Nepal helfen - aber wie?

Nepal helfen - aber wie?
Monika Brodmann Maeder
Interlaken, Mai 2015
Liebe Freundinnen, Freunde, KollegInnen und Bekannte
Am 25.April 2015 hat ein Erdbeben Zerstörung, Verletzte und Tote und vor allem viel Leid über Nepal
gebracht. Nach vielen Nachbeben ereignete sich am 12.Mai ein erneutes schweres Beben von der
Stärke 7,2, das erneut Zerstörung brache und Menschenleben forderte. Ich bin seit mehr als zehn
Jahr eng mit diesem Land und seinen EinwohnerInnen verbunden, und gerne gebe ich Euch ein paar
Ideen weiter, wie wir von der Schweiz aus diesen Menschen helfen können.
Vorgängig aber ein paar Gedanken zur derzeitigen Situation in Nepal:
Das Erdbeben von der Stärke 7,9 auf der Richterskala mit Epizentrum nordwestlich der Hauptstadt
Kathmandu ereignete sich glücklicherweise am Tag und an einem Samstag, was unserem Sonntag
entspricht. Deshalb waren Schulen und viele Büros geschlossen, und grosse Tragödien bei ganzen
Schulklassen beispielsweise fanden nicht statt. April ist normalerweise ein stabiler Monat mit
frühsommerlichen Temperaturen und trockenen Tagen - in diesem Jahr jedoch gab es mehr
Niederschläge als üblich. Da viele Menschen nach dem Beben draussen übernachteten - entweder
aus Angst vor Nachbeben oder weil ihr Haus zerstört war – kam es beim zweiten schweren Erdbeben
am 12.Mai zwar zu weiteren massiven Zerstörungen, aber es waren weit weniger Menschenopfer zu
verzeichnen als beim ersten Beben.
NEPAL HELFEN ABER WIE?
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Nepal ist ein sich entwickelndes Land mit einer jungen demokratisch gewählten Regierung. Nachdem
2006 die Monarchie mittels einer friedlichen Revolution durch eine maoistische Bewegung abgelöst
wurde und 2008 eine durch das Volk gewählte Regierung an die Macht kam, wurde diese Regierung
2013 abgewählt - vor allem wegen des Vorwurfs der Korruption. Seither versucht die neue Regierung
eine stabile Struktur aufzubauen. Nur zwei Jahre danach wird nun diese Regierung vor die schier
unlösbare Aufgabe gestellt, in einer grossen Naturkatastrophe die Koordination der internationalen
Hilfe zu übernehmen.
Ausmass der Katastrophe
Die ersten Bilder der Katastrophe kamen verständlicherweise aus der Hauptstadt und den Gegenden
darum. Bilder aus den Königsstädten mit zerstörten Tempeln, viele davon als UNESCO-Welterbe
bekannt, bleiben schmerzlich in Erinnerung. Was aber erst mit der Zeit ins Bewusstsein trat, waren
die Täler in der Region des Epizentrums, wo ganze Dörfer direkt zerstört oder durch Erdrutsche
verschüttet wurden. Und noch immer fehlen Informationen über sehr abgelegene Täler. Vor allem
haben wir beispielsweise keine Informationen über das Ausmass der Zerstörung im Tibet, also auf
chinesischem Gebiet.
Manpower
Vielen Bekannten, vor allem Leute mit medizinischem Hintergrund, musste ich abraten, auf eigene
Faust nach Nepal zu gehen, um vor Ort Direkthilfe zu leisten: Das Land ist momentan ge- bis
überfordert mit der Anwesenheit von sehr vielen ausländischen Helfern, die mit Hilfsorganisationen
eingereist sind. Schon nur diese Gruppen zu koordinieren, ist eine grosse Herausforderung. In dieser
Situation zusätzlich Einzelpersonen einzubeziehen, die häufig weder über direkte Beziehungen in
Nepal noch über notwendige Sprachkenntnisse und Kenntnisse des Landes und der Kultur verfügen,
ist zu viel verlangt. Nepal verfügt selber über genügend Einheimische, die anpacken können. Was wir
aus dem Westen und anderen Ländern beitragen können, sind neben direkter medizinischer Hilfe
logistische Unterstützung zur gerechten Verteilung der Hilfsgüter und Hilfe bei der Koordination der
Hilfsbemühungen. Und dazu braucht es Experten, die Erfahrung in diesen Aufgaben haben.
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Finanzielle Unterstützung
Was aber vor allem benötigt wird ist Geld. Mir ist bewusst, wie heikel es ist, in der jetzigen Situation
gute Empfehlungen zu machen, wohin wir die Unterstützung schicken können, damit sie tatsächlich
am richtigen Ort ankommen. Trotzdem möchte ich Euch ein paar Hinweise geben.
