Nit welchem Seil würden Sie sich sichern?

Mit welchem Seil
würden Sie sich
sichern?
Ein Crashkurs gegen riskantes Verhalten
Mit welchem Seil würden
Sie sich sichern?
Blöde Frage, werden Sie denken.
Trotzdem ereignen sich in der Schweiz
jährlich 12 000 Abstürze.
Trauen Sie Ihrer Risikoeinschätzung nicht!
Diese Broschüre will Sie vor dummen Unfällen
schützen und konfrontiert Sie mit Seiten, die Sie
möglicherweise noch nicht an sich gekannt haben.
Lesen lohnt sich!
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Sind wir vielleicht blöd?
Ja und nein
Im Umgang mit Risiken haben wir meistens mehr
Glück als Verstand. Eigentlich wüssten wir ja
schon, dass beschädigte Seile gefährlich sind,
dass der defekte Stecker ersetzt werden muss
und wir gewisse Arbeiten nie ohne Helm oder
Schutzbrille ausführen dürfen. Aber bei der Risikoeinschätzung sind wir unverbesserliche Optimisten. «Dieses eine Mal wird schon nichts passieren»,
sagen wir uns, «bisher ist es ja immer gut gegangen». Und tatsächlich haben wir meistens Glück
in unserem Leichtsinn.
Der Einzelfall tut weh, nicht die Statistik
Die Unfallstatistik zeigt klar: Es passiert zwar nicht
jeder mögliche Unfall, aber leider passieren allzu
viele Unfälle, die sich hätten vermeiden lassen.
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Welche Brille wählen Sie,
um Ihre Augen beim Schleifen
und Bohren zu schützen?
Das ist doch offensichtlich, werden Sie
sagen. Trotzdem kommt es in der Schweiz
jährlich zu 32 000 Augenverletzungen.
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Selbst was meistens gut geht,
kann mal ins Auge gehen
Und genau das wollen wir nicht glauben
Wir lernen sehr viel durch Erfahrung, aber bei der
Risikoeinschätzung liegen wir damit falsch. Denn
obwohl wir oft Risiken eingehen, haben wir meistens Glück und es passiert nichts. Bis wir selber
einen Unfall erleiden – und aus allen Wolken fallen.
Der dumme Fehlschluss
Wir meinen, uns werde nie ein Unfall passieren.
Das ist zwar naiv, aber typisch menschlich. Der
Mensch hat eben wenig Talent für die realistische
Einschätzung von Risiken. Diese Tatsache müssen
wir einfach akzeptieren.
Sicherheitsregeln beachten!
Sicherheitsregeln helfen uns, genau diese Schwächen zu kompensieren. Damit wir trotz falscher
Risikoeinschätzung sicher leben und arbeiten
können, müssen wir die Sicherheitsregeln im Betrieb und in der Freizeit unbedingt einhalten. Selbst
wenn sie uns vielleicht übertrieben und unnötig
vorkommen.
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Mit welcher Kopfbedeckung
schützen Sie sich auf der
Baustelle?
Hirnrissige Frage, denken Sie sicher.
Trotzdem kommt es in der Schweiz jährlich
zu 1500 schweren Kopfverletzungen auf
dem Bau.
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Selbstüberschätzung
kommt vor dem Unfall
Nicht genug damit, dass wir die Risiken unterschätzen. Wir überschätzen oft auch unsere Fähigkeiten. In der Kurve ist die Fliehkraft unseres Autos
plötzlich viel grösser als unsere vermeintlichen
Fahrkünste. Gegen rotierende Walzen kommen
unsere Armmuskeln nicht an. Und wir sind viel
schneller abgelenkt, als wir meinen: An den offenen
Schachtdeckel denken wir nur so lange, bis uns
der Kollege etwas zuruft.
