Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH Strukturbericht des

 Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH Strukturbericht des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes (BKPV) Struktur der Erbringung von stationären Krankenhausleistungen im Landkreis Freyung‐Grafenau Gemeinsames Exzerpt Bayerischer Kommunaler Prüfungsverband (BKPV) Landkreis Freyung‐Grafenau Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH Einleitung
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen die wesentlichen Inhalte des Strukturberichts über
die Erbringung von stationären Krankenhausleistungen im Landkreis Freyung-Grafenau vor,
der vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband (BKPV) als neutralem Gutachter erstellt worden ist. Er ist für die Landkreise in Bayern gem. Art. 91 Abs. 1 der Bayerischen
Landkreisordnung das überörtliche Prüfungsorgan.
Aus Gründen des Datenschutzes und mit Rücksicht insbesondere auf die schützenswerten
Interessen der Belegärzte an unseren Krankenhäusern ist es nicht möglich, den Strukturbericht vollständig für die Öffentlichkeit frei zugänglich zu machen.
Wir sind jedoch der Auffassung, dass das Thema der stationären Krankenhausleistungen
jeden Bürger im Landkreis betrifft. Deswegen wollen wir die Aussagen transparent machen
und haben uns entschlossen, alle wesentlichen Inhalte des Strukturberichts in ein Exzerpt
aufzunehmen. Der interessierte Leser kann sich so ein eigenes Bild machen und eine qualifizierte Meinung bilden.
1 1. Auftrag
Der Landkreis Freyung-Grafenau beauftragte uns mit Schreiben (E-Mail) vom
14.10.2014, in einer Stellungnahme zur Haushaltskonsolidierung im Rahmen der überörtlichen Rechnungsprüfung auch die Struktur der Krankenhausversorgung im Landkreis zu begutachten.
2. Istzustand der Krankenhausversorgung
2.1 Rechtliche Grundlagen, Krankenhausplanung und Standorte
Die Krankenhäuser im Landkreis Freyung-Grafenau werden von der Kliniken Am Goldenen
Steig gGmbH betrieben. Der Landkreis Freyung-Grafenau ist Alleingesellschafter. Die Kreiskrankenhäuser sind in den Krankenhausplan 2015 des Freistaates Bayern wie folgt aufgenommen:
Kreiskrankenhaus Grafenau
Kreiskrankenhaus Waldkirchen
davon:
Kreiskrankenhaus Freyung
115 Planbetten
90 Planbetten
8 Planbetten
200 Planbetten
Innere Medizin, Urologie
Chirurgie, Innere Medizin,
Orthopädie
Palliativversorgung
Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, HNO,
Psychosomatik
Die Krankenhäuser werden seit 01.01.2013 als ein Krankenhaus der Versorgungsstufe I im
Sinne des Krankenhausplans geführt.
Zum 01.01.2015 wurde die Anzahl der Planbetten des Kreiskrankenhauses Grafenau auf
115 Planbetten verringert und zugleich die Planbettenzahl des Kreiskrankenhauses Freyung
auf 200 Planbetten erhöht. Die Fachabteilung für Innere Medizin am Kreiskrankenhaus
Freyung wurde zu diesem Zeitpunkt nach Grafenau verlegt. Demgegenüber wurde die
Fachabteilung für Visceralchirurgie des Kreiskrankenhauses Grafenau nach Freyung verlegt,
nachdem bereits im Jahr 2013 die Unfallchirurgie/Endoprothetik nach Freyung verlegt wurde;
nach den erteilten Auskünften wird zum 01.03.2015 auch die Gefäßchirurgie vom Kreiskrankenhaus Grafenau nach Freyung verlegt.
2 Die 405 Planbetten verteilten sich dann auf die Betriebsstätten und Fachrichtungen wie folgt:
Kreiskrankenhaus Grafenau:
Innere Medizin
92 Planbetten
Urologie
23 Planbetten
Kreiskrankenhaus Waldkirchen:
Innere Medizin
60 Planbetten
(davon 8 Planbetten Palliativ)
Chirurgie
15 Planbetten
Orthopädie
15 Planbetten
Kreiskrankenhaus Freyung:
Innere Medizin
10 Planbetten
Chirurgie
101 Planbetten
Gynäkologie und Geburtshilfe
14 Planbetten
Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde
60 Planbetten
Darüber hinaus betreibt das Tochterunternehmen FRG Service GmbH am Kreiskrankenhaus
Freyung eine geriatrische Rehabilitationseinrichtung mit 22 Plätzen.
