ISSN 0340-5834 · B 3387 F · Oktober 2015 5 Münchner Lehrerzeitung MLZ – Verbandsorgan des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes e. V. Gebt uns die Kinder und gebt uns die Ressourcen – und wir gestalten unser aller Zukunft Inhalt Zehn Jahre Einstieg München auf Rund 230 Aussteller beraten e! Bayerns größter Berufswahlmess ++ Ca. 230 Hochschulen und Unternehmen aus elf Ländern ++ Vorträge und Talkrunden auf zwei Bühnen ++ Neuer Online-Terminservice ++ Gemeinschaftsstand „Hotel, Gastro & Co.“ ++ Handels-Forum ++ Bewerbungsforum ++ Eltern- und Lehrerforum ++ Rabatt-Karten für Schulklassen ++ Interessencheck mit Ausstellermatching ++ Über 260.000 Absolventen verlassen jährlich Bayerns Schulen. Doch viele sind sich unsicher, wie es danach weitergehen soll. Ausbildung, Studium oder erst mal ins Ausland? Einen Überblick über Berufe, Branchen, Studiengänge und Überbrückungsmöglichkeiten bietet Bayerns größte Berufswahlmesse am 20. und 21. November im MOC München. Optimal vorbereiten auf den Messebesuch können sich die Jugendlichen mit dem kostenfreien Interessencheck mit Ausstellermatching der Onlineplattform für berufliche Orientierung blicksta. Hier können Interessierte schon vor dem Messebesuch herausfinden, welche Berufe und Studiengänge ihrem individuellen Profil entsprechen. Neben einer Auswertung ihrer Stärken, Fähigkeiten und Interessen erhalten sie eine Liste der dazu passenden Messeaussteller. Weitere Infos zur Einstieg München: Tel. 0221-39809-30 und online unter www.einstieg.com/muenchen. Lehrer können ab dem 12. Oktober unter www.einstieg.com/messetickets Schüler-Rabattkarten bestellen. Inhalt 3 4 19 21 9 10 12 13 14 16 18 20 19 21 22 23 23 24 25 25 26 Einstieg München: 20. und 21.11.2015, 9 - 16 Uhr MOC München, Hallen 2 und 3 www.einstieg.com/muenchen ! Editorial Gebt uns die Kinder und gebt uns die Ressourcen – und wir gestalten unser aller Zukunft Verbandsleben MLLV verabschiedet den Christian Marek in den Ruhestand Geburtstage Ehrenabend Bildungspolitik Staatsministerin lädt ehrenamtlich Engagierte im Bereich Migration zu Empfang Interkulturelle Erziehung Fortbildungswoche Übergangsklassen Leitfaden Interkulturelle Erziehung Dienstrecht und Besoldung Bayern im Ansturm – öffentlicher Dienst im Dauereinsatz Berufswissenschaft Ein Jahr Lehrplan PLUS an den Grundschulen Reihe zur Lesedidaktik 4 Fachgruppe Seminar Capoeira-Workshop Seminar baut ein Kamishibai Referat Sport Fußball Fachgruppe Erzieher Treffen der Fachgruppe Arbeitskreis Offene Lernformen Ideen zum Rohstoff Metall im LehrplanPLUS Geschichtswerkstatt Kulturradwanderung Abendführung Weimarer Republik ABJ Die neue ABJ-Vorsitzende stellt sich vor Termine Buchtipp „Selbststeuerung“ von Joachim Bauer Pensionisten aktiv Juli-Stammtisch Stadtfuhrung in Schongau unter Dach Computerkurs Die nächsten Unternehmungen IMPRESSUM Inhaber und Verleger: Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V. (MLLV), Bezirksverband des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Bavariaring 37, 80336 München, Telefon: 089 - 72 10 01-808, Fax: 089 - 72 10 01-809 Verantwortliche Redakteurin: Sabine Sattler, Telefon: 089 / 719 21 01, E-Mail: [email protected] Layout, Gestaltung, Anzeigenbetreuung: Masterplan München, Grafik- und Webdesign, www.mymasterplan.de Redaktionsschluss Heft 6/2015: 19. November 2015 Alle Artikel und Mitteilungen bitte stets per Mail an den Redakteur senden, Post an den Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband. Manuskripte, Zeitschriften, Nachrichtendienste und Besprechungsexemplare werden ebenfalls an den Redakteur erbeten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Besprechungsexemplare wird keine Haftung übernommen. Die mit Namen gekennzeichneten Artikel stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber eine Stellungnahme der Redaktion dar. Die Münchner Lehrerzeitung erscheint 6 x jährlich. Preis je Ausgabe 2,– € zzgl. Versandkosten. Für Mitglieder des MLLV ist der Verkaufspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. 2 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Editorial Gebt uns die Kinder und gebt uns die Ressourcen – und wir gestalten unser aller Zukunft Liebe MLLV-Mitglieder, angesichts der Not ist es verständlich, dass die Medien fast nur noch von der Flüchtlingssituation berichten. Nicht verständlich für mich ist es, hierbei von der Flüchtlingsproblematik zu sprechen – von Anfang an – auch, als noch weniger Flüchtlinge Unterstützung bei uns gesucht haben. Vielfalt hat sich in München verstärkt. Die Münchner sagen ja. Sie geben der Vielfalt eine Chance und machen aus ihr eine Bereicherung. München ist schon immer eine beliebte Zuwanderungsstadt gewesen. München hat die Vielfalt immer positiv angenommen und aus ihr eine Bereicherung für alle gemacht. Das Ziel des MLLV ist die Bildungsgerechtigkeit. Bildungsgerechtigkeit für alle Münchner Kinder: Waltraud Lu či ć • vom potentiell Hochbegabten bis zum Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf, • vom Münchner Kindl bis zum Flüchtlingskind, • vom Kind aus bildungsnahem Elternumfeld bis zum Kind, das diese Bedingungen nicht vorfindet. Nach unserer Erfahrung spiegelt sich Bildungsgerechtigkeit in drei Handlungsfeldern wider: 1. Ganztagsbildung Ganztagsbildung baut Ungleichheiten ab, weil alle Kinder unserer Gesellschaft eine lange Zeit des Tages miteinander lernen, spielen, lachen. Für Ihren Terminkalender !!! Münchner Lehrertag 2016 ! 2. Integration Wird integratives Handeln als Herausforderung angenommen, führt die Vielfalt zu einer Bereicherung. 3. Inklusion Inklusion baut Hürden ab, weil sie allen Menschen mehr Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglicht. Der MLLV ist Hüter, Bewahrer und Entwickler der Bildungslandschaft in München. Er fordert, mahnt an, setzt um, lobt und bedankt sich, wenn es Grund dafür gibt. Wenn in München die Lehrer fehlen, werden Herausforderungen zu Problemen, und diese Probleme werden sich wie unter einem Brennglas verdichten. Danke, dass Sie die Herausforderungen annehmen. Der MLLV wird Sie dabei begleiten und versuchen, Sie zu unterstützen. Ihre „Wenn nicht wir, ... wer dann?“ Schule ist B ildung U nterricht N etzwerk T aten Wann: Samstag, 27.2.2016 9:00 – 15:00 Uhr Detaillierte Informationen werden Ihnen in Kürze zugehen! Birgit Dittmer-Glaubig und Florian Schmidt Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 3 Verbandsleben MLLV verabschiedet den Vorsitzenden des ÖPR in den Ruhestand Christian Marek – engagierter Fürsprecher aller Kinder und Lehrer Christian Marek wies in seiner Rede darauf hin, dass ihm die langjährige Arbeit in der Schule und im Verband immer viel Freude bereitet hat. Dies wäre aber ohne die große Unterstützung seiner Familie und seines Kollegiums, allen voran seiner Konrektorinnen, nicht möglich gewesen. Er bedankte sich beim MLLV für die konstruktive Arbeit. Im Verband hat er Solidarität erfahren und Weggefährten, Partner und Freunde gefunden. Er schaut dankbar auf seine aktive Zeit zurück. Am Ende des vergangenen Schuljahres verabschiedete der MLLV stimmungsvoll den langjährigen Vorsitzenden des Örtlichen Personalrats und Ehrenvorsitzenden des MLLV, Christian Marek, in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seiner großen Abschiedsfeier kamen viele Wegbegleiter aus Politik, Schule und MLLV, um ihm ihre Wertschätzung entgegenzubringen und ihm für seine langjährige Arbeit zu danken. Staatssekretär Georg Eisenreich sowie die 1. Vorsitzende des MLLV, Waltraud Lučić, würdigten ihn für 30 Jahre engagierte Arbeit zum Wohle der Kinder und Lehrer Münchens aber auch für die vielen wichtigen und innovativen Impulse zur Mitgestaltung der Schulstadt München. 4 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Christian Marek wies in seiner Rede darauf hin, dass ihm die langjährige Arbeit in der Schule und im Verband immer viel Freude bereitet hat. Dies wäre aber ohne die große Unterstützung seiner Familie und seines Kollegiums, allen voran seiner Konrektorinnen, nicht möglich gewesen. Der MLLV ließ es sich nicht nehmen, eine seiner prägendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte mit einer großen Abschiedsfeier in den verdienten Ruhestand zu entlassen oder wie es Waltraud Lučić bezeichnete, mit Christian Marek den Beginn seiner Reise in eine neue Welt zu feiern. Sie würdigte des Weiteren seine 30 Jahre engagierte Arbeit zum Wohle der Kinder und Lehrer Münchens. Er habe seine Kompetenz stets der Schulland- schaft zur Verfügung gestellt und es ist für viele erstaunlich, woher er die Energie hatte für all seine vielfältigen Aufgaben in der Familie, der Schule, dem Personalrat und dem MLLV, die er immer pflichtbewusst und zuverlässig all die Jahre hindurch erfüllt hat. Eines seiner Erfolgsrezepte, so Lučić, war sein Führungsstil. Er hat sich alle Meinungen angehört und gelten lassen, sie aufgenommen und mit in sein Konzept integriert. Christian Marek hat über 30 Jahre seine Zeit, seine Ideen sowie seine Kraft für die Münchner Kinder und Lehrer im Ehrenamt zur Verfügung gestellt. Der MLLV möchte sich für 30 Jahre Verbundenheit und wertschätzende Führung herzlich bedanken! Verbandsleben Die 1. Vorsitzende des MLLV, Waltraud Staatssekretär Georg Eisenreich würdigte BLLV Ehrenpräsident Dr. Albin Dannhäuser Lučić, würdigte Christian Marek für 30 Jahre die vielen Verdienste Mareks in den ver- charakterisierte Christian Marek als an- engagierte Arbeit zum Wohle der Kinder gangenen Jahrzehnten und verwies auf die ständig, diszipliniert, pflichtbewusst und und Lehrer Münchens aber auch für die vielfältigen Auszeichnungen, die Christian bescheiden. „Dadurch hat er sich das vielen wichtigen und innovativen Impulse Marek für seine Arbeit bereits erhalten hat. Vertrauen seiner Kollegen, der Schule, zur Mitgestaltung der Schulstadt München. Er sprach seinen persönlichen sowie den des Verbands und der Politik erworben. Sie bedankte sich für 30 Jahre Verbunden- Dank des Bayerischen Staatsministeriums Seine Arbeit war von Kompetenz und heit und wertschätzende Führung und hofft, für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Engagement geprägt.