Whitepaper Share Economy: Teilen statt Besitzen Share Economy revolutioniert die Gesellschaft, Wirtschaft und das Privatleben. Es stellt das Streben nach Besitz in Frage. Als Treiber gelten die Generation Y und die Web-2.0-Technologien. Welche Konsequenzen hat das für Unternehmen? Bedeutet es das Ende der Marktwirtschaft? Oder ist es nur ein innovativer Trend? Wie können Unternehmer die neue Entwicklung für sich nutzen? Wie sind die Aussichten der Share Economy? Lesen Sie dazu einige Inspirationen in diesem Whitepaper. Warum Sie dieses Whitepaper lesen sollten … Damit gewinnen Sie Einblicke in: die theoretischen Hintergründe und Grundlagen von Share Economy. die Ursachen und Folgen der Entwicklung. die kritischen Aspekte der Thematik. Praxisbeispiele zur Share Economy. Inhalte 1. Grundlagen und Hintergründe zur Share Economy 2. Share Economy: Ursachen und Folgen 3. Eine kritische Betrachtung der Share Economy 4. Share Economy und Business Innovation 5. Praxisbeispiele zur Share Economy 6. Ausblick zur Share Economy Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 1. Grundlagen und Hintergründe zur Share Economy Welchen Stellenwert hat Sharing Economy als Trend? Das TIME Magazin hat es zu einer der zehn Ideen gekürt, die die Welt verändern werden: „Someday we’ll look back on the 20th century and wonder why we owned so much stuff“ (Walsh 2011). Auch die Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers richten große Erwartungen an die Sharing Economy. Sie schätzen den Umsatz im Jahr 2025 auf bis zu 335.000.000.000 US Dollar (PWC 2014). Es ist also ein Megatrend mit großen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Unternehmen sollten deshalb den Trend beobachten. Was bedeutet Share Economy? Den Begriff „Sharing Economy“ prägte der Harvard-Professor Martin Weitzmann. Er sagt, dass sich der Wohlstand für alle erhöht, je mehr unter allen Marktteilnehmern geteilt wird (Weitzmann1984). Besitz ist demzufolge nicht länger die Voraussetzung für die Nutzung von Konsumgütern. Share Economy geht mit eigentumsersetzendem Konsum einher. Damit ist das Ausleihen oder Tauschen von Gegenständen oder Bereitstellen von Räumen und Flächen durch Privatpersonen und Interessengruppen gemeint. In der Share Economy werden nicht nur Gegenstände geteilt, sondern auch z.B. Wissen, Kontakte und Infrastruktur. Das Grundprinzip heißt also: „Teilen statt Besitzen“. Die Varianten sind: Tauschen, leihen oder mieten statt kaufen. Das Konsumgut wird also nicht als Eigentum erworben, sondern temporär benutzt, bewohnt, bewirtschaftet oder gemietet. Im Mittelpunkt steht Collaborative Consumption: der gemeinsame Konsum. Die Güter wechseln den Besitzer, solange sie brauchbar bzw. verfügbar sind. Die Instandsetzung ist in der Regel die Aufgabe des Eigentümers. Die Rolle der Kunden wird damit aktiver und dynamischer. Sie konsumieren nicht nur, sie werden ebenso zu Distributoren. Es geht dabei um Prozesse wie one-to-one (z.B. Beitrag versenden per E-Mail), one-to-many (z.B. Beitrag via Facebook teilen) oder ein many-to-many (viele teilen ihr Wissen, z.B. Wikipedia). Die Generation Y ist Treiber der Share Economy Zunächst waren Second-Hand-Geschäfte die Vorreiter. 2009 wurde der Begriff auf der “next09″-Konferenz für den Bereich Internet verwendet. Share Economy war zudem das Motto der CeBIT 2013. Das Phänomen des Teilens ist keine Erfindung der 1 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Generation Y. Dennoch ist das Teilen bei den 14-19 Jährigen besonders beliebt. Bereits 2012 hat eine Studie im Auftrag der Plattform Airbnb gezeigt, dass 55 Prozent der jüngeren Internetnutzer Erfahrungen mit alternativen Besitz- und Konsumformen gesammelt haben wie die folgende Abbildung zeigt. Social Media fördert die Entwicklung der