Erlebnisbericht DEU-US Reserveoffizieraustausch 2015 von Hauptmann d. R. Ulrich Sauer -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Auslandserfahrung der besonderen Art 25 Reserveoffiziere nehmen am bilateralen Austausch mit den USA teil Nach der Auswahl der Reserveoffiziere und der anschließenden Benachrichtigung durch die Bundeswehr erfolgte unser erstes Briefing in der Bundeshauptstadt Berlin. Im März haben wir uns dazu in der Julius-Leber-Kaserne versammelt und hier die ersten Informationen für unseren Aufenthalt in den Vereinigten Staaten bekommen. Aber auch das begleitende kulturelle und militärhistorische Rahmenprogramm war nicht zu knapp bemessen. Dazu ist ganz besonders der Besuch im Bundesministerium der Verteidigung am Dienstsitz Berlin zu erwähnen. Hier haben wir im besonders geschützten Lagezentrum der Leitungsebene des Ministeriums einen Vortrag über sicherheitspolitische Themen hören können. Daran anschließend stand ein gemeinsames Mittagessen mit dem Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr und Beauftragten für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr, Generalleutnant Peter Schelzig auf der Agenda. Abschließend erfolgte ein Besuch der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock des Ministeriums. Optimal vorbereitet konnte es nun richtig losgehen. Wir versammelten uns dazu zum Sommerbeginn in der Bundesstadt Bonn beim Bundesministerium der Verteidigung auf der Bonner Hardthöhe. Nach Begrüßung und Administrationszeit wurden wir am nächsten Tag zum Flughafen nach Frankfurt gefahren. Sieben Stunden später haben wir amerikanischen Boden betreten und unser Quartier in Washington D.C. für die nächsten drei Nächte bezogen. Der kommende Tag war ein voller Erfolg. Begonnen haben wir mit mehreren Briefings im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, dem vielbesagten Pentagon. Im Anschluss stand ein gemeinsames Mittagsessen im repräsentativen Bankettsaal des Pentagons mit dem für die US-Reservestreitkräfte zuständigen Staatssekretär auf der Agenda. Den Abend verbrachten wir zum Briefing mit anschließendem Barbecue in der nahegelegenen Vertretung des Bundeswehrkommandos für USA und Kanada in Reston, Virginia. Unser zweiter Tag in der Hauptstadt führte uns zu den Sehenswürdigkeiten im Umkreis um das Washington Monument. Unser Guide führte uns an die ganz besonderen Orte zwischen dem Weißen Haus und dem Kapitol, die individuelle Besichtigung der besonderen Räumlichkeiten des Kapitols sogar mit inbegriffen. Bei Sonnenschein und guter Stimmung haben wir den Abend bei einer Parade der US-Marines im Osten der Stadt ausklingen lassen. Am darauffolgenden Tag trennten sich die Wege der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der deutschen Delegation. Hochmotiviert und voller Tatendrang organisierten wir unsere individuelle Anreise zum jeweiligen amerikanischen Verband. Für mich sollte dies keine wirkliche Herausforderung darstellen. Ich hatte es nicht weit bis zum Regierungsflugplatz Joint Base Andrews südöstlich von Washington D.C. im Bundesstaat Maryland. Freundlich und mit einer militärischen Zeremonie empfangen, stand ich nun auf mich alleine gestellt in meinem Verband, dem 459th Air Refueling Wing, der Heimat von acht Maschinen des Typs KC-135R Stratotanker. Nach einer ganzen Reihe von Briefings und Gesprächen mit der Leitungsebene dieses rund 1.300 Personen starken, strategischen Transport- und Luftbetankungsverbandes habe ich die mir zugeteilte, typisch amerikanisch und sehr großzügig ausgelegte Wohnung auf dem Gelände der Air Base in der Nähe des Flugbereiches bezogen. Die kommenden Tage und Wochen waren geprägt von vielen Einzelgesprächen und Briefings mit den Soldatinnen und Soldaten dieses Luftwaffenverbandes. In der Anfangszeit wurde ich mit vielen Informationen über die generelle Arbeitsweise der United States Air Force versorgt. Abgerundet wurde dies durch anschauliche Briefings und Besichtigungen von anderen Einheiten und Verbänden auf der Air Base. Besonders hervorzuheben ist hier der Besuch des für die Präsidentenmaschine Air Force One verantwortlichen Verbandes und des für die Luftraumsicherheit über Washington D.C. zuständigen F-16 Verbandes. Parallel auftretende Fragen von amerikanischer Seite zur Organisation der Deutschen Luftwaffe habe ich in diesen Gesprächen selbstverständlich gerne beantwortet. Richtig in das operative Tagesgeschäft eingebunden wurde ich dann in der zweiten Hälfte meines Aufenthaltes. Der Höhepunkt war die Mitarbeit an einer strategischen Luftbetankungsmission über dem offenen Meer. Ziel des Auftrages war die strategische Luftbetankung von mehreren hochmodernen F-22 Jagdflugzeugen. Im Vorfeld dieser Mission arbeitete ich mit dem zuständigen Missionsplaner an Planung, Durchführung und Debriefing der Mission. Während der erfolgreichen Mission konnte ich mir an Bord der KC-135R einen Eindruck über den Verlauf der Mission verschaffen und die gewonnen Erkenntnisse auch im Debriefing mit dem Bodenpersonal besprechen. Sicherlich ein Highlight meines Aufenthaltes auf der Air Base. Die letzten Tage meines Aufenthaltes waren geprägt vom Austausch der persönlichen Kontaktdaten mit meinen amerikanischen Freunden. Deutschland scheint als Reiseziel für die Amerikaner sehr beliebt zu sein! Meine Reise ging nun wieder zum Ausgangspunkt in Washington D.C.. Hier versammelten sich wieder alle deutschen Delegationsteilnehmerinnen und -teilnehmer zum Austausch der gemachten Erfahrungen und der gewonnen Erkenntnisse. Abgerundet wurde dies durch ein angenehmes Rahmenprogramm mit weiteren Exkursionen in den nächsten Tagen. Im Anschluss daran starteten wir unsere Rückreise vom internationalen Flughafen in Washington D.C. und machten uns auf den Weg zurück nach Deutschland. Wieder in unserem Quartier auf der Hardthöhe in Bonn angekommen nahte schon die Verabschiedung am folgenden Tag. Nach geringer Administrationszeit und einer von Jetlag geprägten Nacht war es dann soweit - die Verabschiedung von der Delegationsleitung und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stand auf der Agenda. Insgesamt möchte ich sagen, dass dieses bilaterale Austauschprogramm für Reserveoffiziere eine einmalige Chance bietet, auf der anderen Seite des Atlantiks solche tiefen Einblicke in die Welt der Streitkräfte der Vereinigten Staaten zu bekommen. Thank you very much for being at Joint Base Andrews and see you guys from the U.S. next year in Germany! Ulrich Sauer Hauptmann d.R.
© Copyright 2024 ExpyDoc