See You 2015 - Verein Wiener Jugendzentren

schrift der wiener jugendzentren
info 129 a
Zeit
2015
SPÖ: 20%
ÖVP: 6,5%
FPÖ: 11%
Die Grünen: 6%
Andere: 1,5%
Sind diese Zahlen verwirrend? Denkt der/die LeserIn in diesem Kontext. „Da kann was nicht stimmen, zusammen sind das nur 45%.“
Leider stimmen diese Zahlen, denn sie beziehen sich auf die Gemeinderatswahlen in Wien 2010 und stellen den Anteil der Wiener
Gesamtbevölkerung dar, der die jeweilige Partei gewählt hat. Wie
kommt es dazu?
2010 wohnten laut Statistik Austria ca. 1.700.000 Menschen in Wien.
Von diesen waren ca. 260.000 unter 16 Jahre alt und daher nicht
wahlberechtigt. Weitere 350.000 entschlossen sich dazu, nicht von
ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und 290.000 Personen waren
zwar älter als 16 Jahre, durften jedoch nicht wählen – ca. 1/3 dieser
290.000 Personen waren EU BürgerInnen, die zumindest auf Bezirksebene über das Wahlrecht verfügen, jedoch nur ca. 20% davon nahmen dieses auch in Anspruch.
De facto weisen diese Tatsachen darauf hin, dass sich die demokratische Legitimation der politischen Vertretung stetig reduziert, da
Wien 2015 schon ca. 1,77 Millionen EinwohnerInnen hat und der
Anteil der Nicht-Wahlberechtigten stetig wächst. Laut der Statistik
Austria lebten mit Beginn 2015 schon 400.000 über 16-Jährige ohne
österreichische Staatsbürgerschaft in Wien. Folglich müsste, die vom
Verein Wiener Jugendzentren mit 24% gestartete #InititiativeWahlrecht,
die sich auf die Zahlen des Diversitätsmonitors und damit auf die
statistischen Zahlen von 2013 bezog, mittlerweile eigentlich schon
auf 26% (siehe orf.at vom 18.07.15) erhöht werden. Dieser Trend
wird weiter anhalten – die Statistik Austria prognostiziert, dass bis
2023 ca. 93.000 weitere Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft in Wien leben werden.
Das sind jetzt vielleicht ein bisschen viele Zahlen – deswegen noch ein paar
mehr zum Vergleich:
Wie schon erwähnt werden 400.000 in Wien lebende Menschen über 16 Jahre
am 11.10.15 nicht wählen dürfen.
Ein paar Vergleichszahlen um die Dimension des Problems zu verdeutlichen:
271.984 EinwohnerInnenzahl Graz, zweitgrößte Stadt Österreichs
(http://www1.graz.at/statistik/Graz_in_Zahlen/GIZ_2015.pdf, Stand 01.01.14)
334.757 Anzahl der Stimmen, die die stimmenstärkste Partei (SPÖ) 2010 erhielt
401.646 Gesamtbevölkerung der Bezirke Brigittenau, Floridsdorf, Donaustadt
(http://www.wien.gv.at/statistik/bevoelkerung/tabellen/bevoelkerung-bez-zr.html
Stand 2014)
geben, dass 13% der Bevölkerung (ca.
943.000 Personen) zwar über 16 Jahre
sind, aber kein Wahlrecht auf Bundes- und
Landtags- bzw. Gemeindeebene haben.
Länder wie Schweden, Dänemark, Großbritannien und die Slowakei haben ihr
Wahlrecht und teilweise auch das Staatsbürgerschaftsrecht bereits den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen
angepasst.
Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Verein Wiener Jugendzentren, Pragerstr. 20, 1210 Wien
01/ 27 87 645, [email protected]
Wien nimmt in diesem Zusammenhang
eine Sonderstellung in Österreich ein, da
49% der Bevölkerung Wiens Migrationshintergrund haben (wenn man die MA
17 Definition „mindestens ein Elternteil im
Ausland geboren“ heranzieht; 38,8% bei
der Definition der Statistik Austria „beide
Elternteile im Ausland geboren“) – bei
den unter 10-Jährigen liegt der Wert sogar bei 68%. Aber auch im gesamtösterreichischen Kontext sollte es zu denken
Das Staatsbürgerschaftsrecht Österreichs ist im europäischen Vergleich eines der restriktivsten, was eine Studie der
Arbeiterkammer Wien aus dem Jahr 2013 belegt:
• Mindestaufenthaltsdauer von 10 Jahren bei der Ermessenseinbürgerung – länger darf diese Frist auf Grund der
europäischen Konvention nicht sein
• Kosten von 970 bis 2.100 EUR je nach Bundesland und der
dort gültigen Gebührenverordnung – in der Europäischen
Union ist Österreich damit Spitzenreiter, nur in der Schweiz
sind die Kosten noch höher
• Mindesteinkommen von 837,63 EUR monatlich – bei Betrachtung der Einkommensdaten der Statistik Austria wird
deutlich, dass etwa 30-40% der österreichischen Arbeiter
und 60-70% der österreichischen Arbeiterinnen im Jahr
2011 weniger Einkommen hatten als für die Verleihung der
Staatsbürgerschaft notwendig wäre
• Sprachnachweis auf mindestens B1 Niveau – hier liegt
Österreich gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, Dänemark und Großbritannien im Spitzenfeld
All diese Fakten führen zu dem Schluss,
dass der grundsätzliche Zugang zu den
Themen Wahlrecht und Staatsbürgerschaft überdacht werden muss, um der
demokratischen Struktur Österreichs und
insbesondere Wiens eine breite Basis zu
geben und politische Teilhabe nicht zu
einem Exklusivrecht einer immer kleiner
werdenden Gruppe werden zu lassen.
In Wien wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss 2004 versucht Drittstaatsangehörigen das Wahlrecht auf kommunalpolitischer Ebene zu gewähren. Dies
wurde jedoch durch den Verfassungsgerichtshof wieder aufgehoben.
www.jugendzentren.at
#InitiativeWahlrecht – gerappt:
Mit Jahresende 2014 hat Wien eine Deklaration „Wien – Stadt der Menschenrechte“ beschlossen. In der zu diesem
Thema verfassten Studie von Manfred
Nowak findet sich u.a. diese Empfehlung:
„[…] Stadt Wien als Vorreiterin bei den
Bemühungen, das aktive und passive
Wahlrecht zum Gemeinderat auch auf alle
ausländischen Staatsangehörigen auszudehnen, die seit zwei Jahren ihren Hauptwohnsitz in Wien haben.“
(Nowak 2013, S. 59)
Zwei Ansätze würden das Problem
der Ausgrenzung entschärfen und ein
stärkeres Miteinander fördern: Eine Erleichterung beim Erlangen der Staatsbürgerschaft oder eine Ausweitung des
Wahlrechts für dauerhaft in Wien lebende AusländerInnen auf kommunaler
Ebene. Einer dieser Wege sollte endlich
eingeschlagen werden, um den Anteil
der Wahlberechtigten zu erhöhen, die
Identifikation mit der österreichischen
Gesellschaft zu stärken und ein dringend
notwendiges Wir-Gefühl zu erzeugen.
Deshalb hat der Verein Wiener Jugendzentren die #InitiativeWahlrecht ins
Leben gerufen, an der sich zahlreiche Einrichtungen beteiligen, auf kreative Weise
den hohen Anteil an Nicht-Wahlberechtigten sichtbar zu machen und dadurch
unsere BesucherInnen aber auch erwachsene EinwohnerInnen Wiens zu sensibilisieren, dass – neben dem immer wieder
zu hörenden Ruf nach „Integration“ als
Bringschuld – es auch Rechte gibt, die
Menschen dazu veranlassen sich als Teil
einer Gemeinschaft zu erleben.
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Ich vertrau keinem von euch, glaube keinem von euch
Weil ihr Blender seid und die Menschen enttäuscht
Keiner von euch ist mein Freund, ihr behandelt keinen gleich
Warum dürfen 24% in Wien nicht wahlberechtigt sein
Warum darf ich meine Meinung nicht äußern
Jede mit Kopftuch schaut man hier schief an
24% der Menschheit wollen wählen gehen
Doch dann vor der Tür sagen sie ihr könnt heimgehen
Nur weil wir aus verschiedenen Heimatländern kommen
Sind wir hier in Wien nicht herzlich willkommen
Wir sind alle gleich, lass uns keinen unterscheiden
Deshalb schreib ich meine Zeilen, um euch allen zu zeigen
Dass wir alle gleich sind, hört auf damit
Wegen den Medien wird heute jeder Zweite blind
Öffnet eure Augen, schaut nicht weg
Kapiert es endlich, dieses System ist ein Dreck
Can (Jugendlicher bei BoS 10)
Warum tausende von Menschen nicht wahlberechtigt sind
Ergibt für mich keinen Sinn, ich bin Erwachsen und kein Kind
Wie komisch es auch klingt, diese Menschen leben für den Staat
Mit den Ausländern habt ihr euch verplant
Weil niemand etwas sagt, weil jeder einfach schweigt
Es herrscht Demokratie, aber es gibt keinen der uns zeigt
Was die Wahrheit ist, weil jeder von denen sich widerspricht
Ob wir dieses Jahr wählen – nein, schon wieder nicht
Jetzt mal aus meiner Sicht, jetzt mal mein Text
Ich verbreite grade meine Message, mit meinem Rap
Wo ist das Wahlrecht, warum darf nicht jeder wählen
Politiker im Anzug unterwegs und können Scheine zählen
Ja, ja, ihr seht keinen Grund darin, mich aufzuregen
Wir kämpfen, aber ihr drängt uns dazu aufzugeben
Was versucht ihr uns auch zu geben außer Lügen
Eure Masken fallen ab und das in vollen Zügen
Momo (Jugendlicher bei BoS 10)
Freizeitbeschäftigung
und Bildungsaktivitäten
für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Ausgangslage connect.erdberg:
24 Prozent dürfen nicht wählen
Warum dürfen wir nicht wie die anderen leben
Nur weil wir eine andere Sprache sprechen
Wollen sie unser Wahlrecht nehmen
Sag mir, warum sollen wir schweigen
Auch mein Vater arbeitet hart, um sich Brot zu leisten
Dann fragen sie sich, warum die Jugend aggressiv ist
Eigentlich interessiert es keinen, der da oben ist
Sie fahren teure Autos und tragen teure Anzüge
Das is die Wahrheit dikka weil ich euch nicht anlüge
Jeder guckt uns schief an wegen einem Vollbart
Denken wir sind Terroristen, was is das für ein Volk, Mann
Diese Medien übertreiben, alles Propaganda
Distanzieren uns, weil wir von Osten nach Westen auswandern
Ich schreib diesen Text auf einen Zettel
In der Hoffnung die Zukunft meiner Kinder zu retten
Samo (Jugendlicher bei BoS 10)
Das BMI führt in Wien Erdberg eine Unterbringungseinrichtung für AsylwerberInnen. Die Betreuung der Flüchtlinge ist an
die Firma ORS Service GmbH ausgelagert.
Seit Juni 2015 sind an diesem Standort
rund 500 Flüchtlinge untergebracht, 275
davon sind unbegleitete Minderjährige
(UMF). Erdberg fungiert als Außenstelle
der Erstaufnahmestelle Traiskirchen, d.h.
der Status der Personen ist z.T. ungeklärt
bzw. ist die Unterbringung in Erdberg
grundsätzlich als kurzfristig anzusehen.
Angesichts der derzeitigen Lage kann
aber nicht abgeschätzt werden, wann
sie wirklich in dauerhafte Einrichtungen
überstellt werden. Derzeit (Sept. 2015)
stellen Jugendliche und junge Männer
aus Afghanistan die größte Gruppe dar.
Im "Camp Erdberg" sind die Personen mit
Schlafplätzen, Essen sowie hygienisch
versorgt. Die Hauptproblematik besteht
– neben der ungewissen Zukunft – darin, dass die Jugendlichen und jungen
Männer vor Ort kaum Möglichkeiten für
Aktivitäten haben. Das Verlassen der Einrichtung ist erlaubt, es darf aber niemand
außer dem Betreuungspersonal hinein.
Copyright: Johannes Zinner
Hier setzt connect.erdberg an:
Außerhalb vom "Camp Erdberg" gibt es
in einer Distanz von ca. 15 Gehminuten
eine Einrichtung des Vereins Wiener Jugendzentren, das Jugendzentrum come2gether. Sowohl auf Bezirksebene als
auch darüber hinaus gibt es engagierte
Personen und Institutionen, die kurzfristig
verschiedene Aktivitäten kostenlos anbieten möchten. Bis vor kurzem fehlten aber
eine Verbindung zu den jugendlichen
Flüchtlingen und eine Koordinationsstelle
für die Unterstützungsangebote. Das Jugendzentrum come2gether fungiert nun
als örtlicher Angelpunkt und beherbergt
das Projektbüro. Im Jugendzentrum stehen auch Räumlichkeiten für Aktivitäten
zur Verfügung, grundsätzlich sollten aber
die Anbieter selbst für Räume und den
Weg der Jugendlichen dorthin sorgen.
connect.erdberg ist ein Projekt des Vereins
Wiener Jugendzentren und der Österreichischen Kinderfreunde.
Beispiel Ablaufszenario:
Institutionen mit einem konkreten Unterstützungsangebot oder Einzelpersonen mit Ressourcen und passendem
Know-how wenden sich an die Österreichischen Kinderfreunde (connect@
kinderfreunde.at), mit denen das jeweilige Angebot im Hinblick auf Sinnhaftigkeit
und Durchführbarkeit besprochen wird.
Der Verein Wiener Jugendzentren (Jugendzentrum come2gether) übernimmt
die Terminabklärungen und kommuniziert den Aktivitätenplan mit dem "Camp
Erdberg" bzw. holt von dort Rückmeldungen ein – v.a. in Bezug auf ausreichendes
Interesse für das Angebot. Nach der Aktivität findet ein Feedbackgespräch mit
dem Anbieter sowie dem "Camp Erdberg"
statt.
Derzeit reicht das Angebot von Deutschkursen über Basketball-, Fußball- und anderen Sportangeboten bis zum gemeinsamen Kochen, Musizieren und Tanzen.
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Impulse für die Weiterentwicklung
der Jugendarbeit als Feld der
Jugendpolitik
6 konkrete Projekte
Sozialräumlich orientierte Jugendarbeit des Vereins Wiener
Jugendzentren als Akteurin
kommunaler Jugendpolitik in
Wien
Im Rahmen des niedersächsischen Jugendtages in Loccum stellte ich im
November 2014 den Zusammenhang
zwischen offener Jugendarbeit und kommunaler Jugendpolitik aus der Wiener
Perspektive dar. Diese Themenstellung
nahm Bezug auf meine Ausführungen
zusammen mit Tanja Wehsely bei der Tagung in Loccum zwei Jahre zuvor, bei der
wir auf die enge Verquickung zwischen
Jugendarbeit und kommunaler Jugendpolitik in Wien hinwiesen.
In meinem Beitrag stelle ich eingangs den
Fokus einer sozialräumlich orientierten
Jugendarbeit in Wien vor, der konsequent
den Anspruch der Wahrnehmung eines
jugendpolitischen Mandates verfolgt. Unter dem Titel Jugendarbeit und Jugendpolitik lege ich anschließend am Beispiel
von bedeutsamen Schlüsselprojekten des
Vereins Wiener Jugendzentren die Praxis
dieser sozialpädagogischen Ausrichtung
dar: Jugendarbeit ist Expertin für Jugendliche und deren Bewältigungsformen,
Interessen und Handlungsweisen und
schafft Öffentlichkeit(en) für und mit Jugendlichen zur Abbildung ihrer Interessen
und Bedarfe.
Ausgangspunkt: Die Sozialräumliche Orientierung der Jugendarbeit
Die sozialräumliche Perspektive der offenen Jugendarbeit stellt einen sozialpädagogischen Zugang dar, der sich dadurch
charakterisiert, Jugendliche (und auch Jugendarbeit) als Teil eines sozialräumlichen
Zusammenhanges zu sehen. In diesem
finden Jugendliche im Prozess der selbsttätigen Aneignung ihres sozialräumlichen
Umfeldes Möglichkeiten, Chancen, aber
auch Barrieren bei der Ausgestaltung ihrer
Handlungsräume vor. Sozialräumliche Jugendarbeit versucht daher systematisch
Wahrnehmungen zu entwickeln, welche
Aneignungsmöglichkeiten Jugendliche in
all ihren Unterschiedlichkeiten in den sozialräumlichen Bezügen vorfinden. Davon
ausgehend, stellt sie sich der Herausforderung, wie die Jugendarbeit selbst – als
Medium der Raumaneignung verstanden
– sozialräumliche Qualitäten für Jugendliche in einer ganz spezifischen (natürlich
diversitätsorientierten) Form entfalten
kann. Diese verfolgen das Ziel Bildungsund Lernchancen zu eröffnen, Kommunikations- und Begegnungsräume zu
ermöglichen und informelle Lernprozesse
zu fördern.
Darüber hinaus verfolgt Jugendarbeit
aber auch ihre zentrale Aufgabenstellung
in der Wahrnehmung eines jugendpolitischen Mandates: Die Jugendarbeit schafft
„Jugendöffentlichkeiten“, in denen ihre
Erfahrungen und Interessen sichtbar gemacht und thematisiert werden. Jugendarbeit fordert aber auch im Rahmen ihres
sozialpolitischen Mandates Kooperation
und Vernetzung im kommunalen Bereich,
welche letztlich die Handlungsräume Jugendlicher nachhaltig zu erweitern trachten.
Perspektiven (Meilensteine) einer sozialräumlichen Orientierung der Jugendarbeit
• Durch systematische Sozialraumerkundungen werden die Bedarfe, Interessen
und Probleme der unterschiedlichen Jugendkulturen wahrgenommen. „Der sozialräumliche Blick“ (Deinet/Krisch 2006)
sucht hier die unterschiedlichen „Raumbestimmtheiten“ (Simmel) von Jugend-
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lichen und bestehende gesellschaftliche
Raumdefinitionen – mitunter in ihrer
Widersprüchlichkeit – zu erfassen und in
weiterer Folge diese Konfliktlinien zu thematisieren.
• Aus diesem sozialräumlichen Blick heraus entwickelt Jugendarbeit in Abstimmung mit den Jugendlichen entsprechende Angebote in der Einrichtung bzw.
in Form „herausreichender Arbeit“ in den
Sozialräumen von Kindern und Jugendlichen.
• Durch die Etablierung von Kooperationsund Vernetzungsinitiativen im politischen
und sozialen Bereich baut Jugendarbeit
Netzwerke für und mit Jugendlichen auf
und erweitert damit deren Handlungsräume.
• Aus dem sozialräumlichen Verständnis
heraus versucht Jugendarbeit Ressourcen
der Lebensbewältigung zu bündeln und
Beratungs- und Unterstützungsangebote
für Jugendliche offensiv aufeinander zu
beziehen und damit sozialräumlich zu
öffnen.
• Aus ihrem partizipativen Verständnis heraus trachtet Jugendarbeit unterschiedliche Jugenden (besonders auch Mädchen)
bei der Erweiterung und Mitgestaltung
von „Räumen“ zu unterstützen.
• Aus dem Anspruch der politischen Bildung ist Jugendarbeit gefordert jugendpolitische Anliegen zu thematisieren und
damit auch politische Bildungsprozesse
zu bewirken.
Schlüsselprojekte einer sozialräumlichen Jugendarbeit, die
den engen Zusammenhang
zwischen Jugendarbeit und Jugendpolitik deutlich macht, am
Beispiel der gegenwärtigen Wiener Jugendarbeit:
1. Wiener Jugendplattform
Die vierteljährlich stattfindende „Wiener
Jugendplattform“ ist eine regelmäßige
Zusammenkunft aller sozialer Institutionen, die im weitesten Sinn mit Jugend
und deren Bewältigungsformen befasst
sind. Eingeladen von der Stadt Wien und
koordiniert vom Landesjugendreferat,
werden relevante Entwicklungen, Initiativen, gemeinsame Fragestellungen eingebracht und diskutiert und Wien weite
Initiativen angedacht.
2. Sozialraumerkundung (Sozialraumanalysen)
Bedeutsam erscheint die andauernde
aber auch anlassbezogene Durchführung
von Projekten und Initiativen der Sozialraumerkundung (Sozialraumanalysen)
als Teil der selbstverständlichen Praxis
der sozialräumlichorientierten Offenen
Jugendarbeit. Der Fokus liegt zum einen
auf den Prozessen sozialräumlicher Aneignung von Jugendlichen, zum anderen auf
gesellschaftlichen Raumzuschreibungen,
die den Bedarfen Jugendlicher oft widersprechen. Die Chancen und Barrieren
der Aneignungsprozesse entfalten sich
in der Widersprüchlichkeit der unterschiedlichen Raumbestimmtheiten. Kontinuierliche Stadteilbegehungen, Mobile
Nadelprojekte, Cliquenraster, Gruppendiskussionen, Befragungen u.a. beteiligen Jugendliche andauernd an der Beschreibung des „sozialräumlichen Klimas“
und an der Entwicklung entsprechender
Angebote der Jugendarbeit. Das aktuelle
Wissen über die Vorgänge im Sozialraum
erlaubt die andauernde Wahrnehmung
eines jugendpolitischen Mandates.
Anm.: In der vorliegenden See You Ausgabe findet sich eine aktuelle Sozialraumanalyse vom Bezirksteil Donaufeld
(siehe S. 7).