Share Economy Der IT-Verband BITKOM hat eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass 85 Prozent der Internet-Nutzer dem Teilen gegenüber aufgeschlossen sind (BITKOM 2013). Demnach findet der Austausch von Wirtschaft zunehmend Verbreitung in der Wirtschaft und Akzeptanz im Privatleben. Die Treiber sind u. a. innovative Informationstechnologien, Social Media und neue gesellschaftliche Werte. Sharing Economy generiert neue Konzepte (und auch neue Geschäftsmodelle), die Transaktionskosten einsparen, indem Barrieren wie Gatekeeper und andere Hindernisse sowie Kosten umgangen werden. Somit können Güter günstiger am Markt platziert werden als es Unternehmen mit einem klassischen Geschäftsmodell vermögen. Doch welche Ursachen und Folgen gibt es? 2 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 2. Share Economy: Ursachen und Folgen In der Ökonomie des Teilens ändern sich die Werte der Konsumenten. Die Globalisierung und Digitalisierung der Märkte führen weltweit zu einem beschleunigten soziokulturellen Wandel. Damit nimmt in den modernen Bevölkerungssegmenten der Grad an Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung zu. Doch was steckt dahinter? Digitale Avantgarde: Neue Konsumkultur durch Wertewandel An der Spitze der Gesellschaft ist dadurch eine neue kosmopolitische Milieu-Gruppe entstanden: die „Digitale Avantgarde“ (Hoffmann, Hecht 2014). Sie ist jung, hipp und individualistisch. Mental und mobil vernetzt ist sie immer auf der Suche nach neuen Grenzen und innovativen Lösungen. Ihre Attribute sind: Nonkonformismus, Selbstverwirklichung, Freiheit und Unabhängigkeit. Die Milieu-Angehörigen haben kein festes Dogma, sind weltoffen und digital souverän. Als treibende Kräfte sind sie für gesellschaftlich relevante Themen sozial, digital und kulturell sehr aktiv. Welche Folgen ergeben sich für das Marketing? Für Marketing- und Vertriebsverantwortliche ist diese „junge Elite“ im Hinblick auf ihre Konsumgewohnheiten und Markenpräferenzen im Vergleich zu anderen Gruppen interessant, denn es spricht vieles dafür, dass sie sich zu einer globalen Leitzielgruppe entwickelt. Diese Gruppe wird vom Marketing bisher kaum wahrgenommen und ist in ihren Konsumbedürfnissen und ästhetischen Präferenzen kaum erforscht. Zentrale Eigenschaften der Share Economy: Vertrauen und Transaktion Das Konzept der Share Economy basiert auf zwei bedeutenden Eigenschaften: Vertrauen und Transaktion. Vertrauensaufbau ist ein sehr zeitintensiver Prozess und kann in der Wirtschaft nur über Glaubwürdigkeit, Transparenz und Seriosität aufgebaut werden. In der Share Economy wird Vertrauen besonders über die soziale Interaktion geschaffen. Bei Plattformen wie Airbnb oder Car2go vertraut der Nutzer Kundenbewertungen. Dabei haben auch Facebook-Freunde großen Einfluss. Die Nutzer fragen ihre Freunde nach ihren Erfahrungen. Die soziale Interaktion ist hier der Schlüssel zum Vertrauen (Haucap 2015). Ebenso sensibel ist die zweite Eigenschaft: Transaktion. In der Share Economy wird die Anonymität durch den Internetkontakt aufgehoben. Zudem bieten viele Plattformen Versicherungen für Zahlungen und Leistungen, so dass Transaktionen gesichert durchgeführt werden können. 3 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 3. Eine kritische Betrachtung der Share Economy Wenn sich neue Trends verbreiten, so nehmen auch die Kritiken daran zu: Die Harvard Business Review schrieb beispielsweise, dass der Austausch von Wirtschaft lediglich ein Geschäftsmodell zugunsten digitaler Ökosysteme ist und sich keineswegs um das Teilen drehe (Eckhardt; Bardhi 2015). Nicht die soziale Interaktion liege im Fokus, sondern Komfort, Wirtschaftlichkeit und leichter Zugang zum Markt. Somit werden vor allem Analysen des Nutzungsverhaltens und der Nutzerdaten weiterhin zum wichtigsten Kapital der Unternehmen. Rechtliche Rahmenbedingungen werden missachtet Das Sparen von Ressourcen stößt in einigen Bereichen auf Ablehnung. So klagen beispielsweise Taxi-Unternehmen gegen Anbieter wie Uber, Lyft oder Sidecar, die Privatfahrer per App-Abruf bereitstellen. Doch einige Anbieter wie Uber halten sich nicht an Gesetze. Das Unternehmen aus San Francisco (präsent in 53 Ländern) verstößt immer wieder gegen die Gesetze für das Fahrgastgewerbe. Auch deutsche Gerichte stoppten den Betrieb. Auch die Lobby-Arbeit dazu ist längst gestartet. Share Economy eine Gefahr für traditionelle Wirtschaftszweige? Der Spiegel vermutet, dass sich im Silicon Valley eine neue digitale Elite forme, „die nicht nur bestimmen will, was wir konsumieren, sondern wie wir leben“ (Schulz 2015, S. 20). Viele kalifornische Anführer der digitalen Revolution wie Google, Facebook, Apple, Airbnb und Uber nutzen die Sharing-Prinzipien für ihr Business. Sie wollen die Welt verändern, um sie zum Wohl der Menschheit besser zu machen − allerdings möglichst ohne Einfluss von Staat und Politik. Teilweise werden wirklich Verbesserungen zum Wohl aller errungen, z. B. soll das selbstfahrende Auto von Google den Unfall-Tod von Menschen vermeiden. Aber teilweise stecken auch einfach nur knallharte Profit-orientierte Interessen dahinter, z.B. beträgt die Marge beim iPhone von Apple rund 50 Prozent (Kling 2012). Sicherlich beunruhigt die dynamische und schnell wachsende Sharing Economy viele traditionelle Wirtschaftszweige. Vermutlich werden Wirtschaftslobbyisten die Politik auffordern, die Sharing Economy durch Besteuerung zu regulieren. Zudem ergeben sich oftmals finanzielle Rebound-Effekte, die externe Kosten verursachen. Der übermäßige Verschleiß durch die intensive Nutzung von geteilten Sachen, sowie gege4 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting benenfalls zusätzlicher Transportaufwand, sind unterwünschte Nebenwirkungen, die in der Share Economy kritisch betrachtet werden. Unternehmen wollen mitmischen Zudem wird der Begriff „Sharing“ unterschiedlich definiert. So unterscheidet sich beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Dingen (Geräte und Autos) von einem ebenfalls wachsenden Trend, den man mit „Mieten statt Besitzen“ bezeichnen könnte. Mieten statt Besitzen: „Call a Bike“ der Deutschen Bahn Während beim Sharing-Ansatz Privatnutzer ihre Besitztümer oder Dienstleistungen anbieten, mischen beim „Mieten-statt-Besitzen“-Trend große Unternehmen, wie die Deutsche Bahn mit, um Nutzern günstig Autos Page und Fahrräder zu vermieten. Dabei werden Personen mit privater Motivation und Unternehmen mit Profit-Orientierung vermischt. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Trend weiter entwickelt. Möglicherweise wird er sich auf einen der Bereiche fokussieren: Privat oder Business. Muss der Staat eingreifen? Und wenn ja: wie? Es bleibt die Frage offen, wie der Staat an diesem Trend mitverdient. Das wird sicherlich noch von Finanz- und Steuer-Experten untersucht. Es sind politische Gestaltungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Zur Regulierung der Share Economy muss ein intelligenter Mix gesetzlicher, anreizorientierter und dialogischer Instrumente geschaffen werden. Da die Marktwirtschaft unmittelbar betroffen ist, geht es in der politischen Debatte auch um Macht und Interessen von unterschiedlichen Stakeholdern. Es zeigt sich, dass es dynamisches Entwicklungspotenzial, viele Interessenskonflikte und reichlich Klärungsbedarf durch staatliche Institutionen und Regelwerke gibt. 5 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 4. Share Economy und Business Innovation Neben all der Kritik gibt es aber auch zahlreiche Startup-Unternehmen wie Facebook, Apple, Airbnb