...in der Hölle wohnt niemand mehr. Alice Moldovan ...in der Hölle wohnt niemand mehr. schriftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Bakk. art eingereicht an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz Institut für Kunst und Gestaltung Studienrichtung KERAMIK Inhaltsverzeichnis Einleitung Der Teufel in der Geschichte der Menschheit Der Teufel und seine Vorbilder in der Geschichte der Kunst Umsetzung Persönliche Hintergründe Neurobiologische und Psychologische Hintergründe Abschluß Literaturverzeichnis Danksagung ...in der Hölle wohnt niemand mehr --- in Erinnerung an die phallischen Gottheiten, Dämonen, Glücksgötter, Zerstörer ...an Chrom Cruach, Cernunnus an Pan, die Faune und Satyrn. Wie ist es passiert, daß aus ihnen der Satan, der Teufel der drei großen Weltreligionen wurde? Warum ist es passiert? Warum wurde ihm all das „Böse“ aufgesetzt? --- sieht es nicht aus, als wäre er durchaus Beides? -- Das Licht und der Schatten? ...und wo befindet sich Dein Schatten, wenn Du vor ihm stehst und Dich auf seine Höhe begibst? Alice Moldovan Einleitung Mit der Frage: Gibt es ein Symbol, das für mich den Ursprung von menschlicher Unterwürfigkeit, Gier nach Macht, Mißbrauch in jeder Form (Pädophilie ..etc.), auf einfache Art und Weise darzustellen vermag, nahm meine Arbeit ihren Anfang. Meine Antwort: Nach einem Lauf an der Donau, erschöpft und etwas dämmrig im Kopf, tauchte in meinem Inneren das Bild eines knienden Teufels, dessen Penis in seinen After eingeführt ist, auf. Er wirkte etwas geschändet - mit nur einem abgebrochenen Horn. Sein Blick - verletzlich ebenso, wie gefährlich gespannt und zum Sprung bereit. Als würde der Geschändete die Freiheit schon in sich tragen, kurz vor seiner „Auferstehung“. Meine Arbeit befaßt sich mit dem Moment davor. Der Teufel in der Geschichte der Menschheit Auf der Suche nach dem Ursprung des Teufels stieß ich in der Bibliothek der Theologischen Universität Linz auf die Universalgeshichte des Bösen, ein Werk von Gerald Messadie, das unter dem Titel: Teufel, Satan, Luzifer Universalgeschichte des Bösen einen Großteil meiner Fragen beantwortete. In seinen Nachforschungen durchforstete er offenbar den gesamten Erdball nach einem vergleichsweise ebenbürtigen „Bösen Gott“ in den Naturreligionen. Weder in den sogenannten Naturreligionen Ozeaniens, Afrikas, Nord- und Lateinamerikas, noch bei den alten Römern, Griechen und Kelten wurde er fündig. „Gehörnte“ gab es überall, doch waren sie ambivalent, also sehr menschlich in ihrer Launenhaftigkeit. Erst durch Zahratustras Reform 600 v. Chr. im Iran, wurden die Götter in ausschließlich „Gute“ und „Böse“ eingeteilt. Man kann sagen, daß ein großer Teil der monotheistischen Theologien im Iran geformt wurden. Unsere jüdischen, christlichen und muselmanischen Engel und Erzengel sind dort zur Welt gekommen - und so auch unser Teufel. Um das Jahr 600 v. Chr. kam es zu einem tiefen Einschnitt in der Religion: durch die Reform des Zarathustra. Bisher hatte der vedische Polytheismus vorgeherrscht. Neben dem Rigveda geben nur wenige Texte über die Religion und die religiöse Organisation im Iran vor dem Zoroastrismus Aufschluß. Jedenfalls weiß man, daß in der vedischen Religion zwei große Gruppen überirdischer 11 Mächte dominierten: die Ahuras als höhere Gottheiten und die Devas als niedere. Beide Götter unterstanden zwei Hochgöttern, Ahura Mazda und Mithra, die den Lauf der Sonne, des Mondes und der Sterne lenkten. Ein Gegengott oder Dämon, der eine ähnliche Stellung innegehabt hätte wie unser Teufel, ist unbekannt. Natürlich hatte es Menschenopfer in früheren Zeiten der Naturreligionen und andere Grausamkeiten gegeben, aber wäre es nicht auch möglich, daß die Weiterentwicklung des Menschen der heutigen Zivilisation mit der Auferstehung der Ambivalenz der gehörnten Götter einen positiven Schritt nach vorne tun würde? Im Iran zeigt sich der Teufel zum ersten Mal. Die Gathas lehren, daß am Anfang der Welt zwei Geister existierten; sie begegneten einander und jeder hatte die freie Wahl. Der erste, Ahura Mazda, traf die gute Wahl und ist der „weise Gott“, ganz offenbar der Vorläufer unseres “Lieben Gottes“. Der zweite, Ahriman, Angra Maniyu, der „Böse Geist“, traf die schlechte Wahl und ist der „Böse Gott“, dessen Schüler die „Anhänger der Lüge“ heißen dregvant, die durch die Lüge oder drug in die Irre geleitet werden. An dieser Stelle möchte ich Cernunnus, eine keltischen Gott anführen, der dargestellt mit Hörnern am Kopf sehr wohl an unseren Teufel erinnert und an die Unterwelt. Er war jedoch, wie Proserpina, die Göttin der Unterwelt, ein Fruchtbarkeitsgott, Gott der Ernte und des Glücks. Er war ein sehr vieldeutiger Gott. Satan wurde also um das 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung im Iran geboren, und es waren die Magier, die ihn, falls man so sagen darf über das Taufbecken gehalten hatten. Und diese Erfindung war eine politische. Die Lehre