3. WordUp!-SchülerInnenparlamente
Jugendarbeit trachtet danach, Öffentlichkeit für Jugendliche zu schaffen: Die Durchführung Wien weit nachgefragter, jugendgerechter WordUp!-SchülerInnenparlamente als
Kooperationsprojekte zwischen Jugendarbeit, Schule und kommunaler Politik erlaubt
die Beteiligung Jugendlicher an der konkreten Ausgestaltung des Gemeinwesens. Das
Setting dieser Veranstaltungen fordert eine „gemeinsame Raumsprache“, die besonders
die spezifischen Aneignungsformen, aber vor allem die Themen der Jugendlichen unter
folgenden Prämissen berücksichtigt:
Es ist zu gewährleisten, dass Jugendliche ihre Themen vorbringen können. Ziele und
Ergebnisse müssen formuliert und eingefordert werden. Themenbereiche müssen an Jugendliche, die hier meist durch VertreterInnen repräsentiert werden, rückgebunden werden. Für geeignete jugendadäquate Settings der Themenfindung, der Diskussion oder
Auseinandersetzung ist zu sorgen. In den Foren, wo Jugendliche auf Erwachsene treffen,
muss durch die Moderation gewährleistet sein, dass die Sitzungen nicht im Interesse der
Erwachsenen funktionalisiert werden können.
Im Rahmen der WordUp! Projekte gelingt es tendenziell, Gleichwertigkeit in der Konfliktaustragung und Verständigung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen herzustellen
und ein „sozialräumliches Klima“ zu schaffen, in dem auch das typische Gruppenverhalten Jugendlicher Anerkennung findet.
Anm.: In der vorliegenden See You Ausgabe findet sich ein konkretes Beispiel einer WordUp!-Aktion im neunten Wiener Gemeindebezirk (siehe S. 8).
6. Wiener Glossar und Mission
Statement „Soziale Arbeit im öffentlichen Raum“
Bei der Erstellung eines Wiener Glossars
und Mission Statements „Soziale Arbeit
im öffentlichen Raum“ konnte die Wiener
Jugendarbeit federführend die Rolle der
Sozialpädagogik und den Auftrag der Jugendarbeit im kommunalen Zusammenhang darstellen. Die Rolle der Sozialen
Arbeit im öffentlichen Raum, die Bedeutung der Jugendarbeit und einer entsprechenden Jugendpolitik wurde sodann in
einem Mission Statement festgelegt und
verbindlich auf allen Ebenen der Wiener
Stadtpolitik diskutiert.
Ausblick: Die Entwicklung eines
Jugendbarometers
Das Verfahren eines Jugendbarometers
in den Stadtteilen untersucht die erfahrenen Beteiligungsspielräume Jugendlicher
auf den jugendpolitisch relevanten Ebenen: Bildung, Arbeit, Raum und Politik.
Das „Barometer“ kann als Ausgangspunkt
einer jugendpolitischen Auseinandersetzung dienen. Es soll die Chancen, Barrieren und Möglichkeiten Jugendlicher
in den Stadtteilen Wiens erkunden. Im
Vordergrund stehen die erlebten Beteiligungsspielräume der Jugendlichen,
die sich als sozialräumliches Klima beschreiben lassen. Anhand der vier Felder
Bildung, Arbeit, Raum und Beteiligung
– Kernfelder jeder Jugendpolitik – soll
das Klima in einem Stadtteil oder einem
sozialen Raum erfasst werden.
Das Jugendbarometer wird über die
Befragung Jugendlicher, Gruppendiskussionen mit Jugendlichen und auf
Einschätzung von JugendpolitikerInnen
und Jugendfachleuten gewonnen. Dieses Instrument kann damit auch als Aufforderung zur lokalen jugendpolitischen
Auseinandersetzung gesehen werden.
Es richtet den Blick auf die Jugendlichen
als Gestalter und Gestalterinnen ihrer
Biografien, der sozialen Umwelt und der
Stadtteile Wiens.
4. Die Beteiligung an kommunalen Planungsprozessen in
Stadtentwicklungsgebieten
Jugendarbeit hat sich den Status als Expertin für Jugendangelegenheiten erarbeitet und wird neuerdings in „kooperativen Planungsverfahren“ einbezogen.
Auch bei der Planung und Konzeption
von Einrichtungen der Jugendarbeit und
Jugendinitiativen gewährleistet die kommunale Jugendarbeit die Beteiligung
und Mitsprache von Jugendlichen. Der
Aufbau von Kooperation und Vernetzung
im sozialräumlichen Zusammenhang
führt zur Eröffnung und Erweiterung von
Handlungsspielräumen
Jugendlicher.
Die heterogenen Raumbedürfnisse werden bei Stadtplanung, Sanierung und
Gestaltung laufend berücksichtigt. Die
Jugendlichen des Stadtteils sind in den
Prozess der Ausgestaltung von Räumen
eingebunden. Die Identifizierung und
Aneignung des Raumes oder des Stadtteiles wird von der Bezirkspolitik und vom
Gemeinwesen gefördert.
Anm.: In der vorliegenden See You Ausgabe findet sich ein Beitrag zur Eröffnung
des Jugendtreffs SOVIE im neu entstehenden und besiedelten Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel, in dessen
Planung die Offene Jugendarbeit und die
Bedürfnisse von Jugendlichen von Anfang an einbezogen wurden (siehe S. 15).
Richard Krisch,
Wissenschaftlicher Referent
5. CU television
CU television ist eine öffentliche Plattform in einer österreichweit ausgestrahlten – nicht
kommerziellen – Jugendsendung auf Okto, einem Wiener Communitysender. Sie bietet
den Wiener Jugendlichen eine Öffentlichkeit für ihre Anliegen, Themen und Interessen.
CU television ist somit eine überregionale medienpädagogische Einrichtung des Vereins
Wiener Jugendzentren. Hier haben Jugendliche von 12 bis 20 Jahren die Möglichkeit an
der Gestaltung einer Fernsehsendung zu partizipieren. Von der Idee zum Dreh über den
Schnitt bis hin zur eigenen Moderation im Studio sollen die Mitwirkenden an möglichst
vielen Produktionsschritten teilhaben.
Anm.: In der vorliegenden See You Ausgabe findet sich die Beschreibung des CU tv Formats NEWS, das sich großer Beliebtheit erfreut und beim Medienpreis des Wiener Bildungsservers in der Kategorie Kinder- und Jugendprojekte den 3. Platz belegt hat (siehe
S. 13).
Literatur:
Böhnisch,L./Krisch, R.: Politische Bildung
in sozialräumlicher Perspektive. Rehburg-Loccum. 2013
http://www.sozialraum.de/politische-bildung-in-sozialraeumlicher-perspektive/
Krisch, R./Stoik, C. u.a.: Mission Statement und Glossar Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Wien 2012
https://www.wien.gv.at/gesellschaft/
soziale-arbeit/
Krisch, R.: Sozialräumliche Methodik der
Jugendarbeit. Juventa 2009
Verein Wiener Jugendzentren. Partizipation. Zur Theorie und Praxis politischer
Bildung in der Jugend-arbeit. Wissenschaftliche Reihe Band 5. Wien 2008
Deinet, U./Krisch, R.: Der sozialräumliche
Blick der Jugendarbeit. 2. Auflage 2006
Bildungsreise
J.at goes SARAJEVO
Stadt Jerusalem – Land Tirol – Land Südtirol – Stadt Wien
Durch den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Diskurs über
Identitätsentwicklung in Zusammenhang mit religiöser Sozialisierung beschlossen wir mit einer Gruppe von zwei Mädchen und sechs
Burschen im Alter von 14 bis 19 Jahren mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen für vier Tage in den Alltag Sarajevos einzutauchen.
Warum gerade Bosnien und Sarajevo? Sarajevos Geschichte ist unter anderem geprägt durch eine Jahrhunderte alte Multikulturalität und Interkulturalität. Es ist die Geschichte eines friedlichen Miteinanders von muslimischen, christlichen und jüdischen
Bürgerinnen und Bürgern – ebenso wie von Spaltung, Zerstörung und Wiederaufbau
von Kulturen.
In der Lebenssituation der Jugendlichen, die nicht der Mehrheitsgesellschaft angehören,
finden sich viele stereotype Zuschreibungen und Erfahrungen mit Ausgrenzung, Chancenungleichheit, Rassismus, Antiislamismus. Daher wollten wir das Augenmerk verstärkt
auf das Miteinander der Menschen innerhalb einer Gesellschaft richten, auf das, was uns
mit der/m Anderen verbindet. Und so schien uns diese historisch prägnante Stadt als
besonders geeignet.
Der 2. Wiener Gemeindebezirk unterstützte unsere Reise finanziell und so konnte die
Studienreise für die Jugendlichen kostenlos angeboten werden. Mitte Mai starteten wir
dann mit einer 13-stündigen Busfahrt. Das Programm vor Ort war ein gut vorbereiteter
Mix aus Information, diskursiver Wissensvermittlung und Freizeit. Neben einer Sightseeing Tour, die uns die Geschichte Sarajevos näher brachte, besuchten wir die islamische
Fakultät, eine Synagoge und ein Franziskaner Kloster. Wir organisierten eine Gruppendiskussion, um Begegnung und Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen zu
ermöglichen. Beim Besuch des Bazars konnten die Jugendlichen viele, sehr verschiedene
Eindrücke sammeln.
Ein Programm also, das der Wissenserweiterung diente, die Gruppenzusammengehörigkeit förderte und Platz für Freizeit und Erforschung der kulinarischen Spezialitäten
ließ. Die Großeltern von 2 Mädchen luden uns zu sich in den Garten zum Grillen. So
gewannen wir auch Einblicke in den Alltag der in Sarajevo lebenden Menschen. Dieser Nachmittag war sehr beeindruckend und wichtig für die Gruppe. Die Jugendlichen
fühlten sich sehr wohl und konnten durch Tischtennis, Kartenspielen, Radfahren, Fußball,
Tratschen etc. entspannen und die vielen Eindrücke und Erlebnisse setzen lassen. „… es
war wie im J.at…“, hieß es später.
Ein gemeinsames Abschlussessen bot Platz und Raum für die Reflexion und Nachbereitung der Reise. Ebenfalls mit dabei war die Videokamera von CU television und so können wir uns noch lange an der tollen Reise erfreuen. Ein Jugendlicher fasste die Reise mit
diesen Worten zusammen: „Alles war cool, ich war an einem Ort, wo ich akzeptiert wurde,
so wie ich bin – egal woher ich komme und woran ich glaube…“.
Anja und Stephan vom J.at
Seit fast 40 Jahren besteht eine Austauschpartnerschaft zwischen dem Land
Tirol und der Stadt Jerusalem. Diese Partnerschaft wurde in den vergangenen
Jahren um Südtirol und die Stadt Wien
erweitert. Dabei besuchten im Sommer
insgesamt 30 Jugendliche für 1 Woche
Tirol und im Anschluss 3 Tage Wien. Es
ging ums gegenseitiges Kennenlernen,
Kennenlernen der verschiedenen Kulturen und Religionen, Abbau von gegenseitigen Vorurteilen und natürlich um
gemeinsam jede Menge Spaß zu haben.
Die Jugendbegegnung steht dabei immer
unter einem bestimmten Motto, denn
die Idee ist, nicht nur Ausflüge mit den
TeilnehmerInnen zu machen, sondern
sich auch inhaltlich mit einem Thema zu
beschäftigen. Das Motto für 2015 war –
ganz im Sinne des Eurovision Songcontests – „Building Bridges“: In verschiedenen
Workshops ging es vor allem darum, die
eigene Identität zu stärken, Unterschiede zu akzeptieren, das gegenseitige
Verständnis zu fördern und Brücken zwischen den unterschiedlichen Kulturen zu
schlagen.
Teresa Bauer,
Jugendtreff Nordbahnhof /
Jugendräume Wehlistraße
Bratislava Ausflug
mit spacelab_girls
Am Samstag, den 25. April 2015, unternahmen die Mitarbeiterinnen
der Offenen und Aufsuchenden Jugendarbeit mit spacelab-Teilnehmerinnen des Tagestrainings und des Werkstättentrainings einen
Tagesausflug nach Bratislava.
Treffpunkt: 8.30 Uhr am Hauptbahnhof mit sechs verlässlichen jungen Frauen im Alter von 16 bis 20 Jahren. Eine kurzweilige einstündige gemeinsame Zugfahrt mit Rapsfeldern sowie Windparkanlagen
und Ausgabe von Bratislava Altstadtplänen sowie allgemeinen Informationen über das Programm vor Ort folgte.
Ab der Ankunft in Bratislava wurden von
den jungen Frauen Gemeinsamkeiten
und Unterschiede zu Wien thematisiert
wie z.B. Öffentlicher Verkehr, Speisekarten, Kleidung, Häuserform, Sprache,
Sauberkeit im öffentlichen Raum etc. Wir
besuchten die auf einem Hügel gelegene schön sanierte Burg, erhielten eine
beeindruckende Aussicht von oben auf
die Altstadt und begannen einen kleinen
Video-Clip zu drehen. Der erste Hunger
stellte sich ein und wir suchten ein Lokal,
das unseren unterschiedlichen Essensvorlieben gerecht wurde. Leider gab es in
dem ausgesuchten Lokal einige sprachliche Missverständnisse mit dem Lokalpersonal und Unzufriedenheit mit dem Service, was bei den jungen Frauen zu Frust
führte. Wir nahmen das zum Anlass und
wiesen darauf hin, dass es sehr schade
wäre, Bratislava insgesamt abzulehnen,
wegen einer konkreten ärgerlichen Situation. Generalisierungen wie „in Bratislava
kann frau nicht essen gehen, weil alle so
unfreundlich sind“ sind nicht fair. Genauso
wie der Schluss, „dann bleib ich lieber in
Wien, wo ich verstanden werde und fahre
nicht mehr weg“, was eine Einschränkung
wäre und wenig Neues an Erfahrungen
zuließe.
Allgemein wurde festgestellt, dass im Ausland, auf neuem Terrain, der Blick geöffnet
ist und frau neugierig ist, weil im gewohnten Umfeld gar nicht mehr „richtig
hingeschaut“ wird, weil alles so vertraut
erscheint. Die Entdeckerinnen-Lust wird
durch solche Erlebnisse gefördert. Nach
dem Essen hatten die spacelab- Teilnehmerinnen zwei Stunden Zeit, selbständig
Bratislava zu erkunden. Am Hauptplatz
der Altstadt fand eine Art Volksfest statt
mit Auftritten von Rock- und Bluesbands
sowie zahlreichen Kindergruppen mit
Präsentationen verschiedener Tanzstile
– rundherum viele Markstände mit Mitbringsel aus Keramik, Holz, etc. Die Altstadt erlebten die jungen Frauen wie die
Wiener Kärntnerstrasse.
Wie ausgemacht trafen wir uns alle wieder gemeinsam beim vereinbarten Treffpunkt bei der Bühne und machten uns
Richtung Bahnhof auf. Müde vom vielen
Gehen, der starken Sonne und Hitze und
den vielen Eindrücken ließen wir gemeinsam unseren Ausflug revue passieren. Die
spacelab-Teilnehmerinnen kamen richtig
auf den Geschmack öfters Ausflüge mit
uns zu unternehmen und schlugen vor,
ob wir nicht gemeinsam nach Italien
und Frankreich fahren könnten. Die Zugrückfahrt nutzten viele zum Schlafen. In
spacelab zurückgekehrt schauten wir uns
den gemeinsam gedrehten Video-Clip an,
druckten viele Fotos aus und bastelten
eine Collage.
Ein insgesamt sehr befriedigender und
erlebnisreicher Ausflug!
spacelab_girls (Offene und Aufsuchende Jugendarbeit)
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„Keep calm and call Batman!“ –
Hüttengaudi am Kreilplatz
Für die einen ist es nur eine schmutzige Hütte aus Holz, die endlich
weg gehört, für andere ein kleines Universum. Vor zehn Jahren bauten die Mädchen von 19KMH, Mobile Jugendarbeit in Heiligenstadt,
am Kreilplatz im 19. Wiener Gemeindebezirk ihren eigenen Mädchenpavillon – ein Grund zu feiern?
Erlebnispädagogische Tage
im MIHO
Auch dieses Jahr haben wir
uns überlegt, unseren BesucherInnen wieder ein Erlebnispädagogisches Programm
anzubieten. Während der
Planungsphase entwickelte
sich der Gedanke, eine ganze
Woche mit entsprechenden
Aktionen zu füllen. Einerseits
entschieden wir uns für das
Kistenklettern, andererseits
dafür das Spinnennetz in unserem „grünen Kistl“ aufzubauen.
Kistenklettern
Im Vergleich zum Spinnennetz benötigte das Kistenklettern um einiges
mehr an Vorbereitung. Zunächst einmal musste die gesamte Ausrüstung
geprüft werden, um die hundertprozentige Sicherheit der Kinder und Jugendlichen zu garantieren. Es brauchte
einen Baum, dessen Äste dick genug
waren, um das Sicherungsseil zu halten
und gleichzeitig genug Platz unter sich
bot, um die Kisten zu stapeln. Dann
mussten die Sicherungsseile am Ast
des Baumes angebracht werden. Dies
stellte sich als schwierig, aber machbar,
heraus. Die Basics waren also sichergestellt, begeisterte Kids zu finden war
auch kein Problem – los ging’s. Die Kids
im Kinderbetrieb wurden zunächst mit
Helm und Klettergurt ausgestattet und
von uns mit einem Seil gesichert, ihre
Sicherheit lag also in unseren Händen.
Anfangs war es für die Mädels und
Burschen noch recht einfach, die Kisten zu stapeln und höher zu klettern.
Je weiter sie nach oben kamen, desto
wackeliger wurde der Kistenturm und
nur wenige haben es geschafft alle
Kisten zu stapeln. Dennoch hat diese
besondere Aktion viel Spaß bereitet
und alle TeilnehmerInnen vor eine
große Herausforderung gestellt. Leider begann es im Jugendbetrieb stark
zu regnen, sodass wir rasch abbauen
mussten. Aber sowohl das Team des
MIHO als auch die Jugendlichen freuen sich schon sehr auf das nächste Mal.
Spinnennetz
Ein weiteres Special, welches uns
die ganze Woche begleitete, war das
Spinnennetz. Im Kinder-, Teenie-,
Mädchen- und Jugendbetrieb im April sorgte es für große Augen bei den
BesucherInnen. Dazu haben wir unser
„grünes Kistl“, ein Nebengebäude des
MIHO, frei geräumt, verdunkelt und mit
Schwarzlichtröhren bestückt. Daraufhin haben wir mit dünnen Fäden ein
Spinnennetz in den Raum gebaut und
einen Parcours vorgegeben, der einen
Weg durch das Netz ermöglicht. An einigen Stellen haben wir kleine Glocken
befestigt, die läuten, sobald man das
Netz berührt. Durch das Schwarzlicht
und die dadurch leuchtenden Fäden
im abgedunkelten Kistl entstand eine
besondere, teils schon gruselige Atmosphäre, die alle TeilnehmerInnen
gleichsam begeisterte. Es erforderte
eine große Portion an Geschicklichkeit,
Konzentration und Ausdauer sich als
„Spiderman“ und „Spidergirl“ durch das
Neonnetz zu schlängeln. Das Spinnennetz war und ist beliebt bei Jung und
Alt. Vor allem war es eine tolle Woche,
die uns allen viel Spaß gemacht hat!
Jugendtreff MIHO
Seite 6
„Wir wollen hier keine Buben... außer
Michi!“ steht auf einer Sprechblase aus
Papier geschrieben, die am Mädchenpavillon klebt. Michi ist am Donnerstagnachmittag, dem 24. April 2015, diesjähriger Wiener Gesellschaftsklimatag, nicht
zu finden. Allerdings ist um „die Hütte“,
wie der Pavillon von seinen NutzerInnen
genannt wird, einiges los. Am Kreilplatz,
zwischen dem Karl Marx Hof und dem
Einkaufszentrum Q19, feiern die Jugendlichen mit AnrainerInnen, aktuellen und
ehemaligen JugendarbeiterInnen von
19KMH, der Leitung des Vereins Wiener
Jugendzentren, Mitarbeitern der Wohnpartner und dem Döblinger Bezirksvorsteher das zehnjährige Bestehen des schokoladenfarbenen Unterschlupfs. In der
wärmenden Frühlingssonne zerschmilzt
die Schokoglasur der Geburtstagstorte
in Pavillonform während der Bezirksvorsteher der interessierten wie hungrigen
Zuhörerschaft die Geschichte des Parks
näherbringt. Die ersten Jugendlichen
verschanzen sich im Pavillon, um sich für
die Buffeteröffnung strategisch gut zu
positionieren. An den Innenwänden der
Hütte führt eine Fotoausstellung durch
die Entstehungsgeschichte des Bauwerks.
Auf den Außenwänden kleben Sprechblasen, auf denen die Jugendlichen und
einige AnrainerInnen ihre Erinnerungen,
Meinungen, Kritiken, Ideen und Vorschläge zum Pavillon zu Papier bringen. Am
Tisch davor sprayen die FestteilnehmerInnen Pavillonstencils auf Stoffsackerl. Zwei
Hunde passieren mürrischen Blicks, ihre
nicht minder mürrisch blickenden BesitzerInnen an der Leine, das Geschehen.
„Die Hütte ist so alt wie ich“, meint ein
Mädchen, das erstmals bei der jährlichen
Renovierung des Pavillons mitgeholfen
hat. Von den Mädchen, die damals „die
Hütte“ errichtet haben, sind nur mehr
wenige im Grätzel. Einige davon beehrten die Festgemeinde gemeinsam mit
ehemaligen JugendarbeiterInnen von
19KMH, mit denen sie das Bauwerk geplant und gebaut haben. Mit technischer
Unterstützung einer Tischlerin und dem
nötigen Kleingeld von Seiten der EU, der
Stadt Wien und dem Bezirk Döbling schufen sich die Mädchen ihren wettergeschützten Rückzugsort am stark frequentierten Kreilplatz. Dem Park abgewandt
aufgestellt, sieht man ihn hauptsächlich
von der Straße aus ein. Der Pavillon ist öffentlich zugänglich – deshalb dürfen ihn
auch Burschen und Erwachsene nutzen,
was ab und zu auch zu Konflikten führt.
