Viele Häuser wurden beim letztjährigen Hochwasser komple zerstört

Das Problem ...
Das Hochwasser.
Viele Häuser wurden beim letztjährigen Hochwasser komple zerstört; die Versicherungsschäden, die 2013 hier in Deutschland aufgetreten sind, lagen bei etwa 1.8 Mrd. Euro; für die kommenden Jahre werden wegen des Klimawandels noch mehr Schäden werden.
Hochwasser entsteht durch starken Regen oder Schneeschmelze.
Die Regenfälle müssen allerdings so stark sein, dass es mehr Wasser regnet, als versickern kann. Wenn ein Fluss in unmi elbarer
Nähe liegt, so steigt dieser an und überschwemmt zusätzlich das
naheliegende Gebiet. Mögliche Sachschäden, die bei Hochwasser
entstehen können, sind z.B. Schäden am Bauwerk der Häuser oder Erosionen im Boden der überschwemmten Landscha5.
Es gibt viele Wege, wie Wasser in ein Haus eindringen kann:
1. undichter Keller
2. Installa8onsanschlüsse (wie z.B. Stromkabel)
3. Kellerschächte
4. undichte Wände
5. Tür- und Fensteröffnungen
Die Folgen.
„Aufschwimmen“ von Gebäuden
Die kri8sche Höhe nimmt ab mit
• abnehmender Anzahl Geschosse
• Berücksich8gung eines Kellergeschosses
• größerem Grundriss
Das „Standardhaus“
Es ist definiert als 1½-geschossiges unterkellertes Gebäude in massiver
Bauweise, doppelter Außenschale und einem Grundriss 10 m x 10 m.
Das „Standardhaus wiegt 366 t (ohne Einrichtung und Installa8onen)
und schwimmt bei einem Hochwasserstand größer als 3,66 m über
Unterkante Keller-Bodenpla e auf; dies entspricht ca. 1,2 m über Bodenniveau (Unterkannte Kellerdecke).
Wasserhöhe Schaden
Beschreibung
Gebäudesanierung KG+EG
- Trockenlegung Decken und Wände
unterhalb
- Ersatz von Böden, Tapeten, Gardinen
Oberkannte alle Schäden
- Austausch der Heizungsanlage
Kellerdecke
- Erneuerung Elektroinstalla8on Keller
- Austausch der Kellertüren
Gebäudesanierung EG
Sanierung
- Trockenlegung der Wände
- Erneuerung des Innenputzes
Sitzgarnitur, Be gestell
Möbel
Wohnzimmer- und Kleiderschrank
ca. 1,5m über
Garderobe und Badmöbel
Bodenniveau
Küche
Einbauküche einschl. 4 Elektrogeräte
Innentüren 6 Zimmertüren
Haustür
1 Haustür
Fenster
10 Fenster
Installa8on feste Elektroanlagen und 6 Heizkörper
Summen
Minimum Maximum
€
€
28.000
Diese Zusammenhänge sind in der Abbildung
rechts dargestellt, die die kri8sche Höhe in
Abhängigkeit von den Geschossen und dem
Grundriss wiedergibt.
Besonders bei unterkellerten Häusern mit
wenigen Geschossen muss geprü5 werden,
ob und in welcher Höhe eine Hochwasserschutz-Maßnahme, wie die „AquaPlane“,
sinnvoll ist.
Schadenshöhe
Bei einem Hochwasser von ca. 1,5 m über Bodenniveau entsteht beim
Standardhaus ein geschätzter Schaden in Höhe von 49.000 bis 58.000 EUR.
28.000
7.000
7.000
0
2.000
1.000
6.000
3.000
0
0
2.000
2.000
2.000
1.000
6.000
3.000
2.000
5.000
2.000
49.000
58.000
Empfehlungen für Gebäude in hochwassergefährdeten Gebieten
Unsere Empfehlungen, wie ein Haus in einem hochwassergefährdeten Gebiet gebaut
sein soll, damit es nicht aufschwimmt und einem höheren Wasserdruck standhält:
1.Das Haus sollte möglichst keinen Keller haben.
2.Es ist sinnvoll, wenn das Haus eine möglichst kleine Grundfläche hat und dafür
mehr in die Höhe gebaut wird.
3.Das Haus sollte aus Stein und nicht aus Holz bestehen, da Holz zu leicht ist.
4.Große Fensterflächen sowie Türen und Fenster mit doppelten Flügeln sind zu vermeiden.