“ dass Christian Marek auch weiterhin dem Kunst für Mareks Arbeit als Lehrer, Rektor MLLV mit Rat und Tat zur Seite steht. und Personalrat aus und wünschte ihm für seine Zukunft alles Gute. Dennoch hoffen alle, dass er auch weiterhin dem MLLV mit Rat und Tat sowie seiner großen Erfahrung zur Seite steht. Staatssekretär Georg Eisenreich würdigte die vielen Verdienste Mareks in den vergangenen Jahrzehnten für die Schüler und Lehrer Münchens aber auch für die innovative Mitgestaltung der Schulstadt München. Er verwies auf die vielfältigen Auszeichnungen, die Marek für seine Arbeit bereits erhalten hat. Er sprach seinen persönlichen sowie den Dank des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst für Mareks Arbeit als Lehrer, Rektor und Personalrat aus und wünschte ihm für die Zukunft alles Gute. Alle anschließenden Redner (siehe Seite 8) würdigten Christian Marek als disziplinierten, pflichtbewussten und bescheidenen Menschen, der stets loyal war und mit dem man vertrauensvoll zum Wohle der Kinder oder der Beschäftigten zusammenarbeiten konnte. Er ging stets neue und innovative Wege in der kommunalen Schulentwicklung wie z. B. die problemlose Integration von behinderten Kindern an der Oselschule oder die Einführung der Dienstordnung für die Technische Hausverwaltung. allen voran seiner Konrektorinnen, nicht möglich gewesen. Er blickt dankbar auf seine aktive Zeit zurück, denn im Verband hat er stets Solidarität erfahren und viele Weggefährten, Partner und Freunde gefunden. Er selber freue sich aber jetzt auf mehr Freizeit für seine Musik und Skifahren am Vormittag. Er machte aber auch deutlich, dass Kinder das Beste sind, was es gibt und der Lehrerberuf ein Beruf ist, für den es sich lohnt zu kämpfen. Im Anschluss ergaben sich viele Gespräche bei einem guten Essen. Christian Marek wies in seiner Rede daraufhin, dass ihm die langjährige Arbeit in der Schule und im Verband immer viel Freude bereitet hat. Dies wäre aber ohne die große Unterstützung seiner Familie und seines Kollegiums, Wir bedanken uns bei dem Team um Birgit Dittmer-Glaubig für die hervorragende Organisation der gelungenen Verabschiedung. Dr. Julia Bernreuther, MLLV-Presseteam Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 5 Verbandsleben 6 Die neu gewählte Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, Die Fachliche Leitung Alexandra Brumann, sprach Marek ihren Dank bedankte sich bei Christian Marek für das große Engagement im im Namen des Staatlichen Schulamtes für die stets gute, konstruktive BLLV/MLLV und wünschte ihm viel Glück für seinen Ruhestand. und durch Wertschätzung geprägte Zusammenarbeit aus. Prof. Dr. Karl Stocker charakterisierte Christian Franziska Messerschmidt (RBS) lobte seinen RSchD a.D. Wolfgang Hamber- Marek zum einen als „Alphatier" zum anderen als immer währenden innovativen Einsatz in der ger bezeichnete Marek als Kollegen, wie man ihn sich wünscht. „Er ist ein kommunalen Schulentwicklung. Zudem hob sie „Alltagshelden“ und bedankte Multi-Talent, das Schule, Verband und eine Tätig- hervor, dass Marek der Initiator der Kerschen- sich bei ihm im Namen aller keit an der Universität unter einen Hut bringen steiner Medaille ist, mit der jährlich Menschen behinderter Kinder für deren konnte.“ Prof. Stocker wünschte ihm alles Gute geehrt werden, die sich um die Bildung in unproblematische Aufnahme und und vor allem viel Gesundheit für die Zukunft. München verdient gemacht haben. Integration an der Oselschule. Franz Maget wollte Marek eigentlich für die Politik Die Vorsitzende des Bezirkspersonalrats, Helga Ministerialrat Erich Weigl be- gewinnen, musste aber einsehen, dass dieser ein Gotthart, bedankte sich im Namen des Bezirks- schrieb Marek als immer offen Lehrer mit Leib und Seele ist, der immer den Blick personalrats für die Loyalität und vertrauensvolle für Neues wie z. B. die Inklusion. für die Kinder hat. Zusammenarbeit zum Wohle der Beschäftigten. Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Verbandsleben Der Schülerchor der GS Oselstraße unter der Leitung von Katharina Simlinger Für eine perfekte Organisation sorgten u. a. sorgte für einen stimmungsvollen musikalischen Auftakt der Veranstaltung. Sabine Ruth und Sana Qreini Hübner. Der Elternbeirat des GS Oselstraße bedankte sich bei seinem Rektor für die hervor- Christian Marek bedankte sich bei seiner Frau Johanna ragende Zusammenarbeit. für die große Unterstützung, ohne die sein großes Engagement im Ehrenamt nicht möglich gewesen wäre. Der Vorstand des MLLV sang für seinen Ehrenvorsitzenden. Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 7 Bildungspolitik Zu seiner großen Abschiedsfeier kamen viele Wegbegleiter aus Politik, Schule und MLLV, um Christian Marek ihre große Wertschätzung entgegenzubringen und ihm für seine langjährige Arbeit zu danken. 8 PD Dr. habil. Gertraude Merzbacher mit MLLV Schatzmeister Paul Hörmann mit Brigitte und Dr. Michael Schröder von der Michaela Roider Frau Angelika Politischen Akademie in Tutzing. BLLV Ehrenpräsident Dr. h.c. Albin Ltd. SchAD a.D. Günter Gramsamer mit der Franz Maget mit MdL Margarete Bause Dannäuser 2. Vorsitzenden des MLLV, Barbara Mang Ministerialrat Helmut Krück mit Barbara Schulrätinnen v. l. Isolde Kulzer-Seewald, BLLV Vizepräsident Gerd Nitschke mit Mang (2. Vorsitzende des MLLV) Maria Völkel und Beate Eckert-Kalthoff Anne Blank Elisabeth Schatz, Sonderschulrektorin a. D. und Franzis- Wolfgang Schulz, Seminarrektor, und Anne Blank, Ltd. RSchDin, haben ka Messerschmidt, Referat für Bildung und Sport, F 4 mit Christian Marek in unterschiedlichen Funktionen zusammen gearbeitet. Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Bildungspolitik Staatsempfang für die ehrenamtlich engagierten im Bereich Asyl Am 28.07.15 lud Staatsministerin Emilia Müller alle ehrenamtlich Engagierten im Bereich Asyl zu einem Staatsempfang ein, um sich für deren immer währenden Einsatz und Engagement zu bedanken. Aufgrund seines bildungspolitischen Engagements für die Flüchtlinge wurde auch der MLLV zu dieser Veranstaltung eingeladen. Das Thema „Asyl“ nimmt derzeit einen großen Raum in den Medien ein. Hierbei gibt es viele Mitbürger, die ehrenamtlich den Menschen helfen, die nach Deutschland und Bayern kommen. Dabei zeigen sie unermüdlichen Einsatz. Staatsministerin Emilia Müller begrüßte beim Staatsempfang Gäste aus allen Regierungsbezirken. Dieser Empfang war ein Dankeschön an alle ehrenamtlich Engagierten für ihre Arbeit. An dieser Stelle seien nur einige Beispiele genannt: • Beschaffung von Wohnraum und Hilfe in den Unterkünften • Gründung von Gesprächs- und Begegnungsgruppen • Angebot von Deutschkursen • Öffnung der Sportvereine • Unterstützung der unbegleiteten Flüchtlinge • Finden kreativer Ansätze, aus der Not heraus geboren • Bildungspolitisches Engagement für die Flüchtlinge (MLLV) Trotz eigener Familien finden Ehrenamtliche immer noch Kraft für ihr zusätzliches Engagement. Sie machen sich stark für Notleidende und Hilfesuchende. Seit Monaten nehmen die Zuzugszahlen zu und die Unterbringungszahlen explodieren. Hinter jeder einzelnen Zahl steckt ein Schicksal. Es bedarf der Handlungen, Asylanträge müssen schnell beschieden werden. „Menschen, die eine „Bleibeperspektive“ haben, muss Schutz und Unterkunft gegeben werden“, so Müller. Hierbei kommt es auf jede helfende Hand an, da die Aufgaben auch extrem fordernd sein können. Des Weiteren ist hier besonders die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und der Kommune von großer Bedeutung und ein zentrales Anliegen. Besonderer Dank gilt auch der kirchlichen Unterstützung. Yazdan Ayo, der nun seit einem Jahr und 9 Monaten in Deutschland ist, erzählt von seinen Erfahrungen. Hierbei steht die Willkommenskultur im Vordergrund. Er betonte immer wieder, wie freundlich er aufgenommen wurde. Inzwischen hat er Freunde gefunden, hierfür war die erste Anlaufstelle der Fußballverein, über den Kontakte geknüpft wurden. Helfer und Engagierte sind für Asylbewerber sehr wichtig. Besonders notwendig ist auch, die Bedeutung der deutschen Kultur und die deutsche Sprache kennenzulernen, so Ayo. Die Sprache ist der Schlüssel zur Verständigung. Hierbei war eine große Dankbarkeit spürbar. Deutschland bedeute für ihn Sicherheit, Meinungsfreiheit und Demokratie. „Deutschland hat mir viel gegeben und ich will etwas zurückgeben“, so Ayo. Im Jahre 2015 wurde eine Dienstanweisung erlassen, dass Asylbewerbern aus sicheren Ländern Beschäftigungsverbot erteilt wird. Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Neumeyer stellte die Forderungen, dass eine Koalitionsvereinbarung stattfindet, die besagt, dass nach 3 Monaten eine Arbeitsstelle angenommen werden darf und dass politische, gesellschaftliche und soziale Verfahren beschleunigt werden sollen. Des Weiteren stellt insbesondere der MLLV nicht nur Forderungen für notwendige Ressourcen für die Weiterbil- Die Vorsitzende des MLLV Waltraud Lu čić im Gespräch mit Staatsministerin Emilia Müller dung der Flüchtlinge, damit die Integration dieser gelingen kann, sondern bietet auch tatkräftig Unterstützung. Unterschiedliche Konzepte werden hierfür angeboten. An dieser Stelle seien nur einige Beispiele aufgeführt: • eine Fortbildungswoche für Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Schuljahr eine Übergangsklasse übernehmen • eine „Patensuche“ für Übergangsklassen • eine Supervision für Lehrerinnen und Lehrer • das Angebot zahlreicher Schulungen mit Experten Dadurch will der Lehrerverband schnelle, fachkompetente Unterstützung geben, den Kolleginnen und Kollegen einerseits ein Stück Verantwortung abnehmen, andererseits diese auch entlasten. Birgit Maria Mayer, MLLV-Presseteam Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 9 Interkulturelle Erziehung Nur mit ausreichenden Ressourcen Die Zahlen der Flüchtlinge schwanken täglich Die Prognose der Regierung von Oberbayern geht für dieses Jahr von 12.350 Flüchtlingen für München aus. Nach dem deutschlandweiten Verteilungsschlüssel, dem Königsteiner Schlüssel, muss der Freistaat Bayern ca. 15 % aller Flüchtlinge aufnehmen, davon wiederum entfallen 34 % auf Oberbayern. Die Landeshauptstadt München wiederum ist verpflichtet 30 % Prozent aller auf Oberbayern entfallenden Flüchtlinge aufzunehmen. Wie viele Menschen tatsächlich seit Januar 2015 zu uns gekommen sind, wissen sogar ausgewiesene Experten nicht. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zählte von Januar bis August 2015 deutschlandweit 256.938 Asylanträge. Wir wissen, dass viele Anträge auf Halde liegen. Innenminister Joachim Herrmann spricht von 280.000 Flüchtlingen in Bayern – im selben Zeitraum. Ministerpräsident Horst Seehofer schätzt die Zahl noch höher, auf 300.000 Flüchtlinge. Allein am Montag, den 28. September seien 10.000 Flüchtlinge in Bayern angekommen. 10 bekommen und für den 1. Arbeitsmarkt völlig uninteressant bleiben. Integration muss an diesem Punkt zielorientiert erfolgen und diese Herausforderung muss als Chance für unsere Gesellschaft gesehen werden, denn das Potenzial innerhalb der jugendlichen Flüchtlinge und Zuwanderer ist sehr groß. Was passiert, wenn die Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpädagoginnen und – pädagogen, Schulpsychologinnen und – psychologen, Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und –leiter, sowie das Verwaltungspersonal – von der Sekretärin über den Regierungsbeamten bis hin zum Kultusministerium für die Herausforderungen in der Gesellschaft verantwortlich gemacht werden und sie Lösungen ohne Ressourcen finden müssen? Übergangsklassen Was passiert, wenn die Kinder und Jugendlichen nicht die optimalen schulischen Bedingungen vorfinden, um die deutsche Sprache sowie gesellschaftliche und kulturelle Rahmenbedingungen zu erlernen? In Ballungszentren wie München gibt es seit Jahrzehnten Übergangsklassen. Lehrkräfte mit der DaZ-Ausbildung sind auf die Heterogenität in den Klassen geschult. Leider reicht die Zahl derer, die auf diese Ausbildung zurückgreifen können, nicht aus. Das Schulamt sucht immer wieder Freiwillige, die sich dieser Herausforderung stellen. München hat zurzeit 92 Übergangsklassen - Tendenz steigend! Das Schulamt hat die Ressourcen, weitere Klassen einzurichten, aber es fehlen die Lehrkräfte. So unterrichtet z. B. ein Gymnasiallehrer eine Ü 9! Die Flüchtlingskinder (und Zuwanderer) werden ein Teil unserer zukünftigen Gesellschaft. Auf diese Kinder und Jugendlichen werden wir als alternde Gesellschaft bauen müssen. Sollten wir es nicht schaffen, die Flüchtlinge in unsere Gesellschaft zu integrieren, werden sie immer Außenseiter bleiben und mit geringen Deutschkenntnissen werden sie keine Ausbildungsstellen Die Fachberater Migration der Regierung von Oberbayern und das Staatliche Schulamt bieten Schulen bereits Fortbildungen und Hilfestellungen für neue Übergangsklassenlehrer an. Ich möchte auch auf das kultusministerielle Schreiben von Stefan Graf hinweisen. Der BLLV hat mit VIA Bayern in seinem 4-Jahres-Projekt (das ich als Vizepräsidentin initiiert und mit Michaela Hillmeier Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 und Harun Lehrer geleitet habe) interkulturelle Beraterinnen und Berater für Schulentwicklungsprozesse ausgebildet und einen Leitfaden für Schulen entwickelt. Siehe Artikel in dieser MLZ: „VIELFALT ALS CHANCE GESTALTEN - Leitfaden zur interkulturellen Schulentwicklung in Bayern“ (siehe S. 12) Der MLLV bietet Unterstützungsmaßnahmen an. Die Konzepte sind entwickelt, von Schulamt und Kultusministerium befürwortet und die Gelder werden zurzeit akquiriert: Eine Fortbildungswoche für neue Übergangsklassenlehrer Das Fortbildungskonzept soll helfen, „Lehrerpartnerschaften“ zu knüpfen, Hemmschwellen abzubauen, eine positive Einstellung zur Arbeit mit Übergangsschülern zu erlangen und Horizonte zu erweitern. Das Wissen um Didaktik und Methodik des Deutschen als Zweitsprache wird im Unterricht, in Arbeitsgruppen und Referaten vermittelt. Die Fortbildungseilnehmer werden Gelegenheit erhalten, Unterricht zu beobachten, zu reflektieren und kleine Bausteine in Ü 1 bis Ü 9 zu übernehmen. Schulpsychologen und Coaches geben Erfahrungsberichte aus Übergangsklassen-Supervisionen und geben praktische Lösungsversuche in zahlreichen Handlungsfeldern. Die Nachhaltigkeit der Fortbildungsreihe soll mit einem Tandempartner (routinierte und neue Übergangsklassenlehrkraft) und einer Fachtagung im folgenden Jahr gegeben sein. Geplante Fortbildungsinhalte vormittags • Unterrichtsmitschau und Übernahme kleiner Unterrichts-Bausteine der Teilnehmer in den Übergangsklassen von Ü 1 bis Ü 9 • Ü-Supervision mit Schulpsycholo- Interkulturelle Erziehung bietet die Vielfalt Chancen! • • • • • gen: Erfahrungsberichte und praktische Lösungsversuche (der Teilnehmer und Fortbildungsleiter) Networking außerschulisch: Vorstellung von außerschulischen Partnern (z. B. denkbar-Frühstück, AWO, RBS (Referat für Bildung und Sport), Sozialreferat, Schule für Alle, Kunsttherapie von „Refugio“, Lernpaten mit „Mitsprache e.V“, Sportvereine, ISB, Pädagogisches Institut, MPZ (Museumspädagogisches Zentrum), private Kontakte, Firmen, …) Methodik und Didaktik des Deutschen als Zweitsprache DaZ-Literaturlisten, Neue Medien (Websites und Programme zum digitalen Einsatz) Akquirieren von Geldern (Grundausstattung für den Schulstart sowie für die Beschaffung von Materialien für den Unterricht, z. B. Firmen, Stiftungen, …) Besichtigung der Schulbibliothek / Lernwerkstatt und Vorstellen der DaZ-Materialien Geplante Fortbildungsinhalte Verteiler mit Informationen zu FoBis • Ü-Lehrer-Patenschaften untereinander / Rolle eines Fachberaters Migration Stärkung aller Münchner Pädagoginnen und Pädagogen Lehrer für München gesucht! Der MLLV-Vorstand und der ABJ-Vorstand beginnen mit der Schulungsreihe. Es freut uns, dass wir den interkulturellen Trainer und Coach Eric Agbo gewinnen konnten. Wir legen die Grundlagen, damit wir verstehen, was Münchner Pädagogen brauchen: „Besonderheiten im Umgang mit Beteiligten aus fremden Kulturen“ Für den MLLV ist es eine Notwendigkeit, dass künftig in einer Übergangsklasse eine Lehrkraft und ein Lernbegleiter unterrichten werden. Die Herausforderungen werden sich mit Beginn der Beschulung von Flüchtlingskindern um ein Vielfaches steigern. Einzelbetreuung wird bei traumatisierten Kindern eine Selbstverständlichkeit sein müssen. Wohin dann mit den 19 weiteren Übergangsklassenkindern? Die Leitung der Abteilung Berufswissenschaft im MLLV, Birgit Dittmer-Glaubig und Florian Schmidt, planen einen Lehrertag mit außerschulischen Coaches und schulischen DaZ-Experten. Wir bedanken uns bei der Castringiusstiftung für die finanzielle Unterstützung und die kooperative Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer der Stiftung Herrn Enzmann. nachmittags Patenschaft für Übergangsklassen • Workshops und Fortbildungsangebote für zentrale DaZ-Themen wie: Alphabetisierung, Differenzierung, Umgang mit Heterogenität, Bewältigung und Verarbeitung von Traumata, MSD/Förderschulen, rechtliche Grundlagen, Ü-System sowie andere Angebote (DFK, neue Systeme wie z. B. M9+2, M9i, …), Zeugnis/Noten, DaZ-Methodik (z. B. Lernspiele: Öffnung des Unterrichts, Projektarbeit, außerschul. Lernorte, Praktikanten, Ehrenamtl., …), Unterricht im Bereich DaZ (Sachunterricht, Mathematik, Sport = DaZ), interkulturelle Sensibilisierung und Kompetenz, Willkommenskultur, Sozialspiele, … • Vorstellung von DaZ-Materialien durch Verlage • Networking innerschulisch: E-Mail- Ein herzliches Dankeschön an den Geschäftsführer der Castringius-Stiftung, der uns hier und auch in anderen Bereichen kräftig unterstützt. Anfang Oktober erhält jeder Übergangsklassenlehrer über seine Schulleitung Post vom MLLV. Darin bitten wir die Lehrkraft, sich in der Geschäftsstelle zu melden, wenn sie einen Paten für die Übergangsklasse möchte. Ich konnte die