Raum-Zeit- Anomalie

Raum-ZeitAnomalie
©2003 Dirk Schulte am Hülse
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subraumnachricht automatisches feindueberwachungssystem:
2342:03:23:17:12:07
bestaetigungspflichtige nachricht
ueberwachungssensor im gitter 27563 nach fehler in der
energieversorgung ausgefallen
erwarte bestaetigung
nachricht wird um 2342:03:23:18:12:07 wiederholt
ende der nachricht
»Initiiere Startsequenz für das Verlassen der Erdumlaufbahn. Countdown bei t-123
Sekunden.«
»Wieso 123 Sekunden Lieutenant Harris?«
»Dann öffnet sich das optimale Startfenster für diese Mission, Sir. Wir haben eine feste
Starterlaubnis für die Zeit zwischen 2480:05:14:13:00:00 und 2480:05:14:13:00:10.«
»Wieso feste Starterlaubnis? Was soll das heißen?«
»Das bedeutet, dass wir Funkstille halten, Sir.«
»Gut, weitermachen«, befahl der Missionskommandant Grimson.
Die THOR, das Raumschiff auf dem die Hoffnung Menschheit ruhte, verließ mit einem
sanften Ruck die Erdumlaufbahn.
»Ich werde jetzt das Tarnsystem einschalten«, sagte Shannon. »Harris, halten sie die
Geschwindigkeit unter 0,1c und verlassen sie die Ebene der Ekliptik. Frühestens bei einer
Entfernung von 200 Millionen Kilometern können wir parallel zur Ekliptik auf 0,5c gehen.
Wenn wir die Oortsche Wolke erreichen, verlangsamen Sie wieder auf 0,1c, solange bis wir
durch sind.«
»Folgen Sie seinen Anweisungen«, bestätigte Grimson Shannon.
Shannon war der führende Ingenieur bei der Entwicklung der Tarntechnologie gewesen.
Normaler Weise wäre nie ein Bordingenieur Anfang 50 mit solch einer wichtigen Aufgabe
betraut worden, aber es war ein riesiger Glücksfall für Shannon gewesen, dass das
Raumschiff, dessen Bordingenieur er gewesen war, eine defekte Überwachungssonde
einfangen konnte und auf die Erde brachte. Er hatte noch auf dem Rückflug zur Erde mit der
Analyse der Sonde begonnen und wurde deshalb mit in das Projekt eingebunden. Aufgrund
der Bauweise konnte das Entwicklerteam herausfinden, wie das feindliche
Überwachungssystem arbeitete und wie man es umgehen konnte. In nicht einmal 3 Jahren
schafften sie es, eine Technologie zu entwickeln, dass die Sensoren der Überwachungssonden
ein Raumschiff nicht registrieren konnten.
Shannon schaute sich im Cockpit des Raumschiffes um. An der Steuerkonsole saß
Lieutenant Harris, eine Frau Anfang vierzig, eine sehr erfahrene Pilotin. Neben ihr war an der
Navigationskonsole der Navigator Jones, ein dürrer Kerl, dessen Alter sich nur schlecht
abschätzen lies. Shannon war sich sicher, dass auch er schon die besten Jahre seines Lebens
hinter sich hatte. Über allen saß auf dem Stuhl des Kapitäns Grimson, der militärische Leiter
dieser Mission. Shannon hasste Grimson, er konnte diesen arroganten und eingebildeten Kerl
nicht ab.
»Warum müssen wir den so langsam und außerhalb der Ekliptik fliegen?« fragte Jones.
»Wir sind doch getarnt.«
»Weil auch die beste Tarnung nicht gegen die Physik ankommt«, antwortete Shannon. »Wir
nutzen nur die Schwächen des feindlichen Überwachungssystems aus, quasi seine Blindheit in
bestimmten Bereichen. Es ist nun mal so, dass die Tarnvorrichtung nur bei
Unterlichtgeschwindigkeit bis etwa 0,8c funktioniert und auch keine Wellen im
planetarischen Staub verhindern kann. Außerhalb der Ebene der Ekliptik ist die Staubdichte
geringer und auf Überlichtgeschwindigkeit können wir gehen, wenn wir hinter dem
Sensorennetz sind, die sehen nämlich nicht in den freien Raum. In ein paar Stunden haben wir
die Oortsche Wolke passiert, dann werden wir in den Hyperraum eintreten und in 37 Stunden
und 35 Minuten das System der Aliens erreichen. Der entsprechende Kurs ist bereits
berechnet und einprogrammiert. Inzwischen sollten wir uns noch einmal unser Sonnensystem
anschauen. Vielleicht sehen wir es das letzte Mal.«
Shannon setzte sich an seine Konsole und schaltete die Bugkamera auf den
Hauptbildschirm.
