Mehr als eine Königin Erstellung des Sabäischen Wörterbuchs wird

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM151221_sabaeischesWoerterbuch.pdf
Mehr als eine Königin
Erstellung des Sabäischen Wörterbuchs wird weiter gefördert
Foto: DAI/Nebes
Eine sabäische Inschrift - ein Tatenbericht eines sabäischen Herrschers, ca. 715 v. Chr. -, die im
Almaqah-Tempel in Sirwah (40 km westlich von Marib) gefunden wurde. Solche Inschriften werden
im neuen Wörterbuch enthalten sein.
Berühmt geworden ist Saba vor allem durch seine sagenumwobene biblische Königin, von der man
nicht einmal weiß, ob sie wirklich existiert hat. Ansonsten sind die Einwohner des "Glücklichen
Arabien", wie die Region in der Antike genannt wurde, vor allem als Händler von Weihrauch und
Myrrhe bekannt.
Doch wer waren die Sabäer, die im 8. Jahrhundert v. Chr. ihre Karawanen ins Zweistromland und
ans Mittelmeer schickten und ihren Göttern monumentale Tempel errichteten? Ein Schlüssel zu
diesen Fragen liegt in der Sprache des südarabischen Volkes. Orientalistinnen und Orientalisten
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der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeiten deshalb seit drei Jahren an einem Sabäischen
Wörterbuch. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die das auf neun Jahre angelegte
Projekt bereits während des ersten Drittels unterstützte, hat jetzt eine weitere Förderung in Höhe
von 635.000 Euro für die kommenden drei Jahre bewilligt.
Zentrales Bindeglied zwischen den Kulturen des Alten Vorderen Orients und dem Islam
"Das Sabäische ist der wichtigste unter den altsüdarabischen Dialekten mit den meisten
Schriftzeugnissen und mit rund 1.600 Jahren die am längsten bezeugte Sprache auf der
Arabischen Halbinsel vor dem Islam", erklärt der Leiter des Projektes Prof. Dr. Norbert Nebes von
der Universität Jena. "Es stellt ein zentrales Bindeglied zwischen den Kulturen des Alten Vorderen
Orients und dem Islam dar." Die Sabäer besiedelten den heutigen Jemen im Südwesten der
Arabischen Halbinsel etwa zwischen 1.000 v. Chr. und 600 n. Chr. In der ersten Hälfte des ersten
Jahrtausends v. Chr. dehnten sie ihr Gebiet sogar bis ins Hochland von Äthiopien aus.
Hinterlassen haben die Sabäer Tausende von Inschriften, die meisten auf Stein, aber auch auf
Holzstäbchen für den alltäglichen Gebrauch. Daran orientiert sich das Wörterbuch. "Das letzte
Werk dieser Art erschien 1980", berichtet der Jenaer Epigraphiker. "Mittlerweile ist aber durch
zahlreiche archäologische Ausgrabungen in den letzten Jahrzehnten der Textbestand erheblich
angewachsen. Unserem Wörterbuch, das erstmals alle bisher bekannten Wörter dieser Sprache
einschließt, liegt eine Datenbank von ca. 10.000 altsüdarabischen Inschriften zugrunde, von denen
mehr als 5.000 auf das Sabäische entfallen." Das bietet den Vorteil, dass auf die einzelnen Wörter
und Formen schnell und unkompliziert zugegriffen werden kann.
Ab 2016 werden erste Teile des Wörterbuchs online erscheinen
Die Mitarbeiterinnen Dr. Anne Multhoff, Mariam Kilargiani und Helen Wiegleb arbeiten die
einzelnen Wörter nicht von A bis Z ab, sondern nehmen sich jedes einzelne Textkorpus,
angefangen von den Widmungsinschriften und Kriegsberichten über die Bauinschriften und den
Rechtstexten bis zu den Briefen auf Holzstäbchen, nacheinander vor. Dabei erhält der Nutzer
sowohl Übersetzungsmöglichkeiten eines Wortes als auch den inhaltlichen Kontext. Dass die
Forschergruppe die einzelnen Wörter nicht alphabetisch bearbeitet, hat einen weiteren Grund: Ihr
Werk wird als Online-Wörterbuch erscheinen. Ab Mitte 2016 soll der Wortschatz aus dem Großteil
der Widmungstexte im Internet zu finden und die bisher erfassten 1.200 Einträge für jedermann
nutzbar sein. Dafür wurde ein Programmierer ins Team integriert. "Wir möchten unsere Arbeit allen
unseren Kolleginnen und Kollegen weltweit unkompliziert und direkt zur Verfügung stellen - und
das so aktuell wie möglich", begründet Norbert Nebes diese Vorgehensweise. "Dank des
Online-Wörterbuchs kann es zum einen schon während des Entstehungsprozesses genutzt und
zum anderen immer wieder aktualisiert werden." So können neben den Altertumswissenschaftlern
auch Islamforscher und Alttestamentler den Sprachschatz nutzen. Darüber hinaus erhoffen sich die
Forscher von der Universität Jena neue Erkenntnisse über die Sprache und Kultur der Sabäer und
wollen dazu beitragen, dass man über diese antike Gesellschaft mehr weiß als nur die Geschichte
ihrer legendären Königin.
Kontakt:
Prof. Dr. Norbert Nebes
Institut für Orientalistik, Indogermanistik, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität
Jena
Löbdergraben 24a
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944851
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