Katalog Auktion 12, Teil 1: "Bücher und Handschriften" (PDF

Bücher und Handschriften
des 13. bis 17. Jahrhunderts
Auktion in Basel am 30. Oktober 2015
Moirandat Company AG · Basel
AUKTION 12
Bücher und Handschriften des 13.-17. Jhs.,
zumeist aus einer schwedischen Sammlung
Auktion
in Basel
Freitag, 30. Oktober 2015, ab 10.00 Uhr
im grossen Saal des »Schmiedenhofs«
Eingang: Rümelinsplatz 4
unter Leitung der Gantbeamtung der Stadt Basel
Moirandat Company AG
Rittergasse 33 - CH-4051 Basel
Tel. 0041 61 273 36 65 - Fax. 0041 61 273 36 69
e-mail: [email protected] - www.moirandat.ch
Versteigerungs-Bedingungen
1.
Die Versteigerung erfolgt im Auftrag des Verkäufers, in dessen Namen und auf dessen Rechnung.
2.
Die Versteigerung erfolgt in Schweizer Franken. Nebst dem Zuschlagspreis ist vom Käufer auf den Zuschlagspreis ein Aufgeld von 16% zu entrichten.
3.
Der Käufer hat auf das Aufgeld die schweizerische Mehrwertsteuer («MWST») in Höhe von 8% zu zahlen.
Wird das Objekt aus dem Ausland eingeliefert oder von einem der MWST unterstellten schweizerischen
Händler eingeliefert, ist die MWST auf den Zuschlag und das Aufgeld zu entrichten (Bücher 2,5%, Handschriften 8%); diese Objekte sind im Katalog mit einem «*» neben der Katalognummer bezeichnet. Anspruch
auf nachträgliche Erstattung der MWST hat der Käufer einzig bei zollamtlich nachgewiesener Ausfuhr, wenn
er binnen 4 Wochen nach der Versteigerung eine rechtsgültig abgestempelte Ausfuhrdeklaration beibringt. Erfolgt der Versand eines ersteigerten Objektes ins Ausland durch den Versteigerer gemäß Ziffer 9 nachfolgend,
gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben und die MWST wird nicht in Rechnung gestellt.
4.
Die Abgabe eines Gebots anlässlich der Versteigerung bedeutet eine verbindliche Offerte. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchstbietenden (den «Käufer»). Die Gantleitung entscheidet, ob und
an wen ein Objekt zugeschlagen worden ist, und gegebenenfalls, ob ein neuer Aufruf stattzufinden hat.
5.
Der Versteigerer hat das Recht, von Personen, die im Auftrage von Dritten in fremden Namen bieten, den
Nachweis der Vertretungsbefugnis zu verlangen. Der Dritte, der als Stellvertreter auftritt, haftet mit dem Vertretenen solidarisch für die Erfüllung sämtlicher Verbindlichkeiten.
6.
Für schriftliche Gebote erfolgt der Zuschlag eine Stufe höher als das letzte Gebot im Saal. Das schriftliche
Gebot hat bei gleich hohem Gebot im Saal den Vorrang.
7.
Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme des ersteigerten Objektes. Das Eigentum und die Gefahr an einem ersteigerten Objekt gehen beim Zuschlag auf den Käufer über; Anspruch auf Auslieferung des ersteigerten Objekts besteht erst nach vollständiger Bezahlung der Auktionsrechnung.
8.
Die Rechnung aufgrund eines Zuschlages ist spätestens innert 7 Tagen nach Abschluss der Versteigerung zu
bezahlen. Der Käufer haftet dem Versteigerer für allen aus der Nichtzahlung oder Zahlungsverzögerung entstehenden Schaden. Ist der Käufer in Zahlungsverzug, schuldet der Käufer auf den Rechnungsbetrag einen
Verzugszins von 12% p.a.
9.
Ein eventueller Versand eines ersteigerten Objektes erfolgt so rasch als möglich auf Gefahr des Käufers. Alle
mit dem Versand verbundenen Kosten für Verpackung, Transport, Zoll und Versicherung trägt der Käufer.
10.
Die Angaben im Auktionskatalog sind nach bestem Wissen und Gewissen und nach dem Stand der Forschung
im Zeitraum der Abfassung der Katalogtexte gemacht, stellen jedoch keine Echtheitsgarantie dar. Die angebotenen Objekte werden in dem Zustand versteigert, in dem sie sich im Augenblick des Zuschlags befinden.
Jede Haftung für Rechts- und Sachmängel wird vom Versteigerer wegbedungen. Der Versteigerer setzt voraus, dass sich ein Kaufinteressent vor der Versteigerung, während der Ausstellung, selbst von der Echtheit
und dem Zustand des Objektes überzeugt.
11.
Der Versteigerer hat, im Einverständnis mit der Gantleitung, das Recht, die Nummernfolge des Kataloges zu
ändern, einzelne Nummern wegzulassen, zu vereinigen oder zu trennen, Objekte zurückzuziehen und Gebote abzulehnen.
12.
Dem Versteigerer unbekannte Bieter werden ersucht, sich vor der Auktion auszuweisen. Der Versteigerer hat
das Recht, Sicherheiten und Referenzen von unbekannten Bietern zu verlangen.
13.
Wenn ein schriftliches Gebot einen Widerspruch zwischen Nummer und Stichwort des Kataloges enthält, erachtet der Versteigerer die angegebene Nummer als massgeblich. Schriftliche Gebote sind spätestens 24 Stunden vor dem Beginn der Versteigerung einzuliefern (persönlich, postalisch, per Fax oder per Mail), ansonsten
der Versteigerer keine Gewähr für die ordnungsgemäße Bearbeitung und Berücksichtigung des schriftlichen
Gebotes übernehmen kann.
14.
Gebote können nur mit einer Bieternummer abgegeben werden und müssen im Minimum 70% des im Auktionskatalog angegebenen Schätzwertes betragen. Telephonisches Bieten ist einzig nach schriftlicher Anmeldung des Bietwunsches möglich, wobei die Anmeldung spätestens 48 Stunden vor dem Beginn der Versteigerung zu erfolgen hat. Der Versteigerer haftet nicht für das Zustandekommen und/oder das
Aufrechterhalten von Telekommunikationsverbindungen während der Versteigerung.
15.
Durch Abgabe eines Gebots anerkennt der Bieter explizit diese Versteigerungs-Bedingungen.
16.
Im Übrigen gelten die ortsüblichen Gantbedingungen. Die vorliegenden Versteigerungs-Bedingungen unterliegen Schweizer Recht. Erfüllungsort und ausschließlicher Gerichtsstand ist Basel-Stadt. Der Versteigerer
ist aber berechtigt, ein Verfahren vor jedem sonst zuständigen Gericht anhängig zu machen.
4
Besichtigung am Geschäftsdomizil
an der Rittergasse 33, CH-4051 Basel
nach Vereinbarung vom 5. bis zum 27. Oktober 2015
Besichtigung im Auktionslokal
Donnerstag, den 29. Oktober 2015 von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Versteigerung
Freitag, den 30. Oktober 2015
ab 10.00 Uhr
Nrn.1-125
Der »Schmiedenhof« liegt im Stadtzentrum in nächster Nähe
der Hauptpost und des Marktplatzes. Sie erreichen ihn vom
Bahnhof SBB aus mit der Trambahn Nr. 8 und vom Badischen
Bahnhof DB aus mit der Trambahn Nr. 6 (Haltestelle Marktplatz).
Gerne sind wir Ihnen bei der Reservation eines Hotelzimmers
behilflich.
Die Abbildungen und Zitate dienen lediglich der Orientierung
der Kaufinteressenten; sie stellen keine Veröffentlichungen im
Sinne des Urheberrechts dar. Alle Rechte an den zitierten Texten und den Abbildungen bleiben den Inhabern der Urheberrechte vorbehalten. Nachdrucke sind in jedem Falle genehmigungspflichtig. Die meisten Abbildungen sind verkleinert.
Photoarbeiten: Randall Cook, Basel
Katalogdruck: Druckhaus Müller GmbH, D-875305 Neuenbürg
5
1*
Biblia latina. Vermutlich französische Handschrift aus der zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts, mit schwarzer Tinte in winziger Schrift von einer Hand zweispaltig auf feinstes
Jungfernpergament geschrieben. 550 Bl. Kollation: i-xxxvii20, xxviii10. Blattgrösse: 193 x
123 mm; Schriftspiegel: 130 x 78 mm. 51 bis 59 Zeilen und Kopfzeile; diese rot-blau geschrieben. Durchgehend regliert. Mit Hunderten von in Rot und Blau eingemalten Initialen mit ausschlagendem Schmuck (teils den ganzen Schriftspiegel umfassend) und Tausenden von kleinen Initialen, ebenfalls in Rot und Blau. Die Kapitelanfänge mit römischen
Ziffern ebenfalls in Rot und Blau eingemalt, teils in den Seitenrändern. Brauner, blindgeprägter Lederband vom Beginn des 16. Jhs.; flacher Rücken mit fünf Bünden mit Streicheisenfileten und kleinen floralen Stempeln, die Deckel mit Rollenstempelbordüre (weibliche und männliche Halbfiguren), das grosse Mittelfeld mit dreieckigen ornamentalen
Stempeln und Streicheisenverzierungen; mit alten ledernen Schliessbändern mit Messingschliessen mit Oesen (Kapitale ausgerissen, berieben, einige wenige Wurmlöcher)
(CHF 75’000.00)
Überaus sorgfältig geschriebene Vulgata-Bibel, eine sogenannte »Perlbibel«, so genannt wegen der
minimalen Grösse der Buchstabenkörper, die nur etwa einen Milimeter ausmacht. Diese Art von
sehr handlichen und erstaunlicherweise auch recht gut lesbaren Bibeln kamen um 1200 in Paris
auf. Ebenfalls bezeichnend ist das ausserordentlich dünne und weisse Pergament, das für diese Bibeln benutzt wurde.
Mit zahlreichen zeitgenössischen Korrekturvermerken, diese teils angeschnitten.
7
Recht wenige Anmerkungen von späterer Hand durch den ganzen Band.
Am Fuss des fünften und des sechsten Blattes drei kleine Zeichnungen, die wohl von einem späteren Leser herrühren. Sie zeigen alle schematische Archen.
Die Innendeckel und Vorsätze ebenfalls völlig mit einem Index in roter und brauner Tinte beschrieben, ebenso die letzte Seite und das hintere Vorsatzblatt und der hintere Innendeckel.
TEXT
Fol. 1r: Prologus
Fol. 4r: Genesis: »In principio creavit deus…«
Fol. 24v: Exodus: »Hec sunt nomina filiorum…«
Fol. 42r: Leviticus: »Vocavit autem Moysen…«
Fol. 54v: Liber Numeri: »Locutus est Dominus…«
Fol. 71r: Deuteronomium: »Hec sunt verba…«
Fol. 86r: Josua: »Et factum est post mortem…«
Fol. 95v: Liber Judicium: »Post mortem Josue…«
Fol. 106r: Ruth: »In diebus unius iudicis…«
Fol. 108r: Samuel I: »Fuit vir unus…«
Fol. 123r: Samuel II: »Factum est autem…«
Fol. 134v: Liber Regum I: »Et rex David senuerat …«
Fol.148r: Liber Regum II: »Precaricatus est autem Moab…«
Fol.160v: Liber Paralipomenon I: »Adam Seth Enoc…«
Fol. 171v: Liber Paralipomenon II: »Comfortatus est ergo Salomon…«
Fol. 184v: Esra: »In anno primo Cyris regis…«
Fol. 187v: Nehemias: »Verba Nehemiæ filii Helchie…«
Fol. 197r: Tobias: »Tobias ex tribu et civitate…«
Fol. 200r: Judith: »Arphaxad itaque rex medorum…«
Fol. 205r: Esther: »In diebus Assueri…«
Fol. 209v: Hiob: »Vir erat in terra hus…«
Fol. 218v: Psalterium: »Beatus vir qui non abiit…«
Fol.243r: Liber Proverbiorum: »Parabole Salomonis filii David…«
Fol. 250v: Ecclesiastes: »Verba ecclesiastes filii David…«
Fol. 253r: Cantica canticorum: »Osculetur me osculo…«
Fol. 254v: Liber Sapientiae. »Diligite justitiam qui…«
Fol. 260v: Sirach: »Multorum nobis et magnorum…«
Fol. 276r: Jesaias: »Visio ysaie filii Amos…«
Fol. 295r: Jeremias: »Verba ieremie filii elchie…«
Fol. 318v: Lamentationes: »Quomodo sedet sola civitas …«
Fol. 320v: Baruch: »Et hec verba libri…«
Fol. 324v: Ezechiel: »Et factum est in tricesimo anno…«
Fol. 348r: Daniel: »Anno tertio regni ioachim…«
Fol. 356v: Hosea: »Verbum Domini quod factum est…«
Fol. 360r: Joel: »Verbum Domini quod factum est…«
Fol. 361v: Amos: »Verba Amos qui fuit in pastoralibus…«
Fol.364r: Abdias: »Visio abdiae hoc dicit…«
Fol. 364v: Jonas: »Factum est verbum…«
Fol. 365v : Micha: »Verbum Domini quod factum…«
Fol. 367v: Nahum: »Onus ninive liber visionis…«
Fol. 369r: Habakuk: »Onus quod vidit abacuc…«
Fol. 370r: Sophonias: »Verbum Domini quo factum…«
Fol. 371v:Aggeus: »In anno secundo Darii regni…»
Fol. 372r: Zacharias: »In mense octavo anno secundo…«
Fol. 376r: Malachias: »Onus verbi Domini ad israel…«
Fol. 377v: Maccabi I: »Factum est postquam percussit…«
Fol. 390v: Maccabi II: «Fratribus qui sunt per egyptum…«
8
Fol. 400v: Matthäus: »Liber generationis ihesu christi…«
Fol. 414v: Markus: »Initium sancti evangelii ihesu christi…«
Fol. 423r: Lukas: »Quoniam quidem multi coronati sunt…«
Fol. 438v: Johannes: »In principio erat verbum…«
Fol. 450r: Ad Romanos: »Paulus servus ihesu christi…«
Fol. 455v: Ad Corinthios: »Paulus vocatus apostolus…«
Fol. 464v: Ad Galathas: »Paulus apostolus non ab hominibus…«
Fol. 466v: Ad Ephesos: »Paulus apostolus ihesu christi…«
Fol. 468v: Ad Philipenses: »Paulus et Thimotheus servi…«
Fol. 469v: Ad Colocenses: »Paulus apostolus ihesu christi…«
Fol. 471r: Ad Thessalonicenses: »Paulus et Silvanus et Thimoteus…«
Fol. 473r: Timotheus: »Paulus apostolus ihesu christi…«
Fol. 475v: Titus: »Paulus servus dei apostolus…«
Fol. 476v: Philemon: »Paulus vinctus christi ihesu…«
Fol. 476v: Ad Hebreos: »Multipharie multisque modis…«
Fol. 481r: Acta Apostolorum: »Primum quidem sermonem…«
Fol. 496v: Jacobus: »Jacobus ihesu christi servus…«
Fol. 497r: Petrus: »Petrus apostolus ihesu christi…«
Fol. 500r: Johannes: »Quod fuit ab inicio…«
Fol. 502r: Judas: »Judas ihesu servus…«
Fol. 502v: Apocalypsis: »Apocalypsis ihesu christi..«
ERHALTUNG
Der weisse Unterrand des ersten
Textblattes abgeschnitten.
Schwache Feuchtigkeitsspur am
Oberrand durchgehend, teils mit
leichten Verwischungen bei den
Kopfzeilen. Mit den üblichen originalen Löchern vom Spannen
des unglaublich feinen Pergaments. Einige Blätter mit kleinen
Einschnitten und Ausschnitten.
Einige Wurmlöcher zu Beginn
und am Ende im unteren Rand.
Die obere Ecke schräb abgeschnitten.
9
2*
10
Handschriftenfragment. – Einzelblatt aus einem Missale, auf den Text »[ce]li doctor venerande in odoris mira fragrancia populorum currit frequencia ubi passim christi clemencia sana reddit membra languencia sidus quondam oppressum nebula veri solis pandunt miracula gemma [sub
terra latuit despecto iacens…]«. 1 Einzelblatt Pergament gr.-fol., beidseitig beschrieben, mit
7 Notensystemen mit vier Zeilen, die Linien in Rot gezogen, die Hufnagelnoten mit
schwarzer Tinte geschrieben. Mit einer in drei Farben gemalten grossen Initiale und vier
kleineren Initialen in Rot und Blau. Wohl Mittelitalien (Bologna ?), gegen 1400.
(CHF 750.00)
3*
Horae Beatae Mariae Virginis. Illuminierte lateinische Handschrift auf Pergament. Nordfrankreich (vielleicht Paris), letztes Viertel des 15. Jh. 126 Bl., die ersten 12 Bl. mit dem Kalender. Kollation: i-ii6, iii8, iv10[von 12; blanke 11 und 12 weggeschnitten],v-vi8, vii10[von 12; blanke 11 und 12 weggeschnitten], viii-ix8, x6, xi-xvi8. Blattgröße: 170 x 120 mm; Schriftspiegel: 97 x 70 mm.
Siebzehnzeilig, einspaltig mit dunkelbrauner Tinte beschrieben. Fol. 22v und 23r/v original weiss. Durchgehend mit roter Tinte regliert. Mit 12 grossen Miniaturen (ca. 90 x 60
mm) mit halbrund geschlossenen Bogen über grossen, über vier Zeilen gehenden illuminierten Initialen, und 2 kleineren Miniaturen. Alle Textseiten mit Bordüren an der Aussenseite in der Höhe des Schriftspiegels; diese Bordüren aus locker stehenden Akanthusranken, Blumen und Früchten, teilweise mit Flüssiggold gemalt. Die Seiten mit den
Miniaturen mit Bordüren auf allen vier Seiten; diese Bordüren mit denselben Akanthusranken, Blumen und Früchten, jedoch erheblich reicher ornamentiert, teilweise über farbig oder mit Flüssiggold gemusterten Gründen. Mit zahlreichen über eine oder zwei Linien geschriebenen, alternierend mit Flüssiggold und mit Blattgold verfertigten Initialen,
alternierend auf blauem und rotem Grund. Hübsche, blau und mit Flüssiggold gezeichnete Zeilenfüller. Auf den letzten ehemals weissen Seiten (fol. 125v und 126r) Gebeteintragungen in brauner Tinte von einem zeitgenössischen Vorbesitzer, dabei zwei Zeilen in
Französisch. Lederband des 18. Jhs. mit goldgeprägten Rückentitel (»Heures«), die Deckel
mit Teilen eines Einbandes des 16. Jhs. mit prachtvoller goldgeprägter Mittelarabeske bezogen; gepunzter Goldschnitt (berieben und bestossen, unteres Gelenk und Rückdeckel
mit Wurmfraßspur).
(CHF 48’000.00)
Vollständiges Stundenbuch, geschrieben für einen Mann, wohl aus einem Pariser Atelier aus dem
letzten Viertel des 15. Jhs., mit reichem Bild- und Bordürenschmuck.
11
TEXT
Kalender mit Heiligennamen in brauner und roter Tinte, ohne speziell auffällige Heiligennamen
(fol. 1r)
Evangelienperikopen nach Johannes (fol. 13r, mit kleiner Miniatur im Rand, ca. 40 x 24 mm), Lukas
(fol.14v), Matthäus (fol. 15v) und Markus (fol. 17r)
»Obsecro te« für männlichen Gebrauch (fol. 18r, mit kleiner Miniatur, 45 x 38 mm, im Text)
Horae BMV (fol. 23v)
Ad Laudes (fol. 39v)
De cruce (fol. 49r)
Ad tertiam (fol. 57r)
Ad sextam (fol. 61r)
Ad nonam (fol. 65r)
Ad vesperam (fol. 69r)
Ad Completorium (fol. 73r)
Pro Octava (fol. 79r)
Litanei (fol. 90v)
Officium defunctorum (fol. 95r)
ILLUMINATION
1. Fol. 13r (in der Bordüre) Johannes der Evangelist mit dem Adler in einer Landschaft, im Hintergrund eine Burg.
2. Fol. 18r (im Text): die gekrönte Maria mit dem Kind auf ihrem Arm.
3. Fol. 23r: Mariae Verkündigung; die Jungfrau kniet unter einem rot-grün ausgelegten Baldachin
zur Linken, rechts der sich beugende Engel Gabriel, darüber in einem goldenen Strahlenbündel die
Taube des Heiligen Geists; der Fonds des unbestimmt gelassenen Raums mit einem blauen, liliengeschmückten Behang. Die Bordüre mit alternierend blau, rot und mit Flüssiggold gemalten geschwungenen Dreiecken, in den Ranken Erdbeeren und verschiedene Blumen.
4. Fol. 39v: Visitatio; links Maria, rechts Elisabeth, im Hintergrund eine Schlossarchitektur.
5. Fol. 49r: Kreuzigung; die Schmerzensmutter links vom Kreuz, rechts vom Kreuz Johannes. In
den Bordüren mit Flüssiggold ausgemalte Herzen.
6. Fol. 56r: Taufe Christi; Jesus im Jordan in der Mitte, rechts der Apostel Johannes der Täufer, links
der Engel mit dem Tuch, über der Szene die Taube des Heiligen Geistes; im Hintergrund rechts ein
steiler Berg mit Burg. Die Bordüre mit in Flüssiggold ausgemalten Streifenmotiven, in den Ranken
Blumen und Trauben.
7. Fol. 51r: Geburt Christi; die Szene vor dem Stall in Bethlehem, links die knieende Maria, rechts
Joseph, in ihrer Mitte auf dem Boden das Kind, dahinter Ochs und Esel. In der Bordüre mit Flüssiggold ausgemalte Herzen, darin verschiedene Blumen.
8. Fol. 57r: Verkündigung an die Hirten; in einer hügeligen Landschaft mit Fluss angesiedelt. Vorne
links ein stehender Hirte, rechts vor ihm sein Hund, dahinter die Schafherde; auf einem Hügel sitzend ein weiterer Hirte. Im Himmel die Erscheinung des Engels mit der Banderole. Im Hintergrund eine Stadt auf einem Berg. Die Bordüre mit Akanthus- und Blumenranken sowie Erdbeeren.
9. Fol. 61r: Anbetung der Hl. Drei Könige; Maria links vor dem Stall sitzend, das Kind auf dem
Schoss. Von rechts nähern sich die Drei Könige; im Hintergrund Stadt auf einem Berg. Die Bordüre mit Akanthus, Blumenranken und Trauben und Beeren.
10. Fol. 65r: Darbringung im Tempel; am rechten Rand die knieende Maria, links der Priester unter
einem roten Baldachin hinter dem weiss gedeckten Altar, das Kind auf diesem liegend. Die Bordüre mit Akanthus und verschiedenen Beeren, in der Initiale Trauben.
11. Fol.69r: Die Flucht nach Ägypten; Joseph führt den Esel auf einem Weg nach links, Maria sitzt
mit dem Kind auf dem Esel; darüber und über einem Baumstumpf fliegend ein teuflisches Wesen;
im Hintergrund ein steiler, burgbewehrter Berg. Die Bordüre mit Akanthus und Blumenranken.
12. Fol. 73r: Marienkrönung; rechts kniet Maria vor dem unter einem roten Baldachin sitzenden
Gottvater; rechts hinter Maria ein Engel, der ihr die Krone aufs Haupt setzt. Die Bordüre mit Kreisen besetzt, in diesen Blumen und Trauben, der Fonds mit Akanthusranken.
13. Fol. 79r: Bathseba; im Vordergrund links die bis zu den Knieen im Wasser stehende Bathseba,
12
13
rechts, vor seinem Palast, König David. Die Bordüre zeigt ein Muster von alternierend rot, blau,
braun und mit Flüssiggold ausgemalten Trapezen, besetzt mit verschiedenen Blumen und Beeren.
14. Fol. 95r: Eine Totenmesse; im Hintergrund links schwarzgewandete Trauernde, vor ihnen der
mit einem blauen Tuch verdeckte Sarg, rechts davon, hinter einem Stehpult – auf dem ein geschlossenes Buch liegt – drei Priester beim Singen der Liturgie. Die intrikate Bordüre mit geschwungenen Vierpässen, mit Blumenranken besetzt.
ERHALTUNGSZUSTAND
Durchgehend etwas fingerfleckig. Eine Anzahl von Bereibungen im Text durch den ganzen Band
(fol. 26v, 47v, 53r, 58v, 59r, 62v, 63r, 67r, 76r, 80r, 81v, 82r, 83v, 84r, 85v, 88r, 89v, 90r, 91v, 92r, 93v, 94r,
96r, 97v, 98r, 99v, 100r, 101v, 105v, 106r, 107v, 108r, 109v, 110r, 111v, 112r, 113v, 114r, 115v, 116r, 117v,
118r, 119v, 120r, 121v, 122r). Vereinzelt kleine Verwischungen bei den Bordüren (fol. 34v, 49r). Das
Weihnachtsbild (fol. 51r) stark beeinträchtigt, vermutlich durch Küssen der Kindsdarstellung.
Fol.104v und 105r mit hässlichem Wachsfleck (?), der Fleck zieht sich am Schnitt etwas weiter, auf
fol.116v und 117r, 119v und 120r sowie 123v und 124r tritt er erneut aber weniger gross, aber doch
sehr störend auf.
14
4*
Petrarca, Francesco. [Trionfi, mit Kommentar von Berardo Glicino]. (Am Schluss:) Bologna, [Ugo Ruggeri und Donnino Bertocchi], 27. April 1475. Fol. Römische Type, 47 Zeilen;
einspaltig gedruckt. 240 handschriftlich römisch fol. Bl., 3 unnum. Bl. Register (ohne Lagenzählung; Fragmente der handschriftlichen Lagenzählung am Unterrand auf einigen
Blättern; ohne das weisse Blatt am Schluss des Registers; Fol. CCXXVIII und CCXXIII
beim Binden vertauscht). Mit einer mit Gold gehöhten Bordüre auf dem ersten Textblatt,
einer weiteren illuminierten Bordüre am Unterrand des zweiten Textblattes und 14 reich
mit Gold gehöhten und mit ausschlagendem Bandwerk illuminierten Initialen. Roter, vermutlich englischer Lederband des 18. Jhs. auf sechs Bünden mit goldgeprägtem Rückentitel und reicher Rückenvergoldung, Deckel mit breiten goldgeprägten Bordüren, ornamentalen Steh- und Innenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen
(berieben und etwas bestossen).
(CHF 90’000.00)
ISTC ip0030000. GKW M31680. Goff P-380.
ISTC und Goff weisen den 1476 gedruckten »Canzoniere« als zweiten Teil dieser Ausgabe der »Trionfi« aus, GKW hingegen führt die »Trionfi« als eigenständigen Druck auf.
Bis auf ein weisses Blatt vollständiges Exemplar. Die Erstausgabe der »Trionfi« ist 1470 in Venedig
erschienen.
Die »Trionfi« entstanden seit 1351
und sind nebst dem »Canzioniere«
das einzige in Italienisch geschriebene Dichtwerk Petrarcas (13041374). »Molti problemi pone anche
l’altra opera volgare del P., i Trionfi, di quali non si possiede una redazione definitiva e di quali è incerta anche la collocazione
cronologica: forse il poeta li compose durante l’ultimo soggiorno
avignonese. Essi sono un poema
didattico-allegorico in sei parti: il
trionfo dell’Amore, il trionfo della
Pudicizia, il trionfo della Morte, il
trionfo della Fame, il trionfo del
Tempo e, infine, il trionfo dell’Eternità o Divinità. Il P. descrive una
sua visione, in cui, guidato da un
personnaggio sulla cui identità non
si è concordi, vede vari personaggi
storici sfilantivinti, dietro il carro
trionfale di Amore, come negli antichi trionfali militari romani … I
Trionfi rappresentano un ripiegamento del poeta, sui temi, a lui
sempre presenti, della vanità degli
affetti, dell’inconsistenza dei diletti
umani, dell’inutilità persino della
sapienza umana, che pure è esaltata in diverse pagine dell’opera«
(Dizionario enciclopedico della letteratura italiana, IV, S.340).
15
Der bildliche Schmuck des Exemplars ist
sehr bemerkenswert und qualitätsvoll. Das
erste Textblatt mit der Widmung an Borso
d’Este weist am Fuss drei mit Lorbeerkränzen besetzte Rundschilder auf, von denen
die seitlichen Hasen in einer schönen Berglandschaft zeigen, das mittlere ein Wappen
mit gekreuzten Faszien und vier Lilien. Die
Initiale »P« ist auf rotem Grund und weist
ein sehr schönes Männerportrait auf. Am
Fuss des zweiten Textblattes findet sich die
Darstellung zweier auf Ästen sitzenden
Pfauen, die ein Mittelmotiv mit Füllhörnern und einem Heiligenportrait im Profil
flankieren. Die illuminierten Initialen
zeichnen sich aus durch ihr intrikates Bandwerk. Ausserdem finden sich auf drei Blättern Vorzeichnungen für nicht ausgeführte
Bordüren (LVI, CXV, CCXIII) in Bleistift.
Bei vierzehn Blättern ist der breite untere
Rand durch neuere Papierstreifen ersetzt –
vermutlich befanden sich dort alte Bibliotheksstempel, wie sie sich auf der Rückseite des ersten und der Vorderseite des zweiten Blattes finden. Ärgerlicher Weise sind
diese Papierstreifen bei allen jenen Blättern
zu finden, die illuminierte Initialen aufweisen! Bei fol. CCVII und CCXL ist die unterste Zeile davon betroffen. Die letzten 20
Blätter weisen im Falz unterschiedlich grosse alte Ausbesserungen mit Papierstreifen
aus. Einige Randeinrisse, die ersten zwanzig Bl. am Aussenrand unten etwas abgeschafft. Durchgehend etwas finger- und
teils etwas schmutzfleckig.
Auf einem Vorsatzblatt handschriftlicher
Eintrag von Baron Per Hierta mit Verweis
darauf, dass das Exemplar aus der Sammlung von Lord Sunderland stamme.
16
5*
Henricus de Segusio, genannt Hostiensis. [Summa Hostiensis super Decretalibus, Teile
III und IV (von V Teilen) in einem Band]. (Auf dem letzten Blatt:) Augsburg, Ludwig Hohenwang, ohne Datum (= 1477). Fol. Gotische Type für den Text, mit römischen Initialen,
33 Zeilen. 459 unnum. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.; ohne Lagenzählung; das erste Blatt
weiss, 287 bedruckte, unnumerierte Blätter, 1 weisses Blatt, 170 bedruckte, unnumerierte
Blätter; ohne das letzte weisse Blatt). Mit zwei Textholzschnitten. Guter zeitgenössischer
Lederband auf drei Bünden und über dicken Holzdeckeln, Rücken mit Streicheisen-Gitterwerk, die Deckel mit Streicheisenfileten und Einzelstempeln (Lamm Gottes, florale
Stempel), der Seitenschnitt mit zwei in Farben gemalten Wappen (berieben; ohne die alten
Messingschliessen; Kapitale ausgerissen; Fehlstelle im Bezug des Rückdeckels).
(CHF 25’000.00)
ISTC ih00043000. GKW 12232. BMC II 359 (IB 6164). Goff H-43 (5 Exemplare, davon 4 inkomplett).
Nicht bei Schreiber.
Zweite Ausgabe von Henricus de Segusios »Summa«, die erste nördlich der Alpen gedruckte;
zuvor 1473 in Rom erschienen.
17
Heinrich aus Susa, der wohl aus
der Familie Bartolomei stammte,
ist einer der bedeutendsten Kanoniker des 13. Jh. Er wurde um
1200 im piemontesischen Susa
geboren. Nach seiner Ausbilung
zum Juristen an der Universität
von Bologna, unterrichtete er an
der Sorbonne und später in England. König Heinrich III. bediente
sich seiner Dienste für eine diplomatische Mission bei Papst Innozenz IV. Später wurde er Bischof
von Sisteron (1244) und Erzbischof von Embrun in den französischen Alpen (1250); 1262 wurde
er zum Kardinal von Ostia und
Velletri erhoben, daher rührt sein
Beiname »Hostiensis«.
Seine »Summa super titulis Decretalium« schrieb er zwischen
1250 und 1261, also während seiner Zeit in Embrun. Sie trug ihm
den Ehrentitel »Monarcha juris,
lumen lucidissimum Decretorum« ein. Die »Summa« wurde
auch als »Summa aurea« bezeichnet. Sie blieb bis weit ins 17. Jh.
populär wegen ihrer Brauchbarkeit. Im 15. Jh. erschienen nach
der Römer Erstausgabe und der
vorliegenden Zweitausgabe noch
fünf weitere Ausgaben: eine in
Strassburg (1478-79) und vier in
Venedig (1480-1498).
Ausgezeichneter Druck aus einer der seltensten frühen Augsburger Pressen. Ludwig Hohenwang
betrieb seine Druckerei in Augsburg einzig in den Jahren 1476-1478, wobei er die meisten seiner
wenigen Drucke nicht datierte. Komplette Exemplare mit allen fünf Teilen haben sich nur sehr wenige erhalten, die meisten bekannten Exemplare sind wie das vorliegende Teilexemplare. ISTC verzeichnet alles in allem nur 57 Exemplare, von denen die meisten unvollständig sind. Im Handel
kann ich nur drei Exemplare nachweisen: ein vollständiges im Katalog 40 von Jacques Rosenthal
in München (1904), ein unvollständiges (Teile II-V) in den Katalogen 209 (1927) resp. 220 (1929) von
Gilhofer und Ranschburg in Wien, sowie ein unvollständiges Exemplar bei Sotheby’s (1929, nur
Teil I).
Die beiden Holzschnitte – sie zählen zu den frühesten Augsburger Buchholzschnitten – zeigen
beide Stammbäume, der erste zeigt die »Namensschilder« auf eine gekrönte Frauenfigur montiert,
der zweite ist als wirklicher Baum gestaltet, an dessen Fuss sich ein Menschenpaar trifft.
Sehr breitrandiges Exemplar. Einige wenig störende Wurmlöcher und Wurmspuren am Oberrand
beinahe durch den ganzen Band, am Unterrand durch die letzten ca. 50 Blätter. Feuchtigkeitsspur
am Oberrand in zwei Dritteln des Bandes.
Trotz einiger Schäden ausgezeichnetes Exemplar, in seinem ersten Einband und mit schöner
Schnittbemalung.
18
6*
Michael Scotus. De procreatione et hominis phisionomiae. [Venedig, Jacobus von Fivizzano] 1477. 4°. Römische Type; 23 Zeilen. 77 nn. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.; Lagenzählung: a10, b-h8, i6, k1-5). Gesprenkelter Kalblederband des 18. Jhs. mit Rückenvergoldung
(Kapitale etwas ausgerissen, Deckel fleckig und etwas verzogen).
(CHF 24’000.00
Editio princeps. – ISTC im00551000. GKW M23301. BSB Ink M-376. Goff M-551. Klebs 899.1.
Michael Scotus war ein Astronom, Philosoph und Mathematiker, der im 12. und 13. Jh. lebte, dessen genaue Lebensdaten jedoch unbekannt sind; angeblich soll er aus Balwearie in Fifeshire stammen. Nach Studien in Paris, Bologna und Palermo liess er sich in Toledo nieder. Das noch stark arabisch geprägte Toledo war einer der wichtigen Orte der Vermittlung arabischen Wissens in die
westliche Welt. Michael übersetzte dort arabische und aristotelische Schriften. Dante besingt Michael im 20. »Canto« seiner »Commedia«: »Quell’altro che ne’ fianchi è cosi poco, / Michele Scoto
fu, che veramente / de le magiche frode seppe’l gioco«(V.115ff.; »Den du mit magern Hüften dort
siehst schreiten /Michael Scotus war es, sehr behend / im Zauber und im Gaukelspiel vor Zeiten«).
Michael Scotus schrieb den »Liber physiognomiae« – »scientia cuius est multum tenenda in secreto eoque est magnae efficaciae, continens secreta artis naturae, quae sufficiunt omni astrologo« –
auf Geheiss von Kaiser Friedrich II. Barbarossa. Das erste Buch ist ganz medizinisch, es handelt von
den Geschlechtsunterschieden, dem Geschlechtsverkehr, der Schwangerschaft, in seinen letzten
Kapiteln von den Tieren. Das zweite Buch behandelt die Komplexionen und ihre Anzeichen in den
Träumen, das dritte die physiognomische Ausdeutung der menschlichen Gestalt von den Haaren
bis zu den Zehen.
»He was one of the greatest thirteenth-century scholars, and is represented on our list by Physiognomia, printed at Venice, 1477, by Jacobus of Fivizzano. It at once became a popular book and was
frequently reprinted before the end of
the century, though not before 1480.
There is a good deal more in it than
physiognomy, and in the section on
generation he has some very plain remarks on the choice of a wife,
propably appropriate and intentional,
as it is said to have been written as a
gift to Frederick II on the occasion of
his marriage. The physiognomy is interesting, and has some observations
on the temperaments and on the significance of dreams in persons of different complexions with which Freud
and the modern advocates of incubation sleep would sympathize« (Osler,
Incunabula Medica, 124).
Gutes Exemplar. Eine Seite mit (am
Rande geringfügig angeschnittenen)
«Weiserhändchen«, eine Seite mit in
etwa zeitgenössischer Annotation am
Kopf (»In hoc sig(na)to In Aliquo
m(em)bro Non Confidat«). Durchgehend, speziell die Ränder geringfügig
fleckig oder leicht gebräunt. Fliegende Vorsatzblätter mit Wurmlöchern.
Besitzeintrag Per Hierta auf einem
fliegenden Blatt.
19
7*
20
Dante Alighieri. Divina Commedia. (Mit Kommentar von Cristoforo Landino und Würdigung Dantes durch Marsilio Ficino). (Auf dem letzten bedruckten Blatt:) Florenz, Niccolo di Lorenzo, 30. August 1481. Fol. Römische Type, Kommentar um die Verse gedruckt;
57 bis 60 Zeilen (inkl. Kopfzeile). 361 unnum. Bl. (statt 372 Bl.; Prooemium: 10 statt 14 Bl.,
ohne das erste und letzte weisse Bl. und ohne das erste und achte bedruckte Blatt; Inferno: 153 Bl. statt 154, ohne das erste weisse Bl.; Purgatorio: 107 Bl. statt 108, ohne das erste
weisse Bl.; Paradiso: 91 statt 96 Bl., ohne die beiden bedruckten Bl. 85/86[L1-2] und die letzten drei weissen Bl.). Mit einer in Rot und Schwarz eingemalten grossen Initiale zu Beginn
des ersten Canto und zwei in den Text eingedruckten Kupferstichen (wiederholt) zu Beginn des zweiten und dritten Cantos. Pergamentband des späten 19. Jhs. Mit goldgeprägtem Rückenschildchen (dieses lädiert).
(CHF 28’000.00)
ISTC id00029000. GKW 7966. BMC VI, 628. Goff D-29. Mambelli 2311.
Erste in Florenz gedruckte Commedia-Ausgabe, die erste mit dem sehr umfangreichen
Kommentar von Cristofor Landino und der »Gratulatio« von Marsilio Ficino. Wie üblich
nur mit zwei in den Text gedruckten Kupferstichen. Bis auf vier Textblätter und die weissen Blätter vollständiges Exemplar.
»Niccolo di Lorenzo of Florence is the only printer thus far encountered that did not
abandon copper engraving after the first attempt. He conceived the idea of the first illustrated Dante. At the head of each of the one hundred cantos he planned for an engraving. A magnificent folio resulted, but the illustrations give an almost perfect picture of
the difficulties which he was not able to surmount. Of the one hundred engravings contemplated, only nineteen were finished. No copy is known to-day in which more than
three of these are printed on the same page with the text, but in the bottom margin of the
page – simply because the printer in setting up the type had forgotten to leave space for
it! To-day, we invariably find it badly cropped. The balance of the nineteen engravings –
and only a ferw copies contain this full number – are always pasted in. Some authorities
have endeavoured to relate the engravings to Botticelli’s designs, and to attribute them
to the Florentine engraver Baccio Baldini. The discovery of a real series of Botticelli
drawings for Dante, now at Berlin, which must be dated after 1490, has made rather
short shrift of this theory.« (Philip Hofer, Early Book Illustration in the Intaglio Medium,
I, in: Print Collector’s Quarterly vol. 21, No. 1, 1934, S. 218ff.).
«In most copies only the first and second plates are printed on the book’s own paper, the
others being ommited altogether or separately printed and pasted on their places. In a
few, of which this is one, the plate for Canto II is repeated at the head of Canto III. These
illustrations influenced those of the Brescia and Venice editions of 1488 and 1491.« (Katalog Dyson Perrin, No. 23). Das vorliegende Exemplar weist dieselbe Eigentümlichkeit
auf.
Das vorliegende Exemplar wurde zu Beginn des 20. Jhs. mit 22 Faksimiles der originalen Kupferstiche versehen.
Sehr reizvoll ist an diesem Exemplar, dass die im Druck fehlenden Verse – die mit grossem Aufwand gemachte Ausgabe ist nicht sehr zuverlässig! – von einer zeitgenössischen
Hand ergänzt wurden (Inferno Canto VI drei Verse, Canto XXX vier Verse; Purgatorio
Canto XXXII sechs Verse und Paradiso Canto XVI vier Verse).
Eine weitere Eigenheit dieses Exemplars ist, dass die Recto-Seite des zweiten Blattes des
Purgatorio nicht bedruckt, die Verso-Seite hingegen korrekt bedruckt ist.
Durchgehend fingerfleckig, ebenfalls zahlreiche Bräunungen und schwacher Stockflekkenbefall. Das erste vorliegende Blatt stark fleckig, im Falz verstärkt und mit einigen Löchern. Einige weitere Blätter des Prooemiums im Falz verstärkt. Der Unterrand des ersten Blattes des Inferno weggeschnitten und durch ein Faksimile des originalen
Kupferstiches ersetzt; aussderdem Riss, im Falz unterlegt. Eine Reihe weiterer Blätter
mit alten Ausbesserungen in den Rändern und an den Ecken.
Auf einigen Blättern Besitzeintrag »Ex libris Nuti« oder »Io Franco Nuti«; ein Francesco Nuti gehörte zu den Spendern für das Dante-Monument in Santa Croce in Florenz.
21
Das apostolische Glaubensbekenntnis in deutscher Erstausgabe
Im originalen Ketteneinband
8
Erklärung der zwölf Artikel des christlichen Glaubens. [Beginnend am Kopf des ersten
Blattes verso:] In disem buoch findet der andechtig mensch ein gar nutzperliche materi.
die ym wol dienet zuo dem hail seiner sele. Wann da ist begriffen ein lobliche andechtige
vnd kunstreiche erklerung der zwoelff artickel des cristenlichen glaubens. mit schoenen
fragen vnd leren. als der fleissig leser wol erkunden mag]. (Auf dem letzten Blatt:) Ulm,
Konrad Dinckmut, 21. August 1485. Kl.-fol. (ca. 255 x 185 mm). Gotische Type, einspaltig
gedruckt; 35 Zeilen und Kopfzeile. 162 unnum. Blätter (Lagenzählung: [4], A-t8, v6). Mit 12
blattgrossen Holzschnitten in Altkolorit sowie 13 ebenfalls alt handkolorierten Holzschnittinitialen (ca. 42 x 42 mm). Durchgehend rubriziert und mit in Rot eingemalten Initialen. Halblederband d.Z. über dicken Eichenholzdeckeln, der Lederbezug mit Streicheisenverzierungen und Einzelstempeln (Kreuze, florale Elemente), Messingschliesse, an
der Oberkante des Rückdeckels die schmiedeiserne Kette mit sieben Gliedern (Schäden
am Lederbezug alt restauriert; Brandspuren am Oberrand des Vorderdeckels).
(CHF 350’000.00)
ISTC ie00102000. GKW 09379. BM II, 534 (IB 9348). Goff E-102. Schreiber 4106.
Erste und einzige typographische Ausgabe des 15. Jhs; zuvor waren drei (lateinische) Versionen als
Blockbücher erschienen.