subraumnachricht automatisches feindueberwachungssystem:
2480:05:14:13:00:10
bestaetigungsfreie nachricht
antwort auf statusabfrage
keine feindaktivitaeten seit letzter statusabfrage
ende der nachricht
Während des Hyperraumfluges machte Shannon sich Gedanken darüber, was wohl die
Gründe der anderen gewesen war, mitzufliegen. Seine eigenen kannte er, der erfolgreiche
Abschluss der Mission würde für ihn bedeuten, nie wieder auf einem Schiff dienen zu
müssen. Warum Harris sich zu diesem Himmelfahrtskommando freiwillig gemeldet hatte,
konnte Shannon nur ahnen, sicher waren es, genauso wie bei den anderen, persönliche
Gründe. Auf jeden Fall war klar, dass alle die Privilegien, die ihnen nach erfolgreicher
Mission winkten, haben wollten. Shannon vermutete, dass Harris vielleicht auf diesem Weg
das Überleben ihrer Kinder sichern wollte, ihren ältesten Sohn hatte sie bereits im Krieg
verloren. Oder sie wollte einfach nur Rache für seinen Tot nehmen. Bei Grimson konnte sich
Shannon schon vor Antritt des Fluges denken, was ihn dazu gebracht hatte teilzunehmen.
Grimson war recht alt und stand kurz vor seiner »Pensionierung«, was bedeutete, dass er bald
ableben durfte. Einen großen Helden konnte man aber nicht so einfach »pensionieren« und so
konnte er sich noch ein paar zusätzliche Jahre ergaunern. Zu verlieren hatte der ohnehin nichts
mehr. Bei Jones vermutete Shannon, dass der möglichst schnell von dem Posten des
Navigators auf einem der Kriegsschiffe weg wollte. Auch für ihn galt, dass, wenn sie
erfolgreich wären, er sich einen sicheren und vor allem ungefährlichen Job aussuchen konnte.
Trotzdem war die Mission für ihn nicht unproblematisch, in dem eiligst eingebauten
Lagerraum der THOR befand sich die neuste Errungenschaft der Waffenforschung, eine
Antimateriebombe, genannt »THORS HAMMER«. Die war nach Angaben des Projektleiters
in der Lage, einen Planeten von der Größe der Erde vollständig in Stücke zu reißen und zu
kosmischem Staub zu verwandeln. Sie soll auf die Heimatwelt der feindlichen Aliens
abgeworfen werden und so den schon seit fast 200 Jahren andauernden Krieg beenden.
Begonnen haben soll der Krieg wegen einer Testsonde, mit der ein Überlichtantrieb getestet
wurde. Die Sonde wurde in Richtung des Galaktischen Zentrums abgeschossen, in einen
Bereich, wo niemand Leben vermutet hatte. Anscheinend war sie irgendwo in einem
bewohnten System auf der anderen Seite angekommen und wurde von den Aliens als eine Art
Kriegserklärung gewertet. Das galt alles nur unter der Einschränkung, dass die offiziellen
Verlautbarungen stimmten, woran Shannon inzwischen zweifelte. Die Gesellschaft hatte sich
sehr schnell auf die Bedürfnisse des Krieges eingestellt und bald hatte auch keiner der
Herrschenden mehr Interesse daran, dies wieder zu ändern. Der Krieg war für die
Weltregierung ein gutes Mittel, die eigenen Stellung zu sichern und daher hatte es auch
anscheinend niemand in Erwägung gezogen, Verhandlungen aufzunehmen.
