Vielleicht lese ich das Falsche!

20 Jahre Literaturtage Bielefeld: Die Kunst des Erzählens
Vielleicht lese ich das Falsche!
Literaturtage 2015 | Stadtbibliothek am Neumarkt | 01.10. – 06.11.2015
Platzprobleme?
Hier gibt´s passende Wohnungen für alle
Lebenslagen mit zahlreichen Dienstleistungen
rund ums Wohnen.
Infos: 05 21 / 88 09 01
www.bgw-bielefeld.de
Der resignierte Ausruf des Werschinin aus Tschechows „Drei Schwestern“ bleibt unbeantwortet, zumindest vordergründig,
kein Kanon der guten Literatur wird entwickelt. Seiner Lektüren kann man sich also sicher sein oder auch nicht. „Das ist,
weil du die falschen Bücher liest“, hält einer der Protagonisten in Verena Rossbachers „Schwätzen und Schlachten“ mehr
als hundert Jahre später seinem Gegenüber entgegen. Die richtige Lektüre ist ein Glücksfall, die falsche führt unsichere
Charaktere wie den leicht zu beeinflussenden Don Quijote von der Mancha in die Irre, so dass sein Seelsorger die Ritterbücher den Flammen überantwortet – die Sorge um die Verwüstungen der Seele begleitet die Popularisierung profaner
Texte und Bücher seit langem.
Im 18. Jahrhundert war denn auch vielfach die Rede von der Schädlichkeit des Lesens, vor allem des Viellesens, vor allem
für Mädchen. So finden Erzählen und Lesen ihre Zwillingsgeschöpfe in Reflektion und Räsonnement über die geeignete
Auswahl und ihre Wirkung auf Leserinnen und Leser vielfach in den Texten selbst.
Wir können die Auswahl der Autorinnen und Autoren, die wir zu den 20. Literaturtagen der Stadtbibliothek Bielefeld eingeladen haben, durchaus verantworten. Die günstige oder ungünstige Aufnahme der Texte liegt ganz im Belieben der
Zuhörerinnen und Zuhörer. Garantien können nicht gegeben werden.
Fühlen Sie sich herzlich eingeladen zu 12 Literaturbegegnungen vom 1.10. bis zum 6.11. in der Stadtbibliothek Bielefeld im
bekannten Format von Lesung, Gespräch und musikalischer Umrahmung und Begleitung!
Für die bewährte Kooperation mit dem Verein der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Bielefeld e.V. und der Literarischen Gesellschaft OWL / Literaturhaus Bielefeld und das Engagement weiterer Förderer bedanke ich mich.
Harald Pilzer
Literaturtage Bielefeld 2015
»Vielleicht lese ich das Falsche!«
Informationen
Informationen
Stadtbibliothek, Neumarkt 1 | Einlass: 19.30 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr.
Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof oder Jahnplatz.
500 kostenpflichtige Parkplätze in den Untergeschossen, Einfahrt Kavalleriestraße.
Zufahrt und Ausfahrt rund um die Uhr möglich.
Eintrittspreis 8,– €, ermäßigt 6,– €, Dauerkarte: 50,– €.
Vorverkauf ab 1. September in der Stadtbibliothek am Neumarkt:
Mo 14 – 18 Uhr, Di, Mi, Do, Fr 11 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr | Tel. 0521 51-6838.
Aktuelle Informationen zu den Literaturtagen finden Sie stets unter
www.stadtbibliothek-bielefeld.de.
Zu den Veranstaltungen des Vereins der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek e. V.
haben die Mitglieder freien Eintritt, zu denen der Literarischen Gesellschaft den ermäßigten
Eintrittspreis. Die Texte dieser Publikation beruhen vor allem auf Verlagsinformationen.
Do
01. Okt
Joanna Bator
Wolkenfern / Dunkel, fast Nacht Romane
Mi
07. Okt
Grunert liest Kafka
Die Verwandlung
Do
08. Okt
Reiner Stach Franz Kafka
Fr
09. Okt
Norbert Scheuer
Die Sprache der Vögel Roman
Mi
14. Okt
Sherko Fatah
Der letzte Ort
Roman
Fr
16. Okt
Anne Weber
Ahnen
Mo
19. Okt
Laksmi Pamuntjak
Alle Farben Rot Roman
Di
20. Okt
Ulla Lenze
Die endlose Stadt Roman
Fr
23. Okt
Klaus Modick
Konzert ohne Dichter Roman
Sa
24. OktBarton/Stoermer
Heinrich Böll „Einmischung erwünscht“
Szenische Lesung
Di
03. Nov
Barbara Honigmann
Chronik meiner Straße
Erinnerungen
Fr
06. Nov
Iris Radisch
Die letzten Dinge
Rezitation
Biografie
Ein Zeitreisetagebuch
Lebensendgespräche
Programmübersicht
Do 01. Oktober 20 Uhr
Joanna Bator
Wolkenfern >Chmurdalia< / Dunkel, fast Nacht >Ciemno, prawie noc< | Romane
Übersetzt von: Esther Kinsky | Lisa Palmes | Lesung der deutschsprachigen Texte: Carmen Priego (angefragt)
Übersetzung bei der Veranstaltung: Aleksandra Cwiek
>Wolkenfern< ist eine Odyssee durch das 20. Jahrhundert: Nach einem Verkehrsunfall erwacht Dominika aus dem Koma, umsorgt
von ihrer Mutter und Grazynka Rozpuch, die ihr den Platz in der Spezialklinik bei München verschafft hat. Statt nach Polen zurückzukehren, bricht Dominika ins Ungewisse auf, lebt als Fotografin unter Emigranten in New York und London, bis sie ihren Ort
findet.