„Dort kann man in Ruhe mit Freunden
sprechen“, „Im Sommer kann man relaxen und die Sonne genießen“, „Die Hütte
ist ein Liebesnest“, schreiben Jugendliche
auf die Sprechblasen an der Pavillonwand.
„Das glauben Sie nicht, da finden Orgien
statt!“, verleiht eine Anrainerin ihrem Entsetzen Ausdruck. „Alles Illegale – gehören
abgeschoben“ war auch schon zu hören.
„Die Hütte muss weg“ hatten AnrainerInnen mit einer Petition zum Abriss des
Mädchenpavillons gedroht.
„Ramba Zamba!“
Die Hütte ist eben mehr als ein Haufen
Holz, an ihr klebt mehr als nur der eine
oder andere Kaugummi. Aus diesem
Grund luden 19KMH und die WohnpartnerInnen im Rahmen des Wiener Gesellschaftsklimatags und des „10 Jahre Mädchenpavillon“-Fests zu einem Austausch
von Meinungen, Erinnerungen, Ideen und
Verbesserungsvorschlägen rund um den
Pavillion. „Seien Sie froh, wenn ich nicht
komme!“, erregte sich ein Anrainer, als er
zu Fest und Diskussion eingeladen wurde.
Schlussendlich kamen auch nur jene, denen der Pavillon und die entsprechende
Torte schmeckte. Über die Bedeutung der
mürrischen Blicke von passierenden Hunden und deren BesitzerInnen kann nur
gemutmaßt werden. Ihre zahlenmäßige
und argumentative Überlegenheit nutzen
die Jugendlichen, um sich mit ihren Ideen
und Verbesserungsvorschlägen direkt an
die anwesenden EntscheidungsträgerInnen zu wenden: „Eine Beleuchtung! Einen
Müllsack in der Mitte! Alles zumachen!
Die Hütte soll nicht immer so dreckig
sein! Nicht die Hütte kaputt machen!“
Einige Wünsche und Ideen fielen bereits
auf fruchtbaren Boden und erhielten Unterstützung, andere gilt es gemeinsam
in Zukunft durch- und umzusetzen. Auf
eines konnten sich allerdings bereits alle
beteiligten Mädchen einigen: „Buben sollen besser zuhören!“
19KMH Mobile Jugendarbeit
in Heiligenstadt
flashige Graffiti Aktionen
Ab ins Freibad…
Graffiti und Streetart im öffentlichen Raum ist eine künstlerische
Ausdrucksform von jungen Menschen, die eine Botschaft hinterlassen wollen. Das flash Mädchencafé unterstützt Mädchen_* und junge Frauen_* sich auf diese Art (legal) sichtbar zu machen und Räume
anzueignen.
Im Rahmen des Arbeitskreises Burschenarbeit veranstalteten insgesamt sechs Einrichtungen einen Bade-, Spiel- und Schwimmtag im Kongressbad. Die Aktion fand
am 4. Juli 2015 zwischen 19 und 21 Uhr statt. Einige Einrichtungen waren schon früher im Bad und so konnte das vielseitige Angebot im Bad gut genutzt werden.
Mädchen_* und junge Frauen_* aus dem
flash kennen die Wiener Wände1 in der
Umgebung bereits von den vergangenen
Graffiti Aktionen. Mit Unterstützung des
Bezirks Neubau wurden dieses Mal exklusive Wände für Kinder und Jugendliche in
der direkten Umgebung zur Verfügung
gestellt.
Am 25. April 2015 startete die erste Aktion: An der Außenseite der Hauptbibliothek (Urban Loritz Platz) wurde nur für
die flash Mädchen_* eine Gewista-Plakatwand aufgestellt, die gemeinsam mit
Mädchen_* und der Künstlerin Wiki Gindl
besprüht wurde. Zwei Wochen konnten
die Graffitis, gleich neben Radweg am inneren Gürtel, bewundert werden.
Die zweite Aktion am 15. Mai 2015 war
eine Kooperation mit dem Multikulturellen Netzwerk2 und der Gebietsbetreuung3
Diesmal gab es mehr Fläche, denn an der
U6 Thaliastraße wurde ein Haus der Wiener Netze auf allen vier Seiten von Kindern und Jugendlichen besprüht. Unter
Anleitung der Künstlerin Frau Isa wurde
mit einem bestimmten Farbschema kreativ gearbeitet. Egal ob Anfänger_in oder
Fortgeschrittene – eindrucksvolle, kleine
Kunstwerke wurden hinterlassen!
Mit Badeschluss hat uns das Kongressbad
sozusagen ganz alleine gehört und die
insgesamt 30 Burschen haben sich auf
einzelne Stationen aufgeteilt. Eine dieser
Stationen ermöglichte den Burschen, dass
sie sich in Wasserball ausprobieren konnten. Es ging aber auch um Wettschwimmen und Tauchen bzw. das Zielspringen
auf Schwimmmatten. Ein Highlight dabei
war bestimmt das besondere Gefühl der
flash Mädchencafé
1
Wiener Wand: Legale Flächen für Künstler_
innen freigegeben: www.wienerwand.at
2
www.mk-n.org
3
GB*7/8/16: www.gbstern.at
Sozialraumanalyse
Die Motivation eine Sozialraumanalyse durchzuführen entstand daraus, dass der Bezirksteil Donaufeld in seiner Geschichte ein stetig
wachsender war und ist. Neben zahlreichen neuen Siedlungen, die
in den vergangenen Jahren fertig gestellt wurden, werden hier die
großen Ziele des Stadtentwicklungsplans der Stadt Wien (STEP 05)
relevant. Von diesen Veränderungen sind alle Bewohner_innen betroffen, die den öffentlichen Raum intensiv nutzen, vor allem Junior_innen und Jugendliche.
Die Sozialraumanalyse Donaufeld besteht aus zwei eigenständigen Berichten
mit sich ergänzenden Fragestellungen
und unterschiedlichen methodischen
Vorgehensweisen. Neben dem Teil der
Mobilen Jugendarbeit Donaufeld, der
sich direkt mit den Jugendlichen beschäftigt, wird im Bericht von Team Focus die
Sicht von Expert_innen, aus regionalen
und überregionalen Institutionen auf die
sozialräumliche Situation von Jugendlichen beschrieben. Gemeinsam bieten
die beiden Berichte ein umfassendes Bild
von der Lebenswelt der Jugendlichen im
Donaufeld.
Mitarbeiter_innen der Mobilen Jugendarbeit Donaufeld beschreiben und
analysieren den Sozialraum Donaufeld
– insbesondere den öffentlichen Raum
in Zusammenhang mit Aneignungsprozessen von Jugendlichen – und erheben
Interessen und Bedürfnisse ihrer Zielgruppen. Generiert wurden die Daten mittels
sozialräumlicher Methodik wie Stadtteilbegehungen, Cliquenraster und Nadelmethode.
Die zentrale Fragestellung von Team
Focus umfasste die Erhebung der sozialräumlichen Situation von Jugendlichen
aus Sicht regionaler und überregionaler
Expert_innen anhand von 41 Interviews
und einer Fokusgruppendiskussion. Beschrieben und analysiert werden soziale
Veränderungsprozesse, die Nutzung von
Aufenthaltsorten, von freizeitpädagogischen Angeboten, Problemlagen im
Stadtteil, Möglichkeiten der Partizipation
sowie Bedarfslagen von Jugendlichen.
Darüber hinaus wurden Gesprächspartner_innen über bestehende Kooperationsformen und Vernetzungstreffen befragt.
Die beiden Sozialraumanalysen bieten
eine Sammlung an Perspektiven und
veranschaulichen gut, was es heißt als
Jugendliche/r im Donaufeld zu leben
oder sich hier in der Freizeit aufzuhalten.
Die Ergebnisse zeigen Qualitäten und
Defizite auf. Die daraus resultierenden
Empfehlungen wollen einen Beitrag zur
Verbesserung der Lebenssituation von Jugendlichen leisten, damit einer positiven
dynamischen Entwicklung des Donaufeldes auch in Zukunft nichts im Wege steht.
Unter anderem ergaben sich folgende
Schwerpunkte für die Mobile Jugendarbeit, die auch im Bericht von Team Focus
durch Expert_innen an mehreren Stellen
als essenziell beschrieben wurden:
• Vertrauensvolle Ansprechpartner_innen
für alle Lebens-, Gefühls- und Problemlagen von Junior_innen und Jugendlichen
sein.
• Bei Aneignungsprozessen neu zugezogener Donaufelder_innen im Öffentlichen Raum unterstützen.
• Bei Partizipationsprojekten, bei der Umgestaltung von Parks und der Entstehung
Burschen, dass ausschließlich für sie die
Rutsche und der Strömungskanal eingeschaltet wurden.
Die Burschen hatten die Möglichkeit, sich
in einem stressfreien Setting zu erleben.
Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten
Einrichtung oder einem Bezirk spielte
keine Rolle. Es ging ausschließlich um das
gemeinsame Gestalten und Verbringen
einer schönen Zeit – was auch gelungen
ist. Um 21 Uhr sind wir alle gemeinsam auf
der Liegewiese im Kongressbad gesessen,
haben unsere Pizza genossen, geplaudert
und ziemlich stolz auf das Sportbecken
geblickt.
Teilnehmende
Einrichtungen:
Jugend-Point SEA, Zentrum 9, Siedlungstreff Leberberg, Jugendzentrum Meidling,
JUST Wienerberg, JugendZone 16
Philipp Kastenhuber,
JugendZone 16
des neuen Stadtteils beteiligen.
• Kennenlernen und Kommunikation
zwischen Anrainer_innen, Junior_innen
und Jugendlichen weiterhin fördern, um
Nutzungskonflikte zu vermeiden und die
Nutzung der Parks und Spielplätze entspannt möglich zu machen.
• Räumlichkeiten für die kalte Jahreszeit
zur Verfügung stellen.
Dieses kooperative Projekt fand am 23.
Juni 2015 in der Bezirksvorstehung Flo-
ridsdorf vor rund 80 interessierten Menschen aus Politik, dem Verein Wiener
Jugendzentren und anderen Kooperationspartner_innen mittels einer Präsentation und einem offenen Diskussionsraum
seinen theoretischen Abschluss. Nun gilt
es die Empfehlungen in der Praxis umzusetzen und die erfolgreiche Arbeit im
Bezirk fortzusetzen.
http://bit.ly/1KOxIBk
Mobile Jugendarbeit Donaufeld
Seite 7
Longboarding
4 A Good Reason!
Im Rahmen des Jugendparlaments Alsergrund WordUp! 9 hatten
zwei engagierte Burschen und begeisterte Longboarder die tolle
Idee, ein Event zugunsten obdachloser Menschen zu veranstalten.
Obdachlosigkeit hat auch im neunten
Bezirk viele Gesichter: z.B. am Schulweg
vom Julius-Tandler-Platz / Franz-Josefs-Bahnhof kommend und entlang des
Donaukanals bei der Friedensbrücke. Seit
im Sommer 2014 Elemente der beliebten
Skate-Anlage Arne-Carlsson-Park wegen
Bauarbeiten zur Friedensbrücke verlegt
werden mussten, kam es dort auch zu
Nutzungskonflikten zwischen Skatern
und (mutmaßlich) obdachlosen Erwachsenen, die es sich gerne auch auf den
Skate-Elementen gemütlich machten.
Nichts Dramatisches fiel vor – wie auch
SAM (Mobile Soziale Arbeit im öffentlichen Raum) bestätigte – aber es herrschte
eine Stimmung, die v.a. jüngere SkaterInnen verunsicherte, wie in den WordUp! 9
Workshops zum Ausdruck kam.
Um klar und deutlich zu signalisieren, dass
ein sozial verträgliches „Nebeneinander“
unterschiedlicher NutzerInnengruppen
möglich ist, stand von Anfang an fest, das
Event bei der Skate-Anlage stattfinden zu
lassen. Gemeinsam wurde beschlossen,
Spenden dem Canisibus der Caritas Wien
zukommen zu lassen, der täglich auch bei
der Friedensbrücke bedürftige Personen
mit warmem Essen versorgt.
Der Nachbarschaftstag am 29. Mai 2015,
Copyright: Caterina Donner
der auch in den Zeitraum der „Aktionstage
Nachhaltigkeit“ fiel, eignete sich bestens
als Termin. Das Z9 unterstützte die Burschen gemeinsam mit den KollegInnen
von Juvivo9 bei Planung und Organisation. Unmissverständlich als „Longboarding
4 A Good Reason!“ betitelt, gab es Lose für
4 Euro zu kaufen – jedes Los eine Spende
und kleine Goodies als Preise. Hauptpreis
war ein vom Fame-Boardshop gesponsertes Longboard.
Bei wunderschönem Wetter fand ein
Longboard-Reparaturworkshop
sowie
eine Longboardtour bis zum Schwedenplatz und zurück statt. Sowohl junge Erwachsene als auch Teens machten
begeistert mit. Faire Bioshirts mit dem –
extra für das Event entworfenen – Logo
wurden verteilt. DJs und Breaker stellten
ebenfalls ihre Skills für die gute Sache zur
Verfügung. SAM hatte einen Infostand.
Und das kostenlose Veggie-Buffet stärkte
nicht nur alle BesucherInnen am Nachmittag, sondern hatte auch noch abends
für diejenigen genug übrig, die es wohl
am meisten brauchten.
Exakt 600 Euro an Spenden konnten Josef
Heinzl, dem überaus erfreuten Koordinator des Canisibus, am Ende der Veranstaltung übergeben werden.
Mädchen picknick
Bereits zum 10. Mal hat der Verein Wiener Jugendzentren heuer alle Mädchen und jungen Frauen zum Wien weiten Picknick
eingeladen. Die Mädchen haben für ihren Lieblings-Picknickplatz gevotet – die Johann-Strauss-Wiese im Stadtpark konnte
auch in diesem Jahr wieder mit schöner Atmosphäre und guter
Erreichbarkeit punkten. Am Samstag, den 30. Mai 2015, von
15 bis 18 Uhr hieß es also: Essen, Trinken, Spielen, Sporteln und
vor allem viel Spaß haben. CU television war mit Kameras vor
Ort und die Picknickerinnen hatten die Möglichkeit, selbst in
die Rolle von Reporterin oder Kamerafrau zu schlüpfen und
können sich nun in der nächsten CU tv-Mädchensendung am
9. Dezember um 20 Uhr auf Okto bestaunen! Unglaubliche 120
Besucherinnen waren beim heurigen Mädchenpicknick dabei,
das Wetter spielte mit und die Mädchen und jungen Frauen genossen ihr Picknick sehr!
Copyright: Caterina Donner
Spacelab-Skitag
Peter Kaiser, Zentrum 9
Am siebten März am frühen Morgen
muss spacelab sich einen Bus ausborgen.
Für 16 Jugendliche brauchen wir Platz,
Treffpunkt: Felberstraße beim Westbahnhof-Parkplatz.
Ins Skigebiet Niederalpl wollen wir hin
und Ski fahren am Fuße der Wetterin.
Die Steiermark ist noch nicht allen bekannt,
dank schönem Wetter sind wir bald braungebrannt.
Verschneite Landschaft soweit das Auge reicht,
das erste Mal Skifahren ist nicht immer so leicht.
Zunächst nur mit einem Ski tasten wir uns heran,
bis endlich jede/r den Pflug fahren kann.
Dann geht’s auf die Piste, das macht uns Spaß,
doch wer keine Skihose hat, ist bald nass.
Dank Speis und Trank im Wirtshaus nebenan,
sind wir gestärkt, sodass die nächste Fahrt beginnen kann.
Bald wird es dunkel, die Sonne geht unter,
wir fahren das letzte Mal den Hang hinunter.
Müde vom Skitag schlafen wir bei der Rückfahrt ein,
bald wieder ein spacelab-Skitag, das wäre fein!
spacelab_gestaltung
(Offene und Aufsuchende Jugendarbeit)
Seite 8
Schon zum dritten Mal (mit einjähriger Pause – zur Abwechslung
gab’s vergangenes Jahr Camping am Dobra-Stausee) fuhren wir
über die Pfingstfeiertage auf die Selbstversorgerhütte „Mengg-Alm“
bei St. Gallen. Die beiden benachbarten Nationalparks Kalkalpen
(Oberösterreich) und Gesäuse (Steiermark) haben sich für uns schon
mehrmals als hervorragende Gebiete für Abenteuer und Natur-Erlebnisse für verschiedene Zielgruppen erwiesen.
Am Freitag um ca. 16 Uhr brachen wir
mit 11 Burschen im Alter von 12 bis 15
Jahren auf. Ein Jugendlicher musste leider
krankheitsbedingt absagen und war darüber sehr traurig. Aber wer weiß, wo es uns
nächstes Jahr hinverschlägt ;) Mit zwei 9
Sitzer-Bussen, die wir mit viel Geschick
bis auf den letzten Millimeter vollpackten
(Kanus plus Schwimmwesten, Seile für
Erlebnispädagogik-Spiele, …) fuhren wir
schließlich los.
Durch unsere Kooperation mit Spar (wöchentlich holen wir uns von der Filiale
Großfeldsiedlung Lebensmittel ab, die das
Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht haben
und weggeschmissen würden, obwohl
sie noch nicht verdorben sind…) konnten wir viel Gemüse, Müsli und andere Zutaten für unsere Lagerfeuer-Kombüse und
kreative Grillereien mitnehmen. So gelang
es uns auch, die Ausgaben für Verpflegung sehr moderat zu halten. Zusätzlich
zu unserem durchdachten Menü-Konzept
(nachhaltig, gesund, bio, ökologisch) hatten die Kids natürlich noch Naschereien
und Knabbereien dabei…
Die Wettergöttin beschenkte uns an allen
Tagen überaus freigiebig mit Regen, was
die gute Stimmung in unserer Gruppe
aber nicht schmälerte. Umso herzhafter
befeuerten wir den offenen Kamin. Während unser nasses Gewand und die Schuhe über dem Feuer trockneten, konnten
wir stundenlang über Allah und die Welt
plaudern.
Am Samstag ging’s dann zum Bogenschießen nach Palfau. Nachdem zwei
Burschen gänzlich in den Gatsch gefallen waren, wuschen sie ihre Hosen bzw.
Jeansjacken in der Kuhtränke, obwohl sie
kein Ersatzgewand dabei hatten – ganz
nach dem Motto: „…lieber kalt als dreckig…!“ Ansonsten waren die Kids vom
Bogenschießen total begeistert, in einem
Heustadl durften wir uns zum Aufwärmen
mit Erlaubnis des Besitzers ein Feuer machen.
Sonntags besuchten wir die Odelsteinhöhle im schönen Johnsbachtal. Der
alpine Zustieg führte uns durch ein landschaftlich bemerkenswertes Moor und
danach eine Stunde steil bergauf. Auch
hier war unsere Gruppe mit Enthusiasmus
dabei, einige Fluchereien ob der Anstrengung seien verziehen und als Ausdruck
jugendlicher Begeisterung zu werten...
Abends kamen wir zu unserer Hütte zu-
Club Nautilus
Burschenfahrt
#rp15, #mcb15
rück und konnten endlich auch im Freien
ein Feuer entfachen und kochen (Eierspeis, Würstel, Spaghetti, ...), da der Dauerregen eine Pause einlegte.
Die geplante Kanufahrt auf der Enns
mussten wir wetterbedingt leider absagen (Hochwasser, starke Strömung, Kälte,
…). Aber unsere Burschen waren auch
ohne diese Aktion durch die vielen neuen Erfahrungen und Erlebnisse erschöpft,
glücklich und zufrieden. Immerhin hatten
wir vier Tage durchgehend in der freien
Natur verbracht und den Wetterkapriolen
ein Schnippchen geschlagen.
Ganz toll war der Besuch unseres Ex-Kollegen Peter, den die Kids damals sehr
ins Herz geschlossen hatten und den sie
auch nach mehreren Jahren noch immer
kannten und schätzten. Durch sein Studium der Umweltpädagogik sowie der Ausbildung zum Natur- und Wildnistrainer
bzw. Waldpädagogen bot er für unsere
Kids zahlreiche Übungen und Aufgaben,
die soziale Kompetenzen untereinander
fördern und stärken. Ziel war es auch Zugang zur Natur zu ermöglichen und anzuregen: „Die große Kunst des Feuermachens“ – ohne Feuerzeug, Zünder, Papier
oder Brennspiritus - begeisterte unsere
Burschen und sie kippten voll drauf rein.
Auch Pflanzenkunde (z.B. Tee und Seile aus Brennesseln) konnte spielerisch
vermittelt werden. Bis spät in die Nacht
waren die Burschen beim Versteckspielen auf der Alm und im Wald unterwegs
oder übten sich im Stockkämpfen, wobei
sie sehr fair und achtsam waren. Andere
kümmerten sich fleißig ums Holzhacken
oder nutzten den Freiraum, der sich ihnen
durch die ungewohnte Umgebung auftat.
Für uns Betreuer war es eine rundum gelungene Ferienfahrt mit begeisterungsfähigen Burschen!
Jugendzentrum Großfeldsiedlung
Anfang Mai 2015 war ich erstmalig bei der re:publica und der media
convention berlin. Die re:publica ist eine der weltweit wichtigsten
Konferenzen zu den Themen der digitalen Gesellschaft. Seit ihren
Anfängen 2007 mit 700 BloggerInnen hat sie sich zu einer Gesellschaftskonferenz mit 7.000 TeilnehmerInnen aus allen Sparten
entwickelt. Die VertreterInnen der digitalen Gesellschaft vermitteln Wissen und Handlungskompetenz und diskutieren die Weiterentwicklung der Wissensgesellschaft. Sie vernetzen sich mit einem
bunten Mix aus AktivistInnen, WissenschaftlerInnen, UnternehmerInnen, NGOs, JournalistInnen, BloggerInnen, Social Media- und
Marketing-ExpertInnen und vielen mehr. Dazu kamen heuer noch
Stargäste wie Netflix CEO Reed Hastings oder Pussy Riot. Und heraus
gekommen sind drei wirklich coole, spannende, politische und dicht
gedrängte Konferenztage!
