Programmheft zum Martinsjahr - Diözese Rottenburg Stuttgart

Das Martinsjahr 2016 in der
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Inhaltsverzeichnis
Herausgegeben vom Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Hauptabteilungen Pastorale Konzeption und Medien und Öffentlichkeitsarbeit
in Kooperation mit anderen Hauptabteilungen
Redaktion: Eckhard Raabe
Postfach 9
72101 Rottenburg
Bestellung per Fax an: 07472 169-561,
per E-Mail an: [email protected]
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Rottenburg/Stuttgart, 2015
Das Martinsjahr – ein Jahr der Erinnerung und der Freude
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit – Martin, Vorbild und Wegweiser
Martin sagt uns: Navis aus – und Augen auf
Mehr als nur die Mantelteilung – das Leben des heiligen Martin von Tours
Wie Martin auf das hohe Ross stieg – und wieder herab
Zweimal Martin im Diözesanmuseum, Rottenburg
Die zwei Martins: der von Tours und der aus Eisleben
Die Veranstaltungen auf diözesaner Ebene
Damit Martin in den Gemeinden lebendig wird
Liturgie, die nicht an der Kirchentüre endet
Martinskirchen – überall im Martinsland
Martin im Kindergarten: das schönste Fest des Jahres
Unterricht, der über die Schule hinaus wirkt
Aktion Martinusmantel – der Markt allein wird es nicht richten
Pilgern in der Spur des heiligen Martin – der Martinusweg
Martin als Patron der Neuevangelisierung Europas
Martinsjahr und Martinsland im Internet
Das Martinshaus in Tansania
Teilen in der Einen Welt
Materialliste für die Gestaltung des Martinsjahres
Angebote zum Martinsjahr
Literaturtipps zum heiligen Martin
Gebet
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Das Martinsjahr –
ein Jahr der Erinnerung und der Freude
2016 ist Martinsjahr. Wir gedenken des 1700. Geburtstags des Heiligen. Das ist
kein normaler Geburtstag. Es ist das herausragende Ereignis in der Gründungszeit des christlichen Abendlandes.
Wenige Jahre vor der Geburt des heiligen Martin brachte die konstantinische Zeitenwende für Christen die staatliche Anerkennung und damit die erste
Phase ohne Unterdrückung und Verfolgung. In diese Zeitenwende hinein wurde
Martin geboren. Mit seinem Leben und seinem Wirken hat er den Grundstein
für das christlich geprägte Abendland gelegt, in dem Glaube und Tat eng beieinanderliegen: In der christlichen Tat des heiligen Mantelteilers sahen die Christen
der darauffolgenden Jahrhunderte das Ideal eines christlichen Lebens. Deshalb
die übergroße Verehrung des heiligen Martin schon bald nach seinem Tod. Es
scheint, dass er mit seiner Tat am Stadttor von Amiens für viele den Schlüssel
zum Verständnis eines Lebens im Sinne Jesu Christi geliefert hat.
Heute müssen wir uns wieder erinnern, wie stark Glaube und Tat zusammengehören. Ein Glaube, der allein im Gottesdienst gefeiert wird, ist hohl. Er
muss Tat werden, muss sich in der Welt bewähren. Deshalb ist Nächstenliebe
Gottesdienst, deshalb sind Caritas und Diakonie wesentliche Teile unserer gesamten Kirche. Wenn wir den 1700 Geburtstag des heiligen Martin begehen,
dann ist das für uns Christen der Diözese Rottenburg-Stuttgart ein ganz besonderes Fest, denn Martin ist unser Diözesanpatron. Er ist uns ein lebendiges Vorbild und ein Ansporn darin, nicht nachzulassen in dem Bemühen für die Armen
und Notleidenden da zu sein, zu teilen, was uns gegeben ist, und so im Geist
und Sinn Jesu Christi zu leben, ihm selbst, ja Gott, zu begegnen. Und so, wie
sich die Welt verändert, muss sich auch unser christliches Engagement in der
Welt wandeln.
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Heute sind es die Flüchtlingsströme,
die für uns Christen in der Nachfolge
des Martin eine zentrale Herausforderung sind.
2016 ist Martinsjahr. Wir
wollen uns in diesem Jahr nicht allein erinnern und uns von Martin
neu ausrichten lassen. Wir wollen
auch feiern und dankbar sein für die
vielen, die sich in der Spur des heiligen
Martin bewegen, die sich in der Kirche, in
Einrichtungen oder im Privaten wie der heilige
Martin um den anderen in Not kümmern. Mit ihnen zusammen gehen wir die nächsten Schritte in dem Erneuerungsprozess „Kirche am
Ort – Kirche an vielen Orten“, den wir in unserer Diözese begonnen haben und
der uns zu einer wahrhaft diakonischen Kirche macht.
In diesem Sinne feiern wir das Martinsjahr in Dankbarkeit und Freude.
Ihr
Bischof Gebhard
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Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit –
Martin, Vorbild und Wegweiser
„Jesus ist das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters“, so beginnt die Bulle, mit der
Papst Franziskus am 11. April 2015 offiziell das Heilige Jahr der Barmherzigkeit
ausgerufen hat. Es wird am 8. Dezember 2015 mit dem Öffnen der Heiligen Pforten an den Papstbasiliken Roms beginnen und bis zum Christkönigsfest 2016 dauern.
Es gehört zum Leben eines Christen, sich beständig das Geheimnis der
Barmherzigkeit vor Augen zu halten. Um das in einer geprägten Zeit als Kirche
gemeinsam tun zu können, habe er entschieden, ein außerordentliches Heiliges
Jahr auszurufen, so der Papst in seiner Ankündigung. Er spricht dann von der Kirche
und ihrem Auftrag, barmherzig zu sein. „Die Glaubwürdigkeit der Kirche geht über
den Weg der barmherzigen und mitleidenden Liebe“, so der Papst. Vielleicht habe
man über die Zeit vergessen, den Weg der Barmherzigkeit zu gehen. Er entfaltet
den Gedanken der frei geschenkten Barmherzigkeit und greift darin das Jesuswort
auf: „Urteilt nicht, damit auch ihr nicht verurteilt werdet“ (Lk 6,37). Barmherzigkeit
sei das Gegenteil dessen, was er an anderer Stelle die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ genannt hatte, es gehe um die Verwundungen der Welt und die Antwort
der Kirche darauf. Einer, der Barmherzigkeit in ganz konkretem Sinn gelebt und
gegen die Gleichgültigkeit seiner Zeit angekämpft hat, ist der heilige Martin. Papst
Benedikt XVI. hat ihn deshalb einmal als „Ikone der Nächstenliebe“ bezeichnet.
In der Gestalt des heiligen Martin tritt uns ganz augenscheinlich vor Augen,
was barmherziges Handeln für einen Christen ausmacht: sich anrühren zu lassen
von der Not des anderen, sich ihm helfend und unterstützend zuzuwenden und
in diesem Handeln eine wirkliche Christus- und Gotteserfahrung zu erleben.
So fügt es sich sehr gut, dass wir im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit auch
den 1700. Geburtstag des heiligen Martin von Tours feiern. Als Patron der Diözese
Rottenburg-Stuttgart weist er uns in besonderer Weise auf unseren Auftrag zur
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Nächstenliebe und zur Barmherzigkeit hin. Die Geschichte des heiligen Martin –
allem voran die Mantelteilung vor dem Stadttor von Amiens – wird deshalb bis
heute weitererzählt, weil in ihr das Wort Jesu erfahrbar wird: „Was ihr für einen
meiner geringsten Brüder, für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das
habt ihr mir getan“ (nach Mt 25,40).
Genau auf dieses Wort bezieht sich Papst Franziskus, wenn er den Wunsch
äußert, dass die Christen während des Heiligen Jahres die Werke der Barmherzigkeit reflektieren sollen. So könne man unterscheiden, ob man wirklich als Jünger
Jesu nach seinen Lehren lebe oder nicht. Den Worten des Herrn könne man nicht
entkommen, auf ihrer Grundlage würde jeder gerichtet. „Lassen wir uns in diesem
Heiligen Jahr von Gott überraschen“, schließt Papst Franziskus seine Gedanken in
der Bulle zur Ausrufung des Heiligen Jahres. „Die Kirche spürt sehr deutlich die
Dringlichkeit, die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden.“
Doch nicht nur durch das Martinsjubiläum sind wir in der Spur, die Papst
Franziskus mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit legt. Auch der diözesane Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ führt uns immer stärker
aus der innerkirchlichen Perspektive heraus. So werden wir aufmerksamer für die
Menschen in ihrer je eigenen Lebenswelt, mit ihren je eigenen Fragen und Nöten,
Herausforderungen und Erfahrungen. In diesem Sinn sind wir gemeinsam auf dem
Weg, als missionarische, diakonische, dialogische und sakramentale Ortskirche
von Rottenburg-Stuttgart.
Schauen wir als Diözese und als einzelne Gläubige in diesem Jahr besonders auf unseren Patron, den heiligen Martin. Lassen wir ihn Vorbild und Wegweiser sein auf dem Weg zu einer Kirche der Barmherzigkeit und Nächstenliebe!
Domkapitular Matthäus Karrer, HA IV
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Martin sagt uns:
Navis aus – und Augen auf
Es sind gleich mehrere starke Impulse, die uns 2016 auf unserem Weg
als Christen und als Gemeinschaft von Gläubigen unterbrechen. Papst Franziskus
hat ein außerordentliches Jubiläum der Barmherzigkeit, ein Heiliges Jahr ausgerufen und gleichzeitig feiert unsere Diözese ein Martinsjahr. Das trifft sich
gut!
„Es ist entscheidend für die Kirche und für die Glaubwürdigkeit ihrer Verkündigung, dass sie in erster Person die Barmherzigkeit lebt und bezeugt“, zeigt
sich Papst Franziskus überzeugt. Einer, der den Anspruch „in eigener Person“
voll und ganz für sich in Anspruch nehmen kann, ist Martin von Tours. Von ihm
können wir uns neu inspirieren lassen, die auf das eigene Ziel präzise eingestellten Navigationsgeräte zu unterbrechen, damit jenseits der ICH-eigenen
Route und jenseits auch kollektiv eingespielter Grenzziehungen ANDERE Lebenswirklichkeiten in den Blick kommen: die Traurigkeit eines Kindes, dessen
Familie abgehängt ist, die Einsamkeit der alten, allein lebenden Frau, der Hilferuf
bei der Telefonseelsorge, die qualvolle Angst derer, die fürchten müssen, zum
Beispiel ohne Pass entdeckt zu werden. Welchen Raum finden diese Anderen in
unserer Kirche und konkret in unseren Kirchengemeinden? Die Seite reicht nicht
aus, die Vielfalt der um uns vorhandenen Not zu benennen. Martin fragt nicht,
ob der Bettler am Weg dazugehört oder nicht, ob er EINER VON UNS ist. Er sieht
allein seine Bedürftigkeit und antwortet mit der Mantelteilung direkt und unmittelbar. So Gottes heilsame Gegenwart zu bezeugen – dazu sind wir alle neu
eingeladen im Jahr der Barmherzigkeit, im Martinsjahr.
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Martin sagt uns: Navis aus – und Augen auf für die am Rand. Wer wagt, gewinnt
– eine neue Erfahrung, wie Menschlichkeit sich anfühlt. Viele sind auf diesem
Weg unterwegs. Deshalb reicht dieser Text auch nicht aus, die Vielfalt der Hilfen
in der Caritas in unserer Diözese sichtbar zu machen. Das ist tröstlich – und
reicht doch nie aus, es ist nie genug, denn auch die Herausforderungen wandeln
sich. So zum Beispiel in der Hilfe für Flüchtlinge. Lassen wir uns von Martin von
Tours inspirieren, Menschenwürde zu achten und den Mantel zu teilen.