daraus ist eindeutig. Die religiöse Macht steht im Widerspruch zur Vielfalt und Demokratie, auch wenn diese himmlischer Natur wären. Ein überbevölkertes Pantheon sorgt für Unruhe unter den Sterblichen. Wenn Zarathustra sich entschied, das iranische Pantheon zu reformieren, wie ein Innenminister seine Wahlbezirke neu aufteilt, so hatte das seinen Grund darin, daß die religiöse Macht, - gemessen an der weltlichen - kraftlos und der Kult heruntergekommen war. Doch an diesem Punkt verloren die Magier, sie hatten zwar den Teufel erschaffen, aber es gelang ihnen nicht, ihn als politische Gegenmacht einzusetzen. Diese Glanzleistung sollten erst die Christen vollbringen. (vgl.S. 104, 108, 116, 124, 125 [1]) Vermutungen: Der Dualismus und diese „politische Erfindung“ (das könnte so sein), haben auf uns bis heute, ob bewußt oder unbewußt ihre Auswirkungen. Wenn es in der Geschichte des Monotheismus um die Abtötung der „negativen Aspekte“ des Menschen ging, so könnte es möglicherweise jetzt um die Belebung des ganzen Menschen gehen. Die Personifizierung des Bösen in der Figur des Teufels sollte den Schrecken des Menschen vor seinem eigenen Schatten, nähren, so mußte er tief ins Unterbewußtsein verdrängt werden. Die Götter der Naturreligionen, sowie der griechischen und römischen Antike waren Symbole von Macht und Stärke genauso, wie sie auch hinterlistig und schwach waren. Somit waren sie den Menschen sehr ähnlich. Sie hatten nicht vor ihnen zu buckeln und konnten sie manchmal sogar überlisten. Für mich persönlich sieht es so aus, als wären Politik und Religion gleichermaßen daran interessiert gewesen, mit der „Verbösung“ und gleichzeitigen Entmachtung der Naturgottheiten, welche die Vorläufer oder fast Ebenbilder des Teufels waren, auch den Menschen jene Kraft und jenen Ausdruck zu nehmen. -Könnte es sein, daß der Faun, Pan, der Loki und die vielen anderen, die Vorbilder für unseren Teufel waren, Archetypen in unserem Unterbewußtsein sind,die dort gefangen liegen, gelähmt durch die Angst der letzten zwei Jahrtausende? Könnte es sein, daß diese Kräfte uns in der jetzigen Zeit fehlen und auch Ursachen für psychische Krankheiten sind? 12 Hier möchte ich nun noch einmal Gerald Messadie zitieren, wie er das Monster von Noves beschreibt und auf der Suche nach Vorbildern für unseren Teufel über Loki bis zu den zentralafrikanischen Yoruba gelangt. Die römischen und gotischen Künstler brauchten sich aus dem großen Repertoire an Figuren nur zu bedienen, um die charakteristischen Wesenszüge des Großen Bösen festzuhalten. Das Monster von Noves, ein Fundstück aus dem 3. Jahrhundert vor unserer Zeit, erscheint einem auf den ersten Blick als eine der perfektesten Darstellungen des eigentlich christlichen Teufels: mit langen Zähnen und Krallen, Phallus und geöffnetem Maul, aus dem noch ein halber Menschenarm hängt, während sich das Monster mit seinen Pranken auf zwei abgeschlagenen Köpfen stützt.Doch es ist nicht der Teufel, sondern der Gott Crom Cruach, der Gebeugte vom Hügel, eine mit übernatürliche Mächten ausgestattete Figur aus den Blutritualen der Kelten, bei denen Menschen geopfert, und, wie Julius Cäsar berichtet, wahrscheinlich rituell verzehrt wurden. Crom Cruach war ein Hochgott, das beschreibt die Legende, wonach alle Erstgeborenen der Oberhäupter sämtlicher Clans auf dem Mag Slecht, einer zur Anbetung der Götter genutzten Hochebene, dem Gott Crom geopfert werden mußten. Das war im 16. Jahrhundert vor unserer Zeit unter der Regentschaft des nicht weniger legendären Herrschers Tiernams von Schottland. Doch auf den zweiten Blick spiegelt diese Verbindung von Fruchtbarkeit und Tod die Ambiguität der übernatürliche Mächte wieder, die ebenso gütig wie grausam sind. (vgl. S. 153 [1]) Es gibt noch einen anderen Gott, der ein Anwärter auf den Titel eines keltischen Vorfahren des Teufels zu sein scheint, Loki, der listige Spaßvogel des nordischen, skandinavischen und germanischen Pantheons, der Vater und Anführer der den Göttern feindlich gesinnten Mächte, als da sind, der Fenriswolf, Hel, die Göttin der Unterwelt, und die Midgardschlange. Obwohl er häufig seine Gestalt verändert, tritt er meist in der Gestalt eines kleinen, fast zwergenhaften Mannes auf. Der Trickster, er ist eine mythische Figur, der man in vielen Religionen wiederbegegnet, vergleichbar einem Hofnarren, dem es erlaubt ist, den König zu ärgern, ohne seine Stellung bei Hof zu verlieren. Auffällig ist, daß man Loki auch in Religionen begegnet, die in keiner offenkundigen Beziehung zueinander stehen. Im Pantheon der zentralafrikanischen Yoruba ist es Ashu, der Bote aller Götter, der in dieser Religion etwa die Stellung eines Hermes Mercurius einnimmt. Loki steht im Dienste des Gottes Odin: Und ihn zeichnet ein Wesenszug aus, der auf keinen anderen keltischen Gott außer Odin und Thor, seinen Kumpanen zutrifft, und das ist seine Umgänglichkeit. Selbst mit Riesen und Monstern steht er auf vertrautem