Bezogen auf die Einwohnerzahl des Landkreises (77.498 Einwohner, Stand 31.03.2014) ist
die Bettendichte mit 5,23 Krankenhausbetten je 1.000 Einwohner vergleichsweise hoch.
Demgegenüber stellt sich die Bettendichte in vergleichbaren Flächenlandkreisen wie folgt
dar:
Landkreis Cham:
450 Planbetten
125.553 Einwohner
3,58 KHB je 1.000 EW
Landkreis Regen:
314 Planbetten
76.257 Einwohner
4,11 KHB je 1.000 EW
Landkreis Schwandorf:555 Planbetten
142.849 Einwohner
3,89 KHB je 1.000 EW
Bei einer Kennzahl von nur 3,8 bis 4,0 Planbetten je 1.000 Einwohner würde sich für den
Landkreis Freyung-Grafenau eine Anzahl von 295 bis 310 Planbetten errechnen. Selbst
wenn man die Fachrichtung Psychosomatik hinzurechnet, resultiert daraus ein maximaler
Bedarf an 355 bis 370 Krankenhausbetten.
3 Neben der Anzahl der vorgehaltenen Planbetten fällt die Nähe der Krankenhausstandorte im Landkreises Freyung-Grafenau auf:
Freyung-Grafenau
19 km
Freyung-Waldkirchen
11 km
Waldkirchen-Grafenau
30 km
Die Entfernung zu Krankenhäusern der nächsthöheren Versorgungsstufe (Klinikum Passau,
Klinikum Deggendorf), die zum Teil in Konkurrenzsituation zu den Kreiskrankenhäusern stehen, stellt sich wie folgt dar:
Grafenau-Passau
42 km
Grafenau-Deggendorf
43 km
Waldkirchen-Passau
29 km
Waldkirchen-Deggendorf
65 km
Freyung-Deggendorf
60 km
Freyung-Passau
37 km
Daneben sind Überschneidungen des Einzugsgebiets zu Krankenhäusern der gleichen Versorgungsstufe festzustellen. Insbesondere anzuführen ist die Nähe des Kreiskrankenhauses
Grafenau zum Kreiskrankenhaus Zwiesel (37 km) und die Nähe des Kreiskrankenhauses
Waldkirchen zum Kreiskrankenhaus Wegscheid (27 km).
Es gilt aber auch zu bedenken, dass die Versorgung von Patienten aus benachbarten Landkreisen nicht primär die Aufgabe der Kreiskrankenhäuser darstellt.
Problematisch ist auch die Aufteilung auf drei voneinander nicht weit entfernte Krankenhausstandorte.
2.2 Betriebliche Grundlagen
Insgesamt ist festzustellen, dass die vorgehaltenen Krankenhausbetten im DRG-Bereich den
im Krankenhausplan des Freistaates Bayern als Zielwert genannten Nutzungsgrad von 85%
unterschritten haben. Ungeachtet dessen halten wir zum Ausgleich saisonaler Schwankungen einen Nutzungsgrad von 80 %für ausreichend. Ausgehend von der Belegung der beiden
letzten Jahre wären bei diesem Nutzungsgrad rd. 325 Betten ausreichend.
4 Bei der Durchsicht der Statistiken nach Patientenabwanderungen (Stand 2013) für die
Hauptabteilungen Innere Medizin und Chirurgie fiel auf, dass im Bereich der Inneren Medizin
ein vergleichsweise hoher Anteil von 1.440 Patienten das Klinikum Passau aufsucht, was
durch die höhere Versorgungsstufe des Klinikums einerseits und die Nähe zu den Kreiskrankenhäusern andererseits bedingt ist. Gleichwohl entspricht dies einem Anteil von 17 % der
internistisch behandelten Patienten des Landkreises, wohingegen der Anteil in der Chirurgie
nur 11 % beträgt. Demgegenüber sind weitaus geringere Abwanderungen in das Klinikum
Deggendorf zu verzeichnen, wobei sich hier auch die im Durchschnitt größere Entfernung zu
den Kreiskrankenhäusern auswirkt. ln diesem Zusammenhang sollte überwacht werden,
inwieweit die Einrichtung des Herzkatheterlabors am Kreiskrankenhaus Grafenau zu einer
Erhöhung der Patientenzahl und zu einer Verringerung der Abwanderungen führt.