Ordinariatsrätin Dr. Irme Stetter-Karp, HA VI
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Mehr als nur die Mantelteilung –
das Leben des heiligen Martin von Tours
Martin wird 316 als Sohn heidnischer Eltern in der römischen Garnisonsstadt
Sabaria, heute Szombathely in Ungarn, geboren. Martin wächst in der oberitalienischen Stadt Pavia auf und bittet dort eine christliche Gemeinde um Aufnahme als Taufbewerber. Ein kaiserliches Gesetz und der Vater, der Offizier und
Tribun ist, zwingen Martin 331 zum Fahneneid. In eine kaiserliche Elitetruppe
berufen wird er Gardeoffizier. Eines Winters teilt er seinen Soldatenmantel mit
einem frierenden Bettler.
Nach 25 Jahren Militärdienst erbittet Martin von Unterkaiser Julian Apostata seine Entlassung. Daraufhin wird er eingekerkert, kommt aber schließlich
frei und geht zu Bischof Hilarius von Poitiers. Dieser herausragende Theologe
wird sein Lehrer. Er weiht ihn und nimmt ihn damit in den niedersten Stand des
Klerus auf. Martin reist nach Oberitalien, um seine Eltern für das Christentum
zu gewinnen, aber nur seine Mutter kann er überzeugen. Weil er gegen den
Arianismus Stellung bezieht, wird Martin aus Illyrien vertrieben und bei Mailand
verfolgt und verprügelt. Er zieht sich auf die Insel Gallinaria vor Genua zurück.
Martin schließt sich 361 erneut Hilarius an und lebt in Ligugé allein in einer
„roh gezimmerten Zelle“, bis sich weitere Männer ihm anschließen. Durch die
Erweckung eines Toten zeigt sich erstmals sein Vermögen, Wunder zu wirken;
dies macht ihn enorm populär. Martin wird 371 vom Volk als Bischof von Tours
ausgerufen. 26 Jahre übt der unbeugsame Asket dieses Amt demütig und mit
missionarischem Eifer aus. Hochbetagt begibt sich Martin 397 nach Candes, um
Frieden unter Mitmönchen zu stiften. Bevor er heimreisen kann, verlassen ihn
die Kräfte. Er stirbt am 8. November inmitten der Brüder. Sein Gedenktag, der
11. November, ist der Tag seiner Beerdigung.
Prälat Werner Redies
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Wie Martin auf das hohe Ross stieg und wieder herab
Wer an den heiligen Martin denkt, der denkt an die Mantelteilung vor den Toren
von Amiens, der denkt an den kauernden Bettler auf dem Boden und das Pferd,
auf dem der stolze Soldat Martin sitzt. Dieses Bild des mildtätigen Martin hat sich
uns eingeprägt. Doch der Heilige saß nicht immer auf dem hohen Ross. In den
ersten Darstellungen ist er auf Augenhöhe mit dem Bettler und teilt den Mantel
so gar nicht von oben herab. Heute werden diese Martinsdarstellungen wieder
beliebter, denn sie spiegeln das heutige sozial-diakonische Bewusstsein.
Knapp 100 Jahre nach seinem Tod tauchen die ersten Martinsdarstellungen
auf. Sie zeigen Martin als Mönchsbischof, als Rechtgläubigen oder Schutzheiligen
des Frankenreiches. Bis zum Jahr 1000 n. Chr. ist uns kein Bild mit einem Bettler
überliefert. Erst dann wird die Mantelteilung mit Martin und dem Bettler dargestellt, jetzt aber noch auf gleicher Augenhöhe. Gemeinsam halten sie den Mantel
und teilen ihn miteinander.
Die Martinsdarstellungen entwickeln sich weiter. Nach 1100 n. Chr. kommt
das Pferd ins Bild, doch Martin ist vom Pferd herabgestiegen, um dem Bettler nach
wie vor auf Augenhöhe zu begegnen.
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Anfang/Mitte des 12. Jahrhunderts tauchen die ersten Mantelteilungen auf, bei
denen Martin auf dem Pferd sitzt, im 13./14. Jahrhundert weitere Darstellungen
dieser Art, jetzt mit Martin als edler Ritter hoch zu Ross.
Bei El Greco im 16. Jahrhundert ist der heilige Martin ein barmherziger
Edelmann, der bewusst den Abstand zwischen Reich und Arm wahrt. Die Geschichte der Martinsbilder ist eine Sozialgeschichte der christlichen Barmherzigkeit.
Im ersten Jahrtausend war die Not der Armen kein Grund, sie auf Abstand zu halten, das Almosengeben war Christenpflicht. Im zweiten Jahrtausend entwickelten
sich Arm und Reich auseinander. Barmherzigkeit wurde als angemessene Haltung
der Reichen den Armen gegenüber dargestellt. Sie sicherte die erhabene Stellung
der Adligen und zu Geld Gekommenen. Heute sehen wir den Zusammenhang
zwischen Arm und Reich deutlicher. Wir wissen, dass unser Reichtum seine
Ursache auch in der Armut der Armen hat und spüren die Verantwortung.
Eckhard Raabe, HA XII
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Zweimal Martin im
Diözesanmuseum, Rottenburg
Das Gemälde aus dem Diözesanmuseum Rottenburg stammt aus einem Altarretabel, das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts für die Martinskirche in
Günzburg angefertigt wurde. Es gehörte schon zum Grundbestand des Museums
und befindet sich seit 1862 in Rottenburg. Als Identifikationsobjekt der Martinsdiözese Rottenburg-Stuttgart nimmt es eine herausragende Stellung im Museumsbestand ein. Die renommierte Stellung besitzt das Gemälde durch seine
einzigartige Bildfindung. Dem Maler gelang es, das Schlüsselereignis im Leben
des Heiligen durch seine außergewöhnliche Komposition inhaltlich zu verdichten
und zu vertiefen.
Im Zentrum des Gemäldes reitet der jugendliche Heilige auf einem erhabenen Schimmel. Mit dem Schwert zerteilt er seinen Mantel, nach dem der
auf dem Boden kniende, von der Lepra gezeichnete Bettler bereits greift. Diese
Darstellung der Mantelteilung ist weit verbreitet und vertraut. Ungewöhnlich in
diesem spätmittelalterlichen Bildwerk im Rottenburger Diözesanmuseum ist jedoch, dass es auch schon darauf einen Ausblick nimmt, was Martin in der Nacht
nach dem Ereignis vor den Stadttoren von Amiens widerfuhr. Ihm erschien Christus in einer Traumvision, der mit dem abgetrennten Mantelstück bekleidet war.
Die von der Vita überlieferten Christusworte sind im Bild auf einem Inschriftenband wiedergegeben: martinus adhuc catechominus hac veste me contexit –
„Martin, zu diesem Zeitpunkt (noch) Katechumene, hat mich mit diesem Gewand
bekleidet“. Dieses wörtliche Zitat aus der Vita erschließt in Verbindung mit dem
zentralen Bildelement – dem hellrot leuchtenden Mantel des Heiligen – die Bildaussage: Martin handelt im Auftrag Christi, der damit zum eigentlichen Mantelspender wird. Der Heilige in der Mitte, durch den der Niedrigste und der Höchste
miteinander verbunden sind, wird zum verlängerten Arm der Barmherzigkeit
Gottes.
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Die Skulptur aus Lindenholz wurde um 1490 von den Bildschnitzer Niklaus
Weckmann in Ulm, einem bedeutenden Zentrum altdeutscher Kunst, ausgeführt.
Dargestellt ist die Szene der Mantelteilung. Martin hebt seinen Mantel und
schneidet mit dem Schwert in der Rechten eine Hälfte davon ab. Mit ihr wird er
den notleidenden Bettler zu seinen Füßen bekleiden. Dieser ist als Aussätziger
gekennzeichnet und trägt schwere Zeichen der Lepraerkrankung. Seine Füße
sind abgefallen, die Unterschenkel bandagiert. Nur auf kleinen Trippen und gestützt auf seine Krücke kann sich der Bettler fortbewegen. In der edlen Gestalt
des jugendlichen Martin drückt der Künstler das Prinzip christlicher Nächstenliebe aus. Die Plastik stellt keine enthobene Heiligengestalt der Glorie dar, sondern wirkt als irdisches Vorbild. Sie ermutigt ihre Betrachter zur Achtsamkeit
gegen Menschenleid und -würde. Die Skulptur weist Reste einer Fassung auf
und war in einem Altarschrein platziert. Begleitet war sie von Figuren zweier
weiterer Exempel christlichen Lebens: der hl. Barbara von Nikomedien und des
hl. Theodul von Sitten.
Dr. Melanie Prange, Leiterin des Diözesanmuseums
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Die zwei Martins:
der von Tours und der aus Eisleben
Martin Luther wurde am 10. November 1483
in Eisleben geboren und am darauffolgenden Tag auf den Namen Martin getauft. Er
bekam also seinen Namen vom Tagesheiligen, Martin von Tours, der am 11. November 397 zu Grabe getragen wurde.
Dies entspricht einem früher häufig geübten Brauch, den Namen eines Kindes nach
dem des Tagesheiligen zu wählen. Martin
von Tours und Martin Luther, zwei Brüder im
Glauben.
Martin Luther war sicher mit den Martinsbräuchen seiner Zeit vertraut, dazu gehörte auch das ausgelassene Feiern am 11. November,
da danach die ursprünglich vierzigtätige Fastenzeit vor Weihnachten begann.
Thüringen gehörte zu den Gegenden, in die der Martinskult, mit der Ausdehnung
des Fränkischen Reiches nach Osten ab dem 6. Jahrhundert, getragen wurde.
Auch wenn Luther durch seine Lehre den Heiligenkult abgelöst hat, wird bis
heute auch in protestantischen Gegenden der Martinstag gefeiert, teilweise mit
Bezug auf Martin Luther. Bei den Laternenumzügen werden oftmals sogenannte
Lutherbrötchen anstelle von Brezeln und Weckmännern verteilt. Besonders in
Erfurt, wo Martin Luther als Student wohnte, ist der 11. November von großer
Bedeutung. Hier feiert man zu Ehren des Reformators ein Bescherfest für die
Kinder.
In dem Sammelwerk „Dr. Martin Luthers sämtliche Schriften“ (hrsg. von
J. G. Walch) erwähnt Martin Luther seinen Namenspatron in einer Predigt am
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Feiertag St. Martini, gehalten 1516. Martin Luther legt in dieser Predigt Lk 11,34 aus:
„Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn nun
dein Auge einfältig sein wird, so ist dein
ganzer Leib lichte. So aber dein Auge ein
Schalk sein wird, so ist auch dein Leib
finster.“ Martin Luther deutet darin das
Auge u.a. auch auf das Bischofs- und Predigeramt hin, das dem Leib Christi, dem Volk
Gottes, vorsteht und schreibt über St. Martin:
„Ein solch Auge ist gewesen der heilige Martinus
nach seinem Leibe, welcher zu Tours befindlich, welcher Leib dazumal ganz licht
war, weil das Auge einfältig und wahrhaftig war“(ebd. Bd. 12, S. 1777). Martinus, ein Bischof mit klarem Blick, der ausstrahlt in ‚sein‘ Volk.
In Spruchsammlungen, die Sprüche Martin Luthers wiedergeben, kann
man eine geistige Verwandtschaft sehen, etwa wenn er sagt: „Es ist leicht gesagt, dass man Gott lieb hat. Denn er kommt nicht persönlich zu uns. Aber man
sehe zu, wie wir uns gegen die bedürftigen Leute verhalten“ oder „die Tat legt
das Wort recht aus“. Ebenso in Bezug auf das Beten: „Eines Christen Handwerk
ist beten!“ 1 Und wer könnte nicht in dem von Martin Luther stammenden Gebet
„Jesus, dir leb ich. Jesus, dir sterb ich. Jesus, dein bin ich im Leben und im Tod“
(Gotteslob 367) auch St. Martin beten hören.
Margret Schäfer-Krebs, HA VI
1 Zitate aus. http://www.evangeliums.net/zitate/martin_luther.htm
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Die Veranstaltungen
auf diözesaner Ebene
Im Lauf des Martinsjahres 2016, Bischof Gebhard Fürst wird im
Martinsjahr Orte besuchen, an denen der Geist des heiligen Martin
im karitativen Bereich verwirklicht wird. Orte und Zeiten werden
noch bekannt gegeben.