Fuße. In der germanischen Mythologie ist Loki die wirkende Kraft der kommenden Apokalypse oder der „Götterdämmerung“ (Ragnarök). Ragnarök 13 Der Teufel und seine Vorbilder in der Geschichte der Kunst ist ein Weltuntergang, der nichts anderes, als die Vollendung eines großen Kreislaufs, nach dessen Abschluß ein neuer seinen Anfang nimmt, ist. Loki übernimmt hier die Rolle eines streitbaren Provokateurs, da die Welt (lt. Überlieferung germanischer Mythen) durch den Kampf aufrechterhalten wird und die Welt vor Anbruch eines neuen Universums vernichtet wird. Die Kelten sind stolz auf ihre Kraft und ihren Mut. Sie sind anmaßend, stolz und abenteuerlustig,ganz gewiß abergläubisch, aber davon überzeugt, daß man mit Intelligenz den Zorn der Götter abwenden kann. (vgl. S. 154-164 [1]) Dieser kleine Auszug aus der Geschichte der Religion unserer Vorfahren kann nur einen Einblick geben in Ereignisse, die sich vor so langer Zeit abgespielt haben. Ich könnte die Liste der „Gehörnten Phallischen Götter“ noch fortführen, doch mir ging es in diesem Kapitel hauptsächlich darum einen Eindruck derer zu vermitteln, aus denen der Teufel entstanden ist. Zum Abschluß möchte ich noch kurz auf Ereignisse der jüngeren Menschheitsgeschichte hinweisen, die ich im Zusammenhang mit den Themen Teufel und Hölle, wenn auch nur kurz - erwähnen muß. - Die Inquisition - Individualität und Anderssein war in Zeiten der Inquisition des Teufels Werk und führte oft sogar bis zum Tod. Den Hexenverbrennungen wurde erst mit der französischen Revolution 1789 ein Ende bereitet, das war vor etwa 200 Jahren, was in der Geschichte der Menschheit betrachtet, ein Katzensprung ist. Erst im Jahr 1816 schaffte der Papst die Folter ab. Auch in unserer heutigen Zeit gibt es immer wieder Verteufelungen bestimmter Gruppen, die durch Andersartigkeit und Fremdheit geradezu einladen, als Feindbilder mißbraucht zu werden. Ich brauche nur auf unseren 2. Weltkrieg zurückblicken, in dem es die Juden, Zigeuner und andere Randgruppen waren, die in Vernichtungslagern hingerichtet wurden. Im Argentinien der siebziger Jahre wurden Kinder ebenso wie Erwachsene aus politischen Gründen betäubt und aus Flugzeugen ins Meer geworfen ,oder auf andere grausame Arten hingerichtet. Der Islamistische Fundamentalismus ist ein ebenso grausames Beispiel unserer Zeit. Auch die verbreitete Kultur des „Arschkriechens“ steht für mich in einem engen Zusammenhang mit der Ohnmacht des Individuums. Überlegungen Genau jene Ereignisse in meinem letzten Absatz sind es, die mich bewogen haben, mich mit dem Thema Macht im weitesten Sinne auseinanderzusetzen. Ich frage mich, ob es einem gesunden fühlenden Menschen möglich ist, seine Artgenossen auf so grausame Weise hinzurichten. - Oder ist es notwendig, das eigene Fühlen als ganzer Mensch auszuschalten, um zu solchen Grausamkeiten fähig zu werden? Inwieweit können Fanatismus und Scheinheiligkeit den Geist eines gesunden Menschen vereinnahmen, ohne in ihm ein Gefühl der Unbehaglichkeit auszulösen? Ich vermute, daß die Verdrängung gewisser Aspekte des „Menschseins“ dazu geführt haben, daß jene Teile sich „Schleichwege“ in Form von psychischen Krankheiten suchen mußten, um an die Oberfläche zu gelangen.Die Angst vor dem verdrängten eigenen Schattens könnte ebenfalls dazu führen, daß jene, die diese Schatten leben, zu gehaßten Individuen werden. 14 Der Teufel in der Geschichte der Kunst erscheint nackt. In der Kunst des Mittelalters und der Rennaisance wird er ohne Genitalien dargestellt. (im Vergleich zu Pan eine optische Veränderung in der Darstellung) Die Kirchenleute verteufelten die heidnischen Gottheiten ob ihrer Nacktheit, deshalb wurde der Teufel als Akt dargestellt. Nacktheit wurde im Mittelalter als Erniedrigung betrachtet und war ein Zeichen des „Ausgestoßenseins“. Die Nacktheit als Symbol der Befleckung wurde benutzt, um die heidnischen Götter aus dem Bewußtsein der Menschen zu tilgen. Obwohl der Teufel nackt dargestellt wird, ist er selten ganz nackt. Er trägt eine Art Schurz (11. und 12. Jhdt.), so wie Höhlenmenschen. Der Schurz ist ein Symbol für einen unzivilisierten Wilden, der sich außerhalb der Gesellschaft bewegt. In ägyptischen, römischen und griechischen Darstellungen ist dieser Schurz nicht vorhanden. Die Darstellungen von Satyrspielen der Griechen, mit ihren herausfordernden Phalli und „shorts“ waren der Kirche ein Dorn im Auge und dennoch dienten der Satyr und möglicherweise auch seine Bekleidung als Vorbilder für Teufelsdarstellungen im Rahmen der Kirche. Oftmals wurde der Teufel auch völlig behaart dargestellt. Struppiges flammenartiges Haar, offener Mund, hervorragende Zähne, Hufe, Klauen, Adlerkrallen, Schwanz, Hörner und Flügel (Engel, Fledermaus) zählten ebenfalls zu seinem Zubehör. Die wahrscheinlich frühesten Teufelsdarstellungen sind im frühen 9. Jahrhundert zu finden. (z. B. Die Versuchung Christi, aus dem Stuttgarter Psalter, Landesbibliothek Stuttgart) Flammendes