Die Patientenzuwanderungen aus benachbarten Landkreisen sind insbesondere beim Kreiskrankenhaus Waldkirchen auffällig. Dort entfiel im Jahr 2014 nur ein Anteil von 65,3% der
Fallzahl auf Bewohner des Landkreises, wohingegen 30,1 % auf benachbarte Kommunen,
insbesondere auf den Landkreis Passau, entfielen.
Die Jahresergebnisse der Gesellschaft stellen sich in den Jahren 2011 bis 2014 wie folgt
dar:
2010:
+ 708.317,91 €
2011:
- 2.299.112,26 €
2012:
- 1.559.292,18 €
2013:
- 1.516.799,03 €
Für das Jahr 2014 weist der Wirtschaftsplan einen Fehlbetrag im betrieblichen Bereich (ohne
Abschreibungen und Auflösungen von Sonderposten) von 1,2 Mio € aus. Unter Einbeziehung der ergebniswirksamen Abschreibungen auf das nicht mit Zuschüssen oder Fördermitteln finanzierte Anlagevermögen (nach den von der Anlagenbuchhaltung erteilten Auskünften beliefen sich diese Abschreibungen im Jahr 2013 auf rd. 270 T€) dürfte bei diesen Prognosen das Jahresergebnis 2014 nicht wesentlich vom Vorjahresergebnis abweichen.
Auch wenn die bereits während des Jahres durchgeführten strukturellen Veränderungen sich
noch nicht in vollem Umfang auf das Jahresergebnis 2014 auswirkten, und auch die im Jahr
2015 bereits vollzogenen und geplanten Maßnahmen zu weiteren Verbesserungen des Jahresergebnisses führen werden, bleibt festzustellen, dass immer noch erhebliche Jahresfehlbeträge zu erwarten sind.
5 Der Grund hierfür liegt darin, dass durch die Aufteilung der stationären Krankenhausversorgung auf mehrere zum Teil kleine Standorte in erheblichem Maße Fixkosten sowohl durch
die Vorhaltung von Mindestpersonalbesetzungen für kleine Einheiten (z.B. ärztlicher Dienst,
OP-Personal, medizinisch-technischer Dienst, technischer Dienst, Speisenversorgung) als
auch durch zusätzliche Sachkosten (z.B. für Instandhaltung und Wartung von Gebäuden und
sonstigen Anlagegütern, Energiekosten) entstehen, denen keine entsprechenden Leistungserträge gegenüberstehen. Dadurch entstehen aufgrund von Mindestvorhaltungen an Personal für die Versorgung von Patienten und die Abdeckung von Bereitschaftsdiensten und Rufbereitschaften hohe Fixkosten sowohl im medizinischen Bereich als auch in unterstützenden
Bereichen, z.B. der Speisenversorgung und der Belieferung mit Medikamenten und Hilfsgütern.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre die Vorhaltung nur eines Standortes in Freyung zu
empfehlen.
Dies lässt sich allerdings unter den gegebenen baulichen Voraussetzungen nicht verwirklichen, weil durch eine nach den uns erteilten Auskünften mögliche Aufstockung des Kreiskrankenhauses Freyung alleine die zusätzliche Bettenkapazität von 115 Betten nicht erreicht
werden kann und darüber hinaus die nach Art.11 BayKrG geförderte Baumaßnahme „Erweiterung und Anpassung Funktionsbereich und lntensivpflege" am Kreiskrankenhaus Grafenau
durchgeführt wird. Neben den hierfür bislang erhaltenen Fördermitteln von 4,3 Mio € ist zu
erwarten, dass auch Fördermittel für in der Vergangenheit nach dem BayKrG geförderte
Maßnahmen anteilig (nach einer überschlägigen Berechnung rd. 11,0 Mio €) zurückerstattet
werden müssten. Darüber hinaus entstünde für den Landkreis Freyung-Grafenau das Problem, wie das Krankenhausgebäude in Grafenau weiter genutzt werden könnte.
