imbiss 26. August 2015 · Nr. 35 Seite 15 Mit einfachen Produkten zum Erfolg Da geht mehr: Imbiss-Profi Tim Bobby Koch referiert beim Snackkongress über Expansion, Strategien und Visionen ■ Frankfurt Um das Geschäft mit dem schnellen Happen geht es beim Snackkongress am 9. und 10. September in Frankfurt am Main. Einer der Referenten ist Imbisstester und Kochbuchautor Tim Bobby Koch. Der Unternehmer und Mitbegründer von „Bobby & Fritz“ setzt auf die Imbiss-Klassiker Currywurst und Pommes. Im Gespräch mit afz-Autorin Nelli Nickel spricht der Hamburger über seine Visionen, Marken, Vielfalt und Gemütlichkeit. Koch: Einen Trend sehe ich vor allem in der vegetarischen und veganen Ernährung. Aber hier gibt es noch zu wenig. Ich würde mir persönlich mehr Läden wie my Indigo, Dean & David oder richtige Delis wünschen. ■ Ihre Currywurst halten Sie bewusst schlicht. Kommt das Einfache am besten an? Oder darf es auch etwas ausgefallen sein? Koch: Ein Snack darf gerne ausgefallen sein. Es gibt auch Wurstkonzepte, die 20 verschiedene Toppings anbieten, das ist lecker. Es ist super, wenn es Abwechslung gibt. Aber auch mit einfachen Produkten im Sortiment kann man erfolgreich sein und das haben wir uns vor allem für HochfrequenzStandorte vorgenommen, wo der Gast nicht immer so lange warten kann und will. Die angebotenen Artikel müssen aber in jedem Fall immer von guter Qualität sein. ■ Herr Koch, Currywurst ist glasklar Ihre Nummer eins. Was ist denn Ihr zweitliebster Snack? Tim Koch: Pommes und Bratwurst. Aber ich hole mir auch gern mal als Ausgleich einen Salat oder ein belegtes Brötchen beim Bäcker. ■ Nachdem Sie viele Jahre Imbissbuden getestet und sich durch das Sortiment probiert haben, gründeten Sie mit Alexandros Soukas Ihr eigenes ImbissGeschäft mit inzwischen vielen Standorten. War keine Currywurst gut genug? Koch: Wir haben festgestellt, dass es keine entsprechende Marke in dem Bereich Currywurst mit überregionaler Relevanz gibt. Die Idee von Bobby & Fritz ist, dass der Kunde ortsunabhängig die leckere Currywurst bekommt, die er kennt, in der Qualität, die er gewohnt ist. ■ Wie wichtig ist Qualität? Muss der Imbiss handgemacht sein, um beim Kunden gut anzukommen? Koch: Handgemacht ist relativ. Wir stellen unsere Würste und Saucen nach eigener Rezeptur her. Ich stelle mich aber nicht jeden Morgen hin und mache die Wurst von Hand. Wichtig ist vor allen Dingen die Qualität. Das schmecken die Leute raus, dieses Feedback bekommen wir. ■ Wie machen es die Gastronomen im Ausland? Kann sich Deutschland da etwas abgucken? Koch: Ich finde, es gibt in Deutschland nicht genug Auswahl. In London finden Sie zum Beispiel viel mehr Delis oder ConvenienceAngebote. In diesen Bereichen könnte hierzulande noch viel passieren. Bei uns boomen seit einiger Zeit die Foodtrucks, wie man sie aus den USA kennt. Aber ich befürchte, dass es nicht ewig so bleiben wird. Behördliche Genehmigungen machen es zu schwierig. Man kann sich nicht einfach an den Straßenrand stellen und sein Essen verkaufen. Deshalb bleibt dieses Angebot bisher auf Streetfood-Festivals beschränkt, was ich schade finde. Der Imbisstester und Kochbuchautor Tim Koch schuf mit dem Konzept „Bobby & Fritz“ eine überregionale Currywurst-Marke. | Foto: Bobby & Fritz ■ Mit Ihrem Essensangebot bieten Sie dem Kunden Verlässlichkeit. Er weiß, was er kriegt. Die Currywurst schmeckt in Essen genauso wie in München. Aber lebt die Gastronomie nicht von