Schwerpunkte und politische Zielsetzungen 2015 Die Ausgangslage für den Detailhandel ist schwierig. Mit der Aufhebung des Euro-FrankenMindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar 2015 sind der Detailhandel sowie zahlreiche weitere Branchen noch mehr unter Druck geraten. Die Binnenwirtschaft verliert zunehmend an Schwung. Um sich unter erschwerten Bedingungen nach dem Markt ausrichten zu können, muss die Politik die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rasch und effektiv verbessern. Den Absichtserklärungen der Parteien und des Bundesrates rund um die Frankenstärke müssen nun Taten folgen. Die Preisinsel Schweiz lässt sich nur wirksam bekämpfen, indem überholte technische Handelshemmnisse konsequent abgebaut und keine weiteren unnötigen und preistreibenden Überregulierungen aufgebaut werden. Der Wirtschaft dürfen in einem schwierigen Umfeld keine neuen Steine in den Weg gelegt werden. Schwerpunkt 1: Arbeitsmarkt Am 18. Mai 2014 haben Volk und Stände die Mindestlohninitiative mit 76,3% abgelehnt. Mit diesem deutlichen Nein hat der Schweizer Souverän ein klares Signal zugunsten der Vertragsfreiheit und eines liberalen Arbeitsmarktes gesetzt. In der Arbeitgeberpolitik bleiben jedoch die gesamte Wirtschaft, ganz besonders auch der Detailhandel als zweitgrösster Arbeitgeber des privaten Sektors, gefordert. Die intakte und bewährte Sozialpartnerschaft steht vor zahlreichen Bewährungsproben. Löhne müssen Sache der Sozialpartner bleiben, nicht der Politik. Laut neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik gingen letztes Jahr im Detailhandel 9'000 Stellen verloren. Dies verwundert bei mittlerweile rund 11 Mia. Franken Kaufkraftabfluss durch den Einkaufstourismus im benachbarten Ausland nicht, sichern doch rund 300'000 Franken Umsatz eine Vollzeitarbeitsstelle im Detailhandel. Die SRF lehnt einen materiellen Ausbau der flankierenden Massnahmen (FlaM) und eine damit verbundene Zwangsregulierung der Arbeitsverhältnisse entschieden ab. Die Schweiz würde damit einen ihrer grössten Standortvorteile preisgeben. Ähnliche Eingriffe in die freie Wirtschaftsordnung zeichnen sich über die vom Bundesrat angekündigten Lohnkontrollen in den Betrieben sowie die mögliche Ratifizierung der europäischen Sozialcharta ab. Beides lehnt unser Verband ab. Die Masseneinwanderungsinitiative (MEI) lässt Spielraum für eine moderate Umsetzung. Sie muss nun rasch und unter Wahrung der Bilateralen Verträge umgesetzt werden, um den Unternehmen wieder Planungs- und Standortsicherheit zu geben. Gesundheitsschutz nach dem Arbeitsgesetz darf nicht mit Lohnpolitik verknüpft werden. Ende 2013 hat das SECO die Wegleitung betr. „Tageslicht am Arbeitsplatz“ und „Sicht ins Freie“ nach Anhörung der Sozialpartner revidiert. Der überwiegende Teil der kantonalen Vollzugsbehörden setzt die Empfehlungen des SECO unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismässigkeit und der wirtschaftlichen Tragbarkeit um. Vereinzelte Arbeitsämter schiessen jedoch weit über die gängige Praxis hinaus, was bei den betroffenen Firmen zu enormen Mehrkosten führt und wenig zur Sicherung von Arbeitsplätzen beiträgt. Einem weiterhin konstruktiven Dialog mit dem SECO misst die SRF grosse Bedeutung zu. Schwerpunkt 2: „Preisinsel Schweiz“ Die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses durch die SNB am 15. Januar 2015 hat die Konsumentinnen und Konsumenten zu noch mehr Einkäufen ennet der Grenze verlockt. Bereits 2014 stempelten beispielsweise die deutschen Zollämter entlang der Schweizer Grenze 15,7 Mio. Ausfuhrscheine ab, was 15% mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013 ausmacht. Die