Castringius Stiftung von meiner Idee begeistern, für jeweils eine Klasse einen Paten zu finden. Ein Pate wird die Übergangsklasse, selbstverständlich in Absprache mit der Lehrkraft, unterstützen. Die finanziellen Mittel können für Unterrichtsmaterial, Fahrkarten, PC-Software, kulturelle Events, passend zu Ihrer Unterrichtsgestaltung, verwendet werden. Die Höhe der finanziellen Unterstützung wird von Pate zu Pate unterschiedlich sein, im Idealfall könnte auch eine Übernahme von Personalstunden möglich sein. Da wir in München noch Stunden offen haben, aber keine Lehrer finden, werden wir bei der zweiten Person in der Klasse auf weitere Möglichkeiten zurückgreifen müssen, ohne dass wir auf eine Entprofessionalisierung des Lehrerberufes zugehen. Im Gegenteil, sowohl alle Pädagogen im vorschulischen Bereich, als auch Lehrer im Grundschul-, Sekundar- und Oberstufenbereich müssen auf höchstem Niveau ausgebildet werden. Sie müssen so geschult werden, dass sie Kinder in ihrer Vielfalt öffnen, unterstützen und fördern können, dass sie eine hohe Resilienz entwickeln, sich abgrenzen und achtsam mit ihrer Gesundheit umgehen können. Das gilt ebenso für Fach- und Förderlehrer! Zugleich gilt es, Motivationssysteme zu schaffen, damit die Pädagogen sich nach München gerne versetzen lassen. Wie jedes Jahr haben ungefähr 70 Lehrkräfte ihren Dienst nicht angetreten, weil ihr Einsatzort in München geplant war. Waltraud Lučić, MLLV-Vorsitzende Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 11 Interkulturelle Erziehung Helfen Sie mit! Chancengerechtigkeit und Lebensglück für alle Kinder! VIELFALT ALS CHANCE GESTALTEN Leitfaden zur interkulturellen Schulent wicklung in Bayern Der Leitfaden ist ein Ergebnis des Projekts WERTvoll MITeinander – Interkulturelle Bildung für ein gelingendes Zusammenleben. Das BLLV-Kinderhaus „CASADENI“ gibt seit 1995 den ärmsten Kindern in Ayacucho (Peru) ein Zuhause. Diese Kinder sind für jede finanzielle Hilfe dankbar. Das Projekt entstand im Rahmen des Wertebündnis Bayern und wurde vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. (BLLV) in Zusammenarbeit mit VIA Bayern – Verband für interkulturelle Arbeit e.V. initiiert und umgesetzt. Zielsetzung von WERTvoll MITeinander war die Förderung und langfristige Verankerung von interkultureller Bildung und Kompetenz sowie Wertebildung im Kontext Schule. Von April 2011 bis Dezember 2014 haben acht bayerische Schulen aller Schularten im Rahmen von WERTvoll MITeinander an interkulturellen Schulentwicklungsprozessen teilgenommen. Teil dieser Prozesse waren Bestandsaufnahmen und Sondierungsgespräche an den Schulen, Sensibilisierungstrainings zur interkulturellen Verständigung und Coaching-Workshops zur interkulturellen Schulentwicklung. Die gesamte Schulfamilie war zusammen mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern an diesem Prozess beteiligt. Die Erfahrungen und Ergebnisse von WERTvoll MITeinander sind in einem Leitfaden veröffentlicht worden, der ermutigen und unterstützen soll, ähnliche interkulturelle Schulentwicklungsprozesse auch an anderen Schulen in Bayern anzustoßen. Unterstützen Sie unsere Arbeit im Kinderhaus durch Ihre Spende, als Fördermitglied, indem Sie monatlich einen festen Betrag (ab 10,- €) spenden durch eine einmalige Spende STADTSPARKASSE MÜNCHEN Spendenkonto: 907 144 141 IBAN: DE77 7015 0000 0907 1441 41 BIC: SSKMDEMM Wir versichern Ihnen, dass wir mit Ihren Spenden äußerst sorgsam umgehen. www.bllv.de/BLLV-Kinderhilfe 12 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Mit dem Leitfaden erhalten interessierte Lehrkräfte vor allem praxiserprobte Hilfestellungen, um interkulturell orientierte Schulentwicklungsprozesse umzusetzen. Es werden Tipps, Empfehlungen und Hinweise auf mögliche Schwierigkeiten oder Herausforderungen bei der Umsetzung in der Praxis gegeben: Wie sieht ein solcher Schulentwicklungsprozess idealtypisch aus? Welche Schritte sind dazu notwendig? In einem kurzen einführenden Theorieteil bietet der Leitfaden einen Überblick über Schulentwicklungsprozesse allgemein sowie die Besonderheiten interkultureller Schulentwicklung. Zugleich stellt der Leitfaden ein Angebotsportfolio der Beraterinnen und Berater für Interkulturelle Schulentwicklungsprozesse dar. Der Leitfaden kann ko stenlos per E-Mail unter Angabe der eigenen Anschrift beim BLLV bestellt werden. geschaeftsstelle@ mllv.bllv.de Betreff: Leitfaden zu r interkulturellen Schulentwicklung in Bayern Im Rahmen des Projekts WERTvoll MITeinander wurde in Zusammenarbeit mit der ALP Dillingen eine Gruppe von Lehrkräften ausgebildet, um Schulen in Bayern in Abstimmung mit der Schulaufsicht bei der Umsetzung interkultureller Schulentwicklung zu unterstützen. ! Dienstrecht und Besoldung Bayern im Ansturm – öffentlicher Dienst im Dauereinsatz Liebe Kolleginnen und Kollegen , Bayern im Ansturm … oder eher am Anschlag? Im aktuellen Flüchtlingsansturm leistet Bayern – und mit ihm sein öffentlicher Dienst und die dort Beschäftigten – schier Unglaubliches. Die Hilfsbereitschaft verbindet und macht vieles möglich, was kaum einer für möglich gehalten hätte. Auf einer Woge der Hilfsbereitschaft zeigt sich das Land von seiner besten Seite. Das tut gut! Einheimischen und Einreisenden! Rolf Habermann Langsam müssen wir aber trotzdem mancherorts feststellen, dass die Ressourcen auch hier endlich sind. Leider! Es mehren sich die warnenden Stimmen aus Landratsämtern und Rathäusern, wo immer schneller neue Unterkünfte gefunden werden müssen, die immer schwieriger aufzutreiben sind. In den Dienststellen kann der Berg der anderweitigen Arbeiten nur unter immer größerem Kraftaufwand in zumutbarem Zeitrahmen abgebaut werden. Auch die Einsatzfähigkeit der Beschäftigten vor Ort ist nicht unendlich dehnbar. Nach und nach wird vielen bewusst: Mit der Erstunterbringung ist es nicht getan. Wer bleibt, muss sich im Leben hier zurechtfinden. Da tut sich ein ganzes Spektrum von Bereichen auf, die für den Ansturm gewappnet sein müssen: Sprachkurse, Arbeitsvermittlung, Schule, Kinderbetreuung, Behördengänge und natürlich Wohnraum. Noch können wir mit dem „Wir schaffen das“ der Bundeskanzlerin mithalten. Aber bald werden wir uns eingestehen müssen, dass wir demnächst an den Punkt gelangen, an dem uns die Realität zwingt, immer weiter von der Idealvorstellung abzurücken, allen von Konflikten Bedrohten eine neue Heimat bieten zu können. Wo genau diese Grenze liegt, lässt sich kaum festmachen. Aber erst im Nachhinein festzustellen, dass sie überschritten ist, könnte fatale Folgen haben. Dieser Realität müssen wir uns auch stellen. In diesem Bereich steht uns in den kommenden Wochen und Monaten eine spannende Entwicklung bevor, an der wir uns intensiv beteiligen möchten. Meine Gedanken in diesem Zusammenhang wandern auch immer wieder zu Markus Sackmann. Er hat sich zuletzt als Ehrenamtsbotschafter der Bayerischen Staatsregierung dafür stark gemacht, die Arbeit der Menschen besonders zu würdigen, auf die es in der aktuellen Situation so sehr ankommt. Mitte September mussten wir für immer von ihm Abschied nehmen. Er ist seinem Krebsleiden, gegen das er jahrelang mit beeindruckender Willensstärke gekämpft hat, erlegen. Der BBB – und da möchte ich mich ganz persönlich einbeziehen – verliert einen jahrelangen, hoch geschätzten Weggefährten. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und Freunden. Auch wenn der Wiedereinstieg in den politischen Alltag nach der Sommerpause nicht so reibungslos verlief wie in so manchem vergangenen Jahr, sehe ich der weiteren Entwicklung positiv entgegen. Vor uns liegen die Verhandlungen zum Nachtragshaushalt, der auch in Fragen Asylpolitik Neues bringen wird. Der bayerische öffentliche Dienst hat gezeigt, dass er auch in ungewohnten Situationen seine Leistungsfähigkeit behält. Jetzt muss für dauerhafte Lösungen gesorgt werden! Mit freundlichen Grüßen Ihr Rolf Habermann Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes, Vorsitzender des Hauptpersonalrats Leiter der Abteilung Dienstrecht und Besoldung im BLLV Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 13 Berufswissenschaft Rückblick über ein Jahr voller Neuerungen in der Grundschule Im Gespräch mit Regierungsdirektorin Maria Wilhelm Foto: Martin Göb Birgit Dittmer-Glaubig (Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV und MLLV) und Martin Göb (Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im MLLV) trafen sich zum Ende des Schuljahres mit Maria Wilhelm, die am Kultusministerium für den Bereich Grundschulen zuständig ist, zu einem Gedankenund Erfahrungsaustausch zum Thema „Ein Jahr Lehrplan PLUS in den Grundschulen“. Neue Zeugnisformulare Ausgangspunkt des Gesprächs waren Nachfragen von Kollegen zu den erweiterten Zeugnisformularen. Immer wieder war der deutlich vermehrte Arbeitsund Zeitaufwand für die Erstellung der Zeugnisse kritisiert sowie eine Einführung ohne ausreichende Vorbereitung bemängelt worden. Frau Wilhelm zeigte Verständnis für Unsicherheiten von Kollegen in der Einführungsphase. Zugleich trat sie jedoch nachdrücklich für die neuen Zeugnisse ein: Zum einen sei die Ausweisung der erreichten Kompetenzen in allen Fächern dem Lern- und Leistungsbegriff des neuen Lehrplans immanent, zum anderen seien die neuen Zeugnisformulare im Vorfeld mit Lehrer- und Elternverbänden sowie den Kirchen besprochen und von allen Beteiligten ausdrücklich begrüßt worden. Wilhelm: „Wer die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler detailliert beschreiben möchte, soll das tun können.