Ihrer Individualität? Koch: Die Gastronomie lebt natürlich von der Vielfältigkeit. Vielfalt bedeutet, dass es entsprechende Abwechslung gibt. Das finde ich als Kunde toll. Wir haben mit Bobby & Fritz eine Marke geschaffen und bauen das Vertrauen mit schlankem Konzept und guter Qualität zum Kunden auf. Es wäre super, wenn es weitere Konzepte gäbe, die zum Beispiel auch nebeneinander bestehen. Ich hätte nichts dagegen, wenn neben uns immer ein Backshop und eine Salatbar wären und die Kunden gemeinsam an einem Tisch sitzen. ■ Der Snackkongress hat dieses Jahr den Titel „Small Bite, Big Business“. Ist der Snackbereich wirklich so ein lukrativer Markt? Koch: Das glaube ich auf jeden Fall. Und im Bereich Currywurst und Pommes meine ich es auch zu wissen. Ich würde es begrüßen, wenn sich die Anbieter verschiedener Produkte mit ihren Marken etablieren. Im Bereich Snack und Systemgastronomie gibt es noch viele Möglichkeiten. ■ In Ihrem Vortrag auf dem Snack Kongress sprechen Sie über Expansionsstrategien und Visionen. Gibt es noch die Möglichkeit für Expansion? Wenn ich mich links und rechts umschaue, habe ich das Gefühl, dass der Markt eigentlich schon ziemlich voll ist. Koch: Ja, die gibt es. Es gibt 31 000 Imbissbuden in Deutschland. In den nächsten Jahren wird ein Generationenwechsel stattfinden. Und da werden sicher auch neue Marken kommen. Die Möglichkeiten sind da. ■ Wie sieht Ihre Vision aus? Koch: Unsere Vision ist, die erste nationale prägnante Marke für Currywurst und Pommes in Deutschland zu sein. Es ist erstaunlich, dass es bei 600 Millionen verkauften Currywürsten im Jahr keine Marke in dem Bereich gibt. ■ Wo sehen Sie Trends im Snackbereich? ■ Es ist kein Geheimnis, dass die Leute immer mehr außer Haus essen. Viele Anbieter von Snacks setzen dabei inzwischen auch auf Gemütlichkeit und bieten Sitzplätze an. Sind Snacks eine Konkurrenz zum Restaurantbesuch? Koch: Das glaube ich auf jeden Fall. Vor allem mittags ist das Snackangebot eine Konkurrenz zum Restaurant. Und auch abends wird die Nachfrage steigen. Die Leute gewöhnen sich an den schnellen Imbiss. Da nimmt man als Pendler etwas mit oder isst nochmal schnell vor Ort, bevor man sich auf den Nachhauseweg macht. Ein Store darf – auch wenn er nur einen kleinen Snack anbietet – trotzdem so aussehen, dass ich mich darin sehr wohl fühle. Wir haben unsere Imbissbuden absichtlich nicht weiß ausgekachelt, damit die Leute bloß schnell wieder weg sind. Wir freuen uns, wenn sie da bleiben und noch einen Kaffee oder ein Bier trinken. Die Atmosphäre im Snackbereich wird zunehmend besser. Und das finde ich gut. red · afz 35/2015 D www.bobby-fritz.com Snackkongress 2015 Titel: Snackkongress 2015 „Small bites, big business“ („Kleine Bissen, großes Geschäft“); Jahreskongress für Fleischer, Bäcker, Foodservice und Lebensmittelhandel Termin: Mittwoch, 9. September 2015, bis Donnerstag, 10. September 2015 Ort: Steigenberger Airporthotel, Frankfurt am Main Themen: Snack Attack: Neue Konzepte Wachsender Wettbewerb; Bäcker & Metzger - Geht nichts mehr ohne SnackBusiness & Quick-Service?; ConvenienceSnacks - LEH auf dem Vormarsch; HomeDelivery, Food Trucks, To Go – Wachstumsmärkte im Fokus; Appetit auf Premium – Mehr Kulinarik, mehr Individualität, mehr Handwerk; Standorte und Frequenz – Dem Kunden auf der Spur; Vegan to go – Ein Lifestyle mit Zukunft? D www.conference-group.de/snack15
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