TIERE AN BORD 60 boote 11/09 Auf den See-Hund gekommen Das sollten Sie unbedingt beachten, bevor Ihr Hund in See sticht. S Zunächst einmal muss der Hund zum Boot passen. Und dabei sprechen wir nicht vom farblichen Zusammenspiel zwischen Golden-Retriever-Fell und beigem Salonsofa,sondern schlicht von der Größe.Wer einen ausgewachsenen Dobermann im Schlauchboot umherkutschiert, wird auf Dauer ebensowenig Freude an Boot und Tier haben wie jemand,der seinen 20-cm-Chihuahua unter den Bilgebrettern seines 15-mKreuzers vermisst. Größere Exemplare setzen ein entsprechendes Boot voraus, in dem sich „Hasso“ und „Bello“ auch bewegen und zurückziehen können.Gewohnte Gegenstän- FOTOS: JÖRG WEUSTHOFF olange es die Seefahrt gibt, begleiten Tiere den Menschen an Bord von Booten und Schiffen.Über Sinn oder Unsinn von Bordtieren, insbesondere Hunden, ist viel gesagt und geschrieben worden.Während die einen sich eine Bootstour ohne ihren geliebten Vierbeiner schlichtweg nicht vorstellen können, beklagen die anderen lauthals die Hinterlassenschaften im Hafen oder sprechen gar von Tierquälerei, wenn es ums Thema „Tiere auf Motorbooten“ geht. Diese Diskussion wollen wir hier nicht führen. Uns geht es um die puren Fakten dieses emotionalen Themas. Hundeweste ist „Pflicht“. Ohne entsprechende Weste kann man das Tier kaum wieder an Bord hieven. boote 11/09 61 TIERE AN BORD de wie Decke oder Körbchen erhöhen den „hündischen Wohlfühlfaktor“ erheblich. Der Hund ist ein Rudeltier. Für ihn ist es das Schlimmste, von seinem „Rudelführer“ – in 80 % der Fälle die Bordfrau – getrennt zu werden. Es ist also allemal besser, den Hund an Bord mitzunehmen, als ihn für die Dauer des Urlaubstörns im Tierheim zu „parken“. Bootsgeräusche und -bewegungen sind für Hunde ungewohnt und werden unter Umständen als bedrohlich empfunden. Wer sich als Mensch auf einem über die Wellen springenden Gleiter unwohl fühlt, hat nur ein grobe Ahnung, wie es seinem Hund dabei ergeht. Gewöhnen Sie ihn langsam ans Boot. Obwohl die sogenannte „Desensibilierung“,also das langsame Steigern der Lärm- und Bewegungsdosis, unter Fachleuten umstritten ist, scheint es doch eine geeignete Methode zu sein, dem Hund das Bootfahren schmackhaft zu machen. Regelmäßiger und ausgiebiger Landgang ist selbstverständlich.Spätestens nach sechs Stunden braucht der Vierbeiner festen Boden unter den Pfoten. Um überhastete „Toilettengänge“, die schon mal im Cockpit des Stegnachbarn geendet haben sollen, zu vermeiden, sollten Sie dem Hund vor Fahrtan- Rutschpartie: Glatte Vordecks sind nur etwas für erfahrene Hunde. Interview mit Prof. Dr. Ingo Nolte, Tierärtzliche Hochschule Hannover. BOOTE: Welche Kriterien müssen erfüllt werden, wenn man Hunde mit an Bord nimmt? Nolte: Wichtig ist,den Hund anfangs nicht zu überfordern und ihm die Angst zu nehmen.Man sollte ihn langsam an das Bootfahren gewöhnen und Ein- und Aussteigen – nur auf Kommando – trainieren, dabei darf auch eine Belohnung zur positiven Verstärkung nicht fehlen. Zu Beginn werden nur kurze Touren unternommen, um den Hund mit den schaukelnden Bewegungen des Bootes vertraut zu machen. Außerdem ist es wichtig, sich über die Einreisebestimmungen (Impfungen,Entwurmung) des jeweiligen zu bereisenden Landes zu informieren. Der Hund sollte ständig ein Halsband mit Plakette, auf der Namen,Schiffsname und Telefonnummer eingraviert sind, tragen. BOOTE: Gibt es Hunde, die besser oder schlechter geeignet sind zum Bootfahren? Nolte: Grundsätzlich sind alle Rassen geeignet, solange das eingangs Gesagte berücksichtigt wird und man dem Bewe- 62 boote 11/09 gungs- und Arbeitsdrang neben dem Bootfahren gerecht werden kann. Allerdings muss beachtet werden, dass ein großer Hund viel Platz im Boot beansprucht, und je nach Temperament muss das Boot stabil genug sein,um ein Kentern zu vermeiden. BOOTE: Kann ein Hund seekrank werden? Nolte: Ja, natürlich kann ein Hund seekrank werden. Daher ist es wichtig, den Hund langsam