“ Ein wesentliches Ziel beim Layout der neuen Zeugnisformulare sei gewesen, die Textfelder so groß und flexibel wie möglich zu gestalten, dass den Lehrkräften ausreichend Raum zur Beschrei- 14 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Regierungsdirektorin Maria Wilhelm (r.) nahm sich viel Zeit zum Gespräch mit Abteilungsleiterin Birgit Dittmer-Glaubig (l.) bung der Kompetenzentwicklung zur Verfügung steht. Ausdrücklich wies Wilhelm darauf hin, dass es jedem Kollegen überlassen bleibe, wie ausführlich die einzelnen Kästen gefüllt werden. Weniger sei hierbei nicht automatisch schlecht ! Es komme vielmehr auf aussagekräftige individuelle Aussagen zur Lernentwicklung der Schülerinnen und Schüler an. Daher sei auch bewusst auf die Bereitstellung von Textbausteinen verzichtet worden. Gute Hilfestellungen für Formulierungen böten die im Lehrplan ausgewiesenen Kompetenzerwartungen, die sprachlich so angepasst werden können, dass sie von den Eltern auch gut verstanden werden. Es werde sicher eine gewisse Zeit dauern, bis sich hier die nötige Routine einstelle, so Wilhelm. Auf unsere Frage nach der Notwendig- keit der Ausweitung der Zeugnisbemerkungen durch das neue Textfeld „zusätzliches Engagement“ nannte Wilhelm das Ziel, die Würdigung besonderen Engagements wie etwa als Streitschlichter, Klassensprecher oder auch bei der Erledigung der Klassendienste sicher im Zeugnis zu verankern. Meist seien solche Aspekte bisher schon an anderer Stelle erwähnt worden und könnten somit einfach in das neue Feld verschoben werden, Redundanz oder Mehraufwand seien nicht erwünscht. Zusammenfassend erklärte Wilhelm, dass die vorliegende Form der Zeugnisformulare mit Ziffernnoten und Verbalbeurteilung wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge den Wünschen von Schülern und Eltern am besten entspreche. Kompetenzorientierte Leistungserhebung Gerade auch im Hinblick auf den Übertritt ist es Wilhelm sehr wichtig, dass die Ziffernnoten die erreichten Kompeten- Berufswissenschaft zen verlässlich abbilden. Hierzu sei es nötig, die bisher üblichen Formen der Leistungserhebung etwa durch Portfolios oder Lerntagebücher zu ergänzen. Wilhelm wies in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Praxisbeispiele hin, die dazu im Lehrplaninformationssystem LIS eingestellt sind. Erweiterte Zeugnisformulare auch in den weiterführenden Schulen? Die Idee, im Sinne der Kontinuität und der allen Lehrplänen zugrundeliegenden Kompetenzorientierung die Form der Zeugnisse auf alle anderen Schularten zu übertragen, könnte man laut Wilhelm überlegen, wobei sie hier der Entscheidung ihrer Fachkollegen jedoch nicht vorgreifen kann und möchte. notwendige Zeit nehmen für einen Austausch mit erfahrenen Schulen oder für Fortbildungen zu Gesprächsführungstechniken, die ein für alle Seiten effektives Gespräch ermöglichen. Zeit für Entwicklungsprozesse „Der neue Lehrplan PLUS sollte auch als Grundlage für die Schul- und Unterrichtsentwicklung einer jeden Schule verstanden werden.“ Unsicherheiten sind aus Sicht Wilhelms am Anfang von Neuerungsprozessen verständlich. Die Kollegen sollten sich ihrer Meinung nach mutig auf den Weg machen, die Möglichkeiten erkennen und die zahlreichen Fortbildungsangebote nutzen, so wie es die große Mehrheit der Grundschulkollegien im vergangenen Jahr bereits getan hat. Lernentwicklungsgespräche Frau Wilhelm berichtete von durchwegs positiven Stimmen von Eltern zu den Lernentwicklungsgesprächen. Gleichzeitig begrüßte sie auch die Freiheit der einzelnen Schule, sich für oder gegen das Gespräch zu entscheiden. Voraussetzung für die Einführung sei auch die Akzeptanz in der Elternschaft der Schule für diese neue Form der Rückmeldung. Die im KMS genannte Möglichkeit, dass Eltern ungeachtet eines angebotenen Lernentwicklungsgesprächs „im Einzelfall“ ein schriftliches Zeugnis erhalten können, sei auf Einzelfälle zu beschränken, so Wilhelm. Auch für Neuerungen in diesem Bereich ist es Wilhelm wichtig, dass sich die Schulen im Vorfeld der Einführung die Wilhelm plädiert für „bodenständigen Unterricht“ Eine Umfrage des BLLV zum Thema „Einführung des LehrplanPLUS“ hat ergeben, dass die Kollegen durchgängig beklagen, nicht ausreichend Zeit zur Umsetzung der neuen Ideen zu haben. Wilhelm plädierte in diesem Zusammenhang dafür, den Kompetenzbegriff in den Mittelpunkt zu stellen und davon ausgehend „unaufgeregten, qualitativ guten, bodenständigen Unterricht“ zu machen. Die Jahresplanung zum LehrplanPLUS / Die Jahresplanung zum LehrplanPLUS in der Praxis http://www.km.bayern.de/ministerium/videos.html ! Kompetenzorientierter Unterricht / Leistungen beobachten - erheben - ewerten http://www.isb.bayern.de/download/16169/kompetenzorientierter_unterricht.pdf Es gehe nicht darum, mit großem Aufwand eine Flut neuer Materialien zu erstellen, sondern den Schülern durch gute und offene Aufgabenstellungen individuelle Lernentwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Viele Lehrkräfte hätten diese Aufgabe bereits im ersten Jahr der Implementierung des neuen Grundschullehrplans hervorragend umgesetzt. LIS Angesprochen auf die Unzufriedenheit vieler Kollegen mit der Plattform LIS, die nach deren Ansicht nicht das bietet, was in Aussicht gestellt wurde, stellte Wilhelm klar, dass das Lehrplaninformationssystem LIS zahlreiche exemplarische Beispiele für kompetenzorientierten Unterricht beinhaltet und umfangreiche Informationen z. B. für den inklusiven Unterricht bereit stelle und nicht als umfassender Fundus für Unterrichtsvorbereitungen gedacht sei. Als dynamisches System konzipiert, werde LIS auch im gerade begonnen Schuljahr und darüber hinaus mit weiteren Informationen bestückt. Abschließend betonte Wilhelm nachdrücklich, dass ein kompetenzorientierter Unterricht auf der Basis von LehrplanPLUS unseren Schülerinnen und Schülern ermögliche, ihre eigene Lernentwicklung zu beobachten und altersgemäß zu reflektieren. In enger Beziehung zur Lehrkraft würden Fortschritte, aber auch Entwicklungsbedarf benannt und entsprechend gewürdigt. Der BLLV und der MLLV werden die Entwicklung weiter beobachten, die Erfahrungen aus der Praxis weitergeben und die Anliegen der Kollegen nachhaltig zur Sprache bringen. Birgit Dittmer-Glaubig Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 15 Berufswissenschaft Hinhören und Hinschauen beim Lesen – Lesefehler und wie man sie verringern kann (4) Prof. Dr. Elke Inckemann, Professorin für Grundschulpädagogik und -didaktik In diesem Beitrag soll der Blick auf Fehler und Schwierigkeiten beim Lesen gelenkt werden, die der Lehrkraft Aufschluss darüber geben, was das Kind noch lernen muss. Dazu ist „Hinhören“ und „Hinschauen“ auf der Basis lesedidaktischen Wissens notwendig. Schwierigkeiten in der Lesemotivation und Leseemotion sowie in der Kommunikation im Anschluss an Texte erkennen und verringern Unter Lesemotivation wird die Fähigkeit verstanden, „Lesebereitschaft zu mobilisieren und ,bei der Sache’ zu bleiben“ (Hurrelmann 2006, S. 278). Die aktuelle Lesemotivation speist sich dabei aus den vorangegangenen Leseerfahrungen, dem lesebezogenen Selbstkonzept und emotionalen Komponenten (z. B. Umgang mit Unlust und Frustration) (vgl. Rosebrock/Nix 2012, S. 95ff). Für die Lehrkraft erkennbar werden Motivation und Emotion am konkreten Leseverhalten. Geht das Kind mit Neugier und Spannung auf einen Text zu? Wird mit Ausdauer und Anstrengung gelesen? Wie geht das Kind mit Schwierigkeiten beim Lesen um? Probleme in der Lesemotivation stehen oft im Zusammenhang mit Schwierigkeiten in der basalen Lesefähigkeit und/oder im Leseverständnis. Aber immer wieder entwickeln auch Kinder, die altersangemessene Texte mühelos lesen und verstehen können, keine stabile Lesemotivation. Untersuchungen deuten an, dass die Lesemotivation schon im Verlauf der Grundschulzeit kontinuierlich abnimmt (vgl. Rosebrock/Nix 2012, S. 99) wie auch der Spaß am Deutschun- 16 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 terricht von Klasse 2 bis Klasse 4 zurückgeht (vgl. Richter/Plath 2007, S. 74f). Das mag auch daran liegen, dass sich Lektürepräferenzen der Grundschulkinder und Literaturauswahl der Lehrkräfte nicht decken (vgl. Richter/Plath 2007, S. 80). In der Lesedidaktik haben Maßnahmen, die Lesemotivation und Leselust der Kinder steigern sollen, eine lange Tradition. Erlebnisorientierte Praktiken wie Lesenächte, Leseprojekte, Bibliotheksbesuche, Autorenlesungen, Buchvorstellungen dienen dem Ziel, den Kindern Lesewelten außerhalb des Unterrichts zu öffnen, und haben in der Grundschule nach wie vor ihren Platz (vgl. Schulz 2010, S. 184-239). Inzwischen ist man sich in der Lesedidaktik allerdings auch bewusst, dass die Initiierung solcher leseanimierender Aktivitäten nicht automatisch bei allen Kindern positive Wirkung zeigt. „Diejenigen Schüler(innen), die im Verlauf ihrer mittelschichtgeprägten Lesesozialisation einen Zugang zu Lektüre und Büchern aufbauen konnten (…) profitieren vermutlich besonders von den anregenden Verfahren“ (Rosebrock/Nix 2012, S. 95). Für schwache Leser aus buch- und bildungsfernen Familien schlagen Rosebrock und Nix (2012, S. 55f) eine Kombination aus