8. November 2015, 9:30 Uhr Pontifikalamt zur Eröffnung des Martinsjahrs im Rottenburger Dom St. Martin mit Bischof Gebhard Fürst.
Anschließend Verleihung der Martinus-Medaillen. Aufruf des Bischofs zur Aktion
Martinusmantel. Das Pontifikalamt wird auch auf www.drs.de live übertragen.
11. November 2015, 18:30 Uhr feierliche Martinusandacht zum
Abschluss der Dekanekonferenz, Dom St. Martin, Rottenburg
12. November 2015, 18:00 Uhr Ort des Teilens: Einweihung der
neuen Obdachlosenherberge „Die Herberge“ in Friedrichshafen.
Bischof Gebhard Fürst wird die Einweihung persönlich vornehmen.
13. November 2015, Vorstellung der Dokumentation des Martinskongresses „Martin von Tours – Leitfigur für eine humane Kultur und
die Zukunft des Christentums in Europa“, 2013 in Weingarten, in den
Räumen des Klosters Weingarten mit Flüchtlingen und Pressekonferenz.
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15. November 2015, 15:00 Uhr Diözesanmuseum Rottenburg,
Barockmusik zum heiligen Martin. Musik des italienischen Frühbarock von
Anerio, Agazzari, Cfra u.a. aus der Sammlung des Rottenburger Kantors Johannes Donfrid von 1627. Musik: Maja Moliere und Christine Rombach, Sopran,
Wilfried Rombach, Organo di legno. Textbeiträge: Dr. Melanie Prange, Milan
Wehnert M. A.
29. November 2015, Eröffnung der Aktion Adveniat in der Konkathedrale St. Eberhard, Stuttgart
13. Dezember 2015, 3. Adventssonntag, Eröffnung des Jahres der
Barmherzigkeit mit „Pfortenöffnung“ in der Stuttgarter Konkathedrale St. Eberhard mit Bischof Gebhard Fürst
24. Dezember 2015, Orte des Teilens: Hl. Abend, Besuch des Bischofs
und der Weihbischöfe in Gefängnissen in der Diözese
6. Januar 2016, Neujahrsempfang des Bischofs in der Rottenburger
Stadthalle mit Besuch der Heiligen Drei Könige, Neujahrsansprache
des Bischofs und anschließendem Empfang
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16. – 24. Januar 2016, CMT, Stuttgart: Martin und die Pilgerwege
durch die Diözese. Neben dem 1100 km langen Pilgerweg des heiligen Martin durch die Diözese Rottenburg-Stuttgart werden drei weitere Pilgerwege
durch Württemberg vorgestellt: der oberschwäbische Pilgerweg, der Jakobsweg
und der Diakonie-Pilgerweg. Zu diesen vier Pilgerwegen werden entsprechende
Apps vorgestellt. Am Sonntag, 17. Januar 2016, gibt es einen Frühschoppen auf
der SWR-Bühne. Teilnehmer werden Martinsweg- und Pilger-Kenner sein, Thema:
Erholung für Leib und Seele. Am Donnerstag, 21.Januar 2016 gibt es den Empfang der Kirchen auf der CMT. Bischof Gebhard Fürst wird über die Bedeutung
der Pilgerwege sprechen. Hauptredner: Prof. Christian Antz, Professor im Fachbereich International Tourism Management an der Fachhochschule Westküste
in Heide.
26. Februar 2016 im Bischöflichen Ordinariat, Rottenburg: Ausstellung „Mehr wert als ein Schattendasein“. Ab dem 26. Februar 2016 zeigt
der katholische Frauenverband IN VIA gemeinsam mit der Hauptabteilung Caritas die Ausstellung „Mehr wert als ein Schattendasein“ im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg. Sie ist Teil einer Kampagne zu menschenwürdigen
Lebensbedingungen für Mädchen und Frauen ohne Aufenthaltspapiere.
26
11. März 2016, 11:00 Uhr – 12. März 2016, 15:00 Uhr, Bildungshaus
Regina Pacis, Leutkirch, Tagung der Martinusgemeinschaft – Mit St.
Martin auf dem Pilgerweg. Die Tagung will eine Plattform bieten für die Mitglieder der St. Martinusgemeinschaft, für haupt- und ehrenamtliche Engagierte
aus den Dekanaten, die den Pilgerweg, die Via Sancti Martini, betreuen oder
pastoral aktiv gestalten, für Gäste aus anderen Diözesen und dem Ausland und
weitere Interessierte, um sich kennenzulernen und sich über den heiligen Martin
und Martinusweg auszutauschen. Neben dem Erfahrungsaustausch und Praxisbeispielen stehen das gemeinsame Pilgern auf dem Martinusweg und die inhaltliche Befassung mit dem heiligen Martin im Fokus der Tagung. Veranstalter:
Martinusgemeinschaft, Kontakt: Bischöfliches Ordinariat, Hauptabteilung Pastorale Konzeption, Martinusgemeinschaft, Achim Wicker, Postfach 9, 72101 Rottenburg, Tel. 07472 169-588, [email protected]
Ab 9. April 2016 in Tannheim, Hechingen, Ludwigsburg und Heilbronn: Immer wieder samstags – unterwegs auf den Spuren des heiligen Martin. Die Martinusgemeinschaft organisiert mithilfe der Dekanate im
Jubiläumsjahr Pilgerwanderungen auf allen Etappen des Hauptweges von Tannheim im Dekanat Biberach bis Schwaigern bei Heilbronn. Pilgerstart ist mit drei
Paralleletappen am Samstag, 9. April 2016. An diesem Tag werden Pilgerwanderungen auf der Etappe 1 von Tannheim nach Laubach im Dekanat Biberach,
auf der Etappe 11 von Hechingen nach Rottenburg, auf der Etappe 16 von Ludwigsburg nach Besigheim und auf der Etappe 19 von Heilbronn nach Schwaigern angeboten. Eine Pilgerwoche mit fünf Etappen und Übernachtungen findet
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vom 12. bis 17. September 2016 statt. Weitere Pilgerangebote, auch auf den
vier Regionalwegen, gibt es in den Dekanaten, wie z.B. Kraftquelle Samstagspilgern im Dekanat Allgäu-Oberschwaben. Veranstalter: St. Martinusgemeinschaft, www.martinuswege.de, Kontakt: Martinusgemeinschaft, Monika Bucher,
1. Vorsitzende, Staufenweg 5, 72229 Rohrdorf, [email protected]
17. – 21. Mai 2016 Große Diözesanwallfahrt nach Tours im Jubiläumsjahr 2016 mit Bischof Gebhard Fürst. 2016 jährt sich zum 1700. Mal
der Geburtstag des heiligen Martin von Tours. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird dieses Jubiläum in besonderer Weise begangen, denn der heilige Martin ist der Patron der Diözese. Bischof Dr. Gebhard Fürst lädt deshalb zur Großen
Diözesanwallfahrt auf den Spuren dieses europäischen Heiligen nach Tours ein.
Dort wurde er 372 zum Bischof geweiht. Während der fünftägigen Fahrt werden
die knapp 500 Pilger/-innen nicht nur Tours und die Wirkungsstätten des heiligen
Martin in Tours besuchen. Sie werden auch mit Bischof Gebhard ein Stück des
Martinsweges gehen und auf den Spuren des heiligen Martin wandeln. Genauere Informationen und Flyer bei der Diözesanpilgerstelle im DICV, Strombergstr. 11, 70188 Stuttgart, Kontakt bei Rückfragen: 0711 2633-1233 oder
-1234, www.pilgerstelle-rs.de
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16.-24.1.2016 CMT, Stuttgart
Martin und der Pilgerweg durch die Diözese
Gleichzeitig werden drei weiteren Pilgerwege durch Württemberg vorgestellt: Der
25. – 29. Mai 2016
Die Diözese
Rottenburg-Stuttgart
ist Martinsland
oberschwäbische
Pilgerweg,
der Jakobsweg
und der Diakonie-Pilgerweg.
Zu dieauf
dem
100.
Katholikentag
in
Leipzig.
Beim
100.
Katholikentag
in
Leipzig
sen vieren wird es App geben. Am Sonntag, 17.1.2016 gibt es einen Frühschopist die
Rottenburg-Stuttgart
mit einem
eigenen und
Stand
dabei. Sie präpen
aufDiözese
der SWR-Bühne.
Teilnehmer werden
MartinswegPilger-Kenner
sein,
sentiert Erholung
sich im Jubiläumsjahr
als Martinsland,
in dem
der heilige
Thema:
für Leib und Seele.
Am Donnerstag,
21.1.2016
gibtMantelteiler
es den Empüberall
derCMT.
Seelsorge,
der Caritas,
beim Pilgern
in der
fang
derlebendig
Kirchen ist,
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Hauptredner
Prof. Christian
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im FachbeKunst.International
Zudem gibt es
einige Management
Überraschungen
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Tourism
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Fachhochschule
tholikentagen wird er ein Treffpunkt für die Besucher aus Württemberg sein und
Heide.
ein Schaufenster der Diözese. Zu finden ist der Stand der Diözese auf der Kirchenmeile.
26.
Februar 2016 im Bischöflichen Ordinariat, Rottenburg:
Ausstellung „Mehr wert als ein Schattendasein“
Ab dem 26.2.2016 zeigt der katholische Frauenverband IN VIA gemeinsam mit
17./18.
Juni 2016Caritas
Pilgern
dem Martinusweg
Bischof
Gebhard
der
Hauptabteilung
dieauf
Ausstellung
„Mehr wertmit
als ein
Schattendasein“
Fürst
unter
dem
Motto:
Stationen
der
Barmherzigkeit
in
Sinn
und
Geist
des
im Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg. Sie ist Teil einer Kampagne
zu menheiligen Martin.Lebensbedingungen
Der Pilgerweg führt durch
das Dekanat
Reutlingen-Zwiefalten.
schenwürdigen
für Mädchen
und Frauen
ohne Aufenthaltspapiere.
Frauen und Mädchen leben oft jahrelang ohne Aufenthaltspapiere in
29./30.
JuniMit2016
Ergenzingen:
Pastoraltagung
Deutschland.
seinerLiebfrauenhöhe
Kampagne „Mittendrin.
Ohne Rechte.“
fordert der VerBLICKWECHSEL.
Tagung
für
alle
pastoralen
Dienste
zum
Thema:
„Diakonisch
band, die Frauen aus der Rechtlosigkeit zu holen. Bis zu 500.000 Menschen
leben
Kirche
sein.
Martin
als
Leitfigur
der
Pastoral
der
Diözese
Rottenburg-Stuttgart.“
nach Schätzungen von Hilfsorganisationen ohne Aufenthaltspapiere in DeutschEin ausführliches
Programm
wird rechtzeitig
bekanntgegeben.
Veranstalter:
land.
Sie kommen wegen
der schlechten
wirtschaftlichen
Lage in ihren
HerkunftsHA
IV
–
Pastorale
Konzeption
in
Kooperation
mit
HA
V
–
Pastorales
Personal,
ländern oder sie bleiben nach Ablauf ihrer Aufenthaltsgenehmigung hier,
weil sie
HA
VI
–
Caritas,
HA
XI
–
Kirche
und
Gesellschaft
und
Institut
für
Fortund
WeiSicherheit oder neue Lebensperspektiven gefunden haben. Frauen arbeiten
oft
terbildung.
Internetadresse:
www.drs.de,
Kontakt
bei
Rückfragen:
Bischöfliches
als Haushaltshilfe oder in anderen ungesicherten Beschäftigungsverhältnissen.
Ordinariat,
HA IVunter
– Pastorale
Konzeption,
[email protected]
Manche
werden
Vorspiegelung
falscher
Tatsachen nach Deutschland angeworben und landen in Zwangsarbeitsverhältnissen, auch in der Prostitution.