2.3 Kooperation mit dem Bezirk Niederbayern
Der Bezirk Niederbayern bekundete während der Erstellung dieses Gutachtens Interesse an
der Anmietung freier Kapazitäten in einem der Krankenhäuser, weil bedingt durch bauliche
Mängel kurzfristig ab 01.07.2015 40 Patienten des Bezirksklinikums Mainkofen an einen
anderen Standort verlegt werden müssen. Die Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH erklärte
sich grundsätzlich bereit, eine derzeit nicht betriebene Station am Krankenhaus Freyung zur
Verfügung zu stellen.
Zwischenzeitlich stimmte der Bezirksausschuss des Bezirks Niederbayern in der Sitzung am
03.03.2015 der vorübergehenden Auslagerung von 40 Patienten des Bezirksklinikums Mainkofen in das Kreiskrankenhaus Freyung zu.
6 Dadurch können während der Zeit der Auslagerung zu den ohnehin erwarteten Verbesserungen des Betriebsergebnisses weitere Erträge erzielt werden.
2.4 Derzeit durchgeführte und geplante bauliche Maßnahmen
Die nachfolgend dargestellten Maßnahmen dienen u.a. auch der Umsetzung der vom Landkreis Freyung-Grafenau in der Sitzung des Kreistags am 07.05.2012 beschlossenen Umstrukturierung der Fachabteilungen bei gleichzeitigem Erhalt der drei Krankenhausstandorte.
Nachdem die geplanten Investitionsausgaben nur teilweise aus Fördermitteln nach dem
BayKrG finanziert werden können und zudem aus dem betrieblichen Bereich keine Eigenmittel der GmbH zur Verfügung stehen, wird der Landkreis Freyung-Grafenau erhebliche Mittel
zur Finanzierung aufbringen müssen.
2.4.1 Kreiskrankenhaus Grafenau
Am Kreiskrankenhaus Grafenau wird derzeit die Maßnahme „Erweiterung und Anpassung
Funktionsbereich und lntensivpflege" durchgeführt. Hierfür sind im Krankenhausbauprogramm 2014 des Freistaates Bayern Fördermittel von 7,8 Mio € ausgewiesen. Bislang sind
hierfür nach den erteilten Auskünften Ausgaben von rd. 3,5 Mio angefallen. Zudem ist nach
den Auskünften des Rechnungswesens hierfür ein Investitionskostenzuschuss des Landkreises von 200 T€ eingegangen. Insgesamt sollen sich die Ausgaben für diese Maßnahme
auf rd. 11,0 Mio € belaufen, d.h. weitere Zuschüsse des Gesellschafters von rd. 3,0 Mio sind
zur Abdeckung der Investitionsausgaben erforderlich.
2.4.2 Kreiskrankenhaus Freyung
Für den Bauabschnitt 2 des Kreiskrankenhauses Freyung (insbesondere Sanierung OPAbteilung, Pflegebereich) sind im Krankenhausbauprogramm 2014 des Freistaates Bayern
Fördermittel von 12,3 Mio € ausgewiesen. Davon werden nach den von der Geschäftsführung erteilten Auskünften rd. 1,4 Mio € in den Bauabschnitt 3 umgegliedert. Bislang wurden
10,44 Mio € Fördermittel ausbezahlt. Die für den 2. Bauabschnitt an- gefallenen Ausgaben
belaufen sich auf rd. 11,92 Mio €. Nach den uns von der Geschäftsführung erteilten Auskünften ist die Maßnahme bis auf die in den Bauabschnitt 3verlegten Arbeiten (lntensivbereich,
IMC und Geburtshilfe) sowie die Sanierung der Station 1 abgeschlossen.
7 Mit Schreiben vom 29.01.2015 wurde die Förderung des 3. Bauabschnitts mit rd. 5,3 Mio €
(davon rd. 1,4 Mio € aus dem Bauabschnitt 2) beantragt.
Insgesamt werden für beide Baumaßnahmen Ausgaben von rd. 24,8 Mio € veranschlagt.
Selbst wenn für den 3. Bauabschnitt eine Fördersumme von 3,9 Mio € gewährt werden würde, verbliebe insgesamt eine vom Landkreis zu deckende Finanzierung von 8,6 Mio €. Bislang gingen nach den Auskünften des Rechnungswesens bei der GmbH Investitionszuschüsse des Landkreises von 3,73 Mio € ein.
