Reisebericht Marken Wikinger Reise6584

Reisebericht Marken Wikinger Reise6584
Idyllisches Hügelland zwischen Adria und Apennin
Reise vom 28.05.-06.06.2015
… in die Marken also … ein Reiseziel bei dem selbst die Weitgereisten unter unseren Bekannten
noch irritiert nachfragen … wohin? Die Reiseleiterin Renata Canestrari hat gleich am Anfang den
Nagel auf den Kopf getroffen als sie meinte, daß wahrscheinlich jeder von uns erst einmal
Erklärungsversuche unternehmen musste als die Frage nach unserem Reiseziel aufkam.
Versuche wie „das Hinterland von Ancona oder Rimini“ helfen aber kaum weiter um Verständnis zu
wecken wo die Reise hingeht. Wer kann sich schon was vorstellen von der Gegend nicht weit von
Ancona der hässlichen Hafenstadt wo die Griechenland-Fähren ablegen oder hinter dem
Teutonengrill wo viele Erholung zu finden glauben wenn sie im Planquadrat C9 allein mit 8000
anderen Individualisten am Strand liegen.
Nein, es ist von Anfang an klar, dass das ein Reiseziel ist bei dem man auf wenig Vorwissen (oder
Vorurteile?) bauen kann. Apropos von Anfang an …
Am Flughafen von Ancona gab es sofort ein großes Hallo da circa die Hälfte unserer Reisegruppe
schon einmal mit Renata die Apulien Reise gemacht hat, auch das ein Hinweis darauf, daß die
Reiseleiterin eines der herausragenden Argumente für diese Reise ist. Schließlich ist Renata die
„Erfinderin“ dieser Wikinger Reise, hat diese ausgearbeitet und führt alle diese Reisen. Das Ganze
organisiert mit schwäbischer Präzision, schließlich ist Sie dort aufgewachsen verbunden aber mit
unverkennbar marchegianischen Wurzeln und hoher emotionaler Verbundenheit in diese Gegend
Ihrer Familie.
Die Gruppe ist im Besten Sinne eine Mischung wie bei Wikinger üblich. Aus allen Ecken der
Republik gemischt über die Altersklassen (na ja zugegeben die ganz Jungen waren nicht dabei,
aber die Mittel ... oder wie man so schön sagt Best-Ager dafür in Batallionsstärke ). Motivation
für die Reise war auch sehr unterschiedlich, von Reisenden die erstmals in Italien waren bis zu
denen die noch die letzten weißen Flecken auf der Italienkarte bereisen wollten, manchen denen
die einfachen Wanderungen wichtig waren, andere um das historische Wissen rund um den
Stauferkaiser Friedrich II. nach der Apulienreise noch vervollständigen wollten. Aber so
unterschiedlich das alles war, es hat problemlos geklappt mit der Gruppe, wie halt so oft bei
Wikinger.
So ging es als erstes in den Ort an dem sich unser Hotel für die ganze Reise befand, nach
Mondavio. Dieser Ort ist bereits ein starker Hinweis auf die ganzen Erfahrungen während dieser
Reise… Die Marken sind ein Konzentrat von Vielem was man mit Italien verbindet, aber dort macht
man kein großes Aufheben darum. So ist Mondavio ein kleiner Ort der als einer der schönsten
Orte Italiens ausgezeichnet wurde. Die Albergo La Palomba kann nicht besser liegen, direkt an der
imposanten Rocca Roveresca gelegen, der Festung die das Wahrzeichen des kleinen Ortes ist. La
Palomba ist klein, mit unserer Reisegruppe sind fast alle Zimmer auf einmal ausgebucht, die
Zimmer sind klein aber sehr ordentlich, die Einzelzimmer gehen zur kaum befahrenen Straße,
haben aber dafür den Blick direkt auf die Festung, die Doppelzimmer haben dafür eine große
gemeinsame Terrasse.