Haar suggeriert Wildheit Bestialität und Stärke. In Japan gibt es Darstellungen des Meikara Daisho, ein göttlicher General (8. Jhdt. v. Chr.). Durch sein flammendes Haar hat er Ähnlichkeit mit unserem Teufel, doch ist er es nicht, sondern ein Gott, der zornig auf das Böse ist und das Gute verteidigt. Der heutige Teufel wird eher mit Hufen dargestellt (Pan), der des Mittelalters hatte Krallen ( Harpyie). Die Hauptquelle der Teufelsdarstellungen im Mittelalter dürften die Mysterienspiele und ihre Teufelskostüme gewesen sein, die die Künstler selbst gesehen hatten. Frühe Teufelsdarstllungen um etwa 1150 gehen auf mittelalterliche Kostüme zurück. Neun Motive sind es, in denen der Teufel auftritt: die Apokalypse, das Jüngste Gericht, die Versuchung Jesu, die Höllenfahrt, Theophilus und seine Geschichte, die Versuchung Hiobs, der Garten Eden, Teufel versuchen, lauern und lügen überall und jederzeit. Die anderen Darstellungen sind meist jene von seinen unbedeutenden Agenten. Charakteristisch für die Darstellungen des Teufels ist die fehlende einheitliche Ikonographie. Es ist eine wilde Mischung der verschiedensten Merkmale in den Darstellungen und eher ein Aufschub als eine Lösung. (möglicherweise weil keiner wußte wer der Teufel wirklich war) Die drei wichtigsten Jüngsten Gerichte der Gotik sind die an Notre Dame in Paris und den Kathedralen von Chartres und Bourges. (alle drei 1250 vollendet) 15 Erotik im Zusammenhang mit dem Teufel Erotik im Zusammenhang mit dem Teufel ist weit verbreitet, doch in den Darstellungen vermißt man sie bis ins 15. Jahrhundert. Die Literatur und auch die Phantasie der Menschen bringen den Teufel und seine sexuellen Kräfte unbedingt in einen Zusammenhang, doch in graphischen und plastischen Darstellungen sind sie eher die Ausnahme. Bis ins letzte Drittel des 15. Jahrhuderts gibt es kaum erotische Kunst (Ausnahmen sind Wasserspeier und Phantasiewesen...). Das Mittelalter verfrachtete die Erotik in die Hölle. Sie durfte nur in abstoßenden Höllenbildern gezeigt werden, um den erzieherischen Aspekt für die Kirche zu erfüllen. Zwischen 1490 und 1530 schufen Raimondi, Mabuse, Marcantonio, Hans Baldung und Correggio erotische Kunst, welche man etwa tausend Jahre in der Welt der Kunst vermißt hatte. Marcantonio Raimondo, der unter Raffael gearbeitet hatte, wurde 1526 wegen seiner „schlüpfrigen“ Stiche (nach Zeichnungen von Giulio Romano) eingesperrt. Er ist der Ansicht, daß Jesus, wenn es die Kirche zu seiner Zeit zu entscheiden gehabt hätte auch in der Hölle gelandet wäre. Er sieht in Jesus eigentlich den Provokateur, der jene Eigenschaften aufwies, die man dem Teufel zuschrieb. Er spielte mit dem Gedanken, daß der wirkliche Messias nicht die Vernunft, sondern das Begehren ist. Mensch und Gott werden letztlich in der Hochzeit von Himmel und Hölle vereint. (vgl. [11]) Zum Abschluß dieses Kapitels habe ich einige Bildbeispiele auch aus der jüngeren Geschichte ausgewählt, auf die ich nicht im speziellen eingegangen bin. (vgl. [10]) Die Manieristische Kunst erzielte ihre Wirkung durch virtuose Verschlingungen der Körper und Verdrehungen der Torsi, nicht durch provokative Darstellungen der Sexualität. Hans Baldung hatte z. B. einen Hang zu Darstellungen von alten Männern (oder auch der Tod in Gestalt eines alten Mannes) die sich liebkosend einer jungen Frau nähern. Baldung und ebenso Dürer, sein Lehrer benutzten die Darstellungen von Hexen wahrscheinlich, um nackte Frauen zeigen zu können. (Den Teufel hat Baldung nicht gemalt) Luca Signorelli schuf Bilder von sexuellem Sadomasochismus und Hörigkeit. Schmerz und Grausamkeit sind auch in alten Darstellungen der Hölle nicht ungewöhnlich, doch Signorelli schien der Erste zu sein, der sie im Rahmen von sadistischen „Teufelsvergewaltigungen“ darstellte. (vgl.[3]) Satyr and the He-Goat. Marble from Herculaneum, before 79 BC. Naples, Museo Nazionale Ithyphallic Satyr Playing a Flute. Painting on a Greek vase, 5th c. BC. The Miracle of Theophile, who, having signed a pact with the Devil, repented and was paradoned by the Virgin Mary. Miniature (detail) from the Ingeborg Psalter, made for the wife of the King of France, c. 1195. Chantilly, Musée Condé Can the Devil multiply? Grave question in the 15th c.! This monster being a possible result. Popular etching William Blake William Blake, der am 28. November 1757 geboren wurde und in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, gab dem Teufel ein ganz neues Gesicht. Er war für mich einer jener Menschen, die damit begannen, die Finsternis unseres christlichen Erbes aufzuarbeiten und neu zu definieren. Er war schon in jungen Jahren ein nach innen gerichteter Mensch, der sich in der Wahrnehmung übte. Als Kind sah er Engel und wurde dafür bestraft. Er bgann früh zu zeichnen und besuchte nie eine Schule. Später lernte er den Beruf des Kupferstechers und wurde zu einem Dichter und Visionär. Er vertrat die Auffassung, daß die Imagination die erste Emanation des Göttlichen sei. Er zieht daraus den Schluß, daß die freien Künste die höchste menschliche Ausdrucksform seien. Seine Auffassung des Christentums ist mit der Kunst als Synonym identisch. Er setzt in seinem revolutionären und damals für ihn nicht ungefährlichen Gedankengut den Menschen mit Gott gleich. 