Neu Vortrag persönliches Budget

Vortrag zum persönlichen Budget
Wir möchten Sie erstmals recht herzlich begrüßen, und möchten uns kurz vorstellen.
Mein Name ist Sandra Schauenburg ich bin verheiratet habe drei Kinder im Alter von
18,17 und 15 Dies ist mein Bruder Thomas Schauenburg.
Mein Bruder erkrankte 2006 an einer Mengingits. Dies ist eine Hirn und
Hirnhautentzündung. Trotz Krankenhausaufenthalt und Medikamente
verschlechterte sich der Zustand. Tommy wurde ins künstliche Koma gelegt, und
wachte nicht mehr auf. Nach einem viertel Jahr Krankenhaus wurde Tommy in die
Reha nach Ahlensbach verlegt, dort wurde er langsam wach. Er musste wieder
Atmen und Essen lernen. Die Fortschritte am Anfang waren enorm und wir hofften
dass er wieder reden und sich bewegen konnte.
In Ahlensbach übernahm ich die General und Vorsorgevollmacht.
Die Fortschritte in Ahlensbach waren gut aber die Zeit dort nur begrenzt. danach
durfte Tommy noch 1,5 Jahre nach Ulm in ein Trainingswohnprogramm. Tommy
wurde fitter, aber man merkte, dass die Krankheit bei Tommy bleibende Schäden
hinterlassen hatte. Stand heute ist der, dass Tommy Schwierigkeiten im Grob und
Feinmotorik und beim Sprechen hat, allerdings im kognitiven Bereich ist Tommy
relativ fit.
Die eineinhalb Jahre in Ulm waren für Tommy nicht so toll. Tommy hatte furchtbares
Heimweh nach Bad Saulgau. Die Krankheit hat zwar Tommy eingeschränkt, aber
charakterlich ist Tommy immer noch der Gleiche. Er war und ist nach wie vor ein
absoluter geselliger Typ, der schon immer gerne am Vereinsleben teilgenommen hat
und dies auch weiterhin möchte. Außerdem ist er sehr heimatverbunden. Mir ging es
darum meinem Bruder dies zu ermöglichen, was er ohne Behinderung auch machen
würde.
Die Suche wie geht es weiter nach dem Trainingswohnen, vor allem in Bad Saulgau
gestaltete sich sehr schwierig.
Durch den ASB Ulm, der das Trainingswohnen ermöglichte wurde ich 2008 auf das
persönliche Budget aufmerksam. Dies erschien mir die vernünftigste Lösung zu sein,
da es meinem Bruder ermöglichte in Bad Saulgau zu wohnen aber auch durch
Forderung und Unterstützung ein individuelles Leben zu führen.
Das persönliche Budget wurde beim Landratsamt Sigmaringen beantragt. Da ich
mich nicht so gut auskannte musste ich mich auf die Fachleute beim ASB verlassen.
Ablehnungen folgten und wahnsinnig viele Schreiben in Fach Chinesisch. Dies
überforderte mich total, deshalb wurde mir ein Rechtsanwalt empfohlen, der sich mit
diesem Fachbereich schon auseinander gesetzt hatte und sich unter anderem auf
dieses Thema spezialisiert hat. Einen ganzen Ordner füllt der Schriftverkehr, den wir
damals mit dem Landratsamt und unserem Anwalt hatten.
Schwierig war unter anderem auch den Bedarf meines Bruders in Form von Geld zu
nennen. Dies übernahm damals der ASB Ulm. Wir führten mit dem Landratsamt
Gespräche es wurden Zielvereinbarungen formuliert. Der ASB Augsburg mit seinen
Sozialarbeitern und unserem Rechtsanwalt haben mich in dieser Zeit unterstützt.
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Wir haben mit dem ASB zusammengearbeitet, da der ASB die einzige Einrichtung
war, die sich getraut hat die Betreuung von meinem Bruder zu übernehmen.