Gerade in der Schweiz hat schon immer eine grosse Tradition für die Unterstützung von Nepal, von
Regierungsseite (in der Schweiz das DEZA, Departement für Entwicklung und Zusammenarbeit des
Aussenministeriums EDA), viele Nichtregierungsorganisationen wie Helvetas oder das
Schweizerische Rote Kreuz, Stiftungen wie die Fondation Nicole Niquille und vor allem auch
Einzelpersonen, die zum Beispiel im Rahmen eines Trekkings einen engen Kontakt mit einer
einheimischen Person entwickelten und einem der Kinder die Schule oder auch höhere Ausbildung
zahlen. All diesen Projekten ist gemeinsam, dass sie eng mit Einheimischen zusammenarbeiten und
auf eine hohe Eigenverantwortung der Nepali aufbauen.
Dank der sozialen Medien und hier vor allem dank Facebook habe ich viel von meinen Freunden und
Bekannten erfahren, die als Einheimische, die weniger schwer vom Erdbeben getroffen wurden, nun
selber die Hilfe in ihrer Gemeinschaft an die Hand genommen haben. Und dies sind häufig Leute, die
in den am schwersten zugänglichen und gleichzeitig am schwersten betroffenen Regionen ihren
Einsatz leisten.
Aufgrund dieser Informationen möchte ich Euch aus meiner sehr persönlichen Sicht ein paar
Vorschläge unterbreiten, wo Eure Hilfe ganz sicher vertrauensvoll verwendet wird.
- Helvetas: Diese Schweizer Nichtregierungsorganisation engagiert sich seit bald sechzig Jahren in
Nepal. Vor allem bekannt sind die Hängebrücken, die anfangs auch in Zusammenarbeit mit einer
Schweizer Regierungsorganisation gebaut wurden. Helvetas hat seit Jahren ein stabiles Team mit
einheimischen Mitarbeitenden vor Ort in Nepal und kann nun auch in dieser Ausnahmesituation
darauf bauen.
- Fondation Nicole Niquille: Die Schweizer Stiftung, die seit zehn Jahren das Pasang Lhamu Nicole
Niquille Spital in Lukla betreibt, hat die gesamte administrative und medizinische Verantwortung an
Einheimische delegiert, ist aber weiterhin regelmässig vor Ort für Qualitätskontrollen und
Weiterentwicklungen des Projektes. Während der touristischen Saisons im Frühling und Herbst
wird das einheimische Ärzteteam durch Schweizer ÄrztInnen unterstützt. Während des Erdbebens
blieb glücklicherweise das Personal unverletzt, das Gebäude aber hat schon beim ersten Beben
massive Schäden davon getragen. Beim zweiten Beben am 12.Mai wurde das Spital dann
vollständig zerstört, und seither arbeitet das Personal in einem Notzelt. Erste Schätzungen gehen
davon aus, dass zwischen 750’000 und einer Million Franken benötigt werden für den
Wiederaufbau des Spitals
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- Simrik Air: Zwischen der kommerziellen Helikopterfirma Simrik Air und der Schweiz bestehen seit
mehreren Jahre enge Beziehungen: Die Schweizer Stiftung Alpine Rescue Foundation Zermatt
bildet seit 2009 Piloten und Flugretter aus, und in dieser Zeit sind sehr enge gute Kontakte
entstanden. Bruno Jelk und Gerold Biner haben dieses Projekt zur Kompetenzentwicklung der
Luftretter in Nepal ins Leben gerufen. Die derzeit vier Helikopterpiloten der Simrik Air (Cpts.
Siddharta, Surendra, Bibek, Andy), die von den Schweizer Kollegen weitergebildet wurden, sind die
einzigen Nepalesischen Helikopterpiloten, die Unterlast fliegen und Taurettungen durchführen
können. Dies ist besonders in der jetzigen Situation zentral, denn viele Täler können nur von der
Luft aus erreicht werden, und mittels Transportflügen mit Unterlast kann viel mehr Material
gleichzeitig transportiert werden. Die Firma hat vor allem im letzten Jahr anlässlich des
Eislawinenniedergangs im Khumbu Icefall gezeigt, dass sie Menschenleben höher schätzen als die
Frage nach dem Geld. Auch bei der jetzigen Katastrophe haben sie Hilfe geleistet ohne primär
nach der Finanzierung zu schauen. Ich kenne die Leute persönlich aus mehreren
Ausbildungsaufenthalten in Nepal und vertraue ihnen voll und ganz. Bruno Jelk, Gerold Biner und
Daniel Brunner haben ein Konto eigerichtet, damit diese Firma auch weiterhin Rettungs- und
Versorgungsflüge durchführen kann ohne Rücksicht auf finanzielle Überlegungen.
