Die 4 Gefühle - Carolin Otzelberger

Die vier Gefühle
Von Kind auf haben Viele in unserer modernen Gesellschaft gelernt, dass es besser ist, nicht zu fühlen. Das heißt seine eigenen Gefühle zu unterdrücken und erst recht nicht zu zeigen. Wer kennt sie nicht, Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“, „Du brauchst nicht traurig sein, ist doch nichts passiert.“, „Männer weinen nicht.“ oder wenn man einfach gut drauf ist „Was hast du denn genommen?“. Nicht zu fühlen kann verglichen werden, wie der Schlick in einem Fluss. Eine zähe, trübe Masse ganz weit unten am Grund. Ab und zu mal wird sie aufgewühlt und es kommt etwas davon an die Oberfläche, das bringt einiges durcheinander, das Wasser trübt sich und man hofft, dass schnell alles wieder klar ist. Oft versteht man auch gar nicht, wovon das jetzt so aufgewühlt wurde. Zum Glück wird es ja früher oder später von selber wieder klar, auf Idee den Grund zu reinigen kommt man eher nicht. Die Gefühle sind allerdings wie der Schlick: Wenn ich nichts mache, dann bleiben sie da, ob ich das möchte oder nicht. Daran wird auch die Zeit nichts ändern. Im Laufe der Zeit sammelt sich dort eventuell sogar immer mehr Schlick an und verstopft den ganzen Fluss. Valerie Lankford, eine Schülerin von Dr. Eric Berne, dem Begründer der Traktionsanalyse, zeigt auf, dass sich alle menschlichen Emotionen in vier Kategorien einteilen lassen: Wut, Traurigkeit, Freude und Angst. Vier Gefühle, nicht mehr und nicht weniger. Alle anderen sind Unter‐ oder Mischformen. Das zu wissen macht es einfacher zu definieren, wie ich mich jetzt gerade fühle und es auch klar auszudrücken. Nennt man diese vier Gefühle, stellen die meisten fest, dass es drei negative Gefühle und ein positives Gefühl ist. Ist das wirklich so? Die folgende Tabelle zeigt auf, warum es in unser heutigen Gesellschaft nicht ok ist zu fühlen und als Gegensatz dazu, wie jedes unserer vier Gefühle uns dienen kann. Warum es nicht ok ist zu fühlen: Mit diesem Gefühl kannst du: Wut 
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 Nein sagen, Ja sagen,  Dinge beginnen, Dinge beenden, Dinge verändern  ausmisten und Sachen loswerden  Klarheit schaffen, Ungerechtigkeit erkennen  Grenzen setzen  Integrität aufrechterhalten  Intention zeigen, Entscheidungen treffen  Versprechen halten  Raum halten, aufmerksam sein, dich selbst beobachten  um etwas bitten, für etwas oder jemanden Stellung beziehen, schützen, Maßnahmen ergreifen 
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unzivilisiert, laut, destruktiv unvorhersehbar unhöflich könnte jemanden verletzen außer Kontrolle, gefährlich, beleidigend unreif, wird nicht ernst genommen chaotisch peinlich macht andere wütend lädt zu Rache ein führt zu Durcheinander und beginnt Krieg Traurigkeit Freude 
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schwach, emotional kindisch, zu soft „Heulsuse“ macht keinen Spaß ist mitleiderregend zeigt Opferhaltung ist unprofessionell, nicht kreativ zu verletzlich lässt lächerlich aussehen ruiniert den Tag der anderen entmutigend, nicht inspirierend entspricht nicht dem Ideal eines glücklichen Lebens der modernen Gesellschaft  und überhaupt: Männer weinen nicht  unrealistisch, kindisch, albern, nicht ernsthaft, naiv  überheblich, arrogant  vorübergehend  bedeutet, dass es Dir zu gut geht  nicht intellektuell  nicht die reale Welt, blind gegenüber den Problemen des Lebens  macht andere neidisch  Worüber kannst Du denn noch froh sein?  Wenn Du lächelst, glauben die Leute, Du hättest Drogen genommen oder nicht genug zu tun 
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Dich öffnen, dich mitteilen verletzlich sein, still sein Dinge akzeptieren, Dinge loslassen trauern, nachgeben, geheilt werden zuhören, nachdenken, anderen Raum geben Dich verbinden Schmerz verstehen authentisch sein Dinge fertig stellen falsch liegen, menschlich sein schweigen, mit Bedacht handeln eine unterstützende Position einnehmen intim sein unsichtbar sein Begeistert sein, andere inspirieren Visionen haben, vorangehen Möglichkeiten genießen Abenteuer wagen, experimentieren, entdecken Unbequemlichkeiten oder Mühsal in Kauf nehmen, durch Probleme hindurchtanzen gütig sein, großzügig sein Teamgeist unterstützen Menschen dazu inspirieren weiterzumachen führen spielerisch sein, leicht sein ohne Grund Menschen wertschätzen Warum es nicht ok ist zu fühlen: Mit diesem Gefühl kannst du: Angst 
