Ralf und Beate Erzähler: Das ist Ralf. Er ist 16 Jahre alt und leitet seit 2 Monaten eine Gruppenstunde zusammen mit seiner Freundin Beate. Ganz schön wild sind sie - ihre Jungen und Mädchen, 14 insgesamt und alle zwischen 9 und 10 Jahren. Heute ist Dienstag. Am Donnerstag ist wieder Gruppenstunde. Beate hat festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, sich immer wieder etwas Neues auszudenken, was die Kinder begeistert. Neulich war sie beim Gruppenleitungsgrundkurs. Da haben sie sich damit beschäftigt, wie man Gruppenstunden am besten vorbereitet. Früher haben Ralf und Beate sich oft spontan überlegt, was sie in der Gruppenstunde machen wollen. Meist ist es dann auf Verstecken hinausgelaufen. Auf dem Kurs hat sie aber gelernt, dass eine gute Gruppenstunde auch richtig vorbereiten werden muss. Das klang alles erst mal etwas umständlich, aber Beate denkt sich: „Ich probiere das mal aus!“ Damit auch alles wie gelernt läuft, hat sie sich für dieses Mal einen für Ralf „unsichtbaren“ Experten organisiert, der ihr hilft. Beate trifft sich mit Ralf in der großen Pause auf dem Schulhof. Sie gehen beide auf dieselbe Schule. Beate: Hi Ralf! Na, hast du schon ´ne Idee, was wir am Donnerstag in der Gruppenstunde machen könnten? Ralf: Ne, aber lass uns das doch spontan entscheiden - ich hab jetzt keine Zeit, muss noch die Mathe-Hausaufgaben abschreiben. Beate (für sich): Mhm, wie war das nochmal bei der Vorbereitung einer Gruppenstunde? Experte: Ohne Vorbereitung läuft erfahrungsgemäß meist gar nichts. Meist wird dann irgendetwas aus dem Ärmel gezaubert und oft das Gleiche vom letzten Mal. Auf die Dauer kann dies nur ätzend werden, und die Gruppe kommt keinen Millimeter weiter, sie wird höchstens immer kleiner. Neues, Kreatives und Spontanes ist eigentlich nur mit Vorbereitung möglich, zum Beispiel schon wegen eventuell benötigter Materialien. Für die Vorbereitung einer Gruppenstunde sollte in etwa soviel Zeit eingerechnet werden, wie das Treffen selber dauert. Auch sollte die Planung nicht direkt vor der Gruppenstunde stattfinden, damit noch Zeit ist, sich Materialien zu besorgen und so weiter. Beate: Mhm, Ralf wenn wir das wieder spontan machen, spielen wir ja doch nur wieder Verstecken. Ich möchte auch mal was anderes mit den Gruppenkindern machen. Wie wäre es denn, wenn wir uns ab jetzt immer mittwochs nach der Schule eine Stunde bei mir treffen und die Gruppenstunde vorbereiten. Wenn wir das immer nur so zwischendurch in den Pausen absprechen, kommt ja doch nicht so viel dabei rum. Ralf: Eine ganze Stunde? Ich hab doch auch noch andere Sachen zu tun! Findest du das nicht etwas übertrieben, das geht doch auch wohl schneller! Beate: Ich weiß nicht, aber wenn wir schneller sind, können wir ja auch eher aufhören, je nachdem was wir vorbereiten. Ralf: Na gut, dann komm ich morgen zu dir! Erzähler: Am Mittwoch kommt Ralf zur verabredeten Zeit zu Beate. Ralf: Hi Beate! Beate: Hi Ralf! Na, wie geht´s? Ralf: So lala! Na, schon ´ne Idee, was wir vorbereiten sollen? Beate: Nee, noch nicht so ganz! Mhm, - wie war das doch noch mit dem Thema? Experte: Richtig: Zuerst muss man bei der Vorbereitung Thema und Ziele festlegen. Was will ich überhaupt erreichen und machen? Ein Thema kann auch Spielen sein, oder Ostern, aber auch mal was Ernstes, wie über bestimmte Dinge diskutieren, oder so. Damit das Thema auch zur Gruppe passt, sollte man folgende Punkte berücksichtigen: • Wie viele Kinder kommen in meine Gruppe? • Wie alt sind die Kinder? • Sind es Jungen oder Mädchen? • Was machen sie besonders gerne? Was können sie besonders gut? Zum Beispiel kann man sich überlegen: bewegen sie sich gerne, oder machen sie gerne ruhige Dinge, wie z.B. Kochen und Basteln, bei dem man zwischendurch auch noch quatschen kann? • In welcher Gruppenphase befindet sich die Gruppe? Kennen sie sich schon gut? Gibt es Untergruppen in der Gruppe? Gibt es momentan Streit und Konkurrenz? Gibt es Kinder, die besonders