(das Hotel La Palomba ist das rote Gebäude das hier hinter der Festung sichtbar ist; Foto aus Homepage Hotel)
La Palomba ist der Inbegriff eines Familienbetriebes. Alles was an Geschwistern, Schwägern,
Kinder, Oma mithelfen kann ist dabei, in Summe 17 Familienmitglieder betreiben die Herberge seit
über 30 Jahren. Genießen können wir auch die Abendessen in dieser familiären Atmosphäre,
besonders bemerkenswert ist, daß sowohl für den ersten wie auch für den zweiten Gang täglich
mindestens drei verschiedene Essen zur Auswahl stehen, so daß auch für alle Essensvorlieben
Auswahl besteht. Auch organisatorisch ist das Ganze bestens organisiert, man bestellt einfach mit
seiner Zimmernummer und bekommt dann das Gericht serviert, lästiges Überlegen was man doch
gleich am Vorabend bestellt hatte fällt weg. Zusammengefasst ein rund herum gut geführtes Hotel
in dem es Spaß macht zu bleiben, auch der kleine Pool sollte erwähnt werden, der auch mal
Erfrischung nach den Wanderungen oder am Ruhetag bietet.
http://www.lapalomba.it/
Zu den einzelnen Besichtigungspunkten (in etwas anderer Reihenfolge als im Programm
ausgedruckt, weil wir die direkten Nachfolger der „Pilotreisegruppe“ waren und sich gezeigt hat,
daß ein paar Punkte in anderer Reihenfolge besser passen)
MONDAVIO
Erstmal ging es darum Mondavio kennenzulernen.
Hierzu haben wir gleich das erste „Ereignis“
kennengelernt: Mario …! Ein Stadtführer den man
einfach erlebt haben muss. Er hat uns die Festung
und das kleine Teatro Apollo mit einem Humor aber
trotzdem detailliertester Sachkenntnis nahegebracht,
daß wohl jedem die ca. zwei Stunden Tour kurzweilig
vorkamen. Die geschichtlichen Zusammenhänge, die
Details auf die man bei den Festungsbauten schauen
sollte … nichts hat er ausgelassen uns
nahezubringen. Das schönste aber .. wohl jeder
musste auf dieser Tour wohl mindestens 20mal
hellauf loslachen. In bocca al lupo, Mario.
Am Nachmittag ging es dann ein bisschen zum Anschwitzen, sprich die erste Wandertour in die
Gegend von Isola de Pieno stand an wo wir bereits schöne Ausblicke bis San Marino im Norden
bis in das Bergland in Mittelmarken hatten. Für die Fans von Bio-Artikeln der Marke Rapunzel
haben wir erfahren, daß unsere Wanderroute genau durch die Gegend geht, wo das Getreide für
die Artikel in unseren Bioläden angebaut wird und für die Pasta Produktion verarbeitet wird. Im
hübschen Fossombrone genossen wir dann noch ein hervorragendes Eis, bevor es zurück ins
heimatliche Mondavio ging.
SIROLO - MONTE CONERO - KÜSTE
Am nächsten Tag ging es dann als erstes nach Sirolo, in die Gegend der Küste des Monte Conero.
Sirolo ist ein äußerst schön gelegenes Örtchen oberhalb der Küste. Wie auf einem Balkon kann
man die schöne Küste überschauen, da etwas Gelegenheit zum Verweilen war, konnten wir auch
ein Gelato und Kaffee geniessen.
Die anschließende Wanderung auf den Monte Conero war leicht zu bewältigen bot aber immer
wieder schöne Blicke auf die weit unter uns gelegene Küste.
Anschließend brachte uns noch der Bus runter zur Küste (genau da wo im Foto rechts unten die
Mole ins Meer ragt) wo die Badefreudigen gleich an den Stand gingen und für 3 Stunden Ruhe
genossen, die Kunstinteressierten aber noch die Gelegenheit nutzen konnten die eindrucksvolle
kleine romanische Kirche Santa Maria di Portonovo zu besuchen bevor es dann auch noch an den
Strand ging. Die Rückfahrt nutzen wir dann noch um die einzige wirkliche Sehenswürdigkeit von
Ancona, die hoch über dem Hafen gelegene Kathedrale di San Ciriaco anzuschauen.
CANTINA APERTA
Der folgende Tag wird so wahrscheinlich nicht und zumindest nicht für alle zukünftigen Reisen auf
dem Programm stehen, weil einerseits durch wetterbedingte Einflüsse (Erdrutsche in der
Vorwoche) eine Wanderung ausfallen mußte, andererseits aber eine Alternative gefunden wurde,
bei dem sich wieder einmal zeigte, daß Renata in der Gegend wirklich für alle Situationen noch ein
As im Ärmel hat: Nach einer schönen Wanderung in den Weinbergen nahe Mondavio nutzten wir
die Gelegenheit des Besuches eines Weinguts, das „Tag der offenen Tür“ hatte, eine sehr schöne
Gelegenheit in gemütlicher Umgebung mehrere Weine der Gegend zu verkosten. Von der
Veröffentlichung eines Fotos wird hier abgesehen, der Kommentar unseres Kölschen Urgesteins
Friedhelm „dat war ne jute Nummer“ soll hier als vollumfängliche Umschreibung reichen.
URBINO
Der nächste Tag war dann der hohen Kultur gewidmet, es ging in DIE Kulturstadt der Marken nach
Urbino. Von einer sehr engagierten deutschen Führerin bekamen wir Entwicklung der Renaissance
in Urbino, den Aufstieg des Federico di Montefeltro, seinen Einfluß auf den Bau und die Gestaltung
des Palazzo Ducales u.v.m. erklärt. Nach all dem Kulturgenuß blieb dann noch ausreichend Zeit
für Mittagessen und einfach schöner freier Zeit in dieser schönen Stadt!
RUHETAG - WANDERUNG RUND UM MONDAVIO
Den Ruhetag nutzen wir für eine gemütliche Wanderung bei bestem Wetter … (hatte ich eigentlich
schon erwähnt, daß wir vom ersten bis zum letzten Tag bestes Wetter hatten ?) rund um
Mondavio. Freie Zeit konnte dann noch im Hotelpool und in Mondavio genossen werden.
FABRIANO - GROTTE DI FRASASSI
Der Ort Fabriano bietet als große Sehenswürdigkeit ein Museum zur Herstellung von Papier. Die
Papierherstellung ist natürlich keine Erfindung aus diesem Ort, allerdings brachten es die
Bewohner von Fabriano vor allem in der Herstellung von Papier mit Wasserzeichen, später auch
für Banknoten früh zur Perfektion. Der örtliche Führer machte am Anfang mit seiner leisen Stimme
den Eindruck als könnte er kein Wässerchen trüben, brachte uns dann aber mit sehr
hintergründigem Humor die Herstellung dieser Kunst nahe. Wer schon immer mal wissen wollte
wie die Wasserzeichen ins Papier kommen sollte sich das anschauen.
Das ließ aber noch nicht ahnen, welch ein Höhepunkt uns an diesem Tag noch bevorstand. Es
ging zu den Grotten von Frasassi, den größten Tropfsteinhöhlen Europas die erst in den 1970er
Jahren entdeckt wurden. Bereits der erste Saal war unglaublich beeindruckend, von Dimensionen
in denen der Mailänder Dom mühelos Platz hätte. Bis zu 20 Meter hohe Stalagmiten sind in der
Halle zu sehen. Die folgenden Säle waren nicht dazu geeignet die vor Staunen aufgeklappten
Münder wieder zu schließen. Grazile Formationen von einer Schönheit die kaum zu glauben ist
waren auf der 1,5 stündigen Tour zu sehen. Da in der Höhle Fotographierverbot gilt, schaut Euch
die Bilder im Internet an … oder das „offizielle“ Gruppenfoto das wir dort aufgenommen haben.
Renata ist übrigens die zweite von links in der hinteren Reihe, die Teile hinter uns die Stalagmiten
von gigantischen Ausmassen ...
WANDERUNG AUF DEN MONTE CATRIA
Diesmal ging es auf eine Wanderung in die mittleren Marken auf einen der Berge auf den wir
bereits auf den ersten Tagen immer wieder aus der Ferne den Blick werfen konnten, den Monte
Catria, dem höheren der beiden Berge einer Doppelspitze. Mit dem Bus wurden wir bereits auf bis
zu 1400m Höhe gefahren, wo dann die letzten 300 Höhenmeter noch zu gehen waren. Das war
die einzige Wanderung die durchaus etwas anspruchsvoller war, allerdings war ja die Richtung
klar, so daß jeder sein Tempo gehen konnte und letztendlich haben alle den Gipfel erreicht wo wir
mit einem schönen Rundumblick bis in das umbrische Bergland belohnt wurden (... ich geb’s ja zu,
bei dem Foto habe ich ein bisschen mit dem Polfilter gemogelt .... aber schön war der Ausblick
trotzdem)
Nach dem Abstieg gab’s noch ein kräftiges Picknick für alle, auf der Rückfahrt dann noch etwas
Zeit in dem hübschen Örtchen Cagli.
JESI - CORINALDO
Der letzte Reisetag mit Programm war dem
Besuch von zwei Orten gewidmet. Jesi ist ein
größerer Ort bei dem man viel besichtigen
konnte, die große Einkaufsstraße leidet aber
sichtbar unter der ökonomischen Krise, viele
Geschäfte sind geschlossen. Trotzdem, für ein
gemütliches Verweilen in Bars und Restaurants
reicht es allemal. Jesi ist übrigens der Geburtsort
des Stauferkaisers Friedrich II. so gab es für
Geschichtsinteressierte genügend Hintergrund
diese Stadt zu besichtigen.
Das Örtchen Corinaldo (Foto) ist wieder eines auf
der Liste der schönsten Dörfer Italiens, hier gab’s
nochmal eine Rundgang durch den Ort mit
schönen Blicken fast um jede Ecke.
Ab Abend dieses Tages gab es dann noch einmal ein fulminantes Abschiedsessen unserer
Herberge La Palomba und allmählich das Einfinden in die Realitäten, daß die Reise nun zu Ende
geht.
Für die die es genau wissen wollen, wie die Reise organisiert ist : Wir sind mal an Tagen wo viel
Programm war schon um 08:00 losgefahren, an den relaxten Tagen um 09:30 zurück waren wir
meist zwischen 17:00 und 18:00, also noch viel Zeit zum Abendessen Punkt 19:30 auf der
sonnigen Terrasse. Bus gab es mal einen kleinen wo genau unsere 19 Reiseteilnehmer plus
Renata reingepasst haben, mal den großen mit ganz viel Platz. Bei den Busfahrern gab es auch
eine kleine Spanne: den Robusten der einen an den Loriot’schen Sketch erinnerte (.... verstehen
Sie : Schlagloch bleibt Schlagloch ...) oder den der uns wie auf Schienen gefahren hat. Während
der Fahrt gab’s stets Informatives, Unterhaltsames von Renata, mal Geschichte, Italienisch
Lektionen, Songtexte uvm ... Gleich drei der Reiseteilnehmer hatten Geburtstag und mussten sich
deutsch-italienisch Lieder von uns anhören, nicht immer schön ... aber selten...
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Marken ein Reiseziel sind, das definitiv auf der Liste
von Italienreisenden stehen sollte. Die Marchegiani sind die „Ameisen von Italien“, was sich auch
daran zeigt, daß die Orte durchweg schön gestaltet sind und alle für den Reisenden guten
Annehmlichkeiten bieten. Weitestgehend sind die Marken sanfte Hügellandschaften die wunderbar
für Wanderungen geeignet sind, auf kulturelle Höhepunkte muß man ebenso wenig verzichten und
bekommt mit den Grotten von Frasassi auch noch einen der Höhepunkte geliefert.
Renata hat sehr recht, wenn sie sagt, daß die Marchegiani es irgendwie noch nicht richtig
verstehen sich selbst ins beste Licht zu stellen und daher kaum Touristen angelockt werden, für
uns Reisende hat das aber so noch beste Konsequenzen, nichts ist überlaufen, in den Bars
bekommt man den Kaffee am Tisch vom Kellner zum gleichen Preis wie im Stehen an der Bar,
nichts ist tourimäßig, man fühlt sich einfach wohl. Ich will trotzdem vermeiden das alles noch als
sehr „ursprünglich“ zu bezeichnen, weil das ja oft nur eine beschönigende Umschreibung für
rückständig ist. In den Marken fehlt nichts für einen schönen Urlaub, vor allem wenn Renata diese
Reise organisiert. Diese Reise von Wikinger kann ich nur empfehlen und ich bin mir sicher, daß ich
hier im Sinne der ganzen Gruppe spreche.
Günter Sachs