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- Direkthilfe durch Nepali in den am schwersten betroffenen Gebieten: Mehrere meiner Bekannten,
die selber weniger durch das Erdbeben getroffen wurden, haben selber die Initiative ergriffen und
sind in weit abgelegene Täler wie die Region Langtang und die Distrikte Ramechap oder
Sindhupalchok gereist, um dort vor Ort die Basisversorgung zu gewährleisten. Sie verteilen Zelte,
Blachen, Decken, Wasser und Nahrungsmittel. Untenstehend findet Ihr ihre Berichte, die sie via
Facebook an ihre Freunde geschickt haben. Ich kenne alle diese initiativen Leute persönlich und
verbürge mich für sie. Da es für die Schweizer etwas schwierig ist, direkt Geld an sie zu schicken,
habe ich ein Spezialkonto Nepal eröffnet und sammle für diese zwei Projekte. Die Einnahmen
werde ich gerecht auf sie verteilen. Hier findet Ihr ein paar Informationen meiner Bekannten Lapka
und Jangmoo Sherpa sowie Pasang Lhamu Akita Sherpa.
Lakpa Thering Sherpa und Dr.Jangmoo Sherpa
“…According to UN report more than 8 million people in 39 district have been affected by this
massive earthquake in the country. As we are the country of 28 million people, we still have
20 million people who are lucky enough to be safe. This means we the 20 million Nepali
people who are fortunate can easily help our 8 million affected Nepali brothers and sisters
around the country. At this time, Its all about helping one another. And its amazing to see how
our people have come together, got together and are working together to fight against this
massive disaster.
Our team are currently working in Hemaganga VDC, Ramechap Disctrict. The Ward 3 and 4
of the Hemaganga VDC is badly affected and more than 60 houses have been completely
destroyed. Its all through the love, support, care, willingness to support and work of our
people to our people, today we are heading to Hemaganga VDC taking tarpaulin, mattress,
blankets, utensils and clothing to more than 60 families.
A big thank you to all our team members nationally and internationally who have been
constantly working hard day and night to over come this situation.
We will be very happy to work together with any of the individuals, organisation, youth groups,
clubs in any of the disaster area. Here are the phone number of our team members. Nuru
Sherpa ( Team Coordinator ) 9802100389, Sudip Tamang 9841250494 and Dr. Jangmoo
Sherpa ( Program Director ) 9841251565.
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TOGETHER WE CAN…!!!...”
Pasang Lhamu Akita Sherpa
“…We have initiated a idea to mobilize local people to supply the food , tarps , blanket and
mattress. Our first team reached Lakprak with 50 local porter and going back 50 more. Our
motif is to give employment to local people.
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Today we went to a very devastated area in Nuwakot, again to distribute 2850 kg rice, 260kg
dal, 11 bag of masyaura , 200kg Bujiya 180, packet 50 packet salt, 120 kg Chana, 57 pis
tarpaulin to 5 villages, Champani, Ghale Gaun, Koke Gaun, Maz Gaun and Mazi Gaun. Most
of the houses are down with the earthquake last week. People are still suffering which you
can see in their face. We couldn't provide them everything what this disaster has taken away
from them but was able to bring a smile and hope in their face…”
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Langfristigkeit
Zur Zeit ist Nepal wegen des Erdbebens in aller Munde, und entsprechend erfolgt von vielen Seite
eine dringend benötigte Soforthilfe. Ich erachte es aber auch als die Aufgabe von Leuten wie mir, die
seit Jahren eine enge Verbindung zu Land und Leuten haben, zu verhindern, dass Nepal nach dem
ersten „Hype“ in Vergessenheit gerät. Die langfristigen Folgen werden über Jahre zu spüren sein. Der
Tourismus, die einzige grosse Einnahmequelle des Landes im Himalaya, wird wahrscheinlich für
mehrere Jahre zusammenbrechen, obwohl der Mount Everest als der höchste Berg der Welt sicher
auch weiterhin viele ambitionierte BergsteigerInnen anziehen wird. Der Wiederaufbau der zerstörten
Häuser, Dörfer und auch der Sehenswürdigkeiten in und um Kathmandu werden viel Zeit, viel Geld
und viel „Manpower“ benötigen. Die Ökonomie des sich entwickelnden Landes wird Jahre brauchen,
bis eine akzeptable Stabilität erreicht werden kann. Deshalb müssen wir unsere Beziehungen pflegen
und aktiv beobachten, wie und wo wir auch auf die Länge Unterstützung bieten können.
In diesem Sinn möchte ich Euch allen ganz herzlich für Eure Hilfe danken!
Monika
Anbei findet Ihr die Kontoangaben für die verschiedenen Engagements:
Helvetas: IBAN CH76 0900 0000 8000 3130 4 Helvetas 8001 Zürich Vermerk NEPAL oder online
donation.helvetas.ch
Fondation Nicole Niquille: IBAN CH79 0900 0000 1021 3060 6. Alle Spenden seit dem 26.April
werden für die Folgen des Erdbebens verwendet.
Simrik Air: Raiffeisenbank Mischabel-Matterhorn IBAN CH31 8049 6000 0096. zu Gunsten:
Unterstützung Nepal
Nepalesische Einzelengagements (für Jangmoo und Lakpa Sherpa, Pasang Lhamu Akita Sherpa):
IBAN CH31 0839 3050 5460 8624 6 Bank EKI Interlaken
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