Das Themenspektrum der re:publica ist
unglaublich breit, es reicht von Netzpolitik, technologischen Innovationen bis hin
zu Kultur und Medien, Musik, Gesundheit,
Bildung und allen anderen Themen rund
um die digitale Gesellschaft. Mit ihrer
neunten Ausgabe begab sich die re:publica 2015 unter dem spannenden und
brisanten Motto „Finding Europe“ gezielt
auf die Suche nach dem Neuen in dieser
‚Alten Welt‘ (vgl. https://re-publica.de).
Die media convention berlin, der Kongress der internationalen Medienbranche,
fand am selben Ort, der ziemlich genialen Station Berlin, statt. Auf drei Bühnen
gab es zahlreiche Veranstaltungen rund
um Film, Fernsehen, Plattformen, Digitalisierung, Regulierung und neue Journalismusformate. Thematisch ging es vor
allem um das Spannungsfeld zwischen
kreativen und technologischen Prozessen:
um Suchmaschinen und soziale Netzwerke, Videoplattformen und die Generation
YouTube, um Video on Demand, um die
Zukunft des Fernsehens. Nationale und
internationale ExpertInnen aus Fernsehen
und Film, Forschung und Politik trafen auf
EntscheiderInnen der digitalen Wirtschaft
und diskutierten über aktuelle Themen
der Medien- und Netzpolitik, über Trends
im Medienmarkt und die Entwicklungen
der Mediengesellschaft – interdisziplinär,
offen und diskursiv, über alle gesellschaftlichen Gruppen und Medien hinweg (vgl.
www.mediaconventionberlin.de).
Ich habe mein Konferenz-Programm aus
mehr als 450 Vorträgen und Diskussionen
sehr vielfältig zusammengestellt: Schwerpunkte setzte ich auf Jugend-Themen,
Social Media & Bloggen, Online-Kampagnen sowie Migration(spolitik) und Flucht
in Europa.
Finding Europe – Zum Nachsehen empfehle ich das Eröffnungspanel zur Migrationspolitik: „Say it loud! Say it clear! Refugees are welcome here!?“. In der Diskussion
ging es um einen möglichen Umgang
mit dieser humanitären Krise, die für das
europäische Gewissen auch eine große
Chance darstellt (Persönliche Anmerkung:
… wenn man sie nutzen würde.). Es ging
um die Wechselwirkung dessen, wie man
über Flüchtlinge spricht und welche Gewalt ihnen angetan wird. Um das Fehlen
des öffentlichen Drucks, die Notwendigkeit von Solidaritätsinitiativen und das
Interesse der Medien.
Als Öffentlichkeitsarbeiterin der Wiener
Jugendzentren bin ich von den zwei Konferenzen sehr begeistert: Besonders die
Talks und Diskussionen zu Jugendlichen,
Mediennutzung von Jugendlichen sowie zu Social Media boten teilweise sehr
konkrete Informationen und Erfahrungen.
Dazu zählten z.B. die Talks zu „Flüchtige
Macht: YouTube im Kreuzfeuer – Facebook
& Co greifen an“, „(Netz)Politische Bildung
mit Webvideos und YouTube“ (Zitat: „YouTube ist nicht die Antwort. YouTube wird
nicht alles lösen, YouTuber auch nicht!“)
oder „Flüchtige Jugend. Sucht sie sich ihr
Programm selbst oder versagt der Markt?“
(Zitat: „YouTuber erklären Jugendlichen
die Welt, Ereignisse, Politik etc.“). Auch mit
dem Thema Online-Kampagnen/Viralität
habe ich mich beschäftigt, spannende
Inhalte und viel Wissen lieferten u.a. „Die
5. Gewalt – Die Macht der vernetzten Vielen“, „Hoax-Kampagnen“ oder „Geteiltes
Leid ist halbes Leid?“.
Persönlich sehr begeistert hat mich zudem der Workshop zu „Sketchnotes“, einer
Technik, Gehörtes zu visualisieren, grafisch auf den Punkt zu bringen und sich
damit Kernaussagen besser zu merken.
Unglaublich cool, spannend und extrem
viel Potenzial.
Abgerundet haben dann abendliche Talks
beispielsweise zu NotesOfBerlin.com,
Österreichbezug stellten „Maschek findet
Europa“ oder „Kaiserschmarrn statt Islam
– Rechtspopulismus in Österreich“ her.
Und nicht zuletzt machte der Austausch
mit anderen Konferenz-TeilnehmerInnen
Spaß!
Zum Nachlesen: https://re-publica.
de/15/sessions und Nachsehen: https://
re-publica.de/archive/sessions
Selina Englmayer
(Öffentlichkeitsarbeit)
Seite 9
BUCHBESP
10 Jahre und danke für den Fisch.
„Du Leo, is ok wenn ich mal ein Konzert in Deiner Halle mach?“.
„Kloa, solangs nachher so sauber is wie vorher und nix kaputt geht,
und pass mir auf dass kaner von dem Glas daschlogn wird. Des san
neun Tonnen da in jedem Schachterl des gibt an mörder Gatsch.“ Das
war 2005 und der Leo ist der Eigentümer der Glaserei Planer, in dessen Halle ich mit unserem Tonstudio eingemietet bin und wo die Glasereifestln stattfinden sollten. So was brauch ich jetzt noch? Bühne,
Anlage, Licht, Buffet, MitarbeiterInnen, Publikum…. Pfuh haben wir
alles im Verein aber warum sollten die…?
Benefiz- und MitarbeiterInnen-Fest. So geht’s!!!
Robert Hömstein (Organisation) und Jimmy Müller (ehem. Betriebsrat) dabei zu haben waren ähnlich komplizierte Verhandlungen wie
mit Leo Planer: “eh kloa des moch ma!“
Was dann folgen sollte, waren acht denkwürdige Festln. Schon beim
ersten habe ich meinen Vater!! um Nachschub zur Tankstelle geschickt. Tja, da war die Planung noch ein bisserl fehlerhaft.
Schon zu meiner Zeit als Zivildiener im
Verein (tief im letzten Jahrtausend) gab
es musikalische Formationen aus KollegInnen. Die All Stars, wie wir uns dann
nannten, sollten ein Fixpunkt des Ganzen
werden. Nächte haben wir uns, beengt in
meinem Studio oder in der Zentrale, um
die Ohren geschlagen. Stellenweise waren wir bis zu zwölf „KünstlerInnen“ (das
ist Gruppendynamik pur!). Schön dabei
war, dass es wurscht war, ob pädagogische MitarbeiterInnen, Leitung, Betriebsrat oder Zentrale, alle waren mit Spaß bei
der Sache. Die Freude, die ich hatte auch
mal Songs mit anderen zu covern, wie
das Duett mit Tanja Wehsely: „I will survive“, oder dass wir uns dann auch mal des
Öfteren bei anderen Festln, Geburtstagen
oder bei 30 Jahre VJZ zusammengefunden haben, bleibt wohl ewig in meinem
Gedächtnis – und wie ich hoffe, auch bei
den Anderen.
Es wurde dann auch immer größer und
spannender: Einmal von der Leine gelassen, schaffen JugendarbeiterInnen
Bemerkenswertes an Engagement und
Kraft. Was da immer wieder an Ideen und
Tun kam, hat mich immer wieder aufgebaut. So kamen zu den Konzerten der
Flohmarkt, Kunstinstallationen (Trickfilmmaschine und Projektionen), die Versteigerungen oder Luca mit seinen Bildern
aus Nordkorea, die er uns vor seiner offiziellen Ausstellung zur Verfügung stellte,
hinzu.
Und so lief es ab:
Wochen Vorbereitung: All Stars Proben,
Buffet vorbereiten, Vorbesprechungen,
Aufbau, Festl und danach... Abbau. Da waren die wahren Helden zugange. Manche
haben gleich dort übernachtet, andere
sind extra gekommen, um uns unter Aufbringung letzter Kräfte nach einer durchfeierten Nacht zu helfen.
Nur allzu oft vergisst man dabei, dass all
die Bänke, Bühnenelemente und sonstiges Equipment, das wir da aus den Autos
raus räumten und am nächsten Morgen
wieder rein räumten, zuerst dort rein und
danach in der Zentrale wieder raus mussten. Ohne den Einsatz der Kollegen und
der Zivildiener der Organisationabteilung
wär dies alles nicht möglich gewesen.
Und dann kam die Übergabe der Spenden: Beim ersten Mal schleppten sie mich
um acht Uhr morgens – zu einer für einen
damals noch jüngeren, rechtschaffenden
Jugendarbeiter nachtschlafenden Zeit
– ins Laura Gatner Haus, um das Geld zu
übergeben. Einen Fehler, den ich beim
Ersten und nun wieder beim letzten Male
machte. Dabei ist dies definitiv nicht meine Bühne.
Zu den Spenden ist zu noch erwähnen,
dass immer wieder mal auch jemand gemeint hat „kein Wechselgeld?... wurscht
da habt’s an 20er fürs Trankl“. Oder der
Flohmarkt, der durch die Spendenfreude
der KollegInnen immer größer wurde.
Und alles was wir nicht am Fest verkauften, wurde an passende Institutionen
weiter gegeben. Oder die Synergien der
Versteigerungen (geniale Idee): Kaum zu
glauben, wie wertvoll Schaumrollen werden können, oder das ersteigerte Nachfolge- Konzert in der Zentrale, eine Führung
durch die Seestadt, eine City Bound Geschichte, eine Wahnsinns Geburtstagtorte oder die Möglichkeit für mich mal ein
Team zu bekochen und vieles mehr, was
da zu Genuss, Spaß und Spendengeld gemacht wurde.
Ich fang hier gar nicht erst mit einer
Aufzählung all jener an, die mitgeholfen
haben, dass die Glaserei stattfinden hat
können. Erstens würde die Liste wohl den
Platz sprengen und zweitens hab ich viel
zu viel Angst jemanden von den vielen
Beteiligten zu vergessen.
Hier also nur das ganz große DANKE an
alle für acht schöne Feste und unvergessliche Momente.
Unter dem Titel „Jugend ermöglichen“ wurde am 13. Mai 2015 ein
Sammelband zur Geschichte der
Jugendarbeit in Wien in der Hauptbücherei Wien präsentiert – herausgegeben von Lothar Böhnisch,
Leonhard Plakolm und Natalia
Waechter. Eingeladen zur Präsentation hat der Verein Wiener Jugendzentren, der auch den Auftrag
zur Publikation gab. Auf 488 Seiten
befassen sich mehr als 20 AutorInnen aus Wissenschaft, Publizistik
und Praxis mit den Vorstellungen
von Jugend und den Diskursen
über die sich ständig wandelnde
Arbeit mit Jugendlichen, historisch
dokumentiert und durch zahlreiche Abbildungen illustriert. Zentral
erscheint dabei das permanente
Spannungsfeld zwischen dem Aufbegehren der Jugendlichen einerseits und der kommunalen Ordnungspolitik andererseits.
Zur Wirkungskette ;-) :
Angestrebte Wirkungen:
E620 bis E640 und ganz viel Spaß und Lebensfreude
Festgestellte Ergebnisse:
12.440€ an verschiedenste NPOs: Zara,
Laura Gatner Haus, Flüchtlingshaus Winkeläckerweg, Haus Sidra, Prosa, Freunde
Schützen Haus, Frauencafé, Ehen Ohne
Grenzen
etwa 1.600 Liter Bier präventiv aus dem
Verkehr gezogen
Erreichter Output:
acht nette Festln und einige Kater
TeilnehmerInnen: ca. 100 bis 300 Leute,
die Spaß hatten
Kontakte: 1.600, Köpfe: 350
mehrere Gehörschäden
Aktivität:
Glasereifest
Methodischer und Struktureller Input:
bisserl Blut und Schweiß und ganz viel
Engagement
knapp 100 Liter von Hermanns Putengulasch
Hier noch ein Rätsel für Eingeweihte:
SMS von Hermann Schopf: “Bauchfleich
und Putengulasch sind auch wieder dabei“ Was is was?
Es werden für mich immer schöne Erinnerungen bleiben. Nach zehn Jahren ist es
aber Zeit die Staffel weiter zu geben. Ihr
werdet immer auf mich zählen können,
wenn ihr eigene Ideen und den Wunsch
habt sowas zu organisieren. Für mich
heißt´s aber „macht’s gut und danke für
den Fisch…“
Rainer Abraham
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Die Beiträge gelten der antiautoritären
Jugendpädagogik des Roten Wien, der
mit den Youth Centers beginnenden demokratischen Pädagogik nach 1945, den
Krisen der Jugendorganisationen, den
sogenannten „Halbstaken“ und den Jugendrevolten der 70er Jahre, welche zur
Gründung autonomer und kommunaler
Jugend und Kulturzentren in Wien beitrugen. Das Buch reicht in die Gegenwart
mit den Themen Integration/Inklusion,
informelles Lernen, Streetwork und Medienpädagogik.
Jugendforschung in der 1. Republik
Im ersten Teil des umfangreichen Werks
geht es um die Entstehung der Wiener
Jugendpädagogik ab dem Ende des 1.
Weltkriegs bis zur Machtübernahme der
Austrofaschisten 1934, die der modernen
Jugendarbeit ein jähes Ende setzten. Lothar Böhnisch betont in seiner Rede zur
Buchpräsentation die Fortschrittlichkeit
der Wiener Jugendforschung während
der 1. Republik und ist der Meinung, dass
diese auch nach dem Krieg nicht wieder
erreicht wurde, zum Teil bis heute nicht.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie konnte die Sozialdemokratie vor
allem in Wien etliche Reformen durchsetzen. Diese reichten von sozialem Wohnbau bis zur Jugendfürsorge. Die Jugend
lag der Stadt damals besonders am Herzen, und sie war bereit, in den sogenannten „neuen Menschen“ zu investieren.
Die erste Organisation, die sich mit Kindern aus proletarischen Familien beschäftigte, waren die Kinderfreunde, die nach
dem 1. Weltkrieg zur Massenorganisation
und in die SPÖ integriert wurden. Inhalt
RECHUNG
des pädagogischen Konzepts war vor allem die Stärkung des Selbstbewusstseins,
man/frau machte sich dabei die Individualpsychologie zu nutze.
Ein weiterer Reformmotor war die Schulreform, forciert vor allem von Otto Glöckel,
umgesetzt vom Roten Wien. Gewisse Elemente, wie Freifahrt und Gratisschulbuch
waren damals schon Thema, sie wurden
erst in den 1970ern unter Kreisky wieder
aufgenommen. Das Rote Wien investierte
viel Geld in die Bildung und neue Ideen
– wie gewaltfreier Umgang und demokratisches Miteinander – konnten so ins
Schulwesen integriert werden.
Damit war 1934 rasch Schluss, und bedeutende Namen wie Sofie Lazarsfeld
oder Charlotte Bühler gerieten in Vergessenheit. Sie erfahren aber im Buch wieder
neue Bedeutung.
Nachkriegsjugend neu aufgestellt
Teil zwei beschäftigt sich mit Jugendorganisationen, sozialen Bewegungen und
der offenen Jugendarbeit zwischen 1945
und 1995. Behandelt werden Jugendorganisationen wie die Freie Österreichische
Jugend, die Sozialistische Jugend, die
Kinderfreunde, die Roten Falken und die
Katholische Jugend. In diesem Teil findet
sich auch ein Beitrag Michael Genners,
Mitbegründer der Gruppe Spartakus, die
gegen die berüchtigte Heimerziehung
kämpfte und sich die Heimbefreiung zum
Ziel machte.
Aber auch gesellschaftspolitische Themen
wie die autonome Frauenbewegung,
Wohngemeinschaften und Hausbesetzungen finden Eingang. Feministische
Mädchenarbeit und Mobile Jugendarbeit
werden ebenfalls ausführlich beschrieben.
Tausende Teenies und Jugendliche gingen im Jugendzentrum Hirschstetten aus und ein. Hunderte KollegInnen, Honorarkräfte, Zivildiener und PraktikantInnen haben den Weg der Einrichtung mitgetragen
und begleitet. Sechs Mal wechselte die Leitung im JZ Hirschstetten. Dieses Jahr feiern wir das vierzigjähEinladung
rige Bestehen
eines vormals kleinen Kellerlokals.
Wir feiern 40 Jahre Jugendzentrumvü mochn.
Hirschstetten!
“ … „Es gibt andere Jugendzenim Rahmen der ACTiN Park Kinonacht
Samstag, 5. September 2015
1220 Wien, Pirquetgasse 7
15 Uhr: Start des Nachmittagsprogramms
19 Uhr: Start des Abendprogramms mit Jugendstadtrat
Christian Oxonitsch und Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy
20 Uhr: Filmvorführung „Die Karte meiner Träume“
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit uns feiern!
Gabriele Langer
Geschäftsführerin
Tanja Wehsely
Obfrau
Jugendarbeit heute
Im dritten und letzten Teil erhalten die
LeserInnen vor allem einen Überblick
über Aspekte und Ansätze kommunaler
Jugendarbeit in der Gegenwart. Die AutorInnen beschäftigen sich mit der Entwicklung der offenen Jugendarbeit ab Mitte
der 90er Jahre bis heute.
Im Fokus stehen Perspektiven feministischer Mädchenarbeit, Aspekte und
Motive der Burschenarbeit sowie die
Auseinandersetzung mit migrantischen
Jugendlichen.
Leonhard Plakolm geht der Frage der Professionalisierung von sozialen Vereinen
nach und erörtert diese anhand eines
Vergleichs des selbstverwalteten WUKs
mit dem kommunalen Verein Wiener Jugendzentren. Neu eingegangen in die
Jugendarbeit ist die Auseinandersetzung
mit dem Thema Übergang Schule – Beruf.
Unverzichtbar ist auch die Beschäftigung
mit Medienpädagogik, und letztlich geht
es auch um die Zukunft und die Perspektiven der offenen Jugendarbeit
Der Sammelband ist ein umfangreiches
Werk, das sich mit (fast) allen Aspekten
von Jugendarbeit beschäftigt, ohne den
Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Pflichtlektüre für alle angehenden und
schon im Beruf stehenden SozialarbeiterInnen und interessant auch für jene, die
sich für junge Menschen und die Arbeit
mit ihnen interessieren.
Jugend ermöglichen
Erschienen im Mandelbaum Verlag, erhältlich um 24,90 beim Verlag, im Buchhandel sowie über den Verein Wiener
Jugendzentren.
Claudia Gerhartl
(WUK Info)
tren die hom am Samstag, manchmal am
Sonntag und am Montag offen, unsres
net – warum?“
1986 sollten die Räume dann aus dem
Keller hervorgehoben werden – mit einer
Glasdachkonstruktion und einer allgemeinen Erweiterung. Und trotz der Anfangsschwierigkeiten dürfte das Jugendzentrum von Beginn an starken Zuspruch
seitens der Jugendlichen genossen
haben, wie die Frequenzzahlen aus den
damaligen Aufzeichnungen zeigen. Und
das obwohl es immer wieder lange Umbau- und Konzepterstellungszeiten sowie
Schließzeiten gegeben hat. Das Jugendzentrum wurde dadurch auch mehrere
Male neueröffnet – 1987 mit Johnny´s
Disco Show. Zu dieser Zeit wurde auch
die integrative Kindergruppe Stanisläuse
in den Jugendzentrumsbetrieb integriert.
In den 90ern machte sich dann die etwas triste Bauweise, magere Infrastruktur
sowie die Besiedelungspolitik in dieser
Gegend bemerkbar. Die Drogenproblematik rückte auch im Jugendzentrum in
den Vordergrund. Die damaligen AnimateurInnen (das war dazumal die Berufsbezeichnung der ausgebildeten MitarbeiterInnen, KollegInnen ohne einschlägige
Ausbildung wurden BetreuerInnen genannt) reagierten darauf mit einem nicht
nur vereinsintern umstrittenen Konzept
der akzeptierenden Drogenarbeit und einem Gemeinwesenzentrum. Im Rahmen
dessen gab es regelmäßige Beratungsangebote vom Psychosozialen Dienst, der
Arbeiterkammer, Bewährungshilfe und
dem Verein Dialog. Immer wieder wurde
versucht dem schlechten Ruf der Siedlung
auch medial entgegenzuwirken. Die Situation sollte sich aber trotzdem nicht wirklich bessern…
1998 dann der Bruch: Neue Leitung, neues Konzept und teilweise neues Team.
Diese Konzeptumstellung war keine leichte, bedeutete es doch fast die gesamte
Zielgruppe des damaligen Jugendclubs
ziehen lassen zu müssen und diesen von
Grund auf neu aufzubauen. Doch die Umstellung hat sich bis heute bewährt.
Und mit der Planung des Umbaus der
Schulsportanlage vor dem Jugendzentrum – dem ACTiN Park – trat bald ein
neues, beherrschendes Thema in den
Mittelpunkt. Das Jugendzentrum Hirschstetten übernahm damals die Moderation des Umgestaltungsprozesses, die
Durchführung partizipativer Projekte und
bis heute die pädagogische Betreuung
dieses, damals mit 8.000 Quadratmetern
Wien weit größten Mehrfachnutzungsplatzes. Gleichzeitig hat die Stadt Wien
zu dieser Zeit, 1999 bis 2003, die Siedlung
umfassend saniert. Der Ruf der Siedlung
1970: Ein Bauer pflügt einsam sein Feld
am Rande Wiens, alles flach soweit das
Auge reicht, aber schon bald sollten hier
Gemeindebauten mit sieben bis neun
Stockwerken in den Himmel ragen. In
den Jahren 1972 bis 1974 wurde dann der
später so genannte Franz-Karl-EffenbergHof (benannt nach dem Donaustädter
Bezirksvorsteher von 1998 bis 2005), der
Karl-Kautsky-Hof (benannt nach einem
führenden Theoretiker des Marxismus)
und die Quadenstrasse 65 bis 67 erbaut:
1.905 Wohneinheiten mit damals etwa
5.500 BewohnerInnen – entworfen von
Oskar und Peter Payer im Stil des postmodernen Konstruktivismus oder anders gesagt: Plattenbauten. 1973 wurde dann die
heutige Volksschule und IMS Prinzgasse
eröffnet, in dessen Keller sich ab 1975 Jugendliche einfinden sollten. Damals gab
es den Verein Wiener Jugendzentren, der
dann 1978 gegründet wurde, noch nicht
und so wurde das JZ Hirschstetten eigentlich als fünfte Einrichtung vom Verein Wiener Jugendkreis als eines der „Häuser der
offenen Tür“ eröffnet.