und Uber, die innovative millionenschwere Geschäftsmodelle auf Basis der Share Economy entwickelt haben und davon profitieren (Burmann 2012). Anstoß zu innovativen Geschäftsmodellen Es existiert seit einiger Zeit eine neue Form der Zusammenarbeit: das Coworking. Startups, Freiberufler und Kreative arbeiten in Großraumbüros zusammen. Das kann sich auf die räumliche Zusammenarbeit konzentrieren und auch gemeinsame Projekte ermöglichen. Derartige Büroflächen nennen sich Coworking Spaces und bieten Arbeitsplätze und Infrastruktur, die auf Tages-, Wochen- oder Monatsbasis angemietet werden kann. Die Nutzung ist unverbindlich und zeitlich flexibel. Allein in Deutschland gibt es zurzeit über 300 Coworking Spaces (Foertsch 2014), einer davon ist z.B. das Kölner Colabor. Das gemeinsame Ziel ist es, Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel zu einer sozial gerechten und ökologischen Welt zu setzen. Netzwerk mit Online-Magazin zur Share Economy: Ouishare Unterstützer einer Wirtschaft des Teilens ist das französische Netzwerk OuiShare (Burmann et al. Wiesbaden 2012). OuiShare ist ein Think Tank mit der Mission, eine kollaborative Entwicklung weltweit zu fördern. Damit will OuiShare eine führende internationale Rolle für die Share Economy einnehmen. Entscheidungsprozesse sollen auf Handlungen und Beiträge der Mitglieder basieren. Wissensvermittlung in der Community sowie Inkubation neuer Innovationen zählen zu den Aktivitäten von OuiShare (OuiShare Presse-Kit). Abbildung: Blog Ouishare 6 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Vier Schwerpunkte der Share Economy Über lokale Veranstaltungen, Meetups und Workshops in zahlreichen Städten will OuiShare insbesondere vier Schwerpunkte der Share Economy verbreiten, die in der Abbildung veranschaulicht werden. Schwerpunkte der Share Economy, eigene Darstellung 1 Kollaborativer Konsum: Teilhabe statt Eigentum. Die medialen Peer-to-PeerNetzwerke ermöglichen das Teilen von Produkten und Dienstleistungen. 2 Maker-Bewegung: Die Produktion von Gütern wird durch digitale Fabrikationstechniken, lokale Produktionsstätten und dem Teilen von Open Source Hardware Designs demokratisiert. 3 Peer-to-Peer Finance: Peer-to-Peer Finance bringt Kapital in den Umlauf durch Crowdfunding (Schwarmfinanzierung) und Peer-to-Peer-Kredite. 4 Open Knowledge: Open Knowledge (öffentlich zugängliches Wissen) schafft die Basis für eine nachhaltige Gesellschaft durch die Öffnung und Demokratisierung von Regierung, Wissenschaft, Bildung, Kultur und Wirtschaft (OuiShare 2012). 7 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 5. Praxisbeispiele zur Share Economy Die aktuelle Entwicklung der Share Economy lässt sich anhand einzelner Beispiele aus der Praxis beleuchten. 1. Airbnb ist eine Community für Menschen, die Übernachtungen mit Buchung über das Internet anbietet, mit über einer Millionen Angebote in 34.000 Städten aus 190 Ländern. Hotels können diesen Preisen nicht standhalten. Privatanbieter treten als Mitbewerber zu kommerziellen Anbietern an und der Erfolg von Airbnb überrascht, wenn man potenzielle Risiken wie Vandalismus bedenkt (Airbnb 2015). 2. Carsharing: Die Preise bei einer klassischen Autovermietung sind hoch. Als Folge stehen viele der Wagen täglich bis zu 23 Stunden an einem Ort, ohne genutzt zu werden. Das ist eine große Verschwendung, da trotzdem Unterhaltskosten anfallen (Burmann 2012). Das Peer-to-Peer Carsharing birgt hier neue Möglichkeiten. Unternehmen wie car2go oder tamycar (Take my car) ermöglichen es Privateigentümern ihre Autos inklusive einer Vollkaskoversicherung an andere Nutzer zu verleihen. So lässt sich auch verhindern, dass nicht mehr Autos, als in einer Stadt zugelassen, innerhalb der Stadtmauern genutzt werden. Und dieses Angebot lohnt