Durch Gespräche in Saulgau lernten wir noch eine Rollstuhlfahrerin kennen. Sie hat
sich ebenso wie mein Bruder für das PB entschieden. Dies hat sich sowohl für uns
als auch dür den ASB angeboten, da wir uns die Assistenten teilen konnten.
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Endlich 2008 wurde das pB genehmigt, sowohl von uns als auch von der
Rollstuhlfahrerin.
In der Theorie darf ich mir die Leistungen von verschieden Personen einkaufen, da
mein Bruder aber eine Betreuung von 24 Stunden benötigt, wäre es für mich nicht
möglich so ein Unternehmen mit mehren Angestellten Dienstplänen auf die Füße zu
stellen. Deshalb schloss ich einen Dienstleistungsvertrag mit dem ASB ab.
Allerdings in der Theorie ist es so, dass lt. Landratsamt beide Fälle getrennt
behandelt werden. Betreuungszeiten besonders in der Nacht von der
Rollstuhlfahrerin mehr benötigt, deshalb ist Ihr persönliches Budget höher
ausgefallen als das meines Bruders. Obwohl mein Bruder eine Pflegestufe 3 und
Sie die Pflegestufe 2 hatte.
In der Praxis wurde es aber so gemacht, dass die Nachtschicht bei der
Rollstuhlfahrerin war und mein Bruder die Möglichkeit hatte zu klingeln.
Der Anfang war chaotisch. Man musste Mitarbeiter finden Dienstpläne organisieren,
Therapien wie Ergo Logo und Bewegungsbad umsetzen.
Ich war viel eingebunden unentgeldlich und ohne die Hilfe meines Mannes wäre
sowohl mein Burder als auch meine Familie auf der Strecke geblieben.
Da es sich bei meinem Bruder ja um einen relativ großen Bedarf handelt, dass heißt,
dass sein pB auch recht hoch ist, war und ist es mir nicht möglich gewesen, dies
selbst zu organisieren. Deshalb wollte ich einen Träger dazwischen schalten, der
diese Aufgabe Selbstbestimmtes Leben, Therapien, Freizeit Ruhezeiten
Nachtbetreuung Pflege Essen Trinken proffesionell in meinem Sinne und vor allem
in Tommy Sinne regelt.
Nach einiger Zeit haben wir uns vom ASB Ulm getrennt, da wir Vorort einen Anbieter
fanden.
Die Rollstuhlfahrerin blieb beim ASB und die Assistenten mussten sich neu
bewerben.
Für uns war dies bis heute problematisch, da sich unser pB nicht an die neue
Situation angepasst hat. Das heißt, dass wir für Betreuungszeiten vor allem abends
und Nachts, komplett selbst aus dem pB bezahlen müssen. Die Höhe hat sich seit
Beantragung nicht verändert. Im Gegenteil Sie wurde sogar weniger.
Weniger deshalb, da mein Bruder seit ca. 3,5 Jahren wieder beim Arbeiten ist und
vormittags in eine Behinderten Werkstadt geht. Diese Zeit verringerte sich in der
Betreuungszeit.
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Um eine Vorstellung zu bekommen was für einen logistischen Aufwand jede Woche
betrieben wird, beschreiben wir noch ein bisschen von Tommy Wochen bzw seinen
Hobbys
Jeden Vormittag geht Tommy zum Arbeiten. Morgends kommt seine Assistentin und
hilft ihm aus dem Bett frühstücken Kaffee und die erste Zigarette.
Tommy arbeitet und kommt um die Mittagszeit wieder nach Hause. Dann ruht er sich
etwas aus, in der Woche stehen 2 mal Ergo 2 mal Logo 1 mal Thermalbad
Bewegungsbad an, 2 mal Krankengymnastik. Nicht zu vergessen der Pflegerische
Teil, den die Sozialstation übernimmt.
Tommy war früher ein Vereinsmensch. Dies ist er heute immer noch. Er kann leider
kein Musikinstrument mehr spielen, ist aber immer noch bei seinen alten Kameraden
dabei wenn s ums festen geht.
In Bad Saulgau gibt’s die Dudelsackpfeifer. Piper s Auch dort hat er regen Kontakt.