2.4.3 Kreiskrankenhaus Waldkirchen
Mit Schreiben vom 02.07.2014 teilte die Regierung von Niederbayern dem Krankenhausträger mit, dass die Baumaßnahme „Strukturverbesserung, 1. Bauabschnitt (insbesondere OPBereich, lntensivversorgung)" mit förderfähigen Kosten von 8,96 Mio € für das Jahreskrankenhausbauprogramm 2018 vorgesehen ist. Neben den genannten Maßnahmen sollen mit
dieser Maßnahme, deren Gesamtkosten mit rd.13,8 Mio € veranschlagt sind, auch die
Raumdefizite im Kellergeschoss beseitigt werden.
3. Struktur der Krankenhausversorgung
3.1 Strategiekonzept 2012
Die vom Kreistag des Landkreises Freyung-Grafenau am 07.05.2012 beschlossene Änderung der Struktur der Krankenhausversorgung hatte zum Ziel, die Zukunftsfähigkeit der Kliniken als Grundversarger der Region bei Erhalt der drei Krankenhausstandorte nachhaltig zu
sichern. Dabei wurden, wie im Abschnitt 2.1 erläutert, 25 Krankenhausplanbetten von Grafenau nach Freyung verlegt. Zudem sollten die Standorte zu einem Krankenhaus im Sinne
des Krankenhausplans Bayern zusammengefasst werden; dies ist zwischenzeitlich vollzogen.
Um Doppelvorhaltungen von Leistungsangeboten an mehreren Standorten zu vermeiden,
sollte das Kreiskrankenhaus Grafenau zu einem Krankenhaus mit internistischem Schwerpunkt und das Kreiskrankenhaus Freyung zu einem Krankenhaus mit chirurgischem
Schwerpunkt umgestaltet werden. Durch dieses Modell sollen insbesondere Einsparungen
bei den Bereitschaftsdiensten erreicht werden.
8 3.2 Beurteilung dieses Strategiekonzeptes
Grundsätzlich ist die Konzentration des Leistungsangebots im Bereich der Standorte
Freyung und Grafenau zu begrüßen. Um allerdings nachhaltige Auswirkungen im Betriebsergebnis erzielen zu können, muss, wie bereits im vorherigen Abschnitt ausgeführt, die Fallzahl auf Dauer durch die Einrichtung des Herzkatheterlabors gesteigert werden.
Problematisch ist bei dieser Struktur nach wie vor - auch unter Einbeziehung der Gefäßchirurgie - die Auslastung des Akutbereichs am Kreiskrankenhaus Freyung. Ein wesentlicher
Grund für die nicht optimale Auslastung stellt die am Kreiskrankenhaus Freyung verbliebene
Fachabteilung für Innere Medizin mit 10 Planbetten dar.
Des Weiteren sollen nach diesem Konzept die Unfallchirurgie und die Orthopädie am Kreiskrankenhaus Waldkirchen erhalten bleiben und der OP-Bereich als Teil der geplanten Baumaßnahme saniert werden. Dabei gilt es zu bedenken, dass der derzeitige Chefarzt für Unfallchirurgie am Krankenhaus Waldkirchen in absehbarer Zeit in Ruhestand gehen wird und
zudem auch der Chefarzt für Unfallchirurgie am Krankenhaus Freyung einige Jahre später
altersbedingt ausscheiden wird. Mittelfristig sind dadurch zwei leitende Ärzte in diesem Bereich bei vergleichsweise geringer Größe der Fachabteilung und kurzer Entfernung der beiden Krankenhäuser zu ersetzen. Nach unseren Erfahrungen gestaltet sich die Nachbesetzung von Chefarztstellen ebenso wie von Oberarzt- und Assistenzarztstellen insbesondere
im ländlichen Bereich immer schwieriger. Damit besteht die Gefahr, dass zumindest für eines der beiden Krankenhäuser in diesem Fachbereich eine qualitativ hochwertige Besetzung
des ärztlichen Dienstes auf Dauer nicht mehr gewährleistet ist. Hinzu kommt, dass auch die
Fachärzte der Orthopädie aus Altersgründen mittelfristig ihre Arbeit beenden werden und
hierfür ebenfalls Ersatz gesucht werden müsste.