Hineingewoben ist die Geschichte Grazynkas, die vor dem Krieg als Findelkind von einem Frauenpaar, den „Teetanten“, aufge­
zogen wird. Als die SS in das Städtchen vorstößt, gelingt es den Teetanten, das Kind in die Obhut einer Nonne zu geben. Aus dem
KZ zurückgekehrt, sehen sie, wie ihre Nachbarn sich um die Besitztümer der verschwundenen jüdischen Familien streiten. Und
von Grazynka keine Spur…
Ein Roman über Fremdheit und Heimatsuche. Vor allem aber handelt er von den vielgestaltigen Beziehungen zwischen Frauen.
Atemberaubend kühn, in einer sinnlichen, mitreißenden Sprache, ein literarisches Schwergewicht, das auch emotional tief berührt.
>Dunkel, fast Nacht< erscheint im Februar 2016 erstmals in deutscher Sprache.
Eine Stadt ist in Aufruhr. Drei Kinder sind verschwunden. Die erfolglosen Ermittlungen schüren die Wut der Bürger, befeuern die
Gerüchte. Verdächtigungen und Schuldzuweisungen greifen um sich. Im Internet lodert die Sprache des Hasses.
Musikalische Begleitung: Matthias Kämper am Flügel
Foto © Isolde Ohlbaum
Joanna Bator, 1968 in Wałbrzych geboren, publizierte in wichtigen polnischen Zeitungen
und Zeitschriften und forschte mehrere Jahre lang in Japan. Sie gilt heute als eine der
wichtigsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Für >Dunkel, fast Nacht< (2012) wurde sie mit dem NIKE, dem wichtigsten Literaturpreis Polens, ausgezeichnet.
Joanna Bator arbeitet auch als Hochschuldozentin. Sie lebt in Japan, Polen und als Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD zurzeit in Berlin.
„Die polnische Schriftstellerin Joanna Bator ist eine Nomadin, aber ihre Romane, die zum
Besten der Gegenwartsliteratur gehören, kehren immer zurück in die Provinz, in der sie
aufwuchs: Ein wuseliges weibliches Universum“, schrieb Iris Radisch in der Zeit.
Veranstaltungssprache Deutsch, kurze Textpassagen werden von der Autorin in polnischer Sprache gelesen.
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek e.V.
Eröffnung der Literaturtage mit Harald Pilzer M.A., Stadtbibliothek Bielefeld, und
Prof. Dr. Ludwig Huber, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der
Stadtbibliothek e.V.
Mi 07. Oktober 20 Uhr
Grunert liest Kafka
Rezitation der Erzählung | Die Verwandlung
Die Eintrittskarte ist auch für die Lesung mit Reiner Stach am 8. Oktober gültig.
Als Gregor Samsa eines Morgens als Ungeziefer erwacht, verkehrt sich seine Rolle im familiär-gesellschaftlichen Kontext: Er
wird vom Versorger zum Hilfsbedürftigen. Während Gregor zunächst noch mit seinen Mitmenschen kommunizieren kann und
sich auch sonst, ausgenommen sein Körper, nur wenig verändert hat, schreitet die Verwandlung im Verlauf der Handlung voran.
Der körperlichen Metamorphose folgt die psychische. Er beginnt seinen Körper zu beherrschen und sich zu freuen, wenn er an
Wand und Decke zu klettern lernt. In einer naiv-optimistischen Manier hofft Gregor lange Zeit auf eine Besserung, hofft auf das
Verständnis und die Hilfe seiner Angehörigen.
>Die Verwandlung< ist die längste und bekannteste der von Kafka zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Erzählungen. Der Text
wurde vor genau einhundert Jahren im Oktoberheft der Zeitschrift Die Weissen Blätter veröffentlicht, in Buchform erschien er zwei
Monate später im Kurt-Wolff-Verlag Leipzig.
Reiner Stach argumentierte 2002, >Die Verwandlung< bedürfe keiner stützenden Kommentare, sie wirke und überzeuge ganz
aus sich selbst, scheine in sich geschlossen, ja vollkommen: Ein Element im Kanon der Weltliteratur mit immenser Wirkung auch
über hohe Kulturbarrieren hinweg.
Mit musikalischer Begleitung.