regelmäßigen stillen Lesezeiten, in denen jedes Kind ein Buch eigener Wahl lesen muss, und individuellen „5-Minuten-Konferenzen“ vor, in denen die Lehrkraft ein Lautleseprotokoll führt, Fragen zum Text stellt und mit dem Kind Leseziele vereinbart. Eine wichtige Rolle für Lesemotivation und innere Beteiligung kann auch die Kommunikation im Anschluss an Texte spielen. In der Erfurter Studie zur Lesemotivation von Grundschulkindern (vgl. Richter/Plath 2007, S. 81ff) zeigte sich, dass Kinder ein großes Interesse am Austausch über Geschichten und Bücher haben, dass sich dieser Wunsch und die Umsetzung aber in erster Linie auf Freunde und Eltern bezieht. Der Austausch mit der Lehrerin spielt für die Kinder eine untergeordnete Rolle. Die Kinder haben sogar den Eindruck, das die Lehrkräfte sich nur wenig für ihre Freizeitlektüre interessieren – und dieser Eindruck der Kinder verstärkt sich von der Klasse 2 zur Klasse 4. So kommen Richter und Plath zu folgender Einschätzung: „Es scheint den Lehrern nicht zu gelingen, das für die Lesemotivation wichtige Interesse an Kommunikation über ihre Freizeitlektüre wahrzunehmen und produktiv im Unterricht umzusetzen“ (Richter/Plath 2007, S. 83). Konkrete Möglichkeiten für den Austausch mit Klassenkameraden und Lehrkraft über die Freizeitlektüre wären Buchvorstellungen von Lieblingsbüchern, das Erstellen von „Hitlisten“, der Tausch von Büchern, die Gründung eines Lese- und Buchclubs etc. (Rosebrock/Nix 2012, S. 105ff) Fazit Durch genaues Hinhören und Hinschauen können Fehler und Schwierigkeiten der Kinder beim Lesen erkannt werden. Damit wird auch im Lesen die zentrale Bedeutung der Beobachtung deutlich. Um einer einseitigen Fokussierung auf Schwächen und Defizite vorzubeugen, sollte die Grundhaltung beim Beobachten von folgenden Fragen getragen sein (vgl. Dehn/Hütttis-Graff 2006): Berufswissenschaft Auf Fehler zu achten bedeutet also nicht, sofort und ausschließlich auf Defizite zu fokussieren, sondern anhand der Fehler die Zugriffsweise eines Kindes auf einen schwierigen Lerngegenstand zu verstehen und dem Kind neue Lernmöglichkeiten zu erschließen. Hilfreich ist dabei auch, wenn die Beobachtung durch die Lehrkraft um die Selbstbeobachtung und Selbstreflexion des Kindes ergänzt wird (vgl. BertschiKaufmann 2007b, S. 105f). sichts der Komplexität des Lesens und der unterschiedlichen Zugriffsweisen der Kinder die Verknüpfung verschiedener Ansätze und Konzepte notwendig. So muss ab dem ersten Schuljahr basale Lesefähigkeit, Leseverständnis, Lesemotivation und Kommunikation im Anschluss an Texte gefördert werden. Und Leseunterricht in der Grundschule muss in allen Jahrgangsstufen sowohl gezielte und systematische Übung („Lesen trainieren“) als auch erlebnisorientierte Leseanimation („Verlockung zum Lesen“) als auch Hinführung zur Kinder- und Jugendliteratur („Literarische Bildung“) beinhalten (vgl. Kruse 2007). Prof. Dr. Elke Inckemann, Für die Verringerung von Fehlern und Schwierigkeiten beim Lesen ist ange- Professorin für Grundschulpädagogik und - didaktik Literatur Bertschi-Kaufmann, A. (2007b): Leseverhalten beobachten – Lesen und Schreiben in der Verbindung. In: Bertschi-Kaufmann, A. (Hrsg.): Lesekompetenz – Leseleistung – Leseförderung, Seelze-Velber: Kallmeyer, Zug: Klett und Balmer, S. 96-108 Dehn, M./Hüttis-Graff, P. (2006): Zeit für die Schrift II. Beobachtung und Diagnose. Berlin: Cornelsen Scriptor. Hurrelmann, B. (2006): Prototypische Merkmale der Lesekompetenz. In: Groeben, N./Hurrelmann, B. (Hrsg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen. Weinheim/München: Juventa (2. Aufl.), S. 275-286 Kruse, G. (2007): Das Lesen trainieren: Zu Konzepten von Leseunterricht und Leseübung. In: Bertschi-Kaufmann, A. (Hrsg.): Lesekompetenz – Leseleistung – Leseförderung, Seelze-Velber: Kallmeyer, Zug: Klett und Balmer, S. 176-189 Richter, K./Plath, M. (2007): Lesemotivation in der Grundschule. Empirische Befunde und Modelle für den Unterricht. Weinheim/München: Juventa (2. Aufl.) Rosebrock, C./Nix, D. (2012): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Hohengehren: Schneider (5.Aufl.) Anzeige Was kann das Kind schon? Was muss es noch lernen? Was kann es als Nächstes lernen? Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 17 Fachgruppe Seminar „Capoeira – Der Tanz afrikanischer Sklaven“ Brasilianische Kampfkunst in der Seminararbeit Capoeira in Vollendung: Judith Mang im Einsatz Das Seminar 38.2 MS M-S von Seminarrektor Joachim Höhne erlebte einen Ausbildungstag der besonderen Art: Lehramtsanwärterin Judith Mang führte ihre Kolleginnen und Kollegen und natürlich auch den „Chef“ in die Künste der brasilianischen Capoeira ein. Nach einem äußerst detaillierten und fundierten Vortrag von Judith Mang zur Historie dieses Kampftanzes afrikanischer Sklaven während der brasiliani- 18 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 schen Kolonialzeit und einer Einführung in die wichtigsten Bestandteile und Merkmale der Capoeira hatten die 38.2erinnen und -2er Gelegenheit, sich selbst in der höchst anspruchsvollen und äußerst eleganten TanzSportart zu erproben. Ausgehend von der tanzend-wiegenden Ginga, dem Grundschritt der Capoeira, wurden sowohl Angriffs- als auch Abwehrbewegungen geübt und im „Tanzduell“ ausgeführt. Nach über- aus anstrengenden und gleichzeitig wunderbaren 90 Minuten harter Praxis entließ Mang ihre „Schülerinnen und Schüler“ in den Nachmittag. Einhellige Meinung im Seminar: Ein beeindruckender und unvergesslicher Ausbildungstag dank einer beeindruckenden Trainerin. Seminarleiter Höhne freute sich über die Bestätigung (s)eines Seminarmottos: „Nur Begeisterung weckt Begeisterung“. Verbandsleben Geburtstage Liebe Mitglieder, wir gratulieren allen Mitgliedern herzlich, die im Oktober und November 50, 60, 65, 70, 75, 80, 85 oder 90 Jahre alt werden. Ab dann gelten unsere besonderen Glückwünsche jedes Jahr. Alles Gute! Ein Duell in der Roda (Kreis), mit typischer Musik- und Gesangsbegleitung Ihre Sabine Sattler Redakteurin Ein erschöpftes und glückliches Seminar 38.2 1. Reihe, kniend rechts: Judith Mang Fußball • Fußball • Fußball Münchner Lehrermeisterschaften Hallenfußball 2015 Das Sportreferat des MLLV sucht fußballbegeisterte Kollegen. Im Dezember findet unser Turnier statt. Lehrermannschaften von Grund-, Mittel- und Förderschulen spielen um die Münchner Meisterschaft mit 4 Feldspielern, 1 Torwart und Auswechselspieler. Die Sieger qualifizieren sich für die Bayerische Lehrermeisterschaft des BLLV im März 2016 in Sulzbach-Rosenberg. Anmeldung bis 1. Dezember 2015 an: [email protected] Das Referat Sport freut sich über zahlreiche Anmeldungen! Sylvia Dreher ! Otto Ernst Maurer Charlotte Karl Fr. Spörl Voraus Margaret Reuleaux Thea Ursula Dressel Bittner Irmgard Georg Zanker Sitzberger Yvonne Hildegard Heidrun Semmler Rieder-Aigner Weigold Hedwig Annerose Hügel Heist Sibylle Karl Ulrich Monika Birgit Elisabeth Gabriele Cornelia Paulus Fischer Vogt Königes Hundt Nordt Skeries Ingrid Simka Schwarz Gogic-Daniel Christine Eva Elisabeth Ulrich Maria Magdalena Cornelia Christine Petra Beate Sandra Michael Übelhör Kasparbauer Geißner-Aschermayr Grotz Ehbauer Kripp-Renz Becker Seidel Kühn Heiß Wagner Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 19 Fachgruppe Seminar Messen - Sägen - Schleifen - Schrauben Wir bauen ein Kamishibai Die Lehramtsanwärterinnen messen, sägen und schleifen. Die Arbeit mit der Stichsäge erfordert eine ruhige Hand. Herr Reuschel bietet fachkundige Unterstützung. Frau Idda und die Lehramtsanwärterinnen präsentieren stolz die entstandenen Werke. Es gibt viele Möglichkeiten, die Sprachkompetenz der Kinder zu schulen und Erzählanlässe zu schaffen. Das Kamishibai bietet unzählige Einsatzmöglichkeiten den Lernbereich „Sprechen und Zuhören“ im Fach Deutsch zu fördern. Aus seinem Herkunftsland Japan stammt auch der Name. Übersetzt heißt Kamishibai „Papier-Theater“, im täglichen Sprachgebrauch wird es auch als „Erzähltheater“ bezeichnet. Ursprünglich diente es dazu buddhistische Lehren zu verbreiten. 20 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Das Öffnen der Flügeltüren gleicht dem Augenblick im Theater, Kino oder Konzert, zu dem der Vorhang geöffnet und die Bühne freigegeben wird. In einer am Rahmen befestigten Kammer, können Bilder hinein gestellt werden. Wurde das erste Bild betrachtet und als Erzählanlass genutzt, kann es herausgezogen werden, sodass das nächste Bild zum Vorschein kommt. Die Aufmerksamkeit wird dabei auf das dargestellte Bild im Rahmen gelenkt. Wir, die Lehramtsanwärterinnen des Seminars 8.2 unter der Leitung von Frau Idda, wagten den Versuch, uns selbst ein Kamishibai zu bauen. Im Werkraum der Grundschule Pfeuferstraße wurde - mit großer fachlicher und handwerklicher Unterstützung des Schulleiters Herrn Reuschel - gemessen, gesägt, geschliffen und am Ende geschraubt. Die Ergebnisse nach viereinhalbstündiger handwerklicher Arbeit konnten sich sehen lassen. Julia Engstle, Amelie von Krusenstjern Fachgruppe Erzieher / Verbandsleben Treffen der Fachgruppe Erzieher im MLLV Im Juni fand in den Räumen des BLLV-Hauses ein Treffen der Fachgruppe Erzieher statt. Die Leitung der Fachgruppe stellte sich vor und erfragte Wünsche und Erwartungen der Mitglieder des MLLV. Berichtet wurde von den Erfahrungen der Teilnehmer während der Arbeitsniederlegung, außerdem wurden verschiedene rechtliche Fragen erörtert. Ferner tauschten die Teilnehmer Kontaktnummern, Adressen und Beteiligungsanregungen aus. Selbstverständlich war der Schlichterspruch Thema einer umfassenden Diskussion. Als Gast kam Herr Oswald Hofmann dazu, der als Experte des BLLV für die Tarifverhandlungen den aktuellen Stand erläuterte und für Fragen, z. B. weiterer Ablauf, spezielle Themen der Anwesenden .... zur Verfügung stand. Die Teilnehmer waren ernsthaft interessiert und so wurde es eine lebhafte Diskussion, in einer angenehmen und kollegialen Atmosphäre. Karin Stiegelbauer Ehrenabend 2014 Der MLLV lädt langjährige Mitglieder des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbandes als kleines Dankeschön für ihre Treue zum diesjährigen Ehrenabend ein. Wann: Wo: Donnerstag, den 26.11.2015 Eden Hotel Wolff, Arnulfstr. 