16 Umsetzung Um herauszufinden, wie seine Haltung, Anatomie und Ausdruck sein sollen, habe ich zunächst neun Modelle angefertigt. Das erste Modell entstand aus meiner Phantasie, das zweite ist der Versuch anhand meiner eigenen Anatomie einen männlichen Körper darzustellen. Mit den sieben weiteren Modellen bin ich von ernsthaft, staundend, lachend (über seine eigene Lächerlichkeit), bis zu arrogant und stolz gegangen. Immer wieder habe ich Photos von Menschen in der jeweiligen Haltung gemacht, um den Körper in seiner Bewegung zu beobachten und das Gesehene festzuhalten. Japanese demon, 18th c. Paris, Musée Guimet Michelangelo Head of a Satyr, c. 1506. Paris, Musée du Louvre Aus dem Knienden ist ein Kriechender geworden, der auch an eine Raubkatze erinnert.Ich habe ihn aus einer statischen, in eine bewegte Haltung gebracht. - Sein Blick ist in sich selbst gerichtet, als wäre das Ziel seiner „Pirsch“ nicht im Außen zu finden. Als nächsten Schritt habe ich ein Modell aus Draht und Hasengitter gebogen (und mit dünnem Draht verbunden), welches ich dann im Verhältnis 1:6 zum ausgewählten Modell vergrößerte. Ein gebundenes und gebogenes vergrößertes Metallgerüst entstand, es wurde mit Hasengitter umwickelt, was dem Skelett einen groben Körper verlieh und es stabilisierte. Aus den Tonresten meiner ungebrannten alten Arbeiten und den Tonresten einiger Studienkollegen habe ich eine grobschamottierte Masse aufbereitet, mit welcher ich dann über dem Hasengitter zu modellieren begann. Als anatomische Hilfestellung arbeitete ich zunächst anhand von Fotos und in der letzten Phase mit Aktmodellen direkt. Francisco de Goya Wait till You‘ve Been Anointed. Caprichos No 67, 1796/97 Otto Greiner The Devil Displaying the Woman to the People. Lithograph, 1897. Old argument against women, the devil‘s instrument Es erschien mir wichtig das Original naß zu präsentieren, da in diesem Zustand die von mir gewollte Lebendigkeit noch erhalten ist. Diese Entscheidung mußte schon mit der, über einem Metallgerüst zu modellieren, gefällt werden, da das feste Gerüst die Schwindung der Tonmasse beeinträchtigt, und zu Rissen bei der Trocknung geführt hätte. Nach einigen Monaten transportierte ich ihn nach Brünn in die dortige Kunstuniversität, wo ein originalgetreues Abbild aus Kunststoff angefertigt wurde. Dieses möchte ich zu späterer Zeit in Bronze gießen lassen, da es mein derzeitiges Budget überschreiten würde. Das Abbild aus Polyesterharz hat im Unterschied zum Original an Lebendigkeit verloren, es wirkt, als wäre mein Teufel in der Bewegung erstarrt und seine Lebendigkeit eingefroren. Auch der Farbwechsel von grau zu gebrochenem weiß hat seine Wirkung verändert, was einen neue Herausforderung in der Auseinandersetzung mit meiner Abschlußpräsentation wurde. Für mich persönlich stellt der Teufel, den ich modelliert habe, ein „kollektives Trauma“ der menschlichen Gesellschaft, welches den Menschen an seiner persönlichen und seelischen Entfaltung behindert, dar. Pierre & Gilles, Thierry Mugler as Devil, 1992 19 „Stellen sie sich einmal vor, sie hätten jeden Tag einen Weg zu machen, der über eine kleine Brücke führt.Diese Brücke gibt die Verbindung zwischen zwei Gebieten, die zwar zusammengehören, die aber doch sehr verschieden voneinander sind. Hier ist das Wetter meistens sehr schön und klar, dort jedoch oft etwas dunkel bewölkt. Schon auf der Brücke kann man eine Veränderung der Witterung wahrnehmen. Nun denken sie weiter, daß sie jeden Tag öfter diese Brücke begehen. Und immer, wenn sie ihren Weg daherkommen, begegnen sie über dem Fluß auf der Brücke einem anderen Menschen. Er kommt ihnen von der anderen dämmrigen Seite entgegen. Sie kennen ihn, da er täglich an ihnen vorbeigeht. Lange Zeit schon kennen sie diesen Anderen, aber sie sagen ihm kaum einmal „Guten Tag“. Sie gehen an ihm vorüber, obwohl sie oft bemerken, daß er sie ansprechen möchte. Wer ist dieser Andere? Sie haben es sicher schon erraten! Es ist Ihre dämmrige Seele. Es ist ihr unbewußtes oder traumbewußtes Wesen.