Foto: Tom Dombrowski/Theaterlabor
Michael Grunert, geboren 1952, studierte zuerst Pädagogik, später Schauspiel. Seit 1986
arbeitet er als Schauspieler und Regisseur beim Theaterlabor Bielefeld.
Mit charakteristischer Stimme liest er den Text der gesamten Erzählung.
Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren. Nach einem Jurastudium, das er 1906 mit der Promotion abschloss, trat Kafka 1908 in die »Arbeiter-UnfallVersicherungs-Anstalt« ein, deren Beamter er bis zu seiner frühzeitigen Pensionierung im
Jahr 1922 blieb. Im Spätsommer 1917 erlitt Franz Kafka einen Blutsturz; es war der Ausbruch
der Tuberkulose, an deren Folgen er am 3. Juni 1924, noch nicht 41 Jahre alt, starb.
Do 08. Oktober 20 Uhr
Reiner Stach
Franz Kafka - Die frühen Jahre | Abschluss der dreibändigen Biografie
Begrüßung: Klaus-G. Loest
Die Eintrittskarte ist am Vortag bei der Kafka-Rezitation ebenfalls gültig.
Nach den hochgelobten ersten zwei Bänden seiner Kafka-Biographie schließt Reiner Stach sein großes Werk mit Kafkas Kindheit
und Jugend, Studium und ersten Berufsjahren ab. Die Entfaltung von Kafkas Sprachtalent, seine Bildungserlebnisse, die Reifung
seiner Sexualität und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit neuen Technologien und Medien sind die entscheidenden Wegmarken. Reiner Stachs Kafka-Biographie genießt schon jetzt den Ruf eines internationalen Standardwerks, das die Möglichkeiten der literarischen Biographie neu ausgelotet hat. Erneut bietet Reiner Stach ein erzählerisch dichtes und farbiges Panorama
der Zeit und zugleich die einfühlsame Studie eines außergewöhnlichen Menschen.
„Das Beste, was in diesem Genre hervorgebracht werden kann. Selbst ein Roman.“
Imre Kertész.
„Ein Meilenstein der deutschen Literaturgeschichte ist jetzt komplett: Reiner Stachs dreibändige Kafka-Biographie.“
Andreas Platthaus Faz.
Mit musikalischer Begleitung.
Foto: Jürgen Bauer
Reiner Stach, geboren 1951 in Rochlitz (Sachsen), arbeitete nach dem Studium der Philosophie, Literaturwissenschaft und Mathematik und anschließender Promotion zunächst als
Wissenschaftslektor und Herausgeber von Sachbüchern. 1987 erschien seine Monographie
>Kafkas erotischer Mythos<. 1999 gestaltete Stach die Ausstellung >Kafkas Braut<, in der er
den Nachlass Felice Bauers präsentierte, den er in den USA entdeckt hatte. 2002 und 2008
erschienen die ersten beiden Bände der dreiteiligen Kafka-Biographie.
Reiner Stach wurde für >Kafka: Die Jahre der Erkenntnis< mit dem Sonderpreis zum Heimitovon-Doderer-Literaturpreis ausgezeichnet.
Mit freundlicher Unterstützung der Literarischen Gesellschaft OWL.
Fr. 09. Oktober 20 Uhr
Norbert Scheuer
Die Sprache der Vögel | Roman
Moderation: Harald Pilzer
Paul Arimond stammt aus einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen. 2003 kommt er als Sanitäter der Bundeswehr nach Afghanistan in ein Land, das einst schon sein Ururgroßvater auf der Suche nach der Universalsprache der Vögel wegen seiner reichen
Tierwelt bereist hatte. Auch Paul, geplagt von Schuldgefühlen nach einem Autounfall, den er mit verursacht hat, liebt es, Vögel
zu beobachten, Vorkommen und Verhalten aufzuzeichnen. Sie scheinen nach einer anderen Ordnung und mit anderen Freiheiten zu leben. Inmitten einer zunehmend gefährlichen militärischen Bedrohungslage beginnt Paul immer unberechenbarer und
anarchischer zu handeln.
Nicht Kriegsrealismus aus eingebildeter Erfahrung liegt dem Roman zugrunde, heißt es in der Faz, sondern eine verdichtete
Geschichte von Menschen und Wiedehopfen, Drongos und Kiebitzen.
Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015, SWR-Bestenliste März 2015
Musikalische Begleitung: Harald Kießlich, Akkordeon
Foto © Elvira Scheuer
Norbert Scheuer, 1951 geboren, studierte Physikalische Technik und Philosophie. 1994 erschien sein Erzählband >Der Hahnenkönig<, 1997 sein Gedichtband >Ein Echo von allem< und
1999 sein Roman >Der Steinesammler<. Norbert Scheuer erhielt zahlreiche Literaturpreise, unter anderem den 3sat-Preis beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb des Jahres 2006.
2009 stand er mit dem Roman >Überm Rauschen< auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis.