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feige, irrational, instabil „Angsthase“ impulsiv, hysterisch nervenaufreibend lähmend, machtlos, sitzt fest schwach, inkompetent kindisch nicht vertrauenswürdig überreaktiv führt zu falschen Entscheidungen kann nicht schützen, kann nicht führen gerät außer Kontrolle und kann schnell allgemeine Panik auslösen 
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Gefahren erkennen, Risiken abschätzen dich konzentrieren neugierig sein, Pläne machen Katastrophen verhindern zentriert bleiben Vereinbarungen treffen, dich um Details kümmern aufmerksam sein, präzise sein gefährliche Fragen stellen innovativ sein Fehler machen nichtlinear vorgehen, im Nichts stehen und improvisieren präsent bleiben, wachsam sein der unbekannten Zukunft ins Auge sehen An sich sind Gefühle neutral, das heißt weder gut noch schlecht. Die Frage ist nur, wie ich damit umgehe. Auf lange Sicht gefährdest Du durch die Unterdrückung Deiner Gefühle eventuell sogar Deine Gesundheit, denn alles, was nicht gefühlt wird, wandert in den Körper und kann sich später dort als Symptom manifestieren. Beispielsweise wissen wir alle, dass (anhaltender) Stress ungesund ist und sich in Phänomenen wie Kopfschmerzen, Verspannungen oder sogar Herzbeschwerden niederschlägt. Hinter der Empfindung "gestresst sein" steckt aber fast immer eine unbewusste Angst (nicht gut genug zu sein, es nicht zu schaffen, die Erwartungen nicht zu erfüllen etc.). Somit ist es letztlich diese unterdrückte Angst, die krank macht. Andererseits kannst Du durch bewusstes Wahrnehmen Deiner Gefühle diese auch sinnvoll für Dich einsetzten und für Folgendes nutzen:  Du kannst Deinem Gegenüber ganz klar kommunizieren, was du jetzt gerade fühlst. Die Kommunikation ist sehr viel einfacher, weil der Andere weiß, was in Dir vorgeht.  Du kannst Dein Gefühl als Treibstoff nutzen. In der oberen Tabelle siehst Du, welches Gefühl du für was nutzen kannst. Alte Emotionen
„Alte Gefühle“, wir nennen sie Emotionen, sind Gefühle die ich auf Grund eines bestimmten Ereignisses hatte und dann weg gesperrt habe, weil ich sie nicht fühlen wollte oder konnte. Bestimmt hast auch Du schon mal die Erfahrung gemacht, dass etwas getan oder gesagt wurde, dass bei Dir oder Deinem Gegenüber eine eigentlich viel zu heftige Reaktion ausgelöst hat. Hier wurde wahrscheinlich „alter Schlick“ aufgewühlt und die damaligen Gefühle sind ganz unbewusst wieder hoch gekommen. Mit dem neuen Bewusstsein kannst Du Deinen Untergrund jetzt aufräumen und vom Schlick befreien. Das heißt, dass du die Möglichkeit hast, alte Gefühle aufzulösen, so werden sie nicht unerwartet wieder an die Oberfläche kommen. Andernfalls passiert nämlich genau das: das Leben präsentiert Dir immer wieder Situationen und Ereignisse, die diese alten Emotionen in Dir hervorrufen. Denn sie wollen gesehen werden. Wenn belastende Emotionen in Dir auftauchen, ist das ein Hinweis darauf, dass es da noch etwas zu heilen gibt. Aktuelle Gefühle kannst Du von Emotionen unterscheiden anhand der Dauer ihres Auftretens. Gefühle kommen und gehen sehr schnell, innerhalb von Minuten. Emotionen dagegen bleiben über Stunden, Tage oder sogar Wochen Dein Begleiter. Wenn Du also merkst, dass etwas Dich länger beschäftigt, kannst Du davon ausgehen, dass hier eine Emotion gesehen und "vollendet" werden möchte. Die vermischten Gefühle
Um Deine Gefühle nutzen zu können ist es wichtig, dass Du sie der reinen Form fühlst. Eine Vermischung führt zu Unklarheit und wir können die eigentliche Energie nicht nutzen. Es ist daher ein wichtiger Bestandteil in der Gefühlsarbeit zu lernen, wie Du Gefühle in seiner reinen Form fühlst und sie ggf. trennst. Die folgende Landkarte stellt dar, welche Konsequenzen das Vermischen von Gefühlen hat: