Die hohe und weiter steigende Zahl arbeitsuchender Menschen macht uns klar: Österreich ist nicht mehr das EU-Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit. Bestehende Mittel- und Großbetriebe, aber auch der öffentliche Dienst bauen eher Arbeitsplätze ab. Oder sie besetzen jene nicht nach, die in Pension gehen. Neue Arbeitsplätze entstehen am ehesten in Start-ups und kleineren Betrieben mit Wachstums-Potenzial. Aber ohne Zugang zu Eigenkapital und ohne Möglichkeit, Anleihen zu begeben, können Start-ups und potenziell wachsende Kleinbetriebe diese Chancen kaum nützen. Umso negativere Auswirkungen hat daher der schrumpfende Pool an Risiko-Kapital in Österreich. (Zitat: Dr. Rainer MÜNZ) Der österreichische Private Equity- und Venture Capital-Markt 2014 – schlechte Nachricht für Arbeitsplatzschaffung: der privaten Wachstumsfinanzierung geht die Luft aus! Die AVCO, die Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie und der Ansprechpartner für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capital in Österreich veröffentlicht die aktuellen Zahlen zum österreichischen Private EquityMarkt. Wien, 27. 05. 2015 … Privates Wachstumskapital aus Österreich investiert 2014 85 Mio. Euro in 139 KMUs und verzeichnet damit leider einen Rückgang um -3,4%. Zusätzlich sinkt das Fundraising für Fonds neuerlich dramatisch auf einen historischen Tiefstwert von nur 13 Mio. Euro (-35%!). Das hat zur Folge, dass die Tanks so gut wie leer sind, die österreichische private Wachstumsfinanzierung steht damit vor dem Aus! Während in anderen europäischen Ländern, wie z.B. in Deutschland und der Schweiz die Private Equity und Venture Capital Industrie Rekordzahlen aufweist, verzeichnet die österreichische private Wachstumskapital-Industrie auch 2014 einen starken Rückgang und bildet im DACH-Raum das Schlusslicht. Insbesondere das wichtige Fundraising sinkt auf einen Besorgnis erregenden historischen Tiefstwert. Die vergleichbaren Standorte Luxemburg und Schweiz konnten im Vorjahr RekordFundraising-Volumina von respektive 428 Mio. Euro und 3,1 Mrd. Euro verbuchen. In Österreich machen es die nationalen rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen nach wie vor unmöglich, institutionelles, privates Wachstumskapital als Nachschub für die österreichischen Unternehmen sicher zu stellen. In den heimischen Garagen herrscht zwar nach wie vor Hochbetrieb und das Investmentvolumen von ausländischen Fonds in österreichische Unternehmen belegt mit 262 Mio. Euro auch, dass in Österreich gewinnbringende Projekte entwickelt werden. Viele intelligente Projektideen und Expansionspläne, die privates Eigenkapital benötigen würden, können allerdings vom heimischen Kapitalmarkt nicht mehr finanziert werden. „Es besteht die Gefahr, dass die heimischen GründerGaragen bald leer stehen! Nicht nur Gründungsfinanzierungen, sondern auch Anschlussfinanzierungen sind schwer zu akquirieren. Ideen sind mobil und werden dem Kapital nachwandern!“, prophezeit Sebastian Erich, Vorstand der AVCO. 1/3 Das Hauptproblem ist, dass nationale, institutionelle Investoren nicht in Wachstumskapitalfonds investieren. Dazu kommt, dass die im internationalen Vergleich kleinen heimischen Fonds auch keine internationalen Investoren ansprechen können. Dies, weil die Fonds für internationales Fundraising im Rahmen des „Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz“ (AIFM-G) einen EU-FundraisingPass benötigen, auf den ohne eine sehr kostenintensive (und damit für kleine Fonds nicht realisierbare) Konzessionierung durch die FMA kein Anspruch besteht. Nationale private Investoren dürfen nur unter ungerechtfertigten Einschränkungen in Wachstumskapital-Fonds investieren. „Mit dem nun erreichten, historischen Tiefstwert beim Fundraising werden zukünftige wachstumsorientierten Projekte mit intensivem Kapitalbedarf finanziell gerade dann austrocknen, wenn die Idee Gestalt an nimmt!“, verdeutlicht Jürgen Marchart, Geschäftsführer der AVCO. „Und gerade hier würden Arbeitsplätze geschaffen und volkswirtschaftlich bedeutende Effekte erzielt“ ergänzt er. Einen Lichtblick gibt es: Speedinvest hat Anfang 2015 € 58 Mio. für Investitionen in Start-ups aufgenommen (in den Zahlen für 2014 nicht reflektiert)… Erfreulich sind hingegen die angekündigten Maßnahmen der Regierung im Rahmen des „Pakets für mehr Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit“. „Österreich muss wieder zu einem Hub zwischen DACH- und CEE-Raum werden und sich als international attraktiver Standort etablieren“, fordert Rudolf Kinsky, Vorstandsmitglied der AVCO, „es müssen jedoch unbedingt sofort konkrete Maßnahmen folgen. Maßnahmen wie das jüngst vom Ministerrat beschlossene Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) stellen den Anfang dieser Entwicklung dar und dürfen auf keinen Fall deren Abschluss sein!“, ergänzt er. „Die Richtung der Vorschläge stimmt die österreichische Private Equity- und Venture Capital-Industrie vorsichtig positiv. Es bedarf aber dringend eines einheitlichen, international wettbewerbsfähigen und attraktiven rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmens für alle Phasen der Eigenkapital Finanzierung. Wenn dies zügig umgesetzt wird, könnte vielleicht das Ruder herumgerissen werden und Österreich zu einem internationalen Hub für Unternehmensfinanzierung angelehnt an die Modelle der Schweiz und Luxemburg entwickelt werden.“, versichert Rudolf Kinsky. Die Kennzahlen im Detail: Investments Im Jahr 2014 wurden von österreichischen Private Equity- und Venture CapitalFonds insgesamt 85 Mio. Euro an privatem Wachstumskapital in 139 kleine und mittlere Unternehmen im In- (70,7 Mio. Euro) und Ausland (14,3 Mio. Euro) investiert. Das Gesamt-Investitionsvolumen der österreichischen Beteiligungskapitalgeber liegt damit um 3,4% unter dem Vorjahreswert. Die Investments ausländischer privater Wachstumskapitalgeber in österreichische KMUs dagegen belegen mit 232 Mio. Euro eindrucksvoll, dass sehr wohl attraktive heimische Investment-Möglichkeiten existieren, die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Umso dringender ist es, den Nachschub an frischem Wachstumskapital sicher zu stellen. 2/3 Das von österreichischen Fonds investierte Wachstumskapital beträgt insgesamt 0,032% des BIP, wobei sich Österreich damit trotz des starken absoluten Rückgangs im europäischen Ranking der Investmentaktivitäten im Vergleich zu 2012 um zwei Plätze und somit auf Position 18 verbessert. Auch wenn damit im internationalen Vergleich (EU-Durchschnitt: 0,278% des BIP) nach wie vor großes Aufholpotential besteht, ist österreichisches privates Wachstumskapital nach wie vor ein verlässlicher Partner für KMUs. Das Frühphasen-Segment (Total-Venture) macht nun mit 24,54% der gesamthaft investierten Summe nach dem Buyout-Segment (45.16%) das zweitstärkste Segment aus. Die Branche "Business and Industrial Products“ führt bei Investments das Branchen-Ranking an, gefolgt von "Consumer Goods and Retail". Fundraising Während im DACH-Raum insgesamt 4,9 Mrd. Euro aufgestellt werden konnten, haben Beteiligungskapitalgeber mit Sitz in Österreich 2014 lediglich 13 Mio. Euro an frischem Kapital einbringen können. Damit ist auch in diesem Berichtsjahr wieder ein Rückgang des Fundraising in Österreich um 35% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Der europäische Trend, der eine Erholung bei den Fundraisings ausweist, kann in Österreich leider nach wie vor nicht beobachtet werden. Damit führen die schwierigen nationalen und internationalen Rahmenbedingungen nach nunmehr dreijährigem konstantem Rückgang der Neukommittments zu einem „alltime-low“ in Österreich beim Nachschub von frischem Wachstumskapital für heimische KMUs. Exits Mit rund 62,2 Mio. Euro (at cost) ist auch das Deinvestitions-Volumen im gleichen Zeitraum um mehr als 68% zurückgegangen. Wobei der Anteil der „Write-offs“ mit 8,16% zwar gestiegen, aber immer noch erfreulich niedrig ist. Weitere Informationen und Rückfragen: Über die AVCO – Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, sie bildet zusammen mit ihren 61 Mitgliedern die Dachorganisation der österreichischen Beteiligungskapitalindustrie und Corporate-Finance-Dienstleister und ist in Österreich kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capital. Kontakt: AVCO – Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation Dr. Jürgen Marchart, Geschäftsführer Lothringerstraße 12 1030 Wien Tel.: +43/1/526 38 05 Email: [email protected] Internet: www.avco.at 3/3
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