Die ersten Räumlichkeiten waren von der
Größe her eher bescheiden. Nur die Räume, die jetzt als Gang und Büro genutzt
werden, standen damals zur Verfügung.
Die Angaben über die genaue Größe
schwanken in den alten Aufzeichnungen
zwischen 120 und 180 Quadratmeter. Erst
1983 wurden die heutigen Jugendcafe- und Discoräumlichkeiten umgebaut
– allerdings nur begrenzt zur Freude der
damaligen MitarbeiterInnen. Im Jahresbericht des Vereins aus dem Jahr 1984
wird die Situation so beschrieben: “Die
Einrichtung des Cafés erinnert an einen
Stadtheurigen. Nur ist dies ja auch so geplant worden, lt. Architekt Vozicky deshalb
um die Jugendlichen mit traditionellen
Werten ihrer Umgebung zu konfrontieren. Über Sinn oder „Un“-Sinn einer solchen Vorgangsweise bei der Ausstattung
unseres Zentrums lässt sich reden, doch
hier ist wohl übersehen worden, daß es
recht schwer ist Heurigenatmosphäre in
einem Kellerraum mit zwei kleinen, mit
undurchsichtigem Glas ausgestatteten
Fenstern zu erzeugen.“ Noch 1986 ist in
der damaligen Vereinszeitung „Zündstoff“
über den Besuch eines gewissen Michael
Häupl im Jugendzentrum Prinzgasse (so
wurde es damals noch genannt) zu lesen,
bei dem die Jugendlichen über das karge
Raumangebot und die Öffnungszeiten
klagten: „Unser Jugendzentrum schaut
sehr mies aus, sehr kla, da kann man net
hat sich gebessert, die Problematiken
verschoben und so machte das Team des
Jugendzentrums sich zusehends auch auf
zu neuen Ufern: Zuerst in das nicht weit
entfernte Heidjöchl danach Richtung Essling, Aspern und Stadlau und schließlich
in die Seestadt.
Etwas mehr als die Hälfte dieser Geschichte durfte ich mittragen und erleben. Wenn
dabei irgendwas herausstechend war, so
ist es die Erfahrung, dass die Arbeit des
Vereins Wiener Jugendzentren in den
Stadtteilen einen essentiellen Beitrag zur
Verbesserung der Lebensumstände für
die BewohnerInnen leistet.
Rainer Abraham,
Jugendzentrum Hirschstetten
Seite 11
Villa Pragerstr. 20. Fotografiert am 25.3.1975,
Foto: F. Polly/Bezirksmuseum Floridsdorf
Kurztext zum ehemaligen Gelände der Sankt Georgsbrauerei
in Floridsdorf, Wien, Prager Straße 20
Zeitgeschichte
in Floridsdorf
anhand der Mautnervilla 1868-2015
Im Jahr 2015 gedenkt Österreich
zum 70. Mal der Beendigung des
Zweiten Weltkrieges in Europa und
der Befreiung vom Nationalsozialismus. Der Zweite Weltkrieg, die
Verfolgung der Juden, die Arisierungen und der Widerstand fanden
auch in Floridsdorf statt. Die Veranstaltung des Wiener Wiesenthal
Institut für Holocaust-Studien („Bewegt Erinnern“) am 24. Mai 2014,
die in den Räumen der ehemaligen
Mautnervilla – die heutige Zentrale
des Vereins Wiener Jugendzentren
– stattfand, gab den Denkanstoß
für eine intensivere Erkundung des
Gebäudes und seiner Umgebung.
Die Sonderausstellung (Schauplatz
Floridsdorf 1938-1945) des Bezirksmuseums 21 in Floridsdorf wurde
zum Anlass für eine Spurensuche
der historischen Ereignisse in und
um die Mautnervilla. Schließlich
fand am 20. Mai 2015 im Rahmen
unseres internen Fortbildungsprogramms die Veranstaltung „Zeitgeschichte in Floridsdorf anhand
der Mautnervilla 1868-2015“ in der
Vereinszentrale statt.
Programmpunkte waren:
• Sonderführung im Bezirksmuseum 21
durch Ruth Bacher
• Rundgang durch die Zentrale mit MitarbeiterInnen, die schon 1975 dabei waren
• Suche nach Spuren der ehemaligen Besitzer (Familie Mautner Markhof ) sowie
des Jugendzentrums, das vor der Nutzung
als Zentrale in diesen Räumen untergebracht war
• Abschließend erwartete uns ein ebenso
interessanter wie spannender Bildvortrag von Thomas Pototschnig über die
Geschehnisse in den Jahren 1944/45 am
Gelände der Sankt Georgsbrauerei (siehe
Kurztext weiter unten)
Möglich machten die Veranstaltung Ruth
Bacher, Mitarbeiterin vom Bezirksmuseum
Floridsdorf, die uns durch die Sonderausstellung führte, und Thomas Pototschnig,
der Urgeschichte und Historische Archäologie sowie Rechtswissenschaften in Wien
und Linz studiert hat und zu Fragen der
zeitgeschichtlichen und forensischen Archäologie arbeitet. Weiters geplant sind
eine kleine Dauerausstellung in der Vereinszentrale (Betriebsratskammerl) sowie
eine kleine Broschüre über den derzeitigen Stand der Forschungen betreffend
Floridsdorf und der Mautnervilla.
Robert Hömstein
1864 gründete Georg Heinrich Mautner
Markhof eine „Preßhefe-Spiritus Fabrik
und Raffinerie“ am Gelände Prager Straße
Nr. 20 sowie im Jahre 1893 auch die Sankt
Georgsbrauerei Floridsdorf. Nach großem
Erfolg setzte vor allem der Erste Weltkrieg
der Brauerei zu. Nach der Schließung
der Presshefefabrik wurde die Brauerei
1935/36 an ein Firmenkonsortium verkauft. Im Jahre 1944 gab die Familie die
beiden Floridsdorfer Villen, welche als Familiensitz dieses Zweigs der Familie galt,
auf. Nach Bombardierungen im Juni desselben Jahres, bei der es zu Zerstörungen
am Gelände kam, treten die ersten Nachrichten über Zwangsarbeiter auf dem Gelände auf. Diese Ereignisse fielen mit dem
Verlassen der Familie Mautner Markhof,
mit der Verlegung der KZ-Außenlager von
Schwechat nach Wien und der Deportation ungarischer Jüdinnen und Juden nach
Wien zusammen. Nach der Zerstörung
von Gebäudeteilen der Malzfabrik wurde
im Sommer 1944 an jener Stelle mit dem
Bau eines Hochbunkers begonnen. Nach
dem Krieg verkaufte die Familie Mautner
Markhof jene Teile des Geländes, in deren
Besitz sie noch waren, an die Stadt Wien.
Ein Bierlager der Brauerei Schwechat bestand bis in die frühen 60er Jahre. Danach
wurden große Teile der Bauten geschleift
und die freien Flächen neu bebaut. Lediglich der Bereich der Villa an der Prager
Straße ist bis heute erhalten geblieben.
Das Gelände der ehemaligen St. Georgsbrauerei in Floridsdorf taucht in einschlägiger Literatur über die Verfolgung und
Internierung von Juden in der Zeit des
Nationalsozialismus immer wieder auf.
Vor allem nach dem Juni 1944, gibt es Belege für einen Zusammenhang zwischen
dem Gelände der Prager Straße 20 und
dem Lagersystem der Nationalsozialisten. Es besteht ein klarer Zusammenhang
zwischen den Deportationen ungarischer
Juden und der Verlegung der KZ-Außenlager von Schwechat nach Wien.
In der Fachliteratur werden immer wieder
Probleme betreffend des Zwecks des Einsatzes von Häftlingen und der Verortung
der Brauerei angesprochen. Was war die
Aufgabe, die die Deportierten am Gelände der Brauerei unter unmenschlichen
Bedingungen erfüllen mussten? Zurzeit
wird im Rahmen eines Projektes versucht,
weitere Quellen aufzudecken und zu analysieren, um Fragen zu den Geschehnissen in den Jahren 1944/45 beantworten
zu können. Anhand der Quellen sollen Hypothesen verifiziert oder falsifiziert wer-
den. Als Quellen dienen Zeugenaussagen,
Akten, aber auch materielle Überreste. Vor
allem die materiellen Überreste, Mauerzüge, Straßen, Brunnen- und Kanalanlagen
helfen, die Lokalisierung der Brauerei zu
untermauern. Diese können weiters auch
dazu beitragen, die Frage nach der Art der
Zwangsarbeit, die am Gelände Prager Str.
20 verrichtet werden musste, zu beantworten.
Thomas Pototschnig
Sudhaus der Brauerei zum St. Georg, Ecke Gerichtsgasse/Peitlgasse um 1920.
Foto: Bezirksmuseum Floridsdorf.
Wir müssen reden!
Spannender Gesellschaftsklimatag am 24. April 2015
Das Gesellschaftsklimabündis hat am 24. April – dem letzten Freitag im
April – den zweiten Gesellschaftsklimatag veranstaltet. Damit richtete sich
die Aufmerksamkeit erneut auf das gesellschaftliche Zusammenleben und
das soziale Klima in unserem Land. In Fußgängerzonen, Schulen, Höfen,
Lokalen und Plätzen hielten Institutionen und BürgerInnen Sprechstunden
der Vielfalt ab – die Sprechstunden reichten von Wien bis nach Vorarlberg.
Die gemeinsame Sprechstunde aller BündnispartnerInnen am belebten
Columbusplatz in Wien-Favoriten fand großen Anklang. Die rund 40 TeilnehmerInnen saßen sich in zwei langen Reihen gegenüber und redeten mit
ihrem jeweiligen Gegenüber über die Zukunft der Stadt. Für jede Frage, die
zur Diskussion gestellt wurde, standen ein paar Minuten für das Gespräch
zur Verfügung. Nach Ablauf der Zeit ertönte ein Signal und die TeilnehmerInnen auf einer der beiden Sitzreihen rückten um einen Platz weiter.
Dann stellte die Spielleitung die nächste Frage und es begann ein neues
Gespräch. Der Speedtalk dauerte rund 30 Minuten und die TeilnehmerInnen waren sehr begeistert von diesem unkonventionellen Austausch. Viele
PassantInnen redeten mit oder informierten sich über das Gesellschaftsklimabündnis.
Seite 12
Gesellschaftsklimaforschung
unter Jugendlichen
Der Verein Wiener Jugendzentren beteiligte sich 2015 mit sieben Veranstaltungen, in vier Bezirken und mit neun
Jugendeinrichtungen am Gesellschaftsklimatag: Es gab das Frühlingsfest in der
Zinnergasse 29a in Simmering mit Talk
am Gesellschaftsklima-Tisch. 19KMH organisierte beim 10 Jahre Mädchenpavillion-Fest eine partizipative Theaterszene:
"Platz da! Eine Opferette". Der 22. Bezirk
stand am Gesellschaftsklimatag ganz im
Zeichen von Diversitivity und Social Activity: In den Jugendzentren Hirschstetten
und Rennbahnweg sowie bei der Mobilen
Jugendarbeit SEA zeichneten, erklärten
und stellten Jugendliche Vielfalt-Begriffe,
ihre Fähigkeiten und eigene Vorlieben
pantomimisch dar. Für die anderen BesucherInnen galt es, diese Begriffe zu erraten. Die spielerische Aufbereitung schaffte einen niedrigschwelligen Zugang zum
Thema und sorgte für einen anregenden,
lustvollen Austausch über unsere Gesellschaft, die Wünsche an unser Zusammenleben etc. Im Jugendtreff Eleven
texteten Teenies einen Vielfältigkeitssong
und die StammbesucherInnen unter den
Jugendlichen diskutierten über Identitäten. Bei JUST Wienerberg verschenkten
Jugendliche blühende Flaschenpost in
Plastikflaschen, die sie zuvor in der Siedlung gesammelt hatten. Damit wurde die
Siedlung nicht nur sauberer, die blühende
Flaschenpost machte den BewohnerInnen auch Freude und bot Anlass, ins Gespräch zu kommen.
Ziel: Darüber reden,
wie wir zusammenleben wollen
In den Sprechstunden der Vielfalt machten österreichweit Menschen das, was
den Kern einer Demokratie ausmacht. Sie
sprachen miteinander darüber, wie wir
zusammen leben wollen. Statt Anliegen
an die Politik zu delegieren, tauschten sie
sich auf Augenhöhe aus und machten politische Willensbildung zu einem konkreten Bestandteil ihres Alltags. Am Gesellschaftsklimatag kamen wir zusammen,
entdeckten überraschende Gemeinsamkeiten und lernten Unterschiede besser
einzuschätzen. An Vorurteilen festzuhalten wurde plötzlich schwieriger!
www.gesellschaftsklima.at
Medienarbeit
im Jugendtreff Eleven
Willkommen bei
CU television NEWS
Lesen Jugendliche in Zeiten von Smartphone und Internet noch
Zeitung? Sind Nachrichten im Fernsehen noch relevant für sie? Wo
holen sich die Besucherinnen und Besucher des Jugend- und Stadtteilzentrum come2gether (c2g) die Informationen? Welche Informationen sind ihnen noch in Erinnerung?
Mit dem Projekt NEWS haben wir vom
c2g versucht, Antworten auf einige dieser
Fragen zu finden. Außerdem wollten wir
unsere Besucherinnen und Besucher zu
einem kritischen Umgang mit Informationen aus diversen Medien anregen.
Im Jahr 2013 haben wir begonnen, kurze
Clips gemeinsam mit den Jugendlichen
des c2g zu gestalten. Der Beitrag sollte
nicht länger als 2 Minuten dauern und die
Inputs von verschiedenen Jugendlichen
gegenüberstellen. Die Fragestellung war
jedes Mal dieselbe: „Welche Meldungen
sind Dir aus der letzten Zeit in Erinnerung?“.
Der fertige Clip wurde schließlich auf
CUtv ausgestrahlt. Nach dem Erfolg der
ersten Staffel haben wir im Frühjahr mit
den Arbeiten zur Season II begonnen. Im
Grunde blieb das Format unverändert,
wurde aber durch zwei Spezialausgaben
ergänzt. Bei den Dreharbeiten zu Folge 2/
II entwickelte sich zwischen zwei Jugendlichen ein Dialog, der von den Aufgaben
der PolitikerInnen über deren Stellenwert
in der Gesellschaft bis hin zu der Frage
führte, was die beiden tun würden, wären
sie Politiker. Dieser Dialog bildete die Basis
für die erste Spezialsendung.
Folge 3/II war schon von Beginn an als
Sondersendung geplant. Die EU-Wahlen
waren der Anlass, mit Jugendlichen des
c2g einen Fragenkatalog zu erarbeiten.
Die Jugendlichen wollten wissen, was die
WienerInnen über die EU im Allgemeinen
und die EU-Wahlen im Speziellen wissen.
Werden die Interviews zu NEWS im Regel-
fall in den Räumen des c2g gedreht, wurde für die Sondersendung das Format der
Straßenbefragung gewählt. Darum sind in
dieser Folge, im Gegensatz zum Rest der
Staffel, eher Erwachsene im Mittelpunkt
und die Rolle der Jugendlichen ist auf die
der Interviewerin beschränkt.
Die restlichen vier Episoden der Season II
folgen zu Beginn noch der Grundidee der
kurzen Statements und der Sendungslänge von maximal zwei Minuten. Gegen
Staffelende wurde es aber zusehends
schwieriger, die Statements der Jugendlichen zu kürzen. Das lag einerseits daran,
dass die Jugendlichen die Scheu vor der
Kamera verloren. Andererseits hatte sich
das Format im c2g etabliert und wurde
von den Jugendlichen angenommen.
Darum wurde das Erfolgsformat erweitert
und die Clip-Länge auf bis zu vier Minuten
ausgedehnt.
Ablauf
Um die NEWS möglichst aktuell zu halten, beginnen die Arbeiten an einer Folge
meist eine Woche vor Redaktionsschluss
der aktuellen CUtv-Sendung. Am Beginn
steht die Suche nach einem Drehteam
(v.a. Kamera & Ton), das eine kurze technische Einschulung bekommt (Wo schaltet
man die Kamera ein? Wo ist der Zoom?
Worauf muss ich beim Lautstärkenpegel
achten? Welche Einstellungen gibt es,
welche kann ich verwenden? … ).
Danach macht sich das Drehteam mit
Unterstützung von MitarbeiterInnen des
c2g auf die Suche nach Interview-Partne-
rinnen und -Partner. Ist die Fragestellung
zu Beginn des Drehs noch sehr frei (Welche Meldungen sind Dir aus der letzten
Zeit noch in Erinnerung?), wird bei später
befragten Jugendlichen auch auf bereits
erwähnte Ereignisse eigegangen (Sagt dir
das Wort Hypo etwas? Hast Du auch von
… gehört/gelesen? etc.)
Im Laufe der Dreharbeiten entwickeln
sich dann immer wieder Diskussionen zu
den erwähnten Themen. Spannend wird
es vor allem dann, wenn die Jugendlichen
über Ereignisse berichten, an denen sie
selbst (wenn auch nur als Zaungäste) beteiligt waren und für sie die Differenz zwischen selbst Erlebtem und in den Medien
Berichtetem offensichtlich wird.
Nach dem Dreh wird das aufgenommene
Material gesichtet und geschnitten. Dabei wird versucht, auch die Jugendlichen
einzubinden. Der fertige NEWS-Clip wird
dann den ProtagonistInnen (Drehteam
und interviewte Jugendliche) vorgestellt,
bevor er an die CUtv-Redaktion zur Abgabe geschickt wird.
Ziele
. Videokompetenzen (drehen, schneiden etc.) bei Jugendlichen entwickeln
. den kritischen Umgang mit verschiedenen Medien bei Jugendlichen fördern
. die Jugendlichen dazu anregen, sich
mit den wahrgenommen Nachrichten
auseinanderzusetzen und kritisch zu
hinterfragen
. den Jugendlichen eine Präsentationsbühne bieten
. Selbstbewusstsein der Jugendlichen
steigern
„Warum der Jugendtreff Eleven
so viele Preise gewinnt“
Die Zutaten des Erfolges:
• Mensch nehme mindestens eine/n MitarbeiterIn, die/der sich gerne mit Medienarbeit auseinandersetzt und kein Problem
damit hat stundenlang vor einem PC zu
sitzen, um Videos zu schneiden.
• Unterstützend braucht es KollegInnen,
die damit zurechtkommen, dass ein/e
KollegIn viel PC-Arbeit leistet und daher
weniger im Alltagsbetrieb sein kann.
• Mindestens eine Videokamera.
• Motivierte Teenager und Jugendliche
(oder nur Teenager und Jugendliche – die
Motivation wird von motivierenden MitarbeiterInnen erledigt und/oder von der
Aussicht einen Preis zu gewinnen)
… und fertig!
Hinweis 1: Nicht immer braucht es ein
Thema, das durch kreatives Schaffen der
Zielgruppe bearbeitet wird. In den meisten Fällen reicht schon eine Videokamera
und Kids, die gerne davor stehen. Einen
Grund dafür finden sie gerne selber.
Hinweis 2: Falls den Kids tatsächlich
nichts einfallen sollte oder sie einen kreativen Anstoß brauchen, gibt es einige
Ausschreibungen zu Kreativwettbewerben, wo sich vielleicht etwas Anregendes
finden lässt. Und falls sich keine passende
Ausschreibung findet, dann erspart das
der Zielgruppe, die nicht mitgemacht hat,
den Neid auf diejenigen, die etwas gewinnen (könnten).
Für Inspirationen werft doch einen Blick
auf unseren YouTube-Kanal:
„Eure Nachrichten sind
ja auch nur Propaganda!“
Im Jugendbetrieb versuchten wir mit Input aus verschiedenen Tageszeitungen und Journalen sowie den Fernsehnachrichten „Zeit im
Bild“, Diskussionen rund um aktuelle Tagesthemen und die verschiedenartige Darstellung in unterschiedlichen Medien in Schwung zu
bringen. Dabei mussten wir feststellen, dass vor allem die Berichterstattung zur Außenpolitik mit den kritischen Worten: „Das ist ja alles
westliche Propaganda“ kommentiert wurde.
Nun gut, jetzt sind wir ja in der Jugendarbeit und tun nicht jede Aussage von
Jugendlichen mit einem österreichischen
„Wos woin denn de Jungan uns Oiden
dazoin?“ abwerten, sondern versuchen
tatsächlich nachzuforschen, was da Wahres dran sein könnte. Manchmal werden
sogar Argumente gesucht, um solch kritische Worte komplett zu widerlegen.
Denn wenn überhaupt irgendwer einer
Lüge auf den Leim geht, dann ja wohl diese ganzen Muslime und die Russen und
überhaupt alle Kriegsländer, weil ja dort
gar keine gscheite Berichterstattung mehr
möglich ist. Aber bei uns? Das ist doch lächerlich! Oder? (Achtung: Sarkasmus)
In einer Demokratie herrscht ja Meinungsfreiheit. Alles darf gesagt werden.
Medienpreis 2015
Wettbewerb Zusammen:Österreich 2015
Die Serie NEWS wurde für den Medienpreis des Wiener Bildungsservers in der
Kategorie Kinder- und Jugendprojekte
nominiert und hat den 3. Platz belegt –
GRATULATION!