22
23
Das apostolische Glaubensbekenntnis ist das grundlegende christliche Bekenntnis, das seinen Ursprung im vierten Jh. hat. Nach katholischem Ritus besteht es aus zwölf Artikeln. Diese sind hier
in lateinischer Version an den Beginn der deutschen Auslegungen gestellt. Gegenüber dem Anfang
stehen die blattgrossen Holzschnitte, die alle ähnlich aufgebaut sind und sich an die Darstellungen
der Blockbücher anlehnen. Auffällig sind die Landschaftsgründe, in die die Szenen gestellt sind.
a) »Credo in deum patrem omnipotentem creatorem celi et terre«
Der (ununterteilte) Holzschnitt zeigt Gott als Schöpfer mit dem Weltall und dem himmlischen Jerusalem in der Mitte, darunter einen Propheten und den Hl. Petrus.
b) »Et in ihesum cristu(m) filiu(m) eius unicu(m) d(ominu)m nostru(m)«
Der (in zwei Teile unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Taufe Christi im Jordan, unten den Propheten und den Hl. Andreas.
c) »Qui conceptus e(st) de sp(irit)u sancto natus ex maria v(ir)gine«
Der (in drei rechteckige Teile) unterteilte Holzschnitt zeigt oben die Verkündigung und das Weihnachtsbild, unten den Propheten und den Hl. Jacobus Maior.
d) »Passus sub Poncio Pylato crucifixus mortuus et sepultus«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Kreuzigung und Grablegung, unten den Propheten und den Hl. Johannes Evangelista.
e) »Descendit ad inferna tercia die resurrexit a mortuis«
Der (in drei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben Christus in der Vorhölle und die
Auferstehung, unten den Propheten mit dem Hl. Thomas.
f) »Ascendit ad celos sedet ad dexteram dei patris omnipotentis«
Der (in drei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Himmelfahrt Christi sowie
Gottvater und Christus als Weltenrichter, unten den Propheten und den Hl. Jacobus Minor.
g) »Inde venturus e(t) iudicare vivos et mortuos«
Der (in zwei Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das Weltgericht mit Christus in der Mandorla, unten den Propheten und den Hl. Philipp.
h) »Credo in spiritum sanctum«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das sehr schöne Pfingstbild mit
Maria in der Mitte, unten den Propheten mit dem Hl. Bartholomäus.
i) »Sanctam ecclesiam catholicam«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Sancta Ecclesia, davor sieben knieende Heilige, unten den Propheten mit dem Hl. Matthäus.
j) »Sanctoru(m) communione(m) remissione(m) peccatoru(m)«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Vergebung der Sünden
durch den auf einem Thron sitzenden Priester, unten den Propheten und den Hl. Simon.
k) »Carnis resurrectionem«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben die Auferweckung der Toten
durch zwei trompetende Engel, unten den Propheten und den Hl. Judas Thaddäus.
l) »Et vitam eternam Amen«
Der (in zwei rechteckige Felder unterteilte) Holzschnitt zeigt oben das ewige Leben mit Maria und
Jesus in der Mandorla, flankiert von einer heiligen Schar, unten den Propheten und den Hl. Mathias.
Die Holzschnitte sind die ersten greifbaren Werke eines bis heute anonym gebliebenen, wohl
Ulmer Künstler, der bis in die 90er Jahre aktiv war und für verschiedene Drucker bedeutende Illustrationsfolgen schuf. E. Weil, Der Ulmer Holzschnitt, 1923, S. 73f. bemerkt zum Stil und der Eigenart des von ihm »Meister der Glaubensartikel« getauften Holzschneiders: »Das System der xylographischen Blockbuchausgaben ist nur in der Grundidee übernommen, eine Beziehung zu einer
der drei erhaltenen Ausgaben desselben besteht nicht. Die ikonographische Bindung ist nur sehr
schwach, Propheten und Apostel, die früher mehr erinnernd und zeichenartig je eine kleine Ecke
in Halbfigur einnahmen, sind gewachsen und füllen als lebhaft diskutierende Männer die Hälfte
des Blattes, die Spruchbänder flattern ohne Text und haben nur dekorativen Wert. Die grossen
Holzschnitte – es ist nun auf den Vorgang Holls allgemein geworden, den Holzschnitt in der Grös-
24
25
se des Satzspiegels diesem gegenüberzustellen – und wirken etwas kahl … Weich und langgezogen legen sich seine Schraffen, und trotz des lebhaften Agierens der Hände der prophetischen
Männer, trotz der flatternden Spruchbänder wirken diese Schnitte windstill und leblos. Die strenge Einteilung in oben und unten des Schnittes, die Einfassung in exakte, parallele, gleich starke
Rahmenlinien, solche peinliche Sauberkeit unterstreicht nur diese Wirkung.«
Das Kolorit ist mit Rot, Grün, Blau (alle in zwei verschiedenen Tönen), Gelb und Ocker sehr reich.
Dieselbe Palette wurde für die Initialen verwendet. Einzelne Spruchbänder sind mit den Namen
der Apostel in Rot beschrieben.
Auf dem ersten Blatt der handschriftliche Kaufvermerk: »Das puoch kost mich viii Fl. 1503«. (NB: 9
Gulden waren damals in etwa der Preis für ein Pferd!).
Kleine, alte Ausbesserung im Rand des ersten Blattes. In den ersten vier Blättern im Unterrand
zwei kleine Wurmlöcher. Brandspuren an der Oberkante der meisten Blätter. Feuchtigkeitsspur in
den weissen Rändern in einem Grossteil der Blätter. Ausbesserung am Oberrand der letzten vier
Blätter (bedingt durch die Befestigung der Kette). Trotz der genannten Mängel ein äusserst ansprechendes Exemplar des überaus seltenen Buches, in seinem ersten und sehr schönen Einband mit
Kette.
Provenienz: Fairfax Murray – Jacques Rosenthal, München, Katalog 91, Nr.29.
26
27
9*
[Dante Alighieri. La Divina Commedia col commento di Cristoforo Landino]. (Auf dem
letzten Blatt:) Brescia, Bonino de Boninis, 31.III.1487. Fol. Römische Type; 64 Zeilen und
Kopfzeile; der Text einspaltig gedruckt, der Kommentar um den Text gedruckt. 292
unnum. Bl. (statt 310; Lagenzählung: a2-3 und 6-7, b1-7, c-i8, k1,3-4 und 6, l-o8, p1-4 und 6-8, q8, r1-5 und
7-8, aa-mm8, nn4, A6, B8, C-K6, L2-3 und 4-5). Mit 63 (statt 68) Holzschnitten und einer Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt. Pergamentband des 19. Jhs. mit goldgeprägten Rückenschildchen und etwas dekorativer Rückenvergoldung (geringfügig berieben
und bestossen).
(CHF 8’000.00)
ISTC id00031000. GKW 7968. Goff D-31.
Wahrlich kein gutes Exemplar der ersten mit Holzschnitten illustrierten »Divina Commedia«, einer
der berühmtesten frühen italienischen Holzschnittfolgen. Die Holzschnitte sind bis auf einen alle
blattgross und mit schwarzgrundigen dekorativen Bordüren eingefasst. Die einzige frühere illustrierte Dante-Ausgabe ist die angeblich von Botticelli mit Kupferstichen illustrierte Florentiner
Ausgabe von 1481 (s. Nr.7). Die sehr ausdruckstarken und häufig von einem »horror vacui« geprägten Holzschnitte sind eigentümlich primitiv und illustrieren das »Inferno« und das »Purgatorio« – und mit einem einzigen Holzschnitt vor dem ersten Canto das »Paradiso«.
Aus mindestens zwei Exemplaren zusammengesetztes Exemplar. Es fehlen die ersten 8 Blätter mit
dem Register, dem einführenden Kommentar von Cristoforo Landino und dem Vorwort von Mar-
28
silio Ficino. Anstelle des ersten Holzschnittes ist Blatt b8 mit Holzschnitt eingebunden. Ein Holzschnitt (m7) mit Eckausriss unten, ein Textblatt (p4) mit grossem Textausriss oben. Einige Blätter mit
Rissen, teils alt unterlegt. Eine Anzahl Blätter im Falz und an den Unterrändern unterlegt. Einige
Blätter stark gebräunt und brüchig. Feuchtigkeitsspuren hin und wieder, sowie einige Wurmlöcher. Einige Ränder ausgefranst.
Alte Paginierung in Tinte. Zahlreiche Marginalien von alter Hand durch den ganzen Band.
Auf dem Vorsatz längerer Eintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1902.
10*
Ptolemaeus, Claudius. [Geographia; Bl. 2 recto:] Claudii Ptolemaei geographiae Liber primus haec habet…. [Auf dem letzten Blatt:] Rom, Petrus de Turre, 4. November 1490. Imperial-folio (Blattgröße: ca. 419 x 284 mm). Lateinische Type, 2 Spalten; 53 Zeilen und
Kopfzeile. 174 unnumerierte Blätter, davon 115 Bl. Text und 27, von 54 Kupferplatten gedruckte, doppelblattgrosse Karten und 5 weisse Blätter (Lagenzählung: a10, b-g8, h4, die
27 unbezeichneten Doppelblätter für die Karten in 7 Lagen [i-o8, p6], A-C8, D-E6, a-b8, c6),
nämlich: 1 weißes Blatt, 60 unbezeichnete Blätter Text (Liber I-VIII), mit 4 eingedruckten
Holzschnitt-Diagrammen (im Liber I), 1 weisses Blatt; 27 Karten; 1 weisses Blatt, 34 unnumerierte Blätter Text (Registrum Alphabeticum super octo Libros Ptolomei), 1 weisses
Blatt; 1 Blatt Register (Registrum super Tractatum de tribus orbis partibus), 20 unnumerierte Blätter Text (De locis ac mirabilibus mundi, et primo de tribus orbis partibus), 1
weisses Blatt. Moderner flexibler Pergamentband mit durchgezogenen Bünden und
Schliessbändern aus Wildleder (eines abgerissen); der untere Schnitt alt mit Tinte bezeichnet »Geographia Ptolemei«.
(CHF 250’000.00)
BMC IV 133. Hain 13541. Goff P-1086. Nicolas Stevens, Ptolemy’s Geography, S. 42. Destombes Catalogue des cartes gravées au XVe siècle, 1952, Nr. 42-1-27. Campbell, The Earliest Printed Maps
1472-1500, 1987, S. 131ff. Komplettes Exemplar der zweiten Römer Ausgabe des Ptolemäus, mit
dem Neuabdruck der 1478 bei Buckinck erstmals gedruckten, von Conrad Sweynheym, dem Erstdrucker Italiens, in Auftrag gegebenen und von einem unbekannten Künstler gestochenen Karten,
alle im ersten Zustand (kenntlich z.B. bei der Italien-Karte [Destombes 42-7] an der Lage der Bezeichnung von Brescia und der Bezeichnung des Gardasees und auf der Tabula Europe nona [Destombes 42-10] an der Lage der Bezeichnung »Bosphorus«). Alle Karten weisen als Kennzeichen
des Neuabdrucks als Wasserzeichen den charakteristischen Hut auf.
Nach der Aufstellung von Destombes finden sich die folgenden 27 Karten:
[42-1] Mappa Mundi
[42-2] Prima Europe Tabula (England, Irland)
[42-3] Secunda Europe Tabula (Iberische Halbinsel)
[42-4] Tertia Europe Tabula (Gallien)
[42-5] Quarta Europe Tabula (Germanien)
[42-6] Quinta Europe Tabula (Retia, Vindelicia, Noricum, Pannonia superior und inferior)
[42-7]Sexta Europe Tabula (Italien und Korsika)
[42-8] Septima Europe Tabula (Sardinien und Sizilien)
[42-9] Octava Europe Tabula (Sarmatia Europae)
[42-10] Nona Europe Tabula (Iaziges Metanaste, Dacia, Mysia inferior und superior, Tracia)
[42-11] Decima et ultima Europe Tabula (Griechenland)
[42-12] Prima Africae Tabula (Westliches Nordafrika)
[42-13] Secunda Africae Tabula (Tunesien)
[42-14] Tertia Africae Tabula (Libyen, Ägypten)
[42-15] Quarta Africae Tabula (Libyen, Ägypten)
[42-16] Prima Asiae Tabula (Kleinasien)
29
[42-17] Secunda Asiae Tabula (Sarmatia asiatica)
[42-18] Tertia Asiae Tabula (Colchis, Iberia, Albania, Armenia maior)
[42-19] Quarta Asiae Tabula (Palästina und Arabia deserta)
[42-20] Quinta Asiae Tabula (Assyria, Media, Susiana,
Peridis, Parthia, Carmania deserta, Hyrcania)
[42-21] Sexta Asiae Tabula (Arabia Felix, Carmania)
[42-22] Septima Asiae Tabula (Margiana, Bactriana, Sogdiana, Scythia intra imaum montem, Sacarum Regio)
[42-23] Octava Asiae Tabula (Scythia extra imaum montem, Serica)
[42-24] Nona Asiae Tabula (Aria, Paropanisades, Drangiana, Arachosia, Gedrosia)
[42-25] Decima Asiae Tabula (India intra Gangem Fluvium)
[42-26] Undecima Asiae Tabula (India extra Gangem fluvium)
[42-27] Duodecima et Ultima Asiae Tabula (Taprobana
Insula)
Die Karten sind von jeweils zwei Kupferplatten abgezogen.
Die Bezeichnungen auf den Karten sind nicht gestochen, sondern die Metall-Typen wurden in die Platten gehämmert. Die
Karten alle mit schwachem Relief. Die Abzüge klar und kräftig. Alle Karten mit Plattenton, teils mit deutlichen Wischspuren.
Die Wasserzeichen für den Text wie bei Destombes beschrieben (Fleur de Lys, Buchstabe »T« im Kreis, Leiter im Kreis) und
ausserdem einige Blätter mit zwei gekreuzten Pfeilen und
einer Schere als Wasserzeichen, das bei Destombes nicht verzeichnet ist. Bei den Karten findet sich als Wasserzeichen
durchgehend ein Hut.
Gutes, breitrandiges, neugebundenes Exemplar. Die ersten 28
Blätter mit Braunfleck in der oberen Ecke (zu Beginn stark,
gegen Ende schwächer werdend). Vereinzelt unbedeutende
Stockfleckchen in den weissen Rändern. Braunfleck in der
Mitte der Karten durch einige Blätter gehend (wenig störend).
Schwache Feuchtigkeitsspuren in den Oberrändern einiger
Karten; das weiße Blatt nach den Karten etwas stärker stockfleckig; schwache Feuchtigkeitsspur am Kopf und im Falz
unten in den Textblättern nach den Karten. In den letzten 16
Blättern sehr geringfügige Wurmlöcher, diese in den letzten
vier Blättern im Falz unten mit Papier geschickt unterlegt.
Auf dem ersten Textblatt verblasster Besitzeintrag des 16. Jhs.:
»Capilupardi et amicorum liber«; auf Blatt e8 handschriftlicher
Eintrag wohl des 17. Jhs. Blatt A2 recto und A7 verso mit zeitgenössischen handschriftlichen Einträgen.
30
31
11*
Herodotus. Herodoti Halicarnasei [Historiae] Libri Novem. Clio
Liber primus. Euterpe Liber Secundus.
Thalia Liber Tertius. Melpomene Liber
Quartus. Terpsichore Liber Quintus.
Erato Liber Sextus. Polyhymnia Liber
Septimus. Vrania Liber Octauus. Calliope Liber Nonus. (Auf dem letzten
Blatt:) Venedig, Johannes & Gregorius
de Gregoriis, 8. März 1494. Fol. Römische Type, 45 Zeilen und Kopfzeile. 8
unnum. Bl., 134 röm. fol. Blätter (Lagenzählung: A8, a-d8, e-x6). Mit kolorierter Holzschnittbordüre auf dem ersten Textblatt und koloriertem
Titelholzschnitt, mit Gold gehöht. Moderner Halbschweinslederband (sign.
Hedberg) mit goldgeprägtem Rückentitel
(CHF 18’000.00)
ISTC ih00090000. GKW 12323. Goff H-90.
Von Lorenzo Valla ins Lateinische übersetzte und von Antonio Mancinelli herausgegebene Herodot-Ausgabe, die vor allem
wegen ihres schwarzgrundigen Titelholzschnittes und der Titelbordüre berühmt
wurde. Der Titelholzschnitt zeigt den an
seinem Schreibtisch sitzenden Dichter, der
von einem Genius mit dem Dichterlorbeer
gekrönt wird; im Studiolo befinden sich
zwei Lesepulte, ein in die Wand eingelassener Bücherschrank und ein Büchergestell mit etlichen
Büchern! Die Bordüre zeigt nebst äusserst eleganten Arabesken und Ziergefässen zwei Medaillons;
dasjenige am Kopf mit der Darstellung von Pan, der einen Ziegenbock zum Opfer vorbereitet, das
am Fuss mit der Darstellung von Herkules am Scheidewege.
Der Holzschnitt und die Bordüre sind beide schwarzgrundig, durch die Kolorierung und Goldhöhung wird der ästhetische Aspekt der Illustration stark verändert. Es ist eher unwahrscheinlich,
dass sich hinter dem Monogramm »S.C.P.I.« auf dem Täfelchen im Hintergrund des Medaillons mit
Hercules wirklich Stefano Pellegrini di Cesena (»Stephanus Caesanus Peregrinus invenit«) versteckt, wie dies Walter Crane in The Decorative of Book Illustration, 1896 annahm; Pellegrini arbeitete zumeist in Kupferstich und in Bologna.
Die erste lateinische Ausgabe der »Historiae« von Herdot (ca. 490/480-um 424 v.Chr.) erschien 1474
in Venedig, ebenfalls in der Übersetzung von Lorenzo Valla.
Schwache Feuchtigkeitsspur im Aussenrand in den ersten ca. 40 und den letzten ca. zehn Blättern.
Die Ränder durchgehend etwas stockfleckig. Einige Wurmlöcher (keine Wurmgänge) in den ersten
15 Blättern.
Handschriftliche Anmerkungen und Anstreichungen durch den ganzen Band. Auf dem Titel gestrichener, in etwa zeitgenössischer Besitzeintrag »Liber M rutgeri van den Eych de Venlo«, darunter
ein weiterer Besitzeintrag »Liber dni Jacobi Baes alias …leger canonici xamten«.
Auf dem Vorsatz längerer handschriftlicher Eintrag von Baron Per Hierta, Främmestad, mit Datum
von 1899.
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12
Biblia integra: summata: di | stincta: accuratius reeme[n]da- | ta: vtriusque testamenti
cõncor- | dantijs illustrata. [Auf Blatt Mm8:] Basel, Johann Froben aus Hammelburg, 27.
Oktober 1495. 8°. Gotische Type, zwei Spalten. 54 Zeilen und Kopfzeile. 508 unnum. Bl.
(mit dem weissen Blatt nach Mm8; Lagenzählung: AA8, BB4, a-y8, A-Z8, Aa-Mm8, A-E8).
Mit einem etwa blattgrossen Holzschnitt mit der Darstellung des Hl. Hieronymus im Gehäuse (auf der Rückseite von Bl. BB4). Moderner Pergamentband mit goldgeprägtem Rükkentitel und etwas dekorativer Rückenvergoldung (Deckel geringfügig verzogen).
(CHF 6’000.00)
ISTC ib00598000. GKW 4275. Goff B-598. Van der Haegen 26.7. Schreiber 3470. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration I, Nr. 90.
Gutes, vollständiges Exemplar von Frobens zweiter Oktavbibel. Die erste war 1491, noch ohne die
»Tabula Alphabetica Historiarum« von Gabriel Brunus OFM, erschienen; Froben übernahm für
seine zweite Bibelausgabe diese »Tabula« aus der 1492 von Paganini in Venedig gedruckten Bibel.
Der Hieronymus-Holzschnitt dürfte nach Hieronymus dem Basler »Meister des Verardus« zuzuschreiben sein und liegt hier im ersten Druck vor. – Handschriftlicher Eintrag auf dem Titelblatt,
ausserdem kleiner überkrönter Monogrammstempel; das Titelblatt mit einem Papierfalz neu einmontiert. Der weisse Unterrand des zweiten Blattes alt ersetzt. Bl. m3 mit kleinem, alt geflickten
Eckausriss. Vereinzelt Schmutzflecken; spätere handschriftliche Einträge in den Rändern einiger
Blätter. Schnittbemalung etwas einziehend.
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris der Bibliothèque de St. Philippe; das Exemplar aus
dem Katalog XL von Jacques Rosenthal, 1904, Nr. 1834.
33
13*
Martyrologium. Viola Sanctorum. (Auf dem letzten Blatt:) [Strassburg, Johann Prüss], 8.
Februar 1499. 8°. Gotische Type, einspaltig gedruckt; 35 Zeilen und Kopfzeile. 10 unnum.
Bl., 123 fol. Bl. (ohne das letzte, weisse Blatt; Lagenzählung: [10], a8, b-c6, d-e4, f-g8, h-i4, kl8, m-n6, o-p4, q-r8, s4, t-v6, x1-7). Mit einem Titelholzschnitt und einem weiteren Holzschnitt
auf der Titelrückseite. Lederband des 18. Jhs. (Rücken erneuert)
(CHF 4’800.00)
ISTC im00339000. GKW-M-21488. Goff M-339. Schreiber 4594. Van der Haegen I, 20, 34 (Exemplar
ohne das Titelblatt mit den Holzschnitten).
Letzte Ausgabe des 15. Jhs. unter dem Titel «Viola Sanctorum« bekannten Martyrologiums, des kalendarischen Verzeichnis der Heiligen der Kirche. Die »Viola sanctorum« geht auf das im 9. Jh. vom
Mönch Usuardus aus Saint-Germain-des-Prés zusammengestellte Martyrologium zurück. Bis zum
zweiten Vatikanischen Konzil wurde der entsprechende Martyrologiumseintrag in der täglichen
Andacht zur Prim vorgetragen. Die Martyrologien waren entscheidend bei der Entwicklung des
Kalenders, wie er in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. erstmals auftritt. Es brauchte den Buchdruck,
um den Kalender populär zu machen!
Die Aufzählung beginnt mit dem Januar, am Rand sind die Tage in einer laufenden Zählung festgehalten, wobei 363 Tage gezählt werden – Pfingsten und Weihnachten sind ausgelassen. Anders
als der Kalender, der nur den Tagesheiligen festhält, gibt das Martyrologium häufig einen Abriss
des Lebens und Leidens der Märtyrer.
Die »Viola sanctorum« dürfte ein im Hinblick auf den Vertrieb im oberrheinischen Raum geschriebenes Partikular-Martyrologium sein, denn sie nennt mit Nachdruck alle jene Heiligen, die auf
dem Gebiet der Schweiz, in Süddeutschland und im Elsass speziell verehrten Heiligen, die in Usu-
34
ards Martyrologium fehlen. Prüss hatte bereits 1484 eine deutsche Ausgabe herausgebracht.
Die Namen der Märtyrer sind zu Beginn im Register alphabetisch aufgeführt.
Die beiden Holzschnitte eines anonymen Strassburger Meisters sind hier erstmals abgedruckt. Der
Titelholzschnitt zeigt eine sehr schöne Verkündigung an Maria im Rosenkranz, der Holzschnitt auf
der Titelrückseite zeigt die Steinigung des Hl. Stephanus.
Zeitgenössische Marginalien in den Unterrändern einiger Blätter in lateinischer Sprache. Der Titel
im Falz auf einen Papierstreifen montiert, ebenfalls das letzte Blatt. Kleine Fehlstellen im weissen
Rand im Falz in den ersten zehn Blättern alt ausgebessert. Durchgehend etwas fingerfleckig und
vereinzelt schmutzfleckig. Die ersten zehn Blätter alt ausgebessert. Besitzeintrag am Fuss des Titelblattes »Liber Hemmenrodensis« mit Bibliotheksstandort. Am Kopf des Titels ovaler Besitzerstempel Josef Kaumann.
14
Lilius, Zacharias, Bischof von Sebaste. Orbis Breviarium, fide compendio ordineque
captu, ac memoratu facillimum, felix et gratus legito. Donatus Zerbus, ioanni petro Pheretrio Rhauenn, Gaudere… [Venedig, Johannes und Gregorius de Gregoriis de Forlivio,
nach 1500(?)]. Kl.-4°. Römische Type, 30 Zeilen. 98 unnum. Bl. (Lagenzählung:a6, b-m8, n4).
Mit 2 schematischen Textholzschnitten und zahlreichen schönen Initialen auf Schrotgrund. Lädierter Pergamentband wohl des 17. Jhs. auf zwei Bünden (fleckig; Kapitale eingerissen; Kanten aufgeschürft).
(CHF 7’500.00)
ISTC il00220000. GKW M18353. BMC(It) p.378. Goff L-220.
Dritte Ausgabe, zuerst erschienen 1493 bei Miscomini. ISTC datiert auf «about 1505«.
Der Verfasser Lilius stammte aus Vicenza und lebte im 15. Jh.; er war Kanonikus am Lateran und
später Bischof von Sebaste in Armenien.
35
Für die Geschichte der Geographie und darstellenden Kartographie bemerkenswertes Werk. Die
schematische »T«-Weltkarte zeigt die Erde noch im alten Weltbild, wie bei der Erstausgabe von
1493.
Die hübschen Schrotgrundinitialen zeigen von Putti und Tieren und Fabelwesen umspielte Buchstaben.
Anständiges Exemplar. Auf dem fliegenden Blatt verschiedene Besitzeinträge des 16. und 17. Jhs.
Ein Registerblatt stärker stockfleckig, im Übrigen recht sauberes Exemplar, mit den üblichen Fingerspuren. Titel auf den unteren Schnitt gemalt.
15*
Poetae Christiani Veteres. Vol. I & II (in 1 vol.; ohne vol. III). Venedig, Aldus, 1501[-1502].
4°. I: 233 unnum. Bl. (Lagenzählung: [*8], ff-gg8, hh10, ii-xx8, yy10, hh-ii8, kk1-5, a10+8, b8+8,
c10+8, d8+4; ohne die drei weissen Blätter k6 und d5/6); II: 294 unnum. Bl. (Lagenzählung:
[*8], a-c8, d4, e-i8, k10, aa-dd8, ee6, ff-gg8, hh6, A-F8, G4, H-I8, K4, aaaaαα8+8, bbbbββ10+8,
γγcccc8+8, δδdddd8+10, εεeeee4+4); am Kopf zeitgenössische Foliation 1-510. Anker-Devise auf Blatt [*8]. Brauner italienischer Kalblederband d.Z. auf drei flachen Bünden,
Rücken und Deckel mit schöner
Blindprägung, die Deckel zusätzlich mit etwas Goldprägung, sehr schön gepunzter
Schnitt (ohne die vier Schliessen; kleine Wurmlöcher; Kapitale ausgerissen; berieben und
fleckig).
(CHF 12’000.00)
Adams P-1685. Ahmanson-Murphy
Coll. I, 31 und 46. Renouard, Annales Alde, S. 24ff.: »Collection infiniment rare et précieuse … le peu
d’exemplaires qui restent, sont
presque tous plus ou moins incomplets«.
Ein gutes Exemplar der ersten beiden Bände der Sammlung von Texten frühchristlicher Autoren, von
denen eine ganze Anzahl hier erstmals im Druck erscheint – eines der
ambitiösesten
Druckerzeugnisse
von Aldus. Es liegen Schriften vor
von Prudentius, Sedulius, Iuvencus, Prosper Aquitanus und zahlreichen anderen. Aldus wollte mit
seiner Ausgabe christliche Autoren
populär machen, sie vor allem als
Lehrstoff an die Schulen und Universitäten bringen, wie er in seinen
beiden Vorreden darlegt.
»The large-scale edition of the
Christian Latin Poets seems to have
been turned into a publisher’s
36
nightmare by this kind of enthusiasm. The first volume and the first half of the second were in print
in January 1501, but the dedication of the second to Daniele Clari carries the date June 1502. Undated works in Greek and Latin, with the quires differently marked, are added at the end of both volumes. The third volume was delayed until June 1504. The most probable explanation is that Aldus
had originally planned a fairly modest edition of the shorter works of Sedulius, Juvencus, Arator
and Prudentius which would have been contained in a single volume and now stand in the earliest dated section. Then word got around, scholarly enthusiasm took over, and new material started to flow in: first, a more complete manuscript of Prudentius from England, which upset the balance of the volume; then the Greek works of John of Damascus, Cosmas and Epiphanius which
were in due course translated, edited, and compounded with the first volume. This of course meant
rounding off the second volume, so Piercandido Decembrio was deputed to edit and translate the
Homerocentra and the two volumes were apparantly published together some eighteen months
late … It was appropriate that the second volume of this confused series was the first to carry
Aldus’ famous cipher of the dolphin and anchor, the symbol of the ancient proverb ‘Hasten slowly’ which Aldus has declared his motto as early as 1499 and seems to have expounded regularly to
his friends. In 1502, it was in fact, a very neat appraisal of his position. He had achieved much.«
(Martin Lowry, The World of Aldus Manutius, 1979, S. 148f.).
Sehr qualitätvoller, aber restaurationsbedürftiger zeitgenössischer Venezianer Einband mit schöner Blind- und Goldprägung und speziell schön gepunztem Goldschnitt.
In den breiten weissen Rändern einige wenige, zeitgenössische handschriftliche Einträge.
Auf Blatt aaa1, hh1 und dem zweitletzten Blatt stark verblasster zeitgenössischer wiederholter Besitzeintrag »Iste liber est Monasterii SS. Servatoris Venetiae«. Bei vier Blätter ist der untere weisse
Rand weggeschnitten und durch einen weissen Papierstreifen alt ersetzt ([*2], a1, A1 und [1]).
Ohne fliegende Vorsatzblätter. Feuchtigkeitsspuren im Unterrand der Blätter vor und nach den gelöschten Besitzeinträgen. Kleine Wurmloch im weissen Rand in einigen Lagen. Nur sehr geringfügig stockfleckig.
Auf dem Innendeckel Besitzvermerk Per Hierta mit Datum 1907.
16
Passio domini || nostri iesu christi. – Angebunden: Bernard de Clairvaux. Tractatus
beati Bernhar||di de Planctu Marie
vir||ginis. Ohne Ort, Drucker und Jahr (=
Basel, Michael Furter, um 1502 ?). 8°. Gotische Type, 2 Spalten, 49 Zeilen und Kopfzeile. 16 unnum. Bl. (Lagenzählung: A8, B8).
Mit blattgrossem Titelholzschnitt. Neugebunden in einen Pappband, Deckel mit
altem Pergament bezogen. (CHF 2’400.00)
VD16 P-878. ISTC ip00132500. GKW M29604.
Zum Titelholzschnitt Schreiber 3736a.
Populäre Darstellung der Passion Christi, die offenbar von Furter über mehrere Jahre in verschiedenen, nur in Details von einander abweichenden Ausgaben herausgebracht wurde.
Unser Exemplar stimmt völlig überein mit dem
Exemplar der Basler Universitätsbibliothek (Signatur Inc. 659).
37
Es gibt Varianten, die auf der Titelrückseite einen Holzschnitt aufweisen, der den predigenden Hl.
Bernhard zeigt; dieser fehlt hier. Furter verwendete den Titelholzschnitt mit der sehr eindrücklichen Kreuzigung auch für seine »Expositio hymnorum« von 1504.
Mit zahlreichen Unterstreichungen. Am Kopf etwas beschnitten (die Kopfzeile berührend). Durchgehend finger- und stockfleckig.
Im Handel kann ich nur drei Exemplare nachweisen: das Exemplar der Slg. Walter Ashburner, das
Hoepli 1938 versteigerte (Nr. 125) und das Exemplar der Slg. Kurt Wolff, das Baer 1926 versteigerte (Nr. 676: »Allen Bibliographen unbekannt. Nach Mitteilung der Kommission f.d. Ges. Kat. d.
Wiegendrucke sind ihr nur 3 weitere Exemplare bekannt geworden«) sowie ein Exemplar bei
Jacques Rosenthal, München, Katalog 40, 1906, Nr. 2899.
17
38
Rysicheus, Theodorus (eig. Dietrich Reisacher). In laudem sancti Hyvnis Oratio. (Auf
dem letzten Blatt:) Augsburg, (Johann Othmar für) Johann Rynmann, 1502. Fol. 8 unnum.
Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: [I], II-VI, VII-VIII]). Mit blattgrossem Accipies-Holzschnitt auf dem Titel und dem grossen, altkolorierten prächtigen bayrischen Wappen auf
dem letzten bedruckten Blatt. Moderner Halbpergamentband, die Deckel mit Kleisterpapier bezogen.
(CHF 4’000.00)
VD16 R-4014. Nicht bei Adams. Panzer VI, 132.
Eine von nur zwei publizierten Schriften des Ingolstädter Rechtsgelehrten Theodor Rysicheus
(gest. 1517), der in Ingolstadt Zivilrecht las und zu den Räten Herzog Georg des Reichen von Bayern-Landshut zählte; diesem ist die Schrift auch gewidmet.
Rysicheus hielt seine Rede am Festtag des Hl. Ivo, des Patrons der Advokaten und Notare, in der
Ingolstädter Akademie, am 19. Mai 1502 und zwar vor »tota professorum et studiosorum caterva«.
Ingolstadt besass damals noch keine Druckerei, so musste das Werk – wie auch die ein Jahr zuvor
erschienene Rede auf den Tod der Gemahlin des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, Margareta –
zum Druck auswärts gegeben werden.
Der schöne grosse Titelholzschnitt ist ein Wiederabdruck des zuerst 1497 in Brunschwigs »Chirurgia« von Grüninger abgedruckten Accipies-Holzschnitt, der den unter einem reich geschnitzten
Baldachin sitzenden Lehrer am Pult zeigt, vor ihm stehen vier Schüler. Der schöne Wappenholzschnitt auf dem letzten bedruckten Blatt ist altkoloriert.
Einige wenige nicht störende Wurmlöcher und – im Falz – ein kleiner Wurmgang. Hin und wieder
etwas fleckig.
Von grosser Seltenheit; von mir nur ein Exemplar im Handel nachweisbar: E.P. Goldschmidt, London, Cat. XVI, Nr. 11.
18
Nürnberg. - Reformacion der Kayserlichen Stat Nuremberg. Nürnberg, Hieronymus
Höltzel, 1503. Fol. 10 unnum. Bl., XVIII Bl., CXX Bl. Mit einem blattgrossen, zeitgenössisch
kolorierten Wappenholzschnitt auf der Titelrückseite. Sehr sorgfältig restaurierter Lederband d.Z.: neugebundener Holzdeckelband auf vier Bünden mit dem originalen, reich
blindgepressten Deckelbezug, die beiden Deckel mit den zehn originalen ziselierten Messingsbeschlägen, neue Schliessen mit den originalen Messingbeschlägen, moderne Vorsatzpapiere (der originale Lederbezug mit einigen Schäden und Fehlern, vor allem an den
Kanten und an den Kapitalen).
(CHF 12’000.00)
VD16 N-2026. Panzer DA 539. Muther 1162. Stobbe II, 297ff. Nicht bei Adams und in der British Library.
Erste Ausgabe des Nürnberger Stadtrechtes im 16. Jh.; zuvor wurde es 1484 von Koberger gedruckt, dann in zwei (inoffiziellen) Ausgaben bei Schönsberger (1488 und 1498). Das Nürnberger
Stadtrecht wurde auf Grund eines Ratsbeschluss von 1477 kodifiziert; 1479 lag diese erste Fassung
im Manuskript vor. Es weist grosse Analogien zu den kaiserlichen Rechtsbüchern auf, etwa dem
Schwaben- und dem Sachsenspiegel. Das Nürnberger Stadtrecht war das erste seiner Art, das gedruckt wurde. Es wurde zum Vorbild für zahlreiche Städte besonders im süddeutschen Raum,
etwa Esslingen, Eichstätt, Ulm usw.
Diese zweite offizielle Ausgabe ist gegenüber der ersten erweitert. Das Nürnberger Stadtrecht
weist ein wohlorganisiertes Rechtswesen auf und regelt vor allem das Prozessrecht, enthält aber
auch interessante städtebauliche und feuerpolizeiliche Erlasse. Das Stadrecht regelt auch abgelegenere Rechtsfälle gesetzlich, etwa das Glückspiel (»Spilgeltes außstendiges stendigs verpot und erfordrung verloren spilgelts von den gewinnern durch die verlierer«).
Der ausserordentlich schöne, anonyme Holzschnitt ist ganz im Stil von Michael Wolgemut, dem
Lehrer Dürers, und ist dem des Erstdrucks sehr ähnlich. Er zeigt in der Mitte das überkrönte kaiserliche Wappen, flankiert von den Nürnberger Stadtheiligen Sebald und Laurenzius, darüber ein,
eine Banderole haltender, Engel, am Fuss in der Mitte ein Engel mit den beiden Nürnberger Stadtwappen: links das sogenannte grosse Wappen mit dem Adler mit dem gekrönten Männerhaupt auf
blauem Grund, rechts das üblichere kleine Wappen, das gespalten ist und links die eine Hälfte des
39
schwarzen Reichsadlers auf goldenem Grund zeigt und rechts schräg in Silber und Rot geteilt ist.
Über dem Holzschnitt der zeitgenössische Eintrag »1503 getruckt«.
Ausgezeichnetes Exemplar, trotz einiger Mängel. Auf der Rückseite des ersten Textblattes Bibliotheksstempel alt mit einem Zettel überklebt. Schwache Feuchtigkeitsspuren und Leimschatten in
den Rändern der ersten ca. acht und den letzten fünf Blättern.
Von grosser Seltenheit.
Siehe auch die Abbildung als Frontispiz.
40
19*
Crescentiis, Petrus de. De Agricultura. Istoriato. (Auf dem letzten Blatt :) Venedig, o. Dr.
1504. Kl.-4°. 206 unnum. Bl. (Lagenzählung: A6, a-z8, &8, 8). Mit einem grossen Titelholzschnitt, einem zweiten grösseren Holzschnitt mit dem Portrait des Verfassers und mit 46
kleinen Textholzschnitten. Pergamentband d. 17. Jhs. mit goldgeprägtem Rückenschildchen (unteres Kapital ausgerissen, fleckig, etwas berieben, Ecken bestossen; oberes Gelenk geplatzt).
(CHF 7’500.00)
Essling 843. Sander 2236. Nicht bei Adams und Mortimer.
Eine der ersten im 16. Jh. in Italien gedruckten Ausgaben der zuerst unter dem Titel »Ruralia commoda« 1471 gedruckten Anleitung zur Landwirtschaft des Bologneser Juristen Piero de’ Crescenzi
(um 1235-1320). Dieser hatte seinen Traktat auf seinem Landsitz Villa del’Olmo ausserhalb Bolognas in der Zeit seines »otiums« verfasst, zwischen 1305 und 1309. Das Werk ist in 12 Kapitel unterteilt. Das erste handelt von der Anlage eines Landsitzes mit Landwirtschaft. Das zweite von den
Eigenschaften der Pflanzen, das dritte vom Getreideanbau und dem Bau eines Getreidespeichers.
Das vierte Kapitel behandelt den Weinbau und das Keltern, das fünfte die Baumkunde, das sechste den Gartenbau – diese beiden auch immer mit Hinweisen auf die medizinischen Anwendungen von Pflanzenprodukten. Im siebten Kapitel spricht Crescenzi von der Bewirtschaftung von
Weid- und Waldland, im achten von der Anlage von Ziergärten, im neunten von der Tierhaltung
und der Bienenzucht. Das zehnte Kapitel widmet er dem Jagen und Fischen – mit einem sehr merkwürdigen Abschnitt über die Elefantenjagd. Die beiden letzten Kapitel bringen eine Zusammenfassung und die nach Monaten aufgelisteten landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
41
Die Ausgabe ist speziell wert- und reizvoll wegen ihrer sehr qualitätvollen Holzschnitten, die trotz
ihrer Kleinheit eine Fülle von narrativen Details aufweisen. Der grosse Titelholzschnitt zeigt eine
ideale Villa mit grossem Hof und angrenzenden Feldern, die weiteren Textholzschnitte zeigen alle
Arten von landwirtschaftlichen Verrichtungen, Gärten, Tiere, Fischerei- und Jagdszenen usw. Die
Holzschnitte sind wichtige ikonographische Quellen für das Aussehen eines italienischen Renaissance-Landsitzes. Die Holzschnitte sind bereits in der Venezianer Ausgabe von Matteo Capodecasa von 1495 abgedruckt worden.
Die Ränder durchgehend stockfleckig. Im Titelblatt kleines Loch sowie Besitzerstempel Giuseppe
Martini, Lucca. Auf dem fliegenden Vorsatz diverse Einträge des 18. Jhs.
20
42
Gritsch, Conradus (und nicht Johannes!), Ord. min. Quadragesimale Religiosi devotique
patris: fratris Joannis Gritsch Ordinis Minoru(m): materie vbertate ad Sermo(n)es de
Te(m)pore et Sanctis cum Thematibus et Introductio(n)ibus accommodatissime p(er) Registru(m) in libri calce seriatim ordinatu(m). O.O. und Dr. (Strassburg, Georg Husner),
[auf dem letzten bedruckten Blatt:] 1505 »in Vigilia s(an)ctti Michaelis«. Fol. 239 unnum.
Bl., 1 weisses Bl. (Lagenzählung: a-c8, d-z8.6, A-D8.6, E-M6). – Angebunden: Humbertus aus
Romans. (Auf dem ersten Blatt:) Incipit Epistola fratris Magistri ordinis predicatoru(m)
quam scripsit de tribus substantialib(us) religionis: et de quibusda(m) v(ir)tutib(us) Et
p(er) totu(m) ordinem ad p(ro)vincias singulas eam misst. (Auf dem zweitletzten Blatt:)
Hagenau, [Henrich Gran], 1508. Fol. 8 unnum. Bl. (Lage m8). Restaurierter Lederband des
18. Jhs. (Remboitage) mit blindgeprägten Deckelbordüren und etwas Rückenblindprägung (berieben, fleckig, Kanten etwas aufgeschürft; Rückdeckel mit Ausbesserung am
Fuss).
(CHF 2’400.00)
Zu 1: VD16 G-3375. Adams G-1275 (mit falscher Kollation).
Einzige im 16. Jh. im deutschsprachigen Raum gedruckte Ausgabe der Sammlung von Fastenpredigten des Conrad Gritsch (oder Grütsch, erwähnt 1423, gestorben 1475), der 1423 – nach Studien
in Strassburg, Paris, Wien und Heidelberg – in den Franziskanerorden eingetreten war, später
wirkte er als Lektor in den Ordenshäusern in Zürich, Mühlhausen und Fribourg, in den vierziger
Jahren nahm er am Basler Konzil teil. Seine Predigtsammlungen – neben dieser hat er eine Sammlung »Sermones de tempore« angelegt – wurden beide seinem Bruder Johann (gest. zwischen 1467
und 1470) zugeschrieben, der Stiftsherr an St. Peter in Basel und Professor für kanonisches Recht
an der Universität war.
Das »Quadragesimale« war im 15. Jh. sehr beliebt, zwischen 1475 und 1500 erschienen annähernd
30 gedruckte Ausgaben, ausserdem zirkulierten viele Abschriften.
Zu 2: VD16 H-5886. Nicht bei Adams.
Humbertus, der aus Romans bei Vienne gebürtig war, war einer der einflussreichsten Offizialen
aus der Frühzeit des Dominikanerordens (Dominikus stirbt 1221); seit 1246 wurde er beauftragt,
die Liturgie zu vereinheitlichen, sein Hauptwerk ist die Neuordnung des Lectionariums seines Ordens, die er 1254 in Angriff nahm.
Auf dem Titel des ersten Drucks Besitzeintrag eines Ambrosius Cistcher (?).
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris des Eustachius Egenolph Freiherr von Westernach.
