benötigt, die gelehrte Darstellung erfolgte mit ästhetischen Mitteln. Die Maler der Neuzeit strebten in ihren Stillleben nach einem augentäuschenden Realismus. So haben sie Blüten in all ihren Facetten und Formen dermaßen wirklichkeitsgetreu wiedergegeben, dass sie den Anblick tatsächlicher Blumenarrangements nicht nur simuliert, sondern noch übertroffen haben, da sie die sonst von der Natur vorgegebenen stofflichen wie farblichen Qualitäten durch ihre Kunst noch zu steigern vermochten. Technische Perfektion im Umgang mit den edlen Materialien, malerische Vollkommenheit und detailrealistisches Interesse ließen anhand der Blumendarstellung eine der am meisten bewunderten Künste entstehen. TERMINE: Mittwoch, 16. März, 16 Uhr Blumen in Kunst und Natur Gemäldegalerie Andreas Fellner & Michaela Oberaigner, Gartenbauschule Schönbrunn Daniel Uchtmann, KHM Freitag, 22. April, 10.15 Uhr Blumen in Kunst und Natur Gemäldegalerie Michaela Oberaigner, Gartenbauschule Schönbrunn Daniel Uchtmann, KHM Mittwoch, 18. Mai, 16 Uhr Blumen in Kunst und Natur Gemäldegalerie Andreas Fellner & Michaela Oberaigner, Gartenbauschule Schönbrunn Daniel Uchtmann, KHM Mittwoch, 8. Juni, 16 Uhr Blumen in Kunst und Natur Gemäldegalerie Andreas Fellner, Gartenbauschule Schönbrunn Daniel Uchtmann, KHM Freitag, 2. September, 10.15 Uhr Blumen in Kunst und Natur Gemäldegalerie Michaela Oberaigner, Gartenbauschule Schönbrunn Daniel Uchtmann, KHM Teilnahme frei mit gültigem Ticket Keine Anmeldung erforderlich, Treffpunkt: Vestibül BLUMENLEXIKON Ein wissenschaftliches Projekt von Andreas Fellner Brueghel – Wiener Irisstrauß; eine botanische Rekonstruktion Wissenschaftliche Tätigkeit: BGB 3899 „Wiener Irisstrauß von Brueghel- Gemälde mit Schnittblumen nachgestellt“ 2016 bis 2017. Im Rahmen des Kunstprojektes mit dem Kunsthistorischen Museum soll im ersten Versuchsjahr 2016 der jahreszeitliche Ablauf der verschiedenen natürlichen Blühzeitpunkte der mehr als 43 unterschiedlichen Pflanzen dokumentiert werden. Zeitgleich wird ein künstliches Antreiben der Einzelpflanzen erprobt. Mit den daraus gewonnenen Daten soll im Folgejahr der Blühzeitraum auf eine Kalenderwoche fixiert werden. Die Erkenntnisse dienen für immer wieder angefragte Rekonstruktionen alter Gemälde mittels echter Blüten. Als Projektpartner sind Saatgutproduzenten und das Kunsthistorische Museum Wien vorgesehen. Der im ersten Jahr langsam „wachsende“ Strauß wird laufend aktualisiert und veröffentlicht. Das Gemälde von Brueghel wird auf die dargestellten einzelnen Blüten untersucht, diese werden botanisch bestimmt und mit heute erhältlichen Sorten verglichen. Im Wiener Raum werden die natürlichen Blühzeitpunkte dokumentiert und der Standort fotografisch festgehalten. Daraus ergibt sich bereits die erste spannende Frage, wie werden sich die Pflanzen hinsichtlich der 2015/16 eindeutig unüblichen Klimabedingungen verhalten? Frühjahrsblüher benötigen eine gewisse Kältesumme d.h. eine artspezifische Anzahl von Frosttagen bevor sie zu blühen beginnen können. Kommt es heuer zu einem vorzeitigen Blühbeginn, zu einer Verzögerung oder gar zu einem