Jugend- und Stadtteilzentrum
come2gether (c2g)
Fotowettbewerb SiSi 2015
Kommentar
Integrationspreis Sport 2014
Auch populistische Meinungen. Das ist ja
schließlich Meinungsfreiheit. Richtig?
Ja, da kommt man ins Grübeln. Hilft ja alles nix. Da muss man selbst aktiv werden
und sich informieren.
Es führt tatsächlich kein Weg daran vorbei,
sich mit verschiedensten Darstellungen
zu einem Thema in inländischen und internationalen Medien auseinanderzusetzen. Diese lassen sich auch ganz leicht
und schnell im Internet finden. Jeder
Mensch darf sich gerne selbst über die
geopolitische Lage zwischen Russland,
den USA und was die Ukraine mit dem
ganzen überhaupt zu tun hat, informieren. Auch zum Syrienkrieg, zum Krieg in
Afghanistan, zum Krieg im Irak und wer
davon profitiert gibt es noch ein paar weitere Blickwinkel, die man beachten könnte. Allein der Wille fehlt.
Soweit muss zum Glück ja gar nicht geschaut werden! Wie werden denn Sachverhalte in den (österreichischen) Medien
präsentiert, die Sie konsumieren? Ist es
nicht die Aufgabe von Journalismus und
der gesamten Medienlandschaft sachlich
zu informieren? Erwarten Sie das (noch)
von Medien? Welche Inhalte glauben
Sie? Welche nicht? Informieren Sie sich
Jugendtreff Eleven
aktiv? Oder konsumieren Sie tatsächlich NUR die Informationen, die Ihnen
in der U-Bahn vorgesetzt werden? Und
denken Sie, dass diese Medien frei sind
von politischer Färbung und Meinungsmache? Oder haben Sie vielleicht schon
das Gefühl gewonnen, dass auch in der
österreichischen Medienlandschaft nicht
mehr zwischen Informationsvermittlung
und Hassverbreitung unterschieden wird.
Und im Parlament wird ja auch rhetorisch
nicht viel weiter gegriffen. In einem sind
sich leider viele einig: Die Ausländer sind
schuld, die Moslems sind alle Terroristen,
vor denen uns die USA rettet, Putin treibt
uns in den Krieg, die Asylanten sind eh nur
Wirtschaftsflüchtlinge, die uns unseren
Reichtum wegnehmen und unser Sozialsystem ausnutzen. Und überhaupt sollten
die anderen EU-Staaten auch mal was
machen. Wir haben für solche Ausländerprobleme jedenfalls keine Zeit mehr, weil
schließlich haben wir in Österreich schon
genug mit dem ganzen Wahlchaos zu tun
und um die Hypo müssen wir uns auch
noch kümmern. Was denn noch alles?
(Achtung: Sarkasmus)
Die gute Nachricht ist: Es gibt noch Menschen, die Sie informieren wollen. Diese
äußern sich meist kritisch gegenüber
der informativen Massenabfertigung. Sie
setzen sich für Menschlichkeit und Kooperation in der Politik, in der Wirtschaft,
im Finanzsystem, im Bildungswesen und
in der grundsätzlichen Art und Weise, wie
mensch anderen Menschen begegnen
sollte, ein. Doch jene Menschen werden
oft diffamiert, beleidigt und lächerlich gemacht. Also konkret werden diese Menschen unglaubwürdig gemacht. So ist
das halt in einer Demokratie. Tritt mensch
für eine menschengerechte Asylpolitik
ein, muss es sich wohl um linke Kiffer mit
schlechter Frisur und ohne Job handeln
– also „a Würstl des ma net ernst nehma
kau“.
Wo gibt es denn noch wirklich „freie“ Medien und wer bestimmt, was berichtet
werden darf und was nicht. Dabei sollte
mensch eines deutlich erkennen: hetzen,
Angst schüren, Zahlen und Fakten verdrehen führt zu nichts. Gut, dass es noch
kritische junge Köpfe gibt, die sich etwas
sagen trauen und uns zum Nachdenken
anregen. Ob mensch auf dem richtigen
Weg zur Meinungsbildung ist, kann einem nur der innere Kompass sagen.
Sabine Rößler, Jugendtreff Eleven
Seite 13
Wien Räumt! –
„Eurowischn
Putz Contest“
in der Mitterhofergasse
And the Winner is…
Zum zehnten Mal fand heuer die von der MA 48 ins Leben gerufene
und unterstützte Aktion „Wien räumt!“ statt. Auch das MIHO beteiligte sich an den Aufräumarbeiten in zahlreichen Parks und öffentlichen Plätzen in ganz Wien – in Zusammenarbeit mit den Wohnpartnern in der Mitterhofergasse und der tatkräftigen Unterstützung
von 76 Kids aus der Wohnsiedlung.
… Jugendtreff Donaustadt! In Kooperation mit einer lokalen Filiale
der Firma SPAR holt das Jugi-Team Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist und die nicht mehr zum Verkauf geeignet sind, ab und verarbeitet diese weiter. Mit dieser Menge kann
ein- bis dreimal pro Woche eine große Anzahl an Jugendlichen verköstigt werden. Zusätzlich wird auch das Thema Nachhaltigkeit bearbeitet. Die Jugendlichen kochen, essen und erstellen gemeinsam
kreative Speisen. Dabei werden Lebensmittel verwendet, die sonst
im Müll landen würden, allerdings noch zum Verzehr geeignet sind.
Es wird dadurch ein starkes Bewusstsein für Lebensmittel erzeugt
sowie eigenverantwortliches Handeln angeregt. Und genau deshalb
haben der Jugendtreff Donaustadt und SPAR den Viktualia Award
2015 für das beste Projekt gegen Lebensmittelverschwendung in der
Kategorie „Schul- und Jugendprojekte“ gewonnen!
Gemeinsam kochen
und Bewusstsein schaffen
Der Jugendtreff Donaustadt bietet in
diesem Rahmen Interaktion, Begegnung,
Kommunikation und konstruktive Auseinandersetzung zwischen verschiedenen
Gruppen und Thematiken. Die Kooperation mit Spar leistet einen wesentlichen
gesellschaftlichen Beitrag, denn Jugendlichen wird damit ein neuer Zugang
zum Thema Nachhaltigkeit eröffnet. Die
kostenlose Zurverfügungstellung der Lebensmittel ermöglicht zudem eine warme, gesunde Mahlzeit für Jugendliche,
die teilweise kein geregeltes Ernährungsverhalten oder keine Möglichkeit dazu
haben.
Viktualia Award 2015:
Begründung der Jury
Der Aspekt der Vermeidung von Lebensmittelabfällen wird in einem sozial wertvollen Rahmen an Jugendliche vermittelt.
Dabei steht das gemeinsame Erleben im
Vordergrund. Das gemeinschaftliche Kochen ruft bei den Jugendlichen, für die
diese Erfahrung aufgrund ihres sozialen
Umfelds oft neu oder ungewohnt war,
besondere Begeisterung hervor.
Jugendtreff Donaustadt
Seite 14
Pro Jahr wirft jede/r ÖsterreicherIn
durchschnittlich 40kg Lebensmittel
im Wert von mehreren hundert Euro
weg. Dabei wären zwei Drittel der
weggeworfenen Lebensmittel noch
zum Verzehr geeignet. Supermärkte und Lokale entsorgen jährlich
mehrere Millionen Tonnen an noch
genießbaren Lebensmitteln. Sogar
Bauern und Bäuerinnen müssen
einen Großteil ihrer Ernte aussortieren, weil der Handel nur makellos aussehendes Obst und Gemüse
abnimmt.
Es war ein etwas anderes Programm,
das wir am Dienstag, den 12. Mai 2015,
für die Kinder und Teenies anboten. Anstatt Spielen und Tratschen war die Idee
mit ihnen – im Rahmen der Aktion „Wien
räumt“ – die Grünflächen in der Siedlung
zu säubern. Eine schöne Idee. Aber wie
lassen sich Kinder und Teenies dazu animieren den Müll von anderen aufzusammeln, wenn es manchmal schon einiger
Überzeugungsarbeit bedarf, dass sie ihren
eigenen Müll in den Mistkübel und nicht
in die Wiese werfen? Viel anzubieten hatten wir nicht, ein Eis als Belohnung für
jede/n, der/die mitgemacht hat und die
von der MA 48 zur Verfügung gestellten
Warnwesten, Arbeitshandschuhe, Kapperl
und speziell gekennzeichneten Müllsäcke.
Wenn zumindest eine Handvoll Kids teil-
nimmt, wäre es schon ein Erfolg, dachten
wir uns. Dann haben wir einige für einen
bewussteren und sorgsameren Umgang
mit ihrer Umwelt sensibilisiert. Dass wir
am Ende auf 152 tatkräftige Hände zählen
und somit einen Großteil des Mülls auf
den öffentlichen Plätzen entfernen konnten, war für uns eine riesen Überraschung
und ein voller Erfolg.
Am Tag der Aktion haben wir eine Runde
durch die Siedlung gemacht, um ein wenig Werbung zu machen. Anschließend
haben wir uns mit den Mitarbeitern von
Wiener Wohnen getroffen und alle TeilnehmerInnen mit Westen, Handschuhen
und Werkzeug ausgestattet. Daraufhin
sind die Kids mit ihrer Ausstattung durch
die Siedlung gezogen und haben Müll gesammelt. Dazu haben sie sich in Gruppen
zusammen gefunden und sich teilweise
selbstständig, teilweise mit unserer Unterstützung an die Arbeit gemacht. Nach
zwei Stunden waren ca. 50 Müllsäcke voll,
die Siedlung um einiges sauberer, die
TeilnehmerInnen mit einem Eis belohnt
und wir glücklich über diese gelungene
Aktion.
Robert Lejeune, Jugendtreff MIHO
Das Unmögliche denken...
Jugendtreff SOVIE
beim Hauptbahnhof eröffnet
Jugendräume J.at –
pimp my Jugendtreff, mission possible?
Der Besuch der Jubiläumsfeier des 5erHauses hatte unerwartete Folgen: Das Erstaunen, wie groß ein
Jugendzentrum sein kann („...schau dir das an, wieso haben die hier so viel Platz...“), konnten unsere
Jugendlichen direkt vor Ort bei den richtigen Leuten anbringen. Die Beschwerden und der Wunsch der
Vergrößerung des J.at wurden lautstark artikuliert, mit Ideen und Plänen untermauert und auch gehört.
Mit Jahresbeginn 2015 konnten wir,
durch Vermittlung von Gabi Langer, als
Projektpartner an der Sustainability Challenge (eine zukunftsorientierte, innovative und interuniversitäre Ringlehrveranstaltung von Uni Wien, WU, TU, BOKU)
teilnehmen.
Service Learning nennt sich die Methode
des experimentellen Lernens in dieser
Lehrveranstaltung. Der Schwerpunkt liegt
in der eigenverantwortlichen Arbeitsweise der Studierenden, in der Zusammenarbeit mit lokalen Projektpartnern und vor
allem in der Bearbeitung von tatsächlich
vorhandenen Bedürfnissen, Herausforderungen und Problemstellungen.
Pimp my Jugendtreff –
mission possible?
Die gestellte Aufgabe umfasste folgende
Zielsetzungen und Fragestellungen; dabei
war die Miteinbeziehung der tatsächlichen NutzerInnen vor Ort eine Grundvoraussetzung:
1. Technische Planung / Umbau:
Wie kann der Jugendtreff räumlich verändert und erweitert werden, so dass eine
optimierte Nutzung für die Zielgruppen
möglich ist? Welche Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden (Stakeholder,
Zielgruppen, Verwaltung, Grundeigentümer, Finanzierbarkeit, Machbarkeit…).
2. Klimatechnische Optimierung:
Welche Möglichkeiten gibt es im klimatechnischen Bereich eine nachhaltige,
ökologische, umweltfreundliche Verbesserung der aktuellen Situation zu erwirken?
Interdisziplinäre Zugänge waren gefragt.
Immerhin galt es sowohl Herausforderungen im technischen Bereich als auch im
Planungsdesign – unter Berücksichtigung
und Miteinbeziehung der jugendlichen
NutzerInnen und des Teams vom J.at – zu
meistern.
Von März bis Mai fanden 3 Workshops
mit der Gruppe der StudentInnen statt
(gemeinsam mit acht Jugendlichen, dem
Team vom J.at, Martin Richter aus der Verwaltungsabteilung und Vertretern von der
MA19), die einer Sammlung und Diskussion der unterschiedlichen Bedürfnisse,
Vorstellungen und Möglichkeiten diente.
Unser Ziel war ein Plan, der den starken
Fokus auf Machbarkeit hat.
Nach der Sammlung begann die Pla-
nungsphase der Studierenden und ein
interessantes, intensives Entwurfs-Ping
Pong – viele Mails mit Entwürfen, Telefonate, Besprechungen, Rücksprachen mit
dem Team, mit den Jugendlichen usw.
Unser aller Mehrwert und Lernerfahrung
war diese intensive Auseinandersetzung,
die Diskussion und Argumentationslinien
der verschiedenen Professionen.
Unsere Jugendlichen haben sehr konkrete
Pläne und Vorstellungen, wie das J.at optimiert werden kann, und bekamen hier
die erstmalige Möglichkeit ihr ExpertInnenwissen an StudentInnen weiterzugeben. Und sie sahen ein zeitnahes Ergebnis
ihres Engagements. Von dem konkreten
Ideenreichtum und der Diskussionskultur
der beteiligten Jugendlichen sind die StudentInnen immer noch beeindruckt – wir
kennen unsere Kids ja!
Auch für mich war es eine besondere Lernerfahrung: Wann hat frau schon die Gelegenheit so konkret an der Zukunft der
„eigenen“ Einrichtung mitzuplanen? Der
letzte Entwurf ist zudem einer, der auch
realistisch in der Umsetzung wirkt und
zumindest die Basis für mögliche weitere
Schritte bildet. Besonders positiv war hier
auch die Zusammenarbeit und Unterstützung durch die Abteilung Verwaltung –
danke an Martin!
Und jetzt … das nächste Projekt … where
is the money?
Susi Schrott, J.at
Wiens Jugendliche sind um ein tolles Angebot reicher! Jugendstadtrat Christian Oxonitsch, Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner
und Jugendzentren-Obfrau Tanja Wehsely präsentierten am Donnerstag, den 19. März 2015, den neuen Jugendtreff SOVIE. Die Jugendlichen haben für ihren Treffpunkt selbst Möbel gebaut und das
Logo entworfen, sie bestimmen bei der Programmgestaltung und
den Angeboten mit – genau so soll Jugendarbeit sein!
Die Offene Jugendarbeit ist mit dem
Jugendtreff SOVIE von Anfang an in dem
neu entstehenden und besiedelten Stadtentwicklungsgebiet rund um Hauptbahnhof und Sonnwendviertel verankert.
Die Jugendräume des Vereins Wiener
Jugendzentren sind Teil einer sozialen
Infrastruktur im Grätzel und dienen Jugendlichen zwischen 10 und 20 Jahren als
Treffpunkt, als Begegnungs- und Kommunikationsraum sowie als multifunktionaler
Projektraum. Direkt im Bildungscampus
Sonnwendviertel gelegen, können die
Jugendlichen auch den großen Sportplatz und den Turnsaal des Campus nutzen – ein sehr beliebtes Angebot! Die
JugendarbeiterInnen sind bereits sehr gut
im Stadtteil vernetzt, viel im Öffentlichen
Raum unterwegs und veranstalten Feste,
Sport-Turniere etc. im Stadtteil.
Der Jugendtreff ist am Mittwoch zwischen 17.30 und 19.30 Uhr geöffnet. In
dieser Zeit können die Jugendlichen Termine für die Nutzung der Räumlichkeiten
für Projekte sowie der Sportflächen vereinbaren. Die individuelle Nutzung ist von
Mittwoch bis Samstag möglich. An diesen
Tagen sind die JugendarbeiterInnen auch
in den Parks und auf Plätzen in der Umgebung für die Jugendlichen da!
Kontakt
Jugendtreff SOVIE
1100 Wien, Marianne-Pollak-Gasse 4
Telefon: 01/890 23 38
Mail: [email protected]
www.facebook.com/JTsonnwendviertel
Copyright: PID/Votava
Seite 15
DIY* oder
„Angriff der Kuscheltiere“
* Do It Yourself
In den Semesterferien wurde im
JUMP ein Projekt ins Leben gerufen, das Kinder und Teenies von
6-14 Jahren dabei unterstützen
sollte, eigene Ideen zu kreieren
und umsetzen zu können.
Um Bedingungen zu schaffen, unter
denen das erreicht werden kann, wurde
der Café-Bereich des JUMP umstrukturiert
und einige Bereiche eingerichtet, um den
Prozess auch für die Jüngsten zu ermöglichen. Also verwandelte sich die CouchEcke in eine Brainstorming-Zone, in der
bereits auf einer kleinen Ideenwand einige Aktionen zur Anregung bereitstanden.
Kinder und Teenies entwickelten jedoch
fast ausschließlich eigene Ideen – von
Kinderdisco über Halsketten Basteln bis
zu Merkball mit Erfrischungen.
Die Couch-Ecke war auch der Ort der
Gruppenbildung und wenn Idee und
Gruppe einmal gefunden waren, ging es
weiter in die Planungs-Zonen, wo Hinweise bereit lagen, was alles bei der Planung
zu bedenken sein könnte. In dieser Phase wurde jeder gebildeten Gruppe ein/e
Jugendarbeiter/in als Coach zur Seite
gestellt. Diese agierten jedoch sehr zurückhaltend und wurden nach und nach
weniger gebraucht. Es wurde getüftelt
und die Köpfe rauchten, oft ging es aber
auch rascher und unkomplizierter, als so
manche/r Jugendarbeiter/in gedacht hätte. Zur Orientierung gab es riesige, aufgemalte Zeitpläne. Und da zur Umsetzung
der Aktionen auch eine gewisse Menge
an Geld zur Verfügung stand, veranschaulichte der „Budgettopf“ auch für die Jüngeren den aktuellen Stand des noch verfügbaren Geldes.
Sobald einige Ideen beisammen waren,
musste die eigene Aktion vorgestellt
und beworben werden – dazu diente
das Redner/innen-Pult in Gold und mit
Mikrofon. Im Laufe der Woche versuchte
ein Großteil der Beteiligten – zusammen
mit ihrer Gruppe – zumindest einmal zu
überzeugen: Von ersten Versuchen vor
Publikum zu sprechen bis hin zu witzigen
Reden, in denen die Zuhörerenden gut
unterhalten wurden, war alles dabei. Anschließende demokratische Wahlen (mit
verschiedenen Abstimmungsmethoden)
entschieden, welche Aktionen in welcher
Reihenfolge umgesetzt wurden.
Die Aktionen waren sehr vielfältig und es
war möglich, sehr viele der Vorschläge
umzusetzen. Am Ende des Tages gab’s
immer gemeinsame Reflexionen (mit
lustvollen Reflexionsmethoden), in denen
sich zeigte, dass sich kaum jemand von
anderen verdrängt fühlte und alle Altersgruppen ihre persönlichen Erfolge feiern
konnten.
Das Schöne an dem Projekt: Man konnte
das Selbstvertrauen und die Kompetenzen vieler Beteiligter wachsen sehen.
Kooperation und Selbstorganisation
wurden gestärkt, Konfliktlösungsstrategien erarbeitet und demokratiepolitisches
Bewusstsein gefördert. Die altersmäßig
breite Zielgruppe nutzte die unterschiedlichen Kompetenzen der jeweils anderen
und kam sich in einem konstruktiven
Miteinander näher. Die verstärkte Selbstständigkeit und Kreativität wirkte – nach
Ende des Semesterferienspiels – spürbar
im Kinder- und Teenie-Betrieb nach.
Sonja Hellweger,
Jugendzentrum JUMP
DIY Fashion Update
aus der CUtv Jugendredaktion
Die Jugendredaktion von CU television hat für die vergangenen Sendungen Fashion Updates mit DIY-Tutorials erstellt. Die Mädchen geben eine Video-Anleitung, um einen Anhänger aus Fimo zu erstellen
oder eine Kette aus CDs, die einen ganz individuellen Look zaubert.
Jetzt reinschauen und ganz einfach mitbasteln! Weitere Fashion Updates sind für den Herbst geplant: www.facebook.com/CUtelevision
Seite 16
WUK J.at
Welten begegnen sich
J.at WUK
Die Idee von einem Austausch zwischen Schülerinnen der SchülerInnenschule im WUK und Jugendlichen vom Jugendtreff Alte Trafik
(J.at) lag schon länger in der Luft. Ziel war es verschiedene Lebenswelten zu veranschaulichen, zu erleben und diese damit auch besser
kennen zu lernen. Die Begegnungen sollten das Verständnis für andere und teils neue Einblicke in verschiedene Kulturen ermöglichen
und dadurch ein besseres Miteinander fördern.
Die SchülerInnenschule im WUK ist
eine nicht ganz alltägliche Schule. Der
Unterricht in der ganztägigen Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht basiert auf dem
Glocksee-Lehrplan, dessen vorrangiges
Ziel die Entwicklung der sozialen, kreativen und selbstbewussten Persönlichkeit
ist. Eigene Erfahrungen sollen in den
Lernprozess integriert und gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert werden.
Alle (60 SchülerInnen zwischen 10 und 18
Jahren, 9 LehrerInnen und alle Eltern) sind
gleichermaßen an den Entwicklungsprozessen der Schule basisdemokratisch beteiligt.