Auch Shannon hatte durchaus seine persönlichen Vorteile aus dieser Kriegsgesellschaft
gezogen. Als Forscher in einem wichtigen Gebiet hatte er Zugang zu Informationen
bekommen, die anderen versperrt blieben. Nur konnte er nichts über die Geschichte dieses
Krieges herausfinden, er wollte wissen, wie alles wirklich angefangen hatte. Genauso wenig
wie über das eigene Feindüberwachungssystem, das ihn auch interessiert hatte. Er hatte
keinen Weg gefunden, in diese Bereiche der sehr gut gesicherten Datenbanken
hineinzukommen. Vielleicht hätte er mit mehr Aufwand eine Möglichkeit gefunden, dort
hineinzukommen, aber die Informationsschutzpolizei war sehr wachsam. Ein wenig
Neugierde konnte sich ein Projektingenieur gerade noch erlauben, zu viel davon hätte auch
für Shannon die »Pensionierung« bedeuten können. Und die wollte er nicht riskieren.
Dass sie jetzt mit dieser Mission versuchen sollten, den Krieg zu beenden, hatte nach seinen
Erkenntnissen auch einen ganz einfachen Grund. Zu Beginn des Krieges betrug die
Bevölkerung der Erde noch 10 Milliarden Menschen, nach beinahe 200 Jahren Krieg gerade
noch 325 Millionen in den noch nicht zerstörten Gebieten. 87% der Erdoberfläche waren für
Menschen nicht mehr bewohnbar und wenn die Menschheit überleben wollte, dann musste
der Krieg beendet werden. Nur ob die vollständige Vernichtung der anderen Spezies der
richtige Weg war, daran zweifelte Shannon. Er vermutete, dass bei denen die Situation
ähnlich sein musste und dass sich der Krieg auch durch Verhandlungen beenden ließe. Der
Leidensdruck auf beiden Seiten musste nur groß genug sein.
Shannon stand auf und verließ wortlos seine Konsole. Während des Hyperraumfluges
konnte sich die Mannschaft ausruhen, im Hyperraum war ohnehin nur der Bordcomputer in
der Lage, das Raumschiff zu steuern und zu navigieren. Shannon ging in den Laderaum, um
sich die Antimateriebombe anzusehen. Es war ein recht kleiner eiförmiger Behälter, etwa 2
Meter lang bei einem Durchmesser von 1 Meter. In ihrem Inneren barg die Bombe laut
Typenschild genau 11,27639 kg Antimaterie, die von Magnetfeldern in einem Hochvakuum
gehalten wurde. Auf der Außenhaut der Bombe war ein Hammer eingraviert, dass
Namenssymbol dieser ultimativen Waffe. Shannon kramte aus seinem Flugoverall einen Stift
hervor und kritzelte auf die Bombe: »Vater vergib uns, wir wissen nicht, was wir tun«. Er war
sich sicher, dass sich niemand Gedanken über die Konsequenzen gemacht hatte, die der
Einsatz dieser Waffe nach sich zog. Sollten die Aliens über ein ähnliches Waffensystem
verfügen, so würden sie es dann auch einsetzen. Der Damm wäre gebrochen und die
vollständige Vernichtung beider Welten besiegelt. Dass hieß, wenn es nach diesem Angriff
noch Überlebende gab.
»THORS HAMMER«, sagte hinter ihm Harris, die Shannon gefolgt war. »Wo der hinhaut,
wird alles zerstört. Genauso wie in den nordischen Sagen.«
»Ja, genauso. Nur das es in den Sagen die Waffe eines Gottes war, nicht die eines
Menschen.« kommentierte er Harris.
Shannon wollte sich nicht weiter mit Harris unterhalten. Er ging in den Ruheraum und
schluckte einige Schlaftabletten, damit er ein paar Stunden schlafen konnte.
»Wenn wir erfolgreich sind, dann ist der Krieg endlich vorbei«, sagte Grimson zu seiner
Mannschaft, kurz vor der Ankunft an ihrem Ziel. »Wir werden Helden und die Angreifer
endgültig vernichtet werden.«
»Wer sagt denn, dass nicht unsere Vorfahren die Aggressoren waren?« fragte Shannon.