sich. Zurzeit kann zum Beispiel tamycar 5.000 Fahrzeuge und 190.000 Nutzer vorweisen (Minis 2013). Die Entwicklung des Carsharings zeigt sich anhand der folgenden Grafik: 8 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Die Vorteile des Carsharings sind beachtlich. Carsharing ersetzt etwa sechs private Autos und reduziert den CO2-Ausstoß erheblich. Hinzu kommen die Entlastung des städtischen Verkehrs und die Reduktion der Parkplätze. Außerdem ergeben sich Vorteile für jeden einzelnen Nutzer. So lassen sich mit Carsharing finanzielle Kosten erzielen und Mobilität entfalten (Gossen 2012). 3. Getränkehersteller Premium: Angefangen hat das Unternehmen aus der Interesse heraus, die veränderte Rezeptur der Marke „Africola“ aufzudecken. Daraus entwickelte sich 2001 eine Gemeinschaft, die selbst Getränke herstellte. Das Unternehmen Premium Cola entstand mit der obersten Priorität – dem Kunden. Somit erklärte sich die Marke bereit Produktionsfehler zu veröffentlichen und ein CO2 Ausgleich für Transporte einzuführen. Auch das hierarchielose Betriebssystem trägt zum kollaborativen Arbeiten bei. Arbeitsprozesse werden über Mailinglisten organisiert und Entscheidungen im Konsens getroffen. Auch die Meinung des Endkunden wird gewichtet und fließt in unternehmerische Entscheidungen ein (Burmann 2012). Wie gelingt ein Open Source-Unternehmen? Folgende Handlungsempfehlungen lassen sich aus dem Case Premium ableiten. 1. Oberziel setzen: Z.B. ein kundennahes Unternehmen etablieren. 2. Konsistente Umsetzung: Alle Beteiligten tragen ihren Teil dazu bei. 3 Transparenz: Fehler und Informationen müssen freigegeben werden und man muss in Dialog mit den Kunden treten, um deren Wünsche aufzunehmen. 4 Filter offen legen: Die Kommunikationswege müssen offen sein. 5 Gespräche führen: Die gemeinsame Kommunikation etabliert heute eine Marke. Somit sollten Brands mit nachhaltigen Themen für Gesprächsstoff sorgen. 6 Taten statt Worte: Premium Cola ist z.B. nicht auf Gewinn und Wachstum aus, sondern auf die Versorgung aller Beteiligten. Daher lehnen sie Kredite ab und stehen großen Abnehmern kritisch gegenüber. Es ist wichtig auch in seinen Handlungen das umzusetzen, was verkündet wird (Burmann 2012). 9 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting 6. Ausblick zur Share Economy Nach der detaillierten Betrachtung der Thematik stellt sich die Frage: Bedeutet Share Economy das Ende der Marktwirtschaft? Oder ist es eher eine innovative Weiterentwicklung? Welche neuen Anforderungen stellt der Megatrend an Unternehmen? Peer-to-Peer statt Shareholder Value Die Sharing Economy ist keinesfalls das Ende der Marktwirtschaft, sondern eine neue Ausprägung. Unternehmertum findet nicht mehr nur Top Down statt, sondern Peer-to-Peer, also in Gruppen unter Gleichen in dynamischen und komplexen Netzwerk-Strukturen. Die Industrie hat sich zu einer Wissensgesellschaft entwickelt, wodurch Waren heutzutage effizienter und nachhaltiger genutzt werden können. Der Schwerpunkt liegt auf den Dienstleistungen, die erbracht und nicht hergestellt werden. Somit schafft die Wirtschaft mittlerweile Zugänge und Teilhabe, statt Eigentum (Burmann 2012). Doch was heißt das für Unternehmen? Share Economy als innovative Weiterentwicklung Bisher strebten Unternehmen lediglich nach dem Shareholder-Value, das kurzfristige Erfolge sucht, wie gute Quartalszahlen. Die Folgen sind: vermehrte Schulden, Personalabbau und das fehlende Bewusstsein für den direkten Kundenkontakt. Unternehmen, die ein Peer-to-Peer Geschäftsmodell führen und demnach auf Shared Value Wert legen, sehen sich als Teil einer Gesellschaft und setzen auf Werte, wie Kooperation, Vernetzung und Nutzen. „Shared Value heißt, den eigenen wirtschaftlichen Erfolg in Abhängigkeit vom gesamtgesellschaftlichen Fortschritt zu sehen und sich so mit der eigenen Leistung an diesem zu beteiligen. Solche Unternehmen nutzen die eigenen Ressourcen und Stärken, um gleichzeitig ökonomische und gesellschaftliche Werte zu schaffen“ (Burmann 2012). Es sind also diese Werte, die eine Marke etablieren und ihr eine starke, vertrauenswürdige Identität verleihen. In solchen Unternehmen werden Führungskräfte zu Change Manager, die suboptimale Arbeitsbedingungen als Probleme erkennen und dazu Verbesserungen suchen. 