Wenn eine qualifizierte Nachbesetzung der ausscheidenden Ärzte nicht gefunden werden
kann, ist ein erheblicher Anstieg der betrieblichen Fehlbeträge zu erwarten, weil die vorgehaltenen Kapazitäten am Krankenhaus Waldkirchen nach einer Sanierung nur eingeschränkt
anderweitig genutzt werden könnten und sich deshalb die Standortfrage für den Krankenhausträger erneut stellen würde.
9 3.3.1
Beibehaltung von drei Krankenhausstandorten mit Verlagerung der Chirurgie/Orthopädie an das Krankenhaus Freyung
Um die im Abschnitt 3.2 genannten mittelfristig zu erwartenden Nachteile im Bereich der unfallchirurgischen und orthopädischen Abteilung im Landkreis zu vermeiden und zugleich einen Belegungsanstieg im chirurgischen Bereich des Kreiskrankenhauses Freyung zu erreichen, könnte dieser Bereich künftig an den Krankenhausstandort Freyung verlagert werden.
Kurzfristig können jedoch dadurch keine Betriebskosten eingespart werden. Auch mittelfristig, wenn ausscheidendes Personal nicht ersetzt wird, wird dadurch eine Erhöhung der betrieblichen Verluste nicht zu vermeiden sein, weil immer noch ein vergleichsweise hoher
Fixkostenanteil durch den Betrieb des Standortes Waldkirchen verbleibt. Zusammenfassend
kann festgestellt werden, dass diese Alternative nicht zu empfehlen ist.
3.3.2
Beibehaltung von drei Krankenhausstandorten mit Verlagerung der Chirurgie/Orthopädie und der Inneren Medizin an das Krankenhaus Freyung und Betrieb einer Fachklinik für Psychosomatik in Waldkirchen
Im Gegensatz zu der im Abschnitt 3.3.1 aufgezeigten Möglichkeit müsste zusätzlich zu den
Fachabteilungen für Unfallchirurgie und Orthopädie auch der Fachbereich für Innere Medizin
an das Krankenhaus Freyung verlagert werden. Eine Verlagerung der Inneren Medizin an
das Krankenhaus Grafenau kann in diesem Zusammenhang nicht empfohlen werden, da
hier bei der erwarteten Fallzahlsteigerung durch die Inbetriebnahme des Herzkatheterlabors
Kapazitätsprobleme entstehen, die baulich mittelfristig nicht gelöst werden könnten.
Aus wirtschaftlicher Hinsicht wäre eine Verlagerung der Fachabteilungen an das Krankenhaus Freyung grundsätzlich zu empfehlen, weil die gesamten standortbezogenen Fixkosten
sowie Materialtransporte nach Waldkirchen entfielen. Darüber hinaus wäre auch eine angemessene konsiliarische Versorgung der chirurgischen Patienten durch die Internisten möglich. Zugleich könnte durch eine Verlagerung von rund 40 internistischen Planbetten (einschließlich der Palliativmedizin) an das Krankenhaus Freyung ein onkologischer Schwerpunkt an diesem Standort eingerichtet werden, der insbesondere im Hinblick auf die dort
vorgehaltenen Visceralchirurgie und Gynäkologie vorteilhaft wäre.
Nach einer überschlägigen Berechnung der Verwaltung der GmbH könnten bei einer derartigen Verlagerung rd. 800 T€ an Betriebskosten eingespart werden, da Doppelvorhaltungen
von Einrichtungen und Personal entfielen.
10 Im Gegenzug würde die bisher im ehemaligen Personalwohnheim des Krankenhauses
Freyung betriebene Fachabteilung für Psychosomatik nach Waldkirchen verlagert. Ungeachtet der weiteren Entwicklung der Erlöse durch die Umstellung auf pauschalierende Entgelte
(PEPP) und die sich durch Änderungen des Personaleinsatzes ergebenden Auswirkungen
ist zu erwarten, dass sich durch diese Verlagerung auf ein größeres Gebäude der derzeit
nach nachvollziehbaren Berechnungen der GmbH hohe Deckungsbeitrag von rd. 1,0 Mio €
wegen höherer Aufwendungen für Energie- und Raumkosten um rd. 300 T€ verringern wird.
36-40 Krankenhausplanbetten würden aus der Akutversorgung ausscheiden, für die der
GmbH Ausgleichszahlungen nach Art. 17 BayKrG gewährt würden, die nach derzeitigem
Rechtsstand 360-480 T€ betragen.