»Im Geschichtsunterricht auf der Akademie wurde uns beigebracht, dass wir von den Aliens
angegriffen wurden«, antwortete Harris. »Sie sind durch eine der Testsonden auf uns
aufmerksam geworden und haben uns angegriffen.“
»Und das glaubt ihr so einfach? Wegen einer fehlgeleiteten Sonde beginnt keine intelligente
Lebensform einen Krieg.«
»Warum sollten sie uns anlügen?«
»Das erste Opfer eines Krieges ist immer die Wahrheit«, stellte Shannon fest. »Nach fast
200 Jahren lebt ohnehin keiner mehr, der den Ausbruch des Krieges noch miterlebt hat.«
»Schnauze, Shannon!« fuhr Grimson aggressiv dazwischen. Er wollte keine Diskussionen
innerhalb seiner Mannschaft, alle sollten nur seinen Befehlen folgen und nicht darüber
nachdenken. »Sie haben jetzt Sendepause! So sehr Ihre persönlichen Verdienste für uns alle
wichtig sind, so wenig sollten Sie die Mission gefährden. Das kann sehr unangenehme
Konsequenzen nach sich ziehen.« Grimson legte seine rechte Hand demonstrativ auf seine
Pistolentasche. »Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Shannon nickte und knurrte: »Ja, Sir.«
»Initiiere Austrittssequenz aus dem Hyperraum«, informierte Harris die Besatzung. »Wir
verlassen den Hyperraum in 20 Sekunden, Countdown bei t–18 Sekunden. Die Raum-ZeitBlase baut sich in 25 Sekunden ab, Start des Countdown bei t–7 Sekunden nach verlassen des
Hyperraums.«
»Gut«, sagte Grimson. »Bringen sie uns dann erst einmal vollständig zum stehen. Wir
werden uns erst einmal die Lage ansehen.«
Vor Ihnen lag das feindliche Planetensystem. Shannon lies sich vom Computer das
Gitternetz der Überwachungssonden auf seiner Konsole anzeigen und startete die
Überprüfung der Daten.
»Der Tarnschild wird in wenigen Sekunden wirksam sein«, teile Shannon den anderen mit.
»Wir werden erst einmal die Signale unserer Überwachungssonden auswerten. Das werden
die Aliens mit Sicherheit auch tun. Ich vermute, dass sie außerdem noch ein Sensorsystem für
den Schutz ihres Heimatplaneten betreiben. Vielleicht ergibt sich ein besonders günstiger
Punkt, um in das System einzutreten.« Shannon schaute auf seine Konsole und erwartete das
Ergebnis des Tests. »Im Raumgitter 27563 ist eine Sonde defekt. Dort werden wir in das
System eintreten. Die Stelle ist gut, weit außerhalb der Planetenebene. Wir haben dann recht
wenig Staub im Weg. Niemand wird uns entdecken. Harris, machen wir es genauso wie beim
Verlassen unseres Systems, nur rückwärts.«
Die THOR trat in das fremde System ein. Die Tarntechnologie funktionierte genauso, wie
es Shannon erwartet hatte, solange sie nicht Stoßwellen im interplanetaren Staub
verursachten, blieben sie unsichtbar. Sie flogen langsam an den Planeten des Systems vorbei
und nährten sich der Heimatwelt ihrer Feinde.
»Ich werde die Bugkamera auf den Hauptbildschirm legen«, sagte Shannon. »Schauen wir
uns einfach mal deren Planetensystem an. So nebenbei sollten wir auch den Subraum abhören,
eventuell bekommen wir einige zusätzliche Inforationen. Jemand was dagegen?«
»Machen Sie das«, antwortete Grimson. »Ich weis zwar nicht was das soll, aber schaden
kann es auch nicht.«
»Ich werde die Subraumnachrichten aufzeichnen.«
»Wieso aufzeichnen?«
»Die THOR war ursprünglich als Spionageschiff konzipiert, daher werden alle
empfangenen Subraumsignale zur späteren Auswertung aufgezeichnet«, erklärte Shannon.
»Ebenso wie alle aufgenommenen Bilder. Die Kiste war nie als Bomber vorgesehen.«
»Ist sie jetzt aber. Mit ihr werden wir den Krieg beenden.«
»Wenn Sie meinen«, kommentierte Shannon Grimsons Worte und schaute sich die Bilder
der Bugkamera an, die das Planetensystem in allen Einzelheiten zeigte.