Medien und gewisse politische Kreise fördern dieses Einkaufsverhalten, indem sie vorwiegend Preisvergleiche von Gütern des täglichen Bedarfs kommunizieren. Ausgeblendet werden all diejenigen Faktoren, die unseren Wirtschaftsstandort, namentlich auch den Detailhandel als volkswirtschaftlich bedeutende Branche, zunehmend schwächen. Verschwiegen wird insbesondere, dass die Schweiz auch eine „Hochlohninsel“ ist sowie der Umstand, dass v.a. der Staat mit Überregulierung und unnötiger Bürokratie als Kostentreiber wirkt. In Zusammenarbeit mit der economiesuisse und Handel Schweiz haben wir anfangs März 2015 ein Faktenblatt „Hochpreisinsel Schweiz“ publiziert, das die vielfältigen Ursachen für die hohen Preise aufzeigt. Es soll v.a. dazu dienen, der Politik, den Behörden und den Medien in der meist emotional geführten Diskussion um die hohen Preise faktenbasierte Argumente entgegenzuhalten. Schwerpunkt 3: Verteuerung durch Überregulierung Wo ein Problem auftaucht, wir sofort nach Regulierung gerufen. Der regulatorische Übereifer macht sich nicht nur auf dem Arbeitsmarkt breit. Regulierungsabsichten, welche den Detailhandel direkt betreffen, sind etwa das Alkoholgesetz, das Tabakproduktegesetz oder der Gegenvorschlag des Bundesrates zur „Grünen Wirtschaft“. Die Verhaltensleitsätze der SRF verpflichten unsere Mitglieder zu einer stetigen Verbesserung der Umweltergebnisse und zu Massnahmen im Bereich Energiemanagement und Ressourcenschonung. Was die Unternehmen freiwillig und im Wettbewerb untereinander rasch und effizient lösen können, soll nicht durch schwerfällige staatliche Überregulierung und einen preistreibenden Ausbau der Bürokratie ersetzt werden. Staatliche Überregulierung, deren Kosten von der Wirtschaft letztlich auf die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzt werden und die Hochpreisinsel noch mehr anheizen. Die SRF bezieht im Weiteren klar Position gegen die Aufweichung des Cassis-de-DijonPrinzips und lehnt jede bevormundende Abschottung des Schweizer Marktes ab. Eine Aufweichung des CdD-Prinzips würde Parallelimporte praktisch verunmöglichen. Zusammen mit unseren Partnerverbänden bekämpfen wir daher technische Handelshemmnisse und setzen uns namentlich für Freihandelsabkommen ein. Zollverfahren müssen zudem vereinfacht und Zollgebühren gesenkt werden. 2 Die SRF setzt sich intensiv mit folgenden Dossiers auseinander: „Sammelklage-Gesetz“: Der Bundesrat hat vom Parlament den Auftrag erhalten, Gruppenklagen oder andere Instrumente des kollektiven Rechtsschutzes auszubauen. Erste Fakten in diese Richtung wurden mit dem Vernehmlassungsentwurf zum Finanzdienstleistungsgesetz geschaffen. Es ist abzusehen, dass weitere Vernehmlassungsvorschläge genereller Art folgen. So hat die EKK anfangs 2015 eine Empfehlung für die Erarbeitung eines generell abstrakten Gesetztes („Sammelklagegesetz“) zuhanden des Bundesrates abgegeben. Wir beobachten die weitere Entwicklung gemeinsam mit der economiesuisse kritisch und bringen klare Gegenvorschläge ein. Revision Kartellgesetz (KG): Die Revision des KG wurde zwar verworfen, nach wie vor offen ist die Pa. Iv. Altherr, die darauf abzielt, gegen überhöhte Importpreise vorzugehen. Das Bestreben ist nachvollziehbar, jedoch ist der Inhalt dieser Initiative nicht konform mit der Zielsetzung. Unterstützungswürdig ist jedoch der Ansatz bezüglich Feststellung, unter welchen Umständen auch ein Vorgehen gegen relativ marktmächtige Unternehmen möglich sein soll. Die WEKO hat die Kriterien, wann z.B. ein Markenlieferant als relativ marktmächtig angesehen wird, noch nicht etabliert. Bestrebungen, jegliche Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und