4 Am Hauptbahnhof (Nordseite) Begrüßung: 18:00 Uhr Abendessen: 19:30 Uhr ! Die Jubilare 81 Jahre Therese Stauder 65 Jahre Krewald Franziska Kronthaler Herta Meier Erna Nickl Marianne Pallmann Siegfried Pflügler Hildegard Schneiderhan Valentine Wagatha Franz 60 Jahre Dressel Elise Gerstner Alfons Glass Rudolf Hecker Gudrun 55 Jahre Domeyer Ute Grassl Elke Heinel Oskar Herle Alfred Klingseisen Hildegund Smolina Reinhard Strobl Gabriele 50 Jahre Berghofer Karla Bogdoll Yvonne Brink Roswitha Burel Roswitha Camphausen Ina Geiger Monika Harbeck Swantje Schnittchen Gisela Schörner Brigitte Taubenberger Renate Wrede Gerti Käthe Marie 40 Jahre Augenstein Dagmar Baretzky Wilhelmine Bichlmeier Erna Block Burgl Fink Renate Prof. Dr. Franz Kurt Geiger Gerda Haas Christine Hauck Ingrid Hauenstein Brigitte Heist Annerose Höchst Heinz Huber Hermann Jilg Oskar Johansson Jan-Erik Kolbe Vera König Maria Anna Krubert Erika Lahr Ruth Lindermayer-Schuh Eva Lindner Ernst Marek Christian Musolff Magdalena Nigges Monika Norkeweit Hedwig Pfab Karin Proft Gerlinde Reiff Dorothee Ruth Judith Schab Vincent Schweiger Gertrud Schweikl Richard Schwerd Margarete Stöber-Fiedler Ingeborg Ullrich-Kraus Elisabeth Veit-Lörwald Helga Maria Walter Arnold 25 Jahre Adloff Rose Becker Christine Edenhofer Christine Ehbauer Maria Magdalena Engelmayer Monika Franke Norbert Gerner-Glöckner Birgit Herbolzheimer Christine Jänchen Elisabeth Köck Andreas Kraus Barbara Kupferschmid Elisabeth Kürzeder Barbara Leinemann Gitta Lübcke Claudia Mahal Annette Pioch Cornelia Quintel Caroline Reichelt Birgit Reis Martin Riedelsheimer Claudia Rieder-Aigner Hildegard Salamon Bianca Sandring Karin Schwalb Renate Schwappacher Marion Steiner Gudrun Stengle Monika Thorwächter Hannelore Vogt Tanja Wassermann Gabriele Weber Renate Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 21 Arbeitskreis Offene Lernformen Metall - ein glänzender Rohstoff Drahtbiegen Der Arbeitskreis „Offene Lernformen“ traf sich im September in der Mittelschule in Karlsfeld, um den Schwerpunkt Metall gemeinsam zu erarbeiten. Die Arbeit an der Entwicklung von Möglichkeiten für die Umsetzung des LehrplanPLUS im Fach Werken und Gestalten geht gut voran und die einzelnen Elemente und Bausteine wachsen stetig an. Die beiden Referentinnen Susanna Zagler (SL/EG) und Veronika Fiener (FLin/EG) präsentierten uns Möglichkeiten für die kompetenzorientierte Umsetzung in der 2. bis 4. Jahrgangsstufe anhand einiger Werkgegenstände aus Metall, an denen die Teilnehmer begeistert arbeiteten. Parallel dazu wurde der Künstler Pablo Picasso in Form eines Lernzirkels auf der gleichmethodischen Ebene mit den Kernelementen für die Herstellung und Verarbeitung des Werkstoffes vorgestellt. Der Lernzirkel bringt alle Grundelemente der Fachlichkeit mit. Die Lehrplanbausteine sowie die Medien für die Umsetzung im Unterricht werden den Teilnehmern des Arbeitskreises digital zur Verfügung gestellt. Ein produktiver Nachmittag, aus dem die Teilnehmer eine perfekte Unterrichtsvorbereitung mitnehmen und nun anwenden können. Gabriele Steber, Arbeitskreisleiterin 22 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Referentinnen Susanna Zagler und Veronika Fiener Prägen auf Metallfolie Lochen einer Blechdose Wir bedanken uns recht herzlich bei Schulleiter Peter Wummel, der uns die Räumlichkeiten in der Mittelschule Karlsfeld zur Verfügung gestellt hat, und natürlich bei den beiden Referentinnen für die Vorbereitung und Gestaltung des Arbeitskreises. Geschichtswerkstatt Kulturradwanderung im August 2015 Vierzehn Radwander/innen starteten am 4.8.2015 vom Bahnhofsvorplatz in Pasing und gelangten zunächst die Würm entlang über Lochham in den Kreuzlinger Forst und zur Wallfahrt von Maria Eich. zunächst leblos am Boden gelegen. Aus Dankbarkeit über die Genesung des Großkanzlers stiftete Kurfürst Karl Albrecht diese Säule. Der Forst Kasten ist der Stiftungswald des Münchner HeiligGeist-Spitals und wird vom städtischen Forstamt verwaltet. Weiter ging es zur Nach Informationen zur Geschichte Keltenschanze bei Buchendorf. Durch dieses Wallfahrtsortes und zur Sankt Buchendorf und über die Römerstraße Kümmernis in der Wallfahrtskapelle ra„Via Julia“ kamen wir in den Forstenriedelten wir durch Planegg hinüber zum der Park und zum naturgeschützten Forst Kasten und zur Preysingsäule. Eichelwald, der noch einen Eindruck Dort, im Forst Kasten, war im Jahre 1735 vom ursprünglichen Charakter des Großkanzler Max Emanuel von Preysing Forstenrieder Parks als Hutewald vermitbei der Jagd vom Pferd gestürzt und telt. Nun wandten wir uns Leutstetten zu. Dort lockte die Schlossgaststätte mit ihrem Biergarten zur Rast. Leutstetten war der richtige Ort für Informationen zu ausgewählten Aspekten bayrischer Geschichte, insbesondere zum letzten bayrischen König Ludwig III. Eineinhalb Kilometer Abstecher führten uns zu einer römischen Villa Rustica. Zurück nach Leutstetten ging es nun zur Würm hinab, die wir an ihrem Durchbruch durch die Endmoräne erreichten. Dank eines Teilnehmerhinweises nahmen wir den Radweg auf der Ostseite der Würm, der an einem als magisch geltenden Brunnen vorbei führt. Nach Anstieg und Abfahrt radelten wir an der Würm entlang durch eine bezaubernde Flusslandschaft bis Gauting und weiter bis nach Krailling. Im Biergarten beim Alten Wirt in Krailling genossen wir die SchlussEinkehr. Der Rest war gemütliches Ausradeln nach Pasing. Fazit: Ein Radwandertag mit vielen Eindrücken und Informationen, den wir nicht missen möchten! Hans Greßirer, Leitung der Geschichtswerkstatt des MLLV im BLLV „Die unruhigen Zeiten der Weimarer Republik“ - Neuhausen zwischen 1918 und 1923/24 ... ... lautete der Titel einer Abendführung am 7. Juli 2015, die Hans Greßirer im Rahmen des Programms der Geschichtswerkstatt des MLLV in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Neuhausen und den NaturFreunden Deutschlands/Bezirk München durchführte. Die Teilnehmer erfuhren im Rahmen dieses Stadtteilspaziergangs an den Originalschauplätzen im südlichen Neuhausen und der südwestlichen Maxvorstadt anhand einiger scharfer politischer Schlaglichter von Vorgängen während der Revolution in Bayern, von Kämpfen zwischen der „Roten Armee“ und den Truppen der Gegenrevolution (Weißgardisten) in der Endphase der Räterepublik, vom Aufstieg der NSDAP, von den völkischen Machenschaften in der „Ordnungszelle Bayern“, vom Widerstand gegen die NSDAP und vom sogenannten Hitlerprozess im Jahre 1924. An die teilnehmenden Lehrkräfte konnte eine Fortbildungsbescheinigung ausgegeben werden, da die Veranstaltung – wie auch die weiteren stadtteilgeschichtlichen Angebote der Geschichtswerkstatt des MLLV - vom Staatlichen Schulamt in der Landeshauptstadt München als die staatliche Lehrerfortbildung ergänzende Maßnahme anerkannt wurde. Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 23 ABJ Die neue 1. Vorsitzende der ABJ München stellt sich vor Sarah Goldberg, 1. Vorsitzende der ABJ München Alles neu zum neuen Schuljahr! Mit neuem Konzept und voller Elan startete die ABJ München am 14.9.2015 mit ihrem „Dienstanfängerseminar“ in das Schuljahr 2015/16. Im Vordergrund der Veranstaltung sollten die neuen Lehramtsanwärter mit ihren brennenden Fragen und Sorgen stehen. Daher fanden sich die Teilnehmer nach kurzen, aber sehr motivierenden Grußworten von Elisabeth Deiß (Schulamt München), Waltraud Lučić (1. Vorsitzende im MLLV) und Dr. Michael HoderleinRein (Personalratsvorsitzender des ÖPR München) in Kleingruppen zusammen. Diese wurden je von einer/einem Grundund einer/einem MittelschullehrerIn aus der ABJ München betreut. In diesem persönlichen Rahmen hatten die Teilnehmer nun Gelegenheit, ihre Fragen rund um das Thema Lehramtsanwärterschaft zu stellen und von Junglehrern beantwortet zu bekommen. Nach anfänglicher Zurückhaltung entstanden schnell lebhafte Gespräche an allen Tischen. Überstieg eine interessierte Frage dann doch einmal die Kompetenz der ABJ Mitglieder, standen die engagierten Seminarrektoren Barbara Mang (Grundschule München Stadt) und Joachim Höhne (Mittelschule München Stadt) sogleich unterstützend zur Seite. Nach zwei kommunikativen Stunden endete das Dienstanfängerseminar und die neuen Lehramtswärter starteten – hoffentlich gut informiert und zufrieden – in den letzten Abend vor dem ersten Schultag. Die ABJ München möchte sich auch hier bei allen Teilnehmern und Experten für das Gelingen des Abends, sowie bei der Mittelschule an der Alfonsstraße für die freundliche Bereitstellung der Aula danken! Sie alle haben dazu beigetragen, dass es ein lebendiger Abend wurde! Sabrina Bittner, Presse bei der ABJ München Sabrina Bittner im Gespräch mit Sarah Goldberg Zum neuen Schuljahr 2015/2016 standen bei der ABJ München Neuwahlen an. Zur neuen 1. Vorsitzenden wurde einstimmig Sarah Goldberg ernannt. Um die Person hinter dem Namen kennen zu lernen, habe ich mich mit ihr getroffen und nachgefragt. S. Bittner: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt! S. Goldberg: Danke. Ich freue mich schon sehr auf die neuen Aufgaben, die mit dem Amt verbunden sind. S. Bittner: Ich höre, du kommst nicht ursprünglich aus Bayern. Wo kommst du denn her? S. Goldberg: Gut gehört! Ich kam 2006 aus dem hohen Norden nach München, um in der „Weltstadt mit Herz“ Hauptschullehramt mit den Fächern Deutsch, Mathe, Biologie und Sport zu studieren. S. Bittner: Und wie ging es für dich dann weiter? 