Im investiven Bereich ist zu berücksichtigen, dass zunächst am Krankenhaus Freyung zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden müssten. Das wegen der Verlagerung der Psychosomatik in Freyung freiwerdende Gebäude ist für die stationäre Versorgung von chirurgisch/orthopädischen und internistischen Patienten nicht geeignet. Demnach müsste das
Krankenhaus Freyung zumindest teilweise aufgestockt werden.
Darüber hinaus müsste das Gebäude in Waldkirchen für den neuen Zweck saniert und
umgebaut werden, da zum einen keine OP-Kapazitäten mehr benötigt werden und
zum anderen die psychosomatischen Patienten, speziell die bisher in Freyung behandelten
Patienten mit Essstörungen, eine eher dem Wohnbereich angenäherte Unterbringung vorziehen. Bei einer stärkeren Ausrichtung der Unterbringung an ein Krankenhaus ist ein Belegungsrückgang zu befürchten.
Der Landkreis Freyung-Grafenau müsste dann auch eine andere Verwendung für das Personalwohnheim finden. Es wären dann auch hier Sanierungs- bzw. Instandhaltungsarbeiten jedoch in wesentlich geringerem Umfang als bei einem Umbau eines Krankenhauses - erforderlich, um die Immobilie zu Wohnzwecken und/oder als Bürogebäude zu nutzen oder
zu vermieten.
11 3.3.3 Herausnahme des Standortes Waldkirchen aus der akutstationären Versorgung
ln diesem Abschnitt werden die Auswirkungen beschrieben, wenn der Landkreis FreyungGrafenau im Rahmen der stationären Krankenhausversorgung nur mehr zwei Standorte vorhält.
Die positiven Auswirkungen aus der Verlagerung des Krankenhausbetriebs des Krankenhauses Waldkirchen an das Krankenhaus Freyung (erwartete Verbesserungen des Betriebsergebnisses um rd. 800 T€) wurden bereits im Abschnitt 3.3.2 erörtert. Sie würden bei
dieser Alternative auch in vollem Umfang eintreten, da keine Verlegung der Fachabteilung
erforderlich ist und die Patienten in dem bisherigen Umfeld verbleiben könnten. Ebenso verweisen wir auf die dort ausgeführten Auswirkungen im Hinblick auf eine notwendige Aufstockung des Krankenhauses Freyung. Nach ersten uns vom Geschäftsführer der GmbH vorgelegten Kostenschätzungen dürfte eine Aufstockung des Krankenhauses Freyung im Vergleich zu den investiven Kosten für die Sanierung des Krankenhauses Waldkirchen bei Fortführung der im Jahr 2012 beschlossenen Struktur der Krankenhausversorgung weniger Kosten insgesamt verursachen. Insoweit kann auch davon ausgegangen werden, dass der dem
Landkreis verbleibende Kostenanteil geringer ist.
Grundsätzlich bieten sich für die weitere Verwendung des Krankenhausgebäudes in Waldkirchen folgende Alternativen an:

Errichtung eines Pflegeheims

Errichtung eines Facharztzentrums

Umbau zu barrierefreien seniorengerechten Wohneinheiten mit dem durch örtliche
Anbieter zu realisierenden Angebotsmöglichkeiten im pflegerischen (ambulante
Dienste, Notrufmöglichkeit) und im hauswirtschaftlichen Bereich (insbesondere Speisenversorgung)
Für die o.a. Möglichkeiten zur Weiterverwendung außerhalb der stationären Krankenhausversorgung wäre zu prüfen, ob hierfür am Standort Waldkirchen ein Bedarf besteht.
12 Zusammenfassung
Die Kreiskrankenhäuser Freyung, Grafenau und Waldkirchen des Landkreises
Freyung-Grafenau werden von der Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH als ein
Krankenhaus im Sinne des Krankenhausplans mit 405 Planbetten betrieben.
Die Belegung der Kreiskrankenhäuser war in den Jahren 2013 (77,8 %) und 2014
(77,4 %) unterdurchschnittlich. Ohne Berücksichtigung der Fachabteilung Psychosomatik errechnete sich für den DRG-Bereich in diesen beiden Jahren nur ein Nutzungsgrad von rd. 75 %.
ln den Jahren 2011 bis 2013 sind Fehlbeträge von insgesamt 5,375 Mio € entstanden. Auch für das Jahr 2014 wird mit einem Jahresfehlbetrag von über 1 Mio € gerechnet.