43
21
Tomais, Pietro (Petrus Ravennatus). Sermones Extraordinarii & pulcherrimi: cum multa
rerum & Hystoriaru(m) copia: Clarissimi & excellentissimi Vtriusque iuris Doctoris. miranda memoria præditi: Equitisque aurati splendiss. Petri
Ravennatis Itali: quos diebus festius suis auditoribus p(ro)nunciavit: assidentibus qua(n)doque Serenissimis Principus & Illustrissimis Saxoniaæ Ducibus Fœderico Electore & Ioanne fratribus. (Auf
dem zweitletzten Blatt:) Wittenberg, Hermann Trebelius, 1505. Fol. 144 unnum. Bl. (Lagenzählung: AZ6, Aa6). Mit 2 eingemalten Initialen und Rubrizierung in den ersten ca. 50 Blättern. Aus einem
Sammelband ausgelöst und im 18. Jh. in einen Lederband gebunden, die Deckel mit Fragmenten
eines ehemals schönen Lederbands des 15. Jhs. mit
blindgeprägten Einzelstempeln bezogen (Deckelbezug mit zahlreichen Wurmlöchern, fleckig und
berieben).
(CHF 1’200.00)
VD16 T-1554. Nicht bei Adams.
Pietro Tomais (um 1446-1508) lehrte nach Studien in Padua in Pisa und Padua, bevor er 1497 von
Herzog Bogislaw X. von Pommern an die neugegründete Universität Greifswald berufen wurde,
um seinem Institut den Glanz eines italienischen mnemonischen Genies zu verleihen. Petrus Ravennatus erregte bei seinen Zeitgenossen durch seine unglaublichen Gedächtnisleistungen höchste Bewunderung. Mit seinem 1491 erstmals in Venedig erschienenen »Phoenix« veröffentlichte Petrus Ravennatus auch die erste Anleitung, das Gedächtnis zu trainieren. 1502 berief Herzog
Friedrich der Weise von Sachsen Petrus an die neugegründete Universität zu Wittenberg, wo im
gleichen Jahr der Humanist Trebelius (eig. Surwyndt) seine Druckerei eingerichtet hatte, aus der
bis 1505 einige Werke von Petrus hervorgingen; das vorliegende ist das einzig datierte Druckwerk
von Trebelius. Beide, Trebelius und Petrus, verliessen Wittenberg wegen der 1506 dort wütenden
Pest.
44
Die »Sermones extraordinarii« umfassen 24 Reden zu verschiedenen Fragen religiöser und moralischer Natur.
In eleganter römischer Type gedruckt. Gutes Exemplar, einige Blätter etwas angeschmutzt, so namentlich der Titel und das letzte Blatt und ein weiteres Bl.
Aus einem Sammelband ausgelöstes und in einen Lederband des 18. Jhs. eingehängtes Exemplar;
die Deckel mit Fragmenten eines ehemals sehr schönen Lederbandes des 15. Jhs. bezogen.
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris des Eustachius Egenolph Freiherr von Westernach.
22
Wimpheling, Jacobus, et al. - Hic subnotata co(n)tinentur Vita. M. Catonis. Sextus Aurelius de vitis Cæsarum. Beneventus de eadem re. Philippi Beroaldi & Thomæ Vuolphii Iunioris disceptatio / de nomine imperatorio. Epithoma rerum Germanicar(um) usque ad
nostra tempora. (auf dem letzten Blatt:) Strassburg, Johann Prüss, 1505. Kl.-4°. 34 unnum.
Bl., 41 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung: [A4], B4, C8, D-F4, G6, H4, I6, K4, L8, M-N4, O8, P4). Moderner Halblederband (etwas berieben).
(CHF 2’800.00)
VD16 N-523. Adams N-172 (beide unter Cornelius Nepos). Ritter, Répertoire bibliographique des
livres imprimés en Alsace, II, No. 1624.
Erste Ausgabe, von grosser Seltenheit, enthält nebst einigen antiken Texten die erste auf Quellen
basierende Geschichte Deutschlands, die »Epithoma« von dem aus Schlettstadt gebürtigen Jacobus
Wimpheling (1450-1528). Bedeutsam ist v.a. auch, dass Wimpheling nicht nur politische Geschichte schreibt, sondern auch Kulturgeschichte. So finden sich im Kapitel LXVIII »De Pictura & Plastice« die ersten gedruckten Würdigungen dreier Künstler, nämlich Israel van Meckenem, Martin
Schongauer und Albrecht Dürer (»Icones Israhelis Alemani p(er) universam Europa(m) desiderant(ur) habenturque a pictoribus in summo p(raedica)cio. Quid de Martin Schon Colu(m)bariensis dica(tur) / qui in hac arte fuit tam eximius ut
eius depictae tabulae in Italia(m) in Hispanias:
in Gallia(m): in Britannia(m) & alia mu(n)di loca
abducantur …Eius discipulus Albert(us) türer &
ipse alemanus hac te(m)pestate excellentissimus
est & Nurenberge imagi(n)es absolutissimas depingit…«). Im Kapitel über die Architektur lobt
er das Strassburger Münster.
Besonders wichtig ist aber v.a. Kapitel LXV »De
inventione celeberrime artis i(m)pressoriae«, wo
Wimpfeling schreibt, dass Gutenberg seine weltbewegende Erfindung nicht in Mainz, sondern
1440 in Strassburg getätigt und diese in Mainz
vervollständigt habe. In Strassburg habe Martin
Rusch Gutenbergs Kunst weitergeführt.
Exemplar in der Variante ohne den blattgrossen
Wappenholzschnitt von Thomas Wolff auf der
letzten weissen Seite.
Durchgehend stockfleckig, Vorsätze leimschattig und gebräunt. Etwas knapp beschnitten, mit
etwas Verlust bei einigen Marginalien.
45
23*
Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift auf Pergament. Köln, erstes Viertel 16. Jh. 136 Bl., die ersten sechs mit dem Kalender. Kollation: i-ii6, iii-viii8, ix1-9 [statt 12, die
letzten drei weissen Bl. weggeschnitten], x1-11 [statt 12, das letzte weisse weggeschnitten], xi6, xii10, xiii6, xiv2-10 [das erste weggeschnitten], xv6, xvi1-9 [das erste weisse weggeschnitten], xvii6, xviiii4. Blattgrösse: 165 x 128
cm; Schriftspiegel: 120 x 80 mm. Achtzehnzeilig mit schwarzer Tinte einspaltig geschrieben. Fol. 62r/v und das letzte Blatt original blank. Durchgehend rot regliert. Mit 22 grossen, mit flachen Rundbogen geschlossenen Miniaturen über grossen, über vier Zeilen geschriebenen Initialen. Der Kalender mit breiten Bordüren am Ober- und Unterrand und
schmalen Bordüren an den linken Seiten. 153 Seiten mit breiten Bordüren mit Blumenund Früchteranken am Ober- und Unterrand und schmalen, einzig mit poliertem Gold gehöhten schmalen Bordüren mit Blattornamenten am linken Rand. Die 22 Prachtseiten mit
den Miniaturen mit vierseitigen Bordüren und diese mit menschlichen Figuren. Alle Bordüren mit poliertem Gold gehöht. Mit sehr zahlreichen, mit poliertem Gold ein- oder
zweizeilig geschriebenen Initialen auf rot und blau alternierenden Gründen. Blau-rote
Zeilenfüller mit poliertem Gold gehöht. Marmorierter Kalblederband von ca. 1700 mit
rotem goldgeprägtem Rückenschildchen und reicher floraler Rückenvergoldung, Rotschnitt.
(CHF 200’000.00)
Ausserordentlich qualitätvolles Stundenbuch, wie die Eintragungen im Kalender zeigen für einen
kölnischen Besitzer geschrieben, und wie der Stil der Miniaturen beweist, auch in Köln entstanden.
Laut einem beiliegenden Brief von Karl Aldenhoven vom Wallraff-Richartz Museum in Köln gehört das Werk in den Umkreis des »Meisters der Heiligen Sippe«, des Hauptmeisters der Kölner
Malerschule in den Jahren von etwa 1490-1515. Auf Grund von Kostümdetails setzt Aldenhoven
das Werk in die ersten Jahre des 16. Jhs. Der Stil der Miniaturen ist zweifelsfrei kölnisch. Die Modellierung ist reich und differenziert, wobei die Kleidung besser getroffen ist, als die doch etwas
46
schematisch modellierten Köpfe. In einem merkwürdigen Gegensatz zu den Miniaturen stehen vor
allem die ausschlagenden Initialen auf den Miniaturseiten mit ihrem reichen, enggeflochtenen
Bandwerk und ihrem »fetten« Goldbelag, die sehr altertümlich wirken; solche Initialen und auch
die sehr feinen, lockeren Ranken finden sich etwa in flämischen Stundenbüchern aus der Zeit von
1470/1475, etwa den »Le Louchier Hours«, MS 2, Syracus University, George Arents Research Library, abgebildet in: Gregory T. Clark, Made in Flanders. The Master of the Ghent Privileges. Turnhout 2000 (Ars nova, Studies in Late Medieval and Renaissance Northern Painting and Illumination; S.469, Abb.215). Aldenhoven betont, dass Kölner Miniaturen »merkwürdig selten« seien. Das
Stundenbuch steht in jedem Fall weit über dem Durchschnitt der grossen Produktion. Ein Besitzer
ist nicht namhaft zu machen: es findet sich kein Namenseintrag, kein Wappen.
TEXT
Kalender mit recht wenigen lateinischen Heiligennamen (fol. 1r), mit einem späteren, flüchtiger geschriebenen Eintrag für den Hl. Hubertus am 3. November, was – wie der Eintrag Eligius für den
1. Dezember – auf Köln verweist
Evangelienperikopen (fol. 7r)
Horae BMV ad matutinas (fol. 10v)
Ad laudes (fol. 24r)
Ad primam (fol. 32v)
Ad tertiam (fol. 36r)
Ad sextam (fol. 39v)
Ad nonam (fol.42v)
Ad vesperas (fol. 46r)
Ad completorium (fol. 52r)
Officium BMV ad vesperas (fol. 56v)
Horae sanctae crucis ad matutinas (fol. 63r)
Horae sancti spiritus ad matutinas (fol. 68r)
47
Busspsalmen und Litanei (fol. 72r)
Agnus Dei (fol. 84r)
Vigiliae mortuorum (fol. 87r)
Fürbittegebete für Johannes den Täufer (fol.119r), den Hl. Christophorus (fol. 120r), den Hl. Georg
(fol. 121r), den Hl. Sebastian (fol. 123r), die Hl. Katharina (fol. 124r), die Hl. Maria Magdalena (fol.
125r), die Hl. Margarete auf dem Drachen (fol. 126r), die Hl. Barbara (fol. 127r)
O intemerata (fol. 127r)
Officium missae BMV (fol. 131v).
ILLUMINATION
1) Fol. 10v: Verkündigung an Maria: Maria rechts in einem Gemach unter einem grünen Baldachin
an einem Lesepult sitzend, der Engel nähert sich von links, oben links Gottvater, der die Taube des
Heiligen Geists aussendet. Die Wand mit einem Brokat bezogen, der Boden rot-orange gewürfelt.
In der Bordüre am Fuss ein Engel, der zur Szene aufblickt. Die ausschlagende Initiale »D« mit reichem Bandwerk verziert und mit poliertem Gold belegt.
2) Fol. 24r: Visitatio: Die von links kommende Maria trifft Elisabeth in einer weiten hügeligen Flusslandschaft. Im Hintergrund zwei turmbewehrte Städte. In der Bordüre ein Mann in anbetender
Haltung zur Szene hinaufblickend.
3) Fol. 32v: Weihnachtsbild: Maria in der rechten Bildhälfte vor dem Stall in Betlehem (in dem eine
grosse, reich verzierte Matratze liegt!), Joseph kniet vorne links, dazwischen das Kind am Boden in
einer Strahlengloriole. Im Mittelgrund ein knieender Engel vor einem geflochtenen Hag, dahinter
zwei Hirten. Im Himmel die Erscheinung Gott Vaters, der die Taube des Heiligen Geists aussendet.
4) Fol. 36r: Verkündigung an die Hirten: im Bildvordergrund die Schafherde, in der Bildmitte drei
Hirten, der linke schlafend an einen Felsen gelehnt, der mittlere am Boden kauernd von hinten gesehen, der rechte stehend, mit der Linken auf die Engelserscheinung im Himmel weisend. Im Hintergrund hinter einem Fluss eine Hügellandschaft mit mauerbewehrter Stadt. In der Bordüre ein
junger Adorant zur Szene aufblickend.
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5) Fol. 39v: Anbetung der Heiligen Drei Könige: links im Stall, auf der Matratze ruhend, Maria mit
dem Kind, rechts die Drei Könige. Im Himmel der wegweisende Stern.
6) Fol. 42v: Die Darbringung im Tempel: links Maria und Joseph, die das Kind auf den Altar in der
Bildmitte heben, am rechten Rand der hohe Priester in grünem Gewand, einen Kelch mit den tuchverhangenen Händen haltend. Dazu zwei weitere Priester und eine vornehm gekleidete Dame. Die
Wände mit Brokat behängt, der Boden grün-grün gewürfelt. In der Bordüre ein Adorant mit Hut
zur Szene aufblickend.
7) Fol. 46r: Der Bethlehemitische Kindermord. Unter einem grünen Baldachin thront Herodes zur
Linken, rechts von ihm kniet eine junge Mutter mit ihrem verletzten Kind, auf das ein Häscher dahinter mit seinem Schwert einhaut. Die Wand mit Quadraten unterteilt und mit Sternen geschmückt, der Boden rot-orange gewürfelt.
8) Fol. 52r: Die Flucht nach Ägypten. Am linken Rand schreitet Joseph, den Esel führend, auf dem
Maria mit dem straff eingewickelten Kind sitzt. Im Hintergrund eine hügelige Flusslandschaft. In
der Bordüre am Fuss ein Bauersmann, der zur Szene aufblickt.
9) Fol. 56v: Die Marienkrönung. Perspektivisch kompliziert angelegte Szene in einem über Eck gezeigten Gemach. Links kniet Maria, hinter ihr ein Engel en face, der die Laute spielt, rechts von
Maria und von hinten gesehen, ein knieender Engel. Rechts auf einer steinernen Bank sitzt Christus, links von ihm ein Thronsessel aus leuchtend rotem Holz geschnitzt und mit einem blauen Futter belegt, das mit Lilien geschmückt ist. Vom Himmel kommend links ein Engel mit der Krone für
Maria. Die Wand des Gemachs mit Brokat behängt, der Boden auf zwei Niveaus, das obere Niveau
grün-grün gewürfelt, das untere rot-orange. In der Bordüre ein Engel von hinten zur Szene aufblikkend.
10) Fol. 63r: Der Verrat des Judas. In der Bildmitte Christus en face, links von ihm Judas in einem
leuchtend orangen Gewand, am linken Bildrand Petrus, der dem Malchus eben das Ohr abgehauen hat. Am rechten Bildrand fünf Krieger, einer mit einer Laterne. Im Hintergrund die Stadt Jerusalem. In der Bordüre ein Krieger mit Schwert, der sich mit dem Schild gegen die Szene oben
schützt.
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11) Fol. 68r: Das Pfingstbild. Maria unter den Aposteln, diese auf Stühlen oder Bänken sitzend.
Über ihnen schwebt die Taube des Heiligen Geists in einem von blauen Wolken ausgehenden
Strahlenkranz. Der Boden grün-grün gewürfelt. In der Bordüre ein von Hinten gesehener Engel,
der zur Szene aufblickt.
12) Fol. 72r: Das Jüngste Gericht. In der Bildmitte auf einer goldenen Erdkugel schwebend der
Schmerzensmann, vor ihm am Boden knieend links Maria, rechts Johannes. Im Himmel zwei Posaune blasende Cherubim. Aus dem hellgrünen Boden steigen sechs Tote auf. In der Bordüre eine
weinende nackte Frau. Die ausschlagende Initiale mit sehr schönem Bandwerk mit reichstem Gold
belegt.
13) Fol. 87r: Eine Totenmesse. Im Vordergrund vier an einem Stehpult singende Priester und Mönche vor dem blau behangenen Sarg, dahinter vier schwarz gewandete Trauernde, rechts der leere
Altar. Im Hintergrund die gerade geschlossene Kapelle, die über Eck gezeigt wird. Der Boden mit
zwei Niveaus: das obere rot-orange gewürfelt, das untere – interessanterweise – mit einem Rasenstück! In der Bordüre ein zur Szene aufblickender Mönch.
14) Fol. 119r: Johannes den Täufer am Bildvordergrund auf einem Hügel stehend, links der Blick
durch ein lichtes Wäldchen auf eine turmbewehrte Stadt, dahinter ein sanft geschwungener Fluss
und Ausblick in weite Hügellandschaft.
15) Fol. 120r: Der Hl. Christophorus schreitet von rechts durchs Wasser, im Wasser ein grosser Felsen, in dessen Höhle ein Eremit steht. Im Hintergrund Ausblick auf ein Wäldchen und zwei Hügelstädte.
16) Fol. 121r: Der Hl. Georg kämpft hoch zu Ross gegen den vorne rechts sich befindlichen Drachen. Hinter diesem die Jungfrau, die ein Lamm an einer Leine führt. Im Hintergrund links eine
imposante Schlossarchitektur, rechts der Ausblick auf das weite Meer mit zahlreichen Schiffen.
17) Fol. 123r: Der Hl. Sebastian ist links an einen Baum gebunden, rechts zwei Bogenschützen und
eine königliche Figur. In der Bildmitte im Hintergrund ein Schloss auf einem Hügel. In der Bordüre ein Bogenschütze.
18) Fol. 124r: Die Hl. Katharina von Alexandria in einer Felslandschaft stehend, unter ihren Füssen
wohl der Kaiser Maximin, in ihren Linken hält sie das zerborstene Rad, auf dem sie auf Geheiss des
Kaisers gefoltert wurde, in der Rechten das Schwert. Der Himmel mit Brokat »bezogen«.
19) Fol. 125r: Die Hl. Maria Magdalena in einer dem vorherigen Bild sehr ähnlich gestalteten Felslandschaft, in ihrer mit dem leuchtend orangen Überwurf verhangenen Rechten das Salbgefäss
haltend, in ihrer Linken ein Palmwedel. In der Bordüre ein Engel in Adorationshaltung.
20) Fol. 126r: Die Hl. Margarete auf dem Drachen stehend, in einem kostbar ausgelegten Gelass:
der Boden blau-blau gewürfelt, der untere Teil der Wand mit einem geschnitzten Paneel verkleidet, der obere mit einer fein ornamentierten Goldtapete. In der Bordüre ein behelmter Krieger.
21) Fol. 127r: Die Hl. Barbara – wie die beiden anderen «heiligen Madeln« Katharina und Maria
Magdalena – in einer Felslandschaft, rechts von ihr ein grosser dreigeschossiger Turm, der Himmel
mit Brokat bespannt. In der Bordüre ein Krieger mit Schwert.
22) Fol. 131v: Die Himmelskönigin sitzt auf einer schräg in den Raum gestellten, mit einem rotgemusterten Tuch verhangenen Bank, das Kind auf dem Schoss. Von rechts naht ein Engel mit einem
goldenen Gefäss. Links von Maria steht ein Laute spielender Engel. Die den Raum bildparallel abschliessende Mauer im untern Teil als rote Steinmauer gezeigt, darüber quadratische, goldgemusterte Platten. Der Fussboden mit blauen und goldenen Platten.
ERHALTUNGSZUSTAND
Die Handschrift an sich sehr gut erhalten, der ästhetische Eindruck jedoch durch die Beschneidung
an allen drei Seiten beeinträchtigt (jeweils Verlust von etwa 3-5 mm.). Hin und wieder schwache
Bereibungen im Text und an den Miniaturen, schwache Verwischungen im Text und an zwei Bordüren.
Auf dem Hinterdeckel Kollationsvermerk von Erwin Rosenthal, von dessen Hand auch die Bleistiftfoliation stammt.
50
24
[Arnoldus von Tongern]. – [Hrsg. Jakob Wimpheling]. Avisamentum de concubinariis
no(n) absolvendis quibuscu(m)que ac eorum periculis que plurimis. A theologis Coloniensibus approbatu(m) cum additionibus sacratissimorum canonum. (Auf dem letzten
Blatt :) »Vale ex Colonia. Anno dñi. M.d.vij« (=Augsburg, Hans Froschauer, 1507). Kl.-4°.
14 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-b4, c6). Mit blattgrossen Holzschnitt auf der Titelrückseite. Broschur des 19. Jhs. mit Kleisterpapierbezug, eingebunden in einen modernen Pappband.
(CHF 2’800.00)
VD16 A-3765. Diese Ausgabe nicht bei Goedeke I, S. 412, Nr. 60. Schmidt, Histoire littéraire de l’Alsace I, 117.
Möglicherweise zweite Ausgabe des erstmals 1504 in Köln erschienenen, von Wimpheling redigierten und edierten Traktats für das Zölibat. Der als Sattlersohn in Schlettstadt geborene Elsässer
51
Humanist Wimpheling (1450-1528) war ein entschiedener Gegner des Konkubinats beim Klerus.
Wimphelings Redaktion machte aus der 1504 in Köln erschienenen, relativ harmlosen Studie einiger Juristen und Theologen der Kölner Universität eines der schärfsten Pamphlete gegen das Konkubinat. Das Problem beschäftigte die Juristen und die Kirche jahrzehntelang – bis Luther die Entscheidung herführte und den Klerus heiraten liess.
Der Holzschnitt ist jenem nachempfunden, den der Meister DS für Wimphelings »De fide concubinarum« von 1501 geschaffen hat. Er wird Ludwig Hohenwang von Ulm zugeschrieben und zeigt
oben in der Mitte eine Pfarrsköchin am Eingang zur Hölle, am linken Bildrand drei Geistliche und
Gelehrte, am rechten Rand drei weltliche Figuren: einen Türken mit Krummsäbel, ein Ritter und
ein Bäuerlein.
Durchgehend etwas gebräunt und unbedeutend stockfleckig. In den Rändern zahlreiche zeitgenössische Marginalien – teils durchs Beschneiden beim Binden etwas beeinträchtigt. Wurmspuren
in den Rändern durch das ganze Bändchen, meist alt mit Papier unterlegt.
25*
Boethius, Anicius Manlius Torquatus Severinus. De Philosophiae Consolatione. (Auf
dem letzten Blatt:) Florenz, Filippo Giunta, 1507. 8°. 64 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-h8;
zeitgenössische Foliation in der rechten oberen Ecke der Blätter). Mit in Rot und Blau eingemalten Initialen, rubriziert. Lädierter Lederband d.Z. auf drei flachen Bünden, die Dekkel mit schöner Flechtwerk- und floralen Bordüren (ohne die Schliessbänder, Ecken bestossen, berieben, Kapitale ausgerissen).
(CHF 2’400.00)
Edit CNCE 6542. BMC III, 763-662. Bei Adams B-2287 (die zweite Giunta-Ausgabe von 1513).
Im Handel äusserst seltene Schulausgabe von Boethius’ bekanntestem Werk in der ersten von Giunta in einer sehr eleganten kleinen Kursivtype gedruckten Ausgabe, in einem zeitgenössischen
italienischen Einband.
52
Die vier griechischen Passagen sind von einer sehr geübten zeitgenössischen Hand eingefügt;
möglicherweise ist dies bereits in der Druckerei gemacht worden.
Auf dem Titel längerer handschriftlicher Besitzeintrag von Daniel Carnerius aus Ingolstadt, mit
Jahreszahl 1507, sowie drei weitere Einträge. Auf dem Innendeckel Kaufvermerk, dass das »liber
rarissimus« an einer Bayreuther Auktion gekauft worden sei.
Marginalien und Korrekturen von verschiedenen Händen durch den ganzen Band. Auf dem Errata-Blatt der Vermerk »sunt omnia correcta«. Im Text einige Unterstreichungen und ornamentale Linienzüge. Etwas schmutzfleckig, im Ganzen jedoch sehr ansprechend.
26
Johannes Gerson. Christianissimi doctoris Joannis de Gerson: sermo de passione domini: Nuper e Gallico in latinum traductus. (Auf dem letzten Blatt:)
Strassburg, [Mathias Schürer], Mai
1510. 8°. 44 unnum. Bl. (Lagenzählung:
A4, b8, C-D4, E-F6, G-I4). Mit Titelholzschnitt. Moderner Pergamentband.
(CHF 750.00)
VD16 B-4699 (unter Bibel – Bibelharmonie).
Diese Ausgabe nicht bei Adams.
Zweite Ausgabe der lateinischen Übersetzung eines Sermons von Johannes Gersons
(1363-1429), dem Kanzler der Pariser Sorbonne, durch den damaligen Sekretär Johann Geilers von Kaiserberg, Jacob Otter
(ca. 1485-1547). Die Übersetzung erschien
bereits 1509 ein erstes Mal, mit demselben
Holzschnitt, bei Schürer; 1513 folgt eine
dritte Ausgabe bei Schürer. Otter hatte 1509
ebenfalls den Sermo de Passione domini
von Geiler von Kaisersberg übersetzt. Später wirkte Otter als Reformator in Aarau
und Solothurn.
Der Titelholzschnitt weist ein Monogramm
»HG« auf; früher wurde dieser Hans Baldung Grien zurückgeschrieben, was heute
allgemein nicht mehr akzeptiert wird.
Durchgehend etwas stockfleckig. Ein Blatt mit Randeinriss. Ausbesserung im Titelblatt (von einem
ersetzten Blattweiser).
27
Plutarch. [Opuscula:] De Tranquilitate & Securitate animi. Lib. I. De Fortuna
Romanoru(m) ex [P]lutarcho Lib. I. De Fortuna uel uirtute Alexandri. Lib. II. Basilii magni
epistola de uita per solitudinem transigenda. (Auf dem letzten Blatt:) Rom, Giacomo Mazzocchi, 22. Februar 1510. 8°. 56 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-C8, D-L4). Titel mit architektonischer Holzschnittbordüre, alt ankoloriert. Moderner Pappband.
(CHF 500.00)
53
Adams P-1659. Sander II, 5779. Hübsche Römer Ausgabe dreier Teile aus Plutarchs »Moralia«. Die
Widmungsvorrede ist an Sigismundo Fulgineo, den Sekretär Papsts Julius II., gerichtet. Die Übersetzung aus dem Griechischen besorgte Guillaume Budé. Der Brief Basilius des Grossen (330-379),
Bischof von Caesarea, an Gregor von Nazianz ist nach dem ersten Plutarch-Teil eingebunden.
Durchgehend etwas fleckig. Zeitgenössische An- und Unterstreichungen und Marginalien durch
den ganzen Band. Einige Blätter stärker gebräunt und mit Feuchtigkeitsspuren.
54
28
[Dionysius Carthusianus]. Dyalogus christiani contra sarracenum. Paris, (Guillaume Desplains oder Raoul Couturier für) Guillaume Eustace, [ca. 1511-12]. 8°. Gotische Type,
zweispaltig gedruckt ; 42 Zeilen und Kopfzeile. 35 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung : a-d8, e4).
Mit 1 grossen Druckermarke auf Criblé-Grund auf dem Titel, 1 blattgrossen Holzschnitt
auf der Titelrückseite und einer blattgrossen Druckermarke auf dem letzten Blatt sowie 20
unterschiedlich grossen Holzschnittinitialen. Moderner Pergamentband. (CHF 2’800.00)
ISTC id00243500 (6 Exemplare). GKW VII, Sp. 451. Goff, Supplement D-243a (nur das Exemplar in
Harvard). Pettegree & Walsby 65139 (2 Exemplare).
Erste Einzelausgabe dieser auf Anregung von Nikolaus von Kues verfassten Schrift gegen die mohammedanische Religion von Denis van Rijkel (oder Denis van Leuven; 1402/3 – 1471), der besser
bekannt ist unter dem Namen Dionysius Carthusianus und der als einer der einflussreichsten und
fleissigsten Theologen seiner Zeit gilt. Nach seinem Studium an der Kölner Universität trat er in
die Kartause von Roermond ein. Später begleitete er Nikolaus von Kues auf dessen Visitationsreise durch die Niederlande. Die Einnahme von Konstantinopel (1453) durch die Osmanen bewirkte
eine wahre Flut von anti-ottomanischen Schriften; die Schrift von Dionysius erschien postum erstmals in einem Band mit Schriften von Torquemada (Turrecremata) und andern in Brüssel 1475.
Der Holzschnitt auf der Titelrückseite zeigt die Übergabe des Werkes an den Papst. Die Druckermarke auf dem Titel zeigt zwei Kentauren und einen Baum, an dessen Stamm Eustaces Zeichen
hängt, die Druckermarke auf dem letzten Blatt zwei geflügelte Hirsche.
Gutes, nur geringfügig fleckiges Exemplar.
55
29*
Vitruvius Pollio, Marcus. [De Architectura libri X, latine]. Vitruvius iterum et Frontinus à
Iocundo revisi repurgatique quantum ex collatione licuit. (Auf dem letzten Blatt:) Florenz,
Filippo Giunta, 1513. 8°. 4 unnum. Bl., 188 fol. Bl. (falsch foliiert 187; fol. 144 doppelt foliiert), 24 fol. Bl. (falsch foliiert 34), 24 unfol. Bl. (Lagenzählung: [4], A-Z8, AA4; a-c8; A-C8).
Mit einer schönen Arabeskenbordüre auf dem Titel, 140 Textholzschnitten und einer
Druckermarke auf dem letzten Blatt. Durchgehend rubriziert. Lädierter Lederband d.Z.
auf drei Bünden, die Deckel mit schönen Einzel- und Rollenstempeln (Flechtwerk; Rose,
Drache, Stern) und Streicheisenlinien, mit einer alten Messingschliesse; die Vorsätze mit
Fragmenten einer liturgischen Handschrift des 13. Jhs. bezogen (oberes Gelenk geplatzt,
alte genähte Reparatur auf dem Rückdeckel, berieben, eine Ecke stark abgeschafft).
(CHF 4’800.00)
Adams 903. Fowler 394. Berlin, Kat. d. Ornamentstichslg. 1799. Edit 16 CNCE 28727.
Erste Taschenausgabe des klassischen römischen Textes über alle Teile der Architektur, die fünfte
überhaupt, mit denselben Holzschnitten wie die der 1511er Ausgabe in Folio, jedoch mit manchen
Korrekturen gegenüber jener. Der Herausgeber, Fra Giocondo da Verona, streicht im Widmungsbrief an Giuliano de’ Medici stolz heraus, dass er den Text gegenüber den ersten drei Ausgaben
deutlich verbessern konnte.
Fra Giovanni Giocondo (1433-1515) wurde von König Ludwig XII. nach Paris berufen, um den
Pont Notre-Dame – mit zwei Reihen von 34 Häusern - zu gestalten, später berief ihn Papst Julius
56
II. nach Rom, wo er mit Sangallo und Raffael mit
dem Neubau von St. Peter betraut wurde. Fra Giocondo war ein eifriger Sammler von alten Schriften,
so fand er in Frankreich einen Caesar-Codex, den er
in Venedig drucken liess. Seine 1511 erstmals erschienene Vitruvausgabe, zu der er die Holzschnitte
selbst zeichnete, wurde wegweisend für die gesamte
Renaissanceepoche. Die Holzschnitte zeigen Säulenordnungen, Grundrisse, Idealfiguren, Mauertechniken, aber auch Maschinen, eine Orgel, nautische Maschinen usw.
Durchgehend feuchtigkeitsrandig. Das Titelblatt im
Falz auf Papierstreifen montiert. Durchgehend
etwas fingerfleckig. Alte Blattweiser entfernt. Das Titelblatt und das letzte Blatt angestaubt. Wurmspuren
in den ersten und letzten Blättern und den Vorsätzen.
Beide Vorsätze sind mit einem Fragment aus einer liturgischen Handschrift des 13. Jhs. bezogen mit
Neumen auf vierzeiligen Notensystemen, u.a. mit
dem Eingangs-Antiphon für das Fest des Hl. Josaphat (12. Nov.; »Propter testamentum domini et
leges paternas …«). Der vordere Innendeckel mit Besitzeinträgen von Baron Per Hierta und Otto Smith.
30*
[Brant, Sebastian. Navis stultifere Collectanea ab Jodoco Badio Ascensio vario carminum
genere non sine corundem familiari explanatione constata] – Fragment von 96 Bl. aus mindestens zwei verschiedenen Pariser Ausgaben (eine davon Guy de Marnef 1515) mit 102
Nachschnitten nach den Basler Holzschnitten. Moderner Halblederband mit reicher Rükkenvergoldung.
(CHF 1’000.00)
Die meisten vorhandenen Blätter weisen römische Typen, einzig vier Blätter weisen gotische Typen
auf. Das erste eingebundene Blatt ist ein Faksimile. Einige Blätter angerändert und mit handschriftlichen Ergänzungen bei den Fehlstellen. Eine Anzahl der Holzschnitte ist alt koloriert. Durchgehend finger- und schmutzfleckig, einige Feuchtigkeitsspuren.
Variantdruck
31
Rhodiginus, Ludovicus Caelius (d.i. Lodovico Ricchieri). Lectionum antiquarum Libri
XVI. Basel, Johannes Froben, 1517. Fol. 40 unnum. Bl., 862 S., 1 Bl. (Lagenzählung: α8, β-δ6,
aa-bb8, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6, Aaa-Ccc6). Mit Holzschnittdruckermarke von Ambrosius Holbein auf dem Titelblatt, und zwei unterschiedlichen, beide aus vier Teilen zusammengesetzten Holzschnittbordüren auf Bl. 2 und 3, die erste mit dem Monogramm von Urs Graf
auf dem sonst leeren letzten Blatt weitere Druckermarke. Mit zahlreichen, unterschiedlich
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grossen Holzschnittinitialen aus Kinderalphabeten von Hans Holbein. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden und über Holzdeckeln, die Deckel mit Rollenstempeln, zwei
alte Messingschliessen (berieben, Deckelbezug etwas zerkratzt, Ecken bestossen).
(CHF 2’400.00)
VD16 R-2164. Nicht bei Adams. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 175.
Erste Basler Ausgabe, in der seltenen Variante mit nur zwei Holzschnittbordüren von Urs Graf, jedoch ohne die Titelbordüre mit antiken Autoren. Die Erstausgabe dieser Enzyklopädie war 1516 in
Venedig bei Aldus erschienen. Frobens Schwiegervater Wolfgang Lachner hatte die Aldus-Ausgabe im September 1516 von der Frankfurter Buchmesse nach Basel gebracht und Froben – zusammen mit dem jungen Oekolampad – gedrängt, das Werk in seinem Verlag herauszubringen. Rhodiginus (1469-1525), der eigentlich Lodovico Ricchieri hiess und sich nach seinem Geburtsort
Rovigo nannte, unterrichtete nach Studien in Padua und Ferrara Griechisch und Latein in seiner
Heimatstadt, später in Venedig, Bologna, Ferrara und Padua, bevor er 1515 Ordinarius in Mailand
wurde. Sein grosses Werk ist Jean Grolier gewidmet; es behandelt alle möglichen Themen: Zoologie, Botanik, Recht, Astronomie, Kosmologie, Mathematik, das griechische Theater, die orientalische Literatur, antike Philosophie usw. Angelegt ist das Werk hierarchisch und beginnt mit der Entstehung des Universums.
Das Werk wurde sehr erfolgreich und bis weit ins 17. Jh. nachgedruckt. Rabelais zitiert es und Montaigne erwähnt es in seinem Reisetagebuch.
Exemplar mit sehr zahlreichen, in sehr
feiner, in etwa zeitgenössischer Handschrift in den ersten 130 Seiten, später
nur noch vereinzelt Marginalien von
derselben Hand. Auf dem Innendeckel
kalligraphischer Besitzeintrag eines Leonhardus Agricola mit Datum 1561 und
Kaufvermerk darunter »1 fl 30 sh«. Darunter das gestochene Wappenexlibris
von Franz Wilhelm Graf von Wartenberg. Auf dem Titel am Kopf Eintrag,
dass das Exemplar 1621 von diesem
Grafen Wartenberg dem Jesuitenkloster
in Oettingen geschenkt wurde.
Gutes Exemplar, breitrandig und im allgemeinen sauber. Einige Feuchtigkeitsränder. Das Titelblatt an der Aussenkante im weissen Rand ergänzt.
58
32*
Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift mit Kalender in Französisch auf
Pergament. Frankreich (vielleicht Lyon ?), erstes Viertel 16. Jh. 114 Bl.; die ersten 12 Bl. mit
dem Kalender. Kollation: i7[statt 8, das erste weisse weggeschnitten], ii6, iii-vii8, viii-ix6, xxv8, xvi1. Blattgrösse: 203 x 141 mm; Schriftspiegel: 105 x 63 mm. Siebzehnzeilig mit dunkelbrauner Tinte
beschrieben, der Kalender zweispaltig, die Gebete einspaltig geschrieben. Fol. 13v, fol. 83v
und fol. 114v original weiss. Durchgehend mit roter Tinte regliert. Mit 24 kleinen Miniaturen für den Kalender (37 x 47 mm), 12 blattgrossen, aus mehreren Szenen zusammengesetzten Miniaturen mit Banderolen mit grossen, dreizeiligen illuminierten Initialen und 19
kleineren Miniaturen im Text (47-50 x 41 mm). Der Kalender eingeschrieben in architektonische Rahmen mit gotischen und Renaissance-Elementen. Alle Textseiten auf den Aussenseiten mit Bordüren in Satzspiegelhöhe; die Bordüren mit Akanthusranken, Blumen
und Früchten sowie Drolerien, teils mit Flüssiggold gemalt und auf goldenen oder farbigen Untergründen. Mit sehr zahlreichen, mit Flüssiggold und vereinzelt mit poliertem
Blattgold gemalten Initialen, alternierend auf blauem und rotem Grund. Zeilenfüller mit
Flüssiggold und vereinzelt mit Blattgold auf rot-blauen Untergründen. Sehr schöner dunkelroter geglätteter Maroquinband d. frühen 17. Jhs. im »Du-Seuil«-Stil auf fünf Bünden,
die Kompartimente mit reicher ornamentaler Rückenvergoldung, die Deckel mit dreifachen umlaufenden Fileten, in den Deckelmitten mit dreifachen Fileten gebildete Mittelpaneele mit reizenden Eckstücken, ornamentalen Stehkantenbordüren, Goldschnitt (Ecken
bestossen, Kanten und Bünde berieben, kleines Wurmloch im unteren Kapital).
(CHF 240’000.00)
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Ausserordentliches, reich illuminiertes und grosses Stundenbuch, wie das »Obsecro te« zeigt für
einen Mann geschrieben. Aus den im Kalender hervorgehobenen Heiligen ist nicht auf einen speziellen Ort zu schliessen. Von beachtlicher Qualität sind sowohl die grossen, meist zweiteilig und
vereinzelt vierteiligen Miniaturen mit ihren reichen, mit Flüssiggold gemalten architektonischen
Rahmen. Speziell reich sind die Bordüren in ihrer grossen Gestaltungsvariation mit Dreiecken,
Quadraten, Rechtecken, Herzen, Kreisen, Trapezen usw., die als Untergünde dienen und in die reiche Akanthusranken, Blumen- und Fruchtranken eingemalt sind; da tummeln sich 74 Vögel (dabei
Reiher, Pfauen, Kauz, Pirol, Specht, Rotkehlchen), 51 Fabelwesen (teils zweigesichtige), 4 Bären
oder hundeartige Tiere, 6 Löwen und 1 Schnecke. Unter dem Blumenschmuck finden sich Rosen,
Nelken, Disteln, Margariten, Veilchen und Stiefmütterchen. Die Faktur der Bordüren und der Miniaturen ist elegant, zeugt aber gleichzeitig nicht von einer zu grossen Verfeinerung. Auffällig ist,
wie stabil das Pergament ist, das verwendet wurde. Das Stundenbuch ist bestimmt im ersten Viertel des 16. Jhs. und könnte in Lyon entstanden sein. Die Betonung der Renaissance-Elemente in den
architektonischen Rahmenleisten scheint mir auf Lyon als möglichen Entstehungsort zu weisen.
TEXT
Kalender mit französischen Heiligennamen in Braun und Rot (fol. 1r), ohne spezielle Heiligen.
Evangelienperikopen nach Johannes (fol. 7r), Lucas (fol. 9r), Matthäus (fol. 10v) und Markus
(fol.12r)
Matutin (fol. 14r)
Laudes (fol. 25r)
Ad Primam (fol. 36r)
Ad Tertiam (fol.41v)
Ad Sextam (fol. 45r)
Ad Nonam (fol. 48v)
60
Ad Vesperam (fol. 52r)
Ad completum (62r)
Busspsalmen und Litanei (fol. 66r)
Officium defunctorum (fol. 84r)
Obsecro te für männlichen Gebrauch (fol. 99r)
Fürbittegebete an Gott (103r), Erzengel Michael (103v), Johannes Baptista (fol. 104r), Johannes Apostolus (fol. 104v), Apostel Petrus und Paulus (fol. 105r), Apostel Jacobus Maior (fol. 106r), den Heiligen Laurentius (fol. 106v), den Heiligen Sebastian (fol. 107v), den Heiligen Antonius (fol. 108r),
den Heiligen Nikolaus von Bari (fol. 109r), Maria (fol. 109v), Maria Magdalena (fol. 110r), die Heilige Katharina (fol. 111r), die heilige Margarethe (fol. 111v), die heilige Barbara (fol. 112r) und die
heilige Apollonia (fol. 118r).
ILLUMINATION
1/2. Fol. 1r: Januar. Ein Edelmann sitzt an einem leinengedeckten Tisch, in seinem Rücken ein loderndes Kaminfeuer; von rechts nähert sich ein junger Bedienter mit einer Speise. Das Zodiak-Zeichen des Wassermanns als Putto. Die architektonische Bordüre zeigt an der Aussenseite rechts eine
Statue des Hl. Sebastian, eingestellt unter einen gotischen Baldachin.
3/4. Fol. 1v: Februar: Der Ackermann gräbt sein Feld um, im Hintergrund ein ummauertes Gehöft.
Das Zodiak-Zeichen zeigt ein gegeneinander schwimmendes Paar Fische in einem Bach in einer
herrlich weiten, hügeligen Landschaft. Die Bordüre zeigt links aussen die Statue vermutlich des Hl.
Joseph, unter Baldachin.
5/6. Fol. 2r: März. Der Winzer schneidet seine Reben. Das Zodiak-Zeichen zeigt einen bildparallel
nach links in einer Landschaft stehenden Widder. Die Bordüre zeigt rechts aussen die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm, unter Baldachin.
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7/8. Fol. 2v: April. Ein vornehm gekleideter Jüngling biegt das Knie vor einem am Boden sitzenden Edelfräulein; die Szene spielt in einem »hortus conclusus«, den zahlreiche Blumen schmücken,
im Hintergrund eine Stadtkulisse mit Rundturm. Das Zodiak-Zeichen zeigt den am Boden ruhenden Stier vor einer Berglandschaft. In der Bordüre links der Evangelist Markus mit dem Löwen,
unter einem Baldachin.
9/10. Fol. 3r: Mai. Ein Edelmann reitet auf seinem Schimmel, in der Rechten einen blühenden
Baumast schwingend, in der weiten Landschaft im Hintergrund eine Burg auf einem Hügel. Das
Zodiak-Zeichen zeigt statt des üblichen Zwillingsbrüderpaares Adam und Eva, die sich schamhaft
hinter einen Busch kauern, dahinter eine weite Landschaft mit Fluss und Bergen. In der Bordüre
rechts aussen den Heiligen Nikolaus von Bari.
11/12. Fol. 3v: Juni. Der Bauer mäht das Gras, im Hintergrund zwei grosse Burgen auf Hügeln. Das
Zodiak-Zeichen zeigt einen bildparallel in der Luft schwebenden Krebs, im Hintergrund eine
phantastisch überhöhte Hügelstadt. In der Bordüre aussen links die Statue des Hl. Johannes des
Täufers, unter Baldachin.
13/14. Fol. 4r: Juli. Der Bauer erntet das Korn. Das Zodiak-Zeichen zeigt den am Boden ruhenden,
mit Gold gehöhten Löwen vor einer hügeligen Landschaft. In der Bordüre rechts die Statue der Hl.
Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, unter Baldachin.