Der Weg ...
Die Alternativen.
Die erste Idee
Bei uns in Rheda-Wiedenbrück wurden Hochwasserschutzmauern errichtet, die viele Bewohner nicht schön finden.
Deshalb wollten wir einen anderen Schutz erfinden, der die Bewohner nicht stört, aber bei
Hochwasser zuverlässig wie eine Mauer
schützt. Wir haben uns gedacht, dass es sinnvoll ist, wenn die Konstruk8on erst bei ansteigendem Grundwasser aufsteigt. Wir wollten
ferner, dass das System ohne menschliche
und technische Hilfe auskommt
Die erste Idee der „AquaPlane“ bestand aus
einer Folie, die unter den Keller des hochwassergefährdeten Hauses ausgelegt wird.
Lösungsalterna7ve 1
Bei der ersten Lösung wird die Konstruk8on mehrere Meter vom Haus enQernt
erbaut. Oben an der Folie ist ein starrer Ring befes8gt, der dem Wasserdruck
standhält. Die Folie unter dem Ring wird in der Ruheposi8on so zusammengefaltet, dass sie möglichst wenig Platz einnimmt.
Wenn das Grundwasser ansteigt, zieht der Ring die Folie mit nach oben. Der
Wasserdruck, der auf die Konstruk8on drückt, ist so stark, dass die Folie zum
Haus hin stark gewölbt wird.
Lösungsalterna7ve 2
Bei der verbesserten zweiten Lösung kann die Konstruk8on deutlich näher am
Haus angebracht werden.
Neben dem großen starren Ring gibt es noch weitere stabile Ringe, die in regelmäßigen Abständen an der Folie befes8gt sind. So wird die Folie stabilisiert und
verhindert, dass sie sich zum Gebäude hin wölbt.
Lösungsalterna7ve 3
Die dri e Lösungsidee besteht darin, den mit Lu5 gefüllten Ring und die Folie
direkt an der Hauswand zu platzieren. Auch hier wird der Ring bei Hochwasser
nach oben getrieben und zieht die Folie mit sich.
Allerdings wird die Folie bei Hochwasser durch den hohen Wasserdruck gegen
die Wand gepresst. Dabei wird sie auch noch von dem Ring nach oben gezogen.
Das könnte die Folie beschädigen, sodass sie undicht wird.
Lösungsalterna7ve 4
Beim gegenüber Lösungsalterna8ve 3 op8mierten vierten Konzept wird die Folie um den mit Lu5 gefüllten Ring gewickelt.
Oben an der Folie wird ein mit Lu5 gefüllter
Ring befes8gt, welcher bei ansteigendem
Grundwasser nach oben treibt.
Bei Hochwasser wird sie dann automa8sch von dem Ring gegen die Hauswand
abgewickelt. So entsteht keine Reibung zwischen Folie und Wand, die Folie wird
beim Aufziehen nicht durch die Wand beschädigt.
Wenn der Ring nach oben treibt, zieht er die
am Ring befes8gte Folie nach oben.
Die Anforderungen.
Lösungsauswahl
Auswahl der besten Lösungsalterna8ve mithilfe der Anforderungen.
Lösung
Relevanz
1
Anforderung
Lösung
2
Lösung
3
Lösung
4
Kosten (güns8ger als Schaden)
alltagstauglich
zuverlässiger und sicherer Schutz
geringe Wartung/Reinigung
keine Kompromisse beim Bau
H
S
S
M
S
V
W
W
T
W
T
T
V
T
V
V
V
W
V
W
V
V
V
V
T
beständig gegen Umwelt/Tiere/
Wi erung
H
W
T
V
V
ausreichende Schutzhöhe
H
W
V
V
V
erfordert kein Strom oder menschliche Kra5
M
V
V
V
V
hohe Lebensdauer
H
T
V
V
T
mehrmals verwendbar
M
V
V
W
T
S = Sehr hohe Bedeutung
H = Hohe Bedeutung
M = Mi lere Bedeutung
V = entspricht voll der Anforderung
T = entspricht der Anforderung teilweise
W = entspricht der Anforderung wenig
Anforderungen an ein Hochwasser-Schutzsystem
Damit sich die Konstruk8on lohnt, muss sie deutlich güns8ger als ein Schadenfall sein.
Unsere Konstruk8on darf die Besitzer im Alltag nicht stören und muss das Haus zuverlässig und sicher schützen. Außerdem muss die Konstruk8on so gebaut sein, dass sie
nur sehr selten gewartet und gereinigt werden muss.