dem Ausland kartellrechtlich verfolgen zu können, lehnen wir ab. Initiativen im Lebensmittelbereich: Die Pa. Iv. Bourgeois, zielt darauf ab, Lebensmittel vom CdD-Prinzip auszunehmen. Diese und weitere ähnliche Initiativen, die letztlich die „Hochpreisinsel“ zementieren und/oder das CdD-Prinzip aushöhlen, lehnen wir ab (z.B. Initative für Ernährungssicherheit und Fair Food Initiative). Textilindustrie: Gemäss der Pa. Iv. Sommaruga soll eine Abgabe beim Import von Kleidungsstücken in die Schweiz eingeführt werden. Diese Abgabe soll je nach Grösse und Verarbeitungsstufe der Kleidung zwischen 1 und 25 Rappen liegen und in einen Fonds fliessen. Daraus sollen Verbesserungsmassnahmen im Bereich des Sozialschutzes und der Sicherheit am Arbeitsplatz der Angestellten der Textilindustrie finanziert werden. Die Pa. Iv. wurde im Parlament noch nicht behandelt. Kritisch zu verfolgen ist auch das im Nationalrat eingereichte Postulat, wonach der Bundesrat einen Bericht über das Engagement des Bundes gegen Kinderarbeit erstellen soll inkl. Formulierung konkreter Ziele und des künftigen Engagements zur Abschaffung von Kinderarbeit. Littering: Wir stellen uns gegen jede neue Gebühr, befürworten jedoch eine härtere Sanktionierung von Litterern. Plastiksäcke: Gemeinsam mit Migros und Coop hat unser Verband dem BAFU einen Vorschlag unterbreitet, der darauf abzielt, ein Reduktionsziel von 60 bis 70% im Rahmen einer Branchenvereinbarung zu vereinbaren betr. die Gratis-Abgabe von Einwegplastiksäcke an Kassen. Raumplanung und Parkplatzbewirtschaftung: Der Bund soll sich auf die Grundätze der Raumplanung konzentrieren und die Raumplanung in der Kompetenz der Kantone lassen. SRF fordert keine weiteren Restriktionen bei Parkplätzen und keine weiteren verkehrslenkende Massnahmen bei verkehrsintensiven Einrichtungen. 3 Ladenöffnung: Das Geschäft wird derzeit in der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates (WAK-S) behandelt. Die Kommission hat die Beratung der Vorlage unterbrochen und das WBF beauftragt, ein Rechtsgutachten über die Zuständigkeit von Bund und Kantonen im Bereich der Ladenöffnungszeiten einzuholen. Die Ergebnisse sollten dann mit der Konferenz kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren (VDK) vertieft diskutiert werden. Ein Etappenziel ist, einige Kantone für die Vorlage zu gewinnen. Weitere Vorlagen: Konsumkreditgesetz: Senkung des Höchstzinssatzes bekämpfen Alkoholgesetz/Tabak: Grundsätzlich keine weiteren Verkaufseinschränkungen Heilmittelgesetz/-VO: OTC-Medikation im Fokus Mehr Konsumentenschutz und weniger Missbräuche im Telefonverkauf: OnlineGeschäfte ausklammern (Beschränkung auf Telefonverkauf) Schwerpunkt 4: Steuern und Gebühren Die SRF bekämpft die schädliche nationale Erbschafts- und Schenkungssteuer. Die Unternehmenssteuerreform III ist zentral für die kurz- und langfristige Strategie aller Unternehmen und deren Planungssicherheit. Wir lehnen im Rahmen dieser Revision jegliche Gegenfinanzierung, insbesondere eine Kapitalgewinnsteuer ab. Unnötige neue Steuern und Gebühren machen es immer unattraktiver, Familienunternehmen weiterzuführen oder in der Schweiz wirtschaftliche Aktivitäten aufzubauen. Jede weitere Belastung mit Steuern und Gebühren führt zu mehr Bürokratie, zu höheren Preisen und zum Abbau von Arbeitsplätzen. Die SRF kämpft ebenso gegen eine Erhöhung der Energieabgaben im Rahmen der Energiestrategie 2050. Massiv höhere Kosten für Brenn- und Treibstoffe sowie den Strom müssten letztlich auf die Endabnehmer überwälzt werden, was wiederum zur Preisinsel Schweiz beitragen würde. 4
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