29
1. Juli 2016, 14:00 – 16:00 Uhr, Bildungszentrum St. Konrad, Am Sonnenbüchel 45, 88212 Ravensburg: Auf Augenhöhe mit Gott – Martinsmusical von und mit den Katholischen Freien Schulen in der Diözese
Rottenburg Stuttgart. Das Musical „Martin – auf Augenhöhe mit Gott“ wurde
anlässlich des Martinsjahres von Lehrern Katholischer Freier Schulen unter der Leitung von Schulamtsdirektor i.K. Roman Mangold komponiert. Es wird an diesem
Tag von einem Ensemble aus Schülern und Lehrern verschiedener Katholischer
Freier Schulen uraufgeführt. Die Veranstaltung ist Höhepunkt und Abschluss eines
großen Begegnungstages zwischen Schülern, Lehrern und Elternvertretern Katholischer Freier Schulen mit Bischof Dr. Gebhard Fürst. Der Eintritt für das Musical ist
frei. Veranstalter: Stiftung Katholische Freie Schule in Kooperation mit dem Schulwerk Ravensburg-Weingarten e.V., www.schulstiftung.de, www.bz-st-konrad.de,
Kontakt: Stefan Neubacher, [email protected]
15. Juli 2016, Dom St. Martin, Rottenburg: Die Philharmonie der Nationen Mitteleuropa zu Gast im Rottenburger Dom. Anlässlich des Jubiläumsjahres des heiligen Martin hat Bischof Gebhard Fürst die Philharmonie der
Nationen Mitteleuropa unter Leitung von Justus Frantz zu einer ganz besonderen
Konzertreihe eingeladen: Sie findet am Geburtsort des heiligen Martin, in Szombathely, an seinem Grab in Tours und in Rottenburg statt. Eröffnet wird der Konzertreigen in der Kathedrale von Tours am 19. und 20. Mai 2016. In Rottenburg
findet das Konzert im Dom St. Martin am 15. Juli 2016 statt. Die letzten Konzerte
sind in der Kathedrale von Szombathely am 3. und 4. Oktober 2016. Mit ihren
Konzerten verbindet die Philharmonie der Nationen Mitteleuropa Szombathely,
Tours und das Martinsland in Württemberg.
30
Die Philharmonie der Nationen Mitteleuropa ist ein internationales Orchester,
das unter Leitung von Justus Frantz die Nationen Europas verbindet und mit
seiner Musik einen Beitrag für das friedliche und solidarische Miteinander leisten
will.
11. September 2016, 16:00 Uhr: Tag der Orgelmusik für Kinder. Kinder
spielen diözesanweit auf über 1000 Orgeln simultan den Martinus-Song. LiveÜbertragung im Internet per Webcam-Streams. Veranstalter: HA VIIIa – Amt für
Kirchenmusik, www.drs.de, Kontakt bei Rückfragen: Amt für Kirchenmusik,
[email protected]
24. September 2016, Kloster Reute: Diözesankinderchortag mit
Weihbischof Dr. Johannes Kreidler. Aufgeführt werden ein Martinus-Singspiel und andere Chorwerke. Veranstalter: HA VIIIa – Amt für Kirchenmusik,
www.drs.de. Kontakt bei Rückfragen: Amt für Kirchenmusik, [email protected].
25. September 2016, 18 Uhr, Dom St. Martin, Rottenburg: Buchvorstellung – Der heilige Martin in Kunst und Musik. Die Bildwerke des Diözesanmuseums und weitere herausragende Martinsdarstellungen der Diözese
werden in einer 2016 erscheinenden Publikation neu besprochen. Die Betrachtungen sollen dabei nicht nur den kunsthistorischen und hagiografischen
Horizont erschließen, sondern auch zur individuellen Meditation der Bildinhalte
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anregen. Dem Konzept von „Kunst und Musik“ folgend, welches das Museum
seit 2013 in zahlreichen Veranstaltungen verfolgt, ist dem Buch eine CD mit
Martinsliedern beigelegt, die von Chören der Dommusik Rottenburg neu eingesungen werden. Die Publikation wird in feierlichem Rahmen am 25. September 2016 im Dom vorgestellt. Der Vesper mit Weihbischof Johannes Kreidler
folgen die Buchvorstellung durch die Leiterin des Diözesanmuseums Dr. Melanie
Prange und ein Konzert der Chöre der Dommusik Rottenburg unter der Leitung
von Domkapellmeister Christian Schmitt und Domkantor Peter Lorenz. Es spielt
Domorganist Ruben Strum.
1. – 7. Oktober 2016, Diözesanwallfahrt mit Weihbischof Dr. Johannes Kreidler nach Szombathely. Nach dem großen Erfolg der großen Diözesanwallfahrt zum Geburtsort von St. Martin nach Szombathely vom Jahr
2013 gibt es im Jubiläumsjahr wieder eine Wallfahrt nach Ungarn. Die erste Station der Reise wird die Martinsdiözese Eisenstadt sein, danach ist die Gruppe
einige Tage in und um Szombathely unterwegs. Auf dem Rückweg ist eine Zwischenübernachtung in Mariazell mit Gottesdienst in der dortigen Basilika geplant. Genauere Informationen und Flyer bei der Diözesanpilgerstelle im DICV,
Strombergstr. 11, 70188 Stuttgart, www.pilgerstelle-rs.de, Kontakt bei Rückfragen: 0711 2633-1233 oder -1234.
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8. November 2016, Martinuskollekte in allen katholischen Kirchen
der Diözese, Kollekte zugunsten der diözesanen Aktion Martinusmantel
11. November 2016, Abschluss des Martinsjahres 2016 in der Basilika St. Martin, Weingarten. Pontifikalamt und Empfang durch
Bischof Gebhard Fürst
13. November 2016, 9:30 Uhr Gottesdienstübertragung im ZDF. Anlässlich des Martinsjahres in der Diözese Rottenburg-Stuttgart wird im ZDF der
Fernsehgottesdienst aus dem Rottenburger Dom St. Martin übertragen. Die Predigt hält Bischof Gebhard Fürst.
13. November 2016, Pontifikalvesper zum heiligen Martin, Dom St.
Martin, Rottenburg, mit anschließender Verleihung der MartinusMedaille
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34
35
Damit Martin in den
Gemeinden lebendig wird
Besinnung in der Fastenzeit
Leben
teilen.
Gott
begegnen.
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Die Gemeinden in unserer Diözese sind eingeladen, die Fastenzeit im Martinsjahr
in der Weise zu gestalten, dass sich verschiedene Gruppen inhaltlich mit der
Person des heiligen Martin und mit dem Leitthema: „Leben teilen. Gott begegnen“ beschäftigen. Die Hinwendung des heiligen Martin zu den Menschen ist
unlösbar verbunden mit seiner Verbindung zu Gott. Die Fastenzeit kann dazu
dienen, im Sinn des Heiligen hinter allen Aktivitäten im Dienst für die Menschen
die Beziehung zu Gott zu suchen.
Vielleicht besteht die Möglichkeit, auf einige Termine und Veranstaltungen in diesen Wochen zu verzichten und somit auch für Pastoralteams, Gremien
und Arbeitskreise Raum zu schaffen für Zeiten der Besinnung und des Gebets.
Verschiedene Materialien zur Gestaltung stehen zur Verfügung: kurze biblische
Impulse, eine Anleitung zur Arbeit mit biblischen Texten, eine liturgische Arbeitshilfe mit verschiedenen Gottesdienstangeboten und zwei Modelle zu Exerzitien
im Alltag. Die ausführliche Beschreibung dazu finden Sie unter dem Stichwort:
„Materialien“.
Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten
Wenn Gemeinden sich auf den diözesanen Entwicklungsweg „Kirche am Ort –
Kirche an vielen Orten gestalten“ machen, kann das Martinsjahr dazu anregen,
einen diakonischen Schwerpunkt zu setzen. „Als diakonische Kirche hat sie die
Notleidenden am Ort im Blick“ (Arbeitshilfe 1, S. 10). Martin begegnet den Menschen in Not in einer Weise, die den anderen nicht klein macht.
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Er wirkt helfend und heilend in der Offenheit für das, was ihm vom anderen entgegenkommt. Die Begegnung mit dem Notleidenden ist immer auch eine Bereicherung für ihn selbst bis hin zu der Erfahrung, dass Gott ihm im Bettler vor
den Toren der Stadt begegnet.
Martin möchte den Blick lenken auf die Menschen vor den Toren, die es
an jedem Ort gibt. Er kann Gemeinden dazu anregen, wachsam zu werden auch
für die versteckten Nöte der Menschen und so „an die Ränder zu gehen“ (Papst
Franziskus).
Das Gemeindefest – einmal anders?
Das Martinsjahr kann zum Beispiel die Frage anregen, wie Veranstaltungen der
Gemeinde (z.B. das anstehende Gemeindefest) in der Weise gestaltet werden,
dass Teilhabe für viele Menschen möglich wird – im Sinne von „Leben teilen“:
Wie können Berührungsängste und Hemmschwellen für Menschen abgebaut
werden, die sich bisher nicht zugehörig fühlen? Wie wirken wir als Gemeinde
gastfreundlich? Welche weiteren Möglichkeiten der Begegnung können wir
schaffen?
Doris Albrecht, HA IV
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39
Liturgie, die nicht
an der Kirchentüre endet
Martin als Liturge – schade, dass man seine Art, der Liturgie vorzustehen, höchstens erahnen kann. Sulpicius Severus, der Biograf, benennt zwei Dinge, die für
Martin wichtig waren: Martin zeigt eine kritische Einstellung gegenüber Überlieferungen zur Märtyrerverehrung (Vita 11) und auch als Bischof ist für Martin
das Teilen mit einem Armen untrennbar mit dem Feiern der Liturgie verbunden1.
Die Erinnerung an das Leben und Wirken des hl. Martin wird v.a. im religiösen Brauchtum durch Martinsumzüge lebendig gehalten. Die Liturgie selbst
ist da etwas nüchterner. Martin von Tours ist ein gebotener Gedenktag gewidmet. Zusammen mit dem Bistum Mainz, dem Eichsfelder Teil des Bistums Hildesheim, dem Bistum Eisenstadt und dem Bistum Ourense im Nordwesten
Spaniens, feiern wir unseren Diözesanpatron mit einem Hochfest. Martin von
Tours steht am 11. November auch im Kalender der evangelischen, der anglikanischen und der orthodoxen Kirchen. Die Armenier haben den 5. November
und die Kopten den 10. November gewählt.
Zu den Gebeten und Texten des Messbuches bietet der Ergänzungsband
mit den Eigenfeiern unserer Diözese eine Präfation aus der Feder von Sr. Marcella
Welte, OSB. Martinus wird als bleibendes Vorbild besungen: „… Denn in den
Heiligen offenbarst du deine Güte und schenkst uns im heiligen Martinus einen
Bischof nach dem Bild des Guten Hirten…, in Liebe öffnete er sein Herz für die
Not des Armen und durfte in ihm Jesus Christus erkennen.“ Den feierlichen
Schlusssegen brauchen wir dringender denn je: „... Eure Liebe nehme zu an Einsicht und Verständnis, damit ihr euch immer für das entscheiden könnt, worauf
es ankommt.“
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Im Anhang VII des Direktoriums für die Diözese Rottenburg-Stuttgart finden sich
die Angaben zur Feier des Stundengebetes. Der Hymnus „Sankt Martin, dir ist
anvertraut“ ist in seiner jetzigen Textform (1974) ein beliebtes „Rottenburger
Eigengewächs“2. Der Eigenteil des neuen Gotteslobes bietet eine Vesper am
Fest des heiligen Martinus, eine Andacht zum heiligen Martin und ein Schlussgebet für Martinsfeiern. In der Andacht finden sich Texte, die die Themen, die
mit der Biografie des Heiligen verbunden sind, für heutige Beter/-innen übertragen. Die liturgischen Texte machen deutlich, die Liturgie hört nicht am Kirchenportal auf, sondern setzt sich fort mit jedem Schritt auf den und die
Nächsten zu und in der Begegnung mit ihnen.