Scheuers lakonische Lyrik und Prosa, die in Anthologien wie „Beste Deutsche Erzähler“
(hg. von Hubert Winkels) oder der Literaturzeitschrift Akzente veröffentlicht wurden, befassen sich vornehmlich mit seiner Heimatlandschaft, der Eifel, und ihren Menschen.
Er zeichnet die Welt wie ein Realist, der die ganzen Risse und Wunden offen legt und „inventarisiert die Zeichen des Stillstands und Verfalls“, schreibt Ulrich Rüdenauer, zitiert
nach dem digitalen Kritischen Lexikon der Gegenwartsliteratur.
Mi 14. Oktober 20 Uhr
Sherko Fatah
Der letzte Ort | Roman
Moderation: Verein der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek e.V.
Die Welt um Albert, einen deutschen Aussteiger, ist geschrumpft, seit er im Irak entführt wurde. Nie hätte er sich ausmalen können, wie sich das anfühlt: Die Angst davor gefesselt in einem Stall zu verrecken. Umschwirrt von Fliegen. Getrennt von seinem
Übersetzer Osama, seiner Brücke in die fremde Kultur.
Längst ist Osama, ein sunnitischer Einheimischer, der aus einer liberalen Familie stammt, zum Freund geworden. In der Gefangenschaft, der Willkür ihrer Entführer ausgesetzt, die sie mal getrennt, mal zusammen, von Ort zu Ort schleppen, beginnen sie zu
reden: über den Hass zwischen den Kulturen, der mit dem Denken beginnt, und über ihr eigenes Leben. Albert wird bewusst, wie
wenig Osama, der sein Land im Krieg erlebt hatte und nun als Verräter gefangen gehalten wird, mit seinen Geschichten anfangen
kann. Und doch ist Reden das einzige, was ihnen bleibt am vielleicht letzten Ort ihres Lebens, an dem das Leben der anderen
weiter geht, als wäre nichts geschehen - und das Schmieden von Fluchtplänen.
Sherko Fatah erzählt die Entführung von Albert und Osama als atemberaubenden literarischen Thriller und sensibles Psychogramm beider Figuren.
Musikalische Begleitung: Matthias Kämper am Flügel
Foto © Jens Oellermann
Sherko Fatah, geboren und aufgewachsen in Berlin, ist ein deutscher Schriftsteller mit irakischen Wurzeln, Philosoph und Kunsthistoriker. Er erkundet in seinen Werken die gewalttätigen Auseinandersetzungen im kurdischen Grenzgebiet zwischen Iran, Irak und der Türkei
sowie deren Auswirkungen bis zu uns nach Europa.
Sein erster Roman >Im Grenzland<, in dem es um stets in Lebensgefahr schwebende
Schmuggler im kurdischen Niemandsland geht, wurde im Erscheinungsjahr 2001 mit dem
Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Der 2012 erschienene, aufsehenerregende Roman
>Ein weißes Land< erzählt von der Verbindung Deutschlands zur arabischen Welt in der
NS-Zeit.
Fatah wurde 2015 mit dem Großen Kunstpreis Berlin ausgezeichnet und erhielt den Adelbert-von-Chamisso-Preis unter anderem für den Roman >Der letzte Ort<.
"Sherko Fatah erzählt die spannendsten und spannungsreichsten Geschichten in der deutschen Literatur der Gegenwart."
Volker Weidermann Faz
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek e.V.
Fr 16. Oktober 20 Uhr
Anne Weber
Ahnen | Ein Zeitreisetagebuch
Moderation: Harald Pilzer
Anne Weber begibt sich auf eine Entdeckungsreise, die in die befremdende und faszinierende Welt ihres Urgroßvaters und in die
Abgründe und Höhenflüge einer ganzen Epoche führt. Florens Christian Rang, von der Autorin Sanderling genannt, war Jurist,
Pfarrer, Schriftsteller und zugleich Philosoph. Er korrespondierte mit Hugo von Hofmannsthal, war befreundet mit Martin Buber
und Walter Benjamin. Doch auf der Reise zu diesem Urgroßvater stellt sich immer wieder ein gewaltiges Hindernis in den Weg:
die deutsche und familiäre Vergangenheit, wie sie nach Sanderlings Tod weiterging. ›Ahnen‹ ist eine ebenso poetische wie
reflektierende Zeitreise.
Anne Weber hat für dieses Buch Recherchen im Bielefelder Stadtarchiv durchgeführt. Bernhard Rang, der Sohn ihres Protagonisten, wirkte während der NS-Zeit als Direktor der Stadtbücherei Bielefeld.
Eine Familiengeschichte im Milieu des protestantischen Bildungsbürgertums: "Hier treten viele Risse zutage. Es ist ein sehr subjektives Zeitbild, das aus der Innenperspektive dieser Familie heraus entsteht, aber es erzielt gerade durch diese konkreten, fein
nuancierten Ausprägungen seine Wirkung. Anne Webers Text ist zwar literarisch, aber es ist kein Spiel mit Fiktionen, sondern
ein hintergründiges und existenzielles Spiel mit Fakten. Es ist ein Herantasten an die Wirklichkeit". Helmut Böttiger in seiner
Begründung für die Positionierung dieses Werkes auf Platz 1 der SWR-Bestenliste im Mai 2015.