“ Gwydion Fontalba (vgl [13]) „Tief in Dir bist Du oh Mensch der Gott als Baum, als Stein, als Tier“ Susanne Wenger (vgl. [19]) Persönliche Hintergründe Was ich oder mein Unterbewußtsein mit dieser Arbeit sagen möchten, ist, wenn ich es frei betrachte auch für mich noch in weiten Teilen unerforscht. Wenn ich die phallischen Gottheiten als Träger von Urinstinkten, Vertrauen und Kraft betrachte, scheinen sie für mich ein wesentlicher Bestandteil für gesunde Menschen innerhalb einer Gesellschaft zu sein.Was ist geschehen durch die Verdrehung und Verdammung dieses archaischen Symbols? - Für mich geht es in meiner Arbeit nicht um die Kultivierung irgendwelcher Teufelskulte, sondern vielmehr um ein Respektieren dieser uralten Gottheit und so auch um den Respekt dieses, meines Erachtens sehr wichtigen Teils unseres „Selbst“. Nach der Lektüre verschiedenster psychologischer Richtungen bis zur Traumaforschung von Neurobiologen....., wo ich überall Beweise suchte und fand, um meine praktische Arbeit „...in der Hölle wohnt niemand mehr „ zu untermauern, bin ich wieder zu mir selbst und meinem eigenen Gefühl zurückgekehrt. Das „Menschsein“ in einem ganzheitlichen und tiefen Sinne liegt für mich in einem Kontakt mit dem tiefsten inneren Kern meiner selbst. Ich könnte wiedergeben, was die Traumaforschung und die Psychologie herausgefunden haben, aber ich habe es nicht selbst herausgefunden. Ich würde beweisen, daß ich wiedergeben kann, was jemand anderer bewiesen hat, da ich aber weder Neurobiologin, noch Psychologin bin, möchte ich nun auf meine persönlichen Hintergründe eingehen. Seit nunmehr zwanzig Jahren bin ich damit beschäftigt, ob als Tischlerin, Mitarbeiterin in einem Kindergarten, der Gastronomie, der Volkshochschule, als Wirtschaftsreferentin der ÖH der Kunstuni, als Telefonistin und in diversen anderen Jobs, das zu erfüllen, was in meinem Tätigkeitsprofil vorgegeben war und ist. Gerade in meiner künstlerischen Arbeit bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß sie schon deshalb ihre Berechtigung für mich hat, weil sie tief aus meiner Auseinandersetzung mit meinem „Menschsein“ kommt. Ich habe für mich etwas Inneres greifbar und begreifbar gemacht. Ich habe mich über mein Material, den Ton auf tiefe Ebenen meiner selbst eingelassen. Die Lebendigkeit des großen Originals meiner Arbeit wurde aus meinem Innenleben in die Außenwelt transportiert. Er hat im Laufe seines Werdens oft sein Gesicht und seine Ausdruck verändert, bis meine Hände in Übereinstimmung mit mir selbst modellierten und auch Gesehenes verarbeiteten und wiedergaben. Ich sehe meine Arbeit nicht als perfekt, doch lerne ich an jedem Stück und jedem Thema aufs Neue. Jedes Mal, wenn ich große oder kleine Wesen aus Ton modelliere, frage ich mich auch woher sie wohl kommen. 35 Neurobiologische und Psychologische Hintergründe Für mich persönlich ist der Phallus des Teufels ein Symbol von ebenso psychischer, wie physischer Potenz, somit nicht an eine Geschlechtlichkeit gebunden. Ich betrachte ihn als Träger von „Zielgerichtetheit“, Tierhaftigkeit, Schnelligkeit, Stärke und Aggression.Die Aggession wird zum Potential, wenn sie in den Fluß des Lebens integriert ist. Erst die lange aufgestaute und ausgeblendete Aggression wird zur unberechenbaren Gefahr. Ich verstehe meine Arbeit als Symbol der unterdrückten Potenz und Authentizität. Ich bin in einer Gesellschaft von Hierarchie und Obrigkeitshörigkeit groß geworden und lebe noch immer in dieser Gesellschaft. Seit meiner Pubertät beschäftigen mich Fragen rund um die Echtheit als Mensch und die Auswirkungen der Unterdrückung derselben. Mit meiner Arbeit stelle ich den Teufel in den Raum, anders, als wir ihn kennen. Aus der Hölle habe ich ihn herausgeholt in den Himmel. - Ein geschändeter Pan, der, zum Teufel gemacht, - seinen Phallus (Macht) im Morast (After), bereit ist... Dank meiner eigenen Ambivalenz widme ich nun das letzte Kapitel der Psychologie, Psychotherapie und Traumaforschung. Das Trauma Traumasymptome entstehen in einem spiralförmigen Prozeß, der mit primitiven biologischen Mechanismen beginnt. Im Zentrum dieses Prozesses steht die Immobilitäts- oder Erstarrungsreaktion, ein Überlebensmechanismus, der vom Reptilienhirn aktiviert wird. Um auf Bedrohungen zu reagieren, kann der Organismus kämpfen, fliehen oder erstarren. Die Verhaltensweisen sind Bestandteile eines Verteidigungssystems. Wenn es unmöglich ist, zu kämpfen oder zu fliehen, kontrahiert der Organismus instinktiv und greift zu seiner letzten Möglichkeit, der Erstarrung. Während dieses Sichzusammenziehens wird die Energie, die durch den Kampf oder durch die Flucht verbraucht worden wäre komprimiert und im Nervensystem gebunden. In dieser emotionalen Erregung, in der oft Angstgefühle überwiegen, verwandelt sich nun eine fehlgeschlagene Kampfreaktion in Wut und eine mißglückte Fluchtreaktion weicht einem Gefühl der Hilflosigkeit. Ein Mensch, der sich in diesem Zustand befindet, kann immer noch zu einer blitzschnellen Fluchtreaktion oder zu einem vehementen Gegenangriff übergehen, falls sich die Chance dazu bietet. Gelingt es dem Organismus, die aktivierte Energie zu neutralisieren, entsteht kein Trauma. Es kann aber auch sein, daß die Energie so lange komprimiert wird, bis Wut, Schrecken oder Hilflosigkeit ein Aktivierungsniveau erreicht haben, das die normale funktionsweise des Nervensystems außer Kraft setzt. An diesem Punkt tritt die Immobilität ein, und der Betreffende erstarrt oder kollabiert. Nun werden die gewaltigen für das