Initiative: Respekt für Griechenland Wir von der Initiative „Respekt für Griechenland“ wollen die innergesellschaftliche Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Wirtschafts- und Finanzpolitik gegenüber Griechenland verstärken. Wir möchten das Thema vorrangig in Kreise tragen, die sich bisher noch wenig damit beschäftig haben. So hoffen wir zu einer Neubewertung und Neuausrichtung der Politik beizutragen. Die Initiative: Respekt für Griechenland ° unterstützt Einzelne, Gruppen und Institutionen bei der Planung von Veranstaltungen und anderen Aktivitäten zu Griechenland und Europa ° beteiligt sich an einer europaweiten Woche der Griechenlandsolidarität vom 15. bis 20.Juni 2015, u. a. mit der Kampagne „Kauft griechische Produkte“ ° setzt sich dafür ein, dass die Stadt Berlin der Stadt Athen eine Städtepartnerschaft anbietet ° arbeitet mit anderen Gruppen zusammen, die humanitäre Hilfe nach Griechenland bringen, so mit dem Verein Anthropia. Der Initiative, die sich Ende März 2015 gründete, gehören an: Holger Bau, Ulrike Billing, Simon Cames, Veit Dieterich, Eugen Eichhorn, Ludwig Engelmeyer, Reinhard Feld, Wassilia Fotiadou, Irma Franke-Dressler, Dionysios Granas, Jürgen Helmchen, Guntolf Herzberg, Wolfram Hülsemann, Ulf Kadritzke, Thomas Kamps, Ioannis Karanlik, Johann-Wolfgang Landsberg-Becher, Sonja Laaser, Urs Müller-Plantenberg, Hans Schmidt, Hilde Schramm, Ulrich Thöne, Andreas Unger, Marianne WündrichBrosien, Burkhard Zimmermann. Wir freuen uns über weitere Personen, die mitarbeiten wollen. Kontakt: Reinhard Feld, Tel: 0176 22 02 5067 Hilde Schramm, Tel: 030/ 833 44 72 [email protected] [email protected] Postanschrift: Respekt für Griechenland, Kyllmannstraße 11 B, 14109 Berlin Ein Spendenkonto für Öffentlichkeitsarbeit der Initiative wird eingerichtet. Spendenkonto Anthropia, GLS Bank IBAN DE42 4306 0967 1170 678 900 BIC GENODEM1GLS Auf unserer Homepage: www.initiative-respekt-fuer-griechenland.de finden Sie Informationen zu den komplexen Ursachen der Griechenland- und Europakrise, zu den Konflikten zwischen Deutschland und Griechenland sowie zu den Aktivitäten unserer Initiative und anderer Solidaritätsgruppen. Berlin, Ende Mai 2015 Initiative: Respekt für Griechenland Kritik der Griechenlandpolitik Die bisherige Griechenland-Politik der EU ist korrekturbedürftig. Immer mehr Menschen auch in Deutschland fragen sich, wo eigentlich die ganzen Hilfsgelder geblieben sind. Jedenfalls flossen sie nicht in Investitionen zur Stärkung der griechischen Wirtschaft und auch nicht in die längst überfällige Verbesserung der dortigen Sozialsysteme. Die im Namen von EU, IWF und Europäischer Zentralbank von der Troika durchgesetzten rigiden Kürzungen der Lohn- und Sozialausgaben und die Entlassungen im öffentlichen Sektor haben zwar den Staatshaushalt etwas entlastet, dafür aber dem Binnenmarkt geschadet. Insolvenzen von Klein- und Mittelbetrieben häufen sich. Armut und Arbeitslosigkeit haben katastrophale Ausmaße angenommen. Das Gesundheitssystem ist weitgehend zusammengebrochen. Schulen und Hochschulen laufen nach massiven Kürzungen im Notbetrieb. Diese Finanz- und Wirtschaftspolitik kann nur fortsetzen, wem die Menschen gleichgültig sind. Gegenwärtig findet in Griechenland ein demokratischer Aufbruch statt. Die innergriechische Zustimmung zur Syriza Regierung und ihren Reformvorhaben geht weit über ihre Wählerschaft hinaus. Und weil die neue Regierung nicht mit den mächtigen und superreichen Clans in Griechenland, die Mitglieder und Nutznießer der früheren Regierungen waren, verflochten ist, besteht erstmalig eine reale Chance, vernünftige Ziele umzusetzen: den grassierenden Steuerbetrug zu unterbinden und ein gerechteres Steuersystem durchzusetzen; die größten Lücken im Sozialsystem zu schließen; zukunftsträchtige Technologien zu fördern; die öffentliche Verwaltung zu straffen und auf das Gemeinwohl zu verpflichten. Voraussetzung für all dies ist der energische Kampf gegen die alte Klientelpolitik. Das sind große Vorhaben, die Zeit brauchen. Es liegt im Interesse der Menschen Europas, und zwar jenseits parteipolitischer und ideologischen Differenzen, diese Vorhaben der Syriza Regierung zu unterstützen - auch wenn man deren Vorgehen und Auftreten nicht immer für angemessen hält. Die neue Regierung braucht nicht nur Verständnis, sondern auch finanzielle Entlastung – so wie die Bundesrepublik Deutschland sie erhielt, als ihr 1953 auf der Londoner Schuldenkonferenz die Vorkriegs- und Nachkriegsschulden weitgehend erlassen wurden, damit sich das Land ökonomisch erholen und demokratisch entwickeln kann. Stattdessen spielt sich der deutsche Finanzminister als Zuchtmeister Europas auf. Nachdem bereits viel Porzellan zerschlagen worden war, zeigte die Kanzlerin sich freundlich, machte aber keine Zugeständnisse. Bisher halten nur die Gewerkschaften, die Linken und die Grünen dagegen. Dass die SPD sich auch zu einer Gegenkraft entwickelt, hoffen wir. Das andauernde Gerede von den zu erledigenden „Schulaufgaben“ ist unerträglich. Den Ministerpräsidenten Griechenlands und seine Kabinettsmitglieder wie Schuljungen zu behandeln, verstößt gegen elementare Regeln im Umgang unter souveränen Partnern. Über aggressive Antworten aus Griechenland auf ein solches Machtgebaren sollte man sich nicht wundern. Sieht die deutsche Regierung nicht, dass sie dabei ist einzureißen, was andere über Jahrzehnte aufgebaut haben? Wir wollen nicht vergessen, welche Hoffnungen auf Frieden, Verständigung und Wohlergehen mit Europa verbunden waren und noch immer sind. Als politisches Projekt aber wird es nur Bestand haben, wenn es gelingt, gemeinsam ein soziales und demokratisches Europa zu errichten, mit dem die Bürger und Bürgerinnen sich identifizieren können. Nur dadurch werden rechts- populistische, anti-europäische Bewegungen ihren Rückhalt in der Bevölkerung verlieren.
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