»Lieutenant Harris, starten Sie den Countdown zum Abwurf der Bombe,« befahl Grimson.
»Ja, Sir. Initiiere die Abwurfsequenz. Countdown für Abwurf bei t-12 Minuten.«
»Warum kommt mir nur alles so bekannt vor?« fragte sich Shannon selber leise. »Der 6.
Planet hat ein Ringsystem und der 5. ist der größte, genauso wie Saturn und Jupiter. Dieses
System ist genauso wie das unsrige, geradezu gespenstisch identisch. Sollten wir nicht durch
den Raum, sondern durch ...«
Die THOR nährte sich dem 3. Planeten des Systems und zeichnete dabei eine eingetroffene
Subraumnachricht auf, die auf Shannons Konsole angezeigt wurde. Die Besatzung sah auf
dem Bildschirm einen von weißen Wolken umgebenen Planeten, auf dem sich weite blaue
Flächen mit braunen und grünen abwechselten. Die Umrisse der Flächen kamen Shannon
bekannt vor. Während er darüber nachdachte, wie sehr ihn diese Muster an die Küstenlinien
der Erde vor dem letzten Raketenangriff der Aliens erinnerten, schaute er sich die
aufgefangene Subraumnachricht auf seiner Konsole an.
»Countdown abbrechen!« schrie Shannon aufgeregt und versuchte die Abwurfsequenz zu
beenden. »Wir werden uns selber ...«
Ein Schuss peitschte durch das Cockpit. Shannon spürte, wie die Kugel in seinen Körper
eindrang, ihn nach vorne riss und er mit seinem Kopf auf seiner Konsole aufschlug. Kurze
Zeit später, noch bevor er die Abwurfsequenz beenden konnte, hauchte er sein Leben aus.
Harris schaute zuerst auf Shannon und dann auf Grimson, der seine Pistole gezogen und
Shannon erschossen hatte.
»Ist der Countdown unterbrochen?« fragte Grimson aufgeregt.
»Nein, Sir. Der Countdown läuft ganz normal weiter«, antwortete Harris, die Shannons
Körper aus seinem Sitz gestoßen und sich an die blutverschmierte Konsole gesetzt hatte.
»Alles läuft weiter nach Plan. In 37 Sekunden wird die Antimateriebombe abgeworfen.«
Ein Ruck ging durch die THOR, als die Antimateriebombe abgeworfen wurde.
»Abwurfsequenz beendet“, bestätigte Harris das, was alle an Bord bereits wussten. »Die
Antimaterie wird in ungefähr 3 Minuten die Planetenoberfläche erreichen.«
»Sehr schön und jetzt nichts wie weg! Gehen Sie so schnell wie möglich auf
Überlichtgeschwindigkeit«, befahl Grimson. »Bald wird es hier sehr ungemütlich werden.
Also, weg mit der Tarnung und ab in den Hyperraum!«
»Initiiere Eintrittssequenz in den Hyperraum«, folge Harris Grimsons Befehl. »Künstliche
Raum-Zeit-Blase schließt sich in 12 Sekunden. Countdown t-15 Sekunden bis
Überlichtgeschwindigkeit.«
subraumnachricht automatisches feindueberwachungssystem:
2343:08:27:14:01:29
bestaetigungsfreie nachricht
raum-zeit-verzerrung registriert:
ueberlichtantrieb dx12std bei eintritt in den hyperraum
ende der nachricht
»Harris, legen Sie das Bild der hinteren Kamera auf den Bildschirm!« wies Grimson den
Leutnant an. »Ich will sehen, wie unsere Feinde atomisiert werden! Das ist die Krönung
meiner Laufbahn!«
»Wir werden nichts auf dem Bild erkennen können. Wenn es zur Explosion kommt, sind
wir bereits lange schneller als das Licht. Wir werden davon nicht sehen können.«
»Egal! Führen Sie meine Anweisungen aus, Harris!«
»Ja, Sir.«
»Was wäre eigentlich, wenn die unsere Bombe vor Erreichen der Oberfläche abschießen
würden?« fragte Jones. »Wären wir dann umsonst hier gewesen?«
»Es ist egal, wann die Materie-Antimaterie-Reaktion eintritt«, antwortete Harris. »Wir
haben die Antimaterie knapp über ihrer Atmosphäre abgeworfen, die Reaktion wird auf jeden
Fall im Bereich des Planeten stattfinden. In spätestens 53 Sekunden wird es keinen 3.