Margret Schäfer-Krebs, HA VIII
1 Hermann-Josef Vogt, in: Christus erkennen. Wortgottesdienste zum Martinsjahr 1997. Hrsg. vom Bischöflichen Ordinariat Rottenburg, 1997, S. 9f.
2 Dr. Werner Groß, in: Martin von Tours. Zur Feier der Liturgie am 11. November. Hrsg. vom Bischöflichen Ordinariat Rottenburg, 1997, S. 5ff.
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Martinskirchen überall im Martinsland
Von Rottenburg nach Tours sind es über 800 Kilometer. Und dennoch sind in
der Diözese Rottenburg-Stuttgart 180 sakrale Bauten dem heiligen Martin geweiht, 75 davon sind Pfarrkirchen.
Die bedeutendste Martinskirche ist natürlich die Domkirche St. Martin
in Rottenburg. Sie ist mit ihrem Bischofssitz die Zentralkirche von RottenburgStuttgart und so etwas wie das liturgische Zentrum der Diözese. Wenige hundert
Meter entfernt steht die Sülchenkirche. Auch sie war dem heiligen Martin geweiht und beherbergt heute die Sarkophage der Bischöfe der Diözese. Neuere
Ausgrabungen zeigen, dass dort die Anfänge der Christenheit im Südwesten
lagen.
Andere,bedeutende Kirchen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tragen
ebenfalls den Namen des heiligen Marin: die Basiliken in Weingarten oder UlmWiblingen zum Beispiel. Es sind vor allem Ortschaften, die auf -ingen, -heim
oder -dorf enden, in denen der heilige Martin Kirchenpatron ist: Bierlingen, Westheim oder Aulendorf, Ortschaften, die zwischen 400 und 620 gegründet wurden.
In dieser Zeit war die Verehrung nicht nur im Südwesten Deutschlands, sondern
in der ganzen Gegend nördlich der Alpen den Menschen ein besonderes Anliegen, denn seine Werke erschienen den Christen im mittelalterlichen Denken als
so groß, dass er den Sünder vor Gott „loskaufen“ konnte.
Auch heute erinnern die Martinskirchen alle, die darin ein- und ausgehen,
aber auch die, die vorübergehen: Wenn wir teilen, dann ist das nicht allein eine
gute Tat. Es ist ein Schritt hin auf das Reich Gottes und das Heil aller Menschen.
Eckhard Raabe, HA XII
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43
Martin im Kindergarten:
das schönste Fest des Jahres
Eines der schönsten und beliebtesten Feste im Kindergarten ist der Martinstag
am 11. November. Er ist in den Einrichtungen fester religionspädagogischer Bestandteil des Jahreskreises und wird intensiv gestaltet und gefeiert. In den immer
dunkler werdenden Herbstwochen bereiten die Erzieherinnen mit den Kindern
das Fest vor: Es werden Martinslieder geübt, Laternen gebastelt, Geschichten
aus dem Leben des heiligen Martin erzählt und dabei vor allem die der Mantelteilung.
Mit Begeisterung spielen Kinder gerade diese Geschichte gerne nach.
Sie schlüpfen in die Rollen und sind wahlweise der frierende Bettler, der Soldat
Martin oder einfach nur das Pferd. Höhepunkt ist dann der Martinsumzug, am
besten mit einem richtigen Pferd und einem echten Martin. Gemeinsam mit Eltern, oftmals zusammen mit der Kirchengemeinde, ziehen die Kinder singend
mit ihren hellen Laternen durch die Straßen. Vielfach trifft man sich anschließend
in einem Gemeindesaal oder im Kindergarten, um Weckmänner oder Martinsgänse zu teilen. Solche Traditionen und Bräuche sind wichtig, nicht nur für Kinder.
Was damals vor den Toren der Stadt Amiens in einer kalten Winternacht
passierte und wodurch uns der heilige Martin auch heute noch besonders vertraut ist, macht deutlich: Not kann uns nicht kaltlassen. Martin handelte spontan
und konkret. In der Nacht danach hatte er einen bedeutenden Traum: Jesus erscheint ihm und trägt die Hälfte des Mantels. „Was du dem Geringsten meiner
Brüder oder Schwestern getan hast, hast du mir getan“ (Mt 25,40), sagt er.
Nicht umsonst wurde gerade die Mantelteilungsgeschichte zu einer der beliebtesten rund um den Heiligen. Kinder erspüren ihren Inhalt oft intuitiv und direkt:
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Unterricht, der über die
Schule hinaus wirkt
mutig sein und einstehen für andere, eine eigene Überzeugung haben und vertreten, aufmerksam sein für Not und Ungerechtigkeit, mit anderen teilen und
auf Gott vertrauen. Haltungen, die es wert sind, über einen besonderen Tag im
Jahreskreis hinaus gelebt und konkretisiert zu werden.
Die Kindergärten in der Diözese sind daher im Martinsjahr 2016 in
besonderer Weise eingeladen, nach dem Vorbild des heiligen Martin Leben zu
teilen und Gott zu begegnen. Ein ganzes Jahr, immer wieder in kleinen Aktionen
und Einheiten. Der hierfür entwickelte Flyer soll die Kindergärten, vor allem die
Einrichtungsleitungen und die Kindergartenbeauftragten in den Gemeinden,
inspirieren, die Botschaft des heiligen Martinus im Jubiläumsjahr der Diözese
verstärkt aufzugreifen. Materialhinweise, Impulse zu konkreten Aktionsmöglichkeiten und Verbindungen zur Diözese unterstützen die Gestaltung und regen zu
Neuem an.
So kann 2016 im Kindergarten der heilige Martin nicht nur am 11. November gefeiert werden, sondern immer wieder aufleuchten. Der Geist des heiligen Martin kann an vielen Tagen erlebbar werden – immer neu, wenn wir uns
der Frage stellen, was es heißt „Leben teilen, Gott begegnen“.
Ordinariatsrätin Dr. Irme Stetter-Karp, HA VI
Ute Niemann-Stahl, HA VI
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Wenn es einen Heiligen gibt, der nahezu jeder und jedem im Lauf seiner Schulzeit begegnet, dann ist es St. Martin. Martin ist aktueller denn je. Seinem Weg
folgend gewinnen wir wertvolle Impulse für das Teilen und Helfen in den aktuellen Nöten der Welt. So ist er gerade in der Bildung und Erziehung eine unverzichtbare Leitfigur.
St. Martin ist fester Bestandteil des Religionsunterrichts der Grundschule,
auch im neuen Bildungsplan 2016, und hier besonders in den Klassen 1 und 2,
unter erweiterter Perspektive (Not wahrnehmen, teilen, Christus im Nächsten begegnen) auch in den Klassen 3 und 4 und in der Sekundarstufe I, wo St. Martin
sowohl in unterrichtlichen als auch schulpastoralen Projekten eine Rolle spielt. In
der Beschäftigung mit der Biografie des Heiligen ist es vor allem die Mantelteilung,
die in Martinsspielen, dem Martinsumzug, in der Bildenden Kunst verlebendigt
wird. Das augenfällige, konkrete Handeln des heiligen Martin lässt ihn zum unangefochtenen Beispiel des Teilens werden, eine Konkretisierung von Mt 25,40: „Was
ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Für den Religionsunterricht gibt es viele Materialien zum heiligen Martin,
von denen eine Auswahl in unserer religionspädagogischen Zeitschrift „Notizblock“ 58/2015 vorgestellt wird. Darüber hinaus gibt es in den vergangenen
Ausgaben des „Notizblocks“ umfassende Unterrichtsentwürfe, die nichts von
ihrer Aktualität eingebüßt haben. Über die Behandlung im Unterricht hinaus
bietet der heilige Martin Raum für viele Projekte zwischen Schule und Kirchengemeinde. So gibt es z.B. ein inzwischen fest etabliertes Kooperationsprojekt in
Ammerbuch-Altingen, in dem die Kinder im Religionsunterricht der Grundschule
zunächst das Leben von St. Martin kennenlernen, dann ein Martinsspiel vorbereiten und miteinander die Frage bearbeiten, wo und was sie selbst in ihrem
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Leben teilen können. Die für den Laternenumzug und einen Gottesdienst ausgewählten Martinslieder werden zusammen mit anderen Klassen, auch aus der
Gemeinschaftsschule, eingeübt. Jeweils eine andere Klasse sorgt für das leibliche
Wohl beim gemeinsamen Ausklang auf dem Dorfplatz.
Im Dekanat Ludwigsburg wird an einem Pilgerangebot auf dem Martinsweg für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 gearbeitet, das den historischen
Martin thematisiert, daneben aber für junge Menschen interessante Aspekte
des Teilens heute aufzeigt und ins Gespräch bringt. Dabei gibt es verschiedene
Arbeitsschwerpunkte: Die inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Pilgerstationen, die Bildung eines pädagogischen Teams, das die Schülerinnen und Schüler
auf dem Weg begleitet und inhaltliche Impulse setzt, die Bewirtung usw.
In den Schulen aller Stufen – auch unterstützt durch das Hilfswerk Misereor, das in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine halbe Projektstelle für eine
Lehrkraft finanziert – wird das „globale Lernen“ stärker in den Blick genommen.
So entstehen derzeit neue Weltläden an Schulen, in denen faire Produkte verkauft werden. Die Schülerinnen und Schüler erfahren in Projekten um die Weltläden herum viel über die Produktion der zum Verkauf angebotenen Waren und
über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Herkunftsländern. Weltläden sind Orte geteilten Schullebens: Hier gibt es Lehrkräfte, Eltern,
Schülerinnen und Schüler, Beauftragte der Schulpastoral, Ehrenamtliche aus den
Gemeinden, die sich auf verschiedene Weise engagieren. Spendenläufe, Kuchenverkauf und andere Einnahmemöglichkeiten werden genutzt, um Projekte überall auf der Welt, aber auch die vor der Haustür, z.B. die Tafelläden, zu
unterstützen. Im Zusammenhang der Inklusion, des gemeinsamen Lernens von
Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung, lädt St. Martin dazu ein,
48
Teilhabe zu ermöglichen und in dieser Weise Leben und Lernen, Fähigkeiten und
Begrenzungen miteinander zu teilen.
Insbesondere fordern uns derzeit auch die Flüchtlingskinder und -jugendlichen heraus, Teilen in den Schulen neu zu buchstabieren. Vor allem in den Berufsschulen gibt es, oft unterstützt durch Religionslehrkräfte, interessante
Patenprojekte für VABO-Klassen (Vorbereitung Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse) von anderen Klassen, in denen aus wertvollen Begegnungen heraus
Projekte entwickelt werden, die Integration und Beheimatung in der Schule und
darüber hinaus fördern.
Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr, HA IX
49
Aktion Martinusmantel der Markt allein wird es nicht richten
Die gute Wirtschaftsentwicklung und der erfreuliche Rückgang der Arbeitslosigkeit der vergangenen Dekade täuschen uns gelegentlich darüber hinweg, dass
über 70.000 Menschen in Baden-Württemberg seit Jahren keine existenzsichernde Arbeit finden, manche sogar seit der Einführung der Hartz-Gesetze vor
zehn Jahren. Die durch das Beispiel des Martin von Tours angeregte Aktion Martinusmantel wendet sich seit 1987 der Not Langzeitarbeitsloser und junger Menschen auf Arbeitssuche zu. Mit Spendengeldern, der Martinuskollekte und
Haushaltsmitteln der Diözese fördert die Aktion Qualifizierungs- und Integrationsprojekte, in denen Arbeitssuchende Rückenstärkung für den Eintritt oder die
Rückkehr in das Berufsleben erfahren.