Überleben aktivierten Energiemassen nicht, wie im instinktiven Reaktionsschema vorgesehen, wieder entladen, sondern in Verbindung mit den übermächtigen emotionalen Zuständen des Schreckens, der Wut und der Hilflosigkeit gebunden. Warum können sich Menschen nicht ebenso selbstverständlich in diese unterschiedlichen Reaktionsweisen hineinbegeben und sich wieder daraus lösen wie Tiere? Eine Ursache hierfür ist unser hochentwickelter Neokortex (der rationale Teil unseres Gehirns), der, motiviert durch Angst und ein starkes Kontrollbedürfnis, die instinktiven Impulse und Reaktionen des Reptiliengehirns beeinträchtigen kann. Dies gilt besonders für einige unserer subtileren instinktiven Reaktionen, die es uns ermöglichen, durch Auflösung der erstarrten Energie die Entstehung eines Traumas zu verhindern. Der Prozeß der Energieentladung kann nur erfolgreich sein, wenn er von den aus dem Reptiliengehirn entstammenden Impulsen initiiert und gespeist wird. Der Neokortex muß die aus dem instinktiven Teil des Gehirns stammende Information aufgreifen und weiterverarbeiten, statt sie kontrollieren und ihre Wirkung unterbinden zu wollen. Der Neokortex ist jedoch nicht mächtig genug, um die instinktiven Abwehrreaktionen auf Bedrohungen und Gefahren außer Kraft zu setzen. In dieser Hinsicht sind wir Menschen immer noch fest mit unserem tierischen Erbe verbunden. Tiere hingegen besitzen keinen hochentwickelten Neokortex, der die Rückkehr zur normalen Funktionsweise nach einer Überlebensreaktion behindern könnte. Bei Menschen entstehen Traumata, weil ein instinktiver Reaktionszyklus zwar initiiert wird, aber nicht zum Abschluß kommt. Physiologisch betrachtet ist der Himmel die Expansion und die Hölle die Kontraktion. Durch die allmähliche Verbindung dieser beiden Bewegungen zu einer Einheit läßt sich ein Trauma auf sanfte Weise heilen. Das ganzheitliche innere Empfinden ünterstützt uns dabei das Wunder der Transformation zu vollbringen, indem es die Integration von Expansion und Kontraktion herbeiführt. (vgl.S.106,107,194, 263 [7]) 36 37 Die Macht Der Nächste wichtige Teil meiner schriftlichen Arbeit ist der Macht und dem Selbst gewidmet. Ich werde hier Carl R. Rogers zitieren, da er als einer der Begründer der Humanistischen Richtung der Psychologie und Begründer der Personzentrierten Psychotherapie ein wichtiger Vertreter der „Menschlichkeit“ für mich ist. Aus dem Kapitel „Implikationen für die Zukunft, Ein neues Paradigma für den Umgang mit der Macht“; „Verfluche den Geist, der auf der Suche nach mythischen Königen und mystischen Dingen zu den Wolken aufsteigt. Mystische Dinge schreien nach einer Seele, die nicht bereit ist, den Körper als ihr gleich anzusehen. Ich habe nie gelernt, wirklich tief, tief, tief nach unten zu gelangen, dorthin, wo die Leguane fühlen.“ Die spektakulärste und weitreichendste Bedeutung unserer Arbeit für die Zukunft liegt vielleicht in unserem Verhalten und unserer Handlungsweise als Leitungsteam. Ein Klima zu schaffen, in dem die Macht geteilt wird, in dem der Einzelne „ermächtigt“ wird und Gruppen als vertrauenswürdig und fähig zur Auseinandersetzung mit Problemen behandelt werden - dies ist im gewöhnlichen Leben unerhört. Unsere Schulen, unsere Regierung, unsere Unternehmen und Industriebetriebe sind von der Überzeugung durchdrungen, daß weder der Einzelne, noch die Gruppen vertrauenswürdig seien. Es muß Macht über andere ausgeübt werden, Macht, die kontrolliert. Das hierarchische System ist unserer ganzen Kultur inhärent. Auch in vielen Religionen wird der Mensch als im Grunde sündig und daher der Disziplinierung und Lenkung bedürftig erachtet. Im psychologischen Bereich vertritt die Psychoanalyse eine ähnliche Auffassung - daß der einzelne im Innersten voll unbewußter Impulse sei, die in der Gesellschaft Verheerungen anrichten würden, wenn man sie nicht unter Kontrolle hielte. Das Paradigma der westlichen Gesellschaft lautet, daß der Mensch im Grunde gefährlich ist; deshalb müsse er von Personen höherer Autorität belehrt, geführt und kontrolliert werden. Iguana Song von Judy Mayham (vgl. [7]) Doch unsere Erfahrung und die einer wachsenden Zahl humanistischer Psychologen hat gezeigt, daß ein anderes Paradigma sowohl für den einzelnen als auch für die Gesellschaft weitaus effektiver und konstruktiver ist. Dieses besagt, daß die Menschen, sofern ein geeignetes psychologisches Klima vorhanden ist, vertrauenswürdig, schöpferisch, eigenmotiviert, tatkräftig und konstruktiv sind - kurz, daß sie fähig sind, Potentiale freizusetzen, von denen sie sich nicht hätten träumen lassen. Das erste Paradigma, das auf der Kontrolle des Bösen in der menschlichen Natur basiert, hat die Gesellschaft an den Rand der Katastrophe gebracht. Wird die Gesellschaft imstande sein, die Wirksamkeit des zweiten Paradigmas zu begreifen? (vgl. S. 103,104 [6]) Ein wichtiges Element, das die Menschen in ihrer Isolierung eingeschlossen hält, ist die Überzeugung, daß