Artikel Drogistenstern «Wenn die Angst mitfliegt

22 _ DROGISTENSTERN 7–9/15
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Wenn die Angst mitfliegt
Gedächtnis ein, und «schon läuft das negative Kopfkino ab». Natürlich könne es
auch sein, dass jemand schlechte Erfahrungen gemacht habe. Die Angst führt
dazu, dass die Betroffenen harmlose Geräusche oder normale Betriebsabläufe als
gefährlich einstufen. Christine Moser:
«Damit entsteht eine Angstspirale mit
körperlichen Symptomen wie Herzrasen,
Schwitzen und Ohnmachtsgefühl.»
Fliegen – bei vielen Menschen löst dieses Wort positive Empfindungen aus. Sie
verbinden damit Ferien, Freiheit und Erholung. Bei einem Drittel der Bevölkerung ist das aber ganz anders: Für sie ist
der Weg zur ersehnten Erholung fernab
vom Alltag eher ein «Stress-Parcours».
Wörter wie Flugzeug oder Triebwerke rufen Vorstellungen von abstürzenden Maschinen und Horrorszenarien mit Sauerstoffmasken hervor. Betroffene leiden
körperlich und seelisch oft stark und werden von unbeschreiblicher Angst, Herzrasen, Atemnot und Durchfall heimgesucht. Christine Moser von der Dropa
Drogerie in Zürich-Affoltern: «Die Angst
vor dem Fliegen ist so alt wie das Fliegen
selbst.» Die Sorgen, die sich die Menschen im Flugzeug machen, sind weit
vielfältiger als die Vorstellung, die Maschine könnte abstürzen. «Bei der Flug­
angst kommen mehrere Ängste zusammen.» Viele fühlen sich in der Kabine
eingesperrt. Ausserdem spielten Höhenangst und die Angst vor dem Ausgeliefertsein eine grosse Rolle. «Keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben, ist für
viele Betroffene ein grosses Problem.»
Darum ist auch das Wissen wenig hilfreich, dass statistisch gesehen das Flugzeug das sicherste Fortbewegungsmittel
ist und die Gefahr, mit dem Auto einen
Unfall zu haben, viel grösser ist.
Tipps gegen die Angst
Wer unter Flugangst leidet, hat es nicht
leicht. Die gute Nachricht aber ist, dass
Sie die grundlose Panik mit verschiedenen Massnahmen wirkungsvoll bekämpfen können: Bei extrem ausgeprägter
Flugangst können Sie an einem Flug­
angstseminar (siehe Kasten) teilnehmen, das von Ihrer Flugangst oft definitiv heilt. Aber auch im Bereich der
Komplementärmedizin gibt es vieles, das
gegen Flugangst hilft. Zum Beispiel homöopathische Globuli oder Essenzen aus
entspannenden und angstlösenden
Pflanzen wie Piper methysticum, Passionsblume, Baldrian, Lavendel oder Aconitum. Die Bachblütenessenz Mimulus
soll zudem speziell bei Phobien helfen.
Auch Schüssler-Salz Nr. 5, Kalium phosphoricum, kann Ängste lösen.
Bei einer leichten Flugangst reicht es oft
schon aus, ein paar Atemübungen zu machen. Hilfreich ist es zudem, sich mit einem guten Buch oder Musik abzulenken.
«Wer sich in der Maschine stark eingeengt
fühlt, sollte immer einen Gangplatz reservieren», rät Moser. Zudem helfe es, sich
mit der Angst aktiv auseinanderzusetzen.
Entspannungstechniken wie autogenes
Training können Sie praktizieren, ohne
dass der Sitznachbar etwas bemerkt. Bei
Flugangst sollten Sie versuchen, Ihre Atmung bewusst zu kontrollieren. «Dafür
eignet sich die Bauchatmung besonders
gut», sagt Moser. «Hierbei legt man seine Hand etwa zwei Zentimeter unterhalb
des Nabels flach auf den Bauch und atmet tief langsam ein und aus.»
Wird zur Bekämpfung der Flugangst ein
starkes Medikament (Schlafmittel) eingesetzt, sollten Sie dies unbedingt im
Vorfeld der Reise mit dem Hausarzt absprechen, da solche Medikamente während des Fluges anders wirken können als
im Normalfall. Auch Alkohol und Kaffee sollten Sie nicht konsumieren, weil
diese Getränke die Angst noch verschlimmern können.
Gute Vorbereitung hilft
Wer vor dem Flug genug Zeit einrechnet
und gut vorbereitet ist, fühlt sich weniger gestresst. Wer unter Flugangst leidet,
sollte zudem auf eng anliegende Kleidung
oder einengende Kragen verzichten. Es
ist weiter ratsam, die Sitzplätze im vorderen Teil des Flugzeuges zu reservieren.
Dort ist es ruhiger und Sie bekommen,
im Vergleich zu Plätzen auf der Höhe der
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Negative Fantasie
Schuld an der Flugangst ist oft die eigene Fantasie. Betroffene malen sich
alle möglichen Katastrophenszenarien aus.
Für das Aufkommen von Flugangst, auch
Aviophobie genannt, ist die eigene negative Fantasie verantwortlich. Schon vor
oder spätestens während des Fluges beginnen sich die Betroffenen auszumalen,
welche Katastrophen auftreten könnten.
Einmal gesehene Bilder von Flugzeugabstürzen, sei es in Spielfilmen oder in der
Tagesschau, brennen sich förmlich ins
Tragflächen, die Flugbewegungen nicht
so stark mit. Da die Luft an Bord recht
trocken ist, sollten Sie möglichst viel
trinken. Am besten Wasser. Wer unter
der Enge der Flugzeugkabine leidet, kann
die Lüftungsdüsen einschalten. «Die frische Luft dürfte helfen, den aufsteigenden Panikgefühlen entgegenzuwirken.»
Wer bemerkt, dass er in Panik gerät, sollte versuchen, die Gedanken mit einem
bewussten «Stopp» aufzuhalten und sich
auf etwas Schönes zu konzentrieren. Zum
Beispiel auf die bevorstehenden Ferien
am Palmenstrand.
Text: Silvia Stähli-Schönthaler
Foto: Flavia Trachsel
Flugangstseminare
In einem Flugangstseminar werden
von Aviophobie Betroffene mit der
Welt des Fliegens vertraut ge­
macht. Sie erhalten unter anderem
Aufschluss darüber, was in den ein­
zelnen Flugphasen mit dem Flug­
zeug geschieht und warum zum
Beispiel Turbulenzen kein Problem
darstellen. Zudem analysieren sie
ihre Flugangst und erlernen Me­
thoden, mit ihrer Angst und den
Symptomen umzugehen. Es gibt
verschiedene Anbieter von Flug­
angstseminaren.
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