Vier Stolpersteine für die Familie Schuster in der Erzbergerstraße 100, Friesenheim Der 1892 in Weiden in der Oberpfalz geborene Dr. Curt Schuster arbeitete nach dem Studium in München, Freiburg und Bern seit 1922 als Chemiker im Hauptlaboratorium der BASF. Auch seine Frau Regina war dort als Chemikerin beschäftigt. Sie war die Tochter des zum Protestantismus übergetretenen Reichsgerichtsrats Theodor Meyer. Der Sohn einer jüdischen Familie aus Edenkoben hatte seine Karriere am Amtsgericht Ludwigshafen begonnen. Das Paar heiratete 1924. Ihre Tochter Dorothea wurde 1925 geboren. Bei ihnen, im Haus Erzbergerstraße 100 (damals Hindenburgstraße), wohnte auch die Mutter Regina Schusters, Hermine Meyer. Curt und Regina Schuster waren überzeugte Demokraten, Mitglieder der DDP und somit sogleich nach 1933 verdächtig. Sie gehörten einem oppositionellen, teilweise christlich motivierten Zirkel von Gegnern des Nationalsozialismus in Mannheim an. Wegen der Fluchthilfe für eine jüdische Familie wurden die Mitglieder des Zirkels im Mai 1943 verhaftet. Während der viermonatigen Untersuchungshaft in Ludwigshafen konnten sich die Eheleute ein letztes Mal kurz während des Chaos bei einem Luftangriff sehen. Regina Schuster wurde später in Frankenthal inhaftiert und im Februar 1944 nach Auschwitz gebracht, wo sie wenig später ermordet wurde. Curt Schuster wurde zu Zwangsarbeit verurteilt, die er vom Zuchthaus Halle aus meist in Leuna ableisten musste. Seine Schwiegermutter Hermine Meyer hatte bereits 1942 mittels Tabletten den Weg in den Tod gesucht. Dorothea Schuster fand als Tochter von Verfemten nur noch wenige offene Türen; nur wenige Freunde hielten noch zu ihr. Sie zog zu ihrer Tante nach Sachsen, wo sie bis Mai 1945 ausharrte. Nach Kriegsende kehrten Dorothea und Curt Schuster nach Ludwigshafen zurück. Schuster arbeitete bis zum Ruhestand 1957 weiter im BASF-Hauptlaboratorium. Über seine Haft und die Ermordung seiner Frau hat er eine sehr bewegende Darstellung verfasst, die im Stadtarchiv einzusehen ist. Später veröffentlichte er eine Reihe von Arbeiten zur Geschichte des Werks. Er starb fast 100jährig 1990. (Dr. Stefan Mörz, Leiter Stadtarchiv Ludwigshafen) Vier Stolpersteine für die Familie Schuster in der Erzbergerstraße 100, Friesenheim HIER WOHNTE DR. CURT SCHUSTER JG. 1892 VERHAFTET 1943 ZWANGSARBEIT LEUNA-WERKE BEFREIT HIER WOHNTE MARIE REGINA SCHUSTER GEB. MEYER JG. 1890 DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ ERMORDET 14.3.1944 HIER WOHNTE DOROTHEA SCHUSTER JG. 1925 UNFREIWILLIG VERZOGEN 1944 MARIENBERG VERSTECKT GELEBT BEFREIT HIER WOHNTE HERMINE ELEONORE MEYER GEB. DAVID JG. 1869 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET FLUCHT IN DEN TOD 18.7.1942 Foto: Quelle Yad Vashem Data Base Gunter Demnig verlegt die Stolpersteine am Dienstag, den 13. Oktober 2015 um 16.15 Uhr Die Gedenkzeremonie wird von Schüler/-innen des Max-Planck-Gymnasiums, Lu-Friesenheim gestaltet. Kontakt: Ludwigshafen setzt Stolpersteine e.V. www.ludwigshafen-setzt-stolpersteine.de und www.erinnerungen-bewahren.de
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