15/16. Fol. 4v: August. Der Ackermann bringt die Wintersaat aus. Als Zodiak-Zeichen eine Jungfrau im goldenen Gewand, in der Linken einen goldenen Zweig haltend. In der Bordüre links aussen die Statue des Hl. Laurentius mit dem Rost, unter Baldachin (der Namenstag des Hl. Laurentius ist der 10. August – sein Name ist im Kalender nicht genannt!).
17/18. Fol. 5r: September. Der Winzer stampft im Bottich die Trauben. Als Zodiak-Zeichen hängt
eine Balkenwaage am Oberrand des Miniaturfelds; im Hintergrund eine sehr fein ausgeführte
Berglandschaft mit zwei Städten. In der Bordüre rechts aussen der Erzengel Michael mit dem besiegten Drachen.
19/20. Fol. 5v: Oktober. Ein Treiber treibt Wildschweine aus einem Wald. Das Zodiak-Zeichen zeigt
ein Skorpion auf einer Hügelkuppe, mit Ausblick rechts in die Tiefe auf einen Fluss. In der Bordüre links aussen die Statue des Hl. Dionysius mit abgeschlagenem Haupt, unter Baldachin.
21/22. Fol. 6r: November. Der Bäcker schiebt Brote in den flammenden Ofen. Das Zodiak-Zeichen
zeigt den Schütz bildparallel als nach links galoppierenden Kentaur, den Bogen gespannt und nach
rechts zielend. In der Bordüre rechts aussen die Statue der Hl. Katharina, in den Händen ein
Schwert und einen Palmwedel, am Fuss das zerborstene Rad, unter Baldachin.
23/24. Fol. 6v: Dezember. Ein Bauer schlachtet ein Schwein, seine Frau kommt mit einem Gefäss,
um das Blut aufzufangen; die Szene spielt in einem Gehöft. Das Zodiak-Zeichen ist ein bildparallel nach links springender Steinbock. In der Bordüre links die Muttergottes mit dem Kind im Arm.
25. Fol. 7r: Vierteilige Miniatur, gegliedert durch eine Renaissance-Architrav-Architektur, in der
Bildmitte links ein Schriftband. Im Feld oben links der in der weiten Landschaft sitzende Evangelist Johannes, ihm zur Rechten sein Adler; im Hintergrund mäandrierender Fluss und drei Städte;
in den drei kleineren Bildfeldern oben rechts die Gefangennahme des Johannes, am unteren Rand
sein Martyrium im Feuertopf, ein Knecht schürt das Feuer unter dem Topf mit einem Blasbalg; im
Feld unten rechts eine Gruppe von Neugierigen.
26. Fol. 9r: Der Evangelist Lukas in einem hohen Lehnstuhl sitzend, links der am Boden ruhende
geflügelte Stier. In der Bordüre links Erdbeeren, rechts ein Pirol.
27. Fol. 10v: Der an einem Schreibpult sitzende Evangelist Matthäus, am linken Rand der Engel. In
der Bordüre links ein Vogel, rechts ein Fabelwesen mit Giraffenhals und zweitem Gesicht auf der
Brust.
28. Fol. 12r: Der auf einem Hocker sitzende Evangelist Markus in einem engen Gelass, rechts von
ihm der geflügelte Löwe. In der Bordüre links ein zweibeiniges Fabelwesen mit Giraffenhals und
einem zweiten Gesicht auf seiner Brust, rechts ein Vogel.
29. Fol. 14r: Zweiteiliges Bild, in einer oben mit einem flachen Bogen abgeschlossenen Rundsäulenarchitekur. In der oberen Hälfte die Verkündigung an Maria, sie links, rechts naht sich der Engel;
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die Szene spielt in einem kostbaren Gemach, dessen Wände flache Porphyrpilaster und geschnitzte Paneele aufweisen; durchs offene Fenster sieht man drei singende Engel. In der Mitte des Gemachs eine Blumenvase auf dem rot-weiss gewürfelten Boden. Im untern Teil zwei auf dem Gesims stehende Putti, die das Schriftband halten, das die Szene teilt.
30. Fol. 25r: Visitatio, eingestellt in eine mit einem Dreieckgiebel bekrönte Säulenarchitektur, der
Giebel seitlich mit Delphinen geschmückt. Maria steht in der Bildmitte in einer offenen, weiten
Landschaft mit mäandrierendem Fluss und Hügeln, links von ihr die knieende Elisabeth. Am linken Rand eine weibliche Assistenzfigur mit einem Buch in der Linken.
31. Fol. 36r: Weihnachtsbild, eingestellt in eine Architrav-Architektur, der Deckbalken bekrönt von
einem Laubornament. In der obern Hälfte der Stall mit Ochs und Esel ganz links, in der Mitte Maria
und Joseph, vor ihnen das Kind in der Krippe; am rechten Rand zwei Hirten. In der unteren Szene
zwei Hirten und eine Hirtin links, im rechten kleinen Feld ein Dudelsackspieler.
32. Fol. 41v: Verkündigung an die Hirten, eingestellt in eine Säulenarchitektur mit flachem Deckbalken. Am Unterrand zwei am Boden liegende Hirten, in ihrer Mitte ein Hund; kunstvoll zieht
sich der Weg in einem S-Bogen in die obere Hälfte, dort links eine Hirtin und ein Hirte am Boden
sitzend, rechts davon ein knieender und ein stehender Hirte, der auf die Engelserscheinung im
Himmel weist; in ihrer Mitte die Schafherde. Oben links auf einem Hügel ein Schafgehege und
zwei weitere Hirten vor einer kleinen Hütte; rechts Ausblick in eine weite Flusslandschaft mit zwei
Hügelstädten.
33. Fol. 45r: Anbetung der Heiligen Drei Könige. Zweiteiliges Bild, eingestellt in einen schlichten
Goldrahmen. Am Bildunterrand zwei knieende Engel, die das Schriftband halten. In der oberen
Hälfte die Anbetung, die Könige in der linken Hälfte, rechts die sitzende Maria mit dem Kind auf
dem Schoss, hinter ihr Joseph mit einem Kelch. Ausblick in eine weite Landschaft, im Himmel der
strahlende Stern.
34. Fol. 48v: Darbringung im Tempel. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Pfeilerarchitekur, oben abgeschlossen von einem Architrav mit Halbrundbogen, in den Zwickeln darüber
Engel auf blauem Grund. Im unteren Bildteil zwei Putti, im oberen Teil die szenische Darstellung,
am rechten Rand die knieenden Maria und Joseph, hinter ihnen zwei weitere Frauen, am linken
Rand der Hohe Priester mit dem Jesuskind in den Armen hinter einem Altar, hinter ihm drei weitere Männer. Ausblick in eine wunderbare Apsis mit Muschelkalotte, die Wände gegliedert mit korinthischen Wandpfeilern und roten Marmorpaneelen.
35. Fol. 52r: Der Bethlehemitische Kindermord. Zweiteiliges Bild, eingestellt in einen einfachen Balkenrahmen. Im oberen Teil, in einer üppigen Palastarchitektur mit Rundbogenfenstern mit Säulen,
links die Gruppe des thronenden Herodes mit zwei Assistenzfiguren, in der Bildmitte eine knieende, schluchzende Mutter, vor ihr das getötete Kind, am rechten Rand eine Gruppe von Häschern
mit Schwertern und Lanzen, mit aufgespiessten Opfern, am Unterrand zwei weitere mordende
Häscher und zwei verzweifelnde Mütter.
36. Fol. 62r: Pfingstbild. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Säulenarchitektur, oben
abgeschlossen mit einem stark gekröpften Architrav. In der oberen Hälfte die knieende Maria, umgeben von den Aposteln, rechts, von hinten durch einen Bogengang hereinkommend, die Taube
des Heiligen Geistes mit flammenden Strahlen, die sich über die Szene ausgiessen. Im untern Teil
zwei Engel, die das Schriftband halten.
37. Fol. 66r: König David. Vierteiliges Bild, eingestellt in eine polychrome Renaissance-Pilasterarchitektur mit flachem Dreieckgiebel. Im grossen Bildfeld oben links der knieende König David in
voller Rüstung, seine Harfe am Boden liegend, in einer felsigen Landschaft. Im kleinen Bildfeld
oben rechts der Kampf Davids mit Goliath. Im kleinen Bildfeld unten rechts eine mit einem Muschelbogen geschmückte Pforte. Unten links Bathseba im Bade, ihre Scham mit einem durchsichtigen Schleier bedeckend, in der Mitte des Bachs eine goldene Brunnenarchitektur, David blickt aus
seinem Palast rechts auf die Szene, am linken Rand zwei Zuschauer in einem von geflochtenen
Hecken begrenzten »hortus conclusus«.
38. Fol. 84r: Hiob wird von seinen Freunden getröstet. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Säulenarchitektur mit gekröpftem Architrav. Im oberen Teil links der auf dem Misthaufen
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sitzende Hiob, den Satan versucht hatte, rechts nähern sich seine drei Freunde. Im Hintergrund
schöne Stadtkulisse und Ausblick in eine weite Flusslandschaft. Im unteren Teil ein ruhendes Totengerippe, den Schädel auf einen zweiten Schädel als Kissen aufgestützt.
39. Fol. 99r: Maria als Himmelskönigin. Zweiteiliges Bild, eingestellt in eine Renaissance-Säulenarchitekur, oben abgeschlossen durch einen Rundbogen. Im oberen Teil die in der Bildmitte thronende Madonna mit dem Kind auf dem Schoss, hinter ihr ein grüner, reich ornamentierter Behang,
links und rechts eine Engelschar. Im unteren Teil zwei knieende Engel, die das Schriftband halten.
40. Fol. 103r: Der Gnadenstuhl. Der thronende Gottvater mit dem Crucifixus in den Händen, hinter ihm eine Schar von blauen und roten Cherubim. In der Bordüre links ein Pirol, in der Bordüre
rechts ein Fabelwesen mit Vogelkopf, Löwenklauen und dem Hinterleib in einem Schneckenhaus.
41. Fol. 103v: Der Erzengel Michael im Kampf gegen den als Drachen gezeigten Satan in einer felsigen Landschaft. In der Bordüre links ein Fabelwesen mit Vogelkopf, Löwenklauen und dem Hinterleib in einem Schneckenhaus.
42. Fol. 104r: Johannes der Täufer in einer felsigen Landschaft. In der Bordüre rechts ein Vogel.
43. Fol. 104v: Der Apostel Johannes mit dem Schlangenkelch in der Hand in einem engen Gelass.
In der Bordüre links ein an einer Erdbeere pickender Vogel.
44. Fol. 105r: Die Apostel Petrus und Paulus in einer weiten Landschaft.
45. Fol. 106r: Der Apostel Jakobus major in einer felsigen Landschaft.
46. Fol. 106v: Der Heilige Laurentius mit dem Rost in einer weiten Flusslandschaft.
47. Fol. 107v: Der Heilige Sebastian an eine Säule gebunden, in einer weiten Flusslandschaft.
48. Fol. 108r: Der Heilige Antonius mit dem Schwein, in einer weiten Flusslandschaft.
49. Fol. 109r: Der heilige Nikolaus von Bari, in einem engen Gelass, der die drei ermordenten Kinder zum Leben erweckt.
50. Fol. 109v: Visitatio. Maria nähert sich von links der auf einem goldenen Thron sitzenden Elisabeth.
51. Fol. 110r: Die Heilige Maria Magdalena mit dem Salbgefäss, in einer weiten Flusslandschaft.
52. Fol. 111r: Die Heilige Katharina mit Schwert und Palmwedel in der Hand, am Fuss das geborstene Rad, in einer weiten Landschaft mit Felsenburg im Hintergrund.
53. Fol. 111v: Die Heilige Margarethe auf dem Drachen in einem engen Gemach.
54. Fol. 112r: Die Heilige Barbara mit Palmwedel in der Hand und dem Turm in der Linken, in weiter Landschaft.
55. Fol. 113r: Die heilige Apollonia mit der Zange in der Hand und einem offenen Buch, in weiter
Flusslandschaft.
ERHALTUNGSZUSTAND
Ausgezeichnet erhaltenes Stundenbuch mit nur wenigen Bereibungen und Schäden an Text und
Bild. Das erste Blatt als ganzes etwas berieben, da ein Vorsatz weggeschnitten ist. Geringfügige Bereibungen durch das Blättern in der unteren Ecke der ersten grossen Miniatur (fol. 7r). Kleine
Wischspur im Text von fol. 22r, ebenso fol. 35v in der Bordüre. Zwei kleine Braunflecken in fol. 55v
und 56r (vielleicht Wachsflecken ?), ebenso fol. 62v und 63r. Winzige Abplatzung im Bild von fol.
84r.
65
Auf Pergament gedruckt
33*
Leo X. Papa. – Bulla Leonis. X. Co(n)firmation(is) privilegior(um): indultor(um) facultatu(m) et i(n)dulge(n)tiar(um) hospitali S. sp(irit)us in Saxia de urbe: et eius me(m)bris per
plures Rom(anos) Pont(ifices) co(n)cessar(um) cu(m) extension(ibus) Bulle Sixti IIII. Ohne
Ort, Drucker und Jahr (Rom ?) 1517. Gr.-8°. 14 unnum. Bl. (Lagenzählung: a8, b6). Mit
Papstwappen und schwarzgrundiger Bordüre auf dem ersten Blatt. Sehr schöner Lederband d.Z. mit breiten, goldgeprägten ornamentalen Bordüren und dem grossen, in Silber
geprägten Kreuzzeichen des Hospitaliter-Ordens, mit angehängtem Wachssiegel in Blechkapsel (ohne die alten Schliessbänder; etwas berieben; kleine Aufschürfung von der
Blechkapsel herrührend).
(CHF 7’500.00)
Von mir nicht nachweisbar. Über den KVK kein Exemplar auffindbar. Nicht bei Adams.
Vereinigt drei Bullen Leos X., eine vom 9. März 1513, signiert von Cyprianus; eine vom 7. März
1515, signiert von Pietro Bembo, und eine vom 29. April 1517, gezeichnet von A. de Verdesoto.
Die Bullen sind alle in Zusammenhang mit Zuwendungen an das Ospedale di Santo Spirito in Sassia ediert worden, eines der wichtigsten Pilgerhospize in Rom, das auf eine Gründung von König
Ine von Wessex zurückgeht und ursprünglich für englische Pilger bestimmt war.
Auf dem letzten Blatt langer handschriftlicher Eintrag eines Philippus Quintilianus de Civitate Castellana, mit dessen Notariatszeichen (?).
Sauber. – Wie alle diese Kleinschriften von grosser Seltenheit.
66
34*
(Pseudo-)Bonaventura. Exe(m)pla sacrae scripturae: vel Biblia Pauperum
composita a Sancto Bonaventura Cardinali. (Auf dem letzten Blatt:) Venedig, Bernardo de Vitalibus, 1518. 8°. 56
unnum. Bl. (Lagenzählung: a-g8; Bl. g4
und g8 weiss). Mit einer kolorierten
Holzschnittdruckermarke auf dem Titelblatt. Moderner, flexibler Pergamentband.
(CHF 3’500.00)
Edit 16 CNCE 6009 (mit 6 Bibliotheksnachweisen in Italien). Nicht bei Adams.
Offenbar äusserst seltene Ausgabe der
nach Stichwörtern in alphabetischer Ordnung angelegten Sammlung von Bibelstellen als Anleitung für Prediger – das erste
Stichwort heisst »De abstinentia«, es geht
weiter mit »De amicitia«, »De avaritia«,
»De angelis bonis« usw., bis hin »De zelo«.
Das Werk wurde früh dem »Doctor Seraphicus« zugeschrieben, dem Hl. Bonaventura (1221-1274), stellt aber möglicherweise
eine Bearbeitung des ähnlich gelagerten
Werkes von dessen Zeitgenossen dar, dem
letzten lateinischen Patriarchen von
Akkon, Nicolas de Hanapes (1225-1291), des zwischen 1260 und 1270 entstandenen »Liber de exemplis sacre scripturae«.
Sehr reizvolle Druckermarke mit einem auf einem Ochsen reitenden Ritter mit gezogenem Schwert
und den Initialen »ZMBB«.
Zahlreiche Unterstreichungen in Rot. Ausführliche Marginalien einer zeitgenössischen Hand in
Latein und Italienisch auf dem Titelblatt und der Titelrückseite, im Text und auf den beiden weissen Blättern.
Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta.
35*
Sickingen, Franz von. Ervoderung und verkundung: des Edeln un(d) vestn Francisco
vo(n) Sickingen/ zuo Eberbürg / an und wider Provincial prioren und Conventen Prediger ordens teutscher nation un(d) sunderlichen Brueder Jacoben von der hochstraten /
auch prediger ordens / von wegen und namen / des hochgelerten und weitberümbten
hern Johann Reuchlins baider Rechten doctor / seiner erlangten Executorial halben tc.
Ohne Ort und Drucker (1519). Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (a4). Mit 1 Titelholzschnitt. Geheftet.
(CHF 3’500.00)
VD16 S-6307 (liest »vesten« in der zweiten Zeile). Goedeke II, 233, 2, 1.
Einer von 2 Drucken aus dem Jahr 1519, dieser von VD16 Jörg Nadler in Augsburg zugewiesen.
Wie alle Schriften von Franz von Sickingen (1481-1523) von grosser Seltenheit. Der Aufruf entstand
in der Zeit der Vorbereitung des Kriegszuges des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich von
Württemberg und auf Veranlassung Ulrich von Huttens. Sickingen machte sich zum Anwalt für
67
Reuchlin, seinen Heidelberger Lehrer, der
einen vom Dominikanerorden zu Köln
gegen ihn angestrengten Prozess wegen
Haeresie gewonnen hatte; der Orden verweigerte sich jedoch, die ihm auferlegten
Kosten zu zahlen. Erst Sickingens dezidierter Aufruf verhalf dem greisen Reuchlin
(1455-1522) zu seinem Recht.
Aus einem Sammelband ausgelöst. Durchgehend etwas stockfleckig.
Die Steckelberger-Sammlung
36*
Hutten, Ulrich von. [Epigrammata]. Hoc in volumine haec continentur Ulrichi Hutteni
equ. Super infectione propinqui sui Ioannis Hutteni Equ. Deploratio. Ad Ludovicum Huttenum super interemptione filii Consolatoria. In Ulrichum Vuirtenpergensem orationes V.
In eundem Dialogus, cui titulus Phalarismus. Apologia pro Phalarismo, & aliquot ad amicos epistolæ. Ad Franciscum Galliarum regem epistola ne causam Vuirtenpergen. Tueatur
exhortatoria. (Auf dem letzten Blatt:) «Excusum in arce Stekelberk an. M.D.XIX. Mense
VIIbri« (= Mainz, Johann Schöffer, 1519). Kl.-4°. 106 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-C4, D6,
E-Z4, a-c4). Mit 2 Textholzschnitten und 6 schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Restaurierter lackierter Lederband d.Z. mit goldgeprägtem Rückentitel, die Deckel mit schönen
floralen Rollenstempeln, mit Schliessbändern (Rücken und Ecken erneuert).
(CHF 3’800.00)
VD16 H-6408. Goedeke II, 230, 19. Benzing, Hutten 120. Kuczynski 1091.
Einzige Ausgabe dieser Sammlung von Schriften und Reden Huttens (1488-1523), selten.
Mit Ausnahme von Vor- und Nachwort sowie acht Briefen nehmen alle Schriften Bezug auf die Ermordung von Huttens Vetter Hans durch Herzog Ulrich von Württemberg.
68
Unter den 15 Stücken gilt der »Phalarismus«-Dialog als der bedeutendste; es ist dies der erste von
Hutten verfasste Dialog, der diese Gattung damit in die Literatur des deutschen Humanismus einführte. Der »Phalarismus« war 1517 ein erstes Mal erschienen, ebenfalls mit dem Hutten-Portrait
unter dem Baldachin, das sowohl Hans Schäufelein als auch dem Petrarca-Meister zugewiesen
wird, von dem der Holzschnitt mit der Ermordung Hans von Huttens stammt und hier zum ersten
Mal abgedruckt wird. Ausser dem »Phalarismus« liegen alle Schriften in Erstausgabe vor.
»Dass diese Sammlung nicht auf der Burg Steckelberg … gedruckt …, ist, beweist nicht nur die
Schönheit des Druckes selbst, die sich in einer Stegreifdruckerei nicht erreichen liess, sondern auch
ein in meinem Besitz befindliches Exemplar (mit Widmung Schöffers an Peutinger)« (Böcking,
Hutten XXIV,1). Hutten wollten offenbar den Drucker vor allfälliger Verfolgung schützen, dass er
ihn anwies, das Impressum so zu drucken.
Die sehr schönen Initialen stammen aus dem von Hutten bei Schöffer edierten Livius und rühren
von der Hand von Gabriel Zehender.
Durchgehend feuchtigkeitsrandig, das Titelblatt angeschmutzt und sporfleckig sowie mit längerem Besitzeintrag, datiert 1750. Auf dem fliegenden Vorsatz Besitzeintrag Baron Per Hierta mit
Datum von 1895.
69
37*
[Widmann, Johann]. Behend vnd
hüpsch Rechnung vff allen Kauffmanschafften. (Auf dem letzten Blatt:) Hagnau, Thomas Anshelm, 1519. 12°. Titelblatt und 151 Bl. (falsch numeriert: 154 Bl.;
Bl. 93 durch altes handschriftliches Facsimile ersetzt). Mit einigen Textdiagrammen und kleinen Textholzschnitten. Auf
dem letzten Blattschöne Druckermarke.
Holzdeckelband d.Z., der Rücken mit geprägtem Schweinsleder bezogen, der
Holzdeckel auf der Vorderseite mit eingeritztem Besitzermonogramm »JT«, auf der
Rückseite hübsche Kerbschnitzerei (ohne
die Metallschliessen).
(CHF 35’000.00)
VD16 W-2479. Vgl. Adams W-137 (Ausgabe
1526). Vgl. Smith, Rara Arithmetica 40 (zur
Ausgabe 1508). Benzing, Hagenau, 54. Wie
alle frühen Ausgaben von ausgesuchter Seltenheit. »Widmann’s arithmetic was the first
great German textbook on the subject, although minor works had already appeared before 1489. It is in the main a practical treatise,
with good problems, and it set the standard
for Germany much as Borghi’s book did for
Italy. Among its noteworthy features is the use
of the plus and minus signs for the first time in
a printed work … as symbols of excess or deficiency in warehouse measures. The book is illustrated with pictures of showing mercantile customs, and with geometric diagrams. Widmann acknowledges his indebtness to men like Sacrobosco, although this work shows no dependence upon the Algorismus named« (Smith. S. 36ff., zur
Zweitausgabe von Pforzheim, Anshelm, 1500).
Eine der Illustrationen (fol.92) zeigt eine steinerne Brücke mit Rundbogen – angeblich die erste solche Darstellung.
Fol.93 (m6) ist alt durch ein handschriftliches Facsimile ersetzt.
Auf beiden Innendeckeln zeitgenössischer handschriftlicher Besitzeintrag »Jacob Tucher Am
Mil(ch)marckt«, darunter das Datum 1519. Auf dem Titel ebenfalls alter Besitzeintrag Wolf Friedrich Stromer.
Einige Blätter gebräunt, im Ganzen jedoch gutes Exemplar – abgesehen vom durch ein Facsimile
ersetzten Blatt – in einem hübschen Holzdeckelband.
38
70
Gellius, Aulus. Noctium Atticarum Libri XIX. (Auf dem letzten Blatt:) Basel, Andreas
Cratander für Ludwig Hornken, 1519. Fol. 14 unnum. Bl., 106 fol. Bl., 22 unnum. Bl. Mit
in Rot und Schwarz gedrucktem Titel mit einer aus einem Block bestehenden Holzschnittbordüre von Hans Franck und einer weiteren, aus vier Teilen zusammengesetzten Holzschnittbordüre auf dem ersten Textblatt. Auf dem letzten Blatt Verlegermarke mit dem
Wappen Hornkens und auf der Versoseite Cratanders Druckermarke. Mit zahlreichen
schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Moderner Halbpergamentband mit goldgeprägtem Rückentitel, die Deckel mit Kleisterpapier bezogen (etwas fleckig und leicht berieben).
(CHF 1’800.00)
VD16 G-1036. Nicht bei Adams. Panzer VI, 384. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II,
Nr. 301.
Erste Basler Ausgabe der von Aulus Gellius im 2. Jh. n. Chr. zusammengestellten Anthologie älterer antiker Texte, die dritte im deutschsprachigen Raum erschienene (nach 2 Strassburger Ausgabe, zuvor in Venedig und Paris erschienen). Cratander druckte die Ausgabe im Auftrag des angesehenen Kölner Verlegers Ludwig Hornken, der mehrfach in Basel drucken liess, so auch bei Petri.
Cratander zog für die Herausgabe Beatus Rhenanus und Fabricius zu.
Aulus Gellius hatte seine eklektische Sammlung älterer Texte in einem Athener Landhaus begonnen – deswegen der Titel; das Werk ist in 20 Bücher abgeteilt, von denen sich das achte nicht erhalten hat. Die Themata sind sehr verschieden: Philosophie, Erziehung, Geschichte, Altertümer usw.
Einige Texte wären ohne die Notierung durch Aulus Gellius verloren.
Den ganzen Holzschnittschmuck – beide Titelbordüren, die Initialen und die beiden Verleger- und
Druckermarken – weist Hieronymus Hans Franck zu. Die »Hercules Gallicus«-Bordüre auf dem ersten Blatt erscheint hier zum
zweiten Mal, nach dem Erstabdruck im »Dictionarium Graecum« von März 1519.
Etwas knapp beschnittenes Exemplar. Titelblatt angeschmutzt.
Einige nicht störende Wurmlöcher. Fol. 36v mit grossem Tintenfleck. Feuchtigkeitsspuren in
den oberen Aussenecken in den
letzten ca. 25 Bl. Vorsätze stockfleckig.
71
39
Erasmus, Desiderius, Roterodamus. [Adagiorum Chiliades ex quarta recognitione].
Basel, Froben, 1520. Fol. 26 meist unpag. Bl. Präliminarien, 791 S. Mit 2 Holzschnitttitelbordüren und 1 Holzschnittdruckermarke, einigen Initialen und mehreren Zierstücken.
Schweinslederband d.Z. über dicken Holzdeckeln, auf vier Bünden, die Deckel mit reicher Blindpressung (ohne die Messingschliessen, berieben und bestossen, einige Wurmlöcher, eine kleine Fehlstelle im Bezug des Rückdeckels).
(CHF 3’500.00)
VD16 E-1936. Adams E-431. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration II, Nr. 151. Erstausgabe
der vierten Redaktion der Adagiensammlung, die mittlerweile 3443 Adagien umfasst, gegenüber
der dritten Ausgabe also um 21 Adagien vermehrt ist. Erasmus hat die Ausgabe selbst besorgt. Vorrede und Nachwort sind dieselben wie in der dritten Ausgabe.
Die splendide Titelbordüre von Urs Graf wurde in der Ausgabe von 1515 erstmals verwendet; sie
zeigt oben und seitlich die Portraits von 21 alten Philosophen und Dichtern, am Unterrand einen
Hortus conclusus mit einem grossen Baum und vier Brunnen. Die zweite Bordüre ist von Ambrosius Holbein und zeigt Kinder als »Genii artium liberalium«. Die schönen Initialen stammen aus
dem Herkules-Alphabet von Holbein.
Überaus reich zeitgenössisch annotiertes Exemplar. Die Annotationen stammen alle von einer
Hand und finden sich überall: auf
dem Innendeckel und dem fliegenden Vorsatz, im Index, durch
den ganzen Text, und speziell auf
den letzten beiden Blättern und
dem hinteren Vorsatz. Die Annotate auf den ersten und letzten
Blättern sind meist knappe Hinweise auf einzelne Adagien. Im
Text sind häufig Hinweise auf
Adagien ähnlicher Natur. Die
Handschrift ist auffällig fahrig
und weist sehr viele Kürzel auf.
Leider nennt sich der Leser, der
den Band kurz nach Erscheinen so
fleissig durchgearbeitet hat, nirgends!
Die Ränder durchgehend etwas
gebräunt, Bräunungen und einige
Flecken hin und wieder. Schwache Feuchtigkeitsspur am Unterrand durch einen grossen Teil des
Bandes. Einige kleine, aber wenig
störende Wurmgänge und -löcher.
Kleiner Randeinriss im weissen
Unterrand des ersten Blattes.
Auf dem vorderen Innendeckel
Besitzeintrag des Basler Mathematikers Nikolaus I. Bernoulli
(1687-1759).
72
40*
Luther, Martin. Von dem Bapstum zu
Rome: widder den hochberumpten Romanisten zu Leiptzck D. Martinus Luther August. Vuittenberg. (Wittenberg, Melchior
Lotter, 1520). Kl.-4°. 32 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: A-H4). Geheftet.
(CHF 1’500.00)
VD16 L-7131. Benzing, Luther 655. Kuczynski
1407.
Eine von elf Ausgaben aus dem selben Jahr, von
Benzing als erste aufgeführt. Die Leipziger Disputation von 1519 mit Johann Eck und den Reformatoren Luther, Melanchthon und Karlstadt
legte die abweichenden Haltungen von Alt- und
Neugläubigen offen, sie führte dazu, dass im
Folgejahr Papst Leo X. den Bann gegen Luther
aussprach. Und Luther schrieb seine drei grossen Schriften »An den Christlichen Adel«, »De
Captivitate Babylonica« und »Von der Freiheit
eines Christen Menschen«. Die vorliegende
Schrift ist die direkte Auseinandersetzung mit
Eck und der Leipziger Disputation.
Aus einem Sammelband ausgelöst. Nur unbedeutend fleckig. Besitzvermerk auf der Rückseite des
Titelblattes.
41*
Bodenstein, Andreas, von Carlstadt. Von geweychtem wasser un(d) saltz
Doct. Andreas Carlstadt. wider denn vnuordienten Gardian Franciscus Seyler. [Leipzig,
Valentin Schumann] 1520. Kl.-4°. 12 unnum.
Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-C4). Geheftet.
(CHF 2’400.00)
VD16 B-6247. Kuczynski 395.
Von VD16 als erster Druck aufgeführt, einer von
vier Drucken aus dem selben Jahr. Luther war
sehr angetan, dass sich Carlstadt in seiner Schrift
gegen den Franziskaner Seyler so sehr ins Zeug
legte, diesen auf die Schriftwidrigkeit des Ablasses hinwies und wie töricht es sei, auf geweihtes
Wasser und Salz zu vertrauen.
Stichsatz am Fuss des Titels. Aus einem Sammelband ausgelöst, etwas angeschmutzt.
73
42* Luther, Martin. Widder die Bullen des Endchrists: Doctor Martinus Luther. Vuittembergk
[Melchior Lotter] 1520. Kl.-4°. 10 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4, B6). Moderner Pappband.
(CHF 1’200.00)
VD16 L-7449. Benzing, Luther 728. Kuczynski 1415.
Erste deutsche Ausgabe von »Adversus Bullam«; dies
ist nicht eine genaue Übersetzung, sondern eine freie
Bearbeitung des lateinischen Originals. Luther bespricht darin die ersten 12 in der Bulle verdammten
Sätze – im lateinischen Original werden nur sechs behandelt. Die im ganzen heftige Schrift schliesst: »wird
d(er) bapst diße bulle nit widerruffen un(d) vordammnen / datzu D. Ecke(n) mit seine(n) gesellen / solcher
Bulle(n) folger / straffen / so sol niema(n)t dran zweyffeln / der bapst sey gotis feynd / Christ(i) vorfolger /
d(er) christe(n)heit vorstorer / un(d) der rechte Endchrist. den bißher ist noch nie gehoret / das yemannt
de(n) Christliche(n) glaube(n) offentlich beka(n)t /
vorda(m)pt habe/ wie diße hellische vorfluchte bulle
thut«.
Aus einem Sammelband ausgelöst. Durchgehend
feuchtigkeitsspurig und stockfleckig.
43*
Luther, Martin. Das Magnificat Vorteutscht und außgelegt durch D. Martinum luther
Aug. Vuittenberg. [Wittenberg, Melchior Lotter, 1521]. Kl.-4°. 44 unnum. Bl. (Lagenzählung: a-l4). Moderner Halbpergamentband mit handgeschriebenem Rückentitel.
(CHF 4’000.00)
VD16 L-5453. Benzing Luther 855. Kuczynski
1431.
Erste Ausgabe dieser frühesten Bibelauslegung
Luthers, die er für Herzog Johann Friedrich von
Sachsen unternahm und noch vor seiner Reise
an den Wormser Reichstag begonnen hatte; erst
auf der Wartburg stellte Luther das Werk fertig.
Dem Lobgesang auf Maria fügte Luther eine
erste Übersetzung des Gebets von König Salomon bei. In der Widmung an Johann Friedrich
dankt Luther für dessen Hilfe beim Kurfürsten,
nachdem die Bannbulle Leos X. bekannt geworden war.
Durchgehend Marginalien in roter und brauner
Tinte von einer zeitgenössischen Hand. Kleiner
Besitzerstempel am Fuss des Titels. Besitzeintrag von Baron Per Hierta auf dem, fliegenden
Blatt, mit Datum von 1905.
74
44*
Rhegius, Urbanus. Ain predig Von der hailigen junckfrauwen Catharina / Doctoris
Urbani Regii Thuompredigers zu Augspurg / gepredigt im M.D.XXI. Iar. Augsburg, Silvanus Otmar, 1521. Kl.-4°. 8
unnum. Bl. (Lagenzählung: a-b4). Mit einer
aus vier Teilen zusammengesetzten Titelbordüre. Geheftet.
(CHF 750.00)
VD16 R-1868. Kuczynski 2226. Liebmann D 31.
Einzige Ausgabe der Predigt zum Fest der
Schutzpatronin der Philosophen und Theologen, gehalten am 25. November in Augsburg.
Deutlich sind darin Luthersche Einflüsse zu erkennen. Obwohl auf dem Titel noch Domprediger genannt, hielt Rhegius die Predigt nicht
mehr als solcher; bereits bei seiner Fronleichnamspredigt, wo er sich gegen das Ablasswesen wandte, kam es zu Spannungen mit dem
Domkapitel, weswegen Rhegius gegen Ende
Jahr sein Amt abgeben musste.
Die sehr eindrückliche Titelbordüre zeigt am Kopf Gottvater sowie links und rechts Adam und
Eva, am Fuss Medaillonportrait Kaiser Maximilians.
Etwas stockfleckig.
45*
Luther, Martin. Copia eyner Missive(n)
edd(er) Sendebreves so Doctor Martinus Luther na
sinem afscheyde to Wormbs to rugge an de Chorforsten. Forsten un(d) Ste(n)de des hilige(n) Romeschen
Rickdages dar suluest vorsammelt geschreve(n) hefft.
M.D.XXI. [Lübeck, Hans Arndes, 1521]. Kl.-4°. 4
unnum. Bl. (Lage A). Rotes Halblederbändchen mit
goldgeprägtem Rückentitel.
(CHF 2’500.00)
VD16 L-3691. Benzing, Luther 1042.
Einzige niederdeutsche Ausgabe der im Original in Latein
geschriebenen Missive Luthers, die im Original ein einziges
Mal, in der wohl von Georg Spalatin gemachten deutschen
Übersetzung hingegen 18 Mal gedruckt wurde. Luther
schrieb seinen Brief am 28. April 1521 in Friedberg, zwei
Tage nach seiner Abreise vom Wormser Reichstag. Er rechtfertigt darin sein Verhalten gegenüber den ihm dort gestellten Forderungen. Er dankt wiederholt für die Sicherung des
freien Geleits und schickt den Reichsherold mit diesem
Schreiben nach Worms zurück.
Auf dem Innendeckel Exlibris William Jackson.
75
Aus der Kirchenbibliothek Felix und Regula in Zürich
46
Lactantius, Lucius Coelius Firmianus. [Opera]. Divinarum institutionum Libri VII. De ira
Dei Liber I. De opificio Liber I. Epitome in libros suos liber acephalos. Phoenix. Carmen
de dominica resurrectione. Carmen de passione Domini. [Auf dem vorletzten Blatt:] Basel,
Andreas Cratander, 1521. Kl.-4°. 10 unnum. Bl., 433 S., 1 Bl. (Lagenzählung: a4, b6, c-z4, AZ4, Aa -Ii4, Kk6). Mit Holzschnitt-Titelbordüre von Hans Holbein d.J., 10 Holzschnittleisten
und 13 Holzschnittinitialen sowie einer Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt.
Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden mit handschriftlichem Rückentitel, die Deckel
mit Rollen- und Einzelstempeln; Messingschliessen; auf dem Vordeckel Pergamentschild
mit Bibliothekssignatur aufgeklebt (wurmstichig, Kratzspuren, berieben).
(CHF 1’200.00)
VD16 L-38. Adams L-18. Hieronymus, Oberrheinische Buchill. 2, Nr. 372.
Erste Basler Ausgabe der Werke des von Pico della Mirandola als »christlichen Cicero« benannten,
aus Nordafrika stammenden Kirchenvaters Laktanz (um 250-um 320), der unter Kaiser Diokletian
als Lehrer nach Nikomedia und später von Kaiser Konstantin als Lehrer seines Sohnes Crispus
nach Trier berufen wurde. Der von Marcus Musurus herausgegebene Band enthält alle Werke des
Laktanz bis auf dessen »De mortibus persecutorum«.
Die Titelbordüre von Holbein d.J. ist aus einem Stock geschnitten und zeigt unter einem Dreiecksgiebel links Judith und rechts Lucretia, am Fuss das Signet Cratanders; sie erscheint hier das erste
Mal. Die Leisten stammen nach Hieronymus von Franz Gerster.
Durchgehend wurmstichig (keine Wurmgänge); zahlreiche Abklatschspuren (Text). Hin und wieder schmutzfleckig. Alte Ausbesserungen im Falz hin und wieder. Seitlich Blattweiser aus rotgefärbtem Leder.
76
Auf dem Innendeckel zeitgenössischer, vierzeiliger Schenkungseintrag des Kaplans Johannes
Murer für die Bibliothek der Zürcher Kirche Felix und Regula.
Am Fuss des Titels Bibliotheks- und Tilgungsstempel
47*
Luther, Martin. Eyn Sermon von
dem unrechten Mammon Lu. Xvi.
Doct. Mart. Luther. Wittemberg
Anno. M.D.XXII. (Wittenberg,
Rau-Grüninger, 1522). Kl.-4°.6
unnum. Bl. (Lagenzählung: A4, B2).
Mit schöner, aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre von
Lucas Cranach. Geheftet.
(CHF 1’800.00)
VD16 L-6073. Benzing, Luther 1430.
Koepplin/Falk Nr. 217.
Eine von 10 Ausgaben des Jahres 1521
von einem der berühmtesten und populärsten Sermone Luthers. Luther
legt darin aus der Bibel dar, dass
Reichtum seinen Besitzer zu guten
Werken an seinem Nächsten verpflichte, und dass diese mit dem
christlichen Glauben gepaart sein
müssten, um vor Gott Bestand zu
haben.
Die Titeleinfassung ist eine der geistvollsten und eigentümlichsten Schöpfungen von Cranach. Nebst Tierkämpfen (Bär gegen Rind, Hirsch gegen Hund, Vögel gegen Eule), einem Storch, der Frösche fängt,
einem angeheiterten Trinker, den ein Insektenschwarm umfliegt, zeigt die Bordüre auch eine Drukkerpresse!
Aus einem Sammelband ausgelöst. Einige Wurmlöcher.
48*
Luther, Martin. Ayn Sermon am tag unser Frawen Liechtmeß / gethon zuo Witemberg
durch Doctor Marthin Luther. Im Jar MDXXIII. [Augsburg, Melchior Ramminger, 1523].
Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage A). Mit einer aus vier Teilen zusammengesetzten Titelbordüre
und einem kleinen Titelholzschnitt.
(CHF 1’800.00)
VD16 L-6084. Benzing 1746.
In dieser Predigt befasst sich Luther ausführlich mit dem Erstgeburtsrecht – auf Grund von Lukas
II.
Die Bordüre ist aus drei ornamentalen Zierstücken und einer Hirschjagd zusammengesetzt.
Etwas unfrisch.
77
49* Sallustius, Caius Crispus. Salustio con alcune
altre belle cose, volgareggiato per Agostino Ortica de la
Porta Genovese. (Auf dem letzten Blatt:) Venedig, Marchio Sessa und Piero de Ravani, 1523. 8°. 136 foliierte Bl.
(Lagenzählung: A-R8). Mit einigen grösseren Initialen
auf Criblé-Grund und der hübschen Druckermarke
von Sessa mit der Katze auf dem letzten Blatt. Flexibler
Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden
(fleckig, berieben, Kanten etwas aufgeschürft).
(CHF 1’200.00)
Edit 16 CNCE 30065. Bei Adams S-172 (eine der beiden Ausgaben von 1518).
Seitengetreuer Nachdruck nach der Erstausgabe von 1518
bei Bernardino de Vitali, wie diese von grosser Seltenheit. –
Der Genueser Dichter Ortica della Porta widmet seine Übersetzung der Catilinarischen Verschwörung von Sallust Nicolo Galarate.
Durchgehend etwas stockfleckig, einige Feuchtigkreitsränder. Gelöschter Besitzeintrag über dem
Titel. Im Text einige Marginalien einer zeitgenössischen Hand.
Früher Augenzeugenbericht
50
(Sturm, Caspar). Warlicher bericht wie vo(n) den dreyen Chuorfürsten und Fürsten /
Nämlich Tryer / Pfaltz / unnd Hessen / weylandt Frantz von Sickingen überzogen /
Auch was sich im selbigen mit eröberung seiner und anderer Schlösser / und sunst vo(n)
tag zuo tag begeben / durch den Erenhalte(n) verzeichet. Ohne Ort und Drucker (=
Mainz, Johann Schöffer) 1523. Kl.-4°. 15 (statt 16) unnum. Bl. (ohne das letzte Blatt; Lagenzählung: A-C4, D1-3; das letzte Blatt durch Photokopie ergänzt). Mit aus zwei Stöcken zusammengesetztem Titelholzschnitt. Moderner Halbpergamentband.
(CHF 2’400.00)
VD16 S-10019 (mit Verweis einzig auf das Münchner
Exemplar). Nicht bei Adams.
Eine von vier Ausgaben aus demselben Jahr, alle ohne
Impressum, diese in der Variante mit 16 unnum. Bl.
und nur mit dem aus zwei Stöcken zusammengesetzten Titelholzschnitt; Schöffer brachte im selben Jahr
eine 20 Bl. umfassende Ausgabe heraus, die insgesamt
16 Holzschnitte aufwies – alle ebenfalls aus zwei
Stöcken zusammengesetzt. Dem vorliegenden Exemplar fehlt das letzte Blatt, das einzig drei Zeilen Text
aufweist und einen kleinen Wappenholzschnitt. Diese
Ausgabe scheint speziell selten zu sein. Über den
KVK kann ich nur drei Exemplare nachweisen: diejenigen in München und Berlin sowie ein Exemplar in
Strassburg. 1523 kam noch eine Ausgabe bei Silvan
Otmar heraus, die als Titelholzschnitt den Tod Sickingens zeigt, und eine Ausgabe bei Gutknecht in Nürnberg.
78
Caspar Sturm (1475-1552) war Reichsherold und hat in dieser Funktion 1521 Luther von der Wartburg an den Reichstag in Worms geleitet. Als Augenzeuge machte er als pfälzischer Herold den sogenannten »Ritterkrieg« mit, den Feldzug der drei Kurfürsten gegen Franz von Sickingen (14811523), in welchem letzterer den Tod fand. Sturm leitet seine Erzählung mit dem Bericht über die
Eroberung von Kronberg im Taunus ein, es folgt der Bericht über die Brandschatzung von Kaiserslautern und dann eine sehr genaue Darstellung dessen, was sich » von tag zu tag begeben«, wie er
im Titel erwähnt: von dem Auszug des Kurfürsten Ludwig aus Heidelberg bis zur Zerstörung der
eroberten Ebernburg am 12. Juli 1523.
Durchgehend etwas fingerfleckig.
Von grösster Seltenheit.