Wir beschlossen die Zielgruppe auf Mädchen einzugrenzen und einigten uns auf
zwei „Mädchentage“ im Februar. Zur Vorbereitung erzählten wir unseren Mädchen
von der „anderen“ Schule – besonders
nachhaltig war, dass es dort Zeugnisse
ohne Noten gibt. Das erste Treffen fand
nach den Semesterferien im zweiten Bezirk statt. Wir luden die Mädchen (circa 10
Mädchen von der SchülerInnenschule) inklusive zwei Lehrerinnen zu uns in den Jugendtreff ein. Einige der 12 bis 14-jährigen
Schülerinnen waren noch nie in einem
Jugendzentrum gewesen, deshalb zeigten wir zu Beginn unsere Räumlichkeiten
her und erzählten, was man hier so alles
erleben kann. Die anfangs noch recht verhaltene Stimmung lockerte sich bald auf,
als wir begannen am Volkertplatz Fußball
zu spielen. Die Mädchen waren wechselseitig voneinander überrascht, wie hoch
das Spielniveau war. Nach einer gemeinsamen Jause kam eine Jugendliche vom
J.at (Esra) mit ihrer Gitarre. Sie spielte und
sang uns sowohl türkische als auch englische Lieder vor. Die WUK Mädels blieben
mit ihrer Lehrerin bis zum Schluss unseres
Mädchentages – länger als geplant. An
diesem ersten, sehr gelungenen Begegnungstag nahmen circa 30 Mädchen aus
dem J.at (10 bis 19 Jahre) teil.
Beim nächsten Mädchentag trafen wir
(2 Betreuerinnen und 8 Mädchen) uns
schon eine Stunde früher im Jugendzentrum und fuhren dann gemeinsam in den
neunten Bezirk. Wir wurden herzlich mit
Kuchen und Saft begrüßt. Während die
einen sofort den Turnsaal in Anspruch
nahmen und dort (stundenlang) Merkball
spielten, haben uns die anderen Mädchen ihre Schule gezeigt. Wir durften auf
Stelzen gehen, das Klavier und Gitarren
ausprobieren und schrieben unsere Namen auf die Tafel. Die Größe der Schule,
die vielen und bunten Erlebnisräume beeindruckten unsere Mädchen besonders
– das war neu für sie. Der Alltag dort war
doch sehr anders als ihr gewohnter Schulbetrieb. Am Heimweg fragten die Mädchen „ob wir das jetzt jede Woche machen
und ob wir dann auch gleich dort schlafen
können“.
Der Austausch und die Begegnungen waren wechselseitig beeindruckend. Neben
Spaß und Einblicken in andere Lebenswelten (unterschiedliche sozioökonomische Lebenslagen und Bildungszugänge,
eine andere Mehrsprachigkeit…) ging
es auch darum Schule anders kennen zu
lernen: Schule als einen Ort der Begegnung. Als einen Ort, der nicht von Angst
besetzt ist. Als einen Ort, der Raum und
Zeit bietet, um sich individuell entfalten
zu können. Als einen Ort, wo Lernen Spaß
macht.
Es war ein gelungener Austausch, den wir
baldigst wiederholen wollen!
Anja und Susi vom J.at
Zum 10. Geburtstag ein neuer Name:
Aus Jugendtreff OPS wurde
Jugendstiege Wienerberg
VON NEET ZU SEED
Von der defizitorientierten hin zur konstruktiven
Interpretation der Begrifflichkeit NEET
Bereits zu Beginn meiner Tätigkeit im Projekt spacelab im Mai 2012
war in unserem Team (Offene und Aufsuchende Jugendarbeit) der
Unmut über das Akronym NEET Not in Education, Employment or
Training stark zu spüren. Mit jenem Begriff werden im Allgemeinen
negative Konnotationen verbunden, sei es das Wort Not, was bekanntlich auf Deutsch so viel wie Nicht bedeutet oder die Aussprache
des gesamten Begriffes NEET [engl., ni:t], welcher mit dem deutschen
Wort Niete stark assoziiert wird.
Der Jugendtreff OPS feierte im Jahr 2014 seinen 10. Geburtstag.
Da wir durch Leitungswechsel und Nachbesetzung eines offenen
Dienstpostens den „wirklichen“ Geburtstag versäumt haben, wurde
die Feier Mitte Dezember einfach nachgeholt.
10 Jahre – das ist eigentlich ein Kindergeburtstag: Es gab Torte, Knabbereien,
Spiele, Kinderpunsch und vieles mehr,
was zu einem Kinderfest im Winter dazu
gehört. Es war dann aber doch weniger
laut und weniger wild als bei manch anderem 10. Geburtstag. Viele haben trotz
des schwierigen Termins (eine Woche vor
Weihnachten) mitgefeiert – ihnen allen
hier noch einmal ein herzliches DANKE!
Etwas aus dem Rahmen eines 10. Geburtstags fiel der Höhepunkt der Veranstaltung – die Präsentation des neuen
Namen und des dazugehörigen neuen
Logos. In den vergangenen Jahren sind
wir nämlich neben unserer Tätigkeit in der
Otto-Probst-Siedlung auch wieder in den
Karl-Wrba-Hof zurückgekehrt. Zuerst in
Projektform, dann mobil, später mit einem
kleinen Stützpunkt und seit Ende 2012/
Anfang 2013 haben wir die Jugendräume
im BewohnerInnenzentrum Klub KW (das
ist – zur Erinnerung für alle, die den Verein
schon länger begleiten – im ehemaligen
Jugendzentrum Wienerberg).
Daher war die Bezeichnung Jugendtreff
Otto-Probst-Straße zwar für den einen
Standort gut passend, deckte aber nicht
den Anspruch und die Realität unserer
Arbeit ab. Schon gar nicht war es eine
Identifikationsmöglichkeit für unsere NutzerInnen, die zum überwiegenden Teil aus
dem Karl-Wrba-Hof kamen und kommen.
Die lange Namensform „Jugendtreff OPS
– jugend_stiege/klubKW“ traf es schon
eher, war aber weder gut zu schreiben
noch einfach zu sprechen. Wir fanden niemanden, der diesen Namen auf Anhieb
ohne zu stottern aussprechen konnte. Daher machten wir uns auf die Suche nach
einem neuen Namen.
Junge Menschen, mit denen wir an unseren Standorten und in den Stadtteilen darüber sprachen, nannten Bezeichnungen
wie Jugi, Juzi und Klub als „ihre Namen“.
Da sich aus diesen inoffiziellen Rufnamen wenig ableiten ließ, versuchten wir
aus schon bekannten Namensteilen etwas zu formen, das sich gut aussprechen
lässt (sehr wichtig), das ein wenig unser
Selbstverständnis abbildet (wichtig), das
Jugendliche nicht abschreckt (sehr wichtig) und das nicht peinlich ist (sehr, sehr
wichtig).
Mit Unterstützung von Maria Seebauer
aus der Öffentlichkeitsarbeit einigten wir
uns nach einigem Überlegen und etlichen
Versuchen, die oben genannte Bedingungen (vor allem die letzte) nicht erfüllten,
letztlich darauf den Begriff Jugendstiege
weiter zu verwenden – Jugendstiege als
Anspielung auf die Stiegen im Gemeindebau, auf den einen Ort „im Bau“, an dem
junge Menschen nicht vertrieben werden,
aber auch als Aufgreifen der bereits im
Karl-Wrba-Hof verwendeten Bezeichnungen (Projekt Stiege 41, jugend_stiege/
klubKW). Als Zusatz, der die Verortung
klar macht und unseren Auftrag und
Anspruch Jugendarbeit entlang des Erholungsgebietes Wienerberg anzubieten
verdeutlicht, griffen wir zudem den Namen des 2003 geschlossenen Jugendzentrums wieder auf – also Wienerberg. Und
so heißen wir seit Jänner 2015 Jugendstiege Wienerberg oder (kürzer) JUST Wienerberg oder (ganz kurz) JUST.
Das dazugehörige neue Logo entstand
problemlos: Die Wahl eines typografischen Logos lag auf der Hand, die Gestaltung wurde unserem Grafiker anvertraut. Damit war dieses Thema (okay, die
Farbauswahl war noch schwierig) binnen
kurzem erledigt.
Das Gesamtergebnis – Name und Logo –
bietet jetzt alles, was wir uns wünschen:
Ein kurzer, prägnanter, unseren Anspruch
und unser Einsatzgebiet umfassender Name mit einprägsamer grafischer
Darstellung, der eine Verbindung zur
Geschichte unserer Einrichtung bietet,
Freiheiten für Erweiterungen unseres Auftrags lässt und (wichtig!) sich ohne Versprecher gut aussprechen lässt.
Paul Dickinger, JUST Wienerberg
Andererseits wird durch diese Zuschreibung jene Zielgruppe, nämlich Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15
und 25 Jahren, die nicht in einer Ausbildung sind, die nicht arbeiten und sich
auch in keiner Kursmaßnahme oder keinem Training befinden, kurz gesagt, all
jene die ohne Beschäftigung sind1 , in eine
passive Rolle gebracht. Die aktive und gestalterische Rolle, die jeder Mensch an
sich in seinem Leben besitzt, wird ihnen
abgesprochen.
Bewegt durch diese Emotionen und Gedanken und, um einen neuen Begriff zu
finden, der mit positiven Zuschreibungen
verbunden wird, setzte ich mich mit der
Thematik auseinander und kam so auf
den Begriff SEED. Als Apronym steht er
für Searching for Education Employment
and Development, übersetzt auf Deutsch
bedeutet das Wort Samen.
Die Jugendlichen, die in dem Kontext metaphorisch als Samen bezeichnet werden,
können nur dann aufblühen, wenn jene
Rahmenbedingungen geschaffen werden, die für deren Wachstum notwendig
sind. Der Begriff SEED unterscheidet sich
dadurch vom Begriff NEET, als dass er der
Zielgruppe eine aktive Rolle zuschreibt.
In den Worten Searching for kommt der
Mensch als Suchender zum Ausdruck,
befreit von (oder geschützt vor) den Zuschreibungen einer passiven Rolle. Meiner
Erfahrung nach machen sich Jugendliche
und junge Erwachsene sehr intensiv Gedanken über ihr Leben und wollen ihre
Lebenssituation verbessern. Jedoch fehlen ihnen oftmals die Möglichkeiten, um
jene Schritte auch tatsächlich zu vollziehen. Die Verweigerung, in die Schule zu
gehen oder zu arbeiten beziehungsweise
ein Nichtstun-Wollen kann aus der Sicht
eines in eine passive Rolle Gedrängten
auch als eine Art von Unmut und Unzufriedenheit mit ihrer aktuellen Situation
interpretiert werden – sei es in der Familie, in der Schule oder in der Arbeit. Dieser Unmut spiegelt gleichzeitig auch die
gesellschaftlichen
Herausforderungen
wider. Die Frage lautet nun, ob wir uns
diesen Herausforderungen und unseren
Verantwortungen stellen wollen, anstatt
diese auf die Jugendlichen zu übertragen.
Die wesentliche Voraussetzung für positive Veränderungen in der Gesellschaft ist
ein neuer Zugang zu und ein neues Verständnis einer Beziehungskultur zwischen
der älteren und der jüngeren Generation,
die in erster Linie in der Erziehung, Bildung
und Arbeitswelt – oder anders gesagt:
einfach mitten im Leben – zum Ausdruck
kommen soll. Education und Employment
im SEED Konzept zeichnen sich durch die
Loslösung vom defizitorientierten hin
zum konstruktiven Denken und Handeln
in sozialen Interaktionen aus. Das Ziel ist
die Hervorbringung eines reflektierten
und hinterfragenden Menschen in der
Gesellschaft. Dabei wird sich die ältere
Generation ihrer Verantwortung bewusst,
da sie ja mehr Lebenserfahrung hat. Somit wird zwischen den Generationen eine
Beziehung auf Augenhöhe geschaffen,
in der mit Respekt, Liebe und Empathie
alle Menschen gemeinsam wachsen und
durch ein gelingendes Miteinander in ihrer Selbsterkenntnis gestärkt werden.
Development steht im Allgemeinen für
die Persönlichkeitsentwicklung und verweist auf die Potentiale und Stärken der
Zielgruppe selbst. Es geht in erster Linie
darum, den Jugendlichen zu vermitteln,
dass Selbsterkenntnis für die Selbstverwirklichung eine entscheidende Rolle
spielt. Jede/r Einzelne ist MeisterIn ihres/seines eigenen Lebens und somit
in der Lage, Strategien gegen Probleme
zu finden, um mit Traurigkeit, Frust, Enttäuschung, Überforderung und Verlust
umgehen zu können und um schließlich
sich selbst zu finden und verwirklichen zu
können.
Die Samen warten nur sehnsüchtig darauf, aus der Erde zu sprießen und uns
mit neuem Wissen und Erkenntnissen zu
nähren …
İbrahim Çelik, spacelab_umwelt
(Offene und Aufsuchende Jugendarbeit)
Wie auch Wikipedia zu entnehmen ist, können
für Beschäftigungslosigkeit verschiedene Ursachen zugrunde liegen: „Dabei wird zwischen
Ursachen auf der Makro-Ebene (der Gesellschaft
des Landes, Schulsystem und generelle Arbeitsbedingungen), der Meso-Ebene (einzelne Schule,
Firma, Ort) und der Mikro-Ebene (der einzelnen
Person) unterschieden.“ http://de.wikipedia.org/
wiki/NEET am 10.06.2015. Die Erörterung einzelner Ursachen würde den Rahmen dieses Artikels
sprengen und soll daher an dieser Stelle nur zum
Denkanstoß dienen.
1
Seite 17
Offene Jugendarbeit in der Extremismusprävention
Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema ist in der Fachzeitschrift "Deutsche Jugend", Ausgabe 7/8 2015, erschienen.
Seit über einem Jahr ist das Thema „Extremismus“ wieder einmal in aller Munde und vor allem auch in
allen Medien. Vordergründig geschieht das in Bezug auf junge Männer, meist mit, öfter auch ohne Migrationshintergrund, die „sich radikalisiert“ haben oder auch „radikalisiert wurden“ – je nach Interpretation
– und bereit sind für ihre Ideologie/Religion Gewalt auszuüben, unter Umständen auch zu töten. Auf der
anderen Seite erfahren Bewegungen wie die „Identitären“ durchaus Zulauf und, auch wenn es in der Offenen Jugendarbeit in Wien (im Gegensatz zu manch anderen Bundesländern) ein nicht so großes Thema
ist, unter autochthonen österreichischen Jugendlichen sind – gelinde ausgedrückt – „extreme“ Ansichten auch nicht unbekannt. Die „Beratungsstelle Extremismus“, die vom Bundesnetzwerk Offener Jugendarbeit geführt und vom Familienministerium finanziert wird, hat sehr bewusst darauf Wert gelegt sich
nicht ausschließlich um den laufenden Hype bezüglich religiösen Extremismus zu kümmern – sondern
um sämtliche Spielarten davon.
In diesem Artikel geht es aber nicht um
eine Theorie für das Phänomen (jugendlicher) Extremismus, vielmehr soll die Rolle
der Offenen Jugendarbeit im Kontext dieser Entwicklungen angesprochen werden
und warum diese eine wichtige Funktion
in der Extremismusprävention hat.
Ab dem Jahr 2012, also lange vor dem
medialen „IS-Hype“ im Sommer 2014, war
aus den Praxisberichten der Einrichtungen des Vereins Wiener Jugendzentren
immer wieder von einer Zunahme der
Bedeutung von Religion, einseitig-polarisierender Ideologie und einem signifikant
steigendem Antisemitismus unter einigen
Jugendlichen zu lesen. Vereinzelt gab es
auch bereits Fälle von jungen Männern,
die Richtung Syrien aufgebrochen waren
oder die das vorhatten. Mittlerweile ist
der „Trend zum Äußern extremer Ansichten“ wieder signifikant zurückgegangen,
wenn man das Thema auf „Islamischer
Staat“ reduziert. Von dieser scheinbaren
Entspannung sei aber eindringlich gewarnt: Antisemitismus, Homophobie,
abwertendes Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen aber auch gegenüber
jeglichen Andersdenkenden ist nach wie
vor weit verbreitet.
Die vom Landesjugendreferat der Stadt
Wien in Auftrag gegebene Studie unter
den NutzerInnen der Offenen Jugendarbeit in Wien „Offene Jugendarbeit im
Kontext polarisierend-abwertender Einstellungen, Haltungen und Identitäten bei
Jugendlichen in Wien" wird Ende 2015
dazu wertvolle Informationen auf vielen
verschiedenen Ebenen liefern.
Die Prinzipen der Offenen Jugendarbeit und ihre Funktion in der Extremismusprävention
Alleine die theoretische Auseinandersetzung hat bereits zur Erkenntnis geführt,
dass einige der Prinzipien der Offenen
Jugendarbeit in Österreich eine essentielle Rolle in der Extremismusprävention
spielen, wenn sie adäquat angewendet
werden.
Gemäß dem Theoriemodell der Offenen
Jugendarbeit in Wien soll Jugendarbeit
„Jugend ermöglichen“. Das Jugendalter
heute ist nicht länger ein Schonraum, in
dem Heranwachsende, von ökonomischen Zwängen größtenteils unbehelligt,
ihre Identität finden und sich durch – vielfach familiär vordeterminierte Wege – auf
ihre Berufstätigkeit vorbereiten. „Jugend
reibt sich immer weniger an der Erwachsenenwelt, sondern sucht früh sich in ihr
zu verbergen, in ihr unterzukommen.“1
In diesem Sinn spricht Lothar Böhnisch
davon, dass es zunehmend Aufgabe der
Jugendarbeit sein muss, Jugend zu ermöglichen, d.h. Jugendlichen die Chance
zu geben, sich jenseits der spezifischen
Anforderungen von Seiten der Erwachsenen- bzw. Arbeitsgesellschaft zu bewegen. „Sie trifft dabei vor allem auf sozial
benachteiligte Jugendliche, denen der
Experimentierstatus Jugend verwehrt ist,
oder den sie sich risikoreich zu erkämpfen versuchen und dabei immer wieder
in riskanten Bewältigungslagen hängen
bleiben.“ 2
Seite 18
Demzufolge sind es Kernaufgaben der
Offenen Jugendarbeit Entfaltungsmöglichkeiten, die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und die Schaffung von Anerkennungskulturen zu ermöglichen.3 Das
Konzept des Vereins Wiener Jugendzentren fasst zusammen „Offene Jugendarbeit 'ermöglicht Jugend' in diesem Sinne,
indem sie Raum, Zeit und Beziehungen
zur Verfügung stellt und dabei insbesondere die emotionale Komponente, die
Lust und den Spaß an der Sache, an der
Begegnung und Auseinandersetzung ins
Zentrum rückt.“ 4
Diesem Modell folgend spielen einige der
Prinzipien der Offenen Jugendarbeit5 eine
besonders wichtige Rolle:
Die Offenheit für alle interessierten Jugendlichen drückt sich in der Vermittlung
des Gefühls von Willkommen sein und
Wertschätzung gegenüber den Zielgruppen und deren Bedürfnissen und
Besonderheiten – ungeachtet von Weltanschauung, Herkunft, Bildung u.a. – aus.
Dem Prinzip der Offenheit folgend ermöglichen die Konzeption, Wahl und Gestaltung der Angebote einen möglichst
niedrigschwelligen Zugang. An der
Lebenswelt orientierte Experimentierräume und Beziehungsangebote werden,
frei von Konsumzwang, unmittelbar und
ohne spezielle Voraussetzungen oder Verpflichtungen zur Verfügung gestellt.
Das Kernprinzip der Offenen Jugendarbeit, aus welchem sich viel an der spezifischen Methodik ableitet, ist zweifelsohne
die Freiwilligkeit der Teilnahme und
daraus folgernd die Möglichkeit jederzeit
auszusteigen.
Die Professionelle Beziehungsarbeit,
die auch Vertraulichkeit und Transparenz beinhaltet, ermöglicht eine verlässliche, fachliche und emotionale Begleitung
Heranwachsender. Durch einen stabilen
Beziehungsrahmen werden Orientierung,
soziale Kompetenz, sowie Meinungs- und
Handlungsvielfalt in einer Zeit des „sich
Erprobens“ und dem Ausloten von Grenzen unterstützt. Eine besondere Rolle im
Kontext der Arbeit mit zum Extremismus
affinen Jugendlichen kommt dem Prinzip
des Parteilichen Mandates zu. Durch
das parteiliche Mandat wird Jugend als
gleichberechtigter Teil des Sozialraums
und der Gesamtgesellschaft unter den
Bedingungen ständigen sozialen Wandels gesehen. Gesellschaftlich wird auf
die Interessen, Rechte, Kompetenzen und
Bedürfnisse der Jugendlichen aufmerksam gemacht und sie werden bei der
Durchsetzung ihrer Anliegen parteilich
unterstützt. Im Kontext extremistischer
Ansichten ergeben sich hier für viele
KollegInnen einige Widersprüche. Zum
einen widersprechen schon viele Ansichten mancher Jugendlicher diametral den
persönlichen Werten der JugendarbeiterInnen – und auch jenen Werten, die Kraft
der Konzeption professionell vertreten
werden. Zum andern kommt es im Verhalten der Jugendlichen zu Übergriffen
gegenüber anderen Jugendlichen, denen
man genauso verpflichtet ist.
Grundsätze für die Arbeit mit Extremismus im Kontext Offener Jugendarbeit
Basierend auf den bisherigen Erkenntnissen lassen sich folgende Grundsätze bezüglich der Rolle Offener Jugendarbeit im
Kontext von extremen, polarisierend-abwertenden Einstellungen, Haltungen und
Identitäten Jugendlicher formulieren.
Diese Grundsätze sind generell anwendbar, unabhängig davon, ob es sich um
religiöse Motivationen oder ethnischnationalistischen Extremismus handelt.
Sie orientieren sich maßgeblich an den
Prinzipien Offener Jugendarbeit, sollen
handlungsanleitend sein und müssen in
der Praxis auf die Situation und Zielgruppe bezogen angewendet werden.
Offenheit für alle
Wie bereits in den Prinzipien beschrieben,
ist die Offenheit in Form einer „Positiven
Willkommenskultur“ in Kombination
mit der Freiwilligkeit der Teilnahme die
„strukturelle Tür“, die es der Offenen Jugendarbeit erst ermöglicht mit Jugendlichen bzw. Jugendgruppen in Kontakt
und Beziehung zu kommen, die anderen
nicht mehr zugänglich sind. Ermöglicht
wird das auch durch das Fehlen jeglicher
formaler Hürden, hoher Unverbindlichkeit
für die Jugendlichen bis hin zur Anonymität.