Planeten mehr geben. Und in etwa 38 Stunden sind wir zu Hause.«
»Und werden als Helden empfangen!« rief Grimson begeistert.
subraumnachricht automatisches feindueberwachungssystem:
2343:08:27:14:04:06
bestaetigungspflichtige nachricht
strahlungsausbruch im bereich des planeten 3 registriert:
nachfolgende messungen ergaben die bildung eines staubring um das
zentralgestirn auf der umlaufbahn des planeten 3
erwarte bestaetigung
nachricht wird um 2343:08:27:15:04:06 wiederholt
ende der nachricht
Während des Rückfluges sah sich Harris die Subraumnachricht an, nach der Shannon die
Mission abzubrechen versuchte. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso Shannon den
Abwurf der Antimateriebombe verhindern wollte. Jedem, der solch eine Mission erfolgreich
abgeschlossen hatte, standen alle Türen offen und man konnte eine Menge Privilegien
genießen. Aus diesen Gründen hatten sie alle an der Mission teilgenommen. Harris rief die
letzte Subraumnachricht aus dem Speicher auf:
subraumnachricht zentralkommando erde:
2343:08:27:14:00:00
bestaetigungsfreie nachricht
eine schlechte nachricht fuer uns alle:
der wissenschaftler prof. dr. joseph franklin ist verstorben
wir alle trauern um ihn
franklin hat den subraumfunk entwickelt und hat uns so die direkte
kommunikation mit unseren truppen ermoeglicht
es ist staatstrauer für 24 stunden bis 2343:08:28:14:00:00
angeordnet
ende der nachricht
Harris wurde bleich, nachdem sie die Nachricht gelesen hatte.
»Sollte Shannon recht gehabt haben?« fragte sie sich leise. »Haben wir die Erde in der
Vergangenheit zerstört?«
»So ein Quatsch«, sagte Grimson, der ihr zugehört hatte. »Dann könnten wir gar nicht hier
sein, weil wir gar nicht geboren worden wären.«
»Aber die Nachricht?«
»Lieutenant Harris, Shannon hat irgendeine Subraumnachricht aufgefangen. Die kann schon
Hunderte von Jahren alt oder sogar von unseren Feinden gefälscht worden sein. Egal wie,
Shannon hat die Mission gefährdet und daher musste ich ihn erschießen.«
»Ja, Sir«, sagte Harris nachdenklich. »Sie haben sicher recht. Ich kenne mich mit der
Subraumtechnik nicht aus, ich weis nur, wie man die Geräte bedient.«
»Das reicht auch für einen Piloten. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Jones, der macht sich
keine Gedanken darüber, was Shannon dazu getrieben hat, sich so aufzuführen. Sie werden
sehen, in wenigen Stunden sind wir zu Hause und werden mit einem großen Aufgebot
empfangen. Wir haben heute Geschichte geschrieben und diesen verdammten Krieg beendet!«
»Ja, Sir!« rief Harris, die es zu gerne glauben wollte.
»Harris, wann werden wir zurück auf der Erde sein?« fragte Grimson, der sich auf die zu
erwartenden Ehrungen bereits ungeduldig freute.
»Wir müssten uns bereits innerhalb unseres Sonnensystems befinden«, schätzte Jones.
»Wir werden in wenigen Sekunden den Hyperraum verlassen«, bestätigte Harris. »Dann
werden wir zu Hause sein, Sir. Countdown für das Verlassen des Hyperraums bei t–5
Sekunden, 3, 2, 1 ...«
subraumnachricht automatisches feindueberwachungssystem:
2480:05:19:06:24:01
bestaetigungsfreie nachricht
raum-zeit-verzerrung registriert:
ueberlichtantrieb dx12std bei austritt aus dem hyperraum
nachfolgende messung ergab kein raumschiff im ueberwachten
raumgebiet
an der austrittsstelle wurde ein partikelstrom in richtung des
zerstoerten planeten 3 gemessen
ende der nachricht