51*
Luther, Martin. Das tauff buchlin verdeutscht durch Mart. Luther. Vuittenberg M.D.XXIII.
[Wittenberg, Nickel Schirlenz, 1523]. Kl.-4°. 12 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: a-c4). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre aus der Werkstatt von
Lucas Cranach. Geheftet.
(CHF 3’800.00)
VD16 A-785 (unter »Agenda«). Benzing, Luther 1626. Kuczynski 1584.
Erste Ausgabe, von grosser Seltenheit, die deutsche Übersetzung des katholischen Taufrituals, an
dem Luther nur unbedeutende Änderungen vornahm. »Es hat einen dogmatischen Grund, dass
Luther die Verdeutschung liturgischer Formulare beim Taufbüchlein beginnt. Er ist überzeugt,
dass das Kindlein der Taufe mit Glauben entgegenkommt. Diesen denkt er sich als Frucht und Wirkung des gläubigen Gebetes des Täufers und der Paten bei der Tauffeier. Sollten diese mit Erbnst
mitbeten, dann müssen sie verstehen, was man redet und handelt. Die katholische Taufliturgie
hatte damals einen festen Typus, zeigte aber in den einzelnen Diözesen manche kleinere Abweichungen. Luther legte … das in Wittenberg
übliche Formular zugrunde, … kürzte nur
die Wiederholungen und Weitschweifigkeiten bei den Exorzismen … Ob das lange eigenartige ‚Sintflutgebet’, dem wir bei ihm
begegnen, das noch in keiner Taufliturgie
vor ihm angetroffen ist, dann aber nicht nur
im ganzen Gebiet des Protestantismus, auch
z.B. in der Schweiz, Dänemark, England
Aufnahme findet, sondern sogar in einer katholischen Taufliturgie erscheint, von ihm
selbst verfasst worden ist, oder ob es, worauf Inhalt und Ausdruck führten, schon älterer Herkunft ist, lässt sich bisher nicht sicher ermitteln« (Köstlin/Kawerau I, 543).
Die schöne Titeleinfassung mit den Wildleuten stammt nach Koepplin/Falk, Nr. 233
nicht von Cranach selbst, sondern ist ein
Werkstattwerk.
In ungewöhnlich grosser Type aufwendig
gedruckt.
Kleiner Ausriss im Rand des Titelblattes
(vom Ablösen des Blattweiser beim Ausbinden aus einem Sammelband?). Durchgehend fingerfleckig.
79
52*Biblia cum summarioru(m) apparatu
pleno quadruplicique repertorio insignita:
cui ultra castigationem diligentissimam et
signanter in vocabulario dictionum hebraicaru(m)… (Auf dem letzten Textblatt:)
Lyon, Guilbert de Villiers, 1524. 8°. 30
unnum. Bl., 500 Bl., 54 Bl. Indices (Lagenzählung: aa-bb8, cc4, dd10; a-z8, A-Z8, AAQQ8, RR4; A-D8, E6, F-G8). Mit 1 blattgrossen
Textholzschnitt gegenüber dem GenesisAnfang und 28 kleinen Textholzschnitten.
Lederband d.Z. über Holzdeckeln auf drei
Bünden, die Deckel mit Rollenstempelprägung (dabei eine Charitas-Spes-FidesRolle) und Streicheisenlinien (ohne die
alten Messingschliessen, Kapitale ausgerissen, Kanten berieben).
(CHF 2’400.00)
Baudrier XII, S. 412. Stuttgarter Bibelsammlung
D-328. Nicht bei Adams und Darlow & Moule.
Titelblatt in Rot und Schwarz gedruckt mit grosser Lilien-Druckermarke Der Holzschnitt auf
dem letzten Blatt zeigt Hieronymus im Gehäuse, mit dem Löwen. Der blattgrosse Holzschnitt
zeigt Gottes Werk an den sechs Schöpfungstagen. Die übrigen kleinformatigen Holzschnitte sind sehr schematisch und zeigen meist Portraits,
etwa der Evangelisten.
Auf dem Titel längerer Erhaltvermerk, der die Bibel als Geschenk eines Eric Andrea an Johann
Jacob Pastor mit Datum von 1608 aufweist.
Nicht das beste Exemplar. Titel mit geflickten Riss im Falz. Durchgehend braun- und sporfleckig
am Unterrand (teils mit Papierschäden), Schmutzflecken und Tintenspuren durch den ganzen
Band, einige Anstreichungen und Marginalien sowie Weiserhändchen.
In Bibliotheken häufig (aber meist inkomplett), im Handel jedoch selten. Ich kann im Handel nur
ein – ebenfalls unvollständiges - Exemplar in Kat. V von Weiss & Co., München, 1929 nachweisen.
53*
Hus, Jan. [Opuscula, pars prima (von 3)]. De Anatomia Antichristi, Liber unus. De mysteriis iniquitatis Antichristi, Fragmentum 1. De revelatione Christi, & antichristi, Fragmentum 2. De abolendis Sectis, & traditionib(us) hominu(m). Lib. 1. De unitate Ecclesiae, &
scismate vitando. Liber 1. De Evangelica perfectione. Liber 1. De pernicie traditionum humanarum. Fragment. 3. De regno, populo, vita, & morib(us) Antichristi. Lib. 1 Item Fragmentorum collectanea quædam. Cum indice summario contentorum. Appendix Othonis
Brunnfelsii… [Strassburg, Hans Schott, 1524]. Kl.-4°. 8 unnum. Bl., 98 röm. Fol. Bl., 10
unnum. Bl. Mit 3 Textholzschnitten, 1 Zierstück und 9 Holzschnittinitialen. Moderner Leinenband.
(CHF 2’500.00)
VD16 H-6162. Adams H-1201(ebenfalls nur dieser erste Teil). Kuczynski 3192.
80
Die Handschriften von Hus’ Werken erhielt Ulrich
von Hutten aus Böhmen zugespielt; er leitete sie
an den Humanisten und glühenden Lutheranhänger Brunfels in Strassburg zur Herausgabe weiter.
Es ist nicht erstaunlich, dass die vorreformatorischen Schriften von Hus, die alle stark den Gedanken von Wyclif verpflichtet sind, alle in den Jahren
der heftigsten Reformationsauseinandersetzungen gedruckt wurden.
Alle Schriften von Hus sind ausnehmend selten;
alle drei Teile der »Opuscula« sind fast unauffindbar; einige Bibliographen führen denn die drei
Bände auch als eigenständige Einheiten.
Gutes Exemplar. Das letzte Blatt angestaubt. Im
Text einige Unterstreichungen. Auf dem etwas angeschmutzten Titelblatt Besitzeintrag des frühen
16. Jhs. – »Ex bibliotheca patris M. Melchior Widmann«, am Fuss der Namenszug von David Friedrich Strauss (1808-1874) mit Datum 1837, auf dem
Innendeckel Exlibris Richard Zoozmann – von
diesem auch auf dem letzten Blatt signiert und datiert 1903.
54*
Luther, Martin. Die Ander epistel S. Petri / und eyne s. Judas gepredigt vnd außgelegt durch Mar. Luther. Wittemberg M.D.XXiiii. [Nürnberg, Hans Hergot] 1524. Kl.-8°.
49 unnum. Bl., 1 weisses bl. (Lagenzählung: A-E8, F4, G6). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre. Moderner Pappband mit Inkunabelpapierbezug.
(CHF 1’800.00)
VD16 L-4606. Benzing, Luther 1845.
Luther hatte seine beiden Predigten über die Petrus-Briefe
und den Judasbrief von Mai 1522 bis ins Frühjahr 1524
deutsch gehalten. Kaspar Cruciger schrieb sie nach, Martin
Bucer verfertigte eine lateinische Übersetzung. Luther hält
nicht mit seinen Bedenken an der Echtheit des zweiten Petrus-Briefes und des Judas-Briefes zurück – ein guter Beweis
für seine wissenschaftliche Kritikfähigkeit.
Gereinigtes Exemplar. Das Titelblatt im Falz geklebt. Einige
Risse, und alte Ausbesserungen im Rand.
81
55
Luther, Martin. [Das newe testament deutsch. Marth . Lut.] (Am Schluß:) Wittenberg,
Melchior Lotter d.J., 1525. 8°. 318 unnum. Bl. (statt 330 Bl.; es fehlen die Bl. A1-3 und 6-7, H8,
r5, v1 und x1,4,5 und 8; [Lagenzählung: A-T8, V10, a-x8]). Mit 42 (von 44) hervorragenden, teils
wiederholten Holzschnitten von Georg Lemberger (teils monogrammiert »GL« und datiert 1523, davon 4 Evangelisten-Holzschnitte, 19 Holzschnitte zur Apostelgeschichte und
19 [statt 21] Apokalypsen-Holzschnitte) und zahlreichen, teilweise geschmückten Holzschnitt-Initialen. Lädierter, blindgeprägter Schweinslederband d.Z. mit Rollen- und Plattenstempeldekor auf den Deckeln (Vorderseite: Kreuzigungsdarstellung; Rückseite: Luther-Portrait), mit Metallschließen (eine abgefallen; stark nachgedunkelt, fleckig und
berieben, Rücken eingerissen, Rückenschildchen im 18. Jh. aufgesetzt). (CHF 30’000.00)
VD 16 B-4363 (ohne Exemplarnachweis). Pietsch, Bibliographie der Drucke der Lutherbibel, die
von 1522 bis 1546 erschienen sind, Nr. *15 (nennt zwei Exemplare in Hamburg und Weimar). Nicht
im Katalog der Stuttgarter Bibelsammlung. Panzer Annalen II 2624. Eine der seltensten Ausgaben
des gesamten Luther-Schrifttums. In der Lagenzählung und Illustration übereinstimmend mit der
ersten Lotterschen Okatvausgabe von 1524, jedoch mit erheblichen Satzvarianten; Pietsch geht von
einem vollständigen Neusatz aus.
Von Luthers Bibelübersetzung kam 1522 das Neue Testament zuerst in Folio-Format bei Lotter in
Wittenberg heraus (»September-Testament«), mit großformatigen Holzschnitten von Lucas Cranach; noch im Dezember wurde es neu aufgelegt. 1523 folgte das Alte Testament.
Die ersten Ausgaben des Neuen Testaments im handlichen und auch billigeren Oktav-Format erschienen 1523 in Basel bei Adam Petri (3 verschiedene Ausgaben!) und Thomas Wolf (1 Ausgabe),
82
in Wittenberg erschien das Neue Testament in Oktavformat erst 1524 bei Lotter, mit den Holzschnitten von Georg Lemberger, nach den Vorlagen von Cranach für die Folioausgabe. Diese Holzschnitte fanden auch in der vorliegenden Ausgabe Verwendung. Lotter verwendete sie auch für
seine dänische Ausgabe des Neuen Testaments. Die Holzschnitte fanden bis weit ins 16. Jh. bei verschiedenen Verlegern Verwendung.
Georg Lemberger (ca. 1490-1540) war von Altdorfer und Wolf Huber beeinflußt und übernahm
deren Landschaftsgestaltung auch in seine Holzschnitte. Besonders eindrücklich ist die Behandlung der Landschaft in den Illustrationen zu den Apostelbriefen. Lemberger zeigt jeweils den Apostel, der einem »Briefträger« seinen Brief übergibt, der sich damit in die sehr detailreich gezeichnete, meist waldige Berglandschaft aufmacht. Ebenfalls typisch für Lemberger resp. die Donauschule
sind die weitausholenden Heiligenscheine. Dürer und dem direkten Vorbild Cranach ist Lemberger bei den Apokalypsen-Holzschnitten am nächsten, die Evangelisten- und Apostelgeschichte-Illustrationen sind freier. Die vorliegenden Abzüge sind teilweise noch brillant, einige weisen bereits
»Ermüdungsspuren« auf.
Kein sehr gutes Exemplar. Es fehlen wie oben vermerkt 12 Blätter, dabei das Titelblatt und zwei Bl.
mit Apokalypsen-Holzschnitten. Bl. A5 vor Bl. A4 gebunden. Durchgehend, teils stark fingerfleckig,
zahlreiche Schmutzflecken, Randein- und -ausrisse. Feuchtigkeistspuren in den Außen- und Oberrändern der ersten ca. 20 und den letzten ca. 50 Blätter. Vereinzelt kleine Wurmlöcher. Marginalien
von verschiedenen zeitgenössischen Händen. Dreifacher Besitzeintrag eines Arnold Olthoff aus
Halberstadt (Bl. H7r, d1r und r8v). Auf dem vorderen Innendeckel und dem fliegenden Vorsatzblatt
bibliographische Anmerkungen.
56*
Luther, Martin. Von Kauffshandlung und wucher. Mart. Luther. 1525. [Strassburg, Martin
Köpfel, 1524]. Kl.-4°. 34 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-G4, H6). Mit einer aus einem Stock
geschnittenen Titelbordüre. Halblederband d. 19. Jhs.
(CHF 2’400.00)
VD16 L-7279. Benzing, Luther 1942.
Erweiterte Neuausgabe des »Sermons vom Wucher« von 1519, einer von vier Drucken aus demselben Jahr. Dies ist wohl der wichtigste nationalökonomische Text der Reformation; Luther
legt darin seine konservative Haltung gegenüber Zins, Wucher und Bürgschaften dar. Luther
lehnt den Handel nicht generell ab, aber er
glaubt nicht, dass Geld sich selber vermehren
solle.
Der anonyme Holzschnitt zeigt am Kopf Gottvater mit der Taube des Heiligen Geistes, seitlich
finden sich auf Postamenten Statuen von Paulus
und der Figur des Wuchers.
Einige wenige Unterstreichungen und Marginalien einer zeitgenössischen Hand.
Aus einem Sammelband ausgelöst. Zwei Blätter
im weissen Rand alt ausgebessert. Durchgehend
etwas unfrisch.
83
57*
Luther, Martin. Wider die sturme(n)den
Bawren Auch wider die reubischen und mördisschen rotte(n) der andern Bawren. Marti. Luther.
Wittenberg ...1525. [Erfurt, Matthes Maler, 1525].
Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage [IV]). Mit einer aus einem
Stock geschnittenen Titelbordüre. Geheftet.
(CHF 2’800.00)
VD16 L-7482. Benzing, Luther 2147.
Einer von mehr als 20 Drucken dieses äusserst heftigen
Traktats Luthers aus dem Jahr 1525 – er ist das am weitesten verbreitete Werk Luthers zum Bauernkrieg. Der
Erstdruck war als Anhang zur dritten Ausgabe der »Ermahnung zum Frieden« erschienen. Da diese kaum Beachtung fand, schrieb Luther diese zornentbrannte Predigt, in welcher er die Fürsten aufforderte, die Aufrührer
»zu stechen, schlagen und würgen«, da er sein reformatorisches Werk in Gefahr sah.
Durchgehend etwas fleckig.
58
Lichtenberger, Johann. Prognosticatio Ioannis Liechtenbergers, quam olim scripsit super
magna illa Saturni ac Iovis coniunctione, quæ fuit Anno M.CCCC.LXXXIIII præterea ad
eclipsum Solis anni seque(n)tis videlicet LXXXV in annu(m) adhuc usque durans
M.D.LXVII. iam iteru(m), mendis quibusdam haud modicis sublatis, quæque obscuri adeò & imperfecti erant
sensus utcu(m)que restitutis, diligenter
excussa. (Auf dem letzten bedruckten
Blatt:) Ohne Ort und Drucker (= Köln,
Peter Quentell), »Pridie nonas Iunii«
1526. Kl.-4°. LIX Bl. (ohne das letzte
weisse Bl.; Lagenzählung: A-O4, P1-3).
Mit Titelholzschnitt und 44 unterschiedlich grossen Textholzschnitten.
Moderner, flexibler Pappband, mit
Deckelbezug aus einer liturgischen
Handschrift des 16. Jhs.
(CHF 12’000.00)
VD16 L-1592. Adams L-659. Zinner 1324.
Eine der zahlreichen Ausgaben der zuerst
1488 in Heidelberg erschienen Vorhersagen
des aus dem Unterelsass stammenden
Astrologen Lichtenberger (um 1460?-1503),
die bis weit ins 17. Jh. mehr als 50 Ausgaben
erfuhren, die meisten in Deutschland und
Italien.
84
Die stark von Endzeitängsten geprägte Zeit um
1500 – u.a. durch die Türkengefahr geschürt – begünstigte die Wirkung von Lichtenbergers Prognostication. Dieser wirkte eine Zeit als Hofastronome Kaiser Friedrichs III.
Die vorliegende Ausgabe zeichnet sich aus durch
die sehr eindrücklichen Holzschnitte, die sowohl
Anton Woensam von Worms als auch Jörg Breu d.
Ä. zugeschrieben werden. Auf dem Titel erscheint das Portrait Lichtenbergers in Spitzschuhen. Der nächstfolgende Holzschnitt zeigt Ptolemäus, Aristoteles, Sibylla, Brigitta und
Reynhardus unter einer Erscheinung Gottvaters –
Lichtenberger fusst auf diesen Autoritäten; weitere Schnitte zeigen Wunderdarstellungen, symbolische Tiere, »Tres mulieres praegnantes«, Heilige, usw. Ein besonders schöner Schnitt (fol. XLVI)
zeigt die Verbrennung von Würfel- und Kartenspielen und das Ausziehen der weltlichen Kleider
sowie das Scheren der Haare, wie sie eine Vorhersage eines Theophilus beschreibt.
Lichtenberger hat bereits einen Monat zuvor
diese Prognosticationen mit denselben Illustrationen herausgegeben, jedoch mit Nennung seines Namen im Kolophon.
Gutes Exemplar, die Holzschnitte in kräftigen
Abzügen. Durchgehend etwas fingerfleckig.
59*
Keller, Michael. Ettlich Sermones von dem Nachtmal Christi / Geprediget durch M. Michaelen Keller / Predicanten bey den Parfuossern zuo Augspurg. An vil orten so im Ersten truck ubersehen ist Corrigiert / gepesseret und gemeeret. 1526. [Augsburg, Philipp
Ulhart, 1526]. Kl.-4°. 32 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-H4). Mit Abendmahlsholzschnitt
auf dem Titel. Geheftet (Ecken etwas mitgenommen).
(CHF 2’000.00)
VD16 K-657. Kuczynski 1164. Dritte Ausgabe.
Keller (1500-1548) wurde nach Studien in Leipzig
Kaplan im bayerischen Wasserburg; 1524 musste
er Bayern wegen eines Predigtverbotes verlassen.
Nach kurzem Aufenthalt in Wittenberg kam er
nach Augsburg an die Franziskanerkirche, wo er
bis zu seinem Tod wirkte. Keller ist einer der ferventesten Verfechter von Zwinglis Abendmahlslehre. In dieser umgearbeiteten Ausgabe kritisiert
Keller nicht allein die katholische Kirche, sondern
auch Luther.
Etwas unfrisch.
85
60* Luther, Martin. Vier trostliche Psalmen An die
Königyn zu Hungern aus gelegt durch Martinum
Luther. Wittemberg. 1526. (Auf dem letzten Blatt:)
Wittenberg, Hans Barth, 1526. 8°. 56 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-G8). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre und 1 Initiale. Moderner
Pappband mit Inkunabelpapierbezug.
(CHF 2’400.00)
VD16 L-6968. Benzing, Luther 2337.
Erster Druck der Psalmenauslegung, die Luther für die
Schwester von Karl V., Maria, die Witwe von König Ludwig, der bei Mohacz gefallen war. Königin Maria neigte
– zum Ärger der katholischen Theologen und dem Hof
Karls V. - dem neuen Glauben zu und las Luthers Schriften. Hier legt Luther die Psalmen 37, 62, 94 und 109 aus.
Das Titelblatt im Falz auf das zweite Blatt geklebt. Zahlreiche Marginalien in grauer Tinte von einer in etwa zeitgenössischen Hand, in deutscher Sprache.
61*
Luther, Martin. Vo(n) der haubtsum(m)a Gottes gebots / darzuo vom mißbrauch und
rechtem brauch des gesetz / Auß der Epistel Pauli. I. Timothei. I. Mar. Luth. Wittemberg.
1526. [Augsburg, Heinrich Steiner, 1526]. Kl.-8°. 32 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-D8). Mit
einer aus vier Zierstücken zusammengesetzten Titelbordüre. Maroquinband (sign. Hans
Asper) auf fünf Bünden mit goldgeprägtem Rückentitel, doppelten Stehkantenfileten, Innenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen.
(CHF 2’400.00)
VD16 L-6650. Benzing, Luther 2219.
Einer von vier Drucken aus demselben Jahr, bei VD16 als
erster aufgeführt.
Offenbar äusserst seltene Predigt über den ersten Brief
Pauli an Timotheus, über die Hauptsummen des Gebots,
nämlich die »Lyebe von raynem hertzen unnd von guottem gewyssen unnd von ungeferbetem glauben«.
Durchgehend etwas fleckig, das Titelblatt unfrisch und
mit Schwachstellen, die obere Ecke aussen fachgerecht
restauriert.
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris von Gaspard Ernest Ströhlin, Genf (Champel fec.).
86
62*
Justinianus I. Volumen Justiniani solertissime revolutu(m) q(uo)d totius legalis
sapie(n)tie exhibet co(m)plementum. Paris, Jean Petit, (1527). 4°. 7 unnum. Bl., 162 fol. Bl.
(Lagenzählung §1-7, a-t8, v10; ohne ein weisses Blatt). Mit grosser Druckermarke auf Criblégrund auf dem Titel und zahlreichen, unterschiedlich grossen Initialen auf Criblégrund.
Durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt und rubriziert. Schweinslederband d.Z. auf
drei Bünden, die Deckel mit Rollenstempeln blindgeprägt (berieben und bestossen; ohne
die alten Bindebänder; Rückdeckel mit kleinem Loch im Bezug und grossem Brandfleck).
(CHF 750.00)
Moreau III, 1182 (nur drei Nachweise, keiner für Frankreich). Pettegree & Walsby 76121 (nur Verweis auf Moreau). Nicht bei Adams.
Von Badius Ascensius herausgegebene Ausgabe der »Novellae constitutiones«, einer Sammlung
von kleineren Rechtstexten, gedruckt von André
Boucard für Jehan Petit;
laut Vermerk auf der Titelrückseite ist dies die
dritte Ausgabe von Ascensius.
Durchgehend in Rot und
Schwarz und zweispaltig gedruckt, der Kommentar um den Text gedruckt.
Auf
dem
Titelblatt formen die rot
eingedruckten Initialen
des Inhaltsverzeichnis
das Wort »Complementum«.
Durchgehend etwas fingerfleckig, einige Blätter
mit Schmutzflecken. Ein
Blatt (LXIII) am Oberrand mit einem Papierstreifen ergänzt.
Auf dem Titelblatt handschriftlicher Besitzeintrag »CG Tessin«, also
möglicherweise das Exemplar des schwedischen Staatsmannes Carl
Gustaf Tessin (16951770).
Auf dem Vorsatz Besitzeintrag des schwedischen Sammlers Baron
Per Hierta mit Datum
von 1896.
87
63
S. Ambrosius, Bischof von
Mailand. Operum Tomus Quartus
[Pars prima], continens explanationes, hoc est ea quæ faciunt ad interpretationem divinarum scripturarum, veteris testamenti, denique
novi (ohne Bde. 1-3 und ohne Teil 2
des vierten Bandes). Basel, Froben,
1527. Fol. 587 S. (Lagenzählung: AZ6, Aa-Kk6, Ll8, Mm-Zz6, Aaa6, Bb4,
Ccc6). Mit Holzschnittdruckermarke
auf dem Titel. Mit zahlreichen Holzschnittinitialen. Brauner Lederband
d.Z. auf vier Bünden und über Holzdeckeln, die Deckel mit Einzel- und
zwei Rollenstempeln (Blumenvase
und Putto) (ohne die alten Messingschliessen; Deckel mit Kratzspuren
und einigen Wurmlöchern; Rücken
mit goldgeprägtem Rückenschildchen und Rückenvergoldung des 18.
Jhs.).
(CHF 400.00)
VD16 A-2180. Adams A-35.
Erste Hälfte des vierten Bandes der vier
Bände umfassenden Werkausgabe von
Ambrosius, herausgegeben von Erasmus von Rotterdam, mit dessen Vorrede. Laut der bei Adams gegegeben Kollation fehlt nach der Lage Ll eine Lage
»*« mit acht Blättern, ausserdem die
ganze pars secunda. – Schöner deutscher Lederband d.Z. mit italienisch anmutender Blindprägung.
Auf dem Titel Besitzeintrag von Kloster Diessen, auf dem Innendeckel dessen gestochenes Exlibris.
Einige Feuchtigkeitsspuren in den Rändern; einzelne Wurmlöcher durch den ganzen Band, unbedeutende Wurmgänge in den letzten ca. 30 Blätter im Unterrand.
64*
88
Luther, Martin. Auslegung der Episteln und Evangelien vom Advent an bis auff Ostern.
Anderweyt Corrigirt durch Martin Luther. Daruber ein new Register. M.D.XXVIII. Wittemberg. (auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Michael Lotter, 1528. Fol. 13 unnum. Bl. (statt
14 Bl., ohne ein weisses Blatt am Ende des Registers), 354 römisch foliierte Bl. (falsch foliiert »CCCXLIIII«). Mit einer aus einem Stock geschnittenen Holzschnitt-Titeleinfassung.
Reich blindgepresster Schweinsledereinband d.Z. auf vier Bünden und über dicken Holzdeckeln, Rücken und Deckel mit reichen Rollen- und Einzelstempeln geprägt, mit den beiden alten Messingschliessen, hingegen ohne die ehemals an den Ecken angebrachten
Messingbeschlägen (stark gebräunt oder braungefärbt, Ecken abgeschafft, kleine Fehlstelle im Bezug des Rückens, Kratzspuren, Unterkanten aufgeschürft).
(CHF 4’000.00)
VD16 L-3955. Benzing, Luther 1078.
Eine von mehreren Ausgaben im selben
Jahr. Neuausgabe der 1521 erstmals erschienen Luther Postille im Folioformat. Diese
hat Luther als »sein bestes Buch« apostophiert. Für die Verbreitung des reformatorischen Gedankengutes im ganzen deutschen
Sprachraum waren die »Musterpredigten«
Luthers von allergrösster Wichtigkeit, sie
wurden vor allem von wenig theologisch
gebildeten Predigern zur Vorbereitung ihrer
Predigten genutzt.
Durchgehend fingerfleckig – offensichtlich
ein gut genutztes Exemplar! Feuchtigkeitsspur am Ober- und Seitenrand in einer
Grosszahl der Blätter. Einige Wurmlöcher in
den letzten Blättern, einige alt unterlegt.
Auf den Innendeckeln und der Rückseite
des letzten Blattes zeitgenössische und spätere handschriftliche Einträge. Am Fuss des
letzten Blattes fünfzeiliger Eintrag datiert
1628: »Dis buch hat ein endt und was ich schrib
das ist war denn wenn ich stürb so hat mir mein
frau vergebe thun das ist war so war es gottes
selbst redt und das sag ich gut deuds und nicht
hinter rucks 1628 Jar zell ich«.
65*
Gilles, Nicole. Les treselegantes: Tresveridiques & copieuses Annalles des trespreux: tresnotables: treschrestiens & tres excellens moderateurs des bellicqueuses Gaules. Depuis la
triste desolation de la tresinclyte et tres fameuse cite de Troye Jusques au regne du tres vertueux roy Francois à present regna[n]t. Compillees par feu treseloquent & noble Hystoriographe en son viva[n]t Indiciaire et secretaire du roy & Co[n]treroleur de son tresor maistre Nicole gilles iusques au temps de tresprudent et victorieux roy Loys vnziesme. Et
depuis additionnes selon les modernes hystoriens iusques en Lan Mil cinq cens vingt huyt
veues & corrigees iouxte les premieres Imprimees. (2 Teile in 1 Band). [Auf dem letzten
Blatt:] Cy fine le second volume des Annalles & Cronicques de France, faictes recoligees
par noble hom[m]e & sage maistre Nicolose gilles en son viva[n] notaire, secretaire du roy
nostre sire & contreroleur de son tresor, augme[n]tees en la fin dud volume daucuns faictz
& gestes des feuz roy Charles. VIII. & Loys XII. Que dieu absoulle. Ensemble aucunes choses aduenues du regne du roy Fra[n]cois premier du nom iusq[ue]s en lan mil cinq cens &
vinngt quatre. Et fut archeue dimprimer Lan mil cinq ce[n]s vingt & huyt le. V. iour Doctobre par Guillaume bossozel pour Jeha[n] petit libraire iure de l’uniuersite de Paris.
[Paris, Guillaume Bossozel für Jean Petit, 1528]. Fol. Titel in Rot und Schwarz mit Druckermarke (von Jean Petit) und Titelbordüre in Holzschnitt (diese aus 4 Teilen zusammengesetzt), 1 Bl. »Proesme«, 4 nn. Bl. Inhaltsverzeichnis, 140 Bl.; 1 Bl. Zwischentitel in Rot und
Schwarz mit Druckermarke (von Thielman Kerver) und (wiederholter) Titelbordüre, 3 nn.
Bl. Inhalt, 134 S. Mit insgesamt 2 (wiederholten) Dedikationsholzschnitten, einer sechsteiligen Holzschnittafel mit der Schöpfungsgeschichte und 6 schematischen Stammbaum-
89
Holzschnitten sowie hunderten von größeren und kleineren Initialen, die meisten auf
Schrotgrund. Roter Halbchagrinband des 19. Jhs.
(CHF 5’000.00)
Moreau III,1487. Pettegree &Walsby 22854. Brunet II, 1596f.
Frühe (wohl dritte) Ausgabe der berühmten Chronik des Nicole Gilles (gest. 1503), hervorgegangen aus den »Grandes Chroniques de Saint Denis«: » ... cette dernière oeuvre, expression de la croyance historique du moyen âge, n’était plus en rapport avec l’état des esprits, agités par la crise morale et intellectuelle de la Renaissance. Sans rompre absolument avec les traditions du passé, Nicole
Gilles prit pour guide principal ces mêmes Chroniques de Saint Denis. Mais il en déduisit, d’une
maniere plus nette et plus précise, les notions qui intéressaient le plus ses contemporains. Il mit en
saillie, sous un jour plus saisissable, l’enchaînement et la filiation dynastique des règnes. Il exposa
cette manière, non pas en latin, comme Gaguin et Paul Émile, mais dans une langue nationale, et
dans un style plus jeune, plus vif et plus colorié que celui du lourd et gothique Jean Chartier, le dernier historiographe du moyen âge. Il compila ces annales avec une véritable intelligence; ne se bornant pas à ce seul texte, mais le contrôlant par d’autres témoignages, de telle sorte que souvent il le
rectifie et le complète, tout en l’abrégeant. Nicole Gilles, enfin, par un retour fréquent de la pensée
vers les choses de son temps, en comparant le présent au passé, a su émouvoir les hommes de son
époque. Il s’est montré pénétré du rôle de
l’histoire, qui porte le miroir de l’humanité,
et qui doit être, comme le disait déjà Cicéron, la maîtresse de la vie. Nicole Gilles, à ce
titre, peut être regardé comme le premier de
nos historiens. La France jusque là n’avait
eu que des chroniqueurs« (Hoefer XX,
Sp.541f.). - Gilles läßt allerdings auch die
berühmten historischen Sagen nicht aus; so
berichtet er vom Zweikampf von Roland
und dem Riesen Ferragut, Episode von
Roncesvalles, etc.
Der Holzschnitt auf dem Widmungsblatt er ist zu Beginn des Textes wiederholt zeigt den Verfasser der seinem König sein
Werk übergibt. Auf einer Tafel vereint finden sich Holzschnitte zu den sechs Schöpfungstagen. Die weiteren Holzschnitte sind
sehr schematisch und umfassen kleine
Königsportraits und v.a. genealogische Tafeln.
Das Werk erlebte zahlreiche Auflagen und
wurde bis 1621 nachgedruckt; ein Exemplar der Ausgabe 1562 figurierte in der »librairie« von Montaigne, der in seinen »Essais« mehrfach auf die »Annales« von
Gilles verweist.
Gutes, durchgehend rot regliertes Exemplar. Einige Seiten mit zeitgenössischen
Marginalien und Unterstreichungen in
brauner Tinte. Hin und wieder etwas flekkig oder gebräunt. Bl. XV nach Bl. XVI eingebunden.
Auf dem Innendeckel Exlibris Robert de
Billy und ein weiteres Exlibris.
90
66*
Terentius Afer, Publius. P. Terentii Comoediae
sex, tvm ex Donati commentarijs, tum ex optimorum, praesertim veterum, exemplarium collatione, diligentius quàm vnquam antehac,
emendatae. Aelii Donati antiqvissimi et celeberrimi grammatici in easdem, quicunque extant, commentarij, ex veteri codice manu descripto, graecis etiam repositis, accurate
castigati. Calphvrnii in tertiam comoediam
doctissima interpretatio. Eorvm, quae in
comme[n]tarijs sparsim annotata sunt, index
amplissimus. Paris, Robert Estienne, 1529. Fol.
Titelblatt mit Druckermarke, 7 nn. Bl., 182 Bl.,
22 nn. Bl. Indices. Stark lädierter Lederband des
17. Jhs. (Ecken stark bestoßen, Rücken meist
fehlend, Deckel stark beschabt).(CHF 1’800.00)
Adams T-322. Moreau III, 1920. Pettegree & Walsby
87901. Nicht bei Renouard und Brunet. Frühe Ausgabe der von Robert Estienne auf Grund eines Manuskriptes von Aelius Donatus, das er aus dem Besitz seines Schwiegervaters Jodocus Badius
erworben hatte, besorgten Ausgabe, in einer schönen, von Estiennes Vater Henri geschaffenen italianisierenden Type. Mit der Vita des Terenz von Aelius Donatus.
Durchgehend mit Feuchtigkeitsspuren im Falz, im letzten Teil des Werkes auch im Oberrand. Der
Titel etwas angestaubt und mit kleinem, quer-ovalen Stempel »H.M.«
67
Virgilius Maro, Publius. [Opera]. Bucolica Georgica Aeneis, cum Servii Commentariis.
Adduntúrque Probi & Mancinelli in Bucolica & Georgica commentarii & donati in Aeneida Fragmenta cum Io. Pierii castigationibus, Et lucida Iodoci Badii expositione: adduntur
quoqúe post Georgica statim omnia que reperiri potuerunt Vergilii opuscula: Additurque
Vergilii duodecimo, Tridecimus Mapphei Vegii Liber. Christophori La(n)dini, & Philippi
Beroaldi, permuta etia(m) scitu digniss. habentur. Item appositae sunt non sine ingenti
sumptu suo ubique loco. 2 Teile (in 1 Band). Paris, Ambroise Girault, 1529. Fol. 8 unnum.
Bl., 161 fol. Bl., 1 Bl.; 6 unnum. Bl., 261 fol. Bl., 1 Bl. (Lagenzählung: †8, a-t8, v10; ††6, AA-II8,
KK6). Mit 2 in Rot und Schwarz gedruckten Titeln mit (wiederholter) Holzschnittbordüre
von Urs Graf, 185 kleinen Textholzschnitten, zahlreichen, unterschiedlich grossen Holzschnitt-Initialen sowie vier Druckermarken. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden mit
reicher Blindpressung auf den Deckeln (Einzel- und Rollenstempel), ohne die alten Messingschliessen (berieben und bestossen).
(CHF 2’800.00)
Moreau III, 1946. Pettegree und Walsby, French Books, 90363 (nur Verweis auf Moreau). Nicht bei
Adams.
Offenbar seltene Ausgabe der Werke Vergils. Moreau gibt für diese Ausgabe neben Girault noch
fünf weitere Verleger an: Pierre Gaudoul, Poncet Le Preux, Jean Petit, François Regnault und Pierre
Vidoué. Der erste Teil umfasst die Georgica und die Bucolica, der zweite Teil die Aeneis.
91
Beide Titel in Rot und Schwarz gedruckt; auch die Holzschnittbordüren weisen Rotdruck-Elemente auf!
Kleines Loch im Falz des Titels (ohne Verlust bei der Bordüre), im Übrigen gutes Exemplar. Kleine
Feuchtigkeitsspur im weissen Rand im Falz durch den ganzen Band. Hinterer Vorsatz herausgelöst.
Auf dem Titel (am Fuss) und dem Innendeckel Besitzeintrag eines Andrea Conrad.
92
Exlibris Friderici Staphyli
68
Appianus Alexandrinus. De Civilibus Romanorum
bellis historiarum libri quinque veterum collatione codicum à mendis accuratius quam antehac unqua(m) repurgati summaque diligentia excusit. Quorum quidem
lectio præter historiæ iucunditatem, ad intelligenda
quædam obscuriora passim Ciceronis in operibus loca,
plurimum lucis allatura est. Eiusdem Autoris Liber Illyricus & Celticus, Liber Libycus & Syrius Liber Parthicus
& Mithridaticus. Index vocum & rerum. (Auf dem letzten Blatt:) Mainz, Johann Schoeffer, Idibus Augusti
1529. 4°. 13 unnum. Bl., 1 weisses Bl., 723 S. (Lagenzählung: a-b4, c6, A-Z4, Aa-Zz4, Aaa-Zzz4, a-v4, x6). Mit
Holzschnittbordüre auf dem Titel und Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt sowie 11 grossen,
schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden über Holzdeckeln, die Deckel mit reicher Blindprägung mit
Rollen- und Einzelstempeln, zwei Messingschliessen (eine restauriert; berieben und etwas
zerkratzt).
(CHF 4’500.00)
VD16 A-3163. Adams A-1344. Hoffmann I, 216: »Schöner u. fast splendider Druck und Papier. Sehr
selten«. Erste in Deutschland gedruckte Ausgabe der »Rhomaika« Appians, der Geschichte der römischen Kriege bis zum Ende der Republik. Mit der Vorrede von Pietro Demetrio Candido( 13991477) an König Alfons von Neapel und Sizilien. Candido hatte die Übersetzung des ursprünglich
in Griechisch geschriebenen Werks des im hadrianischen Rom lebenden Appian (nach 90 – nach
160) im Auftrag von Papst Nikolaus V. unternommen; er brauchte dazu ganze vier Jahre.
Ausgezeichneter Druck von Johann Schöffer, dem Sohn des Peter Schöffer, des Druckergehilfen
Gutenbergs, der die Offizin seines Vaters übernommen hatte. Im Kolophon unter der Druckermarke auf dem letzten Blatt nimmt Schöffer stolz auf Mainz als Wiege der Buchdruckerkunst Bezug:
»Impressum Moguntiae in aedibus Ioannis Schoeffer, a cuius avo chalcographice olim in urbe moguntiaca primum inventa exercitatque est, anno M.D. M.D.XXIX. Idibus Augusti«.
Über der Druckermarke findet sich der eigenhändige Besitzvermerk von Friedrich Staphylus (eigentlich Stapellage;
1512-1564); dessen zeitgenössisch koloriertes, gestochenes
Wappenexlibris findet sich auf dem hinteren Innendeckel.
Staphylus stammte aus Osnabrück, studierte zuerst in
Padua dann in Wittenberg, wo er sich auszeichnete. Auf
Empfehlung Melanchthons wurde er 1546 Professor der
Theologie an der neugegründeten Königsberger Universität, deren Verhältnisse er allerdings nicht bessern konnte
und diese bereits 1548 wieder verliess. In Breslau konvertierte er 1553 zum katholischen Glauben. Seit 1555 wirkte er
in kaiserlichen Diensten, 1558 berief ihn der Herzog von
Bayern als Rat nach Bayern und 1559 als mittlerweile Doktor der Theologie nach Ingolstatt an die jesuitische Hochschule. Da Staphylus sich unter seinem Wappen als »Caesareus et Bavaricus Consiliarius« bezeichnet, kann das
Wappen frühestens 1558 gestochen sein.
Durchgehend feuchtigkeitsspurig, teils stärker. Auf dem
hinteren Vorsatz Sporflecken. Im übrigen gutes Exemplar.
93
69
Perottus, Nicolaus. Cornucopiæ seu Latinæ linguæ Comme(n)tarii locupletissimi, Nicolao Perotto Sipontino pontifice autore, denuo ad veteris codicis, & scriptorum, unde millos deprompserat, fidem, diligentisdsime recogniti, cu(m) eiusdem libello, in Prefationem
Plinii Secu(n)di, ad titum Verspasianu(m), & rursum in eum ipsum libellum, Cornelii Vitellii annotationibus. M. Terentii Varronis, de Lingua Latina libri tres, & totidem de analogia. Sexti Pompeii Festi librorum XIX. fragmenta. Nonii Marcelli compendiosæ doctrinæ
ad filium, de proprietate sermonu(m), tractatus variis. Præterea Græcarum & Latinarum
Dictionum index copiosissimus… Paris, (Nicolas Savetier für) Christian Wechel, 1529. Fol.
58 unnum. Bl., 754 Sp.; 16 unnum. Bl., 280 Sp., 1 weisses Bl. (recte: 380 Sp., Sp. 127-226 doppelt gezählt; Lagenzählung: αa6, Aa-Hh6, Ii4, a-z8, A-K8; A4, BB6, CC4, aa-mm8). Mit zwei
(wiederholten) Holzschnittitelbordüren und zahlreichen, unterschiedlich grossen Holzschnittinitialen auf Criblégrund. Der erste Titel in Rot und Schwarz gedruckt. Schöner,
wohl französischer Lederband d.Z. auf vier flachen Bünden und über Holzdeckeln, die
Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln; der Vorderdeckel oben mit der Blindprägung
»Cornucopiæ« und der Jahreszahl »1532« (aus »1531 korrigiert), am Fuss die Initialen
»IK«, die Stempel mit Spuren einer alten Silberprägung; mit 7 (statt 8) Messingbeschlägen
(ohne die alten Schliessen; Rückenbezug fehlt; berieben und bestossen, Kanten abgeschürft).
(CHF 1’800.00)
Nicht bei Adams und Brunet. Nicht bei Moreau und Pettegree & Walsby.
Eine von fünf verschiedenen Ausgaben aus Frankreich aus dem selben Jahr 1529! Offenbar aber
sehr selten, denn sie ist weder Moreau, noch Pettegree & Walsby noch den übrigen Bibliographen
bekannt. Auffällig ist auch, dass beide Titel als Druckdatum 1529 angeben, dies Datum ist ebenfalls
am Ende der Vorrede des Druckers Nicolas Savetier gegeben: »anno Domini 1529 Calen. Februa«;
das Kolophon auf dem letzten Blatt hingegen gibt
als Druckabschlussdatum 1528. Und um die Konfusion zu vollenden steht am Fuss des ersten Titelblatts ein handschriftlicher Eintrag »Micat ex Malis
Virtus« mit der Jahreszahl »MDCXXVII«! Das umfangreiche Werk von Perotto (1430-1480), der Bischof von Manfredonia (Siponto) und Gouverneur
von Umbrien und Perugia war, ist eigentlich ein
sehr ausführlicher Kommentar zu Martials »Liber
spectacularum«; es entwickelte sich aber zur Autorität für die lateinische Grammatik und wurde bis
weit ins 16. Jh. in allen Ländern nachgedruckt.
Die Bordüre des ersten Titels weist einen Druck in
Schwarz und Rot auf: die beiden seitlichen Köpfe,
die beiden Delphinköpfe am Kopf und die Taube
im Wappen Savetiers am Fuss des Titels sind in Rot
ein zweites Mal eingedruckt.
In etwa zeitgenössische Marginalien in einigen
Blättern. Durchgehend leicht gebräunt. Schmale
Feuchtigkeitsspuren in den Rändern hin und wieder. Winzige Wurmspur in der untersten Aussenecke in den ersten 58 Blättern.
Drei Bibliotheksstempel auf der Titelrückseite (gestrichen).
94
70*
Luther, Martin. Auff das Vermeint Keiserliche Edict
Ausgangen im 1531 jare / nach dem Reichs tage des
1530 jars. Glosa. D. Mart. Luthers. Wittemberg. DM
XXXI. (Auf dem letzten Blatt: Wittenberg, Nickel
Schirlentz, [1531]). Kl.-4°. 28 unnum. Bl. (Lagenzählung: A-G4). Mit einer aus einem Stock geschnittenen
Titelbordüre nach Lucas Cranach. Moderner Halbpergamentband mit handgeschriebenem Rückentitel.