Mit musikalischer Begleitung.
Foto (c) Hermance Triay
Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, Tochter von Adalbert Rang, lebt als Autorin sowie
Übersetzerin in Paris und schreibt ihre Bücher auf Deutsch und Französisch.
Sie übersetzt ins Deutsche (u.a. Georges Perros und Marguerite Duras) und ins Französische (u.a. Wilhelm Genazino, Sibylle Lewitscharoff). Ihre Tätigkeit wurde mit dem Europäischen Übersetzerpreis gewürdigt.
Als erstes eigenes schriftstellerisches Werk veröffentlichte sie kunstvolle Kurzgeschichten unter dem Titel >Ida erfindet das Schießpulver<. In ihrem Liebesroman >Luft und Liebe<
(2009) verliebt sich eine Pariser Schriftstellerin in einen feingeistigen Adligen mit marodem Schloss. Das Buch wurde als elegantes, hochkomisches und zugleich abgründiges
Märchen gewürdigt.
Die Autorin ist mit dem Heimito-von-Doderer-Preis, dem 3sat-Preis und dem Kranichsteiner
Literaturpreis ausgezeichnet worden.
„Stilistisch wunderbar, brillante, feine intelligente Art und Weise. Ich habe … das Buch mit
sehr viel Genuss gelesen und kann es nur herzlich empfehlen.“ Iris Radisch, Zeit online.
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer der
Stadtbibliothek e.V. und die Sparkasse Bielefeld.
Mo 19. Oktober 20 Uhr
Laksmi Pamuntjak
Alle Farben Rot >Amba< | Roman
Übersetzt von Martina Heinschke
Moderation: Klaus-G. Loest
Übersetzung bei der Veranstaltung: Yuliana Preuß | Lesung der deutschsprachigen Texte: Barbara Frey
Wenige Jahre bevor in Deutschland und Frankreich Millionen junger Menschen gegen die enge Welt ihrer Eltern rebellierten und
demonstrierten, waren die Straßen Indonesiens rot von Blut. Im Jahre 1965 hatte sich der junge General Suharto an die Macht
geputscht, seitdem war das Land geteilt in Freund und Feind, verfolgt wurden alle, die im Verdacht standen, Kommunisten
zu sein. Misstrauen und Angst spalteten Dorfgemeinschaften und Familien, viele verloren in gewaltsamen Unruhen ihr Leben,
Tausende wurden ohne Prozess in Strafkolonien auf entlegene Inseln verschleppt.
Jahrzehnte später, lange nach Suhartos Sturz im Jahre 1998, sucht eine Frau auf der Gefangeneninsel Buru nach den Spuren des
Mannes, den sie in jenen Tagen geliebt und dann verloren hat. In den Wirren einer Straßenschlacht wurden Amba und Bhisma,
der Arzt, der in Leipzig studiert hatte, auseinandergerissen, und Amba wusste all die Jahre nichts über das Schicksal ihrer großen Liebe. Bis ihr eines Tages eine anonyme Mail berichtet, dass Bhisma damals nach Buru verschleppt wurde. Und so macht
sich Amba als 60jährige Witwe auf, um endlich Antworten auf die Fragen zu finden, die sie schon so lange quälen.
Entlang der Linien des tausend Jahre alten indonesischen Nationalepos Mahabharata, der großen Erzählung von Liebe und
Krieg, entfaltet Laksmi Pamuntjak das Panorama einer jungen Nation und ihres bewegten 20. Jahrhunderts zwischen Kolonialzeit und Unabhängigkeit, Diktatur und Demokratie: Liebe und Gewalt in Zeiten politischen Aufruhrs.
Mit musikalischer Begleitung.
Foto: Copyright Hans Scherhaufer
Laksmi Pamuntjak, geboren 1971, ist eine renommierte indonesische Essayistin, Lyrikerin, Journalistin (Jakarta Post, Tempo) und Buchhändlerin. Sie veröffentlichte Gedichtbände,
Essays, eine Kurzgeschichtensammlung sowie einen inzwischen preisgekrönten Restaurantführer. Guest writer at Yale University, New York University (NYU), University of London
(SOAS), École française d’Extrême-Orient.
Laksmi Pamuntjak lebt mit ihrer Familie in Jakarta, der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten islamischen Landes, über das sie äußert, dass es dort nicht schwer sei als Frau Erfolg
zu haben.
>Alle Farben Rot<, ihr erster Roman, ist ein Bestseller in Indonesien, dessen Titel sich an den
von ihr gewählten englischsprachigen >The Question of Red< anlehnt. Erstmals wird hier
der Schrecken des Straflagers Buru, das auf internationalen Druck hin aufgelöst wurde, in
einem Roman thematisiert – und ist damit Teil der jetzt in Indonesien beginnenden Aufarbeitung der Schreckenszeit.