24 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 S. Goldberg: Nach meinem Studium beendete ich im Schuljahr 2013/14 erfolgreich die Lehramtsanwärterschaft in München-Allach. Glücklicherweise konnte ich dort meine Klasse ein weiteres Jahr begleiten und bin nun, im Schuljahr 2015/2016 abermals in einer 5. Klasse als Klassenleitung eingesetzt. S. Bittner: Hast du denn nie mit dem Gedanken gespielt, wieder in den Norden zurück zu kehren? S. Goldberg: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in meinen Ferien auf dem Deich stehe und die Salzluft schmecke, denn der Norden ist und bleibt meine Heimat. München ist aber mein Zuhause und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das in Zukunft ändern wird. S. Bittner: Nun bist du 1. Vorsitzende. Warst du davor auch schon bei der ABJ München? S. Goldberg: Ja. Ich bin seit 2013 aktives Mitglied der ABJ München und in den letzten beiden Jahren auch 2. Vorsitzende gewesen. S. Bittner: Was hat dich damals dazu bewogen, dich aktiv bei der ABJ München zu engagieren? S. Goldberg: Mir lag schon immer besonders die Kooperation zwischen allen Schularten, eine Vernetzung der JunglehrerInnen und die enge Zusammenarbeit mit den Seminarrektoren am Herzen, um gemeinsam Schule zu entwickeln und als Lebensund Lernraum weiter zu gestalten. Dies sind auch die Schwerpunkte meiner Arbeit als 1. Vorsitzende. Um diese Ziele verwirklichen zu können, braucht man jedoch ein Team an seiner Seite. Das glaube ich in der ABJ München bzw. auch im MLLV gefunden zu haben. Vielen Dank, Sarah, dass du dir die Zeit genommen hast! ABJ / Buchtipp Buchtipp Wegbegleiter und Mutmacher: ABJ-Termine 2015 / 2016 12. November Informationsveranstaltungen „Vorbereitung auf die schriftliche Hausarbeit“ – Frau Mang und „Vorbereitung auf die Lehrproben“ – Frau Lechner (17.00 Uhr) 23. November Workshop „Arbeitsplatzorganisation und Zeitmanagement“ Frau Waszak (17.30 Uhr) 7. Januar 2. Offene Sitzung für Interessierte an der ABJ (18.00 Uhr) 18. Februar Informationsveranstaltung „Projektprüfung: nichts Neues, oder doch?“ – Katharina Kühn und Isabelle Richter (18.00 Uhr) 3. März Informationsveranstaltung „Vorbereitung auf das Kolloquium und die mündlichen Prüfungen“ – Frau Korschofsky und Frau Haug (17.00 Uhr) 7. April 3. Offene Sitzung für Interessierte an der ABJ (18.00 Uhr) ! Ein lesenswertes Buch Wie entkommen wir einem Leben im ständigen Reiz-Reaktions-Modus? Arbeit und Ehrenamt waren für mich Freude und Erfüllung. Mit dem Blaulicht im Kopf funktionierte die Reiz-Sofort-Reaktion. Ich habe mich selber oft vergessen und Dank der „Selbststeuerung“ von Prof. Bauer wieder neu entdeckt, Entscheidungen getroffen und lerne nun ein selbstbestimmtes Leben zu leben. Schon Kinder müssen im Rahmen der Erziehung zur Selbstkontrolle angehalten werden, also lernen zu warten, zu teilen und ihre Impulse zu kontrollieren. Mit Blaulicht im Kopf, in einer virtuellen Welt, wachsen unsere Kinder auf. Prof. Bauer erklärt anschaulich, warum Kinder Momente des Nichtstuns und Zeiten der Muße erleben müssen; warum Kinder über eine funktionierende Selbstkontrolle verfügen sollten. Da der freie Wille nicht zuletzt auch eine Sache der Erziehung ist, gehört diese Lektüre in jeden Bücherschrank von Eltern, Erzieherinnen, Lehramtsstudenten, Lehrkräften und Hochschuldozenten. Doch geht das Thema auch uns Erwachsene an, die wir uns mit unserer eigenen Selbstfürsorge oft so schwertun. Und schließlich macht das Buch auch Menschen, die sich mit einer Krankheit auseinandersetzen müssen, Mut und erböffnet wichtige Perspektiven. Der Autor zeigt gut lesbar die gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für gelingende Selbststeuerung auf, für wache Präsenz im Hier und Jetzt, für ein Abwerfen von Verpflichtungsballast, für ein Leben zur Bewältigung der Risikofaktoren wie Stress, Armut und Krankheit. Prof. Joachim Bauer ist es wieder einmal gelungen, einen Wegbegleiter und Mutmacher zu schreiben, dessen Inhalte er, wie gewohnt, fundiert aufzeigt, auf eine leicht verständliche, motivierende Sprache herunterbricht und so jeden Leser mitnimmt. Waltraud Lučić Der 1951 geborene Joachim Bauer ist seit vielen Jahren in der molekularund neurobiologischen Spitzenfor- 21. April „Plan B: Wenn nicht Schule, was dann...“ – Bettina Hottner und Isabelle Richter (18.00 Uhr) schung tätig, unter anderem am Mount Sinai Medical Center in New York. Der in Psychoneuroimmunologie und Psychiatrie doppelt habilitierte Arzt und Wissenschaftler fasziniert durch seine 7. Juli 4. Offene Sitzung für Interessierte an der ABJ (18.00 Uhr) populärwissenschaftlichen, gut verständlichen Buchveröffentlichungen. Der vielfach ausgezeichnete Forscher arbeitet heute als Universitätsprofessor 18. Juli Gesprächsrunde „Klassenleitung“ – Sabrina Bittner und Sarah Goldberg (18.00 Uhr) in der Abteilung für Psychosomatische Medizin am Uniklinikum Freiburg und ist der wissenschaftliche Leiter des BLLV-Gesundheitsinstituts. Selbststeuerung: Die Wiederentdeckung des freien Willens. Gebundene Ausgabe – 14.4.2015 von Joachim Bauer, ISBN: 978-389661-538-2, Blessing Verlag Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 25 Pensionisten aktiv Stadtführung in Schongau unter Dach Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einer Stadtführung teil und es beginnt zu regnen. Was geschieht? Jeder wühlt in seinem Rucksack nach dem Regenschirm! Nicht so unsere fünfzehn Pensionisten in Schongau: Sie standen und spazierten im Trockenen in einem überdachten Wehrgang der Stadtmauer und lauschten den kundigen Ausführungen der Stadtführerin zur Stadtgeschichte. Dann führte am 8. Juli der weitere Spaziergang durch die Schongauer Altstadt vom Wehrgang mit Blick auf die Erasmuskirche mit ihrem kostbaren Rokokoaltar zum Ballenhaus, einer Art Schranne für die mittelalterlichen Kaufleute, dann zum ehemaligen Schloss und zur Stadtpfarrkirche. Auch der Aufstieg zum Hexenturm lohnte sich für die spannenden Geschichten aus der Zeit der Hexenverfolgung. Nach dem Mittagessen konnten wir dann das Innere der ehemaligen Erasmuskirche, die seinerzeit Rompilgern als Herberge diente, besichtigen. Diese Kirche bildet heute den Kern des modernen und didaktisch eindrucksvollen Stadtmuseums und spannt einen weiten Bogen von der Steinzeit über die römischen Funde ins Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Rückreise nach der obligatorischen Cafe-Einkehr verlief trotz einmaligem Umsteigen gemütlich und der Dank aller an unsere Organisatorin Christa Bopp für die Vorbereitung dieses ereignisreichen Tages war ihr sicher. Juli Stammtisch Fast 30 Pensionisten besuchten den Juli-Stammtisch. Kurz entschlossen wurden zwei Tische angebaut (Platz haben wir ja in unserem Glas-Pavillon genug!), so dass unser Sozialreferent Dieter Denninger dort auch aktuelle Einzelberatung leisten konnte. Computerkurs 2015 Wir wollen im November an zwei Nachmittagen (jeweils Mittwoch) einen weiteren Computerkurs zum Thema „Digitale Fotografie und digitale Bildbearbeitung“ durchführen, da bereits einige Anmeldungen vorliegen; 5 Plätze wären noch frei. Anmeldungen und Rückfragen: Termine und Ort erfahren Sie direkt bei Herrn Körner Tel. 314 89 29 Für alle Veranstaltungen (bis auf die Computerkurse oder bei einer Führung mit Platzbeschränkung) ist keine besondere Anmeldung nötig. Da die Termine sich manchmal mit dem Erscheinen der MLZ überschneiden, sehen Sie bitte auch auf unsere MLLV-Homepage: bllv.de > bllv regional > München > Termine Tel.-Kontakte: Volker Körner 314 89 29, Christa Bopp 56 46 59, Wolfgang Henninger 811 33 60, Udo Zieroff 361 96 443, Jildico Luczfalvy-Jansco 0172 - 81 59 912 26 Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 Die nächsten Unternehmungen auf einen Blick: Stammtische 29.10., 25.11., 27.1. Wie gewohnt jeweils am letzten Mittwoch im Monat, nun aber neu im Hansahaus, Briennerstr. 39, U-Bahn U2, Haltestelle Königplatz, Aufgang Briennerstraße. Ab 18 Uhr bis ca. 20 Uhr; Restaurant Hansa Garten Pensionistenversammlung Dienstag, 10. November 2015, 15 – 17 Uhr mit Sozialreferent Dieter Denninger im BLLV-Haus, Bavariaring 37. • Neues aus Beihilfe und Versicherungswesen • Aus der Arbeit des Sozialreferates • Allgemeines, Informationsmaterial, Probleme • Erfahrungsaustausch Adventlicher Ausflug am 2. Dezember ! Anzeige Münchner Lehrerzeitung Oktober / 2015 27 Anzeige
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