(CHF 1’400.00)
Vd16 L-3891. Benzing, Luther 2925.
Erste Ausgabe der heftigen Kritik Luthers am Edikt Kaiser
Karls V. im Gefolge des Augsburger Reichstages von 1530;
der Traktat ist in heftigen Worten geschrieben und richtet
sich gegen alle Verräter und Meuchler, insbesondere aber
gegen den »heubtschalk«, Paps Clemens VII.
Die Titelbordüre, die ganz in Cranachschem Stil gehalten
ist, zeigt das Mahl König Salomos oben und unten, seitlich
sind Judith und Holofernes dargestellt.
Durchgehend stark fleckig und feuchtigkeitsspurig. Der Titel ausgefranst und an den Rändern ausgebessert, ebenfalls angegraut
Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1896.
71*
Bugenhagen, Johann. Von mancherley Christlichen sachen / tröstliche leren / sonderlich
von beiden Sacramenten / nemlich / der Tauffe / und des leibs un(d) bluts Jhesu Christi
/ wider die irrigen Secten / gezogen aus der Lübeker / Hamborger und Brunswiger Ordenunge. Durch Johannem Bugenhagen Pomer. Wittemberg. M.D. XXXI. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1531. Kl.-4°. 132 unnum. Bl. (das letzte weiss; Lagen(CHF 1’800.00)
zählung: A-Z4, a-k4). Moderner Pappband.
VD16 B-9469. Kuczynski 331.
Nebst einer niederdeutschen Ausgabe aus demselben Jahr
einzige Ausgabe der bedeutenden Schrift, der Summe der
reformatorischen Lehren des aus Pommern stammenden
Bugenhagen (1485-1558). Bugenhagen hatte bereits 1528
die Braunschweiger Kirchenordnung verfasst und herausgegeben, der er 1531 – kurz vor dieser Schrift – die Lübecker Kirchenordnung folgen liess sowie später die
Hamburger Kirchenordnung. Später schuf er auch die
Wittenberger Kirchenordnung. Das Singen in der Kirche
ist immer wieder Thema der Ordnungen!
Unbedeutende Feuchtigkeitsspur am Oberrand einiger
Blätter, im übrigen gutes Exemplar.
Anstreichungen und Marginalien in Deutsch von einer
zeitgenössischen Hand durch den ganzen Band, auf dem
weissen Blatt von derselben Hand ein Inhaltsverzeichnis.
95
72* Eutropius. Evtropii insigne volvmen
qvo Romana historia vniversa describitvr,
ex diuersorum authoru[m] monumentis
collecta. Quanto uero maior codicu[m] sinceritas eo tempore fuit, quàm est hodie.
Itaq[ue] non pauca leguntur hic emendatius multo quàm in aeditionibus quorundam historicorum quae uulgò circumferuntur. Id docebit uel Sex. Aurelij Victoris
libellus, ut de epitome Eutropij ad Valentem Aug. sileatur. Additae sunt Graecorum Imperatorum uitae de rebus in Oriente & Constantinopoli, Persia, Arabiaq[ue]
gestis, de quibus hactenus Latinis parum
constabat. Quidam Annales Constantinopolitanos appellant. Opus indignu[m]
certè quod in tenebris tam diu delituerit.
Pavli Diaconi Aquiliensis De gestis Langobardorum Libri VI. Basel, Froben, 1532.
Fol. Titel mit Druckermarke, 3 nn. Bl. Praeliminarien, 444 S. Mit zahlreicheren größeren Holzschnitt-Initialen. Pergamentband
d. 19. Jhs. mit zwei goldgeprägten Rückenschildchen (geringfügig fleckig).
(CHF 1’800.00)
Nicht bei Adams. Vom berühmten und gelehrten Sigismund Gelenius besorgte Ausgabe der
Historie des »magister memoriae« des Kaisers
Valens (364-378 n. Chr.); Gelen war 1524 nach Basel gekommen, in Kontakt zu Erasmus von Rotterdam getreten und von diesem als Mitarbeiter für Froben gewonnen worden - eine Stelle, die er bis
zu seinem Tode 1554 innehielt. Als Herausgeber war er maßgeblich an der griechischen Erstausgabe des Flavius Josephus beteiligt (1544), die Eutropius-Ausgabe machte er im Zusammenhang der
Ausgaben der Historien von Ammianus Marcellinus und von Livius.
Die größeren Initialen entstammen einem Kinderalphabet, das wohl auf Holbein zurückgeht (vgl.
Basler Holbeinkat. 1960, Nr. 411).
Durchgehend, teils stark stockfleckig. In den Rändern kleine Wurmlöcher.
Auf dem Titel handschriftlicher Besitzeintrag »Ex bibli[othe]ca Altemps[ia]na« und »Joannis Francisci Politangeli«.
73
96
Themistios. Paraphrasis Themistii Peripatetici acutissimi, in Aristotelis Posteriora & Physica. In libros item de Anima, Memoria & Reminiscentia, Somno & Vigilia, Insomniis, &
Divinatione per somnum: Hermolao Barbaro Patririo Veneto interprete. Basel, Johann
Walder, 1533. 4°.16 unnum. Bl., 675 S. (Lagenzählung: a-d4; a-z4, A-Z4, Aa-Zz4, AA-OO4,
PP6). Schweinslederband d.Z. auf drei Bünden, über Holzdeckeln, die Deckel mit reicher
Blindprägung, 1 (von 2) alten Messingschliessen (berieben und fleckig, mit einer Anzahl
von Wurmlöchern).
(CHF 750.00)
VD16 T-707. Adams T-451. Zweite in Basel erschienene Ausgabe der Aristoteles-Paraphrasen von
Themistios (um 317 - nach 388), einem der bedeutendsten Rhetoren der Spätantike, der – obwohl
er dem paganen Glauben anhing – bei den christlichen Kaisern in höchstem Ansehen stand für
seine panegyrischen Reden. Seine Aristoteles-Interpretationen sind sein philosophisches Hauptwerk, das weit in die Neuzeit hinein wirksam blieb.
Auf dem Innendeckel zeitgenössischer Besitzeintrag »Ego sum principis Hernesti«; da sich auf der
Titelrückseite der Stempel der Ernst-August-Fideicomiss-Bibliothek findet, liegt es nahe, im
Stammbaum der Welfen nach dem Vorbesitzer zu suchen. In Frage kommen zwei: Ernst I. Herzog
von Braunschweig-Lüneburg »der Bekenner« (1497-1546) und Ernst III. Herzog von Braunschweig-Grubenhagen (1518-1567). Auf dem Titel Stempel »Ex Bibliotheca Ministerii Cellensis«.
Zahlreiche Wurmlöcher, vor allem in den ersten ca. 150 Blättern, im übrigen gutes, sauberes Exemplar.
74
Aesopus. Esopus leben vnd Fabeln: mit sampt den Fabeln Aniani: Adelsoni / vnd etlichen
schimpffreden Pogii. Darzuo vßzüge schöne fabeln vn(d) exempeln Doctors Sebastian
Brant / alls klärlich mit schöne(n) figurn vn(d) register ußgestriche(n). (Auf dem letzten
Blatt:) Freiburg i.Br., Johannes Faber, Februar 1535. Kl.-4°. 12 unnum. Bl. (Titel, Vorrede
und Register), 173 fol. Bl. (statt 175; ohne Bl. 172-173), 1 Bl. (Lagenzählung: ♣8, ♣♣4, a-z8.4,
A-E8.4, F1-3 und 6-8). Mit blattgrossem Titelholzschnitt, 325 (statt 330) kleinen Textholzschnitten und 1 Druckermarke auf dem letzten Blatt. Moderner Halbpergamentband.
(CHF 7’500.00)
VD16 A-549. Goedeke I, 441, Nr. 3.
Höchst seltene, zweite von Faber in
Freiburg gedruckte deutsche AesopAusgabe (nach der ersten von 1531).
Enthält zuerst Aesops Vita (Fol. 1XXVII), darauf die 80 Fabeln des Romulus, der im Mittelalter Esopus genannt wurde (Fol. XXVII-LVII),
darauf die 17 »Alten Fabeln« (Fol.
LVII-LXXIV), gefolgt von den 17 echten aesopischen Fabeln (Fol. LXXIVLXXX); danach folgen die 17 Fabeln
des spätantiken Dichters Avianus
(Fol. LXXX-XCI), darauf die 24 »Gesammelten Fabeln«, d.h. die Fabeln
des spanischen Arztes Pietro Alfonsi,
der ursprünglich Moses Sephardi
hiess und Rabbi war, und Poggio
Bracciolini (Fol. XCI-CXII). Alle diese
vorstehenden Teile sind in der alten
Steinhöwelschen Übersetzung wiedergegeben, wie sie erstmals 1477 in
Ulm erschienen ist. Der grössere
zweite Teil umfasst die »fabeln, byspylen und historien« von Sebastian
Brant (1457/58-1521); diese waren
1501 erstmals in Strassburg als Fortsetzung der Steinhöwelschen FabelÜbersetzung erschienen.
97
Der »B+K« monogrammierte und 1531 datierte Titelholzschnitt wird von Nagler, Monogrammisten, I, 1915 dem Basler Holzschneider Benedikt Kump zugewiesen; Nagler weist auch die kleinen,
nur 3,5 x 4,5 cm messenden Textholzschnitte Kump zu. Es ist erstaunlich wieviel an »action« und
Humor er in die kleinen Bilder fassen konnte!
Kein allzugutes Exemplar – diese Art von Fabelbüchern in vernakulärem Deutsch waren immens
populär und wurden viel gelesen! Randeinrisse in einer Anzahl von Blättern, manchmal den Text
berührend. Durchgehend schmutz-und fingerfleckig und Feuchtigkeitsspuren. Kleiner Randausriss vom Titelblatt.
Von grosser Seltenheit.
98
75*
[Luther, Martin ?]. Ein frage des gantzen heiligen
Ordens der Kartenspieler vom Karnöffel / an das
Concilium zu Mantua. 1537. [Wittenberg, Nickel
Schirlentz, 1537]. Kl.-4°. 4 unnum. Bl. (Lage A4).
Geheftet.
(CHF 2’800.00)
VD16 F-1971. Benzing, Luther 3257.
Offenbar äusserst seltener Druck der für das von Papst
Paul III. in Absprache mit Kaiser V. nach Mantua einberufene Konzil bestimmten, möglicherweise von Luther verfassten satirischen Schrift; da die deutschen
protestantischen Fürsten und Frankreich kein Interesse an der Kirchenversammlung zeigten, wurde es zuerst verlegt und schliesslich abgesagt. Das Karnöffelspiel ist eines der ältesten Kartenspiele und dem Tarot
verwandt; dabei ist der Karnöffel die Karte, die alle andern sticht – so auch den Papst und den Kaiser.
Die Schrift schliesst: »Gegeben zu Rom / Ala Campana bey dem Campflor / hinder dem Turre denona /
zwischen den andern Tabern / inn die Bulle cænæ Domini / hart fur dem Eclipsi des Concilii /
durch den deudschen Pasquil / Protheum genant / Anno 1537. indictione nulla. Anno Pontificatus Pauli 4.«
Durchgehend stockfleckig.
Die erste schwedische Vollbibel
76*
Bibel. – »Gustav-Wasa-Bibel«. – [Biblia, Thet är
all then Helgha scrifft på swensko. 6 Teile in
einem Band. Upsala, Jürgen Richolff d. Jüngere,
1540-1541]. Fol. 716 foliierte Bl. (statt 760 Bl.;
ohne die ersten sechs Blätter Präliminarien, 107
Bl. [statt 123 Bl.; B3-6, C1-5, D-E6, F1-2und 5-6, G-T6,
V1-2 und 5-6, X4], 158 Bl. [Aa-Zz6, aa-bb6, cc8]; 78
Bl.[AA-NN6]; 138 Bl. [statt 140 Bl., Aaa-Kkk6,
Lll1-2 und 5-6, Mmm-Yyy6, Zzz8], 88 Bl. [statt 90 Bl.,
Aaa-Ooo6, PPp1-2 und 4-5], 147 Bl. [statt 165 Bl.; AZ6, Aa6, Bb1-5]). Mit 14 ganzseitigen Holzschnitten, 15 halbseitigen und 7 viertelseitengrossen
Textholzschnitten (statt ?). Halblederband d. 19.
Jhs. mit goldgeprägtem Rückentitel und etwas
ornamentaler Rückenvergoldung (berieben).
(CHF 12’000.00)
Collijn, I. Sveriges bibliografi intill år 1600, S. 88. Darlow-Moule 8808.
Erste Ausgabe der ersten schwedischen Vollbibel,
veranlasst von König Gustav I. Wasa und nach diesem so benannt. Schweden war erst seit 1523 von
99
Dänemark unabhängig geworden. Gustav I. Wasa wurde auf dem Reichstag von Västerås 1527 an
Stelle des Papstes zum Oberhaupt der schwedischen Staatskirche bestimmt. Dies führte zu Spannungen mit Rom, die bei der Einsetzung von Laurentius Petri – dem Bruder von Stockholms Reformator Olaus Petri – zum ersten evangelischen Erzbischof von Upsala kulminierten und zum
Bruch mit Rom führten. Die Reformation breitete sich danach in Schweden rasch aus, ab 1531
wurde in den Kirchen auf Schwedisch gepredigt. In diesem Zusammenhang steht der Auftrag des
Königs an Olaus und Laurentius Petri sowie Laurentius Andreae, die ganze Bibel ins Schwedische
zu übertragen. Zuerst wurde 1526 das Neue Testament übersetzt und herausgebracht, 1541 folgte
dann die vorliegende Vollbibel, die sich eng an Luthers Bibelübersetzung hielt. Der Hauptteil der
Übersetzungsarbeit wurde von Laurentius Andreae (um 1470 – 1552) gemacht, der auf dem Reichstag von Strängnäs 1523 Gustav Wasa zum schwedischen König ausgerufen hatte, dessen Sekretär
er danach wurde, mit dem er sich aber bald überwarf.
Diese Übersetzung war für die Normatierung der schwedischen Sprache von allergrösster Wichtigkeit. Erst mit ihr gelang es, eine verbindliche Rechtschreibung in Schweden durchzusetzen.
Die Gustav-Wasa-Bibel ist das umfangreichste im 16. Jh. in Schweden gedruckte Buch. Als Drucker
hatte man den Lübecker Jürgen Richolff (1494-1573) berufen, der bereits 1526 das Neue Testament
gedruckt hatte. Richolff kam einzig für diesen gewaltigen Druckauftrag nach Schweden zurück;
die Drucklegung erstreckte sich über die beiden Jahre 1540-1541. Die Bibel gilt als typographisches
Meisterwerk.
Der Bildschmuck der Bibel ist von Georg Lemberger nach Vorlagen von Lucas Cranach d. Ä. gemacht.
Kein gutes Exemplar. Es fehlen 44 Blätter ganz, insbesondere zu Beginn und am Schluss. Einige
vorliegende Blätter zum Teil herausgeschnitten. Zahlreiche Blätter mit alt geklebten Rissen, teils
auch unterlegt, davon auch einige Holzschnitte betroffen. Durchgehend stark finger- und schmutzfleckig. Seitlich etwas knapp beschnitten, mit etwas Verlust bei den gedruckten Marginalien.
Handschriftliche Marginalien von verschiedenen Händen und aus verschiedenen Zeiten.
Offensichtlich von grosser Seltenheit. Der Swedish Union Catalogue weist einzig 14 Exemplare in
öffentlichen schwedischen Bibliotheken nach.
100
77
Galenus, Claudius. Operum Tomus Secundus / Tertius (ohne Bde. 1 und 4-10;
in 1 Band). Basel, Froben, 1542. Fol. 4
unnum. Bl. 384 Sp.; 724 Sp., 1 Bl. (Lagenzählung: α4, a-q6; a-z6, A-F6, G8). Mit vier
Holzschnittdruckermarken auf den Titeln und den letzten Blättern beider Bde.
Alt restaurierter Lederband d.Z. auf
fünf Bünden und über Holzdeckeln, die
Deckel mit einem Rollenstempel (Sündenfall, eherne Schlange, Kreuzigung
und Auferstehung; datiert 1536) blindgeprägt, 2 alte Messingschliessen und 7
(von 8) Messingkantenbeschlägen; Innendeckel mit Fragmenten einer Pergamenthandschrift des 15. Jhs. bezogen
(Rückenkanten und Ecken restauriert;
Kratzspuren, einige Wurmlöcher, Kapitale ausgerissen, Kanten etwas aufgeschürft).
(CHF 750.00)
VD 16 G-127. Adams G-35.
Zwei Einzelbände aus der berühmten Frobenschen Galen-Ausgabe von 1542, an der
der junge Vesal mitgewirkt hatte, und die
ein Nachdruck der Giunta-Ausgabe ist. Im zweiten Band werden die Schriften Galens über die
Nahrungsmittel und die »guten und schlechten Säfte« der Speisen abgedruckt.
Trotz der Restaurierungen und der Beeinträchtigungen sehr schöner Einband.
Recht sauberes Exemplar, breitrandig. Mit zahlreichen Wurmlöchern und in der zweiten Hälfte des
Bandes auch Wurmgang im weissen Unterrand. – Ausgeschiedene Doublette der Münchner Königlichen Bibliothek.
78*
Augsburger Konfession. – Confessio fidei exhibita invictiss. Imp. Carolo V. Cæsari Aug.
In Comiciis Augustæ. Anno M.D. XXX. Addita est Apologia Confeßionis [per Philippum
Melanchthonem] diligenter recognita. [2 Teile in 1 Band]. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Georg Rhau, 1542. 8°. 64 unnum. Bl.; 187 unnum. Bl., 1 weisses Bl. (Lagenzählung:
a-h8; A-Z8, Aa4). Mit 2 verschiedenen, je aus einem Stock geschnittenen Titelbordüren und
1 Wappenholzschnitt. Modener Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldgeprägtem Rückentitel, alt gepunzter Schnitt.
(CHF 1’200.00)
VD16 C-4714 und M-2510.
Frühe Ausgabe von zwei der wichtigsten Texte der Reformation, dem Augsburger Bekenntniss
und Melanchthons Auslegung der in der »Confessio« niedergelegten Glaubenssätze. Erstmals erschien die Confessio separat 1530, zusammen mit der »Apologia« 1531 ebenfalls bei Rhau in Wittenberg wie die vorliegende, und es gibt 1531 auch einen deutsch-lateinischen Druck bei Rhau.
Melanchthon überarbeitete seine »Apologia« mehrfach und übernahm Teile seiner »Apologia«
101
auch in den Text der »Confessio«, hier liegen beide Texte in
ihrer ausführlichsten Form, der sogen. »Confessio Augustana variata«.
Durchgehend feuchtigkeitsspurig in den Rändern. Beide
Titelbordüren am Oberrand knapp beschnitten (Rand berührt und teils weggeschnitten).
Alte Besitzeinträge auf dem Titel und unter dem
Druckvvermerk am Schluss. Auf dem fliegenden Vorsatz
Besitzeinträge von Baron Per Hierta mit Datum von 1885 und
Otto Smith mit Datum von 1911.
79*
Luther, Martin. Enchiridion piarum
predicationum, cum Passionali, ut vocant,
quibus accessit novum Calendarium cum
Cisio iano vetere & novo, atque aliis quibusdam, ut patet ex indice. Vuittembergæ. D.
Marti. Luth. Anno M.D.XLIII. (Auf dem
letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1543.
8°. 368 unnum. Bl. (Lagenzählung: α-γ8, ε8,
ζ8, χ-λ8; A-Z8, a-n8). Mit 1 aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre, 1 Sonnen- und
Mondbahn-Holzschnitt sowie 50 kleinen biblischen Holzschnitten. Schöner polierter
Lederband d.Z. auf drei Bünden, der Rükken reich mit ornamentalen Einzelstempeln
geprägt, die Deckel mit einer 1532 datierten
Rolle (mit Prudentia, Lucrezia und Venus)
geprägt, der Vorderdeckel in der Mitte mit
einer Platte mit Christus mit fahnenbewehrtem Kreuz, auf einem Totengerippe stehend, darüber und darunter geprägt
»Anno« und »1546«, der Rückdeckel mit
Mittelplatte mit harfendem David, darüber
und darunter florale Einzelstempel; ohne
102
die alten Messingschliessen (Ecken abgeschafft, kleine Aufschürfungen an den Kanten, einige Kratzspuren, kleine Fehlstelle im Rückdeckel).
(CHF 12’000.00)
VD16 L-4124. Benzing, Luther 1316.
Dritte, gegenüber der Erstausgabe von 1522 stark erweiterte Ausgabe der lateinischen Fassung von
Luthers »Betbüchlein«, die beste der vier Ausgaben (1529, 1532, 1543 und 1560), wie alle von grosser Seltenheit, speziell in einem so breitrandigen Exemplar und in einem datierten Einband.
Zu Beginn steht der ganz in Rot und Schwarz gedruckte Kalender, gefolgt von der »Tabula Regionum« und den Kapiteln »De usus Calendarii«, »De Luna« und »De mensibus«.
Das wirkliche »Betbüchlein» umfasst das apostolische Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und
dessen Paraphrase aus der Feder von Melanchthon und weitere exegetische Texte dazu, sowie weitere Glaubensbekenntnisse und Predigten über verschiedene Gebete. Das Passional Christi ist mit
50 sehr schönen Holzschnitten illustriert, die bereits in der Erstausgabe abgedruckt waren und die
früher Hans Brosamer zugeschrieben wurden, neuerdings aber dem »Meister der Jakobsleiter« zugewiesen werden. Wobei einige Holzstöcke der früheren Ausgaben offenbar nicht mehr zur Verfügung standen, sie sind durch Werke eines anderen – und schwächeren – Künstlers ersetzt, z.B. die
Abendmahlsdarstellung, das Himmelfahrtsbild etc.
Durchgehend schwache Feuchtigkeitsspur im Oberrand. Mit den üblichen Fingerflecken. Einige
wenige Marginalien. Titel am Oberrand mit bibliographischem Verweis, verschiedene Einträge auf
dem hinteren Deckel und der Rückseite des letzten Blattes. Zwei Besitzeinträge des 17. Jhs. auf
dem Innendeckel sowie die Besitzeinträge von Baron Per Hierta mit Datum von 1907 und Otto
Smith mit Datum von 1911.
103
80*
Sammelband mit 7 reformatorischen Schriften in Kleinoktavformat aus
den Jahren 1543-1557, teils illustriert. Restaurationsbedürftiger Lederband d.Z. auf
drei Bünden und über Pappdeckeln, die
Deckel mit Rollenstempeldekor (Kanten
teils aufgeschürft, Kapitale ausgerissen; einige Wurmlöcher).
(CHF 6’000.00)
a) Musculus, Andreas. Prophecey und Weissagung / unsers Herrn Jesu Christi / von dem zunahenden unglück uber Deutschland. (Auf
dem letzten Blatt:) Frankfurt a.d.Oder, Johann
Eichorn, 1557. 56 unnum. Bl. (das letzte weiss;
Lagenzählung: A-G8). Mit Titelholzschnitt und
1 weiteren Holzschnitt. – VD16 M-7203. Eine
von zwei Ausgaben aus dem Jahr nach der Erstausgabe.
b) Maior, Georg. Zwo Predig uber das Evangelium / Johann. i. Im Anfang war das Wort /
und das Wort war bey Gott / und Gott war das
Wort etc. Mit einer Vorrede an ein Erbarn Radt
/ und Christliche gemeine der löblichen Stadt
Northausen. Wittenberg, Veit Creutzer, 1552. 64
unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzählung: A-H8). - VD16 M-2214.
c) Maior, Georg. Trostschrift sampt Auslegung
des lieblichen Spruches Johan. 3. Also hat Gott
die Welt geliebt etc. Allen Christlichen betrübten Gewissen nützlich und tröstlich zu lesen.
Wittemberg, Georg Rhaw Erben, 1554. 64
unnum. Bl. (Lagenzählung: A-H8). Mit 1 Holzschnitt auf der Titelrückseite. - VD 16 M-2197.
d) Menius, Justus. Vom Exorcismo. Das der / nicht als ein zeuberischer Grewel zuuerdamnen /
sondern in der gewönlichen Action bey der Tauffe / mit Gott und gutem Gewissen / wol gehalten
werden möge. Wittemberg, Veit Creutzer, 1551. 48 unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzählung: A-F8). - VD16 M-4586.
e) Bugenhagen, Johann. Von den ungeborn Kindern und von den kindern / die wir nicht teuffen
können / und wollten doch gern / nach Christus befehl / und sonst von der Tauff / etc. Wittenberg, Joseph Klug, 1552. 88 unnum. Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-L8). Mit 1 Holzschnitt auf
der Titelrückseite. - VD16 B-9450.
f) Dietrich, Veit. Wie die Christen zur zeit der verfolgung sich trösten sollen / durch Vicum Dietrich. Allen liebhabern Jesu Christi / zum Newen Jar. Nürnberg, Johann vom Berg und Ulrich Neuber, 1548. 72 unnum. Bl. (die beiden letzten leer; Lagenzählung: A-I8). Mit 1 Holzschnitt auf dem
letzten bedruckten Blatt. - VD16 D-1674.
g) (Anonym). Unsers Herren Jesu Christi gepurt / einreyten und urstend. M.D. XLIII. (Auf dem
letzten Blatt:) Nürnberg, Georg Wachter, 1543. 40 unnum. Bl. (das letzte leer; Lagenzählung: A-E8).
– VD16 U-179.
Feuchtigkeitsspuren durch den ganzen Band. Einige unbedeutende Wurmlöcher.
104
81
Sophokles. [Graece:] Tragoediae septem,
cum interpretationibus vetustis & valde
utilibus. (Auf dem zweitletzten Blatt:)
Frankfurt, Peter Braubach, 1544. 4°. 2
unnum. Bl., 193 Bl., 1 Bl. (mit einigen Foliationsfehlern; Lagenzählung: *2, a-z8, &10).
Titel in Rot und Schwarz gedruckt. Mit einigen grösseren schwarzgrundigen Initialen, Holzschnittleisten am Kopf der sieben
Stücke und Holzschnittdruckermarke mit
Januskopf auf dem letzten, im übrigen
weissen Blatt. Schweinslederband d.Z. auf
drei Bünden, auf dem Vorderdeckel datiert 1546; Deckel mit Rollen- und Einzelstempeln; 1 (von 2) Messingschliessen (berieben und bestossen, Deckelbezug fleckig
und etwas zerkratzt).
(CHF 1’500.00)
VD16 S-7033. Adams S-1443. Hoffmann III,
598. Erste griechische Ausgabe bei Braubach in Frankfurt. Mit den breiten Scholien um den Tragödientext.
Durchgehend etwas fleckig. Unterstreichungen und in etwa zeitgenössische Marginalien in einem
Grossteil des Bandes. Längerer Eintrag des 19. Jhs. auf dem vorderen Innendeckel.
Nr. 82 Martin Luther, Betbüchlin
105
82*
Luther, Martin. Betbüchlin / mit dem Calender und Passional / auffs new corrigiert vnd
gemehret. D. Mar. Luther. M.D.XLV. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Hans Lufft, 1545.
8°. 8 unnum. Bl., 276 (statt 277) fol. Bl., 1 Bl. (ohne fol. 5; zahlreiche Foliationsfehler; Lagenzählung: *8, A1-4 und 6-8, B-Z8, a-l8, m6). Mit 1 aus einem Stock geschnittenen Titelbordüre, 2 astronomischen Holzschnitten und 49 biblischen Holzschnitten sowie einer Anzahl
von Holzschnittinitialen. Moderner Halbschweinslederband (sign. Hedberg) mit goldgeprägtem Rückentitel.
(CHF 2’500.00)
VD16 L-4109. Benzing, Luther 1306.
Das deutsche »Betbüchlin« ist eines der populärsten Werke Luthers. Es erschien in mehr als 40
deutschen und niederdeutschen Ausgaben und einigen lateinischen Ausgaben, erstmals wurde es
1522 gedruckt. Im Verlauf der Jahre wurde es immer wieder erweitert, die vorliegende ist die letzte zu Lebzeiten Luthers erschienene deutsche Ausgabe.
Oben knapp beschnittenes Exemplar, das Titelblatt ebenfalls seitlich knapp beschnitten (die Bordüre angeschnitten).
Von den 50 Illustrationen zum Passional, die üblicherweise abgedruckt sind, fehlt hier die Heilung
des Blinden.
Es fehlt ein Blatt, nämlich Blatt A5 mit dem Kalenderblatt für den »Christmonat« (Dezember).
Abweichend vom Münchner Exemplar (Digitalisat), ist der Titel hier nur in Schwarz und nicht in
Schwarz und Rot gedruckt, ausserdem ist die Titelrückseite leer.
Durchgehend stockfleckig. Stempel auf dem Titelblatt. Auf dem fliegenden Vorsatz längerer Besitzeintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1906 und von Otto Smith mit Datum von 1911.
106
83*
Colonna, Francesco (att.). La Hypnerotomachia di Poliphilo, cioè Pugna d’Amore in
Sogno, dov’egli mostra, che tutte le Cose humane non sono altro che Sogno: & dove narra
molt’ altre cose degne di cognitione. Ristampato di novo, et ricorretto con somma diligentia, à maggior commodo de i lettori. (2 Teile in 1 Band). Venedig, (Aldus), 1545. Fol. 234
unnum. Bl. Mit 2 Holzschnittdruckermarken (auf dem Titel und dem letzten Blatt) und ca.
169 Textholzschnitten (davon 10 ganzseitigen). Moderner, flexibler Pergamentband mit
übergreifenden Kanten und mit goldgeprägtem Rückenschildchen und etwas Rückenvergoldung, die Deckel mit schöner Deckelvergoldung, der Vorderdeckel zusätzlich mit
goldgeprägtem Titel, Goldschnitt.
(CHF 40’000.00)
Olschki, Choix de Livres XII, 18441. Renouard, Annales Aldes, 13. Essling III 199. Sander 2057.
Zweite Ausgabe eines der schönsten illustrierten italienischen Renaissancebücher. Das Werk ist ein
– bis auf den Titel – seiten- und zeilengetreuer Nachdruck der wesentlich häufiger vorkommenden
Ausgabe von 1499. Aldus’ Söhne übersetzten den Titel ins Italienische und versahen ihn mit dem
Zusatz, dass »alles menschliche Tun nichts als ein Traum sei«. Die Rahmenhandlung schildert die
Suche Polifilos nach der mystischen Liebesinsel Kythera, um sich dort mit seiner angebeteten Polia,
die sich ihm laufend entzieht,
zu verbinden.
Die Erstausgabe von 1499 war
kein sehr grosser Erfolg. Erst
diese zweite Ausgabe wurde
zum europäischen Bestseller.
Insbesondere die französische
Ausgabe wurde sehr erfolgreich
und bis 1600 mehrfach aufgelegt.
Die ins Detail gehenden Beschreibungen von erfundenen
Gärten wurden vielfach in Renaissance-Gärten fruchtbar gemacht. So mag es sein, dass der
Monstren-Garten in Bomarzo,
angelegt für Vicino Orsini, auf
Anregungen aus der »Hypnerotomachia« zurückgeht, ebenso
der Garten Cosimos I. de’ Medici in Castello, der von Francesco
de’ Medici in Florenz sowie die
Boboli-Gärten ebenda und der
Garten der Villa Aldobrandini
in Frascati. Eine der Abbildungen zeigt prominent einen von
einem Elefanten getragenen
Obelisken; Papst Alexander
VII., der ein eifriger Leser der
»Hypnerotomachia« war, hiess
Gian Lorenzo Bernini ein entsprechendes Denkmal entwerfen, das dessen Schüler vor der
Kirche Santa Maria sopra Minerva errichteten.
107
Trotz einiger Schäden ein gutes Exemplar. Der Titel und die ersten zwanzig Blatt mit Feuchtigkeitsspur im Rand seitlich und oben. Der Titel auch etwas angeschmutzt. Schwache Stockflecken hin
und wieder. Feuchtigkeitsspur im Unterrand in den letzten ca. 50 Blätter. Der schlimmste Defekt
ist die fehlende obere Blatthälfte von Blatt P8, die durch ein Faksimile ersetzt ist.
108
84*
Luther, Martin. – Justus Jonas und Michael Coelius. Vom Christlichen abschied aus
diesem tödlichen leben des Ehrwürdigen
Herrn D. Martini Lutheri / bericht / durch
D. Justum Jonam / M. Michaelem Celium /
und ander die dabey gewesen / kurtz zusamen gezogen. Gedruckt zu Wittemberg
durch Georgen Rhaw. Anno M.D. XLVI.
Kl.-4°. 15 unnum. Bl. (ohne das letzte weisse; Lagenzählung: A-C4, D1-3). Mit 1 Holzschnitt-Medaillonportrait des Meister MS.
Moderner, reich blindgeprägter Lederband
(sign. Hedberg, Stockholm) mit goldgeprägtem Rückentitel, Goldschnitt, in Schuber.
(CHF 750.00)
VD16 J-905.
Eine von zahlreichen Ausgaben des ersten Berichts über den Hinschied Luthers, dem dadurch
hohen Wert zukommt, dass es sich um Berichte von Augenzeugen handelt. Johannes Aurifaber
trug ebenfalls dazu bei. Allgemein gilt diese Wittenberger Ausgabe als die erste. Sie liegt in der Variante vor, die »Eisleben« auf Blatt A3r richtig ausgeschrieben zeigt (Zeile 7).
Das sehr ausdrucksstarke Medaillonportrait in der Version mit den vielen Schraffuren im Gesicht,
die später entfernt wurden.
Der Titel am Aussenrand angerändert. Am Kopf etwas knapp beschnitten. Randausriss bei Bl. B4. Einige Unterstreichungen im Text, auf einem Blatt (angeschnittener) Eintrag auf dem weissen Rand.
85* Luther, Martin. Einweyhung eines Newen
Hauses zum Predigampt Göttlichs Worts erbawet /
Im Churfürstlichen Schloß zu Torgaw. Durch /
Doct: Mart: Luther. Gedruckt zuu Wittemberg /
durch Georgen Rhaw / Im jar M.D.XLVI. Kl.-4°. 34
unnum. Bl. (Lagenzählung: A6, B-H4). Mit 1 blattgrossen Holzschnittportrait nach Lucas Cranach.
Moderner Leinenband (hinterer Gelenk geplatzt).
(CHF 1’200.00)
VD16 L-4520. Benzing, Luther 3529.
Erstausgabe, erst nach Luthers Tod von Caspar Creutziger herausgegeben; im selben Jahr erweitert ein zweites
Mal gedruckt. Johann Friedrich und Johann Wilhelm
von Sachsen zugeeignet. Luther hatte die Predigt zur
Einweihung der Kapelle in Schloss Hartenfels in Torgau
1544 gehalten; die Kapelle gilt als das erste als protestantische Kirche gebaute Gotteshaus.
Durchgehend etwas stockfleckig. Unterhalb der Portraits eine Anzahl von schwarzen Tintenstrichen, im
Aussenrand kleiner Ausriss.
109
86* Papst Paul III. – Warhafftiger Abdruck der
Artickel / welcher sich der Antechrist zu Rom der
/ Bapst / mit dem Jtzigen Keyser Karolo verglichen und vorbunden / belangende den uberzugk
/ auff die Evangelischen Stende / zu derselben
wahren Religion Außdilgung unnd unterdrükkung. M.D.XLVI. [Magdeburg, Michael Lotter ?,
1546]. Kl.-4°. 6 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4, B2).
Umschlag.
(CHF 800.00)
VD16 K-380.
Einziger Druck dieser Schrift. Nachdem das Religionsgespräch in Regensburg 1546 keinerlei Fortschritte in
den verhärteten Fronten zwischen Kaiser und Reich auf
der einen Seite und den evangelischen Reichsständen
auf der andern Seite gebracht hatte, entschied sich Karl
V. zum Krieg gegen den schmalkaldischen Bund. Das
Bündnis Karls V. mit dem Papst, auf das in dieser Schrift
vehement hingewiesen wird, hatte allerdings nur kurze
Dauer.
Sauberes Exemplar, von grosser Seltenheit.
87*
Wittenberg. – Academiae Witebergensis Leges quae bis quotannis publice recitantur.
Additae sunt et Collagii Theologici, & Collegii Philosophici leges. Witebergae. Anno M.D.
XLVI. (Auf dem letzten Blatt:) Wittenberg, Joseph Klug, 1546). Kl.-4°. 28 unnum. Bl. (La(CHF 2’800.00)
genzählung: A-G4). Moderner, stummer Pappband (etwas berieben).
VD16 W-3732.
Zweite Ausgabe der auf Philipp Melanchthon zurückgehenden Wittenberger Studienordnung, die
offenbar zweimal jährlich öffentlich vorgetragen
wurde. Deutsch-lateinischer Paralleldruck.
Durchgehend finger- und etwas schmutzfleckig,
teilweise gebräunt. Schwache Feuchtigkeitsspur
am Oberrand.
Offenbar von grösster Seltenheit.
110
88* Bibel. – Novum Testamentum graece: Τήσ
καινήσ διάθηκησ άάντά. Novum Testamentum ex
Bibliotheca Regia. Paris, Robert I. Estienne, 7. November 1546. 12°. 528 S., 362 S., 1 Bl. Druckvermerk, 1 weisses Bl. Mit 1 Druckermarke auf dem
letzten Blatt. Moderner Pergamentband mit übergreifenden Kanten und goldgeprägtem Rückentitel, Goldschnitt.
(CHF 7’500.00)
Adams B-1657. Renouard 65:2. Fred Schreiber, Estienne
Nr. 90. Darlow & Moule 4616.
Erste Ausgabe des von Robert I. Estienne edierten
Neuen Testaments in Griechisch, in der Variante mit
dem Datum vom 7. November im Kolophon (statt »4
Non. Oct.« wie bei Adams B-1656), gesetzt in der kleinsten griechischen Type von Garamond, der sogenannten
»grec du roi«; Garamond benützte Codices des griechischen Kalligraphen Angelo Vergecio, der in den Diensten des französischen Königs stand. Die »grec du roi«
gilt als die eleganteste griechische Type des 16. Jhs.
Diese erste Ausgabe ist allgemein bekannt unter dem
Namen »O mirificam«, nach den ersten Worten des Vorworts, das Estienne an König François I. richtet, diesen
dafür preisend, dass er diese kleine Type für griechische
Taschenbuchausgaben giessen liess.
Estienne etablierte seinen Text auf Grund des Vergleichs
der Complutensia und Erasmus’ Bibelausgabe.
Das zweite Blatt im Falz montiert kurzrandiger – also wohl aus einem andern Exemplar beigebunden. Durchgehend leicht stockfleckig.
89*
Luther, Martin. Warnunge D. Martini luther:
an seine lieben Deudschen / vor etlichen
Jaren geschrieben / auff diesen fall / so die
Feinde Christlicher Warheit diese Kirchen
und Land / darinne reine Lere des Evangelii
geprediget wird / wird / mit Krieg uberziehen und zerstören wollten. Mit einer Vorrede
Philippi Melanthon. Wittenberg, Hans Lufft,
1547. Kl.-4°. 40 unnum. Bl. (das letzte weiss;
Lagenzählung: A-K4). Smaragdblauer Maroquinband (sign. Hans Asper) mit goldgeprägtem Rückentitel doppelten Stehkantenfileten,
breiten Innenkantenbordüren.(CHF 1’500.00)
VD16 L-7352. Benzing, Luther 2915.
Luthers Predigt war ursprünglich 1531 erschienen; angesichts des schmalkaldischen Krieges gab
111
Melanchthon diese 1546 erneut heraus und versah sie mit einer langen Vorrede. Noch im dreissigjährigen Krieg wurde die Predigt nachgedruckt!
Gutes Exemplar. Einige wenige Sporflecken. Auf der Rückseite des Titels gelöschter Stempel der
Hamburger Bibliothek.
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris Gaspard Ernest Ströhlin.
90*(Anonym). Pasquillus, continens analysin, seu expositionem adverbii Interim, quæ est pars Indeclinabilis, a Satana &
eius Squamis elaboprata ad animarum Interitum. Ohne, Drukker und Jahr (= Magdeburg, Chr. Rödinger, 1548?). Kl.-8°. 4
unnum. Bl. (Lage A). Moderner Pappband.
(CHF 1’200.00)
VD16 P-838.
Einzige Ausgabe dieser Satire gegen das Augsburger Interim, die
sich gegen den Mainzer Weihbischof Michael Hedling, richtet, der
mit seiner auf dem Augsburger Reichstag 1548 gemachten Behauptung, dass die katholische Kirche die einzig wahre Lehre vertrete,
eine Anzahl von Spottschriften ausgelöst hatte. Thomas Kaufman
hat in seinem Werk »Das Ende der Reformation: Die Madgeburger
Herrgottskanzlei«, Tübingen 2003, S. 243ff., Erasmus Alberus (15001553) als den gelehrten Verfasser des Pasquills vorgeschlagen. Der
Pasquill parodiert eine donatistische Grammatikübung indem er
das Wort »Interim« nach all seinen Bedeutungen befragt.
Gebräunt. Das Erste Blatt am Kopf ausgefranst.
91*
Aquila, Caspar (d.i. Kaspar Adler). Wider den spöttischen Lügner und unverschempten
verleumbder M. Eßlebium Agricolam. Nötige verantwortung / und Ernstliche warnung
/ Wider das Interim. Apologia M. Casparis Aquilae Bischoff zu Salfeldt. M.D.XLVIII.
[Magdeburg, Chr. Rödinger, 1548]. Kl.-4°. 6 unnum. Bl. (Lagenzählung: A4, B2). Moderner
Pappband.
(CHF 500.00)
VD16 A-280. Eine von drei Druckvarianten aus demselben
Jahr.
Kaspar Adler (1480-1556), der in Italien Erasmus kennengelernt hatte, gilt als einer der bedeutendsten Mitarbeiter Luthers an dessen Bibelübersetzung. Die vorliegende Schrift ist
die erste gegen das Augsburger Interim, gegen das er sich
auch mit seinen »Christlichen Bedenken auf das Interim«
äusserte, was Karl V. so empörte, dass er ein Kopfgeld von
5000 Gulden auf Adler aussetzte. Adler musste sich längere
Zeit verstecken, kam später aber wieder auf seine Stelle als
lutherischer Superintendent in Saalfeld.
Durchgehend fleckig.
112
92*
Boccaccio, Giovanni. Il Decamerone di M. Giovanni
Boccaccio emendato secondo gli antichi essemplari, per
giudicio & diligenza di piu autori, di nuovo ristampato
& con somma diligenza & studio corretto, & in piu luoghi revisto.Venedig, Gabriel Giolito de Ferrari, 1550. 12°.
12 unnum. Bl., 450 fol. Bl. (falsch foliiert 458; Lagenzählung: *12, A-Z12, AA-OO12, PP6). Mit Portrait vor der Vita
zu Beginn, je einem kleinen Holzschnitt zu Beginn jeder
Giornata und zwei Druckermarken. Flexibler Pergamentband mit durchgezogenen Bünden und handgeschriebenem Rückentitel (etwas fleckig; ohne die
Schliessbänder).
(CHF 2’800.00)
Edit 16 CNCE 6320 (mit nur 5 Bibliotheksnachweisen in Italien). Kat. Hoepli, Bibliothèque Joseph Martini II, 1935, Nr. 31:
»Jolie et rare édition«. Vide Gamba Nr. 175 (Anmerkung).
Nicht bei Adams.
Gleichzeitig mit einer Quartausgabe erschienen, von Giolito
der »Delphina di Francia« gewidmet, das ist Catharina
de’Medici. Herausgeber war Antonio Bruccioli; seine Ausgabe stand in Konkurrenz zur gleichzeitig von Ludovico Dolce
und Girolamo Ruscelli bei Valgrisi erschienenen Ausgabe.
Durchgehend etwas feuchtigkeitsspurig und fleckig.
Auf dem Vorsatz Besitzeintrag von Baron Per Hierta mit Datum von 1896.