Auch künftig sind immer noch erhebliche Jahresfehlbeträge zu erwarten. Durch die
Aufteilung der stationären Krankenhausversorgung auf mehrere zum Teil kleine
Standorte entstehen in erheblichem Maße Fixkosten als auch zusätzliche Sachkosten (z.B. Instandhaltung und Wartung von Gebäuden), denen keine entsprechenden
Leistungserträge gegenüberstehen.
Für die derzeit durchgeführten und ggfs. auch für geplanten baulichen Maßnahmen
wird der Landkreis erhebliche Mittel zur Finanzierung aufbringen müssen.
Um die Zukunft der Kliniken als Grundversorger der Region bei Erhalt der drei
Standorte und einem wirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten, beschloss der Kreistag des Landkreises Freyung-Grafenau am 07.05.2012 eine Änderung der Struktur
der Krankenhausversorgung. Von wesentlicher Bedeutung war dabei die Konzentration des Leistungsangebots der Inneren Medizin auf die Standorte Grafenau und
Waldkirchen sowie der Chirurgie auf den Standort Freyung. Als zweiter Standort für
die Unfallchirurgie zusammen mit der Orthopädie sollte das Kreiskrankenhaus
Waldkirchen verbleiben.
Insgesamt ist dieses Konzept als gut zu beurteilen, sofern am Kreiskrankenhaus
Grafenau der erwartete Belegungsanstieg realisiert werden kann. Dieses Konzept
vermag jedoch nicht alle zum heutigen Stand zu Tage getretenen strukturellen Probleme zu lösen. Probleme bereitet die Besetzung der Fachabteilung Unfallchirurgie
an zwei Krankenhausstandorten, insbesondere deswegen, weil mittelfristig sowohl
beide Chefärzte als auch die Orthopäden am Kreiskrankenhaus Waldkirchen aus
Altersgründen ihre Tätigkeit aufgeben. Vor diesem Hintergrund erachten wir eine
Konzentration des gesamten unfallchirurgischen/orthopädischen Leistungsspekt13 rums am Kreiskrankenhaus Freyung für empfehlenswert, zumal dort die räumlichen
Kapazitäten zur Verfügung stehen.
Es könnten dadurch weitere Verluste im betrieblichen Bereich vermieden werden,
die eintreten würden, wenn nach durchgeführter Sanierung des OP-Bereichs in
Waldkirchen wegen der fehlenden Möglichkeit, Ärztestellen wieder zu besetzen, der
Betrieb der Fachabteilung in Waldkirchen aufgegeben oder nur eingeschränkt weitergeführt werden könnte.
Eine Verbesserung der internistischen konsiliaren Versorgung für die chirurgischen
Patienten wäre wünschenswert und erwartungsgemäß auch mit einer höheren Belegung der akutmedizinischen Betten dort verbunden, die Praxis zeigt aber, dass dies
durch die vorhandene 10 Betten-Station nicht hinreichend geleistet werden kann.
Aus unserer Sicht empfehlenswert wäre es daher, das medizinische Angebot des
Krankenhauses Waldkirchen in das Krankenhaus Freyung zu integrieren und den
Standort Waldkirchen aus der Akutversorgung herauszunehmen und die Bettenzahl
um 30 bis 40 Planbetten zu verringern.
Allerdings müsste dann das Gebäude in Waldkirchen für eine anderweitige Nutzung
umgebaut und saniert werden. Bei einem Weiterbetrieb durch einen anderen Krankenhausträger sollte darauf geachtet werden, dass dessen Leistungsangebot nicht
in Konkurrenzsituation zu dem der Kliniken Am Goldenen Steig gGmbH steht. Ferner sollte damit auch keine Verlagerung von Fachabteilungen an einen anderen
Krankenhausträger verbunden werden.
Freyung, 08.06.2015
Bernhard Köhler
Bayer. Kommunaler
Prüfungsverband
Sebastian Gruber
Landrat und
Aufsichtsratsvorsitzender
Helmut Denk
Geschäftsführer
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