Sehr geehrte Frau Kurth, danke für Interesse an diesem kommunalpolitischen Thema. Allerdings muss ich Ihnen in manchen Punkten widersprechen bzw. Sie korrigieren, da Sie von falschen Voraussetzungen ausgehen. Es gab vor einigen Jahren Pläne, die Tagesklinik des LWL unterhalb des Krankenhauses neu zu bauen. Diese Pläne haben sich leider zerschlagen. Einer der Gründe war es, dass der LWL bewusst innenstadtnahe Standorte sucht, um seine Patienten wieder an ein geordnetes und angstfreies Leben mit Mitmenschen zu gewöhnen. Die von Ihnen angesprochene Anonymität wird also gar nicht gesucht. Im Laufe des letzten Jahres meldete sich dann der LWL bei der Stadt Plettenberg und zeigte Interesse an ehemaligen Haus Schadwinkel, da es mitten in der Innenstadt liegt. Die Stadt Plettenberg kann dem LWL nicht vorschreiben, welche Häuser er erwirbt, doch hat mein Vorgänger darauf hingewiesen, dass dieses Objekt keine Parkplätze am Haus hat und auch mit Taxis nur im Ausnahmefall angefahren werden kann. Darüber hinaus hätte eine Nutzung als Klinik wahrscheinlich dazu geführt, dass die Fenster der unteren Etage zugeklebt werden, um einen Blick in die Büro- und Praxisräume zu verhindern. Das war von Seiten der Stadt nicht gewollt und kann auch nicht in Ihrem Interesse sein. Stattdessen hat die Stadt den LWL auf die Villa von W.O. Schulte hingewiesen. Nach Prüfung des Gebäudes hat der LWL aber abgelehnt, weil die Räumlichkeiten nicht seinem Bedarf entsprachen und zu viel hätte angebaut werden müssen. Als Alternative hat die Stadt dann das alte Rathaus ins Gespräch gebracht. Hier wurde vorgeschlagen, das alte Rathaus mit dem Gebäude Bahnhofstraße 107 zu verbinden und so die notwendigen Raumkapazitäten in zwei Häusern unterzubringen. Dies entspricht der Idee, die Sie in Ihrem Leserbrief vorbringen und die auch Frau Gutschlag und Herr Teichert in deren Leserbrief erwähnen. Auch dies hat der LWL aber abgelehnt. Danach hörte man lange Zeit nichts mehr, bis im September Herr Beßler die Stadt ansprach und um Vorstellung von Neubauplänen für eine LWL-Tagesklinik bat. Diese Vorstellung erfolgte Ende September in einer interfraktionellen Sitzung, also unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dies geschah auf Wunsch der Beteiligten, zum einen, weil Herr Beßler noch Grundstücksverhandlungen führen musste und diese nicht beeinflusst werden sollten, zum anderen, weil der spätere Nutznießer des Gebäudes, der LWL, noch gar keine Aussagen machen konnte, ob er dem Projekt zustimmt. Diesem Wunsch ist die Stadt gefolgt. Am 28.10.15 wurde dann das Projekt im Gesundheitsausschuss öffentlich präsentiert. Dabei lag der Schwerpunkt aber eher auf den medizinischen Auswirkungen als auf den baulichen Voraussetzungen. Der Gesundheitsausschuss hat auch keine Zuständigkeit, über den Abriss zu entscheiden. Bereits vorher, am 07.10. wurde per Dringlichkeitsentscheidung beschlossen, das alte Rathaus an Herrn Archondakis zu verkaufen. Diese Dringlichkeitsentscheidung wurde in der Ratssitzung am 03.11. bestätigt. Damit war beschlossen, dass die Fläche des alten Rathauses nicht für Parkmöglichkeiten der LWL-Klinik freigeräumt wird. Ich gehe davon aus, dass auch diese Entscheidung in Ihrem Interesse ist. Einen Einfluss auf den Bestand der anderen drei Häuser hatte diese Entscheidung aber nicht. Zwar ist in diesem Zusammenhang über die drei Häuser gesprochen worden und grundsätzliche Bereitschaft erklärt worden, den städtebaulichen Vertrag dahingehend zu lösen. Das geschah aber eher am Rande der Diskussion über den Verkauf. Ein entsprechender Beschluss wurde nicht gefasst und war auch nicht vorgesehen. Es ging einzig und allein um den Verkauf des alten Rathauses. Vorlagen für Grundstücksver- und -ankäufe sind immer nichtöffentlich, um den Vertragspartner zu schützen. Ich habe am Folgetag Herrn Archondakis angerufen und gefragt, ob ich den Verkauf an die Presse weitergeben kann, weil daran bestimmt ein öffentliches Interesse bestehe. Er hat darum gebeten, dies noch nicht zu tun. Seine Bitte und seine Schutzinteressen waren für mich vorrangig. Erst jetzt, in der Sitzung am 26.01., wird der Rat darüber entscheiden, ob er den städtebaulichen Vertrag ändert und einen Abriss der Häuser Bahnhofstraße 107 bis 111 ermöglicht. Da es sich um ein planungsrechtliches Thema handelt, ist die Öffentlichkeit zugelassen und die entsprechende Vorlage wurde am 17.01. veröffentlicht. Ich widerspreche entschieden Ihrer Mutmaßung, dass ein Abriss der Häuser von Anfang an vorgesehen war. Obwohl die Denkmalbehörde die Häuser nicht als denkmalwürdig, sondern lediglich als erhaltenswürdig eingestuft hat, hat der Rat den Schutz dieser Häuser in den städtebaulichen Vertrag aufgenommen. Damit sollte verhindert werden, dass diese Gebäude für Parkflächen o.ä. geringwertige Nutzungen abgerissen werden. Der Grundgedanke, nicht alles abreißen zu wollen, zeigt sich ja auch in dem Beschluss, das alte Rathaus an einen Käufer weiter zu geben, der es erhalten will. Nun tritt ein Investor auf, der bereit ist, ein Gebäude zu errichten, das nicht nur seinem eigenen Gewinn dient, sondern eine Einrichtung schafft, für die in Plettenberg dringender Bedarf zum Wohle der Bürger besteht. (Der Seniorenbeirat hat nachgefragt, ob denn 20 Plätze ausreichen werden, da man den Bedarf in Plettenberg höher einschätzt.) Investor und LWL geben an, dass eine Nutzung der alten Gebäude nicht wirtschaftlich ist und nicht dem Raumbedarf entspricht. Auch wenn damit ein Stück alter Bausubstanz verschwindet, halte ich es nicht für richtig, ihm von Seiten der Stadt bei diesem Projekt Steine in den Weg zu legen. Um Ihnen, Frau Gutschlag und Herrn Teichert die Situation direkt darstellen zu können, werde ich einen gemeinsamen Termin mit Herrn Beßler im Rathaus koordinieren. Evtl. kommen der Architekt und ein Vertreter des LWL hinzu. Dies erscheint mir sinnvoller als eine Diskussion mittels Leserbriefen. Ulrich Schulte - Bürgermeister
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