93
Pausanias. De tota Græcia Libri decem,
quibus non solum urbium situs, locorumque intervalla accuratè est complexus, sed Regum
etiam familias, bellorum causas & eventus, sacrorum ritus, Rerum pub. status copiose descripsit:
hactenus à nemine in linguam latinam conversi,
nunque primùm in lucem editi: Abrahamo Loeschero Interprete. Basel, Johannes Oporin, 1550.
Fol. 6 unnum. Bl., 438 S., 25 unnum. Bl. Mit einer
Holzschnittdruckermarke auf dem letzten Blatt.
Schöner, französischer Lederband d.Z. auf vier
Bünden und über Pappdeckeln, die Deckel mit
Rollen- und Einzelstempeln, die Vorsätze mit
Fragmenten einer Pergamenthandschrift des 14.
Jhs. bezogen (Ecken und Kapitalen restauriert,
Kratzspuren).
(CHF 3’500.00)
VD16 P-1075. Adams P-523. Hieronymus, Griechischer Geist aus Basler Pressen 295. Brunet IV, 454.
Erste vollständige lateinische Ausgabe von Pausanias’
umfassender Beschreibung des alten Griechenlands,
der bedeutsamsten Quelle für die Kenntnisse der To-
113
pographie, des täglichen Lebens, der Religion, der Gesetzgebung etc. des alten Hellas zur Zeit von
Hadrian, Antoninus Pius und Marcus Aurelius.
Die Übersetzung stammt von Löscher (1520-1575), der sich 1548/9 als magister artium in die Basler Universitätsmatrikel eingetragen hatte. Seine Pausanias-Übersetzung widmet er Johann Jakob
Fugger. Hieronymus: »In seiner der Widmung folgenden Vorrede an den Leser befasst er sich mit
den Gründen und Problemen des Übersetzens allgemein und seiner Pausanias-Übersetzung im
speziellen. Er habe sie sich vorgenommen, um den Fortschritt und Stand seiner Kenntnisse selber
kennenzulernen, um den Stoff selber genauer und aufmerksamer beurteilen zu lernen und sich Erfahrung zu erwerben. Darin sei Pausanias besonders reich. Was die biographischen Fakten betreffe, referiere er vorhandene Untersuchungen; denn es sei wichtiger, einen Autor selber gründlich
durchzuarbeiten als Zeit mit der Suche nach seiner Heimat zu verlieren. Dann müsse der Stil der
Übersetzung passend gewählt werden. Oft sei der Text ihm durch seine Knappheit kaum verständlich gewesen. Doch das Werk, das so viele verlorene Dinge vor dem Vergessen rette, sei die Mühe
wert. Worauf Löscher aus dem Inhalt und mit diesem aus der griechischen Geschichte und Mythologie referiert. Alles das und alle griechischen Kunstwerke finde der Leser in dem Werk dargestellt.
Was seine Übersetzung betreffe, so sei es besser, Pausanias auf griechisch zu lesen, und er ziehe
dies vor. Doch er habe ihn für diejenigen übersetzt, die keine Griechischkenntnisse besässen, und
hoffe, diesen damit zu dienen. Er habe sich bemüht, verständlich zu sein, ausführlicher wo Pausanias in seiner Knappheit dunkel bleibe, nicht elegant, sondern textgetreu.«
Durchgehend Feuchtigkeitsspur im weissen Aussenrand, manchmal den Text berührend.
Auf dem Titel Besitzeintrag »GMajer«, am Fuss Datum 1550, von derselben Hand Verzeichnis der
zehn Bücher und Verweis auf die Kapitelanfänge am Fuss des sechsten Blattes verso.
94 Josephus, Flavius. Le Premier
Liure de Flauius Iosephvs de la Guerre et Captivité des Ivifz: Mis en Françoys par le Seigneur des Essars Nicolas de Herberay, commissaire
ordinaire de l’artillerie du Roy. Paris,
Jean Longis, 1550. 4°. 11 unnum. Bl.,
107 fol. Bl., 1 Bl. Index, 1 Bl. mit der
Druckermarke. Mit Titelholzschnitt
und 16 etwa halbseitengrossen Textholzschnitten (einige wiederholt), 1
Devisenholzschnitt und 1 Holzschnittdruckermarke sowie 22 Holzschnittinitialen. Neuerer Pappband,
die Deckel mit einem Fragment aus
einem Missale des 11. Jhs. bezogen
(Rücken mit einigen Löchern).
(CHF 4’500.00)
Pettegree & Walsby, French Books 31263
(nennt einzig drei Exemplare in Avignon,
München und der Folger Shakespeare Library in Washington). Nicht bei Brunet,
Adams, nicht im British Museum und
nicht in der Bibliothèque Nationale; ein
Exemplar in Amiens.
114
Die den meisten Bibliographen unbekannt gebliebene
erste französische Übersetzung des 16. Jhs. von Flavius Josephus’ Chronik, das
einzige was zu Lebzeiten
des Übersetzers Nicolas
Herberay Sieur des Essarts
erschienen war; nach dem
Tod des Essarts’ gaben seine
Freunde 1553 alle sieben
Bücher seiner Übersetzung
heraus (siehe Nr. 98). Die
vorliegende Ausgabe erschien auch mit der Verlagsangabe von Sertenas. Dies
ist nicht die erste französische Übersetzung von Flavius Josephus – diese erschien bereits 1492 bei
Verard!
Ausserordentlich schön von
Estienne Groulleau für Jean
Longis in einer klassischen
Antiqua
gedruckt,
geschmückt mit ausserordentlich schönen Holzschnittinitialen auf weissem Grund
mit einem Hintergrund von
naturalistisch gezeichneten
Blütenranken. Die ebenfalls
sehr schönen Holzschnitte
sind auch schon Jean Cousin (um 1522-1594) zugeschrieben worden. Die Illustrationen
sind
zusammengesetzt
aus
einem szenischen Holzschnitt in der Mitte, der auf
einer Art ornamentalem Podest aufruht und von Architraven übergeben ist, seitlich sind die Holzschnitte mit Blattranken mit
Masken geschmückt (diese Ausstattung wurde für die Gesamtausgabe von 1553 übernommen).
Zu Beginn Lobgedichte auf des Essarts von Claude Collet, François de Vernassal und de la Guillotière sowie die Vorrede des Essarts «Aux Lecteurs», am Schluss dieser seine spanische Devise
«Acuerdo Olvido», die einen Ouroboros zeigt.
Des Essarts ist vor allem für seine französische Übersetzung des »Amadis« bekannt geworden, die
er auf Geheiss von François Ier unternommen hatte.
Sehr gutes Exemplar, einzig die ersten vier Blätter mit Knickspuren und unbedeutenden Randläsuren. Auf dem Innendeckel zwei gestochene Exlibris Johann Eustachius Freiherr von Westernach
und zwei weitere Exlibris.
Von grösster Seltenheit. Ich kann nur das Exemplar von E.P. Goldschmidt 1934, Kat. 31, Nr. 152
(mit Verlagsangabe Sertenas) und das Exemplar in Kat. 4 und 5 von Nicolas Rauch, 1952, Nr. 151
resp. 82, nachweisen.
115
95
Bibel. – Testamenti novi editio vulgata. Paris, Jolande Bonhomme, 1551. 12°. 458 fol. Bl.,
13 unnum. Bl., 1 weisses Bl. Mit Einhorn-Druckermarke auf dem Titel und 127 Textholzschnitten. Zeitgenössischer Pergamentband mit durchgezogenen Bünden und mit neuerem Rückenschildchen (berieben, verfleckt).
(CHF 1’800.00)
Nicht bei Pettegree & Walsby, nicht in der Stuttgarter Bibelsammlung und bei Darlow & Moule.
Hübsche, von der Witwe von Thielmann Kerver herausgegebene Taschenausgabe des Neuen Testaments mit sehr schönen Holzschnitten eines anonymen Künstlers. Von diesen entfallen 98 auf
die vier Evangelien, 8 auf die Apostelakten und 21 auf die Apokalypse; die Briefe sind wie üblich
nicht illustriert.
Durchgehend etwas schmutz- und fingerfleckig, etwas stockfleckig und teils mit kleinen Feuchtigkeitsspuren, einige Seiten mit Tintenspritzern.
116
96*
[Gelenius, Sigismund, Ed.]. Notitia Vtraqve cvm Orientis tvm Occidentis vltra Arcadii
Honoriiqve Caesarvm Tempora, illustre uetustatis monumentum, imò thesaurus prorsum
incomparabilis. Praecedit aute[m] D. Andreae Alciati libellus, De magistratib. Ciuilibusq[ue]; ac militaribus officijs, partim ex hac ipsa Notitia, partim aliunde desumptus. Cvi
succedit descriptio urbis Romae, quae sub titulo Pub. Victoris circum fertur: & altera urbis
Constantinopolitanae incerto autore, nunqua[m] antehac typis excusa, Imperialium uidelicet ac primariaru[m] sedium utriusq; Reipub. Svb iungitur Notitijs uetustus liber De
Rebvs Bellicis ad Theodosium Aug. & filios eius Arcadium atq; Honorium, ut uidetur,
scriptus, incerto autore. Item, ne quid de antiquo exemplari omitteretur, Disputatio Adriani Aug. & Epicteti philosophi. Basel, Froben, 1552. Fol. 108 nn. Bl. Mit Textholzschnitten
auf 106 S. (davon einige blattgroße) und zwei Druckermarken (auf dem Titel und dem
letzten, im übrigen weißen Bl.). Flexibler Pergamentband d. Z. mit durchgezogenen Bünden (etwas fleckig, kleine Läsuren am Rücken).
(CHF 2’800.00)
VD 16 N-1884. BMSTC German Books 747. Adams N-354.
Erste Ausgabe des berühmten »Staatshandbuches«, entstanden kurz vor 410, nach der Trennung
des römischen Weltreiches in ein Ost- und ein Westreich. Der aus Prag stammende Herausgeber
Gelenius (1497-1554) benützte die einzige bekannte illustrierte ottonische Handschrift des Werkes,
die im Schatz des Speyrer Doms aufbewahrt wurde; ein Teil der splendiden Holzschnitte geht auf
die Illustrationen dieses seit 1552 verschollenen Codex zurück. Die »Notitia« verzeichnet sämtliche
Hof-, Zivil- und Militärämter der beiden Reiche und bildet deren Insignien ab, sie verzeichnet den
Standort der Truppen (und erlaubt so Erkenntnisse über deren Stärke zu Beginn des 5. Jhs.) und
gibt auch eine Art von Rang- und Quartierliste ab. Unter den Holzschnitten - zwei sind »CS« mo-
117
nogrammiert; sie werden heute meist Conrad Schnitt zugewiesen - sind auch Abbildungen der
Städte Rom und Konstantinopel, das Bild dreier Sibyllen, usw. Besonders reizvoll sind die Abbildungen von zahlreichen Büchern, dabei Beutelbüchern. - Der in Italien in Griechisch speziell ausgebildete Gelenius »gehörte zum Kreis jener stillen, hochgebildeten Gelehrten, die mit ihrem Bienenfleiß die baslerische Buchproduktion des 16. Jh. in ihrer Vielfalt und Fülle erst möglich
machten« (NDB VI, 173); er widmet seine Ausgabe dem seinerzeit in Basel weilenden berühmten
Anatomen Andreas Vesalius. Außer den im Titel genannten Schriften enthält das Werk zu Beginn
von Beatus Rhenanus eine »Illyrici provinciarum utrique imperio cum Romano tum Constantinopolitano seruientis, descriptio«. In der an den Schluß gestellten anonymen Schrift über das Kriegswesen werden Kriegsmaschinen diskutiert und abgebildet.
Die hübschen Initialen gehen auf Hans Holbein d.J. zurück.
Außerordentlich breitrandiges Exemplar, sehr sauber. Handschriftlicher Namenseintrag auf dem
Titel (»Gaule mp. Sedenz en parlem[ent]« ?).
Der erste schwedische Katechismus von Olaus Petrus
97*
[Petri, Olaus. Een bönebook, ther hela catechismus mz Christi pino, korteliga vthi författat är, mz monga andra nyttiga och Cristeliga böner. Ock calendariu.] (Auf dem letzten
Blatt:) Stockholm, Amund Laurentsson, 1553. 8°. Fragment von 138 Bl. (statt 190 Bl.; Lagenzählung laut dem Swedish Union Catalogue »Libris« A-Z8, a-b8; vorliegende Blätter:
Adas 8. Bl., B-C8, D3-6, 1 Bl. aus den Lagen E-G, I3-6, K2-8, L-M8, N1-6 und 8, O2-8, P-R8, S1-6 und 9, T13 und 7-8, V-Z8, a-b8). Mit 50 Holzschnitten (statt ?). Halblederband des 19. Jhs. mit romantischer Rückenvergoldung (Kanten etwas berieben).
(CHF 5’000.00)
Collijn, Sveriges bibliografi intill år 1600, vol. 2, S. 198ff. Swedish Union Catalogue LIBRISID:13553234.
Offenbar von allergrösster Seltenheit: der erste, vom schwedischen Reformatoren Olaus Petri verfasste Katechismus in schwedischer Sprache. Der Swedish Union Catalogue weist einzig zwei Exemplare in Upsala nach. Ansonst kann ich mit meinen Mitteln kein weiteres Exemplar in öffentlichen Bibliotheken nachweisen.
118
Der Katechismus ist sehr reich illustriert mit einer Serie von blattgrossen und einigen kleineren
Holzschnitten. Die blattgrossen Schnitte, die vermutlich aus einer norddeutschen Offizin ausgeliehen oder gekauft sind (Rostock?), zeigen die komplette Passion Christi.
Wahrlich kein gutes Exemplar. Alle Blätter sind oben und unten so beschnitten, dass die Foliation
meist an- oder weggeschnitten ist, ebenfalls sind die Holzschnitte unten teils angeschnitten. Durchgehend fingerfleckig – offensichtlich ein vielbenütztes Buch! Hin und wieder Tintenkritzeleien in
den Rändern, Unterstreichungen im Text.
98*
Josephus, Flavius. Les sept livres de Flauius Iosephus de la guerre et captivité des ivifz,
tradvitz de grec, et mis en francoys par N. de Herberay Seigneur des Essars & commissaire ordinaire de l’artillerie du Roy. Acuerdo Oluido. Paris, »pour Vincent Sertenas libraire
tenant sa boutique au Palais, en la gallerie, par ou lon va à la Chancellerie, & au mont S.
Hilaire, à l’Hostel d’Albret«, 1553. Fol. Titel mit großer Holzschnittdruckermarke, 5 nn.
Bl., CCXXXVIII S., 1 Bl. Mit 145 schönen Textholzschnitten mit schönen, reich manieristisch ornamentierten Bordüren und Hunderten von hübschen Initialen mit floralem
Dekor. Schaflederband des 19. Jhs. im Stil des späten 16. Jhs. mit rotem, goldgeprägten
Rückenschildchen und etwas dekorativer Rückenvergoldung, Deckel mit dreifachen
goldgeprägten und dreifachen blindgeprägten Deckelfileten, Stehkantenfileten, Rotschnitt (berieben und etwas bestoßen, Deckel mit Kratzspuren).
(CHF 4’500.00)
Nicht bei Adams und Brunet. Pettegree & Walsby 31264-31267
Ausserordentlich schön illustrierte Ausgabe. Sie weist dieselben Initialen und zum Teil dieselben
Textholzschnitte auf wie die Ausgabe des »Premier Livre de la Guerre et Captivité des Juifz« von
Paris 1550, die ebenfalls von Herberay herausgegeben und von Sertenas verlegt worden war (siehe
Nr. 94). Die Initialen sind sehr schöne Antiqua-Buchstaben vor einem Hintergrund von naturalistisch gezeichneten Blütenranken. Die Textholzschnitte sind zusammengesetzt aus einem szenischen Holzschnitt, der auf einer Art von festonbehangenem und teils mit Wappen geschmückten
119
Podest aufruht, oben sind die Holzschnitte von
»Architraphen« bekrönt und seitlich mit Blattmasken geschmückt. Die sehr qualitätvollen
Holzschnitte wurden auch schon Jean Cousin
(um 1522 - 1594) zugeschrieben.
Gutes, breitrandiges Exemplar. Der Titel etwas
angeschmutzt und im Falz neu montiert, der
Ober- und Unterrand mit Papierstreifen ergänzt. Das erste Textblatt etwas angeschmutzt,
im übrigen wohl durchgehend, aber nur geringfügig gebräunt oder stockfleckig. In den
letzten ca. 20 Bl. kleine, unbedeutende Wurmspur im Falz.
Auf dem Innendeckel Exlibris Dr. P.A.Créhange und ein weiteres Exlibris.
99
Josephus, Flavius. Antiquitatum Iudaicarum Libri XX. Adiecta in fine Appendicis loco
Vita Iosephi ipsum conscripta, à Sigismundo Gelenio conuersi. De Bello iudaico libri VII.
ex collatione Græcorum codicum per Sig. Gelenium castigati. Contra Apionem libri II. pro
corruptissimis antea, iam ex Græco itidem non solùm emendati, sed etiam suppleti, opera
eiusdem Gelenii. De Imperio Rationis, sive De Machabeis liber unus, à Des. Erasmo Roterodamo recognitus. Cum Indice accuratissimo. Basel, Froben, 1554. Fol. 4 unnum. Bl., 886
S., 1 weisses Bl., 16 unnum. Bl. Index (Lagenzählung: *4, a-z6, A-Z6, Aa6, Bb8, Cc-Zz6, AaaCcc6, Ddd4, Eee-Ggg6, Hhh4). Mit 2 Holzschnittdruckermarken auf dem Titel und dem
letzten Blatt sowie zahlreichen grossen, schwarzgrundigen Holzschnittinitialen.
Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden und über dicken Holzdeckeln, die Deckel mit
zwei verschiedenen Rollenstempeln (der eine mit Venus und einem Sternenwappen, die
zweite mit einem wilden Mann) und Einzelstempeln; alte Messingschliessen (Ecken bestossen, Bezug des Rückdeckel mit kleinem Loch, fleckig).
(CHF 2’400.00)
VD16 J-962. Nicht bei Adams.
Zweite Ausgabe der zuerst 1548 ebenfalls bei Froben erschienenen lateinischen Übersetzung des
Sigismund Gelenius (1497-1554), dem aus Prag gebürtigen Humanisten, der nach Studien in Italien
seit 1523 in Basel als Lektor bei Froben wirkte und mit Erasmus zusammen arbeitete.
Gutes, wenngleich durchgehend leicht gebräuntes Exemplar. Kleiner Ausschnitt am Fuss des Titelblattes.
120
100
[Maffei,] Raphael, Volaterranus. Commentariorum Urbanorum octo et triginta
Libri, accuratius quam antehac excusi,
præmissis eorundem Indicibus secundum Tomus ut ab autore conscripti fuerunt quibus accessit novus res ac voces in
Philologia explicatas demonstrans, quo
superiores editiones carebant hactenus.
Item, Oeconomicus Xenophontis, ab
eodem Latio donatus. Basel, Froben,
1554. Fol. 30 unnum,. Bl., 935 S. (Lagenzählung: α-ε6, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6, AA-II6).
Mit Holzschnittdruckermarke auf dem
Titel und dem letzten Blatt. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden und über
Holzdeckeln, Deckel mit 4 verschiedenen Rollenstempeln (Schliessen fehlen;
Rücken weiss übermalt; Ecken bestossen,
berieben und mit zahlreichen Wurmlöchern, Kratzspuren).
(CHF 3’000.00)
VD16 M-116. Adams M104. Sabin 43767-68.
Dritte Basler Ausgabe des zuerst 1506 bei Besicken in Rom erschienen Werks von Raffaello Maffei (1451-1522) aus Volterra, einer
Art Enzyklopädie, die Papst Julius II. gewidmet und in drei Teile abgeteilt ist: Die Bücher II – XII behandeln Geographie, Bücher XIII-XXII die
»Anthropologia« (womit Biographien berühmter Männer gemeint sind) und die Bücher XXIVXXXVIII die »Philologia«, die ebenfalls sehr weit gefasst ist und im Wesentlichen naturwissenschaftlichen und medizinischen Inhalts ist. Es gibt Abschnitte wie »De animalibus, ac primum de
homine singulisque eius membris & morbis«, »De ratione & causis plantarum«, »De metallicis. De
pigmentis. De lapidibus. De gemmis ac statuis. De aedificiis veterum & novorum…«, »De iustitia«,
»De laudibus laboris« »De scientiis mathematicis: acprimum Arithmetica. Ac Harmonicis…«, »De
optice & catoptice« usw. Am Schluss des Geographie-Abschnittes (hier S. 278) eine Erwähnung von
Christoph Kolumbus und den spanischen Entdeckungen: »Huius itaque laudis æmuli nautæ Hispani, qui sub Ferdinandi regis auspiciis agunt, duce Christophoro Columbo, anno MCCCCXCVI à
Gadibus solventes ad DCCC milliaria inter Zephyrum & austrum, unam ex fortunatis repererunt…«.
Gutes, sauberes Exemplar, jedoch mit einer ganzen Anzahl Wurmlöcher in den ersten dreissig und
den letzten hundert Blättern.
101
Froissart, Jehan. Le premier – quart volume de l’Histoire et Cronique de Messire Iehan
Froissart. Reveu & corrigé sus divers Exemplaires, & suyvant les bons Auteurs, par Denis
Sauvage de Fontenailles en Brie, Historiographe du Trescrestien Roy Henry IIe de ce nom.
(4 Bände in 2). Lyon, Jean de Tournes, 1559-1561. Fol. 10 unnum. Bl., 462 S., 17 unnum. Bl.;
6 unnum. Bl., 314 S., 3 unnum. Bl.; 6 unnum. Bl., 363 S., 2 unnum. Bl.; 6 unnum. Bl., 350
S., 3 unnum. Bl. (Lagenzählung: A6, B4, a-z6, aa-rr6, ss-tt4; A6, A-ZZ6, AA-CC6, DD4; A6, az6, A-G6, H4; A6, a-z6, A-F6, G4). Mit 4 wiederholten Doppelschlangen-Vignetten auf den
121
Titeln. Schöne, geglättete grünbraune Maroquinbände (sign. David) auf fünf Bünden mit
reicher ornamentaler Rückenvergoldung und goldgeprägtem Rückentitel, die Deckel mit
mehrfachen Goldfileten und breiten ornamentalen Bordüren, doppelten Stehkantenfileten, ornamentale Innenkantenbordüren, Vorsätze mit Marmorpapier bezogen; Goldschnitt (geringfügig berieben, zwei Gelenke ausgebessert).
(CHF 5’000.00)
Adams F-1066. Brunet II, Sp. 1405. Tchémerzine V, 386. Pettegree & Walsby 21924.
Eine der besten Ausgaben von Froissarts berühmter Chronik des Hundertjährigen Krieges; Froissart (um 1337-1405) begann seine Chronik, die auf Zeugenaussagen beruhte und nicht auf eigenen
Erlebnissen, als junger Mann, während er am Hofe Edwards III. und seiner Gemahlin Philippa in
London weilte, erst gegen sein Lebensende konnte er sein grosses Werk abschliessen. Die Chronik
wurde rasch populär und in zahlreichen Manuskripten verbreitet. Die vorliegende Ausgabe gilt
als die textgetreuste, gleichzeitig gilt sie als eines der schönsten Druckerzeugnisse von De Tournes.
Die Chronik ist in einer sehr eleganten römischen Type gedruckt. Der Philologen Denis Sauvage
(um 1520-1587) gab nicht allein Froissarts Chronik neu heraus, sondern auch diejenigen von Nicolas Gilles und Philippe de Comines.
Gewaschenes und abgepresstes Exemplar. Durchgehend etwas gebräunt, Spuren von Stockflecken.
122
102* Spangenberg, Cyriacus.
Wider die böse Sieben /
ins Teufels Karnöffelspiel.
(Auf dem letzten Blatt:)
Eisleben, Urban Gaubisch,
1562. Kl.-4°. 296 unnum.
Bl. (Lagenzählung: [4], AZ4, a-z4, Aa-Zz4, AaaDdd4).Titel in Rot gedruckt
und mit grossem satirischen
Titelholzschnitt.
Pappband mit Deckelbezug aus Pergament (Fragment einer liturgischen
Handschrift mit Neumennotation; stark nachgedunkelt, Ecken aufgeschürft,
einige Wurmlöcher).
(CHF 2’000.00)
VD16 S-7727 oder 7728. Nicht
bei Adams.
Eine von vier Ausgaben aus
demselben Jahr dieser Polemik gegen Papst Pius IV., anlässlich der Wiedereinberufung
des
Tridentiner
gegenreformatorischen Konzils. Spangenberg (1528-1604)
hatte als 14jähriger die Universität Wittenberg bezogen,
wo er die spezielle Gunst Luthers und Melanchthons genoss; noch nicht 19jährig wurde er als Lateinlehrer an das junge Eislebener Gymnaisum berufen, 1550 wechselte er ins Predigtamt und
wurde Nachfolger seines Vaters in Mansfeld. Die folgenden zehn Jahre waren seine fruchtbarsten
als Schriftsteller und Prediger. »‚Wider die Bösen Sieben ins Teuffels Karnöffelspiel’ (Eisleben 1562)
nannte er eine Heptade der kräftigsten litterarischen Invectiven ‘gegen des Satans Rottgesindlein’:
von Papst Pius IV. und dem Bischof Stanislaus Hosius flankirt, läßt er den Dominikaner Limpricius, die lutherischen Apostaten Frid. Staphylus und Steph. Agricola und den Kölner Buchdrucker
Jaspar Gennep Revue passiren, und auch die vornehme Gestalt des längst im Grabe ruhenden Cardinals Contarini bleibt nicht verschont von den Knüttelschlägen des eifernden Lutheraners, der
nur ihm gegenüber nicht sofort die litterarische Polemik in persönliche Schimpferei umwandelt.«
(ADB).
Das Karnöffelspiel ist ist ein deutsches Kartenspiel des 15. Jhs., in welchem die oberste Karte der
Karnöffel ist, der der Kardinal sein soll.
Braunfleck am Oberrand durch etwa die Hälfte des Bandes. Schwache Feuchtigkeitsspur im Aussenrand der letzten ca. 120 Blätter. Kleine Wurmlöcher durch den Einbanddeckel und die ersten ca.
10 Blätter am Oberrand. Hin und wieder Unterstreichungen in Tinte und Bleistiftnotationen.
Auf dem Innendeckel Exlibris Richard Zoozmann, von dessen Hand Kaufvermerk auf dem fliegenden Vorsatz.
123
103*[Calvin, Jean]. Rudimenta fidei Christianæ, vel Rudis &
elementaria quædam institutio: quam Catechismum veteres
apparunt. Huic addita est Ecclesiasticarum precum formula.
Graecè & Latine. [Genf], Henri Estienne, 1563. 12°. 352 S. Mit
Druckermarke auf dem Titel. Biegsames Pergamentbändchen
d.Z. mit durchgezogenen Bünden und überstehenden Kanten, handschriftlicher Rückentitel (Schliessbänder fehlen,
fleckig, eine Kante lädiert).
(CHF 8’000.00)
Nicht bei Adams. - Höchst seltene griechisch-lateinische Parallelausgabe der von Henri Estienne geschaffenen griechischen Übersetzung von Calvins Katechismus; die erste – heute unauffindbare –
Ausgabe war 1551 erschienen und war das erste von Robert Estienne in Genf gedruckte Buch.
Namenseintrag auf dem Titel. Feuchtigkeitsspuren im Rand.
104
Plutarch. Vitæ comparatæ illustrium Virorum, Graecorum & Romanorum. Ita digestæ ut
temporum ordo seriesque contest, Hermanno Cruserio I.C. atque illustriss. Ducis Clivensis & Iuliacensis consiliario, Interprete elegantiss. ac fidelissimo. … Accesserunt his Indices locupletissimi. Basel, Thomas Guarinus, 1564. Fol.6 unnum. Bl., 785 S., 35 unnum. Bl.
(Lagenzählung: a6, a-z6, A-Z6, Aa-Zz6, AA6, BB8). Mit einer schönen Holzschnittdruckermarke auf dem Titel (»Palma Guarini«) und auf dem letzten Blatt («Palma Isengrini«)
sowie zahlreichen Initialen nach Hans Holbein d.J. Schöner Lederband d.Z. auf fünf Bünden und über dicken Holzdeckeln, die Deckel
mit Rollen- und Einzelstempeln reich blindgeprägt, mit 8 messingenen Kantenbeschlägen
(ohne die Messingschliessen; Kratzspuren; Gelenke angeplatzt, berieben).
(CHF 900.00)
Nicht im VD16 und in Adams. BMSTC 707. Hoffmann
III, 368. Hieronymus, Griechischer Geist aus Basler
Pressen 105.
Erste vom niederländischen Arzt, Juristen und Staatsmann Hermann Croeser (1510-1573) übersetzte Ausgabe, selten. Bereits 1561 war bei Oporin eine Neuübersetzung der Viten Plutarchs erschienen. Offenbar
sollte Plantin die Übersetzung Croesers drucken,
wurde aber durch die Oporinsche Ausgabe davon abgehalten. Die Croesersche Übersetzung erschien bei
Guarinus 1573 ein weiteres Mal.
Gutes, breitrandiges und sauberes Exemplar. Gegen
Ende des Bandes hin und wieder wenige Wurmlöcher. Feuchtigkeitsrand im Index, dort auch eine
Schwachstelle im Papier alt mit einem Papierstreifen
verstärkt.
Auf dem Innendeckel Exlibris Bibliothek Nordkirchen.
124
105
Staphylus, Friedericus (eig. Friedrich Stapellage). Vom letsten und grossen Abfall / so vor
der zukunfft des Antichristi geschehen soll. Ingolstadt, Alexander und Samuel Weissenhorn,
1565. 4°. 8 unnum. Bl., 175 fol. Bl., 1 weisses Bl.
(Lagenzählung: ?-?4, A-Z4, a-y4). Grüngestrichener, flexibler Pergamentband d.Z. mit
durchgezogenen Bünden (Schliessbänder fehlen; berieben, kleine Läsuren in den Kanten).
(CHF 500.00)
VD16 S-8604. Nicht bei Adams. Die letzte Schrift
von Staphylus (1512-1564), postum erschienen; sie
gilt als sein geistiges Vermächtnis: »Dieser ‚Abfall’
sei das Luthertum, weil es vom Papst abgefallen
ist. Das Papstthum aber habe alle Väter, Concilien
und Akademien auf seiner Seite; bei ihm sei die
wahre Kirche, während die Protestanten über
ihrem Gewirr von Privatmeinungen nicht zu kirchlicher Einheit kommen. Ein Verständnis für die in der Reformation wirksam hervorgetretenen religiösen Factoren hat St. nie besessen, wohl aber hat er nicht unterlassen, die epicureische Sicherheit anzuklagen, in welcher sich katholische Prälaten und Mönche auch dann noch wiegten, als
ihre Existenz aufs höchste bedroht war« (P. Tschackert in ADB 35, S. 461).
Durchgehend feuchtigkeitsspurig, speziell der Oberrand, stockfleckig. Besitzeintrag auf dem Innendeckel eines Pfarrer Neuer mit Datum von 1839; ein längerer Eintrag von dessen Hand auf dem
fliegenden Blatt.
106Athanasius Magnus. Opera in quatuor Tomos
distributa: quorum tres sunt à Petro Nanio Alcmariano, ad Graecorum exemplarium fidem iam primùm
conversi, exceptis paucis antehac imperfectis ab eo
denuo plenius & latinius redditis: quartus, Latina
multorum interpretatione ferè totus seorsim emissus,
nu(n)c in unum digestus & co(n)cinnatus. Index sub
finem additus. Basel, Hieronymus Froben und Nikolaus Episcopius, 1566. Fol. 4 unnum. Bl., 730 S. (recte:
728 S.; mit zahlreichen Paginationsfehlern); 142 S., 1
weisses Bl., 12 unnum. Bl. Indices (Lagenzählung: ?4,
a-z6, A-V6, X4, Y-Z6, aA-oO6). Mit 2 Holzschnittdrukkermarken auf dem Titel und dem letzten Blatt sowie
zahlreichen grossen, schwarzgrundigen Holzschnittinitialen. Sehr schöner Lederband d.Z. auf fünf Bünden und über dicken Holzdeckeln; die Deckel mit
Rollenstempeln (Tugenden, Imperatoren) und Einzelstempeln (Eicheln, Löwen – mit Spuren einer ehemaligen, jetzt oxydierten Vergoldung), Messingschliessen (etwas berieben, unteres Kapital
ausgerissen).
(CHF 2’800.00)
125
VD16 A-3980. Adams A-2083. Hieronymus, Griechischer Geist aus Basler Pressen 466: »Athanasios
(295-373) ist der berühmteste der Bischöfe Alexandrias, der bedeutendste Gegner des Areios. Zahlreiche Jahre war er in seinem Kampf für die auf dem Konzil von Nikäa festgelegten Glaubenssätze von der Wesensgleichheit des Sohnes mit Gottvater gegen die Arianer gezwungen, im Exil zu
leben. So sind auch die meisten seiner Schriften apologetischen und dogmatischen Inhalts, vor
allem gegen die Arianer gerichtet … 1556 erscheint hier bei Froben und Episcopius eine teils völlig
neue, teils nach einer Handschrift durchgesehene Übersetzung, der einzig im vierten Band von den
Druckern für unechte Schriften alte Übersetzungen beigegeben worden sind. Übersetzer ist der Löwener Lateinprofessor, Nachfolger des Goclenius am Collegium Trilingue seit 1539, Petrus Nannius (Pieter Nanninck, 1500-1557) … Nannius, der selber griechische Handschriften, u.a. eine des Athanasius, besessen hat, übersetzt den schwierigen Text u.a. nach einer entgegen seiner Klage
immerhin sauber lesbaren Handschrift des 14. Jahrhunderts aus dem 1525 säkularisierten Basler
Predigerkloster … Die Übersetzung dürfte dann erst zur Zeit der Niederschrift der Widmung des
Nannius vom 20. August 1555 an seinen langjährigen Förderer und Mäzen, den Bischof von Arras
(wo er ihm, zusätzlich zu einer jährlichen Pension, ein Kanonikat beschafft hat) und Kaiserlichen
Rat Antoine Perrenot de Granvelle, vollendet worden sein, woran auch Krankheit mitschuldig gewesen sein dürfte«.
Sehr gutes Exemplar in einem speziell schönen Einband mit Spuren einer alten Vergoldung. Feuchtigkeitsspur im Oberrand einiger Blätter am Ende des Bandes.
Auf dem fliegenden Vorsatz Besitzeintrag des Delfter Juristen Jacobus Dassegny: »sum Jacobi Dassegny utere quaesitis«, und Kaufvermerk am Kopf: »sumptus 2 fl. 9 sh«.
107
Cevallerius, Antonius Rodolphus (eig. Antoine-Rodolphe Chevalier). (Hebraice:) Petah’ohel mo’ed. Rudimenta Hebraicæ Linguæ, Accurata methodo et brevitate conscripta.
Eorundem Rudimentorum Praxis, quæ vivæ vocis loco esse possit. Omnia recognita &
aucta ab ipso authore Ant. Rodolpho Cevallerio eius linguæ professore. De Hebraica Syntaxi canones generales, nunc primum editi. Præfixa est epistola Hebræa doctissimi viri
Ioan. Immanuelis Tremelii, qua operis totius utilitatis copiose demonstratur. Genf, Henri Estienne »illustris viri Huldrichi Fuggeri typographus«, 1567.
4°. 8 unnum. Bl., 255 S. (von hinten nach vorne gezählt; Lagenzählung: ¶4, ¶¶4, A-Z4, AA-Ii4). Mit
Druckermarke auf dem Titel. Reich blindgeprägter
Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden, die Dekkel mit dem schwarzgeprägten Monogramm
»WW« und der Jahreszahl 1575 zwischen Rollenstempelbordüren, Mittelfeld mit Lutherportrait
(vorne) resp. Melanchthonportrait (hinten) (einige
Wurmlöcher, fleckig, berieben und bestossen).
(CHF 1’800.00)
Adams C-1300. Renouard, Estienne, S. 128f. Möckli 66.
Zweite Genfer, erste bei Estienne erschienene Ausgabe
der »Rudimenta« von Antoine-Rodolphe Chevallier
(1523-1572), dem aus der Normandie gebürtigen Hebraisten, der nach seinem Studium an der Sorbonne, wo
er den reformierten Glauben annahm, 1548 nach England kam, wo er zuerst Aufnahme bei Martin Bucer und
darauf beim Erzbischof von Canterbury fand; im Jahr
126
danach liess er sich in Cambridge nieder, wo er bei eben dem Tremellius logierte, der die Vorrede
zu seinem vorliegenden Werk liefern sollte. Auf Empfehlung seines Gönners Cranmer wurde Chevallier Tutor der künftigen Königin Elisabeth, die er in Französisch und Hebräisch unterrichtete.
Nach dem Tod Edwards VI. ging Chevallier nach Strassburg und weiter nach Genf, wo er ein Intimus von Calvin wurde, den er vor 1554 kennengelernt hatte. Später zog er wieder in die Normandie. Den Hugenottenverfolgungen nach der Bartholomäusnacht entzog er sich durch Flucht nach
Guernsey, wo er verstarb. – 1596 setzte Rom die Werke Chevalliers auf den Index.
Das Besitzermonogramm des Vorderdeckels wird aufgelöst durch den Besitzeintrag auf dem hinteren Innendeckel: »Sum Wolfgangi Erdwein Laurepolitani 1575« – einen Wolfgang Erdwein können
wir nicht nachweisen; den Ort lesen wir als Lorch in Österreich. Darunter ein weiterer Eintrag eines
»Bernhardus Chejmel alias Thalheuser Hessus«; ein solcher wirkte im 16. Jh. als Pfarrer in Weissenkirchen. Auf dem vorderen Innendeckel gestochenes Exlibris einer Wiener Klosterbibliothek.
Durchgehende Feuchtigkeitsspur am Oberrand. Durchgehende Wurmlöcher. Im Übrigen angenehm sauberes Exemplar.
108* Dante Alighieri. Dante con l’Espositione di M. Bernardino Daniello da Lucca. Sopra la
sua Comedia dell’Inferno, del Purgatorio, & del Paradiso; nuovamente stampato, & posto
in luce. Con privilegio dell’ Illustrissima Signoria di Venetia per anni XX. Venedig, Pierto
da Fino, 1568. Kl.-4°. 6 unnum. Bl., 726 S. (statt 727, ohne das letzte Blatt; Lagenzählung:
*6, A-Z4, Aa-Zz4, Aaa-Zzz4, Aaaa-Xxxx4, Yyyy1-3). Mit 3 blattgrossen Radierungen und 1
Textdiagramm in Holzschnitt sowie 1 (statt 2) Holzschnittdruckermarken. Flexibler Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen Bünden und mit handschriftlichem Rückentitel
(ohne die Schliessbänder, verfleckt; Reste einer zeitgnössischen Beschriftung auf dem Vorderdeckel).
(CHF 900.00)
Edit 16 CNCE 1172. Adams D-104. Mortimer, Italian Books 149.
Bis auf das letzte Blatt vollständiges Exemplar der ersten Daniello-Ausgabe. Die Radierungen zu
Beginn der drei Abschnitte sind anonym und folgen den Holzschnittillustrationen der TorresanoAusgabe von 1515.
127
Zahlreiche Marginalien von einer in etwa zeitgenössischen, sehr feinen Hand in den Rändern des
»Inferno« mit Tinte. Die letzten vier, im Druck fehlenden Verse sind möglicherweise von derselben
Hand auf den hinteren Innendeckel notiert.
Besitzeintrag eines Zorzi (Giorgio) de Negri auf dem hinteren Innendeckel mit Datum von 1590,
auf dem vorderen Innendeckel Besitzeintrag eines Andreas Suenonis sowie von Baron Per Hierta,
mit Datum von 1896.
109
Calvin, Jean. Institutio christianae religionis. Genf, François Perrin, 1569. 8°. 15 unnum.
Bl., 1 weisses Bl., 980 S., 66 unnum. Bl. (Lagenzählung: *-**8, a-z8, A-Z8, aa-tt8, vv4 ; *-***8).
Druckermarke auf dem Titel. Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden über Holzdeckeln,
die Deckel mit kleinteiliger, reicher Blindprägung auf dem Vorderdeckel mit Medaillonstempeln (Christus am Kreuz flankiert von Maria und Johannes, vier Evangelistenmedaillons), Rollen- und Einzelstempeln (Astwerk mit Köpfen, Portraitrolle); ohne die alten
Schliessen; Schnitt elegant gepunzt und braun eingefärbt (berieben und etwas fleckig, die
Blindprägung abgeflacht).
(CHF 750.00)
Erichson S. 31. Nicht bei Adams. Nach der 1559 von Calvin selbst besorgten grundlegenden Ausgabe der »Institutio« gemacht, die als die bedeutendste systematische Aussage der reformatorischen Theologie gilt. Calvin entwickelt in ihr ein doktrinales System, das mit den mittelalterlichen,
etwa von Augustin, rivalisiert.
Zeitgenössische Marginalien in roter Tinte in zahlreichen Blättern.
Durchgehend etwas gebräunt und teils fleckig.
110*
Colombo, Fernando. Historie … Nelle
quali s’ha particolare, & vera relatione della
vita, & de’ fatti dell’ ammiraglio D. Cristoforo
Colombo suo padre: Et dello scoprimento,
ch’egli fece dell’ Indie Occidentali, dette Mondo
Nvovo, hora possedute dal Sereniss. Re Catolico: Nuovamente di lingua Spagnuloa tradotte
nell’ Italiana dal S. Alfonso Vlloa. Venedig,
Francesco de’ Franceschi, 1571. 8°. 20 nn. Bl.,
247 gez. Bl. (ohne das letzte weisse Bl.). Mit
Holzschnittdruckermarke auf dem Titel. Biegsamer Pergamentband (neu gebunden).
(CHF 9’000.00)
Sabin 14674. - Seltene erste Ausgabe von Alfonso Ulloas (gest. in Venedig 1570) Übersetzung von Fernando Colons (1488-1539) Biographie seines Vaters,
die nur im Manuskript erhalten war. Luis Colon, Columbus’ »Playboy«-Enkel, der immer in Geldnöten
war, verkaufte das Manuskript einem genuesischen
Arzt, Baliano de Fornari; es ist heute verloren. Ulloas Übersetzung rettete die Biographie, die viel Wertvolles über Columbus’ Entdeckungen enthielt, für
128
die Nachwelt. Fernando Colon war der zweite, uneheliche Sohn von Columbus und Beatriz Enriquez de Arana. Er begleitete seinen Vater auf dessen vierter Reise in die Neue Welt. Von besonderer Bedeutung ist der auf S. 126ff. abgedruckte Traktat von Fran Ramon Panés »delle antichità de
gl’Indiani, le quale egli, come huomo che sà la lor lingua, ha raccolte per commandamento dello
Ammiraglio«; dies ist der früheste Bericht über amerikanische Ureinwohner und die früheste
Probe der Arawaka-Sprache.
Fernando Colon war Kosmograph; seine wohl bedeutendste Leistung ist aber der Ausbau der Bibliothek seines Vaters zu einer der wertvollsten Büchersammlungen ihrer Zeit. Bis zu 15’000 Titel
waren in ihr. Heute ist die Bibliothek in geschrumpfter Form – es kam zu Rechtsstreitigkeiten – in
der Kathedrale von Sevilla aufbewahrt.
Besitzerstempel auf dem Titel (Vincenzo Botteon, Conegliano). Ausrisse – teils mit Textverlust – alt
ausgebessert bei 8 Blättern. Feuchtigkeitsspuren in den Rändern. Kritzeleien in Tinte auf dem letzten Blatt. Schnitt tintenfleckig.