Es werden Ständchen beim Geburtstag gespielt oder an Silvester feiert er mit seinen
Kollegen.
Mindestens zweimal die Woche geht Tommy in s Bahnhof Kiosk und trinkt am
Stammtisch seine Schoki s, außerdem geht er Freitag und Samstag immer in die
Kneipe Bohnenstengel um s Eck.
Absoluter Ausnahmestatus ist an der Fasnet. Tommy hat früher bei der
Dorausschreiermusik mitgespielt und war sehr aktiv. Bis heute versuchen wir dass er
möglichst auf viele Umzüge gehen kann oder Fasnetsbälle besuchen kann.
Anfang diesen Monats war Tommy im Urlaub in Köln. Er hat seine Assistentin Frau
Eisele mitgenommen. So wie ich gehört habe, war s ein tolles Erlebnis.
Organisiert habe ich seinen Urlaub. Dies war gar nicht so leicht, man muss nach
geeigneten Hotels schauen, die Sozialstation beauftragen und nach
Zugverbindungen schauen. Dies mache ich unentgeldlich. Tommy hat für sich und
seine Assistentin den Urlaub bezahlt und die Verpflegung. Auch Frau Eisele
verzichtet auf Arbeitstage, da vom Träger nicht jeder Tag als Arbeitstag gezählt
werden kann. Ist zu teuer. Ohne die Unterstützung von Frau Eisele wäre es nicht
möglich für Tommy in den Urlaub zu fahren.
Personell gibt es immer wieder Schwierigkeiten, da die Bezahlung ja nicht so dolle
ist. Beschäftigt werden eine Sozialarbeiterin, 4 Hauptassistenten, die 50 % bis 80 %
bei Tommy beschäftigt sind. Außerdem haben wir noch Ehrenamtliche, die Tommy
oft am Wochenende betreuen.
Dieses Jahr hat eine Assistentin gekündigt und eine Assistentin ist für längere Zeit
wg Mutter Kind Kur ausgefallen. Somit musste Tommy für 3 Wochen in
Kurzzeitpflege. Es war schrecklich für Tommy. Der Altersunterschied und ab acht
Uhr abends in s Bett gehen. Wir haben von der Familien versucht einmal die Woche
mit ihm in seine Kneipe zu gehen. Allerdings war es ihm zu wenig sodass er immer
wieder aus dem Pflegeheim abgehauen ist.
Wir haben dieses Jahr wieder unsere Gespräche mit dem Landratsamt gehabt.
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Genauer gesagt vor zwei Tagen. Da wird über Zielvereinbarungen und die Kosten
gesprochen. Eine stationäre Einrichtung kommt für Tommy nicht in Frage, da er
dann sein selbstbestimmte Leben so wie jetzt nicht mehr leben kann. Leider hat sich
das pB nicht mehr erhöht, sodass Tommy unter der Woche zum Teil bereits um acht
Uhr ins Bett geht, um die Freiheit am WE zu haben auszugehen. Ich finde dies
ziemlich schade, da man sich ja immer die Frage stellen muss, würde er dies auch
so tun ohne Handicap.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich froh bin, dass es seit 2008 das pB
gibt. Für meinen Bruder ist es so, dass er die Möglichkeit hat, individuell seinen
Hobbys seiner Vereinstätigkeit und aum mal Einkehren zu gehen. Dies wäre in einer
stationären Einrichtung in diesem Ausmaß so nicht möglich.
Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und den ZIeglerschen läuft gut.
Allerdings ist die Theorie das eine und die Praxis das andere.
Für das pB werden folgende Töpfen bedient, Sozialamt Pflegekasse zusätzliche
Betreuungsgelder. Diese Gelder fliesen in das pB womit ich die Rechnung der
Zieglerschen bezahle.
Wir haben gelernt, das Beste aus dieser Situation zu machen. Es gibt auch mal
Tiefpunkte. Aber er hat jetzt ein Team um sich bestehend aus Sozialpädagogin und
Assistenten, um Ihn ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
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