Veranstaltungssprache Deutsch, kurze Textpassagen werden von der Autorin in indonesischer Sprache gelesen.
Di 20. Oktober 20 Uhr
Ulla Lenze
Die endlose Stadt | Roman
Moderation: Klaus-G. Loest
Holle ist Künstlerin. Sie fotografiert Städte – ohne Menschen. Ein Stipendium führt sie nach Istanbul, wo sie eine Liebesbeziehung mit dem Imbiss-Betreiber Celal beginnt und auf den Mäzen Christoph Wanka trifft. Der Geschäftsmann repräsentiert mit
seiner globalen Firmenstrategie alles, was Holle ablehnt, und doch spürt sie peinliche Parallelen und Abhängigkeiten zwischen
seiner Geld- und ihrer Kunstsphäre. Ein Kräftemessen zwischen den beiden beginnt, das Holle nach Mumbai, Berlin, Hannover
führt, in Luxusvillen, Slums, Parks. Theresa, eine Journalistin, übernimmt Holles Wohnung in Mumbai und mehr und mehr deren Rolle. Sie kennt die verstörende Metropole, in der das Überleben für viele nur am Zufall hängt. Auch sie trifft auf Christoph
Wanka.
Kunstvoll verknüpft Ulla Lenze vier berührende Schicksale in einer Welt aus Städten, die immer verwirrender ineinander überzugehen scheinen, in der Kunst, Liebe, Leben ihre Unschuld verloren haben und dennoch der Kampf um sie täglich aufgenommen
wird. Die endlose Stadt ist ein Roman voller Spiegelungen und geheimer Verflechtungen, reich an Gefühlen und Erkenntnis.
Eine schwebend leichte Konstruktion, in der Zeiten, Orte und Identitäten ineinander tauchen, ein vielschichtiges Kunstwerk von
großer Schönheit.
„Ulla Lenze hat mit ›Die endlose Stadt‹ einen verblüffend spannenden Liebesroman geschrieben, der zugleich ein Essay über
Kunst und Ethik ist.“ Eva Behrendt, taz.
Musikalische Begleitung: Matthias Kämper am Flügel
Foto © Julien Menand
Ulla Lenze wurde 1973 in Mönchengladbach geboren. Sie studierte Musik und Philosophie,
arbeitete über Hegels Lehre von der Dichtung und lebt heute als freie Schriftstellerin und
Kulturjournalistin in Berlin, wo sie auch Schreibwerkstätten leitet.
Ihr Debütroman >Schwester und Bruder< wurde mit mehreren Preisen und Stipendien ausgezeichnet: u.a. der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin und dem
Ernst-Willner-Preis beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb. Der Roman >Der kleine Rest
des Todes< (2012), in dem es um die Darstellung der Erfahrung des Abschieds und des
Selbstverlusts nach dem Tod des Vaters mit poetischen, gestochen scharfen Bildern geht,
wurde auf die SWR-Bestenliste gewählt.
Auf Einladung des Goethe-Instituts war Ulla Lenze Stadtschreiberin in Damaskus, später
Writer in Residence in Istanbul sowie neun Monate in Mumbai.
Fr 23. Oktober 20 Uhr
Klaus Modick
Konzert ohne Dichter | Roman Moderation: Harald Pilzer
Die Chronique scandaleuse Worpswedes: In seinem neuen Roman erzählt Klaus Modick die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Worpsweder Gemäldes, von einer schwierigen Künstlerfreundschaft und von der Liebe. Heinrich Vogeler ist auf der Höhe
seines Erfolgs. Im Juni 1905 wird ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen – für sein Gesamtwerk, besonders aber für das nach fünfjähriger Arbeit fertiggestellte Bild >Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff<. Während
es in der Öffentlichkeit als Meisterwerk gefeiert wird, ist es für Vogeler das Resultat eines dreifachen Scheiterns: In seiner Ehe
kriselt es, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt, eine fragile Freundschaft zerbricht.
Der junge, nicht gerade sympathisch dargestellte Rainer Maria Rilke, der literarische Stern am Himmel der Worpsweder Künstlerkolonie, und sein Seelenverwandter Vogeler haben sich entfremdet – und das Bild bringt das zum Ausdruck: Rilkes Platz
zwischen den Frauen, die er liebt, ist demonstrativ leer. Es bleiben Erinnerungen. Die Magie der ersten Begegnung mit Rilke
in Florenz, die Euphorie des gemeinsamen Aufbruchs – und die Erinnerung an Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, die Frauen, denen Rilke in einer skandalösen Dreiecksbeziehung verbunden war, heißt es in der Verlagsankündigung.
Ein großartiger Künstlerroman.
Platz 1 der SWR-Bestenliste April 2015.
"Klaus Modicks geistreiches Meisterwerk" urteilt Denis Scheck.