Totalausfall? Die erste Art – der Winterling – hat bereits ca. 2 Wochen vor dem durchschnittlichen Zeitpunkt geblüht! Im Gewächshaus werden, parallel zur Natur, die Pflanzen durch stark veränderte, simulierte Jahreszeiten zum Blühen gebracht. Diese Daten der gärtnerischen Kulturführung wie Tag/Nacht-Temperatur, Ruhezeiten, Wärme und Kältebehandlung, Lagerung der ruhenden Knollen, künstliches Licht etc. werden ermittelt und dienen als Grundlage für einen künstlich erzielten, wochengenauen Blühzeitpunkt aller 43 Einzelarten. In freier Natur blühen die Pflanzen je nach Art zwischen Jänner und Oktober. DER VIRTUELLE BLUMENSTRAUSS www.blumenbrueghel.at Virtuelle Rekonstruktion des Blumenstraußes – online zu sehen ab 7.3.2016 Das Gemälde des Blumenstraußes entwickelt sich langsam Monat für Monat aus Blüten, die aus der Natur gepflückt werden und gemäß des Originalbildes platziert werden. Alle Fotos übereinander projiziert ergeben die Rekonstruktion bestehend aus echten Blüten. Der laufende Fortschritt wird über die Webseite(n) publiziert. Zusätzlich werden die Blüten einzeln beschrieben (botanischer und deutscher Name, Vorkommen, botanische Texte, Fotos etc.). Um von Beginn des Projektes Abbildungen der noch nicht erblühten Pflanzen vorzeigen zu können, werden alte Zeichnungen/ Stiche (in Zusammenarbeit mit Claudia Gröschel von der Österreichischen Gartenbau Gesellschaft) auf der Webseite veröffentlicht und nach und nach mit den Naturfotos ergänzt. Voraussichtlich ab Ende Oktober 2016 ist diese künstliche Installation vollendet und es kann das Gemälde (online) mit der Fotoinstallation verglichen werden. PRESSEFOTOS Pressefotos zur aktuellen Berichterstattung stehen zum Download auf http://press.khm.at bereit. Jan Brueghel d. Ä., Blumenstrauß in Tonvase (Kleiner Blumenstrauß oder Wiener Irisstrauß) um 1607 Eichenholz, 51 x 40 cm © KHM-Museumsverband Brueghel-Blumenstrauß in natura Kuppelhalle, Kunsthistorisches Museum © KHM-Museumsverband Brueghel-Blumenstrauß in natura Kuppelhalle, Kunsthistorisches Museum © KHM-Museumsverband Brueghel-Blumenstrauß in natura Letzte Vorbereitungsarbeiten der Floristinnen Kuppelhalle, Kunsthistorisches Museum © KHM-Museumsverband Winterlinge unter Nadelbaum © Foto: Andreas Fellner Leberblümchen, bereits voll erblüht © Foto: Andreas Fellner Narzissen, die ersten Frühlingsboten © Foto: Andreas Fellner Winterling in Vase Grafik © Andreas Fellner Winterling in Vase Von der Website www.blumenbrueghel.at © KHM-Museumsverband ÖFFNUNGSZEITEN UND EINTRITTSPREISE Kunsthistorisches Museum Maria Theresien-Platz 1010 Wien Di – So, 10 – 18 Uhr Do bis 21 Uhr Erwachsene Ermäßigt Wien-Karte Gruppen ab 10 Personen Jugendliche unter 19 Jahreskarte Jahreskarte U25 Online-Tickets sind unter folgendem Link erhältlich: https://shop.khm.at/de/tickets/ RÜCKFRAGEN Ruth Strondl, MAS Stv. Leitung Presse & Öffentlichkeitsarbeit KHM-Museumsverband Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts 1010 Wien, Burgring 5 T +43 1 525 24 - 4024 [email protected] www.khm.at € 15 € 11 € 14 € 11 frei € 34 € 19
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