Vorschriften schützen vor Übermut
Sicherheitsvorschriften zähmen unseren Übermut
und korrigieren unsere Selbstüberschätzung. Deshalb müssen wir sie immer einhalten, auch wenn
sie möglicherweise mal mühsam oder hinderlich
sind.
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Für welchen Stecker würden
Sie sich entscheiden?
Dumme Frage, denkt da jeder. Trotzdem
ereignen sich in Schweizer Haushalten
jährlich 140 schwere Elektrounfälle.
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Grosse Gefahren sehen oft
harmlos aus
Unsere Fähigkeit, Gefahren einzuschätzen, ist
äusserst mangelhaft. Höchstens 50 Prozent der
Risiken schätzen wir richtig ein.
Vor einem grossen Bagger, vor Sprengstoff oder
hochgiftigen Chemikalien haben wir automatisch
Respekt und passen auf. Aber die an der Lenkstange baumelnde Einkaufstasche sieht völlig
harmlos aus – bis sie plötzlich in die Speichen
gerät. Ein herumliegender Hammer ist doch kein
Problem – bis er vom Gerüst fällt und einen Arbeitskollegen trifft. Gerade die unscheinbaren Unfallursachen unterschätzen wir gewaltig. Doch die
Folgen sind oft gravierend.
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Zweifeln Sie an sich –
und bleiben Sie im Zweifel
auf der sicheren Seite!
Bevor wir uns für oder gegen eine bestimmte
Handlung entscheiden, machen wir unbewusst
eine kleine Kosten-Nutzen-Rechnung:
Wie viel Ertrag bekomme ich für welchen Aufwand?
Lohnt sich das?
Bequemlichkeit macht risikofreudig
Oft entscheiden wir uns für den riskanteren Weg:
Er ist schneller, einfacher und bequemer, und in
99 von 100 Fällen passiert tatsächlich kein Unfall.
Wir wähnen uns in trügerischer Sicherheit.
Tatsache ist aber, dass sich in der Schweiz Jahr
für Jahr rund 250 000 Arbeitsunfälle ereignen.
Deshalb gilt:
Stopp bei Gefahr!
Sagen Sie Stopp, wenn Gefahr droht. Beheben
Sie die Gefahr. Arbeiten Sie erst dann weiter.
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Möchten Sie einen
Unfall erleiden?
JA gerne
Dann frisch drauflos: Hals und Beinbruch!
Wenn Sie Risiken falsch einschätzen, sich selbst
überschätzen und auf Ihren Schutzengel vertrauen
statt auf Sicherheitsregeln, werden Sie früher oder
später einen Unfall erleiden. Und dabei möglicherweise auch andere gefährden!
NEIN danke
Dann beherzigen Sie vor dem Handeln unbedingt
Folgendes:
1. Ich schätze das Risiko in 50 Prozent der Fälle
falsch ein. Deswegen bin ich nicht blöd, ich habe
nur die gleiche Schwäche wie alle meine Mitmenschen. Um nicht zu verunfallen, muss ich mich
stets fragen: Schätze ich diese Gefahr wirklich
realistisch ein?
2. Ich kann nicht immer aufpassen, obwohl ich
davon absolut überzeugt bin. Jeder wird einmal
abgelenkt, er weiss nur nicht wann. Deshalb muss
ich dafür sorgen, dass mir nichts passieren kann,
auch wenn ich mal nicht aufpasse.
3. Sicherheitsregeln helfen mir, trotz meinen
Schwächen bei der Risikoeinschätzung nicht zu
verunfallen. Auch wenn ich sie im Moment vielleicht als überflüssig ansehe, ist es sehr wichtig,
sie einzuhalten.
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Suva
Arbeitssicherheit
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Auskünfte
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Fax 041 419 59 17
Titel
Mit welchem Seil würden Sie sich sichern?
Ein Crashkurs gegen riskantes Verhalten
Verfasser
Suva, Bereich Ausbildung
Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung –
mit Quellenangabe gestattet.
Erstausgabe: August 2015
Bestellnummer
88281.d