Musikalische Begleitung: Franziska Rees, Cello
Foto © Peter Kreier
Klaus Modick, geboren 1951, studierte in Hamburg Germanistik, Geschichte und Pädagogik,
promovierte mit einer Arbeit über Lion Feuchtwanger und arbeitete danach als Lehrbeauftragter und Werbetexter.
Seit 1984 ist er freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt nach diversen Auslandsaufenthalten und Dozenturen wieder in seiner Geburtsstadt Oldenburg. Für sein umfangreiches
Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Nicolas-Born-Preis und
dem Bettina-von-Arnim-Preis. Zu seinen erfolgreichen und erzählerisch großartigen Romanen zählen >Sunset< (2011) und >Der kretische Gast< (2003).
Sa 24. Oktober 20 Uhr
»Einmischung erwünscht!«
Szenische Lesung zum 30. Todestag von Heinrich Böll
Günter Barton (Sprecher, Gesang) und
Lars Stoermer (Saxophon, Klarinette, Loopstation)
Einleitung: Uli Burmeister, Vorstand Heinrich Böll Stiftung NRW
Literatur kann nicht nur schön und spannend sondern wahrer politischer Sprengstoff sein. Für Heinrich Böll (1917-1985) begann
die Freiheit im Kopf. Was seinem Werk bis heute Bestand verleiht und im Mittelpunkt seiner erzählerischen und essayistischen
Arbeiten steht, ist der Anspruch auf Autonomie, auf eine freie, individuell begründete Parteilichkeit, die sich vorgeformten
Denkbahnen entzieht. Böll ist nicht nur als Nobelpreisträger und einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts
bekannt, sondern vor allem als kompromissloser Verfechter einer kritischen Öffentlichkeit. Seine ständige politische Ein­
mischung stellt bis heute ein Vorbild gesellschaftlichen Engagements dar.
Wie zeitlos seine Schriften sein können, wird anlässlich seines 30. Todesjahres verdeutlicht.
Wir erinnern mit den Texten und Zeugnissen an einen Künstler und Intellektuellen, der mit seinen Romanen, Erzählungen und
politischen Einwürfen eine eigene Aktualität bewahrt hat.
Foto © Bundesarchiv_B_145_Bild-F062164-0004,_Bonn,_H
Foto: Stephan Röhl/Günter Barton
Der Schauspieler Günter Barton ist Theater-, Film- und Fernsehschauspieler. Er gastierte
u.a. am Thalia-Theater in Hamburg, am Schauspielhaus in Frankfurt/Main und am Renaissancetheater in Berlin. Auch machte er sich als einer der Comedian Harmonists (Harry
Frommermann), dem größten Ku’damm-Erfolg der letzten Jahre — ausgezeichnet mit dem
Goldenen Vorhang und dem Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis) -, einen Namen.
Heinrich_Böll
Lars Stoermer ist Absolvent der Hochschule für Musik Hannover, hatte zahlreiche Engagements an Theatern und ist in verschiedenen Musikformationen unterwegs.
Der Saxophonist, Bassklarinettist und Komponist begleitet Barton mit Musik von Händel,
Dittersdorf, Beethoven sowie Eigenkompositionen.
In Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung NRW sowie dem GRÜNEN Salon Bielefeld
Di 03. November 20 Uhr
Barbara Honigmann
Chronik meiner StraSSe
Moderation: Saskia Fischer
Straßburg, weit weg vom berühmten Zentrum: Hier gibt es keine Parks, kein Europaparlament und keine Kathedrale. Was es
gibt, ist Vielfalt: orthodoxe und weniger orthodoxe Juden. Das neue Buch von Barbara Honigmann >Chronik meiner Straße< ist
ein Erinnerungsbuch, das sich einer einzigen Straße widmet, der unscheinbaren französischen Straße, in der sie selbst seit über
zwanzig Jahren lebt. Hier begegnet sie der ganzen Welt im Kleinen, erfährt von Tragödien, schließt Freundschaften, stellt sich
den Enttäuschungen, aber auch Träumen ihrer Nachbarn. Die Frage nach der Möglichkeit, jüdische Identität zu leben ebenso wie
die nach Heimat und Zugehörigkeit sind zentrale Themen ihrer Arbeiten und sie bestimmen ihre Poetik.
Beatrice von Matt schrieb in der Neuen Zürcher Zeitung:
„Mit dieser Chronik ist nicht nur ein vielgesichtiges Buch über jüdisches Leben im heutigen Europa entstanden, sondern auch
eines über einen lebbaren Alltag mit wechselnden Nachbarschaften. … Schicksale werden berichtet, oft auch nur vermutet, nie
aber beurteilt. Die Erzählerin nimmt sich selber fast ganz zurück. Sie wundert sich höchstens ab und zu. Etwa, wenn sie feststellt,
dass Dealer und Mütter hier unter einer Art Denkmalschutz zu stehen scheinen, denn Kinderkrippe und Drogenszene existieren
seit Jahrzehnten friedlich nebeneinander. Mit leisem Humor schildert sie auch, wie ihr Mann im Hinterhof endlich eine eigene,
eine moderne Laubhütte errichten darf, eine wie aus dem Campingzubehör…“
Foto © Peter-Andreas Hassiepen
Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Dramaturgin und
Regisseurin. 1984 emigrierte sie mit der Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt.
