Widerstandskämpfer im Portrait

Weingarten: Widerstandskämpfer im Porträt
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LOKALES
31.01.2016 (Aktualisiert 20:34 Uhr)
Von Margret Welsch
Widerstandskämpfer im Porträt
„Galerie der Aufrechten“ erinnert an Menschen, die sich der Naziherrschaft wider‐
wider‐
setzten
Clemens Hövelborn porträtierte Georg Elser.(Foto: Fotos: Margret Welsch)
Weingarten / sz Weil sie gegen Naziwillkür opponierten, wurden sie ermordet. Nun
werden die mutigen Frauen und Männer in der „Galerie der Aufrechten“ in der Aka‐
Aka ‐
demie in Weingarten gewürdigt. Acht Künstler schufen einfühlsame Porträts der
Widerstandskämpfer, die Namensgeber vom Campus „Weiße Rose“ und Widmungs‐
Widmungs ‐
häusern in Weingarten sind. Flankiert wird die Wanderausstellung mit Schülerar‐
Schülerar‐
beiten zum Thema und der Crailsheimer „Weiße Rose“-Ausstellung. Wolfgang Mar‐
Mar‐
Aufrech‐‐
kus, Vorsitzender des Denkstättenkuratoriums, initiierte die „Galerie der Aufrech
ten“.
Bilder malen von Toten anhand von Fotos. Eine Herausforderung. Ist doch die Porträtma‐
lerei nie nur Abbildung der sichtbaren Person, sondern Ausdruck ihres Wesens. Von „Ge‐
sichtslandschaft im eingefrorenen Zustand eines Augenblicks“ sprach der Kulturpublizist
Herbert Köhler am Freitag bei der Vernissage.
Acht Künstler haben auf je eigene Weise das Leben der Ermordeten, ihr tragisches Ende
mit ins Bild verwoben. Marlis Glaser, Mechthild Mansel, Rebecca Marent, Sigrun Schleheck,
Clemens Hövelborn, Nikolaus Mohr, Dominik Zehle und Horst Bodemann. Intensiv beschäf‐
tigten sie sich mit den Biografien der Widerstandskämpfer gegen die Gewaltherrschaft der
Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945.
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Weingarten: Widerstandskämpfer im Porträt
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Zu den bekanntesten der 20 Porträtierten gehören Eugen Bolz, Dietrich Bonhoeffer, Alfred
Delp, Georg Elser, Edith Stein und natürlich die Mitglieder der studentischen Widerstands‐
gruppe „Weiße Rose“. Schon seit 30 Jahren treibt Marlis Glaser die tragische deutsch-jüdi‐
sche Geschichte um. Die Bilder der in Biberach lebenden Künstlerin zeichnet eine popart‐
hafte Farbigkeit aus. Facetten ihrer Protagonisten umgeben deren Gesichter.
Bei Hans Scholl ist es ein Zitat aus einem Flugblatt der „Weißen Rose“. Bunte Tupfer bei
Kurt Huber verweisen auf seine Liebe zur Musik. Nicht nur die Tragik, auch das Lebensfro‐
he ihrer Protagonisten kommt zum Ausdruck. Im harten Kontrast dazu stehen Mechthild
Mansels Gemälde. Auf den ersten Blick wirken die Porträts der aus Dresden stammenden
Künstlerin reduziert schwarz-weiß. Bei näherem Betrachten wird jedoch eine diskrete Farb‐
gestaltung erkennbar, die den Porträts eine kristallene Tiefe geben und gut die philoso‐
phisch-geistige Beschäftigung der Porträtierten, wie Edith Stein oder Dietrich Bonhoeffer,
spiegeln.
Sophie Scholl im Puzzleporträt
Rebekka Marent bekam den Auftrag, Paul Grüninger zu malen, den Schweizer Polizeikom‐
mandanten, der jüdische Flüchtlinge vor dem Tod rettete. Die expressive Handschrift der
Vorarlberger Künstlerin überzieht den Retter mit Melancholie und einer roten Punkteras‐
terung, die für die geretteten Menschenleben stehen. Sigrun Schleheck nahm sich des in
den Suizid getriebenen Juden Hermann Levinger an. Ein nüchterner Realismus zeichnet
das Ölgemälde aus und ist das Bild auf Flyern und Plakaten für die Ausstellung. Clemens
Hövelborn aus Stuttgart schließlich erinnert an Georg Elser, der ein missglücktes Attentat
auf Adolf Hitler verübte. In seiner schwarz-weißen Malcollage positioniert er den tragi‐
schen Helden zwischen Meersburg-Idylle und zerstörtem Bürgerbräukeller nach dem An‐
schlag. Schließlich der Maler Nikolaus Mohr, der in seinen Werken von Sophie Scholl Erin‐
nerung und Vergessen thematisiert. Beeindruckend ihr Porträt als Puzzlecollage vor Wei‐
ße-Rose-Flugblättern und der Digitaldruck mit ihrem verschwindenden Porträt, das ihr En‐
de unterm Fallbeil thematisiert.
Die „Galerie der Aufrechten“ zeigt überdies Kunst von Schülern zum Thema. Ein Konzept,
das Kurator Wolfgang Marcus beibehalten will, wenn die Ausstellung weiterwandert nach
Ulm und Dresden. Über historisches Wissen hinaus, sollen sich junge Menschen über krea‐
tives Tun mit diesem dunklen Kapitel befassen, zumal in Zeiten, wo Hetze und Fremden‐
feindlichkeit wieder lauter werden. Die „Galerie der Gerechten“ soll überdies weiter wach‐
sen und bis Ende 2017 40 Exponate umfassen. Mit Filmmusik aus „Schindlers Liste“ wurde
die Vernissage einfühlsam von dem Sinti-Duo, der Bobby Guttenberg Band, begleitet.
Die Ausstellung „Galerie der Aufrechten“ läuft noch bis zum 15. Februar im Tagungshaus
der Akademie.
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