Ein Drittel aller Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos. Besonders bitter für Betroffene ist die Erfahrung, dass der Arbeitsmarkt offensichtlich keine Verwendung
für sie hat, obwohl viele Branchen händeringend Fachkräfte benötigen. Doch
qualifikatorische, gesundheitliche und psychosoziale Faktoren oder das Lebensalter verhindern oft eine erfolgreiche Arbeitssuche. Zur seelischen Not der vom
Arbeitsmarkt Ausgeschlossenen, zum Gefühl, zu nichts mehr nütze zu sein, gesellt
sich die materielle. Langzeiterwerbslose sind auf das Arbeitslosengeld II der Jobcenter angewiesen. Die Grundsicherung, Hartz IV, aber reicht kaum für das Nötigste. Eine Teilhabe an vielen gesellschaftlichen Lebensvollzügen ist nicht mehr
möglich. Langzeitarbeitslosigkeit ist eine Falltür in die Armut und mehrt die Schar
derer, die Hilfe in Tafelläden suchen. Daher hatte Bischof Gebhard Fürst im vergangenen Herbst aufgerufen, angesichts der Hochkonjunktur die Langzeitarbeitslosigkeit mitten unter uns nicht zu übersehen oder totzuschweigen.
Mit Papst Franziskus hatte er sich gegen eine „Wirtschaft der Ausschließung“ gewandt und gemahnt, der Ungleichverteilung von Arbeit und Einkom50
men ein Ende zu setzen.
Die zertifizierten Fördermaßnahmen der Aktion Martinusmantel werden
vom Caritasverband und anderen kirchlichen Projektträgern in Zusammenarbeit
mit den Jobcentern durchgeführt. Aktuell, zum Auftakt des Martinusjubiläums
im Jahr 2015, werden 19 Projekte an 23 Orten der Diözese mit 410.000 € unterstützt. Dadurch erhalten etwa 400 Ausbildung und Arbeit suchende Jugendliche, Frauen und Männer professionelle Hilfen durch kompetente Fachkräfte.
Für das kommende Jahr 2016 wurden bislang Zuschüsse in Höhe von 178.000
€ bewilligt. Ob wieder die Fördersumme des Vorjahres erreicht werden kann,
wird die Spendenaktion zum Festtag des heiligen Martin entscheiden.
Der jährliche Spendenaufruf knüpft an die Tradition eines früheren Solidaritätsfonds an, der durch einen freiwilligen regelmäßigen Gehaltsverzicht von
Priestern gespeist wurde. Er richtet sich deshalb auch direkt an die Bediensteten
kirchlicher Einrichtungen. Ihre christliche Solidarität – auch vieler, die inzwischen
im wohlverdienten Ruhestand sind – bildet einen wichtigen Rückhalt für die Arbeitslosenprojekte. Ordinariatsrat Dr. Joachim Drumm, der als Leiter der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft im Bischöflichen Ordinariat den Vorsitz im
siebenköpfigen Vergabegremium innehat, ist zuversichtlich, dass auch im Martinusjahr solidarische Spenderinnen und Spender die Nöte unserer Tage sehen
und sich vom beispielhaften Handeln Martins vor über 1600 Jahren und dem
Matthäus-Evangelium 25,40 leiten lassen werden: „Amen, ich sage euch: Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Internet: www.martinusmantel.de
Hans-Peter Mayer, HA XI
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Pilgern in der Spur des heiligen Martin der Martinusweg
2005 hat der Europarat den Martinusweg („Via Sancti Martini“), der die Geburtsstadt des hl. Martin, Szombathely in Ungarn, mit seiner Grablege in Tours
in Frankreich verbindet, in die Liste der Kulturwege aufgenommen. Martinuswege gibt es mittlerweile in Frankreich, Italien, der Slowakei und Tschechien.
Bischof Dr. Gebhard Fürst hat diese Idee aufgegriffen und den Martinusweg auch in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die unter dem Patrozinium des
hl. Martin steht, ausgewiesen. Der Martinusweg hat das Ziel konfessionsübergreifend Kirchen, die auf dem Patronat des heiligen Martin gründen, zu verbinden. Wir verstehen und gestalten den Martinusweg in unserer Diözese als
Pilgerweg, auf dem die Pilgerinnen und Pilger eingeladen sind, sich mit dem
heiligen Martin auf einen geistlichen Weg zu begeben und sich mit seinem Glaubenszeugnis, seinem Leben und seinem Wirken auseinanderzusetzen. Pilgern
auf dem Martinusweg kann so zur Spurensuche werden: nach Spuren des heiligen Martin in unserer Diözese, aber mehr noch nach Spuren Gottes in unserem
Leben.
Der Martinusweg durch unsere Diözese verbindet an einer gedachten
Achse entlang die beiden „Martinsorte“ Szombathely und Tours. Aus dieser
Achse heraus ergibt sich ein Hauptweg von Tannheim bei Biberach nach Schwaigern bei Heilbronn. Der Wegverlauf geht über Biberach, Ulm, Hechingen, Böblingen, Stuttgart und Heilbronn. Um auch andere Martinskirchen in der Diözese
mit dem Martinusweg und seinem geistlichen Anliegen eines Pilgerwegs in Verbindung zu bringen, gibt es weitere Regionalwege des Martinuswegs, die auf
diesen Hauptweg zuführen (vom Bodensee über das Allgäu nach Biberach, von
Mergentheim nach Heilbronn, von Sigmaringen nach Hechingen und von Zwiefalten über Reutlingen nach Rottenburg). In der Diözese Rottenburg-Stuttgart
sind 1200 Kilometern des Martinusweges ausgeschildert. Ein europäischer
52
Martinusweg „Via Sancti Martini“ von Szombathely über Österreich, Bayern,
die Diözese Rottenburg-Stuttgart, Worms, Trier und Luxemburg nach Tours befindet sich im Aufbau.
Viele weitere Informationen, Veranstaltungshinweise, Ideen für Projekte
und eine App für das Smartphone finden Sie auf unserer Homepage
www.martinuswege.de.
In der Diözese hat es sich die Martinusgemeinschaft zur Aufgabe gemacht, sich um den Weg und die Pilger zu kümmern. Sie tut dies in enger Zusammenarbeit mit den Dekanaten. Informationsmaterialien wie den Pilgerausweis oder eine Übersichtskarte erhalten Sie in den Dekanatsgeschäftsstellen
oder direkt bei der Martinusgemeinschaft. Kontakt: Frau Monika Bucher (Vorsitzende), Herr Achim Wicker (Geschäftsführer); Kontakt über Bischöfliches
Ordinariat, Hauptabteilung IV Pastorale Konzeption, Postfach 9, 72101 Rottenburg, E-Mail: [email protected]
Achim Wicker, HA IV
53
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55
Martin als Patron der
Neuevangelisierung Europas
Schon bald nach seinem Tod im Jahr 397 wurde der heilige Martin nicht nur in
Tours verehrt. Sein Ruf als wohltätiger Mantelteiler und glaubwürdiger Bischof
verbreitete sich rasant in ganz Europa. Seinem Vorbild folgend sahen die Christen
der ersten Jahrhunderte die Caritas – die Liebe zum Nächsten – nicht als ein
Randthema an. Sie gehörte zum Kern ihres Glaubens und zeichnete sie aus. Als
Zeichen dafür stellten die Christen in ganz Europa ihre ersten Kirchbauten unter
sein Patronat. Die Kirche Europas wurde quasi nach dem Vorbild des heiligen
Mantelteilers erbaut.
Martin steht damit für ein Europa, das vom christlichen Geist durchdrungen ist, ein Geist, der nie exklusiv war. Die Zuwendung zum Fremden war schon
bei Jesus ein zentraler Teil der Nächstenliebe. Jesus hat in seiner Rede vom Weltgericht selbst die Richtschnur für karitativ-diakonisches Handeln gelegt: „Was
ihr für eine/n meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt
ihr mir getan.“ (Mt 25, 40). Auch Martin fragt nicht nach der Herkunft des Notleidenden. Er hilft, weil er in der Tat Christus erkennt.
Heute stellen wir fest, dass ein Europa, das als Staatenbund nur durch
die Währung zusammengehalten wird, ein leeres Gerüst ist. Auf welcher Basis
sollen wir die Probleme Europas lösen? Was ist die Richtschnur, was sind die Kriterien? Wenn jeder Staat nur sein eigenes Wohl als Maßstab für die Problemlösung heranzieht, zerfällt Europa. Deshalb hat schon Jacques Delors, von 1985
bis 1994 Präsident der Europäischen Kommission und Katholik, eine Rückbindung
zur christlichen Religion in ihrer eindeutigen Option für die Armen und gegen
eine Gesellschaft des Egoismus gefordert. Seine berühmte Wendung „Europa
eine Seele geben“ verweist auf den Glaubenszeugen aus Tours.
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Der heilige Martin kann eine Leitfigur für die Rückbesinnung auf die gemeinsamen Werte Europas sein.
2005 hat der Europarat den Martinusweg, die „Via Sancti Martini“, in
die Liste der Kulturwege aufgenommen. Damit hat der Rat ein Zeichen gesetzt.
Martin ist Vorbild für die Leitidee einer europäischen Einheit und Beispiel, Maßstab und Wegweiser für die Glaubwürdigkeit Europas für jede und jeden Einzelnen von uns. So kann Glaube wieder glaubwürdig werden, so kann Europa
zu einem weltoffenen und am Gemeinwohl orientierten Europa werden.
Karin Schieszl-Rathgeb,
Persönliche Referentin des Bischofs
57
Martinsjahr und Martinsland
im Internet
Nein, der heilige Martin hatte weder Computer noch Smartphone. Und wenn
ihn im 4. Jahrhundert jemand nach seiner Homepage oder seinem FacebookProfil gefragt hätte, wäre die Antwort ein erstauntes Schulterzucken gewesen.
Damals verbreiteten sich Nachrichten noch durch Pferdekuriere. Und hoch zu
Ross war Martin international gut vernetzt: in Ungarn geboren, in Italien aufgewachsen, als Soldat auch in Deutschland unterwegs und schließlich als Mönch
und Bischof in Frankreich sesshaft. Dass er Christ war, zeigte sich trotz aller Beweglichkeit immer an konkreten Orten im Teilen mit den Menschen.
Bischof Gebhard Fürst bezeichnet die Diözese Rottenburg-Stuttgart als
Martinsland. Die württembergische Ortskirche ist europa- und weltweit vernetzt
und folgt dem Handeln ihres Patrons an vielen Orten. Dazu benutzt sie die Pferde
der heutigen Zeit: Homepages und Social-Media-Kanäle. Hier entstanden und
entstehen im Zusammenhang mit dem Martinsjahr neue Impulse.
Im Internetauftritt der Diözese finden sich Informationen zum Martinsjahr,
zum Diözesanpatron, zum Martinsdom und zur Verleihung der Martinus-Medaille. Während des Martinsjahres vertiefen Themenwochen unterschiedliche Aspekte einer Kultur des Teilens in der Diözese. Die Inhalte der Themenwochen
stehen auch später noch als Dossiers zur Verfügung. Wer sich auf den Spuren
des Heiligen auf den Weg machen möchte, findet Orientierung und Hintergründe
auf der Internetseite der Martinusgemeinschaft samt App und Blog. Die diözesanen Martinuswege sind Teil des europäischen Pilgernetzes. Auf Facebook teilt
die Diözese Hoffnungsgeschichten, die auf der Martinsland-Homepage zusammengestellt sind.
Markus Waggershauser,
Leiter der Onlineredaktion
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DRS-Themenwochen: Teilen im Martinsland
Teilen ist das große Thema des Diözesanpatrons Martinus. Die Themenwochen
auf www.drs.de schärfen das Profil der Diözese Rottenburg-Stuttgart als Martinsland. Hierfür arbeitet die Online-Redaktion mit verschiedenen Partnern zusammen. Nach „Zeit teilen“ (Ehrenamt), „Zuhause teilen“ (Flüchtlinge) und
„Frieden teilen“ gibt es während des Martinsjahres zu den folgenden Themen
eine Mitmachaktion. Am Ende der jeweiligen Woche steht ein Dossier bereit.