auffallen? Natürlich heißt Vorbereitung von Gruppenstunden nicht, dass die Kinder und Jugendlichen nicht berücksichtigt werden, und dass alles nur von den Leiterinnen gemacht werden sollte! Im Gegenteil. Es ist gut, wenn die Kinder mitbestimmen und ihre Wünsche äußern dürfen, dann haben sie mehr Spaß und sind motivierter. Sie können ja auch mal selber eine Gruppenstunde vorbereiten. Tatort Kurs - Praxishandbuch für die Gruppenleiterausbildung Ralf und Beate -2- Beate: Okay, Ralf, lass uns doch mal gucken, wie unsere Jungs und Mädels im Moment so drauf sind, dann finden wir bestimmt etwas, das ihnen und uns Spaß macht. Ralf: Ich finde, die sind immer ganz schön wild und anstrengend. Ständig ist einer in Bewegung und zuhören, wenn wir was erklären, fällt ihnen echt schwer. Manchmal muss ich richtig brüllen, damit mal Ruhe ist. Beate: Das find ich auch. Außerdem merkt man echt immer noch, dass die alle auf verschiedene Schulen gehen. Die, die zusammen in einer Klasse sind, hängen auch in unserer Gruppenstunde zusammen. Untereinander haben die sich noch gar nicht so gut kennengelernt. Ralf: Das stimmt! Beate: Wie wär´s denn, wenn wir eine Schnitzeljagd mit vier Gruppen machen und die Gruppen vorher so einteilen, dass sie gemischt sind, was die Schulen angeht. Bei einer Schnitzeljagd sind sie gut in Bewegung und haben zwischendurch auch Zeit, sich zu unterhalten und kennen zu lernen. Ralf: Das ist doch ´ne super Idee! Das machen wir! Hey, gut dass wir uns doch mal getroffen haben, immer nur Verstecken spielen macht wirklich keinen Spaß! Aber siehst du, wir haben doch gar keine Stunde gebraucht, es ist grade mal ´ne Viertelstunde rum! Beate: Halt, halt, wir sind ja auch noch nicht fertig! Ralf: Was denn noch? Beate: Wie war das noch mal? Experte: Ist ein Thema gefunden, geht es ans Programm planen: • Wie soll der Einstieg aussehen? • Wie soll der Ausstieg aussehen? Beate: Wir müssen noch überlegen, was wir am Anfang und zum Ende machen! Ralf: Hä, wieso das denn? Beate: Na ja, es wäre doch gut, wenn wir zu Beginn etwas gemeinsam machen, sozusagen, damit alle merken, dass die Gruppenstunde jetzt losgeht. Auf unserem Kurs haben wir damals immer so warming-ups gemacht. Die haben da gesagt, dass ist zum Anwärmen. Meistens war das ein Spiel, oder so! Manchmal hatte der Einstieg auch schon was mit dem Thema zu tun, mit dem wir uns dann an dem Tag beschäftigt haben. Und ebenso gab es dann was zum Abschluss. Häufig haben die uns gefragt, wie es uns gefallen hat, was wir gut fanden, oder auch doof! Manchmal gab es aber auch ein Spiel. Auf jeden Fall immer irgendwas, so dass man wusste, aha, jetzt ist es zu Ende. Ralf: Findest du das nicht alles etwas übertrieben? Na ja, wir können es ja mal ausprobieren. Zu Anfang können wir ja ein kleines Spiel machen, mit viel Rennen, z.B. dieses Fangen, wo man sich so einhaken muss! Dann sind sie hinterher so aus der Puste, dass sie beim Erklären der Schnitzeljagd nicht mehr dazwischenreden! Beate: Und zum Abschluss spielen wir dann noch dieses Pferderennspiel, das machen sie doch so gerne! Experte: Als nächstes geht es ans Organisieren und Konkretisieren. Wenn die Idee ist und es fest steht, was gemacht wird, sollte alles noch einmal genau geplant werden, wie man es machen möchte. Beate: Mhm - wir müssen noch überlegen, wie wir die Gruppen für die Schnitzeljagd einteilen, damit sie auch richtig gemischt sind. In welchem Gebiet wollen wir die Schnitzeljagd überhaupt machen? Allzu groß kann das nicht sein, schließlich sind die ja erst 11 Jahre! Vielleicht nehmen wir den Stadtwald, den kennen sie schon und der ist schön abgegrenzt. Wenn wir sagen, dass sie sich nur dort verstecken sollen, dann wissen sie Bescheid. Als End-Treffpunkt für alle Gruppen nehmen wir dann den Abenteuerspielplatz! Ralf: Und zum Einteilen der Gruppen können wir doch Smarties ziehen lassen - gleiche Farbe - gleiche Gruppe! Das ist dann per Zufall und sie mischen sich bestimmt untereinander! Beate: Ja, super! Erzähler: Zum Experten Beate: Na, da haben wir doch jetzt alles geklärt, oder? Tatort Kurs - Praxishandbuch für die Gruppenleiterausbildung Ralf und Beate -3- Experte: Halt, noch nicht ganz! Es fehlt noch was! Am besten macht man noch eine Materialliste, was alles gebraucht wird bzw. was noch bis zur Gruppenstunde organisiert werden muss. Oder woher sollen z.B. eure Smarties kommen? Beate: Stimmt! Erzähler: Zu Ralf: Beate: Wenn wir jetzt eben aufschreiben, was wir alles brauchen, dann können wir verteilen, wer von uns alles organisiert! Am besten wir schreiben sowieso unsere Planung noch mal auf. Beim Gruppenleitungskurs haben wir so einen Vordruck gekriegt, da kann man das dann eintragen. Dann können wir Punkt für Punkt durchgehen, wer was macht und was wir brauchen. Dann sind wir am Donnerstag sicher, dass auch alles da ist. Erzähler: Beate und Ralf machen eine Liste. Experte: Außerdem macht es Sinn, einen Zeitrahmen festzulegen und die Zieten in den Ablauf einzutragen. Gemeint ist allerdings nicht, dass es keine Abweichungen geben darf und so eingehalten werden muss! Wenn z.B. ein Spiel allen gut gefällt oder ein aktuelles Ereignis wichtiger ist, kann der Plan ruhig verändert werden! Erzähler: Beate und Ralf schreiben also auch die Zeiten auf. Experte: Zum Schluss werden die Aufgaben verteilt, da man sich sonst ganz schön in die Quere kommen kann. Dann erklärt der eine und der andere unterbricht ständig, so dass die Kinder gar nicht mehr wissen, wem sie zuhören sollen und was Sache ist. Also: • Wer kümmert sich um was? • Wer besorgt was? • Wer erklärt was? Erzähler: Als sie fertig sind... Ralf: Man, jetzt haben wir tatsächlich eine ¾ Stunde gebraucht, um den ganzen Kram zu organisieren! Beate: Dafür ist aber alles gut vorbereitet und klappt bestimmt. Dann haben wir am Donnerstag auch nicht mehr solchen Stress wie sonst und wir können uns mehr um die Kinder kümmern. Ralf: Das ist gut. Aber jedes Mal brauchen wir bestimmt nicht so lange, denn wir spielen doch auch noch mal wieder Verstecken, oder? Beate: Klar, das macht ja auch Spaß! Nur nicht, wenn man es jeden Donnerstag macht! Experte: Nach der Gruppenstunde solltet ihr euch noch mal etwas Zeit nehmen, zur Nachbereitung! Beate: Was war denn noch mal die Nachbereitung? Experte: Zur Nachbereitung gehört: • Das Programm und die Methoden sollten noch mal zurückblickend betrachtet und überprüft werden: Was war gut, was lief schlecht und wurde das erreicht, was ihr wirklich wolltet. Ihr könntet z.B. schauen, ob das mit dem Mischen in den Gruppen geklappt hat und ob sie sich wirklich besser kennengelernt haben. Vielleicht müsst ihr sonst beim nächsten Mal noch mehr Kennenlernspiele machen. • Wenn ihr zu mehreren im Team seid, sollte auch über die Zusammenarbeit geredet werden: Hat die Aufgabenverteilung gut geklappt? Sind alle zufrieden? Hättet ihr euch mehr Unterstützung untereinander gewünscht? und so weiter... • Auch über einzelne Gruppenkinder sollte nachgedacht werden: Gibt es auffällige Kinder? Wie geht es der Gruppe? Eine weitere Möglichkeit zur Nachbereitung von Gruppenstunden bzw. zum Austausch könnte oder sollte auch die Leiterrunde sein. Dort könntet ihr mit den anderen Gruppenleitern und Leiterinnen Erfahrungen, Anregungen und Ideen austauschen. Außerdem können euch die älteren Gruppenleiter helfen, wenn es mal Probleme gibt, oder ihr könnt auch einfach mal Frust ablassen, wenn die Kinder gerade mal nerven! Ralf: Wie? Nachbereiten auch noch?! Das ist ja wie in der Schule, die ganze Zeit nur Gerede! Beate: Aber dann haben wir es vielleicht bei den Vorbereitungen einfacher und schneller, wenn wir nach jeder Gruppenstunde kurz überlegen, wie es war und was bei unseren Kindern gerade ansteht. Ralf: Okay, okay, du bist die Expertin und hast mal wieder recht! Also, lass´ es uns mal ausprobieren! Tatort Kurs - Praxishandbuch für die Gruppenleiterausbildung
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