ihr wahres Selbst - das innere Selbst, das Selbst, welches sie vor anderen verbergen - etwas ist, das niemand lieben könnte. Es ist nur zu leicht, den Ursprung dieses Gefühls aufzuspüren. Die spontanen Gefühle eines Kindes, sein wahres Wesen, sind von seinen Eltern und anderen Bezugspersonen so oft mißbilligt worden, daß es diese Einstellung bald verinnerlicht und glaubt, seine spontanen Reaktionen und sein wahres Selbst gehörten einer Person an, die niemand lieben könnte. (vgl. S. 125,126 [6]) 38 39 Abschluß Mein Teufel pirscht sich an, kriechend, zum Sprung bereit. Er kann als gefährlich und verletzlich gesehen werden und könnte in jedem Moment aufstehen und seinen Phallus aus dem Morast manövrieren. Quellenangaben, Literaturverzeichnis und Bildnachweis [1] Messadie Gerald, 2002, Teufel, Satan, Luzifer, Universalgeschichte des Bösen, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuchverlag, München [12] Brockhaus, 1996, 7. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig [13] Fontalba Gwydion, 2004, Redeschriften, Ganga Verlag, Schweiz [2] di Nola Alfonso, 1994, Der Teufel, Wesen, Wirkung und Geschichte, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München [14] Leuzinger Elsy, 1978, Propyläen Kunstgeschichte, Kunst der Naturvölker, Verlag Ullstein, Frankfurt am Main [3] Link Luther, 1997, Der Teufel, Eine Maske ohne Gesicht, Wilhelm Fink Verlag, München [4] Lengyel Lancelot, 1988, Das geheime Wissen der Kelten, enträtselt aus druidisch keltischer Mythik und Symbolik, 4. Auflage, Verlag Hermann Bauer, Freiburg im Breisgau [15] Schiltz Veronique, 1994, Die Skythen und andere Steppenvölker, 8. Jahrhundert v. Chr bis 1. Jahrhundert n. Chr., Verlag C. H. Beck, München [16] Kruta Venceslas, 1993, Die Anfänge Europas, 6000 bis 500 v. Chr.,Verlag C. H. Beck, Mün- [5] Rogers Carl R., 1991, Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehung, 3. Auflage, Herausgeber - Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie, GwG Richard Wagner Straße 12, Köln [6] Rogers Carl R., 1993, Der Neue Mensch, Konzepte der Humanwissenschaften, 5. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart [7] Levine Peter A. mit Ann Frederick, 1998, Trauma Heilung, Das Erwachen des Tigers, Unsere Fähigkeit traumatische Erfahrungen zu transformieren, Synthesis Verlag, Essen [8] Krens Inge und Hans, 2005, Grundlagen einer vorgeburtlichen Psychologie, 2. Auflage, Vandenböck und Ruprecht, Göttingen [9] Hüter Gerald und Krens Inge, 2005, Das Geheimnis der ersten neun Monate, Unsere frühesten Prägungen, Pathmos Verlag, Walter Verlag, Düsseldorf und Zürich chen [17] Mellink J. Machteld, Filip Jan, 1974, Propyläen Kunstgeschichte, Frühe Stufen der Kunst, Verlag Ullstein, Frankfurt am Main [18] Reiter Alfons, Janus Ludwig für die Internationale Studiengemeinschaft für Pränatale und Perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM), 2005, Vorgeburtliche Wurzeln der Individuation, Im Gedenken an Leben und Werk von Gustav H. Graber, Ergebnisse der Pränatalen Psychologie Band 2, Mattes Verlag Heidelberg [19] Denk Wolfgang, 1995, Susanne Wenger, eine biographische Collage, Kunsthalle Krems [20] Terry Karlton, 2005, The Sperm Journey, Five Biological Stages and Some Psychological Correlates, Editorial Colibri, Stanta Maria la Ribera, Mexico [21] Ebner Anita, Fotos Seiten 18, 20, 22 - 30 [10] Neret Gilles, 2003, Devils, Taschen, Köln [11] Blake William, 1987, kommentiert und völlig neu und frei übersetzt von Sylvia Luetjohann, Die Hochzeit von Himmel und Hölle, Eine Auswahl aus den prophetisch revolutionären Schriften, 1. Auflage, Edition Tramontane, Bad Münstereifel und Trilla 42 43 ich möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben ganz besonders bei : Jan Schanda dafür, daß es ihn gibt; Christina Leyerer für die graphische Unterstützung und Freundschaft, Sally Duncan für ihre unheimlich sensible Art, Gerda Schoissengeier (für die Unterstützung im InDesign und überhaupt) und Petra Bindl für die langen Gespräche in der Werkstatt, Anita Ebner, Duygu Uzun, Nina Kuks und Margret Overdick (die mir frische Literatur aus Deutschland geschickt hat) die mich in meinem Vorhaben unterstützt und an mich und meine Arbeit geglaubt haben; Marcus Merighi und Andreas Wurm, die mir beim Tragen der schweren Figur geholfen haben; bei Herbert Winklehner für seine Unterstützung; bei Roland für den Bus als Transportmöglichkeit nach Brünn in letzter Minute; Terri, Elke und Biwi, Natalie aus Brünn und bei : Maria Baumgartner dafür, daß sie mir Lehrerin in verschiedenen Dingen war, Frank Louis für seine positive und wertschätzende Haltung, Margarete Geffke für ihre Präsenz in der Langsamkeit im positiven Sinne, Ingrid Smolle für ihre aufrichtige Anteilnahme, ganz herzlich bei Otto Hötzendorfer und zudem bei Rainer Zendron und Frank Geffke. auch bei : meiner Mutter, meinem Vater, Hubert und Rosi Schanda 45
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