10 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Share Economy revolutioniert die Machtverhältnisse Bisher wurde der Besitz von Wissen oder Eigentum als Machtmittel genutzt. Doch die digitale Elite teilt: die Social-Media-User und die Web-2.0-Technologien sind die Treiber. Mit steigenden Energie- und Rohstoffpreisen kann es jedoch sein, dass die Wirtschaft diese Alternativen bald benötigt. Die Wirtschaft des Teilens braucht definierte Regeln am Markt, um allen Teilnehmern gerecht zu werden. Viele Unternehmen erleben mit der Share Economy einen revolutionären Wandel: Aus anonymen Konsumenten werden proaktive Nutzer, die miteinander vernetzt online kommunizieren. Der Konsument speist aktiv seine Güter in den Kreislauf des Teilens und Mietens ein − entweder aus Überzeugung, um Geld zu verdienen oder beides. Viele Experten diskutieren, ob die Share Economy gut oder schlecht für Gesellschaft und Wirtschaft sei. Dazu sind Untersuchungen mit Analyse spezifischer Perspektiven und gezielter Fragestellungen zu Sharing Economy erforderlich. Die Rolle des Staats ist (noch) unklar Einige der großen Player der Sharing Economy verstehen sich als disruptive Unternehmen, die mit Innovationen traditionelle Geschäftsmodelle zerstören und Regeln wie Gesetze brechen. Gleichzeitig vertreten sie eine liberale Ideologie: je weniger Regeln, desto besser. Der Staat muss sich dazu positionieren und ein Regelwerk erarbeiten, das die positiven Seiten der Sharing Economy fördert und die negativen Seiten, wie das Missachten von Arbeitsrecht, Steuerschlupflöcher oder Sicherheitsrisiken verbietet. Dabei eilt die reale Wirtschaft dem Regelwerk weit voraus. Die neuen Internetplattformen werden aufgrund wachsender Nachfrage der digitalen Elite weiter wachsen. Letztlich entscheidet der Konsument, welchem Anbieter er vertraut. Ziel im Marketing muss es sein, den Code für das neue Konsumentenverhalten − der digitalen Elite − zu entschlüsseln und von den Erkenntnissen zu profitieren sowohl in nachhaltiger, als auch in sozialer und finanzieller Hinsicht. Wichtig ist es für das Marketing, hinter dem neuen Konsumentenverhalten die Menschen mit den neuen Werten zu entdecken. Der Einfluss dieser Entwicklungen auf das Wertemuster muss reflektiert werden, um Erkenntnisse für neue Geschäftsmodelle, Marketing und Vertrieb nutzbar zu machen. Nur so bleiben Unternehmen in Zukunft weltweit wettbewerbsfähig. Diese Herausforderungen erfordern ein Neudenken im Unternehmen mit innovativen Strategien im Bereich Digital Business Innovation. 11 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Literatur Airbnb (2015): Über uns, https://www.airbnb.de/about/about-us, Abruf: 06.03.2015. BITKOM (2013): Share Economy Das Internet schafft eine Kultur des Teilens, http://www.bitkom.org/de/presse/78284_75237.aspx, Abruf: 06.03.2015. Burmann, Christoph et al. (2012): Identitätsbasierte Markenführung - Grundlagen - Strategie -Umsetzung - Controlling, Wiesbaden, S. 269-273. Eckhardt, Giana M./Bardhi, Fleura (2015): The Sharing Economy isn’t about sharing at all. In: Harvard Business Review (2015): https://hbr.org/2015/01/the-sharingeconomy-isnt-about-sharing-at-all, Abruf: 06.03.2015. Foertsch, Carsten (2014): Coworking in Deutschland 2014 IN deskmag (2014): http://www.deskmag.com/de/coworking-spaces-in-deutschland-2014, Abruf: 06.03.2015. Gersmann, Hana (2013): Wie das Internet eine neue Kultur des Teilens ermöglicht IN: WAZ online (2013): http://www.derwesten.de/wirtschaft/die-neue-kultur-des-teilens id8809523.html, Abruf: 06.03.2015. Gossen, Maike (2012) Nutzen statt Besitzen. Motive und Potenziale der internetge stützten gemeinsamen Nutzung am Beispiel des Peer-to-Peer Car-Sharing. Schriftenreihe des IÖW 202/12, Berlin. ISBN-Nr: 978-3-940920-05-8. Online verfügbar: http://www.ioew.de/uploads/tx_ukioewdb/IOEW_SR_202_Nutzen_statt_Besitzen.pdf. Abruf: 06.03.2015. Haucap, Justus (2015): Ökonomie des Teilens – nachhaltig und innovativ? Die Chancen der Sharing Economy und ihre möglichen Risiken und Nebenwirkungen. In: düsseldorf university press, Jan. 2015, Düsseldorf. Hoffmann, Ariane; Hecht, Jan (2014): Die Digitale Avantgarde im Fokus. Fachartikel aus: Marketing Review St. Gallen | Ausgabe 04/2014, Verlag: Gabler Verlag, Seite: 2231, ISSN: 1862-5991 > DOI: 10.1365/s11621-014-0378-3 Kling, Bernd (2012): Gerichtsunterlagen: Apples Marge beim iPhone beträgt rund 50 Prozent am 31. Juli 2012. http://www.zdnet.de/88116881/gerichtsunterlagen-applesmarge-beim-iphone-betragt-50-prozent. Abruf: 06.03.2015. Martin Weitzman (1984): The Share Economy: conquering stagflation. Harvard Uni versity Press. Minis, Michael (2014): tamycar Deutschlands erste und größte Plattform für privates Carsharing, http://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/BILDER_und_Downloaddateien/ Veranstaltungen/2012/Jahrestagung_Was_bewegt/Praesentationen/Was_bewegt_Michael_Minis.pdf ?PHPSESSID=8a3874c45824e994f59fc5e78c42909c, Abruf: 06.03.2015. OuiShare (2012): The Collaborative Economy, http://ouishare.net/en/about/collaborative_economy, Abruf: 06.03.2015. PWC / PricewaterhouseCoopers (2014): The sharing economy: how is it affecting you and your business? http://www.pwc.co.uk/issues/megatrends/collisions/sharingeconomy/index.jhtml, Abruf: 06.03.2015. Schulz, Thomas (2015, S. 20): Internet - Das Morgen-Land. In: Der Spiegel, Ham burg, Ausgabe: 10 / 2015. Walsh, B.: Today’s Smart Choice: Don’t Own. Share, in: Time Magazine, 17.3.2011. http://content.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,2059521_2059717_205 9710,00.html. Abruf: 06.03.2015 12 Whitepaper: Share Economy von Hilker Consulting Dienstleistungen zur Share Economy Wir hoffen, dass Sie einen Einblick in das Thema Share Economy gewonnen haben. Share Economy ist eine Entwicklung, die uns in Zukunft beschäftigen wird, denn wir stehen noch am Anfang dieses Prozesses. Der Einfluss des gesellschaftlichen, technischen und juristischen Wandels muss beobachtet und reflektiert werden, um Erkenntnisse für Produkt-Entwicklung, Marketing, Kommunikation und Vertrieb zu nutzen. Nur so bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig. Bei Interesse an einer Beratung, Analyse oder einem Vortrag zur Share Economy schreiben Sie uns eine E-Mail. Zur Autorin: Claudia Hilker ist Unternehmensberaterin für digitale Marketing-Kommunikation. Sie berät Unternehmen in der digitalen Marketing-Kommunikation mit Social Media, Enterprise 2.0 und Change Management. Hilker Consulting sorgt für die fachgerechte Umsetzung der Maßnahmen. Claudia Hilker schult Fach- und Führungskräfte in Social-Media-Marketing und Digital Leadership. Sie gibt Workshops und ist Speaker. Außerdem schreibt sie Marketing-Bücher und bloggt über MarketingKommunikation, Social-Media-Marketing, Finanzmarketing und Digital Leadership. Sie hat Lehraufträge und schreibt nebenberuflich eine Dissertation über Social Media. Hilker Consulting Claudia Hilker Berger Straße 23 40213 Düsseldorf [email protected] Fon: 02 11 / 60 00 614 Mobil: 01 77 / 60 57 849 13
© Copyright 2024 ExpyDoc