• 9. – 13. November 2015: „Kleidung teilen“ (Aktion Hoffnung)
• 29. Februar – 4. März 2016: „Bildung teilen“ (Erwachsenenbildung)
• 18. – 22. Juli 2016: „Weltsicht teilen“ (Weltkirchlicher Friedensdienst)
• 7. – 11. November 2016: „Glauben teilen“ (Ökumene)
Weitere Informationen: www.drs.de/initiativen/themenwoche.html
Martinsjahr auf der Diözesanhomepage
• www.drs.de/initiativen/martinsjahr-2016.html
Homepage Martinuswege/-gemeinschaft
• www.martinuswege.de
Martinsland auf Facebook
• www.facebook.com/martinsland.de
Homepage Martinsland mit Smartphone-App
• www.martinsland.de
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Das Martinshaus in Tansania
Am 27. Februar 2016 wird das Gästehaus St. Martin bei der Gehörlosenschule
der Vinzentinerinnen in Ruhuwiko/Tansania von Domkapitular Paul Hildebrand
eingeweiht.
2012 entstand zusammen mit den Schwestern aus Untermarchtal die
Idee, ein Gästehaus an der Gehörlosenschule zu bauen. Zwei Ziele sind mit
dem Gästehaus St. Martin verbunden: Zum einen werden zehn gehörlose Schulabgänger fest als Mitarbeiter in Service, Küche, Garten und als Hausmeister angestellt. Der monatliche Lohn wird durch Patenschaften und Spenden finanziert.
Zum anderen soll sich die Gehörlosenschule langfristig durch die Einnahmen
des Gästehauses zum Teil selber tragen können. Aus der Idee heraus, einander
in Solidarität teilhaben zu lassen an „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“
(Vaticanum II, Gaudium et spes), bekam das Haus den Namen St. Martin.
Seit 2010 gibt es eine Partnerschaft zwischen der Seelsorge bei Menschen mit Hörschädigung in unserer Diözese und der Gehörlosenschule in Ruhuwiko. In der Partnerschaftsurkunde wurde festgeschrieben, dass die weltweite
Gemeinschaft in der Kirche erlebbar werden soll. Ziel ist, einander in Solidarität
teilhaben zu lassen an Freude und Hoffnung, Trauer und Angst und das wachsende Verständnis füreinander und das bessere Lernen voneinander.
Das Haus hat Platz für 24 Personen in Doppel- und Einzelzimmern. Es
hat zwei kleine und einen großen Seminarraum, einen Speiseraum und einen
wunderschönen Garten. Vom 21. Februar bis 5. März 2016 wird für Hörbehinderte eine Reise zur Einweihung des Hauses angeboten. Begleitet wird sie auch
von Schwestern aus Untermarchtal.
Kontoverbindung:
Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern
vom hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal e.V.
IBAN: DE54 6305 0000 0009 3269 05
SWIFT-BIC: SOLADES1ULM
Sparkasse Ehingen
Verwendungszweck: Gästehaus Ruhuwiko
Karl-Josef Arnold, Diakon
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Teilen in der Einen Welt
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Der heilige Martin ist Patron unserer Diözese. Sein geteilter Mantel hat ihn berühmt gemacht. Weniger bekannt ist die Legende, nach der er einst in seiner
Zelle betete, als ihm Satan erschien, umstrahlt vom Lichterglanz und herrlich
geschmückt mit einem von Edelsteinen funkelnden Diadem, und zweimal behauptete, Christus zu sein. Erst als Martin die Lichtgestalt fragte: „Wo sind deine
Wunden?“, sei sie wieder von ihm gewichen.
Die Wunden Christi sind heute die Armen und Notleidenden weltweit:
Hungernde und an Durst leidende, Fremde und Obdachlose, Kranke und Gefangene, alle, die nichts anderes als ihre nackte Existenz haben (vgl. Mt 25, 31–
46). In Zeiten, da Reiche weltweit immer reicher werden, ist eine Diözese, die
sich zum heiligen Martin als ihrem Patron bekennt, mehr denn je herausgefordert, zu teilen, denn das Teilen ist die Wurzel des Menschseins und elementarer
Bestandteil der Nachfolge Christi. Doch geht es nicht allein darum, wie unsere
Diözesansynode 1985/86 formulierte, „sich unmittelbar der Notleidenden anzunehmen und ihre ‚Wunden zu verbinden‘“, sondern gerade auch darum, „jene
gesellschaftlichen Strukturen zu verändern, die Not und Verletzung verursachen
oder zulassen“.
Der Weg zu einem wirklichen Ausgleich in der Welt zwischen Arm und
Reich, zu Gerechtigkeit und Frieden ist lang und beschwerlich, angesichts immer
neuer Konflikte und eines wachsenden Egoismus. Doch die spontane Tat des
noch nicht einmal getauften Martin vor 1700 Jahren fasziniert noch immer. Auch
heute noch fordert sie heraus und steckt an: einzelne Christen, Gemeinden und
unsere Diözese als Ganzes. Nach dem vor fünfzig Jahren vom Konzil angestoßenen Wandel zu einer Weltkirche als Gemeinschaft von Ortskirchen sind dem
Vorbild des heiligen Martin folgend, vielerorts Initiativen gewachsen, die in partnerschaftlichen Kontakten zu Schwesterkirchen, Gemeinden, Verbänden in aller
Welt ihren weltkirchlichen Gemeinsinn zum Ausdruck bringen und leben.
Domkapitular Detlef Stäps, HA X
Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen:
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Sie waren oft monatelang auf dem Weg, haben mit 14, 15 oder 16 Jahren schon Schlimmes
sehen und erleben müssen. Einige sind traumatisiert. Auch kirchliche Einrichtungen haben bereits viele Jugendliche aufgenommen. Damit sie dort gut unterkommen können, damit sie wieder Geborgenheit und Orientierung erfahren können, braucht es nicht nur Sozialarbeiter, die
sich um sie kümmern. Es braucht auch Unterkünfte, Wohnungen, die erschlossen und renoviert
werden müssen. Dazu fehlen den Einrichtungen oft die finanziellen Mittel.
Wir bitten deshalb um Unterstützung der Jugendhilfe-Einrichtungen, welche sich
um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmern. Besuchen Sie die Einrichtungen im Internet oder kommen Sie gerne persönlich vorbei.
• Kinder- und Jugendhilfe Neuhausen
http://www.skf-stuttgart.de/kinder_jugendliche/kinder_jugend_hilfe.htm
• St. Josef, Mulfingen, http://www.josefspflege.de
• Kinderdorf Marienpflege, Ellwangen, http://www.marienpflege.de
• St. Raphael, Fichtenau-Unterdeufstetten, http://www.straphael.de
• Konradihaus, Schelklingen, http://www.st.konradihaus.de/startseite
• Zentrum Guter Hirte, Ulm, http://www.guterhirte-ulm.de
• St. Josef, Heudorf, http://www.st-fidelis-jugendhilfe.de
• Kinderdorf St. Josef, Bopfingen-Unterriffingen, http://www.franzvonassisi.de/martin
• Canisius-Haus, Schwäbisch Gmünd, http://www.franzvonassisi.de
• Rupert-Mayer-Haus, Göppingen, http://www.rupert-mayer-haus.de
• St. Anna, Leutkirch, http://www.stiftung-st-anna.de
• St, Josef, Stuttgart, http://www.st-josefggmbh.de
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Materialliste für die
Gestaltung des Martinsjahres
Liturgische Hilfe - Martin bewegt zur Umkehr: Bußgottesdienst zur Martinsskulptur von Karl Ulrich Nuss in Rottenburg, Heft für Leiter/in und Mitfeiernde, Bestellung im 10er-Pack bei der Expedition des Bischöflichen Ordinariats,
[email protected]
Liturgische Hilfe - Heft mit Gottesdienstvorschlägen und Gottesdienstelementen: ökumenischer Gottesdienst, Wort-Gottes-Feier, Wechselgebete, Kurzvita des heiligen Martin, Lied. Bestellung bei der Expedition des
Bischöflichen Ordinariats, [email protected]
Liturgische Hilfe - Martin inspirativ: Kartenset für interaktive Besinnungen
in einer Gruppe, Gruppen bis zu zwölf Teilnehmer/innen können damit ohne großen Vorbereitungsaufwand in vielen Variationen eine Kurzandacht gestalten. Bestellung bei der Expedition des Bischöflichen Ordinariats, [email protected]
Mit der Bibel durch die Fastenzeit im Martinsjahr 2016: Ausgehend
vom Lebensbericht des heiligen Martinus und dem Thema des Martinsjahres
„Leben teilen. Gott begegnen“ werden ausgearbeitete Vorschläge für Bibelgespräche in Gruppen zur Verfügung gestellt. Die biblischen Texte sind dem LukasEvangelium und der Apostelgeschichte entnommen. Themen und Texte: Betend
leben (Lk 18,1–9; Apg 13,1–3), Gewaltlos leben (Lk 19,36–44; Apg 9,31),
Glaube bewahren (Lk 11,14-26; Apg 4,4–12), Durch das Amt dienen (Lk 10,1–
16; Apg 6,1–7), Auferweckt zum Leben (Lk 7,1-11; Apg 9,36–42). Herausgeber:
Bibelpastoral/Biblische Bildung, Barbara Janz-Spaeth, http:\\bibelpastoral.drs.de,
Kontakt bei Rückfragen: Bibelpastoral/Biblische Bildung, Barbara Janz-Spaeth,
Jahnstr. 30, 70597 Stuttgart, 0711 9791-243, [email protected]
Biblische Impulse für Gruppen und Gremien im Martinsjahr: Beschreibung: Jeden Monat werden biblische Impulse für Gruppen und Gremien bereitgestellt. Biblische Texte geben vielfältige Anregungen zum Thema „Leben teilen.
Gott begegnen“. Die methodisch ausgearbeiteten Impulse sind für eine Dauer
von 5 bis 15 Minuten geplant und können am Anfang und/oder am Ende von
Sitzungen durchgeführt werden. Herausgeber: Bibelpastoral/Biblische Bildung,
s.o.
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Aufkleber für das Martinsjahr: Zum Martinsjahr gibt die Diözesane Öffentlichkeitsarbeit Aufkleber mit dem M aus dem Logo zum Martinsjahr heraus. Der
Buchstabe, mit zwei Punkten versehen, kann auch als ein
Piktogramm der Zuwendung gesehen werden, die der
heilige Martin vorgelebt hat. Die Aufkleber haften auf
fast allen Untergründen und sind leicht zu entfernen.
Die Bögen mit je 20 Aufklebern im Durchmesser von
4,5 cm sind kostenlos zu beziehen bei der Expedition
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des Bischöflichen Ordinariats, [email protected].
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„Der Geteilte Mantel“, Ausgabe 2016. Themenheft zum 1700-jährigen
Martinus-Jubiläum, erscheint im Juli 2016. Herausgeber: HA X.
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Angebote der Fachstelle Medien zum Martinsjahr
Die Fachstelle Medien bietet im Martinsjahr Lavendelsäckchen an. Mit dem
Verkauf der Säcken wird ein Projekt der Caritas in Szombathely unterstützt, bei
dem Suchtkranken, psychisch Kranken und schwer zu Vermittelnden eine Arbeitsmöglichkeit geboten wird. Für Familien mit geringem Einkommen wird
damit auch ein Aufenthalt im Sommercamp ermöglicht.
Ebenfalls von der Fachstelle Medien wird der Kerzenschirm „Martinslicht“ angeboten. Der transparente Papierstreifen wird um ein Teelicht gewickelt
und mit einer beigefügten Klammer gefestigt. Damit erstrahlt die berühmte Martinsdarstellung aus dem Diözesanmuseum in Rottenburg in neuem Glanz.