an das Bootfahren heranzuführen und auf kurzen Fahrten die Reisefähigkeit zu testen. Die Fütterung sollte auf Zeiten des Anlegens verlegt werden. Für Notfälle und stürmische See gibt es beim Tierarzt Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen. BOOTE: Wie lange hält es ein Hund ohne Landgang aus? Nolte: Grundsätzlich sollten dem Hund alle 6 bis 8 Stunden Landgang gewährt werden, aber abhängig von Alter, Temperament und Gewöhnung können dem Hund auch einmal längere Etappen zugemutet werden.Entscheidend für den Zeit- faktor ist aber, ob der Hund sich an eine Hundetoilette an Bord gewöhnen kann. BOOTE: Was halten Sie von Hundeschwimmwesten? Nolte: Schwimmwesten sind sinnvoll auch für den geübten Schwimmer unter den Hunden, da bei starker Strömung die Gefahr eines schnellen Abtreibens besteht. Außerdem bietet eine Weste Schutz gegen Auskühlen und Kräfteversagen bei einem längeren Aufenthalt in kaltem Wasser, zum Beispiel bei Kenterung des Bootes.Zum „Anziehen“ muss man allerdings viele Hunde geduldig „überreden“. BOOTE: Sind Leinen an Bord wichtig? Nolte: Grundsätzlich ist es immer empfehlenswert, eine Leine mitzuführen, auch in Anbetracht von Landgängen und möglichen Vorschriften in den jeweiligen Ländern. tritt nicht zu viel Wasser oder Futter verabreichen. Das Motto „Satter Hund, ruhiger Hund“ gilt an Bord nur bedingt und hat durchaus eine Kehrseite. Hunde reagieren sensibel auf die Stimmungslage des „Rudelführers“. Hektik und Stress Das Verhältnis Hund und Boot muss passen bei An- oder Ablegemanövern übertragen sich schnell auf den vierbeinigen Begleiter – mit entsprechenden Reaktionen.Ist abzusehen, dass der Anleger oder das Schleusenmanöver schwierig wird,schicken Sie ihn lieber unter Deck. Hat man die Möglichkeit, sollte man dem Hund in einer ruhigen Ankerbucht durch wiederholte Übung klarmachen, wohin er zu schwimmen hat, wenn’s ungewollt doch mal ins Wasser geht. Das Ziel ist das Boot (Badeplattform) und nicht das Land! Um in solchen Situationen überhaupt eine Chance zu haben, „Struppi“ wieder an Deck zu hieven, ist eine spezielle Hundeweste mit stabilem Griff, wie sie im Zubehörhandel für wenige Euro angeboten wird, die beste Lösung.Die Weste erleichtert dem Tier das Schwimmen, schützt bedingt vor Auskühlung und ist,speziell bei größeren Exemplaren, die einzige Möglichkeit, ihn wieder aufzufischen.Unterschätzen Sie dabei nicht das Gewicht eines nassen Hundes. Je nach Rasse hat man schnell mal 20 kg bis 50 kg „am Haken“. Ob der Hund auch an Bord mit einer Leine gesichert sein muss, hängt von Alter und Erfahrung des Tieres sowie dem Bootstyp ab.Spezielle Schwimmleinen in Signalfarben bekommt man im Zubehörhandel. Für die „jungen Wilden“ kann es durchaus ratsam sein, sie zumindest an Deck mit einer mittschiffs gespannten Sorgleine zu sichern. Speziell für kleinere Rassen haben sich darüber hinaus auch engmaschige Relingsnetze bewährt. Bei Weitem nicht jeder Hafen ist hundetauglich. Angefangen von der Stegbeschaffenheit (Belag und Plankenabstände) über die Auslaufmöglichkeiten (bitte nicht in die Kindersandkiste!) bis zur mentalen Einstellung des Hafenmeisters kann es viele Gründe für oder gegen einen Übernachtungshafen geben – den „perfekten“ Heimathafen setzen wir einmal voraus. Hier helfen Erfahrungen anderer Sportskollegen. Im Zweifel ruft man den Chef des nächsten Zielhafens vorher an. Bei Auslandsreisen gilt es, sich die Vorschriften des Gastlandes im Vorfeld der Reise genau anzuschauen. Hunde-Papiere und Impfbuch sind in jedem Fall vonnöten. Eine weitere Frage, die die Gemüter hundehaltender Skipper bewegt, ist die Seekrankheit. Ja, auch Hunde können seekrank werden – mehr dazu im Interview mit Prof. Dr. Nolte von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Torsten Moench Spaß und Entspannung mit 5 JAHREN Garantie! * Genießen Sie die exklusive 5-JAHRES-GARANTIE * der Mercury Außenbordmotoren. 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