111
Lemnius, Levinus (eig. Lievens Lemmers). Occulta Naturae Miracula. Von den wunderbarlichen Geheimnisssen der Natur / und derselben fruchtbarlichen betrachtung / nicht
allein nützlich / sondern auch lieblich zulesen. Aus dem Latein in die Deutsche sprache
/ auff bitt etlicher leute / gemeinem Vaterlandt zum besten gebracht / durch Jacobum
Horscht / Der Artzney Doctorn. 4 Teile (in einem Band). Ohne Ort, Drucker und Jahr (=
Leipzig, Hans Steinmann, 1572-1574). 4°. 118 Bl. (das letzte weiss); 128 Bl,. (das letzte
weiss); 60 Bl. (das letzte weiss); 79 Bl. (das letzte weiss, ohne das zweite weisse Bl. am
Schluss; Lagenzählung: A-O8, P6; Q-Z8, a-h8; A-G8, H4; J-R8, S1-7[st. 8]). Mit 1 gefalteten Holzschnitttafel. Blindgeprägter Schweinslederband d.Z. über Kartondeckeln, mit reicher
Blindprägung (Rollen- und Einzelstempel; ohne die Schliessbänder, Ecken bestossen, berieben und mit Kratzspuren).
(CHF 750.00)
Durling 2778 (nur Bücher I-II). Mit keiner
der bei VD16 L-1111-1114 verzeichneten
deutschen Ausgaben übereinstimmend.
Wohl erste vollständige in Deutschland erschienene deutsche Ausgabe des seinerzeit
überaus populären und in vielen Sprachen
übersetzten und bis weit ins 17. Jh. hinein
nachgedruckten Werkes des in seiner Heimat Zierickzee als Arzt wirkenden Lemnius
(1505-1568), das zuerst 1559 in Antwerpen
erschienen war. Lemnius hatte u.a. bei Vesalius studiert, in Padua wurde er zum Arzt
promoviert; er war mit Dodoens und Conrad Gessner befreundet. Lemnius hatte das
Werk in erweiterter Form 1564 ein zweites
Mal selbst herausgegeben. Das Werk enthält
zahlreiche medizinische und pharmakologische Traktate, so über den menschlichen
Speichel, über Masern, die mit Rotwein geheilt werden können, überhaupt über den
Weinbau, mit diätetischen Anregungen usw.
– Die Tafel zeigt die zwölf Winde.
129
Durchgehend etwas gebräunt und unbedeutend fleckig. Auf der Titelrückseite übermalter Bibliotheksstempel (Herzogl. Bibliotheken Meiningen). Handschriftlicher Kaufvermerk auf dem Innendeckel.
112
Valeriano, Pierio, Bolzano. Hieroglyphica, sive De sacris ægyptiorum, aliarumque gentium literis Commentarii Ioannis Pierii Valeriani Bolzani Bellunensis, a Cælio Augustino
Curione duobus Libris aucti, & multis imaginibus illustrati. Basel, Thomas Guarinus,
1575. Fol. 10 unnum. Bl., S. 1-12, Fol. 13-441, 25 unnum. Bl. Mit blattgrossem Titelportrait
von Tobias Stimmer, ca. 300 Textholzschnitte und zwei Druckermarken auf dem Titel und
dem letzten Blatt. Lädierter Schweinslederband d.Z. auf 5 Bünden und über Pappdeckeln,
die Deckel reich blindgeprägt mit Rollen- und Einzelstempeln sowie zwei verschiedenen
Plattenstempeln (Vorderdeckel: Fortuna, Rückdeckel: Justitia), der Vorderdeckel mit dem
Besitzermonogramm »M N H F« und dem Datum »1607« (Ecken stark abgeschafft, berieben und zerkratzt, Rückdeckel fleckig, unteres Kapital ausgerissen).
(CHF 2’400.00)
VD16 V-117. Adams V-52. Praz, Studies
in Seventeenth-Century Imagery S. 521
(zur Erstausgabe von 1556). Kat. der Berliner Ornamentstichsammlung 4503 und
4504 (Ausgaben 1556 resp. 1687).
Dritte Basler Ausgabe (nach 1556 und
1567), die zweite mit den beiden von
Celio Curio Secondo hinzugefügten Büchern mit zusätzlichen emblematischen
Holzschnitten; diese dritte Ausgabe ist
seltener als die beiden früheren!
Valerianos (1477-1558) umfangreiches
Werk, das längst nicht nur Hieroglyphen
behandelt, sondern alle Arten von antiken und mythologischen Symbolen und
deren Bedeutung, wurde für mehrere
Jahrhunderte eine der Hauptquellen für
Schöpfer von Emblemen und Anleitung
für bildende Künstler, die allegorische
und symbolische Figuren schaffen wollten.
Praz, S. 24: »The diffusion of hieroglyphics was also helped by the activity of Fra
Urbano Valeriano Bolzanio … who was
in contact with, among others, F. Colonna and Giovanni de’ Medici (afterwartds
Leo X.). His nephew Pierio Valeriano in
1556 published in Basle a weighty treatise upon the Hieroglyphica… In Valeriano’s book hieroglyphs are wedded to
symbolism of mediaeval lapidaries and
bestiaries, and of the Physiologus ascribed to Epiphanius, a collection of
130
symbols suggested by animals (the stork, the pelican, the phoenix, etc.), which was itself of Alexandrine provenance. Among the painters who drew motifs from hieroglyphs were Pinturicchio
(Stanze Borgia), Leonardo (several sketches), Mantegna (Triumphs of Cesar), Giovanni Bellini (Allegories), Dürer (Ehrenpforte of the Emperor Maximilian), Giorgio Vasari. The origin of the emblem not only goes back to the hieroglyphs, but is to be traced, for the motto, to the devices, the
fashion for which was fostered in Italy when the French occupied Milan in 1499…«.
Offenbar wurde das Unterfangen zuerst 1556 in Florenz bei Lorenzo Torrentino in Angriff genommen und die damals dort geschnittenen Holzstöcke nach Basel transferiert und dort durch Michael Isengrin vollendet.
Das blattgrosse Titelportrait ist von Tobias Stimmer und wurde erstmals in der zweiten Ausgabe
von 1567 abgedruckt; es ist ganz in italianisierendem Stil!
Feuchtigkeitsspur am Oberrand durch den ganzen Band, leicht gebräunt und fingerfleckig.
Auf dem Titelblatt Besitzeintrag »Est Conradi Bachmanni Ao. 1609«, von derselben Hand Schenkungseintrag auf dem Innendeckel für ein Mitglied der Famile Wolff von Todenwarth, datiert 1623
sowie langes, 40zeiliges Gedicht auf eben diesen Eberhard Wolff. Bachmann (1572-1646) war Historiker und Literaturwissenschafter, er unterrichtete in Marburg.
Weiterer Eintrag von anderer Hand auf dem hinteren Vorsatz.
Exemplar aus dem Besitz des württembergischen Ministers Eugen Freiherr von Maucler (17831859), Schloss Oberherrlingen, mit dessen gestochenem Exlibris auf dem Innendeckel.
113
Aristoteles. [Opera selecta, graece; 7 Teile]. Frankfurt, Andreas Wechel, 1577. 4°. 180 S.; 97
S.; 53 S., 1 Bl.; 115 S.; 24 S.; 69 S.; 92 S. (Lagenzählung: A-Y4, Z2; a-m4, n2; aa-gg4; Aa-Oo4,
Pp2; A-C4; AA-HH4, II1-3[statt 4; ein weisses Bl. herausgetrennt]; Aaa-Lll4, Mmm2). Reich blindgeprägter
Schweinslederband d.Z. auf vier Bünden über dicken Holzdeckeln, die Deckel mit Rollenund Einzelstempeln und zwei Plattenstempeln geprägt; auf dem Vorderdeckel das Portrait Kaiser Maximilians II., auf dem Rückdeckel dessen Wappen; der Vorderdeckel mit
dem Monogramm »GWR« über und der Jahreszahl »1578« unter dem Portrait; eine (von
zwei) Messingschliessen (berieben und etwas zerkratzt; der Ortsname »Jena« später
handschriftlich auf den Vorderdeckel geschrieben).
(CHF 750.00)
131
VD16 A-3323. Eine der zahlreichen Schulausgaben einer Auswahl von Werken Aristoteles’, dabei
«De Coelo«, «De Generatione et Corruptione«, «De Mundo«, «De Anima« usw.
Offenbar das Exemplar eines zeitgenössischen Schullehrers, es weist auf sehr zahlreichen Seiten
zum Teil ausführliche Anmerkungen und Anstreichungen auf – in schwarzer, roter und brauner
Tinte; es sind mindestens drei verschiedene Hände erkennbar. In »De Coelo« auf einer Doppelseite drei sorgfältig eingemalte Diagramme in den Rändern.
Auf dem Titel englischer Kaufvermerk des 18. Jhs. (kleiner Ausschnitt, wo der Name des Käufers
geschrieben war).
Durchgehend leicht fleckig. Titelblatt mit Rasierspur und kleinem Ausschnitt.
114
Macchiavelli, Niccolò. Les Discours de l’Estat
de Paix et de Guerre, de Messire Nicolas Macchiavelli,
secretaire & citoyen Florentin, Sur la première Decade de
Tite Live, comprins en trois Livres. Ensemble, un livre
du mesme auteur intitulé le Prince. Le tout traduit d’Italien en François. Rouen, Nicolas Lescuyer, 1579. 12°. 608
S., 8 unnum. Bl. ; 174 S., 2 unnum. Bl. (Lagenzählung: az8, A-Z8, Aa-Dd8). Mit 2 Druckermarken auf den Titeln.
Polierter olivfarbener Kalbslederband von ca. 1900 auf
fünf Bünden, der Rücken mir reicher ornamentaler
Goldprägung, die Deckel mit dreifachen goldgeprägten
Fileten, doppelten Stehkantenfileten, ornamentale Innenkantenbordüren, alt gepunzter Goldschnitt geringfügig berieben und bestossen).
(CHF 350.00)
Adams M-20 (mit [irrtümlichem ?] Datum 1578; Kollation
übereinstimmend). Pettegree & Walsby, FrenchBooks 35778.
Nicht bei Brunet.
Hübscher Nachdruck der Übersetzungen von Macchiavellis
»Discorsi« vom Paracelsisten Jacques Gohory (1520-1576), genannt Gohory le Solitaire, die erstmals 1548 erschienen war,
und des »Principe« in der Übersetzung von Gaspard d’Auvergne, die 1553 erstmals erschienen war.
Auf dem letzten Blatt der Besitzeintrag »Sum Caroli de St.
Jure«; für einen Kanonikus Charles de Saint-Jure wurde in der
Kathedrale von Metz ein 1656 datiertes Epitaph errichtet.
Feuchtigkeitsspur in der unteren Aussenecke durch den ganzen »Principe«, im übrigen sauber.
115* Nürnberger Chronik. – »Nürmberger Chronica und beschreibung ettlicher geschichten, auch
wie die Statt Ihren Ursprung und anfang bekommen, so sich nit allein vor der geburt Christy sondern auch biß zu disen gegenwertigen unsernn zeiten In ermeltter Statt unnd sonsten Im Reich
zum theils zugetragen, und Anno 1586 widerumb von Neuem außgeschriben worden«. Anonyme
deutsche Handschrift auf Papier, das Vorwort datiert 8. November 1579. Fol. Titelblatt
und 189 gezählte Blätter (geheftet in einer Zehnerlage und alternierenden 12er resp. 8er
Lagen), durchgehend in Rot und Schwarz von einer Hand geschrieben. Mit einigen Korrekturen von fremder Hand. Pappband des 19. Jhs. (etwas berieben).
(CHF 3’000.00)
132
Annalistische
Aufzeichnungen
eines anonymen Schreibers, enthält auch Abschriften von Aktenstücken (z.B. Kaufbrief für die
Burg, fol.42), die Auflistung der in
der Schlacht von Nürnberg 1502
gefallenen Nünberger, jedoch
ohne Namen, sondern interessanterweise nach Berufszugehörigkeit (fol. 82: »58 Duchmacher und
Ferber, 15 Pauren, 13 Kauffleute, 11
Becken und Pfragner, 10 Büttner, 9
Goldschmide…«), usw.
In der Vorrede an den »Freundlichen lieben Leser« sagt der Schreiber, dass er diese »muehe und Arbeit« auf sich genommen habe, um
ein »kleines Chronicon von den geschichten und redlichen thaten obgedachter Statt Nürmberg, sovil müglich und bewust mir zu schreiben ist
gewesen«. Der Schreiber erwähnt
nicht, auf welche Vorgänger er
sich gestützt hat. Er erweist sich
als gut informiert, hat also mit Bestimmtheit Zugang zu älteren
Chroniken und auch Akten gehabt. Spezielles Interesse hat der
Verfasser auch an ökonomischen
Fragen, insbesondere an Fragen
der Geldminderung und -mehrung.
Die Titel, die an den Rand geschriebenen Jahreszahlen und die
Paginierung in Rot geschrieben,
der Text in schwarzer Tinte. Fol. 10
ist ein Abschnitt von fremder Hand ausgestrichen und am Innenrand korrigiert worden. Hin und
wieder einige Anmerkungen von verschiedenen etwas späteren Händen.
Die letzten Aufzeichnungen sind vom 2. Juli 1577, es fehlen also vermutlich eine oder zwei Lagen
am Schluss.
Durchgehend fingerfleckig, auch stockfleckig und einige Bräunungen. Feuchtigkeitspur am Oberrand beinahe durch den ganzen Band.
116* Amadis de Gaula. - Deß Streitbaren Helden Amadis auß Franckreich, Sehr schöne Historien, Darinnen fürnemblich gehandelt wird, von seinem Vrsprung, Ritterlichen vnd Ewiggedenckwürdigen Thaten, ... Alles auß Frantzösischer in vnser allgemein Teutsche Sprach
transferiert ... dergleichen zuvor in Truck nie außgangen. (1.-13. Buch in 2 Teilen, in 1
Band). Frankfurt, Sigmund Feyerabend, 1583. Fol. 3 nn. Bl. (inkl. Titel in Rot und Schwarz,
mit Vignette), 307 num. Bl. (statt 310 Bl.; ohne Bl. 300-302); 237 num. Bl. (num. 2-238; falsch
numeriert 278 Bl.; ohne Bl. 1 [Zwischentitel] und mit zahlreichen Foliationsfehlern). Zweispaltiger Druck. Mit Druckermarke von Tobias Stimmer in Holzschnitt auf dem Titel
133
sowie sehr zahlreichen kleinen Textholzschnitten in der Art des Jost Amman und einem
großen Wappenholzschnitt. Restaurierter Schweinslederband d. Z. mit reicher Blindprägung (dekorative Rollenprägung, in den Deckelmitten blindgeprägtes Wappen mit dem
kaiserlichen Doppeladler in sehr schöner manieristischer Bordüre mit Blattmasken) und
(barockem) rotem, goldgeprägten Rückenschildchen (unterer Teil des Rückens und Ecken
modern ergänzt, Schließen fehlen; Kratzspuren und Schürfungen auf den Deckeln und an
den Rändern).
(CHF 5’000.00)
VD16 A- 2111. Goedeke II, 478, 25 (gibt versehentlich vierspaltigen Druck an). Faber du Faur 791.
Kroker, Bibl. Soc. Teut. Lips. I, p.17f. Seebaß 770, Nr. 53.
Erste deutsche Gesamtausgabe.
Bis auf die fehlenden drei Blätter im ersten Teil (fol. 300-302) vollständiges und mit der Kollation
bei Kroker übereinstimmendes Exemplar (ohne das weiße Bl. 4 der ersten Lage und ohne den Zwischentitel vor Teil 2). »This monumental folio edition has almost entirely disappeared. The Amadis
made the German public acquainted
for the first time with the knightlycourtly-erotic style. The middle-class
virtue which has hitherto reigned supreme in literature has ceded its place
to the more colorful and suspenseful
ethos of noble society, which seeks a
more sublime form of life. The influence of the work is described by the
young Opitz in his Aristarchus with
enthusiastic words ... The translation
was sponsored by Duke Christoph of
Württemberg who became acquainted
with the novel in Paris and dispatched
a translator thither ... Thus was created
the first manual of courtly style« (FdF).
- Eine Dramatisierung des Stoffes
wurde bereits 1585 von Andreas Hartmann unternommen, Händel nahm
den Stoff für eine seiner großen Opern
auf (1715), usf.
Der Titel in der rechten oberen Ecke ergänzt (mit etwas Buchstabenverlust);
durchgehend kleinere Feuchtigkeitsspuren an den Rändern, ebenso durchgehend etwas stockfleckig, teils gebräunt. Bl. 169 im ersten Teil mit tiefem
Einriß. Das letzte Blatt fest aufgezogen
und der unterste, weiße Rand weggeschnitten. Einige Eckausrisse modern
ergänzt. Einige Bl. vermutlich gewaschen.
Auf dem Titel Stempel »Château de la
Roche Guyon«; dieses war Besitztum
der Familie La Rochefoucauld.
134
117* Carion, Johannes. Chronicon Carionis expositum et auctum multis et veteribus et recentibus historii, in descriptionibus regnorum & gentium antiquarum, & narrationibus rerum
Ecclesiasticarum & Politicarum, Grecarum, Romanarum, Germanicarum & aliarum, ab
extraordio Mundi usque ad Carolum quintum imperatorem, a Philippo Melnchthone &
Caspare Peucero. Ohne Ort (= Genf), Petrus Santandreanus, 1592. 8°. 44 unnum. Bl., 1080
S., 1 gefaltete typographische Tabelle. Schöner Pergamentband d.Z. mit durchgezogenen
Bünden und übergreifenden Kanten, mit handschriftlichem Rückentitel, Deckel mit dreifachen Streicheisenfileten und floralen Mittel- und Eckstücken, Rotschnitt (ohne die alten
Schliessbänder, etwas fleckig).
(CHF 500.00)
Die Chronik des Bietigheimer Johann Nägelein, der sich latinisiert Carion nannte, erschien erstmals in Deutsch 1533 in Wittenberg. Sie gilt als die erste Reformationschronik. Melanchthon und
später sein Schwiegersohn Caspar Peucer bearbeiteten Carions Original und erweiterten die Chronik umfassend.
Durchgehend etwas fleckig, einige Blätter mit Knitterspuren. Kleine Wurmspur im Bezug des Vorderdeckels und den ersten vier Blättern sowie in den letzten ca. 100 Blättern im weissen Unterrand.
Tilgungsstempel der Universitätsbibliothek Lund auf dem Vorsatz.
118
(Berg, Adam). New Müntz Buech Darinnen allerley groß unnd kleine / Silberne und Guldene Sorten / umb wichtiger Ursach willen also fürgestellt werden: Und etlich / der Römischen Kayserlichen und Königklichen Mayestat / in derselben Königreichen / erblanden und Fürstenthumben. Dann auch der Chur: und Fürsten / Fürsten / Preläten
/Graven / Freyherren / sampt allen deß H. Römischen Reichs Müntz Stätten und Ständen / deren außgangnen Münzen. Darneben auch Bäpstlicher Heiligkeit / und der König
in Hispanien / Portugal / Franckreich / Navarra / Engellandt / Polln / Schweden / Dennemarck / Schottlandt: Auch der löblichen Eydgenossen in Schweiz. Dann auch der Italiänischen Fürsten / sampt anderen Münz Stätt und Stände in Italien. Und dann wirdt
auch ein Dialogus oder Gespräch / zwischen den Gelt und der Armut mit angehängt /
sehr kurtzweilig zu lesen. Es wirdt auch neben disem allem / ein sonderbarer Tractat miteinbracht / darinnen die jenigen Müntzen / so im Alten Testament gäng und geb gewest
/ welche so ordentlich berechnet und beschrieben werden. Darauß zusehen / wie man
zur selben Zeit / mit Müntz und Gewicht gehandlet hat. Alles mit Römischen Kayserlichen Mayestat gnädigstem Vorwissen und Bewilligung / auch derselbig außgangnen ins
Reich publizierten Proclamata gemeß in Druck gegeben. (3 Teile in 1 Band). München,
Adam Berg, 1597. Fol. 8 unnum. Bl. (davon 1 weiss), 80 num. Bl., 12 unnum. Bl., 12 unnum.
Bl. (das letzte weiss; Lagenzählung: *8, A-M6, N-O4; Aa-Bb6; a-b6). Mit ca. 600 in Holz geschnittenen Münzabbildungen, zahlreiche davon in zwei verschiedenen Farben zeitgenössisch koloriert. Flexibler Pergamentband d.Z. (unter Benützung einer liturgischen
Handschrift des 15. Jhs.; Kanten lädiert, ohne die alten Bindebänder; angeschmutzt).
(CHF 2’800.00)
VD16 B-1802. Goedeke II, 277, Nr. 103 (für den «Dialogus»).
Das vom Münchner Hofdrucker Adam Berg (gest. 1610) hier erstmals vorgelegte »Müntz Buech«
gilt als das schönste numismatische Werk der deutschen Renaissance; laut Nagler, Monogrammisten, I, 566 soll Adam Berg die Holzschnitte zu diesem Werk selbst geschaffen haben.
135
Interessanterweise nimmt der allerkatholischste Drucker Berg in sein Werk den »Dialogus zwischen Gelt und Armut« auf, der aus der Feder des zwinglianischen Martin Schrot (gest. 1576)
stammt!
Gutes, wenngleich nicht fehlerfreies Exemplar. Ausriss aus dem weissen Rand an der Unterecke
des zweiten Blattes (ohne Textverlust; alt ausgebessert); Ausriss an der oberen Aussenecke des ersten Registerblattes (mit etwas Textverlust). Durchgehend etwas stockfleckig. Hin und wieder
Feuchtigkeitsspuren im Falz und in den Rändern. Einige Wurmlöcher und ein Wurmgang in den
letzten 12 Blätter im weissen Unterrand (alt ausgebessert).
Auf dem Titelblatt Besitzeintrag eines Christoph Grüner mit Datum von April 1634.
119
Pindar. [Graece & Latine:] Olympia. Pythia. Nemea. Isthmia. Adiuncta est interpretatio
Latina ad verbum. Genf, Paulus Estienne, 1599. 4°. 8 unnum. Bl., 126 S., 1 weisses Bl., S.
129-487, 2 unnum. Bl. (Lagenzählung: ¶4, ¶¶4, A-Z4, AA-ZZ4, AAA-PPP4, QQQ2). Mit
Druckermarke auf dem Titel. Flexibler Pergamentband d.Z. mit handgeschriebenem Rükkentitel (Schliessbänder fehlen, geringfügig berieben und leicht fleckig).
(CHF 750.00)
Adams P-1232. Hoffmann III, 98. Schreiber 268. Griechisch-lateinische Parallelausgabe, die einzige
Estienne-Ausgabe im Quartformat (die früheren und die späteren Ausgaben waren in-16°), gleichzeitig auch die einzige mit den alten griechischen Scholia. Die lateinische Übersetzung ist nach der
Erstausgabe von 1560 gedruckt, der griechische Urtext erarbeitete Estienne mit Hilfe seines Schwa-
136
gers Isaac Casaubonus. Die Vorrede ist an den Humanisten Jacques Bongars gerichtet.
Dies ist vermutlich das erste von Paulus Estienne gedruckte Werk, nachdem er die Druckerei von seinem
Vater übernommen hatte.
Durchgehend etwas stockfleckig. Schwache Feuchtigkeitsspur im Falz durch einen guten Teil des Bandes am
Kopf und am Fuss. Sporflecken in den letzten Blättern.
Auf der Suche nach der Nordwestpassage
120* Veer, Gerrit de. Tre Navigationi fatte dagli Olandesi, e Zelandesi Al Settentrione nella Norvegia,
Moscovia, e Tartaria verso il Catai, e Regno de’
Sini, doue scopersero il Mare di Veygatz, La Nvova
Zembla, Et un Paese nell’ Ottantesimo grado creduto la Groenlandia. Con una Descrittione di tutti
gli accidenti occorsi di giorno à Naviganti, Et in
particolare di alcuni combattimenti con Orsi Marini, e dell’ eccesivo freddo di quei paesi, essendo
nell’ ultima Navigatione restata la Nave nel ghiaccio, onde li Marinari passorono infinite difficoltà, per lo spatio di diece mesi, e furono forzati alla fine di passare con li Batelli trecento miglia di Mare pericolosissimo. Descrite in
Latino da Gerardo di Vera, e Nuovamente da Giovanni Giunio Parisio Tradotte nella lingua Italiano. Venedig, Ieronimo Porro & Compagni, 1599. Kl.-4°. Titel mit gestochener Vignette, 3 unnum. Bl., 79 fol. Bl. Mit 32 halbseitengrossen Textkupfern. Pergamentband d.Z.
mit durchgezogenen Bünden und handschriftlichem Rückentitel (geringfügig berieben
und leicht fleckig).
(CHF 7’500.00)
Adams V-317. Erste italienische Ausgabe, ein Jahr nach den französischen und lateinischen Ausgaben, die beide der holländischen Originalausgabe von 1597 folgen. Gerrit de Veer berichtet von
den drei Expeditionen, die William Barents in den Jahren 1594, 1595 und 1596 unternommen hatte,
um die Nordwestpassage nach China zu finden. Boies Penrose schreibt dazu in seinem »Travel and
Discovery in the Renaissance, 1420-1620«, 1967, S. 174: »Brunel’s travels led to the fitting out of a
fleet in 1594, headed by Willem Barents, who ranks in history as one of the greatest Arctic navigators. With Barents went Jan Huyghen van Linschoten, the cμelebrated traveler to the East. Their
first venture took the Dutch the whole length of Novaya Zemlya, to its northern tip, after which
Barents retraced his course to Vaigatz, and passed through the Kara Sea as far as the latitude of the
Ob. The relative success of this voyage led to another the following year (1595), like the first commanded by Barents with Linschoten as supercargo. The high hopes placed in this undertaking were
not realized, for the ships could not fight their way through the straits between Vaigatz and the
mainland, and were obliged to return to Holland, victims of the unusual severity of a season which
had kept the straits packed with ice through the summer. Barents’s third and last was his greatest,
ranking among the hardiest achievements of all Polar Exploration. Sailing in 1596, he set his course
neither by the Northeast nor the Northwest Passage, but boldly across the Pole. In this wise he discovered Spitzbergen, but as he could not penetrate the pack-ice beyond, he abandoned his original
idea, and steered once more for Nova Zemlya. After passing the farthest point of his 1594 voyage,
Barents rounded the northern tip of the island, where his ship was crushed in the ice and he and
his men were forced to spend the winter in great misery. The following spring the survivors set out
on open boats and after incredible difficulties reached Russian territory. Barents perished during
137
the passage, and with him the driving force of Dutch exploration in this quarter, but his indomitable spirit had enabled a party of men for the first time to winter far within the Arctic Circle,
suffering from all the hardships inseparable from such a first experience«.
In dieser Ausgabe wurden – anders als in der lateinischen und französischen Ausgabe – neue Stiche verwendet
Starker Braunfleck im weissen Rand der ersten ca. 24 Blätter. Einige Blätter am Rand alt verstärkt.
Durchgehend fingerspurig.
121* Magnus, Johannes, Archiepiscopus Upsaliensis. Swea och Gotha Crönika. hwaruthinnan
beskrifwes / icke allena the inriks Konungars lefwerne och namnkunnige bedriffter vthi
theras eghit fosterland: Räknandes ifrån Magog Japhetson / Götha första Regent / intil
then Stormächtige (Christeligh och höghlofligh i åminnelse) Konung Göstaff: Vthan och
the vthländske Göthers loflighe Regimente och store Mandom / som the på mänga ortar
vthöfwer wijda Werlden / och särdeles vthi Hispanien och Italien bedrifwit hafwe. Aldraförst på åthskillige tijder och rum vthgangen på latin, och nu på swenska vthålkat aff Erico
Schrodero. Stockholm, Ignaz Meurer, 1620). Fol. 4 unnum. Bl., XVI S., 663 S., 13 unnum.
Bl. Register. Stark lädierter Lederband d.17. Jhs. mit verwitterter Rückengoldprägung (mit
einigen Wurmlöchern, berieben, Ecken bestossen: durch Feuchtigkeit aufgeweichte Dekkel).
(CHF 2’400.00)
138
Collijn, Sveriges Bibliografi 1600 – Talet, 558.
Erste von Eric Schroder besorgte schwedische Ausgabe der ersten schwedischen Chronik des letzten katholischen Erzbischofs von Upsala, Johannes Magnus (1488-1544), dem Bruder von Olaus Magnus, die im lateinischen Original postum 1554 in Rom erschienen war. Magnus war erst 1523 zum
Erzbischof von Upsala erhoben worden, und dies gegen den Willen des Papstes. Als es zu Spannungen zwischen Gustav I. Wasa und Magnus kam – wegen dessen Haltung zur Reformation – wurde
Magnus in diplomatischer Mission nach Russland entsandt. Von dort aus kehrte er nicht nach
Schweden zurück, sondern ging wie sein Bruder ins römische Exil. Dort entstand seine Gotenchronik, für die er sich bei Jornandes’ »Getica« und Saxo Grammaticus bediente. Magnus’ Geschichte ist
keine sehr verlässliche Quelle für die schwedische Frühgeschichte. So sind die ersten sechs Könige
namens Erik eine reine Erfindung von Magnus! Auch sechs erfundene Karls kommen bei ihm vor.
Auf Grund dieser erfundenen Könige ergibt sich die Zählung der schwedischen Könige Erik und
Karl; so nannte sich Gustavs I. Wasa Sohn Erik XIV. und sein Sohn Karl wurde Karl IX.
Kein gutes Exemplar. Die Bidung beinahe aufgelöst, der Buchblock vom Einband gelöst. Zahlreiche Blätter im Falz gespalten. Ausriss vom Titel mit etwas Text- und Bildverlust, alt unterlegt.
Durchgehend feuchtigkeitsspurig und fleckig.
Nr. 122 Officium Beatae Mariae
139
122
Officium Beatæ Mariæ, Dicendum à die post Purificationem usque ad Vesperas ante primam Dominicam Aduentus, præterquam quod in die Annunciationis dicitur ut infra in
Advuentu… Lateinische Handschrift auf Pergament, durchgehend mit schwarzer und
roter Tinte geschrieben, Überschriften und Initialen meist in Gold. Süddeutschland oder
Österreich, um 1630. 8° (19,4 x 13,2 cm). 2 unnum. Bl., fol. 1-53, 4 unnum. Bl., fol. 54-119, 1
Bl. Mit 12 äusserst feinen, blattgrossen Federzeichnungen. Schwarzer Maroquinband d.
18. Jhs. (?) auf fünf Bünden mit reichster floraler Rückenvergoldug, die Deckel mit breiten
goldgeprägten Bordüren, ornamentalen Stehkantenbordüren; die Vorsätze mit Silberbrokatpapier bezogen; gepunzter Goldschnitt, in braunem Kalblederschuber mit etwas Vergoldung (das Silberbrokatpapier oxydiert, der Maroquinband mit geringfügigen Wurmfrassspuren und Bereibungen, der Schuber berieben).
(CHF 12’000.00)
Eine der Zeichnungen ist 1631 datiert, was einen Hinweis auf die Datierung des sehr fein ausgeführten Gebetbuches gibt. Die Federzeichnungen zeigen die folgenden Darstellungen:
Verkündigung an Maria
Heimsuchung Mariae
Weihnachtsbild
Beschneidung Jesu
Anbetung der Heiligen Drei Könige
Darstellung im Tempel
Ruhe auf der Flucht
Mariae Himmelfahrt
Grablegung und Beweinung Christi
König David als Harfenspieler
Maria und Johannes unter dem Kreuz
Ausgiessung des Heiligen Geistes über Maria und den Aposteln
140
141
Die anonymen Zeichnungen sind alle blattfüllend und in einfache Rahmen eingestellt. Am Fuss
finden sich noch ganz manieristisch anmutende Kartuschen, von denen vier jeweils zwei Zeilen
Text aufweisen. Die Darstellungen weisen zum Teil auffällige Burgarchitekturen als Hintergründe
auf. Die äusserst fein von einer Hand ausgeführten Zeichnungen könnten auch Kopien nach einer
Kupferstichfolge sein.
Sehr sauber in der Erhaltung.
Auf dem Innendeckel das gestochene Exlibris Rudolph Graf von Abensperg und Traun, »KK
würcklicher Camerer«.
123
Aesop. Aesopi Fabulæ Æsopi Græcè &
Latinè, nunc denuo selectæ: Eæ item quas Avienus carmine exprerssit. Accedit Ranarum & Murium pugna, Homero olim ascripta. Cum elegantissimis in utroque libello Figuris, & utriusque
Interpretatione plurimis on locis emendata. Ex
decreto DD. Hollandiæ Ordinum in usum Scholarum. Leyden, Johan Maire, 1632. 8°. 158 S., 1 Bl.
(Lagenzählung: A-I8). Mit Holzschnittdruckermarke auf dem Titel und 47 Textholzschnitten
von Cornelis van Sichem. Pergamentband d.Z.
mit durchgezogenen Bünden (geringfügig berieben).
(CHF 750.00)
Die bekannte Schulausgabe in Paralleltext, in der
Übersetzung von Daniel Heinsius, die per Dekret 1625
in Holland und Westfriesland zur obligatorischen
Schullektüre deklariert wurde und die mehr als 100
Jahre lang nachgedruckt wurde. Die sehr kräftigen
Holzschnitte sind von Cornelis van Sichem und tragen
zum Teil sein Monogramm.
Durchgehend Feuchtigkeitsspur am Unter- und Aussenrand. Bl. 39/40 am Kopf eingerissen, S. 81-86 mit
feinen Nadelspuren.
Wappeneinband für Kardinal Spada
124* Courvoisier, Jean Jacques. - Sammelband mit vier seiner Werke, gedruckt in Antwerpen
und Brüssel zwischen 1632 und 1644, unter dem Gesamttitel Oeuvres spirituelles du Reverend Pere Jean Jacques Courvoisier Predicateur de l'Ordre des PP. Mineurs Dediées à
Monseigneur l'eminentissime et reverebdissime Cardinal Spada, Protecteur de l'ordre des
Minime. Tome Premier. Kl.-4°. Roter Maroquinband d.Z. über Holzdeckeln, der Rücken
reich ornamental vergoldet mit Lilien als Mittelstücken, die Deckel mit breiten goldgeprägten ornamentalen Bordüren, im Mittelfeld das grosse Wappen des Kardinals Spada
auf einem Lilienstreumuster, dreiseiiger Goldschnitt (ohne die Schliessbänder; berieben,
Kanten etwas aufgeschürft; ein Teil des Rücken ausgerissen und geklebt). (CHF 2'400.00)
142
a) Le Throne Royal de Jesus Nazareen Roy des Affligez. Antwerpen, Cesar Joachin Trognes, 1644.
Titel, gestochenes Frontispiz auf Pergament, 14 unnum. Bl., 398 S., 10 unnum. Bl. Register. Mit 15
gestochenen Passionsdarstellungen von Gallé nach Stradanus.
b) Extases De la Princesse du Midy La Belle Nalceda au Palais du Sage Roy Salomon. En Paralleles
des extases de la Princesse du Ciel, l'Ame Religieuse et Devote, au Palais du Mystique Salomon le
Tres-adorable Sacrement de l'Eucharistie. Dediées à la Serenissime Princesse Isabelle Claire Eugénie Infante d'Espagne etc. Brüssel, Jean Pepermans, (1632). Gestochener Titel, 8 unnum. Bl., 1 gestochenes Portrait, 233 S.
c) Octave nouvelle du Tres-Auguste Sacrement de l'Autel sur les Amours de Samson avec Dalile en
Paralleles Des amours de Jesus avec son Eglise. Seconde Edition. Brüssel, Godefroy Schoevarts,
1643. Gestochenes Frontispiz in zwei Exemplaren: einmal auf Pergament gedruckt und alt handkoloriert, einmal auf Papier, unkoloriert, 2 unnum. Bl., 400 S., 6 unnum. Bl.
d) Le Prince immortel Tiré sur la vie & la fin glorieuse de son Altesse Royale Don Ferdinand d'Austriche, Infant d'Espagne, Cardinal De la Saincte Eglise Romaine, Archevesque de Tolede. Antwerpen, César Joachin Trognes, 1642. Titel, gestochenes Frontispiz in zwei Exemplaren: einmal alt
handkoloriert, einmal schwarz. 102 S., 1 Bl.
Der Burgunder Courvoisier war sicher seit 1632 am Minoritenkloster in Brüssel; er galt als einer der
grossen Prediger seiner Zeit. Der Band ist möglichwerweise ein Geschenkexemplar für Kardinal
Bernardino Spada (1594-1661), der von 1623-1627 als Nuntius am französischen Hof wirkte.
Durchgehend gebräunt und stockfleckig.
Handschriftlicher Besitzeintrag von Baron Per Hierta auf dem Vorsatz.
125* Brahe. - (Widekindi, Johann, et al.). Imagines illustrissimæ Familiæ Braheæ. Comburi
possunt libri, monumenta perire, Nostra mori possunt, & tua scripta mori, Insita vivæ vim
quasi vocis habet. Visingsborg, »Typis Celsis: Com: Reg: Drotz: Typographi Johannis Kankelii«, 1673. Fol. Titelblatt, 1 Bl. Wappenholzschnitt, S. 2-41, 1 typographische Falttafel, 2
unnum. Blätter. 1 grosser, mehrfach gefalteter gestochener Stammbaum, 1 mehrfach gefaltete gestochene Ansicht eines Grabes und 9 fest eingeklebte gestochene Portraits . Moderner polierter Kalblederband auf fünf Bünden mit goldgeprägten Rückenschildchen und
etwas Rücken- und Deckelvergoldung, goldgeprägten Steh- und Innenkantenbordüren.
(CHF 3'500.00).
143
Collijn, Sveriges Bibliografi 1600-Talet, 1017 (ohne Hinweis auf die Illustrationen).
Offenbar äusserst seltene Genealogie des berühmten schwedischen Adelsgeschlechts Brahe, entstanden zu Lebzeiten und wohl im Auftrag von Per Brahe dem Jüngeren (1602-1680), Graf von Visingsborg, seit 1641 «Reichsdrost« von Schweden, d.h. oberster Staatsbeamter. Visingsborg liegt
auf der Insel Visingsö im Vättersee in Småland, im Süden Schwedens. Brahe hatte in seinem Schloss
auch eine Druckerei installiert; als Drucker gewann er den aus Wolgast stammenden Johann Kankel, der sich nach einer Ausbildung in Danzig 1664 in Stockholm etabliert hatte. Die Druckerei in
Visingsborg wurde 1666 eingerichet, sie blieb fünf Jahre über Per Brahes Tod hinaus aktiv. Nach Per
Brahes Tod zog König Karl XI. die Grafschaft Visingsborg an die Krone.
Die Exemplare des Druckes in schwedischen Bibliotheken zeigen keinen Hinweis auf die gestochenen Tafeln, die hier beigebunden sind. Die Portraittafeln zeigen fünf männliche und vier weibliche
Mitglieder des Hauses Brahe.
Die grosse Falttafel zuvor zeigt das Grabmal von Birgur Brahe und dessen Gemahlin Ingiburgis in
der Kathedrale von Upsala, mit den beiden grossen Gisantfiguren, eingestellt in eine filigrane gotische Architektur.
Die bedeutsamste Abbildung ist die grosse »Arbor genealogica Brahea«. Zentral ist der als wirklicher Baum gestaltete Stammbaum, an dessen Stamm eine grosse und sehr detailreiche Karte der
Grafschaft Visingsborg aufgehängt ist.
Durchgehend etwas fleckig und gebräunt. Der Stammbaum mit einem Falzloch. Die Abbildung
des Grabes mit Falzloch und teils unterlegt (mit Bildverlust an der unteren rechten Ecke. Die gestochenen Portraits in ausgezeichneten, brillanten Drucken.
Auf dem Innendeckel Wappenexlibris.
144
Namensregister
Aesop
Alberus, Erasmus
Alciati, Andreas
Amadis de Gaula
Ambrosius
Andreae, Laurentius
Appianus, Alexandrinus
Aquila, Kaspar
Aristoteles
Arnoldus von Tongern
Athanasius Magnus
Aurelius, Sixtus
Badius Ascensius, Jodocus
Berg, Adam
Bernard de Clairvaux
Bernoulli, Nikolaus I.
Boccaccio, Giovanni
Bodenstein, Andreas
Boethius, Anicius
Bonaventura
Brahe
Brant, Sebastian
Breu, Jörg
Brosamer, Hans
Bugenhagen, Johann
Bugenhagen, Johann
74, 123
90
96
116
63
76
68
91
73, 113
24
106
22
62
118
16
39
92
41
25
34
125
30, 74
58
79
71
80
Calvin, Jean
103, 109
Candido, Pietro Demetrio
68
Carion, Johannes
117
Cevallerius,
Antonius Rodolphos
107
Coelius, Michael
84
Colonna, Francesco
33
Columbus, Christoph
100, 110
Courvoisier, Jean Jacques
124
Cousin, Jean
94, 98
Cranach, Lucas
47, 51, 70, 76, 85
Crescentiis, Petrus de
19
Croeser, Hermann
104
Curio, Celio
112
Daniello, Bernardino
Dante Alighieri
Dietrich, Veit
Dionysius Carthusianus
Donatus, Aelius
Dürer, Albrecht
Erasmus, Desiderius
Eutropius
Ficino, Marsilio
Franck, Hans
Froissart, Jean
108
7,9, 108
80
28
66
22
39, 63
72
7, 9
38
101
Galenus, Claudius
77
Gaspard d’Auvergne
114
Gelenius, Sigismund
72, 96, 99
Gellius, Aulus
38
Gerson, Johannes
26
Gilles, Nicole
65
Giovanni Giocondo da Verona 29
Gohory, Jacques
114
Graf, Urs
31, 39
Gritsch, Conradus
20
Gutenberg, Johannes
22
Otter, Jacob
Hanapes, Nicolas de
Heinsius, Daniel
Henricus de Segusio
Herberay, Nicolas de
Herodotus
Holbein, Ambrosius
Holbein, Hans
Humbertus aus Romans
Hus, Jan
Hutten, Ulrich von
34
123
5
94, 98
11
31, 39
31, 46
20
53
35, 36, 53
Rhegius, Urbanus
44
Rhenanus, Beatus
38, 96
Rhodiginus, Ludovicus Caelius 31
Rysicheus, Thodorus
17
Jonas, Justus
Josephus, Flavius
Justinianus I.
84
94,98, 99
62
Keller, Michael
Kues, Nikolaus von
Kump, Benedikt
59
28
74
Lactantius, Lucius
46
Landino, Cristoforo
7, 9
Lemberger, Georg
55, 76
Lemnius, Levionus
111
Leo X. Papa
33
Lichtenberger, Johann
58
Lilius, Zacharias
13
Luther, Martin
40, 42-43, 45,
47-48, 51, 54-57,
60, 61, 64, 70, 75, 79, 82, 84-85, 89
Macchiavelli, Niccolò
Maffei, Raphael
Magnus, Johannes
Maior, Georg
Meckenem, Israe van
Melanchthon, Philipp
Menius, Justus
Michael Scotus
Musculus, Andreas
Musurus, Marcus
114
100
121
80
22
78, 87
80
6
80
46
Nepos, Cornelius
22
Ortica della Porta, Agostino
49
Paul III. Papa
Pausanias
Perottus, Nicolaus
Petrarca, Francesco
Petri, Laurentius
Petri, Olaus
Pindar
Plutarch
Ptolemäus, Claudius
Sallustius, Caius Crispus
Sauvage, Denis
Schnitt, Conrad
Schongauer, Martin
Schroder, Eric
Schrot, Martin
Sickingen, Franz von
Sophokles
Spangenberg, Cyriacus
Staphylus, Fridericus
Staphylus, Fridericus
Stimmer, Tobias
Sturm, Caspar
Terentius, Publius Afer
Themistios
Tomais, Pietro
26
86
93
69
4
76
76, 97
119
27, 104
10
49
101
96
22
121
118
35
81
102
105
68
112
50
66
73
21
Ulloa, Alfonso
110
Valeriano, Pierio
Valla, Lorenzo
Veer, Gerrit de
Vesalius, Andreas
Virgilius, Publius Maro
Vitruvius Pollio, Marcus
112
11
120
77
67
29
Widekindi, Johann
Widmann, Johann
Wimpheling, Jacobus
Woensam, Anton
125
37
22, 24
59