St. Martin teilte damals – und wir teilen heute! Erzähl-Plakate für
Kindergruppen: Die Geschichten vom heiligen Martin erzählen wir, weil sie
eine zeitlose Botschaft haben: Wer teilt, gewinnt! Sie laden zum Mit- und Nachmachen ein. Auf dem Plakat, das die Fachstelle Medien zum Martinsjahr anbietet, sind berühmte Szenen aus Martins Leben dargestellt, anhand derer seine
Legenden erzählt und veranschaulicht werden können. Ein zweites Plakat stellt
Szenen daneben, wie Kinder heutzutage genau wie Martin teilen können. Statt
dem Mantel wird das Pausenbrot geteilt und Außenseiter zum Mitspielen eingeladen. Die liebevoll gemalten Plakate (jeweils DIN A3) können für 1,50 € im
Onlineshop der Fachstelle Medien bestellt werden: www.fachstellenshop.de
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Exerzitien im Alltag: Zum Thema: „Deine Barmherzigkeit lässt mich leben
und handeln“ hat die Hauptabteilung IV in Zusammenarbeit mit den Caritaskonferenzen Deutschlands, Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart, ein Modell
für Exerzitien im Alltag herausgegeben. Es umfasst Impulse und Gebete für vier
Wochen für den Einzelnen und Gestaltungsvorschläge für die wöchentlichen
Gruppentreffen. Ein zweites Modell zum Thema: „Vertrauen wagen“ erscheint
neu im Herbst 2015. Die Haltung des Vertrauens ist eine der spirituellen Grundhaltungen, die den Entwicklungsweg „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten
gestalten“ prägen sollen. Auch die Person des heiligen Martin ist ohne dieses
Vertrauen, von Gott gehalten und geführt zu sein, nicht zu verstehen. Ausgebildete Moderatoren und Moderatorinnen, die Gruppen auf diesem Weg begleiten,
können vermittelt werden unter: [email protected]. Unter dieser Adresse erhalten
Sie auch nähere Informationen und Beratung und haben die Bestellmöglichkeit.
http://pastorale-konzeption.drs.de, Stichwort: Exerzitien im Alltag.
Pilgerbuch zum Martinusweg: Das Pilgerbuch zum Martinusweg in der Diözese beschreibt den Hauptweg und die vier Regionalwege, die zahlreiche Martinskirchen miteinander verbinden. Die einzelnen Etappen werden vorgestellt
mit nützlichen Tipps und Informationen zu Übernachtungsmöglichkeiten und
Sehenswürdigkeiten. Eine Sammlung von Gebeten, Impulsen und Liedern soll
zur geistlichen Gestaltung des Pilgerns anregen. Das Buch ist erhältlich in Buchhandlungen zum Preis von 9,80 €, ISBN 978-3-89870-733-2
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Angebote
zum Martinsjahr
Wanderausstellung Martinsland: Die Diözese Rottenburg-Stuttgart ist Martinsland. Auf 19 Bannern, sogenannten Rollups, geht’s um den heiligen Martin.
Sie zeigen den heiligen Mantelteiler als Leitbild für die Seelsorge und die Caritas
in der Diözese, stellen die Martinuswege dar und zeigen, wie viel in seinem
Namen in Rottenburg-Stuttgart noch so alles passiert. Die Rollups sind leicht
aufzustellen und passen in den Kofferraum eines Pkw. Vorbestellung zur Ausleihe
unter [email protected].
„Der heilige Martin“, Comics und Legenden, Text: Wolfgang Urban, Zeichnung: Pierre Frisano, 1993. Restexemplare erhältlich bei: [email protected]
Diözese Rottenburg-Stuttgart ist Martinsland - Kalender, herausgegeben von Bischof Gebhard Fürst: Der Wand- und Standkalender des Bischofs
zeigt im Martinsjahr 2016 jede Woche einen neuen Ort, eine neue Aktion oder
Initiative, in der der heilige Martin heute bei uns lebendig wird. So ideenreich,
wie die Katholiken von Württemberg den Grundgedanken von Martin in die Tat
übersetzen, so bunt ist auch der Kalender des Bischofs 2016. Zu bestellen bei
der Expedition des Bischöflichen Ordinariats Rottenburg, [email protected]
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Kleiner Pilgerweg durch die Domstadt Rottenburg: Für Besuchergruppen,
die in der Domstadt Rottenburg außer der Domführung noch anderes sehen wollen, wird ein „kleiner Pilgerweg oder Spazierweg“ durch die Stadt angeboten.
Vom Eugen-Bolz-Platz bis in den Dom finden sich zehn verschiedene Martinusdarstellungen, außerdem lassen sich die drei großen Persönlichkeiten des Widerstandes würdigen: Eugen Bolz, Bischof Sproll, der selige Pater Rupert Mayer
SJ – alle drei verbindet manches mit Martinus. Man kann an diesen Orten mit
einigen wenigen Erläuterungen und Hintergrundgeschichten einen „kurzweiligen und spannenden“ Weg gehen und die Stadt einmal mit anderen Augen
kennenlernen. Im Dom werden zu bestimmten Orten kurze Impulse angeboten.
Informationen und Anmeldung unter: [email protected]
Martin auf drs-media: Auf dem Videokanal der Diözese Rottenburg-Stuttgart
auf YouTube werden im Martinsjahr zwei Reihen zu sehen sein: Unter dem Titel
„Mein Martinusweg – Geschichten von unterwegs“ berichten Pilger/innen von
ihren Erlebnissen auf dem Martinusweg. In der Reihe „Mein Martinsland – Geschichten vom Teilen“ stellt die drs-media-Redaktion Projekte und Initiativen
vor, die den Geist des heiligen Martin in die Tat umsetzen. Die Sendetermine
der beiden Reihen wird noch bekannt gegeben.
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Literaturtipps
zum heiligen Martin
Martin von Tours - Ikone der Nächstenliebe.
Bischof Gebhard Fürst (Hrsg.), Ostfildern 2014
Martin von Tours – ein Lebensbericht von Sulpicius Severus.
Ordinariatsrat Dr. Martin Drumm (Hrsg.), Ostfildern 2014
Im Laufe des Martinsjahres werden erscheinen:
Die Dokumentation des Martinskongresses
„Martin von Tours – Leitfigur für eine humane Kultur und die Zukunft
des Christentums in Europa“, 2013 in Weingarten
Martin in Kunst und Musik mit CD
mit Martinsliedern, die von Chören der Dommusik Rottenburg neu eingesungen
werden. Dr. Melanie Prange, Leiterin des Diözesanmuseums
DVD: Diakonisch missionarisch Kirche sein
Was es bedeuten kann, diakonisch missionarisch Kirche zu sein, zeigt ein 23minütiger Film der Web-TV Redaktion der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Neben
dem Film erhält die DVD noch Zusatz-Materialien. Zu beziehen bei der Fachstelle
Medien, www.fachstellenshop.de
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GL 911 Sankt Martin, dir ist anvertraut
Ernst Hofmann und Hans Starz 1974
M: bei Johann Leisentritt 1567 S: Walter Hirt (2015)
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Gebet
Herr Jesus Christus, du guter Hirte deiner Kirche,
du hast uns den heiligen Martin als Patron unserer
Diözese geschenkt. Sein Leben und Handeln war
geprägt von deiner Liebe. So schauen wir auf Martins
Leben und begegnen darin dir.
Wir hören deinen Auftrag: Bleibt in meiner Liebe.
Wir Menschen, ob jung oder alt, sehnen uns nach
Freundschaft. Wir wünschen uns Orientierung,
damit unser Leben gelingt.
Du bist bereits dem jungen Martin begegnet und
hast ihn sein Leben lang in deiner Freundschaft
bewahrt. Dir wollte er folgen, als er das Militär verließ.
Dich suchte er in den langen Jahren der Einsamkeit.
Die Kraft zum Bischofsdienst schenktest
du ihm in den Gebeten der Nacht.
Uns willst du im Alltag unseres Lebens Freund sein
wie ihm. / Auch unser Leben willst du prägen. /
Wie Martin gilt auch uns dein Ruf: Bleibt in meiner Liebe.
Wir kennen die Sorgen vieler Menschen in unserer
Umgebung; als Gemeinden und als einzelne Christen
fragen wir uns, was unsere Aufgabe ist.
Der junge Martin sah den Bettler und teilte den
Mantel. Der alte Bischof sah vielfältige Not:
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Er schaute in die Gesichter der Armen und erkannte
darin deine Züge. Er nahm die Schmerzen der Kranken
wahr und hatte Mitleid mit ihnen wie du. Durch
sein Gebet und seine Liebe heiltest du sie.
Mach auch uns zu Christen, die dich in den Zügen
der Menschen entdecken. / Lehre uns, den Leidenden
so zu begegnen, dass sie deiner Liebe gewiss werden./
Leite uns durch dein Wort:
Bleibt in meiner Liebe.
Wir teilen Arbeit und Arbeitslosigkeit mit unseren
ausländischen Kollegen. Wir leben unter einem
Dach mit Menschen, die wir mögen, und mit andern,
die uns fremd sind. Kriege und Gewalt, Katastrophen
und Krankheiten in aller Welt erschweren
auch die Probleme in unserm eigenen Land.
Weil Martin dich selbst in den Menschen erkannte,
waren für ihn alle Menschen kostbar und an Würde
gleich. Der Offizier diente seinem Knecht. Der
Bischof trug die Kleidung des Bettlers. Er nutzte seine
Macht für die Armen und kämpfte bei den Mächtigen
für die Verfolgten.
Öffne uns die Augen, damit wir in allen Sorgen und
Spannungen einander als Brüder und Schwestern
achten. / Hilf uns, gemeinsam Wege zu Gerechtigkeit
und Versöhnung zu finden.
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Notizen
Lass uns verbunden sein in deinem Wort:
Bleibt in meiner Liebe.
Wir leiden darunter, dass bis in unsere eigenen Familien
hinein der christliche Glaube an Bedeutung
verliert und anderen Werten weicht. Wir spüren, dass
unserer Überzeugungskraft Grenzen gesetzt sind.
Wo Martin den Bildern des Unglaubens begegnete,
kam er an die Grenze seiner Geduld. Voller Eifer
für das Evangelium zerstörte er die Götzenbilder.
Dennoch haben die Menschen das Zeugnis seiner
Liebe und Demut in der Erinnerung behalten
und die Frohe Botschaft angenommen.
Herr, schenke uns Eifer im Glauben, aber noch
mehr Eifer in der Liebe. / Gerade dann, wenn wir
von dir Zeugnis ablegen, erinnere uns an dein Wort:
Bleibt in meiner Liebe.
Du selbst, Herr, hast den heiligen Martin in deiner
Liebe bewahrt. Du wirst auch uns bewahren und uns
leiten, damit wir in unserer Zeit zu Zeugen deiner
Liebe werden können. Dir sei die Ehre in Ewigkeit.
Amen.
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Bildnachweis
Titel, 2/13: (Ausschnitt aus der) Martinusdarstellung von Karl Ulrich Nuss, Rottenburg.
Fotos: Angelika Kamlage
5: gettyimages
9: Wolfgang Schmidt
11: Reliquiar des heiligen Martin im Dom St. Martin, Rottenburg. Foto: Wolfgang Schmidt
15 oben: Stuttgarter bzw. Zwiefaltener Passionale, ca. 1130. Württembergische Landesbibliothek Cod. Bibl.
20, fol 117r a–b, veröffentlicht in: BIBLI0THEKA SUEVICA; hg. von Ulrich Gaier u.a.
(dort Tafel 17: Mantelteilung) Kunstverlag Josef Fink
15 unten: Fuldaer Sakramentar von 975, Göttinger Staats- u. Universitätsbibliothek: Cod Ms theol 231Clm.,
fol 113r., die früheste uns erhaltene Darstellung der Mantelteilung
16: Der heilige Martin und der Bettler, El Greco, 1597/99, National Gallery of Art, Washington D.C.
19, 21, 23: Martinusdarstellungen, Diözesanmuseum Rottenburg
34/35, 39, 49, 59: istockphoto
43: Ausschnitt aus dem Chorfenster von Wilhelm Geyer im Dom St. Martin, Rottenburg.
Foto: Wolfgang Schmidt
44: Look-foto
54/55: Wolfgang Schmidt
57: fotolia
61: Kinder der Gehörlosenschule der Vinzentinerinnen in Ruhuwiko/Tansania. Foto: privat
70: Pilger auf dem Martinusweg. Foto: privat
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