Der Besitzer des Hauses soll keine Kompromisse beim Hausbau eingehen müssen.
Die Plane muss unterschiedlichen Umwelteinflüssen standhalten, z.B. Tieren oder starken We erbedingungen.
Damit die Konstruk8on im ErnsQall auch funk8oniert, muss die Folie so lang sein, dass
ausreichend Schutz-Höhe vorhanden ist.
Außerdem ist es hilfreich, wenn weder Strom noch menschliche Krä5e erforderlich
sind, da Strom ausfallen kann und die Bewohner des Hauses abwesend sein könnten.
Die Konstruk8on sollte mehrmals verwendbar sein und eine hohe Lebensdauer haben.
Die Lösung ...
Die Realisierung.
Draufsicht
Die Skizze zeigt die Sicht auf die „AquaPlane“ von oben.
Schni:zeichnung
Die Skizze zeigt einen Au5riebskörper, in den die Folie, aufgewickelt mit einem möglichst geringen Durchmesser, in direkter Nähe zur Hauswand eingelegt wird.
Der Au5riebskörper ist auf der dem Gebäude abgewandten
Seite angeschni en, um ein „Abwerfen“ der Abdeckung zu
ermöglichen. Ferner bewirkt diese Form einen stärkeren
Au5rieb im Bereich der Hauswand, was zur Stabilisierung des
Systems und zur op8mierten Überwindung von Hindernissen
z. B. Fensterbänken beitragen soll.
Das System ist in einem Schacht abgelegt, der, um ein Absenken oder Setzen zu verhindern, in einem Fundament liegt,
und durch ein leichtes aber tri`estes Kunststoff-Gi er gegen
äußere Einflüsse geschützt.
Die als Module gedachten Au5riebskörper werden lose über
den Wickel und eine flexible Verbindung zusammengehalten;
damit können sie flexibel auf Vorsprünge reagieren oder in
Nischen eindringen.
Die Ergebnisse.
Berechnung des AuDriebs
Das Eigengewicht der „AquaPlane“ für das „Standardhaus“ liegt bei ca. 600 kg.
Die Wasserverdrängung durch die Au5riebsmodule beträgt ca. 3 m³. Hierbei sind
sie zu ca. 25 cm (von ca. 35 cm) eingetaucht, d.h. der Folienwickel befindet sich
noch knapp oberhalb der Wasserlinie.
Es steht also der 5-fache Au5rieb zur Verfügung, nach EnQernen der Abdeckung
sogar der 7-fache Wert.
Fazit der Bewertung
Die „AquaPlane“ erfüllt viele der vorab zusammengetragenen Anforderungen. Die Kosten liegen deutlich unterhalb der Häl5e eines einmaligen
Schadens, der mit der „AquaPlane“ zu verhindern wäre.
Einschränkungen der posi8ven Bewertung werden in den offenen Fragen
und in den noch ausstehenden Nachweisen gesehen.
Anforderung
Volumen Dichte (max.) Masse
Bauteil
Material
Anzahl
m³
kg/m³ aus
kg
Au5riebsmodule (Rohmaß 35 x 45 cm²) XPS
378
4,08
33
[22]
135
PVC-Pla en (d = 1,5 mm)
PVC-U (Hart-PVC)
378
0,06
1400
[9]
79
10 mm - Distanzscheiben
PVC-U (Hart-PVC)
378
0,0048
1400
[9]
7
Flex-Rohr (da = 25 mm, di = 19 mm)
PVC
2
0,004
1380
[7]
5
Eck-Rohr (da = 16 mm, di = 10 mm)
Edelstahl (V2A)
4
0,0005
7800
[7]
4
Folie (1,5 mm, ohne festen Anteil)
PVC-P (Weich-PVC)
1
0,15
1350
[9]
203
Abdeckgi er (h = 5 cm)
PP
42
0,18
915
[10]
167
Summe
4,48
600
alltagstauglich
Berechnung der Kosten
Die Gesamtkosten der Anlage für das „Standardhaus“ betragen knapp 20.000 €.