Honigmanns Werk wurde mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kleist-Preis
und dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich.
Zuletzt erschienen sind >Ein Kapitel aus meinem Leben< (2004), >Das Gesicht wiederfinden<
(2006), >Das überirdische Licht: Rückkehr nach New York< (2008) und >Bilder von A.< (2011).
Eine Kooperationsveranstaltung der Literarischen Gesellschaft OWL, der Deutsch-Israelischen
Gesellschaft Bielefeld und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V.
Bielefeld.
Fr 06. November 20 Uhr
Iris Radisch
Die letzten Dinge
Moderation: Harald Pilzer
Ändert sich die Sicht auf das durchlebte Zeitalter, wenn der Tod näher rückt? Wird das, was früher wichtig war, unwichtig? Wo
hat man geirrt? Was hat man bewirken können – und was ist geblieben? Seit vielen Jahren führt die Feuilletonchefin der Zeit Iris
Radisch Gespräche mit Schriftstellern und Philosophen im hohen Alter. Oft waren es Abschiedsgespräche, manchmal buchstäblich das letzte Interview. Der Lebensabend und seine Gestaltung ist in diesen Begegnungen immer präsent, ebenso wie die
Rückschau auf Vergangenes und die Bedeutung des Alters für das eigene Schaffen. Alle diese Lebensendgespräche sind von
ungewöhnlicher Offenheit und Unverstelltheit geprägt, und jedes zieht auf ganz eigene Weise Bilanz: Bei manchen überwiegt
Wehmut, auch Bitterkeit, bei anderen Gelassenheit und Heiterkeit. Dieses Buch hält große Fragen und Antworten bereit, denn
mit fortschreitendem Alter verschieben sich Perspektiven und Haltungen.
Der Band versammelt siebzehn Interviews, in denen Iris Radisch mit bedeutenden Zeitzeugen reflektierend und ehrlich über
die „letzten Dinge“ diskutiert: Amos Oz, Marcel Reich-Ranicki, Günter Grass, Martin Walser, Imre Kertész, Péter Nádas, Ilse
Aichinger, Julien Green, Peter Rühmkorf, Antonio Tabucchi, Patrick Modiano, Ruth Klüger, George Tabori, Claude Simon, George
Steiner, Sarah Kirsch und Friederike Mayröcker.
„Ich glaube, ich habe alle meine Augenblicke schon erlebt. Es ist fertig, und ich bin noch da.“ (Imre Kertész)
Musikalische Begleitung: Franziska Rees, Cello
Foto: Thorsten Wulff
Iris Radisch, geboren 1959 in Berlin. Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie
in Frankfurt am Main und Tübingen. Tätig als Literaturkritikerin; seit 1990 Literaturredakteurin der Zeit, seit 2013 dort Leiterin des Feuilletons. Daneben Tätigkeit als Fernsehmoderatorin. 2008 wurde sie mit dem Medienpreis für Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche
Sprache ausgezeichnet. 2009 ernannte die französische Kulturministerin Iris Radisch zum
„Chevalier des Arts et Lettres“.
Die Süddeutsche Zeitung urteilte über das vor zwei Jahren erschienene, vielbeachtete Werk der
Kritikerin: >Camus: Das Ideal der Einfachheit. Eine Biografie<:
Um Stichwörter wie Freiheit, Schmerz, Sonne, Mutter herum baue Radisch eine "kunstvoll
komponierte Lebensgeschichte" auf, die wie ein "kubistisches Bild" gestaltet sei.
Wir unterstützen die Literaturtage
und nicht nur das …
Weitere Veranstaltungen in der Stadtbibliothek am Neumarkt
(kein Vorverkauf):
Di 27. Oktober, 20 Uhr
Yvonne Hofstetter:
Sie wissen alles. Wie intelligente Maschinen in unser Leben eindringen und warum wir für
unsere Freiheit kämpfen müssen.
Ein hochaktuelles Debattenbuch über die totalitäre Tendenz von Datensystemen.
Eine Veranstaltung mit der Bestsellerautorin in Kooperation mit der Landeszentrale für
politische Bildung, NRW.
Do 12. November, 20 Uhr
ZerreiSSprobe im Literaturcafé:
Aktuelle Bücher in der Kritik.
Die Literaturtage Bielefeld sind eine Produktion der Stadtbibliothek Bielefeld.
Neumarkt 1 | 33602 Bielefeld | 0521 51-5000 | [email protected] |
www.stadtbibliothek-bielefeld.de
Programmverantwortung: [email protected]
Programmkoordination: [email protected]
Gestaltung: com,ma Werbeberatung GmbH, Bielefeld