Im Rahmen der Arbeit ein offenes,
aber auch sicheres und konstruktives Umfeld für Disput ermöglichen
Hinter diesem Grundsatz versteckt sich
eine höchst anspruchsvolle Aufgabe,
nämlich die Jugendlichen so zu nehmen
und akzeptieren, wie sie sind, mit allen
ihren Meinungen (eben auch abwertend-polarisierenden), ihnen einerseits Sicherheit zu bieten und andererseits nicht
zuzulassen, dass sie selbst die Einrichtung
instrumentalisieren. Die Förderung von
Beteiligung und Übernahme von Verantwortung durch die Jugendlichen sind
wichtiger Bestandteil dieses Grundsatzes.
Eine eigene, klare und argumentierbare politische Position einnehmen
Eine akzeptierende Haltung gegenüber
den jugendlichen einzunehmen bedeutet
nicht keine eigene politische Position zu
haben. Ganz im Gegenteil ist es im Kontext von Extremismus sogar essentiell diese zu bilden und auch zu vertreten. In dieser Hinsicht wirkt die Offene Jugendarbeit
in ihrer Funktion als Teil der Bildungslandschaft und folgt der Menschenrechtspädagogik. In deren Mittelpunkt steht die
Gleichberechtigung aller Individuen und
in diesem Sinne stellt sie einen Gegensatz zu Ideologien der Ungleichheit dar.
Gleichzeitig regt sie an eigene Interessen
zu artikulieren und zu vertreten, was auch
im Sinne der Jugendlichen ist. Dieser
Grundsatz stellt eine besonders hohe Herausforderung dar, weil er die Authentizität
der JugendarbeiterInnen in besonderem
Maß fordert.
Die Lebenswelt der Jugendlichen
kennen
Was für Offene Jugendarbeit selbstverständlich ist, hat auch hier besondere
Bedeutung. Das Wissen um die unmittelbaren Lebensumstände der Zielgruppe
ist grundlegende Voraussetzung für die
Arbeit mit ihnen.
Professionelles Wissen zu den Themen, die die Jugendlichen bewegen
Kaum ein Punkt erzeugt in Österreich so
viel Disput in der aktuellen Diskussion
zur Arbeit mit „Radikalisierten“ wie dieser.
In der Diskussion versteckt sich die Frage nach der Rolle von Religion. Die eine
These besagt nämlich, dass nur religiös
fundiert Ausgebildete (also beispielsweise ReligionspädagogInnen oder Imame)
nachhaltig mit den Jugendlichen arbeiten
können, weil nur diese den Jugendlichen
den „richtigen“ (religiösen) Weg zeigen
können, indem sie die „richtigen“ Übersetzungen und Interpretationen liefern. Dem
widerspricht aber die – oft von denselben
Personen vertretene – These, das hätte
mit Religion gar nichts zu tun.
Am Ende geht es um einen Mittelweg.
SozialarbeiterInnen, JugendarbeiterInnen, TherapeutInnen, wer immer mit
diesen Jugendlichen arbeitet, kommen
nicht umhin sich mit deren Themen auseinander zu setzen und dazu gehört eben
auch die Religion. Aber es geht nicht um
tiefes sondern um solides Wissen – so
wie bei jedem anderen Thema auch, das
für Jugendliche wichtig ist. Arbeitet man
mit Jugendlichen, die starke Affinität zu
illegalen Substanzen haben, muss man
sich auch über diese Substanzen und ihre
Wirkungen informieren, aber nicht gleich
Medizin studieren.
Wie in diesem Beispiel, kann es auch in
der Arbeit mit von Extremismus gefährdeten Jugendlichen durchaus Sinn machen
fallweise eine/n ExpertIn beizuziehen.
Solides Wissen ist gefragt, will man professionell agieren. Ein komplettes einschlägiges Studium zum Thema ist nicht
notwendig, vor allem wenn es um Präventionsarbeit geht.
Über Handlungen urteilen, aber
nicht über die Person
Eine dauerhafte Arbeitsbeziehung auf
gegenseitiger freiwilliger Basis kann nur
funktionieren, wenn es ein gegenseitiges
Anerkennen der Person gibt. Im Fokus
der Kritik müssen daher die Handlungen
der Jugendlichen stehen, insbesondere
wenn es um Gewalt oder ihre Verherrlichung, um Rassismus, sei es verbal oder
real, geht.
Klare Grenzen setzen, unter gleichzeitiger Achtung der Person
Grenzen müssen möglichst klar definiert
sein und zwar Grenzen des Handelns und
auch Grenzen im sich Ausdrücken. Gren-
züberschreitung muss entsprechend angesprochen oder auch sanktioniert werden – ein Punkt, der manchmal schwer
fällt, weil man damit die Beziehungsqualität auf eine Probe stellt. Aber gerade bei
Menschen, die auf der Suche nach Orientierung sind, sind Grenzen umso wichtiger und immer wieder ist es fast überraschend, wie dankbar sie oft angenommen
werden. Nicht zuletzt sind sie auch ein
Zeichen dafür, dass man die Jugendlichen
ernst nimmt, dass es einem eben nicht
egal ist, was sie tun. Grenzziehung muss
schlüssig erklärt sein und nicht willkürlich
erscheinen.
Zeit und Kontinuität
Es ist wichtig sich darüber bewusst zu
sein, dass es sich bei Präventionsarbeit
und auch bei Deradikalisierung um etwas
handelt, das Zeit und Kontinuität braucht.
Es ist dabei wichtig sowohl den Prozess
im Auge zu behalten als auch angestrebte
(Zwischen)Ergebnisse zu formulieren und
diese regelmäßig zu überprüfen und zu
adaptieren.
Vieles des oben Beschriebenen ist eigentlich nicht neu. Dennoch ist es wichtig sich
diese im Grunde bekannten Grundsätze
wieder ins Gedächtnis zu rufen und auf
die aktuellen Notwendigkeiten hin zu
adaptieren. Wenn es auch gilt den meist
maßlos überzeichneten Dramatisierungen der Massenmedien entschieden zu
widersprechen und Einiges ins richtige
Licht zu rücken, darf nicht übersehen
werden, dass einige der polarisierendabwertenden Haltungen unter Jugendlichen signifikant im Steigen begriffen sind.
Das Ausmaß der Sympathie für den „IS“
und die „Gegenbewegung“ am politisch
rechten Rand der Gesellschaft lässt die
Hoffnung, dass diese Phänomene bald
wieder verschwunden sein werden, leider
nicht zu.
Schwerpunktwochen Identität 3.0
Im Monat März führten wir im Jugendzentrum Rennbahnweg den
dritten Teil der Schwerpunktwochen zum Thema Identität durch. An
sieben Abenden gingen wir mit den Jugendlichen der Frage nach,
wie sich Identität im Spannungsfeld von FreundInnen und Familie
abbildet. Dieses Vorhaben bearbeiteten wir anhand von vier alltagskulturellen Themen: Kleidung, Essen, Spielzeug und Sprache.
Die Jugendlichen überlegten, was in ihrem Freundeskreis in Sachen Kleidung ein
modisches No-Go ist und warum, schrieben es auf bunte Post-its und hefteten
diese an eine lebensgroße, im Jugend-Café von der Decke hängende Puppe. Auf
einer zweiten Puppe posteten sie die in
ihrer Familie verpönten Kleidungsstücke.
Beides konnte gut miteinander verglichen
werden. Welches Outfit bei FreundInnen
und welches bei der Familie hoch im
Kurs stand, pinnten die BesucherInnen
auf T-Shirts. Diese mitten im Jugend-Café
hängende Sammlung – dargestellt auf
Puppen und Shirts – zog die Blicke aller
unserer BesucherInnen auf sich und regte
zu vielzähligen Diskussionen an.
Eine Woche später behandelten wir mit
den Jugendlichen ein Thema, das für Jede
und Jeden täglich eine Rolle spielt: Essen.
Bei Eingangsaktionen, bei denen den BesucherInnen direkt nach dem Betreten
des Jugendzentrums eine Frage gestellt
wird, konnten sie auf Plakate schreiben,
was sie als letztes gegessen haben oder
sich über Dinge unterhalten, die man
am liebsten jeden Tag essen bzw. nie im
Leben essen würde. Auf diese kurzweiligen Fragen folgten an denselben Abenden etwas größere Aktionen: Einmal auf
Stoppschilder, die auf Papptellern klebten, schreiben, was man warum nicht
essen darf und für wie sinnvoll man das
selbst hält. Ein andermal wurde auf ge-
zeichneten Tischen der Unterschied zwischen Essen mit der Familie und Essen mit
FreundInnen veranschaulicht und die Frage gestellt: „Du hast zwei Euro, was glaubt
deine Familie, was du dir dafür zu Essen
kaufst? Was denken deine FreundInnen,
was du dir dafür kaufst?“ Und schließlich
die Auflösung, was er oder sie wirklich
damit einkauft. Die, die Lust hatten, konnten dies in drei kurzen Szenen nachstellen
und mit einer Kamera festhalten. Beim
Thema Essen zeigten sich die vielfältigen
Lebenswelten der TeilnehmerInnen am
deutlichsten: Von traditioneller Küche bis
Pizza, manches wurde nur mit FreundInnen gegessen, manchmal gab es bei Familie und FreundInnen das gleiche.
Bei unseren dritten Schwerpunktwochen zum Thema Identität waren viele
Jugendliche mit Spaß und großem Interesse dabei. Die Ausstellung machte ihre
Beziehung zur eigenen Familie und ihrem
Freundeskreis gut sichtbar und zeigte, womit sie sich identifizieren. Die Diskrepanz
in unterschiedlichen Haltungen bei Familie und FreundInnen zeigte aber auch,
dass sie mit verschiedenen Rollen gut
umzugehen wissen. Die Jugendlichen ließen sich auf die alltagskulturellen Themen
ein und reflektierten diese. Die vielfältigen
und farbenfrohen Ausstellungsstücke im
Jugend-Café sorgten auch noch einige
Abende danach für lebhafte Diskussionen
über die dargestellten Inhalte.
Werner Prinzjakowitsch,
Pädagogischer Bereichsleiter
Böhnisch (2012), Seite 140
ebenda, Seite 142
3
Wirkungskonzept, Verein Wiener Jugendzentren
(Hrsg.) (2012), Seite 10
4
ebenda, Seite 11
5
ebenda, Seite 14 sowie „Qualität in der Offenen
Jugendarbeit in Österreich“. Bundesweites Netzwerk offener Jugendarbeit (Hrsg.) (2011) sowie
„Glossar soziale Arbeit im Öffentlichen Raum“.
Krisch, Stoik, Benrazougui-Hofbauer, Kellner.
Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit (2011)
1
2
Jugendzentrum Rennbahnweg
RICHTIGSTELLUNG
zum Artikel von Caroline Niknafs in der vergangenen See You Zeitschrift
2/2014, der das dreitägige Bildungsmodul Identitäten zusammenfasst, bei
dem auch Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger referierte.
„Ich habe an keiner Stelle meines Vortrags behauptet, ‚dass vor allem nichtreligiös sozialisierte Menschen anfällig für Islamismus seien‘. Vielmehr verwende ich den sehr unbestimmten Begriff ‚Islamismus‘ nicht. Mein Vortrag
zielte u.a. darauf ab, zwischen verschiedenen Formen des Politischen Islam
zu unterscheiden und eben auch Unterschiede zwischen Gruppierungen wie
Milli Görüş oder den Muslimbrüdern auf der einen Seite und neo-salafitischen
und jihadistischen Gruppierungen auf der anderen Seite herauszuarbeiten.
In der Folge habe ich die sowohl aus unserer eigenen Beratungstätigkeit, als
auch aus der langjährigen Beratungstätigkeit professioneller Beratungsstellen in Deutschland Erfahrung wiedergegeben, dass vor allem nicht-religiös
sozialisierte Menschen anfällig für Jihadismus sind und es sich dabei fast
ausschließlich um Jugendliche und junge Erwachsene handelt, die keine religiöse Erziehung genossen haben, sondern entweder KonvertitInnen oder
de-facto-KonvertitInnen bzw. ‚wiedergeborene Muslime. Diese Aussage bezieht sich also ausschließlich auf Jihadismus und nicht auf andere Formen des
Politischen Islam, wie eben die im Vortrag sehr wohl auch angesprochenen
Muslimbrüder oder andere Formen des nichtjihadistischen Politischen Islam.
In der Diskussion ging es dann lediglich darum, ob ich dazu auch wissenschaftlich haltbare empirische Zahlen hätte. Dies habe ich wahrheitsgemäß
verneint, da es solche Studien bisher für Österreich nicht gibt.“
Thomas Schmidinger
Im Umgang mit dem eigenen Sprachverhalten gegenüber der Familie oder gegenüber Freunden wurde sehr genau differenziert. Welcher Tonfall bei der Familie
angebracht ist und wie sich dieser gegenüber FreundInnen verändern kann, wurde
sehr anschaulich anhand von alltäglich
benutzten Phrasen beschrieben. Sehr
lustvoll war es für die Beteiligten, Ausreden für versäumte Termine als WhatsApp
Nachricht auf große Blätter Papier zu
schreiben, um zu zeigen, wie sich diese
auf Grund der Adressaten unterscheiden.
Wir redeten mit Jugendlichen über Lieblingsspielsachen aus ihrer Kindheit, die
sie heute noch mögen und ließen sie
diese auf einem großen Plakat sammeln.
Sie gingen erstaunlich ernsthaft mit dem
Thema um: So erzählte ein 15-jähriger
Bursche ganz ehrlich und ohne von den
FreundInnen dabei beschmunzelt zu werden, dass er seinen Teddy aus Kindertagen
noch immer im Bett liegen hat, denn der
Teddy gehört einfach zu ihm.
Seite 19
Tipp:
Bücherboxen für Jugendliche
Tipp:
Copyright: PID/Votava
Die Büchereien Wien bieten seit dem
Frühsommer Bücherboxen speziell für
Jugendliche zum Verleih. ExpertInnen
der Büchereien haben die Boxen in Zusammenarbeit mit dem Verein Wiener
Jugendzentren entwickelt. Gemeinsam
wurden Themen festgelegt, die junge Erwachsene interessieren. Die ersten beiden
Themen „Liebeslust und Körperfrust“ sowie „g’sund und gschmackig“ waren rasch
gefunden – und auch die passenden
Buchtitel. Diese sind speziell auf die Zielgruppe zugeschnitten. Neben Sachbüchern finden sich in den Boxen vor allem
auch Ratgeber und kurze Erzählungen.
Darüber hinaus laden Comics und Quizbücher zum Blättern und gemeinsamen
Schmökern ein. Die auffälligen orangen
Boxen animieren die Teenies dazu, sich
ihre Bücher selbst auszusuchen. Die BesucherInnen der Jugendeinrichtungen
haben so die Möglichkeit, ganz zwanglos
das eine oder andere Buch aufzuschlagen,
sich darin zu vertiefen und Lesewelten für
sich (wieder) zu entdecken. Im kommenden Herbst wird das Angebot noch um
zwei weitere Themen – „Comic/Manga/
Graffiti“ und „Mode/Kreativität/textiles
Werken“ – ausgeweitet.
Unterstützung in der täglichen Arbeit
en geben Hilfestellung bei thematischen
Gruppen- und Einzelgesprächen. Die
Arbeitshefte unterstützen mit konkreten
Beispielen, wie Aktionen und Aktivitäten
gesetzt werden können. Als gemeinsames Event können so zum Beispiel die
Rezepte aus den Büchern der „g´sund und
gschmackig“-Box gleich im Jugendzentrum nachgekocht werden. Kochen zählt
zu den Klassikern in der Jugendarbeit.
Nicht nur die gesunde Versorgung spielt
dabei eine Rolle, es geht auch um Wissens- und Kompetenzvermittlung rund
um Kochen und Ernährung. Somit verbindet das gemeinsame Kochen und Essen
Theorie, Praxis und Spaß optimal!
Wo gibt’s die Boxen?
Der Service ist für Wiener Jugendvereine
kostenlos. Sie können sich unter
www.medienverleih.mediawien.at
registrieren und die Boxen bis zu einem
Jahr im Voraus reservieren und in einer
beliebigen Zweigstelle abholen. Die Boxen können bis zu vier Wochen gratis entlehnt werden.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Boxen ist
es, JugendarbeiterInnen im außerschulischen Bildungsbereich mit (Fach)Literatur
zu unterstützen. Pädagogische Materiali-
Film ab!
Vor mehr als 3 Jahren wurden
die One World Filmclubs (OWFCs) ins Leben gerufen und sie
boomen gewaltig! Auch in den
Wiener Jugendzentren stoßen
die Filmclubs auf großes Interesse. Einige Jugendtreffs und
Jugendzentren gründeten gemeinsam mit den Jugendlichen
Filmclubs und zeigen Filme zu
Gerechtigkeit, Flucht, Rassismus, Mann-Frau-Themen etc.
Die Filme bewegen, empören,
regen zum Nachdenken an, liefern Gesprächsstoff und machen
Spaß!
Das Team der OWFCs steht den 14- bis
19-Jährigen gerne beratend zur Seite,
wenn es um die Filmauswahl oder die
Organisation der Filmvorführung geht.
Ganz neu ist ein Newsletter für die JugendarbeiterInnen, in denen die OWFCs
passende Filme zu gerade aktuellen Themen – sei es Identität, Mädchen- oder
Burschenthemen, Politische Bildung und
Wählen – präsentieren und auch Rückmeldungen aus anderen Jugendzentren
weitergeben.
Einen sehr netten Film – Aleyna – Little
Miss Neukölln (15 Min., Deutsch, ab 12)
– möchten wir hier kurz vorstellen, fand
er doch großen Anklang in den OWFCs
in den Jugendeinrichtungen: Aleyna wird
zwar in der Schule oft gehänselt wegen
ihrer „Dicklichkeit“, wie sie es nennt. Doch
ihr großer Traum ist es, Bollywoodtänzerin zu werden und davon lässt sie sich
nicht abhalten ... Große Empfehlung für
Mädchengruppen! „Der Film ist sehr gut
angekommen. Wir haben Körper und
Schönheitsideale diskutiert, auch die
Unterstützung der Eltern war Thema“
(OWFC-JZ Meidling). „Viele persönliche
Anknüpfungspunkte“ (OWFC-Klub KW).
„Wir diskutierten viel über Mobbing,
Umgang miteinander und Vorurteile in
Zusammenhang mit dem äußeren Erscheinungsbild... Der Kinonachmittag hat
allen sehr viel Spaß gemacht" (OWFC-Juvivo 15). „Wir haben v.a. die Themen Mut
und Mobbing diskutiert und uns den
Film gleich 2x hintereinander angesehen“
(OWFC-flash).
Neugierig geworden? Die One World
Filmclubs sind gratis, alle Infos und den
Kontakt findet ihr auf
www.oneworldfilmclubs.at
Mädchentanzfest
Kids in Fashion:
Die große Abschluss-Show am
24.10.2015 im MGC St. Marx
Das Modeprojekt des Vereins Wiener Jugendzentren, bei dem sich auch heuer
wieder hunderte NachwuchsdesignerInnen aus ganz Österreich mit ihren Modevisionen beteiligt haben, geht ins Finale.
Am 24.10.2015 startet die Show ab 18.30
Uhr mit der Ausstellung der Originalzeichnungen, ab 20 Uhr werden die Siegermodelle von Nachwuchsmodels am Catwalk
präsentiert.
Freie Spende! Bitte um Anmeldung unter
Zukunftskonferenz
Das große Mädchentanzfest geht in die fünfte Runde! Am Samstag, den 07.11.2015,
warten von 14 bis 21 Uhr ein großer Tanzwettbewerb, Stylingzone, Fotoecke, Buffet und
Disco auf alle Mädchen und jungen Frauen zwischen 8 und 19 Jahren. Das Motto der
Veranstaltung lautet Girls only! und das gilt nicht nur für die Teilnehmerinnen sondern
auch für das Publikum. Mitmachen, aber auch Zuschauen, ist gratis!
Jugendzentrum come2gether, Baumgasse 75, 1030 Wien
[email protected]
des Gesellschaftsklimabündisses
12.01.2016, Wappensaal,
Rathaus Wien
Organisationen, Gruppen, Netzwerke, Interessensvertretungen und Einzelpersonen entwickeln auf der Zukunftskonferenz gemeinsam eine Vision vom Zusammenleben und
der Teilhabe am Beispiel der Menschenrechtsstadt Wien. Dabei geht es um das Wahlrecht, Wohnen, Bildung, Arbeit, Gesundheit, Armut und Reichtum, Verteilung und Mobilität. Wie können in all diesen Bereichen demokratische Beteiligung, soziale Inklusion,
Lebensqualität und die Beachtung der vorhandenen Vielfalt gewährleistet werden?
Eine Konferenz vom Gesellschaftsklimabündnis, einer Plattform aus Organisationen und
Institutionen zur Verbesserung des gesellschaftlichen Klimas:
www.gesellschaftsklima.at
Singen, tanzen,
musizieren –
wir starten in die Jubiläumssaison 40 Jahre Musisches Zentrum Wien!
Das Musische Zentrum Wien ist ein offenes Kunst- und Kulturhaus. Wir haben Lust am
Experiment und mögen die Vielfalt der Kinder- und Jugendkultur. Wir sind ein Ort der
kreativen Auseinandersetzung mit Musik, Tanz, Theater und mehr, und das schon seit
1976. Feiern Sie mit uns – das ganze Jahr über wird es Veranstaltungen geben!
13.03.2016: Eröffnung der Ausstellung „40 Jahre Musisches Zentrum Wien“ im Bezirksmuseum Josefstadt
Copyright: Erich Gerold