beständig gegen Umwelt/Tiere/ Wi erung
gute Schutz-Höhe
Preis/ Arbeits- Materialpreis
Preis
Stück Menge Einheit Quelle Einheit
Gruppe Bauteil/Schri:
€
€
€
Folie
4
120 m²
A
10
80
1.200
Au5riebskörper
4
5,6 m³
S
180
756
1.008
Schacht gerade
40
40 Stück
S
30
400
1.200
Schacht eckig
4
4 Stück
S
60
40
240
PVC-Pla en
400
40 m²
S
20
756
800
Material
Distanzscheiben
400
400 Stück
S
1
0
400
Flex-Rohr
80
80 m
S
1
0
40
Eck-Rohr
4
4m
S
10
20
40
Abdeckung (Gi er)
42
42 Stück
S
40
0
1.680
Kleber
5
5 Stück
S
150
0
750
Aushub ca. 50m³ mit Bagger
22 h
T
65
1.400
0
Fundament säubern
8h
S
48
384
0
Folie anlegen, Rohre einziehen
8h
S
65
520
0
Folie schweißen
2h
S
65
130
0
Folie verkleben
8h
S
65
520
0
Arbeit
mit Bagger anfüllen, verdichten
11 h
T
73
801
0
Fundament und Schacht setzen
32 h
T
66
2.148
768
anfüllen, verdichten, abfahren
22 h
T
96
1.500
480
Au5riebskörper installieren
8h
S
65
520
0
Folie wickeln und einlegen
16 h
S
65
1.040
0
Schacht abdecken
3h
S
48
192
0
Summen
11.207
8.606
A = Angebot
S = eigene Schätzung
T = Abschätzung Tie]au-Unternehmer
Relevanz
Erfüllung Begründung
Hoch
Voll
Sehr hoch
Voll ?
geringe Wartung/
Reinigung
Mi el
Voll
keine Kompromisse
beim Bau
Hoch
Voll
Hoch
Voll
Mi el
Voll
Hoch
Voll
Sehr hoch
Voll
Niedrig
Voll ?
zuverlässig und sicher
erfordert kein Strom oder menschliche Kra5
hohe Lebensdauer
mehrmals verwendbar
es werden nur geringe Einschränkungen gesehen, da
- in direkter Hausnähe (ggf. anstelle der üblichen Kiestraufe)
- vergleichsweise geringer Platzbedarf
System erscheint geeignet (Nachweis steht noch aus)
wartungsarm, da mi lere Komplexität (keine ak8ven Teile)
geringer Reinigungsbedarf erwartet, da
- gut geschützt
- in unmi elbarer Hausnähe (trockene Umgebung)
für gelegentliche Reinigung gut zugänglich
es werden nur geringe Einschränkungen gesehen; z.B.
- keine Nebengebäude direkt am Haus (oder einbeziehen)
- keine Dachrinnen-Fallrohre auf Außenwand
- ggf. eingeschränkte Möglichkeiten bei Hauseingängen
keine Einschränkungen bei Grundriß (Art und Anzahl Ecken)
es wird eine hohe Beständigkeit gesehen, da
- Bauteile und Materialen entsprechend ausgewählt
- gut geschützt in direkter Hausnähe
Schutzhöhe von ca. 1,5 m über Bodenniveau erwartet
voll erfüllt, da reines Au5riebsprinzip
durch enormen Au5rieb ausreichend Reserven, um
- Reibungskrä5e an Folienwickel, Folie und Ecken
- Kanten und Vorsprünge sicher zu überwinden
es wird eine hohe Lebensdauer gesehen, da
- Bauteile und Materialen entsprechend ausgewählt
- geschützt in unmi elbarer Hausnähe (trockene Umgebung)
- keine direkte Sonne (UV) und hohe Temperaturen
keine Beschädigung erwartet (Nachweis steht noch aus)
Ideen für Weiterentwicklungen
Die Idee der „AquaPlane“ ist nicht auf Gebäude beschränkt sondern bietet
Möglichkeiten zum Schutz vieler weiterer „Objekte“ vor Hochwasser:
1. Schutz für unbewegliche Objekte
• Öl- und Flüssiggastanks
• Elektrische Anlagen (Trafo- und Verteilsta8onen)
• Verkehrs- und Bahnanlagen
• Maschinen und andere industrielle Anlagen
2. Schutz für mobile Objekte
• bei Bedarf als tragbare „Kofferlösung“ für ortsveränderlichen Einsatz
• mit Lu5ringen, die durch Fahrzeug-Reifendruck gefüllt werden könnten
• bei leeren Lu5ringen können Fahrzeuge in das System gefahren werden
• mit Möglichkeiten zur Verankerung/Verzurrung