Alex Demarmels Text, Inés Mantel Es ist nichts ungewöhnliches

Alex Demarmels
Text, Inés Mantel
Es ist nichts ungewöhnliches, dass Künstler uns
als Mitprotagonisten ihrer Kunst auf eine Metaebene befördern, wo unsere Rolle als Ver­mittler
oder als Publikum der Kunst und ihres Umfeldes
in welches sie hineingestellt wurde zur Reflexion
präsentiert wird. Die Mimesis als nachahmende
Darstellung der Natur wird von Alex Demarmels
jedoch nicht nur eingesetzt um gleichzeitig eine
Realitätsimitation zu demonstrieren und doch ist
die Mimesis sein Tummelfeld. Nach der antiken
Sage konnte der Maler Zeuxis die Vögel täuschen.
Während sich die Kunstgeschichte ihrer, für des
Malers Brillianz in der Wirklichkeitsnachahmung
interessiert, scheint es Alex Demarmels eher mit
den Vögeln zu halten und am elementaren Impuls
angesichts von Kunst festzuhalten. Seine ersten
Bilder in diesem Projekt-Zyklus sind Naturlandschaften. Waldiges, nebliges Geäst, Sumpf, in sich
gefangene Figuren. Da und dort taucht der
Mensch aus dem waldigen Gefüge auf.
Es dürfte
klar sein, dass der Künstler Alex Demarmels die
Mimesis nicht als Be­schreibung anwendet,
sondern als Instrument mit dem Ziel, das sozio­
logisch scheinbar Private als ideales Projektionsfeld für den Betrachter zu nutzen und um mit
persönlicher Geschichte dem Kunstliebhaber zu
dienen. Die Malerei wird in diesem Kontext zusätzlich als Medium genutzt um Familiäre Tradition
in die Gegenwart zu transportieren. Er berichtet
uns von einer beinahe vorindustrialisierten Zeit
und mit seiner Technik der Malerei, lotet er gleichzeitig sein Dasein als Künstler im aktuellen Erscheinungswesen aus. Die moderne Massen­
gesellschaft ist mit Konsumgütern nur am Rande
präsent in dieser Dokumentationsmalerei.
Da ist Natur und Familie präsent. Da wird Zeitgenössisches mit Erinnerung vermengt. Seine Werke
sind lebenslänglich, konfrontativ und so kunstfern
wie möglich gestaltet und genau dieser Widerspruch beinhaltet das Geheimnis seines Schaffens.
Hier wird auf Empathie gebaut als wichtigstem
Faktor. Das Gegenübertreten von wirklichen
Lebewesen gehört zum Effizientesten im Alltag
und auch in der Kunst. Vor allem dann, wenn
man diese noch zusätzlich in einem fremden,
vielleicht subjektiven Farbkontext erscheinen
lässt, wie Alex Demarmels es sich in seiner
Malerei zum Konzept gemacht hat.
Ein zielgerichtetes Aufdrängen von kompakter
Wirklichkeit tritt dem Betrachter entgegen.
Man wird visuell herausgefordert beim Betrachten.
Wie im Theater ist auch hier das Vertrauen auf
Identifikation mit der Kreatur wichtig. Eine Identifikation die letztlich auch eine mit dem Künstler
sein kann, der sich wie zu vermuten ist, in diesen
Menschen selbst verkörpert. Es sind bestimmte
Verwandte und deren enge Freunde, die er als
­Modelle auserwählt. Der Betrachter spürt sofort
eine Mischung aus Familienzusammengehörigkeit
und erheiternder Erinnerung, da es o
­ ffensichtlich ist,
dass die Bilder aus einer anderen Zeit stammen.
Alex Demarmels’ Kunst unterwirft sich nicht einer
schnellen Deutung. Menschengruppen sind da
auszumachen, Situationen der Geselligkeit.
Da posiert ein Grossonkel im Kontext mit einer
Gänseschar. Da finden sich Rehlein und ein
Knabe umwaldet. Einzelfiguren die überraschen,
die einen ansehen, die einem erinnern, an jemanden den man zu kennen glaubt. Demarmels setzt
Energien frei mit seinen Bildern. Klar ist, Zeitschau
wird geboten! Mode markiert. Persönliche virulente
Realitätsmomente werden dem Interessierten
gezeigt. Der Maler selbst scheint auch aufzutauchen
im Werk. Ein Trickster? Jedenfalls keine Identitäts­
befragung! Geselligkeit wird exportiert und der
Betrachter emotional kontrolliert und die Herausforderung über die Farbe ab­gewickelt. Hier herrscht
Bildhaftigkeit die erlebbar gemacht wird in einer
stark individualistisch geprägten Gemeinschaft.
Alex Demarmels geht davon aus, dass sein Ich
nur beschränkt interessant ist, sein gesellschaft­
liches Ich jedoch als Quelle für kommunikative
bildhafte Energiefelder dienen könne. Seine Kunst
ent­wickelt sich immer mehr zum abstrakten Labor
kultureller Selbstdefinition.
Hier können wir uns
Rechenschaft über kollektiv geteilte Konditionierungen befinden. Alex Demarmels’ Expressivität
in der Malerei dürfte klar sein. Sich lediglich einer
Vor­spielung von Kraft und Kräften bedient er sich
bei weitem nicht. Das Kapital des Menschen,
wie es Beuys benennt, wird hier aktiviert.
Er schaut zu schauen ob da noch was ist im
Vergangenen. Er trifft den Nerv. Gesellschaft als
Mythos Zeuxis.
www.alexdemarmels.ch